Meiner Meinung nach (und diese ist erstens nich maßgeblich und zweitens kann gerne jeder eine andere Meinung vertreten) Gibt es drei wesentliche Punkte, die in die Diskussion hineinspielen:
1. Vergleich zu anderen Vereinen, die größtenteils als reiner e.V. ohne Investorengelder agieren
2. Einschätzung des Kaders und dessen Qualität
3. Sportliche Entwicklung und Spielphilosophie
Diese Punkte kann man meines Erachtens mit deutlich weniger Emotionen diskutieren, als das hier gemacht wird. Vor allem ohne die letzten 10-15 Jahre Vereinsgeschichte in einen Mixer zu stecken und in einer kruden Mischung aus Halbwahrheiten, Halbwissen und - wechselseitig allen anderen nochmal einen mitgeben und sich selbst reinwaschen - eine wirklich aufgeheiztes und der Situation absolut unangemessenes Stimmungsbild schaffen.
1. Der FCK hat in den letzten 24 Monaten rd. 20 Mio. Schulden erlassen bekommen und rd. EUR 25 Mio. an Investorengelder erhalten. Ein Vergleich zu der Zeit, in dem der Verein bereits mitten einem Abwärtsstrudel war und von einer Schuldenspirale in den Abgrund gezogen wurde verbietet sich eigentlich (was nicht bedeutet, dass die handelten Akteure damals alles oder - besser gesagt - viel richtig gemacht haben). Uns mit Vereinen wie Magdeburg oder Braunschweig zu vergleichen verbietet sich vor diesem Hintergrund m.E. komplett. Die lecken sich alle Finger nach den Möglichkeiten die hier gerade zur Verfügung gestellt werden. In einem Bericht der FAZ (durch Herrn Erb - jeder weis, dass ich ihn liebe

) wurde sich durch den FCK über die geringen Fernsehgelder beklagt. Das muss in den Ohren dieser Vereine, die komplett ohne externes Kapital auskommen, wie der blanke Hohn klingen. Hier wäre meines Erachtens deutlich mehr Demut angesagt. Wenn wir also als e.V. - ohne externe finanzielle Unterstützung mit einer um wenige Spieler ergänzte Truppe um den Klassenerhalt spielen würden, wäre ich persönlich mit Platz 14 völlig zufrieden - und wenn wir dabei einen Otto Rehhagel Gedächtnis Fußball mit Libero spielen würden - Haken dran. Überlebenskampf zweite Liga. Wie Dresden, wie Aue, wie Sandhausen wie…. Das ist aber nicht der Fall und bringt mich zu
2. Unser Etat dürfte mittlerweile locker in den Top 6 der Liga mitspielen. Von daher gibt es zwei Möglichkeiten, wenn die Aussage eines spielerisch limitierten Kaders zutrifft: Der Kader ist schlecht zusammengestellt oder die Aussage trifft nicht zu. Stellt man unseren aktuellen Kader mal gegen den von Darmstadt oder Heidenheim, wird man m.E. recht schnell feststellen, dass man fast keinen Spieler tauschen würde, weil die individuelle Klasse auf vielen Positionen gleich oder gar besser ist. Ritter, Klement, Rapp, Opoku - damit kann man jeden Gegner der zweiten Liga "spielend" in die Bredouille bringen. Mich würde interessieren, wer in diesem Kader (Spieler mit denen wir teilweise langfristig verlängert haben) denn ersetzt werden soll? Wenn ich mal von der Aufstellung Zuck, Bormuth, Tomiak, Durm - Rapp, Ritter, De Preville, Opuko, Klement, Boyd ausgehe, dann ist das absolut gehobenes Zweitliganiveau. Dazu kommen auf der Ersatzbank Kraus, Hercher, Redondo, Zimmer, Niehus, Zollinski. Auch diese Bank ist jetzt nicht wirklich schlecht für Zweitliga-Verhältnisse. Eher gehoben. Das wir zu Beginn der Runde teilweise sehr abwartend gespielt haben, war völlig OK und insbesondere zwei Dingen geschuldet: 1. Die Mannschaft hatte bei weitem noch nicht das Gesicht von heute (4 Spieler aus der oben genannten Aufstellung kamen erst später dazu), 2. Die Gegner haben uns ganz klar als Außenseiter gesehen. Die Rolle des Underdogs war auf natürlich Weise bei uns. Beides hat sich geändert. Mit Luthe, Bormuth, Durm, Rapp, de Preville, Opoku und Klement spielen 7 Spieler die nicht Teil der Aufstiegsmannschaft waren. Dazu kommt Boyd, der in der Winterpause als Vorgriff geholt wurde. Das sind in Summe über 1.000 Erst- und Zweitligaspielen die dazu gekommen sind. Damit kann man sehr gut zweite Liga spielen. Und damit kann man genau da stehen wo wir jetzt stehen. Vielleicht sogar noch nen Ticken besser.
3. Dieses dogmatische, das Spiel machen oder komplett hinten rein stellen ist m.E. Unsinn. Schwarz oder weiß, als gebe es nichts dazwischen. Wir können m.E. in diesem Kader Spieler tauschen bis der Arzt kommt, wenn wir uns nicht als Team spielerisch dahin entwickeln eigene Kreativ-Ideen zu entwickeln, wenn wir nicht unsere Passgenauigkeit erhöhen und aufhören jeden zweiten Ball aus dem Mittelfeld nach hinten statt nach vorne zu spielen, dann stagnieren wir. Ich messe einen Trainer daran, dass er eine Mannschaft entwickelt. Vor dem Hintergrund der Möglichkeiten die er aufgrund des Kaders hat und über eine gewisse Perspektive auch unabhängig von Ergebnissen. Wir können gerne darüber diskutieren wie lange wir Zeit geben (3 Wochen, 3 Monate, 3 Jahre). Aber dieses ewige: Mehr geht halt nicht - das nervt - zumindest mich - extrem.
Last not least - und das hatte ich schon mehrfach geschrieben - ist die Investition der SPI bzw. der Privatinvestoren von Volumen her weit über dem, was man noch als "Spielgeld" bezeichnen würde. Entsprechend will man dieses Geld vermehren/zurück. In Kiel z.B. geben zwei drei Unternehmer um den Famila Gründer jedes Jahr eine großzügige "Spende" - ohne Kapitalgesellschaft ohne Anteile. Das ist halt ein anderer Ansatz. Bei uns will man Rendite. Und um diese zu bekommen, braucht man den Aufstieg in Liga1. Entsprechend ist das die Perspektive - unabhängig davon, was wir (wir definiert als e.V.) wollen. Das ist die Messlatte. Und aufgrund der finanziellen Situation und Konstellation im e.V., wird das auch über Jahre so bleiben. Thomas Hengen ist Geschäftsführer der KGaA und diese Gesellschaft bekommt ihr Geld und ihre Perspektive aktuell von Investoren, welche im Beirat das Zepter schwingen. Dort wird maßgeblich entschieden. Salopp formuliert ist es recht unwichtig, wen wir von e.V. Seite dort reinwählen - verhält man sich dort vermeintlich falsch, wir einmal kurz der am „Würgehalsband" gezogen und schon läuft das wieder in die Richtung des Kapitals. Ich will damit gar nicht bewerten, ob das schlecht oder gut ist (die Rationale von Investoren hat auch sehr viel Gutes und bringt Disziplin). Es ist aber wie es ist und man muss es als Fakt anerkennen. Wir unterscheiden uns da nicht mehr sooo großartig von anderen investorenfiannzierten Vereinen. Von daher wird eben auch diese Erwartungshaltung angelegt - und nicht die, des Mitglieder-finanzierten e.V., der sich mit bescheidenen Mitteln gegen die Übermacht des Kapitals zur wehr setzen muss. Ich kann für mich ganz klar sagen, dass mir das als Underdog deutlich mehr Spaß gemacht hat und ich kann jeden, der mit diesem Image des FCK sozialisiert wurde verstehen, dass er es gerne so sehen will. Aber man muss die Dinge halt akzeptieren und kann die Uhr hier nicht zurückdrehen.
Ist jetzt ziemlich lang geworden und hat nicht soviel mit dem Spiel gegen Sandhausen zu tun - aber das hatten ja die meisten Beiträge hier nicht.