GAZPROM-VORSTELLUNG AUF SCHALKE
Glasperlen und Fleecepullis
Von Christoph Biermann , Gelsenkirchen
Mit einer opulenten Show hat sich das russische Unternehmen Gazprom heute als neuer Hauptsponsor des FC Schalke 04 in der Arena zu Gelsenkirchen präsentiert. Die Fans wurden mit Präsenten überhäuft. Vorgenommen hatte sich der Gasriese aber etwas ganz anderes.
Authentisch sollte die Vorstellung des neuen Sponsors des FC Schalke 04 ausfallen. "Mit wenig Getöse", so hatte Gazprom angekündigt, wolle sich das Unternehmen dem Publikum zeigen. Doch der Unterschied zwischen Ankündigung und Vollzug hätte kaum größer sein können, denn noch nie hat sich der Sponsor eines deutschen Fußballclubs so wenig dezent und mit so viel Getöse vorgestellt. Schon vor dem Spiel gegen den FC Zenit St. Petersburg, der ebenfalls von Gazprom gesponsort wird, sahen die Zuschauer in der abgedunkelten Stadion-Halle nur den illuminierten Anstoßpunkt mit dem Logo des Gastgebers und dem Schriftzug des neuen Geldgebers.
Im Lichtkegel der Scheinwerfer wurden dann die Spieler einzeln hereingebeten als wär's Holiday on Ice, und als sie mit dem Aufwärmen fertig waren, übernahm wieder Gazprom die Show. Erneut wurde es dunkel und acht beleuchte Fesselballons mit dem Schriftzug des Unternehmens stiegen auf. Die Zuschauer in der ausverkauften Arena hielten ihre königsblauen Leuchtstäbchen hoch, und die Präsentation mit Getrommel und Fahnenprozession begann. Ein Dutzend Tänzer und Tänzerinnen bewegten sich erst zu unspezifischem Rockgedonner, dann wurde das Musical zum Weihespiel. Ein überdimensionales Schalke-Trikot hing plötzlich an einem Stahlträger unter dem Videowürfel. Es wurde dort wie ein Kultgegenstand den Gläubigen präsentiert und dann zur Fankurve getragen, um es symbolisch dem Publikum zu übergeben.
Die opulente Präsentation erinnerte noch einmal daran, wie wenig selbstverständlich es eigentlich ist, dass der russische Staatskonzern auf den Schalker Trikots wirbt. Allein schon der Zweck dieser Bemühungen zeigt das, denn keine Privatperson kann hierzulande direkt Kunde von Gazprom werden. Die deutschen Statthalter der Russen teilten am Tag vor dem Spiel mit, dass es darum gehen würde "ein korrektes Bild des Unternehmens zu vermitteln". In dieser Hinsicht sei Schalke "ein unvergleichliches Instrument der Kommunikation".
Früher, in den Zeiten des kalten Krieges, nannte man so etwas noch Desinformation oder Propaganda. Denn selbstverständlich geht es Gazprom nicht darum, ein wahres Bild zu vermitteln, sondern mithilfe von Fußballbegeisterung das negative Image des russischen Gasmonopolisten zu korrigieren, in dem Korruption und politische Instrumentierung durch den Kreml eine große Rolle spielen. Daher will Gazprom auch eine amerikanische PR-Firma mit einer groß angelegten Kampagne beauftragen. Das schlechte Image schadet dem Expansionsdrang des Unternehmens mit den vollen Kassen. Als Gazprom etwa versuchte, sich in das britische Energieunternehmen Centrica einzukaufen, gab es empörte Aufschreie.
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Quelle und kompletter Text: Spiegel online
http://www.spiegel.de/sport/fussball/0, ... 12,00.html
Meine Meinung: Ganz erbärmlich für einen solchen Traditionsverein, da erinnert man sich doch lieber an bessere Zeiten:
„An Gott kommt keiner vorbei - außer "Stan" Libuda.“
Mod-Edit: Text etwas gekürzt wegen Copyright und so. Kompletter Text siehe Link.