"Sanierungsfall" SV Waldhof
Über Schulden und Mittelmaß in der Oberliga
Mannheim - Es herrscht mal wieder Alarmstufe 1 beim SV Waldhof Mannheim, doch das ist beim früheren Fußball-Bundesligisten keine Seltenheit. Der Aufstieg in die Regionalliga ist fast schon verspielt, zudem drücken den Oberliga-Club erneut große finanzielle Probleme. Bereits bei der Mitgliederversammlung im November mussten die Kurpfälzer Verbindlichkeiten in Höhe von einer Million Euro einräumen. Nun wurde auch noch bekannt, dass es im laufenden 1,5-Millionen-Etat eine erhebliche Unterdeckung gibt. Berater Rüdiger Lamm spricht von einem "Sanierungsfall".
Schon 2003 musste der SV Waldhof Insolvenz anmelden und stürzte aus der 2. Bundesliga in die Oberliga. Um im neuen Jahr eine erneute Zahlungsunfähigkeit zu verhindern, sollen nun mehrere Spieler verkauft werden. Dazu gehören der Torjäger Georgi Donkow, Spielmacher Hakan Atik und Evans Wise, der Nationalspieler von Trinidad/Tobago.
Auch die Fans machen Sorgen. In den Punktspielen beim 1. FC Pforzheim und gegen den Heidenheimer SB kam es zu Ausschreitungen. Gegen 17 Mannheimer Randalierer wurden Stadionverbote verhängt. Und für die Polizei sind die Fans der "Waldhof-Buben" gewaltbereiter als die Anhänger der Profi-Clubs VfB Stuttgart und Karlsruher SC.
Dennoch sind sie das letzte Kapital des einstigen Erstligisten und auch ein Grund, weshalb Ex-Profi Markus Münch kürzlich erklärte, er wolle sein Präsident werden. Münch bestritt 164 Bundesliga-Spiele und wurde mit Bayern München zwei Mal deutscher Meister. Doch der Grund für das große Ansehen des 34-Jährigen bei den Waldhof-Fans ist, dass er 1995 durch sein Tor für Bayer Leverkusen den Erstliga-Abstieg des Erzrivalen 1. FC Kaiserslautern besiegelte.
In Münchs Gefolge traten auch Michael Herberger, ein Ur-Großneffe von Trainer-Legende Sepp Herberger sowie musikalischer Leiter der "Söhne Mannheims" und Klaus Schlappner auf den Plan. Der führte die Mannheimer 1983 in die Bundesliga, der sie immerhin sieben Jahre angehörten. Auf den 66-Jährigen ist Waldhof-Präsident Hans Joachim Bremme aber nicht gut zu sprechen. "Er ist selbstgefällig und bekannt für seine populistischen Sprüche", sagt Bremme über "Schlappi".
Auch der in Mannheim groß gewordene Maurizio Gaudino ist nicht mehr unumstritten. Dem fünfmaligen Nationalspieler, bei seinem Heimatverein in den Vorjahren schon als Sportdirektor, Interimscoach und zuletzt als Berater tätig, wird eine unglückliche Personalpolitik vorgeworfen. In der Tat brachten mehrere Trainer und einige Dutzend Spieler nicht mehr als Mittelmaß - trotz eines hohen Etats. Derzeit beträgt der Abstand zum Oberliga-Tabellenführer SV Sandhausen schon zwölf Punkte. Gaudino lässt die Kritik aber nicht gelten. "Ohne mich wäre der SV Waldhof jetzt in der Kreisliga Nord", so der 40-Jährige.
Die anfängliche Begeisterung bei Münch hat mittlerweile übrigens deutlich gelitten. Und Mitstreiter Schlappner erklärte, er stehe für ein Amt bei seinem alten Verein nicht zur Verfügung. Fußballerische Entwicklungshilfe leistet er lieber in Indonesien und der Mongolei.
dpa/lsw
04.01.2007 - aktualisiert: 04.01.2007, 14:46 Uhr
Quelle: http://www.stuttgarter-nachrichten.de/s ... hp/1329034
Nie meeeehr SV Waldhof, nie mehr, nie mehr!!!
