Ich würde es gar nicht "strukturelle Schwächen" nennen, sondern einfach nur "Drittliga-Niveau".
Wir haben m.E. einen recht ausgelichenen Kader mit starker, aber langsamer Defensive, der in der dritten Liga auch offensiv gut Akzente setzen konnte. Gegen Dresden hat man aber einen Eindruck davon bekommen, dass die individuelle Klasse nicht ausreicht, dies auch in Liga 2 so zu machen. Hätten wir in der Relegation mit dieser Mannschaft die offensive Spielweise aufgezogen, die wir in unseren guten Drittligaspielen gezeigt haben, wären wir wahrscheinlich ins offene Messer gelaufen.
Daher hat Schuster m.E. das einzig Richtige gemacht, was man mit einem guten Drittligakader gegen einen schlechten Zweitligakader machen kann: Er hat die Mannschaft deutlich defensiver auf- und eingestellt. Da wir das über 180 Minuten taktisch unglaublich diszipliniert durchgezogen haben, hat es gegen eine ohnehin verunsicherte und zunehmend unter Druck stehende Dresdener Mannschaft am Ende sogar überraschend deutlich gereicht. Gegen andere Kaliber in Liga 2 wird das aber auf Dauer nicht ausreichen - das dürfte klar sein.
Meines Erachtens gibt es jetzt zwei Möglichkeiten, die bevorstehende Saison anzugehen, wenn man auf dem aufbaut, was wir haben:
Mit der Grundidee aus den Relegationsspielen - tief und kompakt stehen, und auf gutes Umschaltspiel und schnelle, effektive Konter setzen. Dann brauchen wir aber mehr Schnelligkeit und Präzision im Spiel nach vorne und mehr Effizienz in der Box. Ich würde dann mindestens noch einen schnellen Außenbahnspieler holen und am besten auch noch einen zweiten Stoßstürmer. Dann würde Schuster seinem "Hoch-und-weit"-Ruf aus Darmstädter Zeiten, gegen den er sich so wehrt, gerecht werden. Das könnte (leider) durchaus ein probates Mittel für Liga 2 sein, denn die Älteren von uns werden sich erinnern: Schöner Fußball wird da nicht gespielt. Und wir hätten wahrscheinlich einige Härtefälle im Kader - z.B. wüsste ich nicht wirklich, wo man Hanslik in so einem System gut unterbringen würde.
Oder wir gehen die Mission mit der Grundidee aus der Drittligasaison an - mitspielen, hoch pressen, Druck entwicken. Dann brauchen wir vor allem mehr Schnelligkeit in der Abwehr und mehr defensive Qualität im zentralen Mittelfeld. Das hieße, einen schnellen (!) IV zu finden, der Konter abfangen kann und einen klassischen Abräumer auf der 6, der notfalls auch mal alleine den Raum vor der Abwehr dicht machen kann. Das wäre dann auf jeden Fall schöner anzusehen, birgt aber vielleicht ein bißchen mehr die Gefahr, dass wir am Ende in Schönheit wieder absteigen.
Ich hoffe nur, es wurde hinter den Kulissen schon gut vorgearbeitet, und wir haben die wichtigen Neuverpflichtungen zeitnah unter Dach und Fach. Die Saison fängt früh an, und es wäre gut, wenn wir nicht schon den Saisonstart verdaddelt hätten und unten drin hängen, bevor der Kader überhaupt steht. Dass wir erst zwei Wochen später Planungssicherheit über die Ligazugehörigkeit hatten, ist in dieser kurzen Sommerpause ein echter Nachteil, finde ich.