Ein guter Text, allerdings...
ist es oftmals eine Gratwanderung.
Wenn ich das richtig verstanden habe, bestand die Depression (plus Versagensängste) schon seit mindestens 2003, also vor dem tragischen Tod der Tochter. Hier trifft die Person Enke mit seinem Ehrgeiz auf die Ellenbogen der Gesellschaft und die anderen Ellenbogen sind stärker. Er ist überall die Nummer 2. Aber second place is the first loser. Dass er unter den besten Trainer in anerkannten Topclubs trainiert scheint ebenfalls nur ein schwacher Trost zu sein. Die einen sind ihre ganze Karriere Nr. 2, Robert Enke hat dies vielleicht mehr zu schaffen gemacht. Davon abgesehen scheint er wirklich ein sensiblerer Mensch gewesen zu sein.
Der Text ist gut, aber es ist doch so verdammt schwer sich dem zu entziehen.
Denken wir in unserem Verein an den Fall Marco Engelhardt. Ein junger Kerl wird Kapitän eines Klubs im Abstiegskampf und spielt aus der Sicht der Mehrheit richtig schlecht. Was war das für ein Spießrutenlauf im eigenen Stadion für den? Wegen eines Fussballspiels! Andere haben sich wegen mobbing auf facebook schon das Leben genommen. Wie fühlt man sich erst, wenn einen 35 000 Leute niedermachen?
Marco Engelhardts gibt es überall. München hat seinen Rensing, Werder hatte seinen Pannenolli und Berlin hatte vor kurzem seinen Torwarttrottel, um nur einige zu nennen.
Der Druck ist auch abseits des Fussballs enorm. Auf jedem Pausenhof, in jeder Zeitarbeitsfirma oder im Privatleben.
Niemand rechnet mit so schlimmen Folgen des ganzen Drucks im Fussball (vereinfacht formuliert). Weder van Gaal bei Gomez, noch Jogi Löw bei Kuranyi, noch unsere Verantwortlichen bei Anel Dzaka. Wahrscheinlich nicht mal Dieter Bohlen bei seinen Kandidaten. Das gehört eben alles zum Geschäft, bzw. zum Spiel auf das man sich eingelassen hat. Darauf ist unsere Gesellschaft aufgebaut, vom Kindergarten an. Und einige (bzw. viele!), das hat der Autor des Textes schön zusammengefasst, sind dem Spiel nicht gewachsen. Sei es im Fussball oder außerhalb.
Leider ist alles (gesellschaftlich, als auch bei Robert Enke)noch viel komplizierter und die Hoffnung, dass der Freitod von Robert Enke was verändern wird ist naiv. Aber neben all den beschämenden (überwiegend medialen) hässlichen Fratzen hat er viele Menschen auch etwas wachgerüttelt und lässt sie näher zusammenrücken. Hoffentlich bleibt was hängen...