Mac41 hat geschrieben:Und daran geilen wir uns jetzt die nächsten 20 Jahre auf!
Madrid, Barcelona und jetzt der VfB, damals Europapokal und jetzt eine halbe Stunde Bundesliga. Das ist anscheinend Zeitgeist. Wir sind bescheiden geworden.
Mac41 hat geschrieben:Du kennst mich, ich bin kein ewig Gestriger, der zuhause im Lehnstuhl die alten Schlachten nachträumt.
Aber mir geht es gewaltig auf den Keks, nach der Stimmungsdiskussionen der letzten Wochen z.B. gegen Frankfurt, wo der Betze nicht nur auf dem Platz moralisch die Hucke voll bekam, das sich jetzt wieder an 30 Minuten aufgegeilt wird. Hinzu kommt dieses Schielen in die Landeshauptstadt, bei der ein Torwart, der vor einigen Wochen noch als Nasstoilette bezeichnet wurde, den Betze zur Fanvergleichsdebatte heranzog. Eine Relation, die so garnicht geht, da es zwischen Nichts und Existent nichts zu Vergleichen gibt.
Was hier geschieht ist doch nur mediales Schulterklopfen, das die nächsten Möchtegerneventies in die Kurve zieht, die mit pinkfarbenen Handys kleine Videos verschicken unter dem Motto: Schau mal, ich steh in der West.
Das ist so ein Vergleich wie Katzenberger und Katharina Witt. Beide haben sich schon ausgezogen, die eine für den D&W Kalender, die andere für den Playboy.
Hallo Mac, erst einmal die nicht böse gemeinte Frage, ob du Samstag im Stadion warst.
Ich vermute eher nein. Denn als Betze-Kenner, wie du einer bist, würdest du heute mit dem Herz und nicht mit dem Kopf schreiben.
Natürlich neigen wir zu Übertreibungen: Frankfurt Bankrotterklärung, Beerdigung des Mythos vs. Stuttgart Betze Feeling pur, Tribünen als Waffe. Auch das Beispiel Wetklo geht in diese Richtung.
Wir können einfach nicht raus aus unserer Haut. Werauchimmer druckt sich schon die Route nach Paderborn aus, andere rechnen den Abstand auf Mainz aus. Das Pendel kommt nie zur Ruhe. Extrem links nach extrem rechts und zurück....
Auch mit dem medialen Schulterklopfen hast du Recht - wie man jetzt in Mainz sieht. Von der Boygroup zum Untergang, in paar Wochen.
Aber - lange Einleitung, zu lange Einleitung

- um dem geschätzten Paul zu widersprechen: Dieses Spiel wird lange halten, die Legendenbildung ist bereits in vollem Gange, siehe FAZ, SZ und Co.. Und ja, Mac, hier folge ich dir nochmal (aber zum letzten Mal), diese Legendenbildung wird die Möchtegerns magisch anziehen. Für den Schatzmeister ist der vergangene Samstag Gold wert.
Die 40.000 FCK-Fans, die da waren, werden dieses intensive Gefühl wieder erleben wollen. Und die Zigtausend, die es vom Hörensagen erfahren haben, wollen es überhaupt mal erleben.
Es gab Szenen, die ich sehr sehr lange nicht auf dem Betze gesehen habe. Ok, wir haben in den letzten Jahren mal Lincoln beim Elfer zum Weinen gebracht oder den Löwen - auch beim Elfer - einen Gehörsturz verpasst. Aber Samstag war noch mal ein anderes Niveau. Da muss man schon weit in die 90er zurückblättern.
Als sich der Holländer mit B. auf den Hosenboden gesetzt hat, hat der Betze nicht nur gebebt, er ist fast geplatzt. Streicht das "fast". Aus meiner guten Sicht zufolge waren auf der Süd 5.000 Leute gestanden und haben gewedelt und gegeifert, dass einem Betze-Neuling Angst und Bange werden musste. Und das ging nicht nur 60 Sekunden.
Diese faszinierende Energie, die dieses Stadion entwickelt! Egal, wie groß es wird oder einen Knick ins Dach bekommt. Ich glaube langsam, wir könnten uns auch hinter schalldichten Wänden bemerkbar machen.
Auch die Spieler haben sich davon anstecken lassen. Nicht nur bei Ivo und Tiffy ist der Betze-Blitz eingeschlagen. Sagt mir bitte nicht, dass Ivo dieses Tor ohne dieses Stadion schießt. Siehe auch Bayern-Spiel.
Und das erinnert mich an die 90er: Hier hatten viele unserer Spieler diese Antennen, die die Energie aufsogen und damit heiß liefen.
Marco Kurz hat es treffend formuliert, nach dem Spiel: Einige Spieler seien nach 70 Minuten k.o. gewesen - aber das Feuer auf den Tribünen habe die leeren Akkus wieder aufgeladen. Auch das kennen wir von früher, als die Spieler die dritte Luft bekamen. Fragt mal Winnie Schäfer!!
Können die dagewesenen sich eigentlich noch an irgendwelche Fangesänge in den letzten 20 Minuten erinnern - waren es überhaupt 20, ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Nein, keine Vorschläge? Ich auch nicht. Es war nur Krach.
JAAAAAAAAAUUUUUUFGEHKOOOOOMLOOOOOSPFUUUUUIIIUUIIIIIIHHHHJAAAAANACHVORNE.
Durchgehender Krach. Das muss man sich mal vorstellen. Es war 20 Minuten keine Sekunde auch nur annähernd leise. Ok, am 18.5 hatten wir das auch. Aber hier machten sich unsere Verlustängste Luft. Am Samstag war es die pure Lust am Hass, die pure Lust, das Betzefeeling auszuleben und auszukosten. Bis zum letzten Tropfen. Ohne den schweren Rucksack der vergangenen Jahre.
Dieses Spiel wird zu unserer Identitätsstiftung beitragen. Es wird unseren Glauben stärken. Uns Kraft geben. Amen.
Lang lebe der neue, alte Betzegeist!
"Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden." (Nick Hornby, "Fever Pitch") #Unzerstörbar