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Aufarbeitung der Ära Jäggi erforderlich?

Fragen, Antworten und Anekdoten zur Geschichte des FCK.
Mörserknecht
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Beitrag von Mörserknecht »

Rückkorb hat geschrieben:
Sicher kannst du Einsicht zeigen, wenn es nötig ist, wobei ich dir krumm nehme, dass ich nun noch steuerrechtliche Kompetenz entwickle. Ich darf zitieren:

1.
BFH 2.12.1999
An eine solche tatsächliche Verständigung sind die Beteiligten nach Treu und Glauben gebunden und zwar auch dann, wenn die Verständigung nicht alle Punkte umfaßt und der Steuerpflichtige Einspruch gegen die Bescheide einlegt.

2.
BFH-Urteil vom 24.1.2002 (III R 49/00) BStBl. 2002 II S. 408
...


Nicht schlecht, ich gebe mich geschlagen. Ich kannte ausschließlich das Urteil aus dem Jahre 1996 und wenn ich mich recht erinnere, war da nur von einer Bindung des Finanzamts die Rede.

An meinem aktuellen Arbeitsplatz hab ich leider keinen juris-Zugang, so daß ich mich auf meine Erinnerung an das 96er-Urteil verlassen mußte.

Ok, der BFH läßt zwar offen, ob es sich um einen öff.-rechtl. Vertrag handelt, nimmt aber eine Bindung aus Treu und Glauben für beide Seiten an.

Meiner bescheidenen Auffasung nach ist das falsch, weil Verträge über die Steuerschuld nunmal nicht gehen (aus den o.g. Gründen), aber de facto jetzt offenbar doch anerkannt werden. Egal, auf mich wird der BFH nicht hören.

Nun ja, dann ist der Vorwurf, man hätte gleich vorsorglich fristwahrend Einspruch erheben müssen, ziemlich blöd und mein für unwahrscheinlich gehaltener Einwand des venire contra factum proprium träfe genau ins schwarze.

Bleibt noch der Widereinsetzungsantrag und wir stimmen (wieder) überein ... übrigens auch in dem Punkt, daß die Fristen abgelaufen sind.

Rückkorb hat geschrieben:
Da man sich bei der tatsächlichen Verständigung nur über Tatsachen verständigen kann, wäre es meines Erachtens schon erforderlich, eine Eingrenzung des Sachverhaltes vorzunehmen. Zugespitzt: Nur eine Verständigung über die Höhe ohne sachverhaltliche Bezugnahme kann ich mir nicht vorstellen. Und selbstverständlich ist eine tatsächliche Verständigung über den Rechtsgrund nicht möglich, da dies eine unwirksame "rechtliche" Verständigung wäre.


Ja, ich meine, man konnte sich nicht rechtmäßig über das Bestehen der Steuerschuld im Falle Djorkaeff verständigen. Meiner Auffassung nach bedeutet das, daß man sich nicht über die Tatsachen, welche den Rechtsgrund betreffen einigen kann, sondern nur über Tatsachen, welche die Höhe der Steuerschuld betreffen.
Wäre nämlich ersteres möglich, könnte das Finanzamt durch schlichte Vereinbarung mit dem Steuerpflichtigen eine Steuerschuld u.U. ganz ausschließen. Das wäre letzten Endes eine Änderung der Rechtslage, nämlich insofern, daß schon dem Grunde nach keine Steuerschuld besteht und der Behörde sozusagen ihre VA-Befugnis abhanden kommt.

Aber, wie man sieht, ist dem BFH alles zuzutrauen ...
[/b]
Gislason, wink emol!
Rückkorb
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Beitrag von Rückkorb »

Mörserknecht hat geschrieben:
Ja, ich meine, man konnte sich nicht rechtmäßig über das Bestehen der Steuerschuld im Falle Djorkaeff verständigen. Meiner Auffassung nach bedeutet das, daß man sich nicht über die Tatsachen, welche den Rechtsgrund betreffen einigen kann, sondern nur über Tatsachen, welche die Höhe der Steuerschuld betreffen.
...
Aber, wie man sieht, ist dem BFH alles zuzutrauen ...
[/b]


Dem stimme ich zu wie ich auch deine Restskepsis aber auch in der ganz geringfügigen Größenordnung teile. Es ist in den einschlägigen Urteilen immer wieder die Rede davon, dass die tatsächliche Verständigung "insbesondere" bei Schätzungsfragen in Betracht kommt, wobei zu fragen ist, was denn neben dem "insbesondere" dann noch heranziehbar sein soll, wobei es dann - sicher nicht unerwartet - Stimmen (Erbitte um Nachsicht, dass ich uns allen hier eine Quellenangabe erspare) gibt, die die Grenzen auf eine rechtliche Verständigung ausweiten wollen. Im Ergebnis bin ich dann aber bei dir, denn darauf zu spekulieren, dass die tatsächliche Verständigung zwischen dem FCK und dem Finanzamt rechtswirksam sei, wäre meines Erachtens unseriöses juristisches Abenteuerertum. Insofern korrigiere auch ich mich.

Die damit verbundene Haftungsfrage trifft aber klarzustellen nicht nur Jäggi (und Göbel), sondern auch die rechtlichen Berater (was bei einer durchaus vorstellbaren Beratungsresistenz natürlich wiederum nicht gilt).

Und da wird es dann schon so richtig spannend:
Hat der Vorstand um Jäggi ab Verkündung der Strafurteile gegen die alte Riege rechtlichen Rat zur Angreifbarkeit der auf der tatsächlichen Verständigung beruhenden Steuerbescheidung eingeholt?
Wer einschließlich des Aufsichtsrates hat sich die damit befasst bzw. wie zu diesem Themenkomplex verhalten?
Wenn es hierzu rechtliche Berater ab Verkündung der Strafurteile gab: Wer waren die "Kollegen"?

Würde mich wundern, wenn im FCK-Umfeld da auf Dauer wirklich alle, die etwas wissen, dicht halten würden.
Auch das kann ein Rückkorb noch aufladen.
geist
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Beitrag von geist »

Auch von mir Glückwunsch an die Diskutanten für die gehaltvolle Diskussion an dieser Stelle, gefällt mir. Auch wenn ich natürlich zugeben muss, dass ich bei den letzten Ausführungen zwischen Mörserknecht und Rückkorb nicht mehr vollständig in der Lage war zu folgen. Generell vermisse ich aber neben den ganzen juristischen Betrachtungen etwas den politischen Blickwinkel. Deswegen möchte ich ein paar eigene Gedanken, insbesondere zum sogenannten Sanierungskonzept, zur Diskussion stellen, wobei ich aber nicht nicht über ein Fach- und Insiderwissen wie einige andere hier verfüge.

Mit „politischem Blickwinkel“ meine ich folgendes: Egal, ob es sich um die große Weltpolitik, um Landes- und Kommunalpolitik oder aber um Vereinspolitik handelt, eines ist doch immer gleich: Da sitzen ein paar Menschen zusammen, tauschen Meinungen aus, verfolgen (unterschiedliche) Ziele, kommen manchmal zu Ergebnissen oder fädeln vielleicht irgendeinen „Kuhhandel“ ein. Hinterher haben dann Juristen die Aufgabe, alles wasserdicht zu machen, die wahren Beweggründe der Entscheidungsträger und gemachte Zugeständnisse bleiben aber oftmals der Öffentlichkeit verborgen.

Da sich hier immer noch die Geister an Jäggi scheiden, möchte ich mich zunächst diesbezüglich positionieren: Dass er sportlich nicht die notwendige Kompetenz besitzt muss nicht extra erwähnt werden, ansonsten teile ich viele der hier geäußerten Kritikpunkte nicht, meine Kritik an Jäggi setzt an einem anderen Punkt an: Wie ich weiter unten darstellen werde, war Jäggis selbstbewusstes, rhetorisch geschicktes Auftreten, auch in den Medien, für den FCK zu Beginn von großem Nutzen, gleichzeitig aber hat er genau dabei einen schlimmen Fehler begangen. Seine Strategie des reinen Tisches, der öffentlichen transparenten Darstellung der Finanzlage und der Verfehlungen der alten Führung, haben dem Verein einen riesigen Imageschaden eingebracht, der z. T. bis heute nachwirkt. Und zwar meine ich das wochenlange Breittreten des „FC Chaoslautern“ in den Medien, vieles hätte auch hinter verschlossenen Türen stattfinden können und müssen. Hier ging hier ihm anscheinend wirklich mehr um die eigene Eitelkeit als darum, den FCK auch mal zu schützen oder aus der Schusslinie zu nehmen (wohlgemerkt den Verein, nicht die alte Führung). Als Gegenbeispiel nenne ich hier mal Bayer Leverkusen und Calmunds Machenschaften dort, erst letztes Jahr wurde bekannt, dass im Jahr 2003 Unregelmäßigkeiten aufgedeckt wurden, der Verein sich an die DFL wandte und auch eine Selbstanzeige erfolgte – kein Mensch erfuhr damals etwas davon.

Für meine weitere Ausführung möchte ich ein wenig ausholen und ein paar Aspekte der Ausgangslage 2002, so wie ich sie in Erinnerung habe, nochmals ins Gedächtnis rufen:
Sportlich gab es ab der Endphase der Saison 2001/2002 große Unzufriedenheit mit der Arbeit des Trainergespanns (Brehme/Stumpf), Vereinspolitisch hatte sich eine Opposition (Kirsch usw.) gegen die Vereinsführung gebildet, vorläufiger Höhepunkt war Wieschemanns desaströser DSF-Auftritt.

Ein scheinbarer Randaspekt, der mir damals noch sehr negativ aufgefallen ist, war folgender: Immer häufiger war von Seiten der Landespolitik eine kritische Haltung zum FCK zu bemerken, insbesondere im Zusammenhang mit den in der Vergangenheit geleisteten und nun erneut geplanten Zuschüssen zum Stadionumbau. Auch in der öffentlichen Meinung (Leserbriefe Umfragen usw.) waren vermehrt Äußerungen zu vernehmen wie: „Überall muss gespart werden und in diesen Verein werden über Jahre Millionen von Steuergeldern gesteckt“. Dies wiederum führte zusätzlich dazu, dass Landespolitiker, die in den Jahren davor mit Äußerungen Pro-FCK Punkte bei den Wählern punkten konnten, jetzt eher das umgekehrte taten. Und auch ganz offensichtliche FCK-Freunde wie etwa Kurt Beck mussten sehr vorsichtig sein, um nicht angreifbar zu sein. Ich erwähne das, um zu unterstreichen, dass die öffentliche Stimmungslage, die ja für Entscheidungen von Politikern von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist, nicht unbedingt FCK-freundlich war.

Als nach Wieschemanns DSF-Auftritt und den Angriffen der Kirsch-Opposition das öffentliche Ansehen der Vereinsführung eh schon fast bei Null war und dann auch noch erste Berichte über erhebliche Finanzprobleme des Vereins vermeldet wurden, hatten wir ein gigantisches Problem: Einerseits mussten dringend Gespräche sowohl mit Banken, als auch mit Vertreten von Stadt und Land geführt werden, andererseits war jeder, der mit der alten Vereinsführung irgendwie in Verbindung gebracht werden konnte als Verhandlungspartner inakzeptabel. Kein Politiker hätte sich mit so jemanden mehr an einen Tisch gesetzt, dazu kam, dass die Banken Angst um die an den FCK verliehenen Millionen bekamen, es kreisten also quasi die Aasgeier über dem Verein – keine gute Ausgangslage für Verhandlungen zum Wohl des FCK.
Deswegen musste eine unbelastete Person von außerhalb her, ausgestattet mit dem Ruf, seriös und kompetent zu sein, solche Personen standen aber nicht gerade Schlange. Jäggi entsprach diesem Anforderungsprofil (von wegen mit dem wollte keiner was zu tun haben), somit war schon sein Amtsantritt zunächst ein Riesenschritt nach vorne für den FCK. Denn mit Jäggi war jetzt wieder ein offizieller Vertreter des FCK da, dem man mit Respekt begegnete und er hatte das notwendige Ansehen und auch das entsprechende Auftreten für die anstehenden Verhandlungen, diese wären ohne einen solchen Vereinsvertreter gar nicht (erfolgversprechend) denkbar gewesen.

Übrigens, auch wenn es schon oft angesprochen wurde: Jäggi wurde von demselben Wieschemann (nicht Friedrich!) geholt, der bis heute darauf beharrt, dass der Verein mit dem Stadion ein riesiges Vermögen verschleudert habe. Dass er aber schon frühzeitig Kontakt ausgerechnet zu Jäggi geknüpft hatte, dem v. a. der Ruf als Sanierer für fast aussichtslose Fälle vorauseilte, steht in krassem Gegensatz dazu.

Wie kam es nun zu den Ergebnissen des Sanierungskonzeptes? Ich erinnere noch mal an den Verhandlungsmarathon, bei dem Vertreter von Stadt, Land, Banken und Verein hinter verschlossenen Türen stundenlang nach einer Lösung suchten und von Seiten der Medien für den Fall des Scheiterns schon das Horrorbild vom Ende des Traditionsvereins 1. FC Kaiserlautern gezeichnet wurde.

1. WM-Stadion
In diesem Punkt war die Entwicklung unumkehrbar. Nachdem die alte Führung bei der Landesregierung Zuschüsse eingefordert hatte und diese dann trotz der oben genannten Vorbehalte zugesagt worden waren (wobei Friedrich vertraglich zugesichert hatte, dass evtl. Mehrkosten vom Verein zu tragen seien, wie wir jetzt wissen), standen Stadt und Land hinter dem Projekt, man wollte den WM-Standort Rheinland-Pfalz nun unbedingt, für einen Rückzieher von Seiten des Vereins zu diesem Zeitpunkt wäre dort kaum Verständnis zu erwarten gewesen. Hätte sich der angeschlagene FCK das leisten können? Und auch aus Sicht des Vereins: Playballs Vorschlag, nun einfach für ca. 2 Millionen ein neues Dach auf die Baustelle Osttribüne zu setzen wäre einem Schildbürgerstreich immensen Ausmaßes gleichgekommen: Millionenausgaben für sinnlose Ab- und Neubau des Daches, verprellte Vertragspartner, verärgerte Politiker – die Ausmaße dieses Eigentores wären für den FCK erst nach Jahren absehbar gewesen, den grenzenlosen Spott aus dem ganzen Land hätte es gratis obendrauf gegeben.

2. Sanierungskonzept und Stadionverkauf
Dass spätestens durch die Kosten des Stadionumbaus (zusätzlich zu den anderen Problemen) der Verein auf Gedeih und Verderb Banken und Politik ausgeliefert war, ist wohl unstrittig, allein wäre das nicht zu schultern gewesen. Somit ist eigentlich klar, dass hierbei Jäggi wohl eher die Rolle des akzeptierten Verhandlungspartners und Verkäufers eines Konzeptes zufiel, die eigentliche Entscheidung trafen die, die die Macht und das Geld besaßen. Wir wissen heute ja z. B., dass die (rettende) Idee der Gründung einer Stadion-Betreibergesellschaft von Staatssekretär Deubel stammte.
Mit anderen Worten: Die Betrachtungsweise, dass Jäggi beim Stadionverkauf eher Ausführender war, als dass er echten eigenen Entscheidungsspielraum gehabt hätte, ist durchaus naheliegend.

3. Wert des Stadions und Zahlung an das Finanzamt
Es wurden in der obigen Diskussion die verschiedenen Möglichkeiten der Bewertung des Stadions diskutiert. Relevant war zum Zeitpunkt des Verkaufes wohl keine davon. Da kein wirklicher Kaufinteressent vorhanden war, nur das künstliche Konstrukt „Stadion-Betreibergesellschaft“, ging es doch nur darum, eine zufriedenstellende Lösung für alle Verhandlungsteilnehmer zu finden. Die Höhe der Bankverbindlichkeiten war eine bezifferbare Größe, Hypotheken auf das Stadion konnten direkt mit dem Kaufpreis verrechnet werden. Aber Zuschüsse von Stadt/Land waren noch verhandelbar, Ziel des FCK konnte einzig und allein sein, schuldenfrei aus dem Ganzen rauszukommen (was ohne Wohlwollen von Stadt und Land, die selber hoch verschuldet sind, praktisch unmöglich war). Da liegt doch folgender Verdacht nahe: Der veranschlagte Verkaufspreis wurde gerade mal so hoch bemessen, dass der FCK lebensfähig blieb. Das würde aber folgendes bedeuten: Hätte der FCK kurz davor nicht die besagte Summe an das Finanzamt überwiesen, dann wäre davon nichts für den Verein übriggeblieben, weil die genannten Zuwendungen dann entsprechend geringer ausgefallen wären, um das Verhandlungsziel zu erreichen. Böswillig ausgedrückt: Die Zahlung ans Finanzamt wurde in letzter Konsequenz von Stadt/Land, also vom Steuerzahler geleistet! Dies möchte ich aber in keiner Zeitung lesen, das würde nur dem FCK schaden. Dann lieber in Zukunft als Verein dastehen, der mal zu viel Steuern gezahlt hat, vielleicht kann das ja irgendwann auch mal als Argument zu unseren Gunsten herhalten.
Übrigens, bevor mir jetzt einer Spinnerei unterstellt: Bei der Mitgliederversammlung am 01.02.06 wurde die Frage nach der überhöhten Zahlung ans Finanzamt gestellt, Jäggi verwies an Göbel und der sagte u. a., dass für den (unwahrscheinlichen) Fall, dass das Finanzamt einen Teil des Geldes zurückzahlen würde, der FCK darauf keinen Anspruch hätte. Meine Darstellung könnte dafür eine Erklärung sein, auch für die Geheimniskrämerei um dieses Thema. Auch meine ich mich an eine frühere Stellungnahme des Vereins zu erinnern, wo davon die Rede war, dass die Zahlung „in das Sanierungskonzept eingerechnet“ sei.

Und noch mal zur Erinnerung: Dass wir heute von überhöhter Zahlung an das Finanzamt sprechen können liegt nur daran, dass dem Gerichtsurteil natürlich nur der zweifelsfrei erwiesene Betrag an hinterzogener Steuer zugrunde liegt. Alle Fachleute sind sich aber einig, dass die tatsächliche Summe sehr wohl weit höher liegt, dies aber wohl nie wirklich beweisbar sein wird (Djorkaeff usw.).

Und zuletzt noch mal zum Wert des Stadions: Ohne die zugeschossenen öffentlichen Gelder (Osttribüne 1978, Westtribüne 1986, Nordtribüne 1995, WM-Umbau) hätte sich der Verein ein solches Objekt auch in der Vergangenheit niemals leisten können. Dass diese Gelder nun indirekt durch den Verkauf des Stadions weit unter Wert quasi zurückgeflossen sind, an der Betreibergesellschft sind Stadt und Land ja überwiegend beteiligt, scheint irgendwie fast schon folgerichtig, tröstet aber trotzdem nicht.

Gruß, Geist
Eigelstein51
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Beitrag von Eigelstein51 »

Hoffentlich wird das alles archiviert!!!
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playball
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Beitrag von playball »

Zitat:
@playball: Nur mal kurz zur Zusammenfassung: du bist der Meinung, daß Jäggi das Stadion verkauft hat und so weiter, weil es schlicht keine Ahnung hatte? Oder hattest du noch einen anderen Grund genannt, den ich überlesen hab?

Antwort an Bexman:

Der Stadionverkauf war die Kroenung des ganzen. Ich hole (einmal mehr) etwas weiter aus.

Fakt ist, dass Jaeggi ein in der Wirtschaft belaechelter Manager war und ist, der seinerseits abgeschrieben war. Die Adidas- und weitere Geschichten lasteten ihm an. Dazu gab es – gerade zu dem Zeitpunkt als Jaeggi beim FCK anfing - massive Vorwuerfe seitens der Firma, die Romika (die Firma, der Jaeggi vorher vorstand) uebernommen hat, gegen Jaeggi. Alle Banken wurden von dieser Firma vor Jaeggi gewarnt (ich hatte uebrigens Einblick in die Romika Bilanz, da ich von dieser Seite ein Angebot bekommen habe, den Laden wieder „aufzupaeppeln“) und Jaeggi hatte seinen Stempel weg. Jaeggi wurde als unserioes abgestempelt und kein durchschnittlicher Bankkaufmann haette ihn mehr zum Gespraech geladen. Jaeggi wurde ein miserables Zahlenwerk vorgeworfen, ebenso, Leute in Gespraechen manipulieren und einschuechtern zu wollen. Uebrigens: Romika wurde uebernommen und die Zahlen waren so miserabel, dass man Insolvenz anmelden musste. Jaeggi sprach aber davon, Romika saniert zu haben.

Jaeggi ist aber ein Mann, der das Rampenlicht sucht. Und da brauchte er etwas, dass er medienwirksam
aufbauen konnte. Nachdem kurz zuvor die New Economyblase geplatzt war, waren ab 2002 die sogenannten „Sanierer“ hoch im Kurs. Hatte jemand den Ruf eines Sanierers, war er teuer bezahlt und hatte hohes Ansehen. Jaeggi hat sich diesen Ruf selbst gegeben (und Wieschemann hat dabei genial geholfen) und ist zum FCK gekommen. Und da hatte er seinen medienwirksamen Fall, auf dessen Ruecken er seinen Namen polieren konnte und bei dem er auch sehr gut verdienen konnte. Guckt Euch mal an, was Jaeggi beim FCK verdient hat! Eine solche Profilneurose ist in der Wirtschaft recht weit verbreitet. Kaum jemand von uns kann sich vorstellen, dass man nicht aus Patriotismus einen FCK uebernimmt. Dieser Patriotismus wird immer vorausgesetzt und auch Jaeggi hat sich ja diesen selbst angeheftet (der FCK ist mittlerweile Herzenssache)

Warum hole ich soweit aus? Ganz einfach: Um die Person Jaeggi darstellen zu koennen. Um Motive zu verdeutlichen und darzustellen, was die Beweggruende fuer die ganze Geschichte bei FCK waren. Und Jaeggi hat ganz schnell etwas beim FCK gefunden, was er ausschlachten konnte. Er hat Aengste der Leute geschuert und gewusst, dass ihm ploetzlich alle aus der Hand fressen (pfaelzer Krankheit nenne ich dies). Jaeggi war ploetzlich fuer die Leute der Messias, der Heilsbringer. Keiner wusste, was wirklich laeuft, aber alle riefen „nur Jaeggi kann den FCK retten“. Keiner fragte, was zu retten waere. Keiner wusste, was los ist. Alle waren veraengstigt.
Blicken wir mal einige Jahre zurueck. Wie sah es denn aus? Pressemeldungen ueberschlugen sich, kein Tag ohne Horrormeldung. Von Insolvenz ueber Lizenzentzug, alles wurde in den Raum geworfen. Alles aber so geschickt, dass man es nie als Fakt gesagt hat und daher nicht angreifbar war. In 3 Zeitungen taeglich war etwas ueber den FCK zu lesen. Es gab PWC Gutachten, angebliche Gegengutachten von Ernst & Young. Die Staatsanwaltschaft war da, der FCK verklagte die Ex-Fuehrung, Sondersendungen in SWR 3, Spieler wurden genoetigt, gegen die alte Fuehrung auszusagen. Gleichzeitig brach die sportliche Leistung zusammen. Der FCK war am Boden. Wer blickte noch durch?

Jaeggi hatte sein Spielfeld bereitet! Der FCK war nur noch Rene C. Jaeggi. Eine one man show. Und jeder, der Jaeggi im Weg stand, wurde rasiert. Ob Briegel, De Buhr, Hengen (!) oder Aussenstehende. Jeder wurde auf die Seite gedonnert. Kein Widerstand mehr. Und als Jaeggi sogar vorschlug, Annemarie Becker zu entlasten, hoben alle im Saal der JHV brav die Hand. Jaeggi war Gesetz!

Ich kann fuer mich sagen, dass ich seinerzeit von meiner Seite Hilfe in wirtschaftlichen Fragen angeboten habe, aber wie ein Schulbub abgestempelt wurde. Ok, mag sein, dass ich einer bin. Aber ich hab zumindest die Hilfe angeboten. Uebrigens ohne Entgeltforderung...

Uebrigens hatte mittlerweile der DFB ganz nebenbei bestaetigt, dass die FCK Lizenz nie gefaehrdet war, die Bilanz zeigte im Nachhinein, dass nie eine Ueberschuldung dagewesen war und da der FCK alle Rechnungen zeitnah gezahlt hat, war auch nie eine liquide Schieflage da. Und das Gutachten von PWC wies lediglich auf eine moegliche Steuerschuld hin, die allerdings noch von Gerichten zu pruefen waere.
Es stellte sich somit heraus, dass es keine Notwendigkeit einer „Sanierung“ gegeben hat! Also musste auch kein Stadion verkauft werden.
Aber Jaeggi wollte eine AG durchdruecken. Lassen wir da mal aussen vor, was da die Beweggruende haetten sein koennen. Da hab ich ja lange genug dagegen gewettert!

Hat man alles genau angeguckt, brach Jaeggis Kartenhaus zusammen. Nur: Wer hat Dir denn da noch geglaubt? Wer glaubt denn einem kleinen Kuttentraeger aus Block 8, wenn er sich gegen den grossen Messias „auflehnt“?

Die Folge war von allem, dass der FCK mittlweile wirklich als Skandalnudel bekannt war und dass keine Gelder mehr flossen. Sponsoren wurden vergrault, da man ja nur noch von Investoren sprach. Klar, wer will da noch investieren, wenn danach einer fuer die gleiche Summe ein Stueck FCK kaufen kann mit allen Rechten? Und das billig wie nie? Der FCK bekam dann wirklich Probleme... Diese wurden verstaerkt, aber darueber haben wir oben schon diskutiert.

Und der Stadionverkauf war nur ein Baustein von dem ganzen. Da Jaeggi keine Ideen hatte, kam er mit diesem Plan, der politisch ja schon seit 15 Jahren in den Schubladen der oertlichen Politik als Worst Case Szenario lag.

Generelle Anmerkung: Ich habe nichts gegen die Person Jaeggi, persoenlich schon gar nichts. Ich habe nur generell etwas gegen Leute, die dem FCK schaden. Die, die sich am FCK bereichern wollen, die dem FCK Schaden zufuegen oder die sich ueber den FCK profilieren wollen. Da gehe ich dran kaputt. Und da kaempfe ich fuer den FCK, egal von welcher „Front“ aus. Egal ob der Kampf aussichtslos ist, zu sein scheint oder auch nicht. Wie singen die Onkelz? Lieber stehend sterben als kniend leben! (mann hoert sich das jetzt geschwollen an)

Und was habe ich zumindest hier im Forum erreicht? Dass sich hier Juristen mit dem Thema auseinandersetzen!!! Immerhin ein Anfang!

Dass Herr Jaeggi durch Entscheidungen in seinem Job vor 20 Jahren meinen heutigen Arbeitsplatz beschert hat, nenne ich uebrigens Ironie des Schicksals... Auf privatem Wege habe ich ihm viel zu verdanken...
playball
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Beitrag von playball »

Zunaechst einmal danke an die Juristen hier im Forum. Danke Moerserknecht, dass Du meinem (saloppen) Aufruf gefolgt bist, und Dein Wissen weitergibst. Danke an die anderen Jungs, die das super aufgenommen haben und hier konstruktiv ihr Wissen preisgeben. Da macht es Spass zu lesen und es beweist doch auch, dass das Forum von vielen Leuten gelesen wird, auch wenn sie laenger nicht gepostet haben (Gratulation an Thomas an dieser Stelle).
Da ich kein Jurist bin, vertiefe ich diese Diskussion nicht weiter, sondern beschraenke mich auf meine Antwort an Supermarios Beitrag von weiter oben.

Supermario,

Weil Jaeggi moralischen Druck ausgeuebt hat auf die Spieler haben diese auf ein halbes Gehalt verzichtet. Ich habe die Situation oben schon erklaert. An allen Ecken und Enden wurden Berichte ueber angebliche Zahlungsschwierigkeiten veroeffentlicht. Fast alle Berichte bezogen sich dabei auf Vereinsinformationen! Keiner wusste mehr, was Sache ist und darueberhinaus setzte Jaeggi die Spieler noch unter Druck, gegen Friedrich auszusagen. Daraufhin haben die Spieler auf das Gehalt verzichtet (aber auch nicht ganz freiwillig, wie Georg Koch nach seinem Abgang bestaetigt hat). Darueberhinaus fragten sich ja die Spieler (wiederum O-Ton Georg Koch), was das ganze denn solle als sie im Dezember auf 1,5 Mio Euro verzichteten, im Januar dann Bill Tchato fuer 1,7 Mio verpflichtet worden ist! Auch da merkt man ja, dass etwas nicht passt.

Wie gesagt, bei KSK und SSK war kein Geld zu bekommen. Bei anderen Banken, mit denen Jaeggi verhandelte auch nicht. Aber es gab immer noch Banken, die Jaeggi nicht kontaktiert hat. Und er hat vereinsinterne Beziehungen nicht genutzt, um an diese Banken heranzukommen.

Ja, Jaeggi hat aus meiner Sicht medientechnisch alles so lanciert. Der Druck auf Rheinpfalz und Sportbild ist leicht. Da bin ich frech in meiner Aussage. Die Rheinpfalz lebt von Berichten ueber den FCK. Und die haben eben nichts negatives zu berichten. Und was wollen die mehr? Die bekommen taeglich vorgekaute Sensationsmeldungen, da erhoeht sich doch die Auflage (sogar ich kaufte damals oefter die Rheinpfalz, um die Artikel zu sammeln). Und der SWR gibt ja offen zu, vom FCK Vorgaben ueber die Berichterstattung zu bekommen! Sieht man es eng, nennt man so etwas Zensur! Und das ganze zieht sich weiter. Frontal 21 kann ich nicht beurteilen, ich habe die Sendung damals nicht gesehen.
Natuerlich gab es auch andere Stimmen in der Presse. Die Welt, die Franfkurter Rundschau und insbesondere der Spiegel warnten Jaeggi vor Schnellschuessen. Insbesondere der Spiegel warnte Jaeggi auch vor der Zahlung ans Finanzamt (Spiegel vom Juli 2004). Doch diese Medien sind nicht die Meinungmacher in der Pfalz. Hier werden die Leute eher von BILD, Sportbild oder Rheinpfalz geleitet, was nicht abwertend gemeint sein soll, es ist nur die Tatsache, da dies die Massenblaetter sind. Und Jaeggi hatte ja Erfolg. Ein Mann wie Oliver Trust wurde in diesem Forum oefter als Schmierfink bezeichnet. Berichtet der ueberhaupt noch ueber den FCK?

Jaeggi war in der Wirtschaftsszene belaechelt. Bei Zeitungen und Hoerfunk war er jedoch die grosse Unbekannte. Wer kannte Romika? Und da wurde er ganz schnell zum grossen Retter inthronisiert. Das widerspricht sich keineswegs. Die Romikageschichte war gerade bei Banken praesent. Diese unterliegen der Schweigepflicht. Und zu diesem Zeitpunkt wusste die Oeffentlichkeit nicht, was bei Romika ablief. Allerdings haetten sich einige Journalisten ja mal die Muehe machen koennen, die Situation zu beleuchten.
Die Maechtigkeit erlangte er bei uns ganz schnell in dem er die Situation des Vereins schlechtredete, vom Aufsichtsrat gestuetzt wurde und dann mit Briegel sehr elegant einen Kritiker verbal zur Strecke brachte, auch mit Hilfe aus dem Aufsichtsrat. Dazu besagter Druck auf die Presse und schon laeuft das ganze. So etwas gibt es in der Geschichte immer wieder, ist ja nicht neu. Dieses Prinzip gibt es in kleinen Firmen, hat aber auch schon einzelne Personen an Staatsspitzen gebracht. (um Gottes Willen, versteht mich hier nicht falsch, ich will hier die Personen nicht vergleichen, sondern lediglich den Weg an die Macht!!!)

Nochmal kurz zu Klose. Klar war er ein scheues Reh. Ist er vom Prinzip auch heute noch. Und 2004 war er lange verletzt, kam erst gegen Wolfsburg ins Spiel (und mit ihm kam die Wende). Bei der EM liess Voeller ihn draussen und liess Kuranyi als einzige Spitze auflaufen. Deutschland in der Vorrunde raus, alle Marktwerte unten. Auch der von Klose. Das hatte aber nix mit Miro alleine zu tun.
Und Klose haette ich definitiv vorher verkauft, wenn denn das Geld dringend noetig war! Und der Marktwert war gerade 2002/2003 hoch und ich weiss, dass damals konkrete Angebote vorlagen! (und seit Gladbach 1987 den Wechsel von Uwe Rahn zu Eindhoven untersagt hat und 17 Mio Mark verschenkte, bin ich bei solchen Angeboten hoechstsensibel).

Es ist ein Unterschied, Klose ueber die Presse anzubieten oder konkret ueber faehige und serioese Spielervermittler! Und da kann man Klose schon serioes platzieren. So lief es ja fast ab wie auf der Pferdeaktion.
Mit den 5 Mio sicherte sich der FCK nach der Steuerzahlung Liquiditaet. Diese waren an die Abloese gekoppelt. Das hat aber nix damit zu tun, ihn nicht evtl. voher zu verkaufen.

Der Name Wuttke tut hier nix zur Sache bei der Diskussion. Aber nur soviel. Das war fuer mich der beste Fussballer, den ich je in Kaiserslautern sah (schade, dass er nie mit Kadlec zusammenspielte). Und man kann ihm anheften was man will. Wenn man Wuttke brauchte, war er da! Auch wenn er gegen unterklassige Mannschaften im Pokal oder sonstwas keinen Bock hatte, wenn es darauf ankam war er da. Und ich war auch in den 80ern auf allen Spielen. Fast jedes zweite, dass der FCK gewonnen hat, hat Wuttke im Alleingang entschieden. Alleine 1988 gegen Bayern (3:1) oder Gladbach (5:2) verneigte sich das Stadion vor ihm. Daher ziehe ich heute noch den Hut vor diesem grossen Spieler, und ich nenne ihn bewusst grossen Spieler, da er in der zweiten Haelfte der 80er den FCK gepraegt hat, auch mich.
Mir geht heute noch der Hut hoch, wenn ein Faulpelz wie Basler mit Wuttke verglichen wird (Basler war ja der Lehrling von Wuttke in seiner ersten Zeit beim FCK).
Was erwarte ich im Leben von einem guten Freund? Ich muss ihn nicht immer sehen, aber wenn ich ihn brauche, muss er da sein. Und Wuttke war auf dem Platz dieser „Freund“, auf den man sich verlassen konnte!
Soviel zum ersten Fussballgott in Kaiserslautern (Plakat 1987 in Frankfurt in der Lautrer Kurve)
Dass es ihm im Kopf stellenweise fehlte, streite ich nicht ab. Aber ich wollte ja nicht mit ihm mein Diplom schreiben, ich wollte ihm beim Fussballspielen zusehen.

Bei Sforza gebe ich Dir auch recht. Ein genialer Mann, der allerdings als „Alter“ fast noch genialer war als vorher. Und wenn ich es wie Rehhagel sehe, der Spieler erst an ihren Titeln misst, dann war Sforza ein grosser.

Zurueck zu der Person der Unterhaltung. Ja, Jaeggi hatte die Holzmannvertraege gekuendigt, nachdem der Bau stockte. Dieser stockte aber gleich zu Beginn und das war als die Osttribuene abgedeckt war.

Und zur Stadt und der WM. Ich sagte schon einmal, dass ich die Interessen der Leute in der Stadt verstehe und nachvollziehen kann, wenn diese die WM uneingeschraenkt befuerworten. Allerdings argumentiere ich hier als FCK Fan und Mitglied und mein Fokus liegt dabei auf dem FCK. Alles andere ist sekundaer. Wenn der FCK profitiert, dann gucke ich erst auf die Stadt. Aber nicht erst auf die Stadt und dann den FCK. Schliesslich heisst ja auch das Forum hier „der Betze brennt“ und nicht „die Eisenbahnstrasse brennt“.

Wieviele Leute wuerden sich gerne ein grosses Haus bauen? Wenn die Finanzierung nicht steht, wird das nix. Da bringt es nix, wenn am Schluss die Bank das Haus angezogen hat und dann jemand sagt: Das ist doch ein schoenes Haus.

Zur Presse: Gehen wir mal davon aus, dass meine Idee mit der Einladung der Pressevertreter schief geht und es nach aussen dringt. Was dann? Dann ist zwar Unruhe, aber die Leute werden dann zumindest merken, dass der Skandal evtl gar niemals beim FCK gelegen hat, sondern bei einer einzelnen Person! Dieser Blickwinkel ist dann in der Berichterstattung neu und diese Darstellung kann auch gemanagt werden. Damit waere auch der FCK rehabilitierbar. Das ist jetzt Worst Case denken, ich denke trotzdem, hier einiges in Ruhe aufarbeiten zu koennen. Der FCK ist in Liga 2, die WM ist hinter uns. Momentan sind wir aus dem Focus gerueckt. Die Situation vor 3, 4 Jahren war nicht repraesentativ. Das war nicht unser FCK, das war nicht die normale Aussendarstellung. Hier kann man einiges wieder geraderuecken.

Sorry, wenn einiges krampfhaft in meiner Argumentationskette wirkt, wie Du schreibst. Das soll es nicht. Da gelobe ich Besserung in der Schreibweise. Fakt ist aber, dass ich Jaeggi unterstelle, nicht das beste fuer den FCK gewollt zu haben, sondern den FCK als grosse Buehne missbraucht zu haben. Und so etwas ist mir zuwider. Genauso zuwider ist mir der Aufsichtsrat, der das ganze absegnet und deckt (bzw gedeckt hat). Und daher bin ich auch mit einigem anderen im Verein nicht zufrieden, dieses will ich aber nicht vertiefen, da ich sonst andere Diskussionen anstossen wuerde (die jetzt nichts mit dem Ursprungsthema der Aufarbeitung der Jaeggiaera zu tun haben).

Natuerlich war die Bilanz hinsichtlich des Stadions mit Fremdkapital belastet. Das ist ja klar. Und natuerlich waere hier auch wieder Friedrich in die Verantwortung zu nehmen, der ein Projekt angenommen hat (WM), dass zu gross fuer den Verein war und dass niemals durchkalkuliert war. (Was ja wieder Jaeggi bestaetigt hat) Hier waere fuer mich auch Friedrich anzuklagen gewesen, weil er dem Verein grob fahrlaessig geschadet hat. Aber immer noch haette es andere Finanzierungsmoeglichkeiten gegeben, als das Stadion zu verkaufen (und dann fuer 3,8 Mio jaehrlich zurueckzumieten). Viele Ideen wurden ja an den FCK herangetragen (diese exakten Aufstellungen sprengen jetzt den Rahmen und werden fuer viele zu komplex).

Das FCK Stadion waere rueckstaendig gewesen ohne WM? Hallo? Das ist ja jetzt ein Argument, dass ich Dir nicht abnehme. Das ist irgendwo abgeschrieben und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies wirklich Deine Ueberzeugung ist. Wir hatten eines der modernsten Stadien ueberhaupt. Die Suedtribuene war gerade erneuert und auch die Haupttribuene keine 10 Jahre alt bei Beginn des Umbaus. Das Stadion war perfekt! Ich sch... doch auf moderne Arenen! Ich brauche diesen vermeintlichen Fortschritt nicht. Ich finde die Allianzarena potthaesslich, ich finde die Schalkearena potthaesslich. Das schoenste Stadion Deutschlands ist fuer mich zur Zeit das Gruenwalder Stadion in Muenchen! Tradition pur und da macht(e) auch Fussballgucken Spass.
Und auch der Betze gefaellt mir ueberhaupt nicht mehr. Aus dem einst schoensten Stadion der Liga ist ne Betonburg geworden. Leider. Wir hatten vorher genau das Stadion von dem Bayern oder sonstige Vereine traeumten! Jetzt ist verdammt viel Wehmut dabei beim Blick auf das Stadion. Sogar mein eigener Vater, der recht ruhig ein Spiel anguckt und frueher ewig ne Dauerkarte hatte (diese abgegeben hat, nachdem sein Sitzplatz vor 10 Jahren nach dem Abstieg um 200 Mark aufgeschlagen hatte), bekam feuchte Augen, als er die endlose Betontreppen sah. Ok, das ist Melancholie. Ich hoere auf damit!


Deine Schlusssaetze machen mir Mut. Ich sehe eine gewisse Einigkeit bei uns, dass Aufklaerungsarbeit notwendig ist. Egal ob in allen von mir genannten Punkten, zumindest in einigen erlaube ich mir da herauszulesen. Wenn Du mir da schon zustimmst, habe ich mit meinen Denkanstoessen ein grosses Ziel erreicht. Mehr wollte ich niemals erreichen. Wenn alles mal irgendwo unabhaengig geprueft wuerde, waere ich schon zufrieden. Und dann wuerde ich auch wieder an die Gerechtigkeit glauben. Und an die Zukunft des FCK!
playball
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Beitrag von playball »

Geist
Ob der Rueckzug der WM ein Schildbuergerstreich gewesen waere, mag aus Deiner Sicht sein, wuerde ich sogar selbst so sehen. Aber der Schildbuergerstreich war wohl eher die WM Bewerbung ueberhaupt. Auf alle Faelle haette es kurzfristig einen Aufschrei gegeben, dann waere die Sache irgendwann versandet. So haben wir heute noch daran zu knabbern. 4 Jahre danach.


Noch etwas: Auf die Frage nach der Zahlung ans Finanzamt bei der letztjaehrigen Hauptversammlung antwortete nicht Herr Goebel, sondern Herr Dr. Koll aus dem Aufsichtsrat mit einer sehr schwammigen Aussage, die im Saal niemand verstand (auch der Fragende hatte sichtlich Probleme, die Antwort sofort zu greifen).
Die Aussage fiel von Herrn Goebel in einem anderen Punkt, wie Du sagst, dass der FCK keinen Anspruch haette. Aber genau hier haben wir doch den Punkt! Etliche unabhaengige Juristen, einige Leute hier im Forum und sogar einige Wirtschaftspruefer von PWC sind der Meinung, der FCK muesse das Geld zurueckbekommen. Ein hoher Mann bei PWC Saarbruecken sagte einen Tag nach Veroeffentlichung des Urteils im Oktober 2005, dass der FCK jetzt das Geld zurueckbekaeme (er ging davon aus, dass Jaeggi Einspruch erhoben hat gegen den Verwaltungsakt). Ich machte daraufhin einen Purzelbaum vor Freude, weil ich dachte, jetzt kommt die grosse Wende. Doch dann kam das grosse Schweigen, was ich nicht verstanden habe.

Im Falle Djorkaeff argumentiere ich mit dem Satz in dubio pro reo. Also kann der FCK nicht verknackt werden. Aehnlich mit dem Punktabzug wegen der Djorkaeff Geschichte. Seit wann wird jemand in Deutschland vorverurteilt? Ja wo gibt es denn sowas? Dieser Punktabzug stellte fuer mich den deutschen Rechtsstaat auf den Kopf. Ich haette lieber mit dem Kopf Waende durchrannt als dieses Urteil zu akzeptieren.

Jetzt komme ich aber noch an einen weiteren Punkt. Der FCK hat die Steuer bezahlt. Normalerweise muesste er die Spieler hierfuer in Regress nehmen koennen. Hier gibt es wiederum Vertraege, die Jaeggi gemacht hat, dass er den Spielern diese Schuld abnimmt, wenn sie gegen Friedrich und Co. Aussagen. Diese Aussage hat Jaeggi selbst getaetigt!
Auch dies ist fuer mich eine Absurditaet eines Vorstandes! Die Steuerhinterziehung ist ja prinzipiell von den Spielern getaetigt, nicht vom Verein! Haetten die Spieler diese „Nebenzahlungen“ in der Steuererklaerung angegeben, haette es niemals ein Problem gegeben. Wer ist also nun haftbar?
Es kann wohl nicht sein, dass Jaeggi hier alles auf den Verein laedt!

Hier ist der naechste Punkt, an dem Jaeggis Taetigkeit geprueft werden muss.

Leider kann ich Dir auf diesen Beitrag augenblicklich nicht mehr erwidern. Ich meld mich wieder.
Rossobianco
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Beitrag von Rossobianco »

Mannomann...

da ist man drei Nächte im Nachdienst und tagsüber am pennen und hier wird munter der BFH-Präsident zitiert....

Man verzeihe meine geistige und kryptische Abwesenheit, ich werde etwa drei Tage benötigen, um mich durch eure famosen Kommentare zu lesen.
Dann sag ich wieder was...

(Wir sollten in der Redaktion über eine Zeilenlimitiereung nachdenken...) :lol:

Bis bald
Rosso
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(Pep Guardiola, 1991 als Spieler des FC Barcelona in der Champions League am Betzenberg zu Gast, vor seinem Engagement in München.)
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SuperMario
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Beitrag von SuperMario »

@Mörserknecht und Rückkorb

Sicherlich habt ihr Recht bei eurer Diskussion, allein ich vermag nicht mehr wirklich zu folgen... :oops:

In jedem Fall dickes Lob an euch beide für eure nüchterne Sachlichkeit!!!


@Geist

Sorry, da habe ich im Eifer Friedrich mit Wieschemann durcheinander geschmissen, natürlich war der Wiesche die besagte Person, die Jäggi installiert hat. Mea culpa.

Ansonsten kann ich deinen weiteren Aussagen bezüglich Stadionausbau und WM-Rückgabe nur zustimmen. Genau das denke ich auch, dass der Imageschaden für uns noch größer wäre, wenn wir die WM nicht gepackt hätten, als die (hoffentlich) kurze Zwischenzeit in Liga Zwei.


@playball

Ich sehe es zwar auch, dass wir uns in bestimmten Punkten einig sind, aber doch nicht in allen. Ich denke eben mitnichten, dass man allein Jäggi für vieles verantwortlich machen kann, auch nach deinen Ausführungen nicht. Vor allem war es nicht allein Jäggi, der den FCK für sich als Bühne missbraucht hat, sondern auch und vor allem Friedrich, der die runinöse Geschichte angeleiert hat.

Was ich immer noch nicht verstehe, das ist der Widerspruch in zweien deiner Aussagen (ich zitiere sinngemäß):

- "... Warnung an Banken, sich nicht mit Jäggi einzulassen..."

- "... andere Banken hatte Jäggi nicht angesprochen als KSK und SSK, trotz sehr guter Beziehungen innerhalb des Vereins (ich weiß da schon, wen du meinst; da Herr Schömbs aber an der Landesbank arbeitet, wenn ich es recht weiß, hätte die ohne Landespolitik eh nichts unternehmen können, oder? Und ob das bei der ganzen Kritik an Beck & Co. möglich gewesen wäre damals, naja...)"

Leider fehlt mir ein bisschen die Zeit, um weitere solche Mammutbeiträge zu schreiben wie zuletzt, weil mein Terminkalender nach kurzer Entspannung wieder langsam an Kulifarbe zunimmt. Ich denke, unser Denkansatz ist zwar insgesamt durchaus richtig, allerdings ist man in einem Forum eher limitiert in Ausdruck und Diskussion (übrigens meinte ich weniger deinen Diskussionsstil mit krampfhaft, sondern eher deinen Versuch, Jäggi fast schon krampfhaft in jeder Beziehung etwas anhängen zu wollen), um sich wirklich gegenseitig verständlich zu machen. Ich würde mich freuen, wenn man diese Diskussion vielleicht mal in einer nicht zu kleinen Runde fortsetzen könnte. Letztlich geht es uns allen, so unterschiedlich wir einzelne Punkte betrachten mögen, doch nur um eines: unseren FCK!

Trotzdem freue ich mich zu sehen, dass es auf dieser Seite doch auch friedlich entspannt bei durchaus unerfreulichen und kontroversen Themen zugehen kann. Das gabs früher seltener! Meinen Dank dafür an die hiesigen Diskussionsteilnehmer!!

Ein Wort zu deiner Aussage, dass es hier in diesem Forum nur um den FCK geht bzw. gehen sollte und nicht um die Stadt. Das ist zwar schon richtig, dennoch bin ich natürlich auch hier frei, meine eigene Meinung zu posten. Und so wichtig mir der FCK in meinem Leben geworden ist, so habe ich dennoch die Verantwortung für meine Familie als noch wichtiger anzusehen. Und von daher sehe ich die WM mit gemischten Gefühlen, weil lachend wegen der besseren Lebensperspektiven hier in diesem Raum und etwas weinend, weil unser FCK nicht mehr dort spielt, wo wir ihn haben wollen. Man möge mir diese Einstellung auch in einem FCK-Forum nachsehen... :wink:

Grüße, SuperMario
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Rückkorb
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Beitrag von Rückkorb »

playball hat geschrieben:... Der FCK hat die Steuer bezahlt. Normalerweise muesste er die Spieler hierfuer in Regress nehmen koennen. Hier gibt es wiederum Vertraege, die Jaeggi gemacht hat, dass er den Spielern diese Schuld abnimmt, wenn sie gegen Friedrich und Co. Aussagen. Diese Aussage hat Jaeggi selbst getaetigt!


Entschuldigt bitte, wenn ich zu einer juristischen Theorie häufiger meine, mich relativ sofort melden zu müssen, wenn ich dazu einen Gedanken habe.

Wie ich dir und euch hier für deine Ausführungen und die Erwiderungen von Supermario, Geist, Rossobianco und alle die, die ich vergaß,
sehr danke - Obwohl du überwiegend im Ausland lebst, hast du es wohl ja immerhin zur JHV geschafft - Respekt - ist die Regresslage hier, denke ich, möglicherweise durchaus so, wie von dir beschrieben. Überzeugt bin ich noch nicht ganz.

Der Sachverhalt zu den Vermarktungsverträgen ist im Übrigen in dem BGH-Urteil vom 07.11.2006 zumindest für mein verbildetes Textverständnis plastisch beschrieben, kostenfrei nachzulesen unter http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-b ... kument.pdf

Hieraus ergibt sich grob zugespitzt, dass die mit den Spielern geschlossenen Umgehungsverträge über Vermarktungsrechte wegen der von der alten Vereinsriege akzeptierten Forderungen nach Nettozuwendungen geschlossen wurden. Wohl waren diese Umgehungsverträge rechtswidrig, weil sittenwidrig. Möglicherweise waren daher - rechtlich durchaus zulässige - Nettolohnverträge ersatzweise gewollt, wofür, aber auch wogegen einiges spricht. Waren ersatzweise Nettolohnvereinbarungen gewollt, gibt es keinen Regress, da dann die diesbezügliche Steuerlast des Spielers nur den FCK träfe, zwar etwas kompliziert, aber funktionierend. Liegen keine Nettolohnvereinbarungen vor, scheidet der Regress möglicherweise ebenfalls aus, weil der FCK das sittenwidrige Umgehungsgeschäft aktiv mitbetrieben hat (Grundgedanke von § 817 S. 2 BGB, eine sowieso umstrittene Regelung, deren entsprechende Anwendung ich hier nur erwäge). Möglicherweise bestehen aber die Regressansprüche durchaus, weil so was wie der vorzitierte Paragraf nicht greift. Da lege ich mich spontan erst mal nicht fest. Jedenfalls sollte das der FCK doch mal untersucht haben.
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Beitrag von Rückkorb »

geist hat geschrieben:... Dass wir heute von überhöhter Zahlung an das Finanzamt sprechen können liegt nur daran, dass dem Gerichtsurteil natürlich nur der zweifelsfrei erwiesene Betrag an hinterzogener Steuer zugrunde liegt. Alle Fachleute sind sich aber einig, dass die tatsächliche Summe sehr wohl weit höher liegt, dies aber wohl nie wirklich beweisbar sein wird (Djorkaeff usw.).


Korrigiere mich bitte jemand, wenn ich es falsch abgespeichert habe: Die Zahlungen an Djorkaeff waren legale, nicht weiter zu versteuernde "Renten"zahlungen.

Das andere, was du da zu den Zahlungen im Zusammenhang mit dem Land, der Stadt und dem Finanzamt beschreibst, habe ich ähnlich auch schon - hier - vernommen, ohne es allerdings und jetzt wieder nicht, begriffen zu haben. Für einen Erläuterungsversuch wäre ich dankbar.
Auch das kann ein Rückkorb noch aufladen.
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Beitrag von Mörserknecht »

playball hat geschrieben:Jetzt komme ich aber noch an einen weiteren Punkt. Der FCK hat die Steuer bezahlt. Normalerweise muesste er die Spieler hierfuer in Regress nehmen koennen. Hier gibt es wiederum Vertraege, die Jaeggi gemacht hat, dass er den Spielern diese Schuld abnimmt, wenn sie gegen Friedrich und Co. Aussagen. Diese Aussage hat Jaeggi selbst getaetigt!
Auch dies ist fuer mich eine Absurditaet eines Vorstandes! Die Steuerhinterziehung ist ja prinzipiell von den Spielern getaetigt, nicht vom Verein! Haetten die Spieler diese „Nebenzahlungen“ in der Steuererklaerung angegeben, haette es niemals ein Problem gegeben. Wer ist also nun haftbar?
Es kann wohl nicht sein, dass Jaeggi hier alles auf den Verein laedt!




Tach zusammen, bin heute leider etwas mit Arbeit eingedeckt, daher nur kurz was zum Thema Regreß, das ich schonmal in einem früheren Beitrag geschrieben habe und einfach mal reinkopiere:

-- Der Arbeitgeber (FCK) haftet zwar (als Gesamtschuldner) neben dem Arbeitnehmer (Spieler) für das Abführen der Steuern an das Finanzamt. Steuerschuldner bleibt aber der Spieler. Das gilt auch für sogenannte Nettolohnvereinbarungen, auf die man sich hier beruft.
Bei Nettolohnvereinbarungen besteht allerdings kein Regreßanspruch gegen den Spieler, da dieser Anspruch (natürlich) zivilrechtlicher Art ist und aus dem (zivilrechtlichen) Arbeitsvertrag hat der Spieler ja gerade im Falle der Nettolohnvereinbarung einen Anspruch gegen den Arbeitgeber (FCK) auf Zahlung der (korrekten) Steuer. Andererseits liegt bei GEMEINSAMER Steuerhinterziehung keine Nettolohnvereinbarung vor (so der BGH), so daß doch wieder ein Regreßanspruch bestünde. Weiß jemand, was mit den Verfahren gegen die Spieler passiert ist? Eingestellt? Grund? --

An die sachkundigen Kollegen (zu denen ich im Steuerrecht leider nicht gehöre) ergeht natürlich die herzliche Einladung, mich ggf. zu korrigieren.



Daß mehr Steuern hinterzogen wurden, als im Strafprozeß zu einer Verurteilung führten, dürfte feststehen.
Wie man jedoch der Presse entnehmen konnte, lag im Falle Djorkaeff (warum auch immer) wohl keine Steuerhinterziehung vor. Und der Fall dürfte bei den Summen, die an Djorkaeff gezahlt wurden, einen ganzen Batzen ausmachen.
Gislason, wink emol!
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Beitrag von Teufel82 »

Das wird mir alles zu viel und ich verstehe nur noch Bahnhof :?:
Wenn ich es richtig verstehe dürfen die (ehemaligen) Spieler belangt werden?
Gibt es die alten Verträge eigentlich noch?
Müssen die aufgehoben werden?

Was soll man noch zu "Spieler-Berater" sagen? Ich möchte am liebsten seinen Namen nicht mehr hören, wie sagte Mario Basler heute in der Bild über ihn?
"Erst wirtschaftet er Lautern runter. Dann lästert er über alle Berater. Am Ende wird er selbst einer" ( Platz 1 der nervigsten 10 im deutschen Fussball )

Danke Mario :applaus:

Früher eine der Lieblings-Aufgaben des Schweizers: der Kampf gegen Spieler-Berater.
Jäggi damals: „Die sind wie Blinddärme! Niemand braucht sie.“
Und was macht er jetzt? Jäggi ist Rosts neuer Spieler-Berater!


Quelle: http://www.bild.t-online.de/BTO/sport/b ... aeggi.html

Dieser Mann ist einfach nicht mehr für voll zu nehmen.
Und warum arbeitet er eigentlich als Beirats-Mitglied bei der Firma „Pro European Sports Management“ ?
Inhaber ist immerhin ein alter Bekannter vom Betze: Michael Serr
Robert Enke 24.08.1977 - 10.11.2009
www.robert-enke.de
geist
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Beitrag von geist »

playball hat geschrieben:Geist
Ob der Rueckzug der WM ein Schildbuergerstreich gewesen waere, mag aus Deiner Sicht sein, wuerde ich sogar selbst so sehen. Aber der Schildbuergerstreich war wohl eher die WM Bewerbung ueberhaupt. Auf alle Faelle haette es kurzfristig einen Aufschrei gegeben, dann waere die Sache irgendwann versandet. So haben wir heute noch daran zu knabbern. 4 Jahre danach.

@ playball:

Du hast ja überzeugend ausgeführt, dass es dir bei dieser Diskussion und auch sonst einzig um das Wohl des FCK geht. Bzgl. der Aufarbeitung der Ära Jäggi heißt das dann doch wohl nicht, dass möglichst viel Belastendes an Jäggis Vorstandstätigkeit gefunden werden muss, sondern im Sinne des FCK ist es doch nur, dass KORREKT aufgearbeitet wird. Das beinhaltet dann aber auch, dass, wenn beweisbar, der ein oder andere Vorwurf möglicherweise auch mal fallengelassen werden kann. Deine Aussage oben verstehe ich so, dass Du Dich schon etwas an die These sagen wir mal "angenähert" hast, dass es für Jäggi keinen realistischen Weg mehr gab, den Stadionumbau zu stoppen, Du aber weiterhin die grundsätzliche Entscheidung pro WM-Standort als Fehler ansiehst. Dies zielt dann aber eindeutig auf die Friedrich/Wieschemann-Führung, ein Vorwurf an Jäggi fiele dann also schon mal weg.

Das wiederum bedeutet aber, dass auch der Stadionverkauf nicht mehr Jäggi angelastet werden kann, denn zur Bewältigung der Kosten des Umbaus war bei weitem nicht genug Geld da, und Sicherheiten für neue Kredite in erforderlicher Höhe fehlten auch. Daher ist es letztlich egal, ob eine Bank wollte oder nicht, sie DURFTE keinen neuen Kredit mehr gewähren. Geholfen hätte wirklich nur noch ein millionenschwerer Gönner, und den gab es nicht.
Oder soll ich Dich jetzt ein bischen ärgern und sagen, man hätte ja schnell noch eine AG gründen können? Nein, keine Angst...

Gruß, Geist
geist
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Beitrag von geist »

Rückkorb hat geschrieben:Korrigiere mich bitte jemand, wenn ich es falsch abgespeichert habe: Die Zahlungen an Djorkaeff waren legale, nicht weiter zu versteuernde "Renten"zahlungen.

Das andere, was du da zu den Zahlungen im Zusammenhang mit dem Land, der Stadt und dem Finanzamt beschreibst, habe ich ähnlich auch schon - hier - vernommen, ohne es allerdings und jetzt wieder nicht, begriffen zu haben. Für einen Erläuterungsversuch wäre ich dankbar.

@Rückkorb:

Ich habe mal eine Passage aus einem Oliver-Trust-Artikel von 2004 aus der Welt kopiert: "... Dazu überwies der FCK 11,8 Millionen Mark an die Beratungs- und Orgacontrol AG (BOC) in der Schweiz, die Djorkaeff von dessen vorherigem Klub Inter Mailand weglotsen sollte und seit 1996 seine Persönlichkeitsrechte besitzt. Das sei ein legales Rentenmodell, behauptet Djorkaeffs Anwalt Ernst Misamer, und keine verdeckte Lohnzahlung. In der Summe sei auch eine etwaige Ablöse für Djorkaeff enthalten gewesen. Weil Inter auf diese aber verzichtete, blieb das Geld bei der BOC. Bislang fehlt der Beleg der Ermittler, dass Djorkaeff ein Teil dieser 11,8 Millionen Mark zufloss."

Zum zweiten Thema: Vielleicht kannst Du mir vorher kurz und knapp mitteilen, was Du noch von dem "Sanierungskonzept" aus dem Jahr 2003 in Erinnerung hast, damit ich etwas konkreter antworten kann. Wobei ich einiges auch aus der Erinnerung "zusammenkratzen" oder nachlesen müsste, macht aber nichts, dauert evtl. aber etwas.

Gruß, Geist
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Beitrag von playball »

Supermario,

100% Agree, dass Jaeggi nicht alleine verantwortlich war. Es gab Leute, die ihn innerhalb des Vereins gedeckt haben und es gab Berater. Die sind mitverantwortlich. Gleichzeitig wurden in der Aera Friedrich Fehler gemacht, die aus meiner Sicht auch nicht lueckenlos aufgedeckt worden sind. Hier wurden lediglich in sensationsgeiler Manier gewisse Dinge aufgedeckt, die an der urspruenglich von der Mitgliederversammlung geforderten Aufklaerung vorbeigingen. Hier muesste auch weiter recherchiert werden.
Aber der Ansatzpunkt ist Rene C. Jaeggi. Er hat die grossen Entscheidungen getroffen. Und hier sollte und muss meines Erachtens die Untersuchung anfangen. Und von dort aus werden mit Sicherheit auch andere Personen in den Fokus ruecken.

Die Firma in der Suedwestpfalz, die Romika uebernommen hat, hat waehrend der Uebernahmegespraeche mit Romika Jaeggi als „unserioes“ (Zitat aus der Geschaeftsfuehrung) kennengelernt. Dies war exakt zum Zeitpunkt, als Jaeggi beim FCK anfing. Jaeggi wollte die Geschaeftsleute mit einer Ueberrumpelungstaktik „ueberfahren“ und legte nur einen Ausschnitt der Zahlen vor. Die wahren Romikabilanzen brachte Jaeggi nicht ans Licht. Das Controlling der neuen Firma hat da sofort die rote Warnlampe gezuendet. Die Gespraeche wurden gestoppt und gemeinsam mit diversen Banken in Rheinland-Pfalz wurden die Zahlen durchgegangen. Jaeggi wurde intern einiges vorgeworfen (ich hatte Einblick in die Zahlen und habe lange Gespraeche gefuehrt, bitte aber mir nachzusehen, hier nicht alle Einzelheiten aufzaehlen zu duerfen) und die Banken wurden ueber „Machenschaften“ (Zitat aus Geschaeftsfuehrung) bei Romika informiert. Nach Pruefung der Unterlagen hatte Jaeggi bei den Banken keinerlei Lobby mehr, um es vorsichtig auszudruecken. Im Gegenteil. Jaeggi durfte gar nicht mehr in die Banken hinein. Und wir kennen die Pfalz. Auch wenn es nur bei der Bank X und Y so war. Bank A und B bekommen davon recht schnell Wind!
(Romika wurde trotzdem uebernommen und man musste spaeter Insolvenz anmelden, da Jaeggi den Laden an die Wand gefahren hat, obwohl er auch da erzaehlte, er haette die Firma saniert. Jaeggi hat Millionen an Firmenkapital verschleudert und es gibt nicht wenige Menschen, die ihm unterstellen, sehr gut verdient zu haben, gerade beim jetzigen Shareholder von Romika).

Trotzdem schaffte es Jaeggi, sich offiziell als Sanierer darstellen zu lassen. Da drin ist er wiederum unschlagbar!

Es gibt aber trotzdem Banken in Rheinland-Pfalz und Ausserhalb der Landesgrenzen, die mit dem FCK gerne in Verbindung gebracht wuerden. So schlecht ist der Name FCK ja nicht. Und es gibt auch in Banken Leute, die recht neutral eine Bilanz lesen koennen (ich sage nur Basel II, fuer Nichtbuchhalter erwaehne ich, dass dies ein Ratingverfahren ist, das einheitlich Firmen bewertet und da zaehlt keine Rhetorik, nur Fakten) und sich nicht von Mundpropaganda leiten lassen. Nur bedarf es auch hierzu von Vereinsseite eine Person, die neutral eine Bilanz praesentieren kann. Herr Goebel stand unter dem Einfluss Jaeggis. Daher sage ich mal, dass er nicht dieser Person entsprach, obwohl er ja als Mann der Zahlen gilt (trotz dunklem Schatten in seiner Zeit waehrend dem Ende von Pfaff).

Horst Schoembs arbeitet nicht an der Landesbank, er ist Direktor der Mainzer Volksbank und bundesweit als einer der groessten Fachleute angesehen. Nur am Rande erwaehnt...

Zu Deinen persoenlichen WM Ansichten sagte ich ja schon einmal, dass ich die aus Deiner Sicht 100% nachvollziehen kann. Nur halt, dass ich vom FCK aus argumentiere. Und da korrelieren die Interessen nun mal nicht. Sehe ich nicht negativ. Nur muss man es klarstellen, um zu wissen, woran man ist.


Rueckkorb / Moerserknecht

So viel ich mich erinnern kann, hat das Gericht die Zahlungen als Bruttolohnvereinbarung anerkannt. Verbessert mich, wenn ich hier etwas falsches sage. Und da argumentiere jetzt einmal weniger juristisch, sondern aus dem Firmenalltag.

Beispiel:

Ein Geschaeftsfuehrer bekommt Gehalt vom Unternehmen, fuer das er Steuern zahlt (Unternehmen fuehrt diese ab). Dazu bekommt er einen separaten Mietzuschuss sowie Bonuszahlungen in Form einer Gewinnausschuettung als Einmalzahlung oder Mehrfachzahlung.

Das Unternehmen versteuert sein normales Gehalt, der Mietzuschuss wird bar ausbezahlt, der Bonus als Pauschbetrag. Vertragsfreiheit in Deutschland, also kann ich es so gestalten. Gaengige Praxis.

Den Mietzuschuss verbucht das Unternehmen als sonstige betriebliche Aufwendungen in der Administration, den Pauschbetrag verbucht es als Gewinnausschuettung aus dem Bilanzvermoegen, was also nicht G&V-Wirksam ist!
Folge: Das Unternehmen versteuert zunaechst einmal nur das normale Gehalt.

So, nun kommen wir zum Geschaeftsfuehrer. Dieser macht am Jahresende privat eine Steuererklaerung. Da gibt er seine Einkuenfte an. Das Gehalt gibt er an wie jeder Arbeitnehmer. Da die Miete ein Geldwerter Vorteil ist, gibt er die auch an. Ebenso seine Bonuszahlung, die ja auch fuer ihn ein Einkommen darstellt.
Folge: Nun versteuert er dieses Gesamteinkommen ueber seine Steuererklaerung! Gibt er die Miete oder die Bonuszahlung nicht an, begeht er die Steuerhinterziehung!

Also ist er zu belangen, da das Unternehmen korrekt verbucht und Steuern abgefuehrt hat.

Habe ich in meinem Beispiel einen Fehler gemacht? Wenn ja, muessen viele Unternehmen in Deutschland ganz schnell ihre Bilanzen checken! Aber ich waere froh, wenn dies hier im Forum beurteilt wird.

Natuerlich habe ich jetzt die grosse Unbekannte, dass ich die Vertraege beim FCK nicht im einzelnen kenne, niemand kennt die. Allerdings wissen wir, dass Einmalzahlungen gab und Lohnzahlungen. Lohnzahlungen wurden versteuert, Einmalzahlungen nicht. Der FCK hat diese nicht als Lohn verbucht, sondern in den sonstigen Aufwendungen oder einem aehnlichen Konto (oder wie bei Basler als Darlehen an Arbeitnehmer).
Ich erinnere mich an Aussagen der Herren Lincoln und West, dass sie eine solche Zahlung bekommen haben, diese aber ins Ausland gebracht haetten. Aus meiner Sicht eine klare Steuerhinterziehung aus Sicht des Spielers. Haette er das versteuert, waere alles ok gewesen. Dem Fiskus ist doch egal wer zahlt, hauptsache er hat das Geld.
Beispiel Ende.
Habe ich da auch einen Denkfehler? Mit PWC sowie einiger Steuerexperten und Rechtsanwaelten bin ich diesen Denkansatz schon oefter durchgegangen.


Die Verfahren gegen die Spieler hat es nicht gegeben, weil laut Aussage Jaeggi er alles auf den Verein fokussiert hat. Jaeggi hat Vertraege gemacht, dass er – wenn denn die Spieler gegen Friedrich aussagen – alles Regressansprueche uber den FCK abwickelt und die Spieler von jeglichen Zahlungen befreit sind (sorry, ist jetzt unjuristisch ausgedrueckt).
Dies haben die Herren Sforza und Hristov ebenfalls bestaetigt. Beriuchte ueber die ersten Aussagen vor Gericht war dies zu entnehmen. Es gab ja auch Selbstanzeigen von Spielern, um denen aber „die Angst zu nehmen“, hat Jaeggi so gehandelt.


Geist

Um Gottes Willen. Ich will keinen Privatkrieg gegen Jaeggi anzetteln, sondern lediglich zum Wohl des FCK Aufarbeitung betreiben. Das Wohl besteht aus meiner Sicht darin, evtl. Geld zurueckzubekommen, sogar viel, und den Namen des Vereins wieder zu rehabilitieren. Mehr will ich nicht. Wenn das geschehen ist, wuensche ich Herrn Jaeggi persoenlich alles Gute fuer seinen weiteren Lebensweg (ohne Haeme, das ist ehrlich gemeint) und wuensche ihm eine glueckliche Hand in seinem naechsten Job. Nur ist es momentan so, dass aus meiner Sicht – seeeeeehr einfach ausgedrueckt – Herr Jaeggi dem FCK noch Geld zurueckzugeben hat!
Wenn da Vorwuerfe haltlos sind oder von einer neutralen Instanz (nicht einige Personen im Verein, die ueber Verbindungen verfuegen) fallengelassen werden, bin ich der erste, der sich bei Jaeggi entschuldigt! Auch oeffentlich! Ich waere dann zwar angefressen, weil es dem FCK nix gebracht hat, aber ich haette Gewissheit, dass ich (stellenweise) falsch lag.


Mit dem Stadion war ich von Anfang an ein grosser Gegner hinsichtlich Umbau. Ich habe mich ja damals schwer mit Friedrich sowie insbesondere Annemarie Becker gezofft, als ich nach der Finanzierung des Stadions fragte, noch lange bevor der erste Bagger rollte. Frau Becker bestaetigte mir ja, dass es keine Finanzierung gibt, man aber dieses Projekt durchziehen wolle und sie blind jeder Entscheidung des Herrn Wieschemanns folge. Da drehte ich damals schon fast durch. Auch Atze Friedrich hat mich damals ja „geliebt“. Ich war gnadenloser Gegner der WM und als Jaeggi kam, suchte ich die Chance, als kleiner Gnom der Westkurve, oben Gehoer zu bekommen und auf die Finanzierungsproblematik hinzuweisen. Jaeggi sagte ja auch einige Tage spaeter in der Presse, dass die WM nicht finanzierbar sei (das hat er auch ohne mein Zutun herausbekommen), dass es keine Konzepte gaebe und dass die WM zu gross fuer Lautern ist. Da haette er aus meiner Sicht – zum Wohle des Vereins und damals war er „nur“ fuer den Verein da – die Reissleine ziehen!

Also mache ich Friedrich als auch Jaeggi Vorwuerfe, hinsichtlich des Stadions. Friedrich hat den Wahnsinn begonnen, hat fast vorsaetzlich gehandelt und den Verein damit in Schwierigkeiten gebracht. Jaeggi hat sich der Politik gebeugt und dem Verein damit grob Fahrlaessig schwere Schaeden zugefuegt.
Nur fokussiert sich momentan mein Gedanke auf Jaeggi, weil dieser bisher bei allem aussen vor war. Drumherum wurde munter geklagt, nur Jaeggi ist jetzt einfach raus und keiner kuemmert sich mehr darum. Daher die Fokussierung auf Jaeggi.

Eine AG? Uaaaaaaaah. Jetzt lief mir wirklich der Schweiss herunter. Mach bitte solche Spaesse nicht.

Naja, es gab andere Geldquellen, die man nie gesucht hat, aber das ist ein anderes grosses politisches Thema, das koennen wir mal wo anders durchsprechen. Da muss ich noch weiter ausholen.


Und noch etwas zu dem Oliver Trust Artikel. Das passt doch zu obigem Beispiel: Djorkaeff haette diesen Betrag einfach nur in der Steuererklaerung angeben muessen. Vielleicht hat er diese Steuer ja auch im Ausland getan? Wurde dies einmal geprueft? Mir kann doch keiner erzaehlen, dass im Djorkaeff Prozess einfach mal so einige Unterlagen abhanden kommen... Als ob das ein Finanzamt oder Gericht interessieren wuerde... Im vereinten Europa!!!

Hast Du zufaellig auch den Spiegel Artikel vom Sommer 2004 vorliegen? War auch online abrufbar.

Danke und Gruss
Thomas
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Beitrag von Thomas »

playball hat geschrieben:Hast Du zufaellig auch den Spiegel Artikel vom Sommer 2004 vorliegen? War auch online abrufbar.

Meinst Du diesen Artikel? Habe ich über die Suche auf Spiegel Online und dann über Google in nem anderen (FC Augsburg-)Forum gefunden:

Die Rente des Monsieur D.

In Kürze erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen drei Ex-Bosse des 1. FC Kaiserslautern. Im bislang größten Strafprozess der Bundesliga-Geschichte geht es um systematische Steuerhinterziehung. Wird das Verfahren zum Riesenreinfall für den Club-Sanierer René C. Jäggi?

Ehemaliger FCK-Star Djorkaeff: Höchst ungewöhnlicher Deal mit dem Weltmeister

Es war am 5. August 1999 um kurz nach elf Uhr, als der Boss des 1. FC Kaiserslautern hastig sein Büro unter der Nordtribüne des Fritz-Walter-Stadions verließ und zum Trainingsplatz eilte. Dort nahm er Otto Rehhagel zur Seite, der gerade die morgendlichen Übungen mit den Spielern beendet hatte. "Alles klar, Otto", raunte Jürgen Friedrich dem Coach zu. Die verschwörerische Geste galt einem echten Coup. Soeben hatte der Bundesligist die Zusage für den spektakulärsten Neuzugang seiner Vereinsgeschichte erhalten: der Mittelfeldstratege Youri Djorkaeff, damals 31, Weltmeister mit Frankreich 1998 und zuletzt in Diensten des italienischen Spitzenclubs Inter Mailand, würde fortan die "Roten Teufel" verstärken.

Eine Woche zuvor hatte Djorkaeff bei einem Geheimtreffen auf dem Betzenberg die Eckpunkte seines Dreijahresvertrags mit den FCK-Vorständen Friedrich und Gerhard Herzog besiegelt. Für 50.000 Mark Grundgehalt im Monat plus 15.000 Mark pro Spiel sollte der Franzose in der Pfalz seine Kickerkünste zeigen - weit weniger, als er bislang in Italien verdient hatte. Wo die Herren schon mal beim Abzeichnen großer Summen waren, unterschrieben sie am selben Tag noch einen weiteren Kontrakt. Darin verpflichtet sich eine gewisse Beratungs- und Orgacontrol AG (BOC) aus der Schweizer Steueroase Zug, das bis Juni 2000 zwischen Inter Mailand und Djorkaeff bestehende Arbeitsverhältnis aufzulösen und zudem die Persönlichkeitsrechte des Fußballers an den FCK zu übertragen. Im Gegenzug überwies der Bundesliga-Club 11,8 Millionen Mark zwischen dem 31. August 1999 und dem 16. August 2001 in sechs Tranchen auf die Konten zweier Schweizer Firmen bei der Kantonalbank und der UBS in Zug.

Ein höchst ungewöhnlicher Deal. Für seine Dienste auf dem Rasen kassierte Djorkaeff - bis er Kaiserslautern im Februar 2002 im Streit verließ - exakt 5.408.061 Mark brutto; für seine Persönlichkeitsrechte und als Ablösepauschale floss die doppelte Summe an zwei ominöse Unternehmen in die Schweiz. Die gewaltige Differenz zwischen beiden Zahlungen wird ab diesem Sommer das Landgericht Zweibrücken beschäftigen. Die Richter müssen klären, ob es sich bei dem Vertragskonstrukt mit der BOC, wie von Djorkaeffs Anwalt und der ehemaligen FCK-Spitze behauptet, um ein gewieftes Rentenmodell für den Spieler handelt - oder um verdeckte Lohnzahlungen seines ehemaligen Arbeitgebers 1. FC Kaiserslautern, wie Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft vermuten.

Vermerk der Steuerfahndung: 11,8 Millionen Euro an Schweizer Briefkastenfirmen

Zu erwarten ist der bislang größte Steuerprozess gegen Verantwortliche eines Bundesliga-Vereins. Es geht um den Vorwurf der Untreue und der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Beschuldigt werden die Ex-FCK-Vorstände Friedrich und Herzog sowie der frühere Aufsichtsratsvorsitzende Robert Wieschemann. Wenn die Anklageschrift in diesen Tagen beim Landgericht Zweibrücken eingeht, will auch der heutige Club-Chef René C. Jäggi, 55, aktiv werden. Er will das Trio auf Schadensersatz in Höhe von 8,95 Millionen Euro verklagen - genau jene Summe, die der FCK bis 10. September als Steuerschuld an das Finanzamt gezahlt haben muss.

Weil beim viermaligen Deutschen Meister kreative Vertragsgestaltungen offenbar zum guten Ton zählten, ist die Gerichtsverhandlung gegen die frühere Vereinstroika womöglich nur der Auftakt einer ganzen Serie von Prozessen im Umfeld des 1. FC Kaiserslautern. Auch gegen drei ehemalige und zwei noch vertraglich gebundene FCK-Kicker ermittelt die Staatsanwaltschaft Zweibrücken wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung: Neben Djorkaeff hat sie die Profis Jeff Strasser, Taribo West, Lincoln und Nenad Bjelica im Visier. Ihnen allen werfen die Ermittler vor, durch die Abtretung von Persönlichkeits- und Werberechten an Scheinfirmen im Ausland oder über Vermittlungsverträge zusammen rund acht Millionen Euro am Fiskus vorbeikassiert zu haben.

Das in einigen Wochen beginnende Verfahren gegen die alte FCK-Führung ist deshalb so spektakulär, weil die Anklage beweisen will, dass über Jahre systematisch Millionensummen schwarz an Spieler gezahlt wurden - und das angeblich auch noch, ohne das Aufsichtsratsgremium zu informieren, was dem Trio zusätzlich den Tatverdacht der Untreue einbringt. Für Strafverfolger, die den illegalen Finanzierungspraktiken im deutschen Profifußball nachspüren, ist dies eine neue Dimension. Bislang konnten die Ermittler immer nur Einzeltäter vor Gericht bringen - etwa Anthony Yeboah, der bei Eintracht Frankfurt über eine Scheinfirma in Ghana 1,8 Millionen Mark am Finanzamt vorbeigeschleust hatte. Sollten die Richter in Zweibrücken der Staatsanwaltschaft folgen, werden die ehemaligen FCK-Verantwortlichen nach Ansicht von Ermittlern "nicht mit Bewährungsstrafen davonkommen". Das bedeutet: mindestens zwei Jahre Haft.

Den anstehenden Prozess ins Rollen gebracht hat - Ironie des Schicksals - jener Mann, der von Aufsichtsratschef Wieschemann als Retter in die Pfalz gelotst worden war. Im Sommer 2002 hatten die Kirch-Pleite und der Stadionausbau die Liquidität des Vereins dramatisch schrumpfen lassen. Der FCK-Chef Friedrich zeigte sich amtsmüde, der als harter Sanierer geltende frühere Adidas-Boss Jäggi ersetzte ihn. Der Schweizer Kaufmann durchforstete Bilanzen und Verträge und kam zu dem Schluss, dass der Verein kurz vor der Pleite stehe. Zudem stieß er in den Spielerakten auf sonderbare Vertragskonstruktionen mit ausländischen Firmen. Daraufhin beauftragte er die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) mit weiteren Nachforschungen.

Die Bilanzexperten präsentierten Jäggi im Dezember 2002 ein 49 Seiten umfassendes Gutachten. Das Konvolut, das die Vertragswerke von neun Spielern monierte, war schwammig formuliert. "Sollten Beweise vorliegen", so die PwC-Prüfer, "dass Zahlungen aus Persönlichkeitsrechten an Spieler geflossen sind und somit verdeckte Gehaltszahlungen anzunehmen wären, wäre mit einem Lohnsteuerhaftungsrisiko von ca. e 10,0 Mio. zu rechnen." Obwohl die Erkenntnisse eher vage waren, reichte Jäggi die Unterlagen umgehend an die Finanzbehörden weiter. Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung begannen zu ermitteln. Kurz darauf gingen in der Geschäftsstelle drei Haftungsbescheide des Finanzamts in Höhe von insgesamt 12,9 Millionen Euro ein. Am 22. Mai 2003 einigten sich der FCK-Vorstand und die Finanzbehörde in einer "Tatsächlichen Verständigung" verbindlich auf eine Zahlung in Höhe von 8,95 Millionen Euro - zu überweisen in vier Raten bis September 2004.

Auf Betreiben Jäggis landete das PwC-Gutachten im Frühjahr 2003 auch auf dem Tisch der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Frankfurt - mit einem für den Verein unheilvollen Ergebnis: Den Pfälzern wurden für die folgende Spielzeit drei Punkte abgezogen, zudem wurden sie zur Zahlung von 125.000 Euro verdonnert. Grundlage für die Vertragsstrafe war neben den nicht eingereichten Nebenabsprachen mit etlichen Profis der Fall Djorkaeff. In der Begründung der DFL hieß es, das "Missverhältnis" zwischen seinem Gehalt und der Abgeltung der Persönlichkeitsrechte sei "derart auffällig, dass die DFL keinen Zweifel hat, dass über die Marketinggesellschaften Zahlungen des Vereins an den Spieler geleistet wurden". Hiermit hätten sich die Pfälzer "einen signifikanten und ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteil gegenüber Vereinen verschafft, die zum selben Zeitpunkt an einer Verpflichtung des Spielers interessiert waren".

Quelle: Spiegel
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)
playball
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Beitrag von playball »

Hi Thomas.
Danke fuer den Artikel. Genau den hab ich gemeint. Allerdings fehlt bei diesem Artikel noch ein Abschnitt. Der interessante Teil kommt naemlich noch! Kannst Du bitte noch einmal gucken, ob da zufaellig etwas verschluckt worden ist?
alex-BETZE
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Beitrag von alex-BETZE »

Dustin hat geschrieben:ich würd mich ja gern an der Diskussion beteiligen.... aber echt zu viel zu lesen... kannst jemand mal aufn punkt bringen :|


Ja, geht mir mittlerweile genauso.
Am Anfang hat mich das ganze ja richtig gekitzelt und ich hab eure Beiträge alle verschlungen, aber mittlerweile hab ich total den roten Faden verloren und verstehe mal gerade garnix mehr.
Ich wäre euch sehr verbunden, wenn zumindest einer von euch sich mal bitte bitte die Mühe machen würde und das bisher erörterte auf, wie Dustin schon sagt, "einen Punkt zu bringen". Möglicherweise ist der "Punkt" auch ziemlich groß, so dass der Text etwas länger wird. Ist mir aber auch recht. Vielleicht nur mal so das gröbste zusammenfassen, damit auch der Rest vom Forum wieder einen kleinen "Leitfaden" hat.

Please!

Teuflische Grüße,
Alex
Zuletzt geändert von alex-BETZE am 12.01.2007, 17:38, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas
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Beitrag von Thomas »

playball hat geschrieben:Hi Thomas.
Danke fuer den Artikel. Genau den hab ich gemeint. Allerdings fehlt bei diesem Artikel noch ein Abschnitt. Der interessante Teil kommt naemlich noch! Kannst Du bitte noch einmal gucken, ob da zufaellig etwas verschluckt worden ist?

Nein, im Internet finde ich zumindest nicht die fehlende Passage des Textes :(

Dafür habe ich vorübergehend noch mal die alten Kommentare zu der Newsmeldung vom Spiegel im DBB-Archiv freigeschaltet, vielleicht ist ja dort noch was zu finden (habe im Moment leider keine Zeit, selbst alles nachzulesen): http://archiv.der-betze-brennt.de/cgi-b ... 0504183422

Unter anderem ist dort zum gleichen Thema auch ein Artikel von Oliver Trust aus der Welt verlinkt, der einen Tag später erschienen war: http://www.welt.de/data/2004/05/05/273529.html?s=1 (vom 5.5.2004)
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geist
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Beitrag von geist »

playball hat geschrieben:Hi Thomas.
Danke fuer den Artikel. Genau den hab ich gemeint. Allerdings fehlt bei diesem Artikel noch ein Abschnitt. Der interessante Teil kommt naemlich noch! Kannst Du bitte noch einmal gucken, ob da zufaellig etwas verschluckt worden ist?


Habe den 2. Teil gefunden:


Mit ihrem Urteil lehnte sich die DFL weit aus dem Fenster. Bis heute vermag nicht einmal die Staatsanwaltschaft Zweibrücken den Beweis zu erbringen, dass Djorkaeff von den 11,8 Millionen Mark, die in die Schweiz geflossen sind, tatsächlich persönlich profitiert hat. „Nur Kontoauszüge könnten das belegen“, sagt ein Ermittler, „aber die haben wir leider nicht.“ Antworten auf Rechtshilfeersuchen in der Schweiz und in Frankreich stehen noch aus. Und so sind es bislang allenfalls Indizien, die Djorkaeff und die alte Vereinsführung belasten. Nach Recherchen des Bundesamts für Finanzen handelt es sich bei der Beratungs- und Orgacontrol AG, mit der Kaiserslautern den Vertrag über Djorkaeffs Persönlichkeitsrechte abgeschlossen hatte, um eine Briefkastenfirma. Das gilt nach Ansicht der Behörde auch für die Clubber Marketing AG und die Cypax Holding AG, zwei jeweils in Zug ansässige Unternehmen, an die der Fußballverein die Millionen letztlich überwies. Die Fahnder sind sich sicher, dass Djorkaeff „mit bestimmten Nettogehaltsvorstellungen an den FCK herangetreten ist“, die „unter Berücksichtigung einzubehaltender Lohnsteuern für den FCK finanziell nicht tragbar“ waren. Daher gehen sie davon aus, dass „die Zahlungen für Persönlichkeitsrechte und Ablöseverpflichtungen verdeckte Gehaltszahlungen an den Spieler Youri Djorkaeff“ darstellen – zumal der Verein die teuer bezahlten Rechte nie genutzt habe. Was sie bislang nicht beweisen können: „eine Beteiligung“ des Franzosen an der Clubber, „da die hinter der Briefkastengesellschaft stehenden Gesellschafter unbekannt sind“. Eine Annahme, die der Verwaltungsrat der Clubber Marketing AG, Georg Zumsteg, in einer Erklärung gegenüber den Ermittlern strikt von sich weist. Demnach habe Djorkaeff bereits am 16. September 1996 seine Persönlichkeitsrechte an die Clubber abgetreten. Im Gegenzug erhielt der Profi eine Einmalzahlung über 900000 Mark. Außerdem ist ihm eine Leibrente in Höhe von zwei Millionen Mark nach dem Karriereende garantiert. Laut Zumsteg stehen die Millionenzahlungen des FCK allein der Zuger Firma zu. Der Club habe sie bei der Verpflichtung des Stars als Gesamtpaket verstanden. Darin enthalten seien neben Djorkaeffs Persönlichkeitsrechten auch die Ablöse von rund sechs Millionen Mark, welche Clubber im Auftrag des FCK als eine Art Generalübernehmer für die Vertragsauflösung an Mailand hätte zahlen müssen. Weil aber die Italiener den Weltmeister letztendlich ablösefrei gehen ließen, habe Clubber den Betrag für sich verbucht. Auch Djorkaeffs Anwalt Ernst Misamer torpediert die Erkenntnisse der Ermittler. Die Clubber sei keine Briefkastenfirma, sondern verfüge vielmehr nach Bestätigung der kantonalen Steuerverwaltung in Zug über eine Steuernummer (1015/779/09) und unterliege „sowohl der Kantons- wie der Gemeindesteuer, aber auch der Direkten Bundessteuer“. Zudem seien in der Clubber-Bilanz ausdrücklich „Rentenrückstellungen“ verbucht.

FCK-Boss Jäggi
Verein zu Tode saniert?

Etwas leichter als im Fall Djorkaeff fällt den Ermittlungsbehörden der Nachweis der Steuerhinterziehung im Fall Taribo West. Der nigerianische Ex-Nationalspieler gab nämlich in seiner Vernehmung zu, über die Abtretung seiner Persönlichkeitsrechte – zusätzlich zu seinem versteuerten Gehalt in Höhe von 630000 Mark – weitere 1,5 Millionen Mark netto erhalten zu haben, die der FCK an eine Briefkastenfirma in Mailand überwiesen hatte. „Die ‚World Footballer Rights‘ wurde nur geschaffen“, so West in seiner Vernehmung, „damit das Geld an mich bezahlt werden konnte.“ Nach Aussage des Profis habe FCK-Boss Friedrich die Variante ins Spiel gebracht, weil die Pfälzer „auf Grund der deutschen Gesetze“ seine Gehaltsvorstellungen von rund zwei Millionen Mark netto nicht erfüllen konnten. Die drei beschuldigten Altfunktionäre wehren sich gegen die Vorwürfe. Falls Spieler über ausländische Agenturen Gelder unversteuert erhalten hätten, sei dies „hinter dem Rücken und ohne Kenntnis des Vereins erfolgt“. Ex-Aufseher Wieschemann: „Wir haben uns nichts zu Schulden kommen lassen.“

Ob die Ermittlungsbehörden oder die ehemaligen FCK-Bosse Recht behalten, muss nun die Justiz klären. Fest steht: Sollten die Richter das Trio Friedrich, Herzog und Wieschemann insbesondere in Sachen Djorkaeff nicht illegaler Praktiken überführen können, kommen auf den heutigen FCK-Boss Jäggi unangenehme Fragen zu:
• War es richtig, den Punkteabzug hinzunehmen, der weitgehend auf einer Vorverurteilung Djorkaeffs beruhte? Jetzt schwebt der Club in akuter Abstiegsgefahr, und die drei fehlenden Punkte könnten am Saisonende den Sturz in die Zweitklassigkeit besiegeln.
• War es richtig, den 8,95-Millionen-Deal mit dem Finanzamt so früh abzuschließen? Zumal selbst die Steuerfahnder in einem Aktenvermerk vom 10. Februar 2003 attestieren, dass es sich bei den ursprünglich veranschlagten 12,9 Millionen Euro um ein „worst case“- Szenario gehandelt habe.
• War es richtig, im nächsten Schritt die verbliebenen Filetstücke des Vereins, das Fritz-Walter-Stadion und das 28 Hektar große Trainingsgelände Fröhnerhof, wegen der durch die Steuernachzahlung entstehenden Liquiditätskrise nur gegen Übernahme der Vereinsschulden an eine städtische Gesellschaft zu verkaufen?
Jäggi verteidigt seine Strategie des reinen Tischs. Er habe „keine anderen Möglichkeiten gehabt“, um den Verein zu retten. Eine Selbstanzeige beim Finanzamt im Dezember 2002 sei nötig gewesen, weil die Wirtschaftsprüfer den Jahresabschluss ansonsten nicht testiert hätten. Die 8,95- Millionen-Verständigung mit dem Finanzamt sei „lebensnotwendig“ gewesen, um bei der Sanierung Planungssicherheit zu haben und um sich vor möglichen weiteren Forderungen der Steuerbehörden zu schützen. Auch um den Verkauf des Stadions an die Stadt Kaiserslautern sei man auf Grund der Verbindlichkeiten aus Altlasten und Steuerschuld in Höhe von 27 Millionen Euro nicht umhingekommen. Die Kritik, dass er in all diese Entscheidungen Friedrich, Herzog und Wieschemann nicht eingebunden habe, lässt der Schweizer nicht gelten. Mit Vorverurteilungen ist Jäggi ohnehin nicht zimperlich. Bei einem Vortrag vor dem Lions Club im südpfälzischen Landau gab er seine Sicht der FCK-Affäre zum Besten. Seiner Meinung nach sind die Altfunktionäre „Scharlatane, die den Goodwill der Menschen missbraucht haben“. Jäggi behauptete vor dem erstaunten Publikum schlankweg und ohne Beleg, allein im Fall Djorkaeff seien 3,5 Millionen Mark netto in die Taschen des Spielers geflossen. Für die 600000 Mark, die der Verein dem Franzosen pro Jahr zahlen wollte, sei der nicht zu haben gewesen. Jäggis höhnischer Kommentar: „Da muss einer den Saumagen schon verdammt mögen.“
Jörg Schmitt, Michael Wulzinger

Quelle: Der Spiegel
Zuletzt geändert von geist am 16.01.2007, 01:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Hellfire »

Wenn ich mir den SPIEGEL-Artikel nochmals vor Augen führe....ganz schlecht wird mir....was man da "zwangsweise" als Fan so alles mitgetragen hat seinerzeit, unfassbar eigentlich.

Der "Sanierer" müsste doch haftbar gemacht werden können, kann man denn wirklich keine Bereicherung zu Lasten des Vereins objektiv darlegen?


Aber gut, wo kein Ankläger da kein Richter....ich hoffe bloß, der Eidgenosse kommt da nicht so billig bei den "doofen Pfälzern" raus wie er glaubt :?
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Beitrag von alex-BETZE »

Hellfire hat geschrieben:...Der "Sanierer" müsste doch haftbar gemacht werden können, kann man denn wirklich keine Bereicherung zu Lasten des Vereins objektiv darlegen?
....


Was willst du ihm den nachweisen? Er hat ja nichts "Illegales" betrieben. Auch, wenn er vllt. nicht die richtigen Entscheidungen getroffen haben mag, so waren sie doch rechtlich einwandfrei, oder seh ich das falsch? Das Stadion zu verkaufen mag eine falsche Entscheidung gewesen sein, aber ist dies deswegen rechtlich strafbar? Wohl kaum.

Korrigiert mich bitte, wenn ich da etwas nicht richtig sehe oder etwas außer Betracht lasse. Mir ist weiter Tiefgründigeres in der Thematik "Jäggi" noch nicht klar. Wenn ich mir den Spiegel-Artikel duchlese, kann ich aber unter Jäggis Handlungen ledeglich falsche, aber keine rechtlich bedenklichen Maßnahmen finden.
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Beitrag von Hellfire »

Soweit ich in Erinnerung habe, hat er seine damalige Bezahlung inkl. diverser Boni beim FCK doch vom wirtschaftlichen Ergebnis des Vereins arbeitsvertraglich abhängig gemacht bzw. machen lassen?

Die sportlichen Interessen scheinen mir da in der Gesamtschau doch etwas hinter das "nackte Betriebsergebnis" - auf Kosten des Vereins und zum Vorteil Jäggi - zurückgetreten zu sein...lasse mich aber gerne von euch korrigieren!
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Beitrag von alex-BETZE »

Hellfire hat geschrieben:Soweit ich in Erinnerung habe, hat er seine damalige Bezahlung inkl. diverser Boni beim FCK doch vom wirtschaftlichen Ergebnis des Vereins arbeitsvertraglich abhängig gemacht bzw. machen lassen?

Die sportlichen Interessen scheinen mir da in der Gesamtschau doch etwas hinter das "nackte Betriebsergebnis" - auf Kosten des Vereins und zum Vorteil Jäggi - zurückgetreten zu sein...lasse mich aber gerne von euch korrigieren!


Sowas hab ich auch noch in Errinnerung. Aber noch einmal die Frage: Ist dies rechtlich strafbar? Denn wie du selber schon erwähnst wurde das ganze vertraglich festgemacht. Ich bin kein Jurist, aber ich vermag mir kaum vorzustellen, dass man unter Berücksichtigung des abgeschlossenen Vertrages da irgendetwas anfechten kann. Denn es gibt doch auch Spieler, deren Gehalt vom sportlichen Erfolg abhhängt. Und es gibt doch auch Gesellschafter, deren Beteiligung am Gewinn vom wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens abhängig.
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