Hellboy hat geschrieben:
Ich würde dann irgendwie erwarten, dass tendenziell etwas konservativ orientierte Menschen (ich schreib mal absichtlich nicht „rechts“), genauso bemüht sind, sich von rechtsradikalem Gedankengut abzugrenzen, wie ich von linkem. Das passiert aber in meiner Wahrnehmung sehr selten. Viel mehr wird dann die Diskussion reflexartig wieder nach links gelenkt (Oder wieso diskutieren wir hier überhaupt über Linksradikale, das war gar nicht Thema…?), und nach rechts hin wird eher relativiert.
Das Rechts-Links-Schema ist heute eigentlich ein Anachronismus. Es entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhundert entlang der Arbeiterfrage bzw. der damit zusammenhängenden Sozialen Frage und hatte seine Höhepunkte im 20.Jahrhundert als es in den weltpolitischen Antagonismus zwischen kapitalistischer Wirtschaftsordnung und sozialistischer Wirtschaftsordnung gipfelte.
Innerhalb der westlichen Welt spiegelte sich dieser Gegensatz in einer stark abgemilderten Form zwischen dem Keynesanismus (nachfrageorientiert) und dem Monetarismus ( angebotsorientiert) wider. Die Sozialdemokraten waren die Keynesianer, die liberal-konservativen Parteien waren die Monetaristen.
Seit dem Ende des Kalten Krieges existiert dieser große Gegensatz nicht mehr. Heute haben wir viele kleine Konfliktlinien, die sich nur sehr mühsam und mit viel Willkür in das alte Schema zwängen lassen.
Extremistische Gewalt sollte generell abgelehnt und verurteilt werden, ohne mich vorher politisch einordnen und abgrenzen zu müssen. Faschismus, Marxismus und Islamismus sind heute sicherlich die am häufigsten zu nennenden ideologischen Quellen, wenn es um politisch motivierte Gewalttaten geht, aber mitnichten die einzigen Ursachen.
Um Extremismus dauerhaft zu vermeiden, muss es möglich bleiben, Probleme ohne Einschränkungen anzusprechen und zu diskutieren.
Dafür ist die vollständige Meinungsfreiheit unabdingbare Voraussetzung. Werden Probleme nicht angesprochen, sondern unter den Teppich gekehrt, wandern sie an die Ränder ab und werden dort aufgegriffen.
Die Meinungsfreiheit sehe ich heute aber immer mehr unter Beschuss. Daher halte ich es weiterhin mit dem französischen Philosophen und Rationalisten Voltaire:
"Ihre Meinung ist mir zwar widerlich, aber ich werde mich dafür totschlagen lassen, dass sie sie sagen dürfen."