Alles zur zweiten Mannschaft und den Jugendteams des FCK.

Beitragvon Thomas » 10.01.2022, 11:00


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Vier Torvorlagen beim legendären 6:2 in Köln: Uwe Scherr (links); Foto: Imago Images

Interview des Monats: NLZ-Leiter Uwe Scherr, Teil 1/2
"Der Wille muss immer stärker sein als die Angst"


Meisterspieler Uwe Scherr ist im Sommer 2020 zum 1. FC Kaiserslautern zurückgekehrt und seither auf einer Schlüsselposition tätig. Der Leiter des Nachwuchsleistungs-zentrums gewährt im DBB-Interview einen Blick in seine tägliche Arbeit - und einiges mehr.

Der Betze brennt: Uwe Scherr, Sie waren Teil der Meistermannschaft des 1. FC Kaiserslautern von 1991. Letzten Sommer jährte sich dieser Titelgewinn zum 30. Mal. Wie oft sind Sie damit konfrontiert worden? Kam es zu nostalgischen Ehemaligen-Treffen?

Uwe Scherr (55): Keine, bei denen ich dabei war. Ich habe nur die ehemaligen Mitspieler getroffen, die mir auch sonst immer mal begegnen. Ich weiß, was dieser Erfolg den Menschen dieser Region bedeutet, aber mir persönlich hilft er heute nicht mehr weiter. Ich lebe lieber in der Gegenwart.

Der Betze brennt: Aber wollen die Jungs hier im NLZ nicht manchmal alte Geschichten von damals hören?

Scherr: Ab und zu greife ich tatsächlich mal auf meine eigene Vita zurück, um deutlich zu zeigen, wie man Profi werden, aber auch, wie sich eine Mannschaft entwickeln kann. Wir sind damals innerhalb von 16 Monaten vom Abstiegskandidaten zum DFB-Pokal-Sieger und schließlich zum Deutschen Meister gereift. Manchmal hilft es, auf ein ein solches Beispiel zu verweisen.

"Ich habe am eigenen Leib erfahren, dass es länger dauern kann"

Der Betze brennt: Sie hatten in ihrer eigenen Karriere ja alles andere als einen Traumstart. Sie wurden erst mit 23 Jahren Profi, kamen aus der damals noch drittklassigen Oberliga, vom FC Augsburg.

Scherr: Ich hatte von der U17 bis zur U21 beim 1. FC Nürnberg gespielt, musste aber in dieser Zeit aber auch schon fünf Knieoperationen über mich ergehen lassen. Irgendwann wurde ich aussortiert. Also wechselte ich zum FC Augsburg, wo ich auf überragende Trainer traf, die an mich glaubten, unter anderem die FCA-Ikone Helmut Haller. In der Saison 1988/89, vor meinem Wechsel zum FCK, galt ich als der beste Amateurspieler Deutschlands. Ich habe also am eigenen Leib erfahren, dass es manchmal länger dauern kann, bis es klappt mit der Profikarriere. Entscheidend ist: Der Wille, es zu schaffen, muss immer stärker sein als die Angst, es nicht zu schaffen.

Der Betze brennt: Wie sind Sie damals beim FCK gelandet?

Scherr: Ich hatte schon Anfang 1989 Gespräche mit dem damaligen Manager Reiner Geye und Präsident Norbert Thines geführt. In den Monaten danach bekam ich noch 14 Angebote von anderen Bundesliga-Klubs, aber ich stand bei den beiden schon im Wort. Als sicher war, dass Gerd Roggensack ab Sommer Trainer am Betzenberg sein würde, hat sich auch der immer mal bei mir gemeldet.

Der Betze brennt: Der Rest ist Geschichte, wie es so schön heißt. Auf Roggensack folgte im Winter 1989/90 Kalli Feldkamp und mit ihm der Durchmarsch vom Abstiegsplatz über den Pokalsieg zur Deutschen Meisterschaft. Welches Spiel aus dieser Zeit ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Scherr: Das Saisonfinale 1991 in Köln. Da ging es um alles. Schon die Tage davor waren überragend, die Interaktion zwischen der ganzen Mannschaft und den Trainern. Wir gingen top vorbereitet in die Partie - und im festen Glauben, Berge versetzen zu können. Wir gewannen 6:2, vier Treffer habe ich aufgelegt. Ich glaube, allein in diesem Spiel habe ich in meiner Entwicklung noch einmal einen riesigen Schritt nach vorn gemacht.

Der Betze brennt: 1992 wechselten Sie dann zu Schalke 04. Damals ging auch das Trainerteam, die Meistermannschaft insgesamt brach auseinander. War das auch der Grund für Ihren Abschied?

Scherr: Ganz ehrlich? Bei einem Lehrgang der Nationalmannschaft verletzte ich mich, da kam heraus: Ich hatte immer noch Probleme mit meinen Knien, und die würden mir auch weiterhin noch Sorgen machen. Da sagten mir die Ärzte: Wenn du im Fußball-Geschäft noch ein wenig Geld verdienen willst, dann sieh' zu, dass du es bald tust. Ich bin in einer Familie mit 14 Kindern aufgewachsen, war selbst das 13., da lernt man, was es bedeutet, finanziell abgesichert zu sein. Und, ja, auch in Kaiserslautern liefen die Dinge damals nicht mehr optimal.

"Im Fußball-Geschäft wird alles irgendwann oberflächlich"

Der Betze brennt: Hatten Sie in den Jahren, in denen Sie dem Betzenberg den Rücken gekehrt hatten, immer noch Kontakte in die Pfalz?

Scherr: Eigentlich nicht. Ich stamme aus einem kleinen Ort in Bayern, aus der Zeit stammen noch einige Freundschaften, die ich schon seit über 50 Jahre pflege. Aber im Fußball-Geschäft wird alles irgendwann oberflächlich. Und irgendwann drehte sich alles nur noch ums Geld.

Der Betze brennt: Nach Ihrer Zeit auf Schalke wechselten Sie noch zum 1. FC Köln und als Ausklang zum Wuppertaler SV. Und nach Ihrer aktiven Karriere kehrten Sie nach Gelsenkirchen zurück, in den Nachwuchsbereich.

Scherr: Ich hatte das Glück, das zwischen mir und der Schalker Manager-Legende Rudi Assauer eine sehr enge Bindung entstanden war. Er hat mich wie einen Sohn behandelt - und in den Trainerstab des FC Schalke eingebaut. Später leitete ich die Scouting-Abteilung eines Champions-League-Klubs, eine Wahnsinnsaufgabe. Auch wenn es mir auch da schon zu viel ums Geld ging.

Der Betze brennt: Und Sie haben mit Norbert Elgert zusammengearbeitet, die Institution schlechthin unter Deutschlands Jugendtrainern ...

Scherr: Was Besseres kann Dir doch gar nicht passieren, als jeden Tag von morgens bis abends mit dem vielleicht besten Jugendtrainer Europas zusammenzuarbeiten. Da habe ich viel mitgenommen. In dieser Zeit haben wir auf Schalke auch die "Knappenschmiede" etabliert. Die Idee für den Namen war von mir.

Der Betze brennt: In dieser Zeit haben die Schalker einige Nationalspieler hervorgebracht: Manuel Neuer, Mesut Özil, Julian Draxler, Benedikt Höwedes. Haben Sie zu einigen von denen noch Kontakt?

Scherr: Nein. Und wenn, würde ich es nicht sagen. Ich bin keiner, der rumerzählt, ich kenne den und den ... Ich freue mich, dass die Jungs diesen Weg genommen haben, bin froh, wenn ich ihnen dabei ein wenig helfen konnte, und gönne ihnen das viele Geld, das sie verdienen.

Der Betze brennt: Im Jugendbereich lässt sich doch langfristiger und ruhiger arbeiten als im Profigeschäft. Wieso ging es bei Schalke ab 2012 für Sie da nicht mehr weiter?

Scherr:. Ab 2009 begann meiner Meinung nach der schleichende Abstieg von Schalke 04, und das hatte auch mit den handelnden Personen zu tun. Irgendwann wurde mehr übereinander gesprochen als miteinander. Da habe ich mich entschlossen, mich neu zu orientieren. Mit dem Netzwerk, das ich mir über die Jahre geschaffen hatte, wollte ich es dann mal im Erwachsenenfußball versuchen.

"Meine Rückkehr zum FCK erfüllt mich mit großer Dankbarkeit"

Der Betze brennt: Sie sind aber immer im Ruhrpott geblieben. Zog Sie nichts in den Süden zurück, etwa zu Ihrem Karriere-Sprungbrett nach Augsburg?

Scherr: Meine Frau stammt aus Recklinghausen, daher hat meine Familie dort Wurzeln geschlagen.

Der Betze brennt: Sie wechselten 2012 als Sportdirektor zu Alemannia Aachen. Auch da ging es viel ums Geld, allerdings eher darum, dass keines da war ...

Scherr: Was mir aber erst hinterher klar wurde. Ich kam im Juni. Im September erfuhr ich, dass der Verein eigentlich schon über ein Jahr zahlungsunfähig war. Anschließend über viele Monate einen Verein zu begleiten, der insolvent ist, ist sehr, sehr anstrengend. Aber mit zehn Jahren Abstand kann ich sagen, dass auch diese Erfahrung sehr lehrreich war.

Der Betze brennt: Als Sie im Sommer 2020 zum FCK wechselten, steckte der ebenfalls gerade in einem Insolvenzverfahren. Das muss Ihnen doch wie ein Déjà Vu erschienen sein. Wie konnten Sie sich darauf nochmal einlassen?

Scherr: Ich hatte schon vor dem Insolvenzantrag Kontakt zum damaligen Sportdirektor Boris Notzon. Da hatten wir das Thema bereits durchgesprochen - und ich dabei den Eindruck gewonnen, dass da noch genug Menschen am Werk sind, die dafür sorgen, dass es weitergeht beim FCK. Und im Jugendbereich wäre es ja sowieso weitergegangen. Ich glaube nicht an Zufälle, drum war ich überzeugt, dass dies alles zum richtigen Zeitpunkt geschieht. Dass ich wieder für den FCK tätig bin, erfüllt mich mit sehr großer Dankbarkeit.

Der Betze brennt: Dazwischen haben sie allerdings noch auf zwei weiteren Karriere-Stationen gestoppt, einmal als Sportdirektor beim TSV Marl-Hüls, der ebenfalls insolvent ging ...

Scherr: Das kam in den Medien nicht ganz richtig rüber. Ich war da nicht in Vollzeit engagiert, sondern habe das nur aus Freundschaft gemacht. Immerhin sind wir in die Oberliga aufgestiegen. Dann aber sprang der Hauptsponsor ab.

Ghana, Brasilien, Ungarn: Viele Stationen in der Karriere von Uwe Scherr

Der Betze brennt: Anschließend ging es nach Ungarn, zum Traditionsklub Honved Budapest.

Scherr: Zwischenzeitlich war ich noch in Ghana aktiv, wo der Ex-Schalker Gerald Asamoah jetzt eine Fußball-Akademie betreibt Und dank meines Netzwerks durfte ich auch mal kurze Zeit in Brasilien arbeiten, in Porto Alegre. Auch das waren tolle Erfahrungen. Die drei Jahre in Budapest allerdings waren mit die schönsten meines Lebens. In Ungarn wird seit ein paar Jahren richtig gut in Nachwuchsarbeit investiert, und ich durfte beim Aufbau einer komplett neuen Akademie mithelfen. Der Kontakt war über Bernd Storck zustande gekommen, der damals ungarischer Nationaltrainer war. Ich hab mit meiner Art, alle mitzunehmen, in kürzester Zeit viele Sympathien gewinnen können. Das hat unheimlich Freude gemacht.

Der Betze brennt: Und wie konnte Boris Notzon Sie da zum Betzenberg zurück lotsen?

Scherr: Wie es halt so geht: Dann kam Corona, Honved installierte einen neuen Sportdirektor, mit dem ich weniger gut harmonierte. Der Verein wollte zwar weiter mit mir arbeiten und mir neue Zuständigkeitsbereiche zuteilen, aber die waren nicht nach meinem Geschmack. Also war ich bereit für einen neuen Schritt. Dadurch habe ich zwar auf viel Geld verzichtet, aber das ist mir nicht mehr so wichtig.

Morgen im zweiten Teil unseres Interviews des Monats: NLZ-Leiter Uwe Scherr über verwöhnte und gescheiterte Jugendspieler, seine Zusammenarbeit mit Thomas Hengen und die Bedeutung der U21-Mannschaft für den FCK.

Quelle: Der Betze brennt / Autoren: Eric Scherer, Thomas Hilmes
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Thomas » 11.01.2022, 11:01


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Interview des Monats: NLZ-Leiter Uwe Scherr, Teil 2/2
"Die U21-Mannschaft ist ein Muss"


Uwe Scherr im Interview des Monats: Der NLZ-Leiter spricht über verwöhnte und gescheiterte Jugendspieler, seine Zusammenarbeit mit Thomas Hengen und die Bedeutung der U21 für den 1. FC Kaiserslautern.

Der Betze brennt: Uwe Scherr, als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums in Kaiserslautern begannen Sie im Sommer 2020, nach dem ersten Lockdown. In den Jugendligen war praktisch eine Saison nicht gespielt worden. Wie stellt man da wettbewerbsfähige Kader für die kommende Spielzeit zusammen?

Uwe Scherr (55): Wir haben sehr viele interne Spiele gemacht, die Jahrgänge auch untereinander gegeneinander spielen lassen, um herauszufinden, bei wem reicht es, wo sehen wir noch Entwicklungspotenzial, wo nicht. Da waren oft schwierige Entscheidungen zu treffen. Ein Talent braucht nun mal Spiele, um sich zu entwickeln. Bei denen, denen wir keine Spielpraxis ermöglichen konnten, mussten wir den Eltern sagen: Guckt, dass der Junge woanders unterkommt, wo er spielen kann.

Der Betze brennt: Und wie sind Sie mit den Ergebnissen dieser Kärrnerarbeit zufrieden?

Scherr: Die Teams zwischen U9 und U19 haben wir gut verstärkt, da sind wir noch nicht sehr gut, aber gut aufgestellt - und in zwei Jahren werden wir Top-Niveau erreichen. Allerdings haben diese Jungs auch schon wieder Begehrlichkeiten bei finanzkräftigen Vereinen aus ganz Deutschland geweckt. Im Leistungsbereich, also in der U17 und der U19, haben wir einige, aber noch nicht genug gute Talente. Nichtsdestotrotz lief es bei der U19 unter Alexander Bugera zuletzt recht gut. Bei der U17 ist sicher noch Steigerungspotenzial.

Der Betze brennt: Sie rangiert trotz einiger begeisternder Heimspiele derzeit auf Rang 18 von 21 Mannschaften in der U17-Bundesliga, Staffel Süd/Südwest. Wie sehr träfe den FCK ein Abstieg eines seiner wichtigsten Jugendteams?

Scherr: Der würde wehtun, aber auch nicht das Ende aller Tage bedeuten. Wir werden natürlich dennoch alles daran setzen, die Liga zu erhalten. Aufgeben darf niemals eine Option für einen Roten Teufel sein.

"Gescheiterte Talente sind im Kopf oftmals bereits kaputt"

Der Betze brennt: Und wo wollen Sie künftig Talente für den FCK finden?

Scherr: Um es klar zu sagen: Ich halte nichts davon, Spieler einzusammeln, die von den großen Nachbarn weggeschickt werden, weil sie dort keine Perspektive mehr sehen. Die helfen dir oft nicht mehr weiter. Die tragen den Namen des großen Vereins vor sich her, von dem sie kommen, sind aber im Kopf oftmals bereits kaputt. Da haben wir eine andere Philosophie. Wir müssen wieder auf die Dörfer in der Umgebung gehen, auch dort gibt es gute Jungs. Das hat der FCK in den vergangenen Jahren leider ein wenig vernachlässigt. Abgesehen davon, macht es auch nicht bei jedem Sinn, ihn über 400 Kilometer von zuhause wegzulocken und ihn dann auf ein Internat zu schicken. Manche brauchen die Nestwärme.

Der Betze brennt: Nicht zu vergessen: Finanziell kann der FCK momentan ohnehin nicht mit den Nachbarn aus Mainz oder Hoffenheim mithalten, denen als Bundesligisten ganz andere Mittel zur Verfügung stehen.

Scherr: Machen wir uns nichts vor. Wir sind von denen meilenweit entfernt. Wir sind ein Nachwuchsleistungszentrum eines Drittligisten. Wir können kein Geld in die Hand nehmen, um Spieler hierher zu locken. Und natürlich ist auch der Fröhnerhof ein wenig in die Jahre gekommen. Wir hätten gerne zwei Kunstrasenplätze mehr, aber das ist im Moment nicht machbar. Wir müssen mit unseren Tugenden überzeugen, mit den Werten, die wir vermitteln. Mit Trainern, die mit Herzblut und Leidenschaft dabei sind. Auch unserer Geschäftsführer Thomas Hengen schaut sich fast alle Jugendspiele an, kennt jeden unserer Nachwuchsspieler bis in die U15 hinunter. Nirgendwo sonst ist der Weg vom Nachwuchs zu den Profis so kurz.

Der Betze brennt: Sind denn dafür auch die Eltern der Spieler empfänglich? Oder gucken die nur aufs Geld?

Scherr: Das mag bei einigen so sein, ist aber längst nicht bei allen so. Viele sind auch bereit, das Sportliche in den Vordergrund zu stellen - mit denen müssen wir Doppelpass spielen. Geld ist ja auch keine Garantie dafür, dass du deine Ziele erreichst. Es gibt 16-Jährige, die verdienen bereits 6.000, 8.000, 10.000 Euro im Monat. Da fass' ich mir doch an den Kopf. Und ich behaupte: Wer in einem solchen Alter so sehr den Fokus aufs Geld legt, der wird es nicht schaffen.

"16-Jährige mit 10.000 Euro im Monat? Da fass' ich mir an den Kopf"

Der Betze brennt: Wie wichtig ist, mit erfolgreichen Beispielen werben zu können - mit Talenten, die über den FCK den Sprung in den Profibereich schafften?

Scherr: Dazu kann Dirk Walter etwas sagen, der ist schon seit über 20 Jahren Organisatorischer Leiter unseres NLZ und liefert übrigens überragende Arbeit für den FCK ab ...

Dirk Walter: Wir haben im Besprechungsraum eine Art Ahnengalerie, die im wahrsten Sinne des Wortes plakativ sichtbar macht, wer aus diesem NLZ alles hervorgegangen ist. Da schauen auch Eltern gerne drauf. Willi Orban, Dominique Heintz, Kevin Trapp, Jean Zimmer - ohne die Ablösesummen, die mit diesen Spielern generiert wurden, würde der FCK vielleicht gar nicht mehr existieren. Und damals waren wir Zweitligist. Wenn wir sie als Erstligist verkauft hätten, hätten wir an die ein oder andere Transfersumme vielleicht noch eine Null anhängen können. Nicht zu vergessen die, die nur zeitweise bei uns waren und dann auf Umwegen den Durchbruch woanders schafften. Bei Schalke hat jetzt ein gewisser Rufat Dadashov sein erstes Spiel in der 2. Bundesliga gemacht - im Alter von 30 Jahren. Vor zehn Jahren spielte der mal bei uns.

Der Betze brennt: Manchem der eben Genannten - aber in jüngerer Vergangenheit etwa auch Florian Pick, Christian Kühlwetter, Carlo Sickinger, Robert Glatzel oder dem heutigen Nationalspieler Robin Koch - glückte der Sprung zu den FCK-Profis aber nicht direkt aus der U19. Sie brauchten noch den Zwischenschritt über die U21. So mancher Profiklub hat seine Zweitvertretung mittlerweile aufgelöst, und auch beim FCK soll dies schon mal angedacht worden sein, aus Kostengründen.

Scherr: Mit dem Gedanken gespielt wurde in der Tat. Ein Glück, dass wir mittlerweile Thomas Hengen haben, denn der sieht dies genauso wie wir: Die U21 ist ein Muss. Gerade dass auch schon viele Zweitligisten ihre zweiten Mannschaften abgemeldet haben, bietet uns doch einen riesigen Vorteil: Da können noch mehr Spieler ihre Chance bei uns suchen, die nach der U19 noch nicht soweit waren. Vielleicht verletzungsbedingt, vielleicht, weil sie wegen Abitur oder Berufsausbildung zeitweise kürzer treten mussten. Ich selbst bin doch das beste Beispiel dafür, dass es nicht direkt nach oben gehen muss. Die Oberliga bietet jungen Spielern eine hervorragende Plattform, Erfahrung zu sammeln - gegen abgeklärte 30-Jährige, die vielleicht zehn Kilo zu viel auf den Rippen haben, aber immer noch kicken können. Wir haben auch schon U19-Spieler zeitweise in der U21 eingesetzt und dann wieder zur U19 zurückgeschickt. Auch das hat Ihrer Entwicklung enorm gutgetan.

"Der Zuspruch vom neuen NLZ-Förderverein ist absolut überragend"

Der Betze brennt: Wie und wo kann der neu gegründete Förderverein NLZ 1. FC Kaiserslautern e.V. helfen, die finanziellen Nachteile gegenüber den höherklassigen Nachbarn zu überbrücken?

Scherr: Das ist absolut überragend, was wir da für einen Zuspruch erfahren. Als erstes Projekt nehmen wir einen kleinen Court in Angriff, der auf dem Fröhnerhof direkt neben unseren Fritz-Plätzen entstehen soll. Da schaffen wir eine Trainingsmöglichkeit für unsere Mannschaften im Grundlagenbereich, die hier nun auch in der kalten Jahreszeit trainieren können. Ab Oktober, November war dies den Jungs bislang nur in diversen Schulturnhallen möglich. Wir planen auch, neues Equipment für Bereiche wie Life-Kinetik, kognitives oder Technik-Training anzuschaffen. Und jedes Jahr an Pfingsten fahren wir mit U15 zu einem hochkarätig Turnier nach Österreich. Das hätten wir nächstes Jahr nicht mehr stemmen können. Doch jetzt hat sich der Förderverein bereiterklärt, die Übernachtungskosten zu übernehmen. Das ist doch großartig.

Der Betze brennt: Wäre das nicht eine tolle Sache für die Jungs, hin und wieder auch mal unter Anleitung eines bekannten Ex-Profis zu trainieren?

Scherr: Wir verhandeln darüber gerade mit zwei Ikonen. Sofern er finanzierbar ist, baue ich jeden Ehemaligen gerne in unsere Arbeit ein.

Der Betze brennt: Finanzierbar? Heißt das, altgediente Herzblut-FCK'ler, die das für lau machen, gibt's nicht?

Scherr: Deren Zahl hält sich eher in Grenzen ... Bei uns im NLZ lassen sich nunmal keine Reichtümer verdienen. Unser Job ist es, dem Verein perspektivisch Reichtümer zu generieren.

Der Betze brennt: Und wie läuft die Verzahnung des Nachwuchs- mit dem Profibereich?

Scherr: Zuletzt haben in der Länderspielpause im Oktober einige unserer Nachwuchsspieler mit den Profis trainiert. Wir würden gerne noch viel mehr in dieser Richtung anbieten, im NLZ beispielsweise Trainingseinheiten mit U17, U19, U21 und Profis durchführen. Leider macht uns Corona da gegenwärtig noch einen Strich durch die Rechnung. Da sind wir besser beraten, die einzelnen Kader getrennt zu lassen. Aber wir behalten das alles im Hinterkopf. Die Zusammenarbeit mit Thomas Hengen ist hervorragend.

Der Betze brennt: Von den U19- und U21-Spielern steht ja Neal Gibs bereits immer mal bei den Profis im Spieltagskader. In der besagten Länderspielpause kamen im Benefizspiel gegen Mainz Maxi Fesser, Moritz Theobald, Shawn Blum und Tristan Zobel zum Einsatz. Sind das auch die Jungs, die gegenwärtig auf dem Sprung stehen?

"Meine Wünsche: Klassenerhalt, Klassenerhalt, Klassenerhalt, Aufstieg"

Scherr: Es gibt noch ein paar mehr, mit denen wir gerade sprechen, um sie länger beim FCK zu halten. Kommenden Sommer laufen bei den Profis einige Verträge aus. Wir werden bei jeder Position, die es neu zu besetzen gilt, erst mal schauen, ob wir nicht jemand im eigenen Stall stehen haben, der sie ausfüllen kann. Wir im NLZ leisten dafür die Vorarbeit, Thomas Hengen vollstreckt.

Der Betze brennt: Haben Sie auf Spieler, die die Position spielen, die Sie einst ausfüllten, eigentlich ein besonderes Auge? Mit Dominik Schad und Philipp Hercher hat der FCK zurzeit zwei Spieler in seinen Reihen, die die rechte Außenbahn ähnlich dynamisch entlang fegen, wie Sie damals ...

Scherr: Ich hab beide schon im Training gesehen und auch in unserem Fußballcamp im NLZ kennengelernt. Sind beide sehr sympathische Jungs. Aber regelmäßig spielen sehe ich sie leider nicht. Ich schau mir jedes Wochenende zwischen vier und sechs Jugendspiele an, da habe ich keine Zeit, unseren Profis zuzugucken. Diese Saison habe ich bislang nur das Heimspiel gegen 1860 München gesehen. Beim 3:0-Sieg haben mir beide natürlich gut gefallen.

Der Betze brennt: Unsere obligatorische Abschlussfrage lautet ja eigentlich: Wo sehen Sie den FCK am Ende der Saison? Für Sie differenzieren wir diesmal: Was wünschen Sie sich für U17, U19, U21 und Profi-Team?

Scherr: Klassenerhalt, Klassenerhalt, Klassenerhalt, Aufstieg.

Der Betze brennt: Herzlichen Dank für das interessante Gespräch!

Quelle: Der Betze brennt / Autoren: Eric Scherer, Thomas Hilmes

Weitere Links zum Thema:

- Teil 1 des Interviews: "Der Wille muss immer stärker sein als die Angst" (Der Betze brennt)
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Seit1969 » 11.01.2022, 11:57


" Wir müssen wieder auf die Dörfer in der Umgebung gehen, auch dort gibt es gute Jungs. Das hat der FCK in den vergangenen Jahren leider ein wenig vernachlässigt."
Da gehe ich mit Uwe Scherr vollkommen d'accord.
Leider viel zu spät für so manch talentierten Jugendspieler aus der näheren Umgebung.
Ich hoffe nur die Einsicht kommt nicht aufgrund der eingeschränkten Fahrdienstmöglichkeiten des NLZ.
Fly with the eagle or scratch with the chicken



Beitragvon DER Drachenfelsteufel » 11.01.2022, 13:46


Ich hoffe wir arbeiten zukünftig mit den Fußballschulen von Roos und Ehrmann zusammen.

Die enge Verbindung zwischen Hengen und dem Nachwuchs klingt sehr gut. Hoffentlich schaffen es in den nächsten Jahre wieder nachhaltig ein paar von den Jungs.
Kämpfen Lautern!



Beitragvon Seit1969 » 11.01.2022, 14:35


DER Drachenfelsteufel hat geschrieben:Ich hoffe wir arbeiten zukünftig mit den Fußballschulen von Roos und Ehrmann zusammen.....

Bei Axel Roos bedient sich der FCK doch regelmäßig seit Jahren, ohne allerdings das irgendwann mal honoriert zu haben. Die vom Verband ab den D-Junioren vorgesehene Ausbildungsentschädigung wurde jahrelang "gespart".
Fly with the eagle or scratch with the chicken



Beitragvon Betze_FUX » 11.01.2022, 14:46


Wieso soll es zu spät sein um auf die Dörfer zu gehen?! Es werden jedes Jahr Kinder zur Welt gebracht die in fussballvereinen kicken! Das verstehe ich garad nicht...

Das Uwe schwer da erzählt klingt alles sehr geerdet und solide. Die Perspektive in zwei Jahren nochmal die Qualität unserer Ausbildung gesteigert zu haben lässt hoffen. Das ließ er ja schon Mal vor Monaten anklingen. Auch scheint er Erfahrung zu haben, wie man in Vereinen mit wenig Geld arbeitet. Es stimmt mich tatsächlich ein bisschen zuversichtlich was ich da so lese. Bleibt zu hoffen, dass das "Mutterschiff" nicht sinkt sondern weiter schippern kann...


Das 6:2 in Köln....was ein grandioses Erlebnis. Sowas werde ich nie mehr erleben. Schon allein weil es heute auch nicht mehr möglich ist 5 min vor dem Schlusspfiff zu Tausenden an der Seitenhauslinie zu stehen :) Da würde sofort das KSK anrücken ... OK, als Spieler hätte ich da glaube ich auch etwas Muffe :D
"In Kaiserslautern immer auf die übertriebene Erwartungshaltung zu verweisen, ist vollkommener Quatsch. Ich vermisse es, dass man die Fans als Faktor begreift, mit dem Erfolg zu schaffen ist." - Kalli Feldkamp



Beitragvon Lestat » 11.01.2022, 16:16


Thomas hat geschrieben:.......
Der Betze brennt: Und wo wollen Sie künftig Talente für den FCK finden?

Scherr: Um es klar zu sagen: Ich halte nichts davon, Spieler einzusammeln, die von den großen Nachbarn weggeschickt werden, weil sie dort keine Perspektive mehr sehen. Die helfen dir oft nicht mehr weiter. Die tragen den Namen des großen Vereins vor sich her, von dem sie kommen, sind aber im Kopf oftmals bereits kaputt.
....


Die Aussage finde ich interessant.

Thomas hat geschrieben:.......
Der Betze brennt: Wäre das nicht eine tolle Sache für die Jungs, hin und wieder auch mal unter Anleitung eines bekannten Ex-Profis zu trainieren?

Scherr: Wir verhandeln darüber gerade mit zwei Ikonen. Sofern er finanzierbar ist, baue ich jeden Ehemaligen gerne in unsere Arbeit ein.

Der Betze brennt: Finanzierbar? Heißt das, altgediente Herzblut-FCK'ler, die das für lau machen, gibt's nicht?

Scherr: Deren Zahl hält sich eher in Grenzen ... Bei uns im NLZ lassen sich nunmal keine Reichtümer verdienen. Unser Job ist es, dem Verein perspektivisch Reichtümer zu generieren.

Der Teil tatsächlich etwas erschreckend :?
Ja hier stand mal eine Signatur.
Diese wurde nach über 3,5 Jahren von den Moderatoren gelöscht (aufgrund einer Beschwerde) weil sie nicht den Forumsregeln entsprechen soll. Das zu sage ich jetzt besser nichts.



Beitragvon Strafraum » 11.01.2022, 21:20


Wie sieht das denn eigentlich bei diesen sogenannten Sternvereinen vom FCK aus? Wird das noch gelebt, oder gibts das nicht mehr?

Meines Wissens war zB der TSV Gau-Odernheim mal Sternverein. Allerdings behaupte ich mal, da sich mittlerweile viele Mainzer im Alzeyer Gebiet breit machen, das hier auch wegen mangelnder Präsenz vom FCK Jugendspieler eher in die andere Richtung wechseln.

Ich finde, es sollte trotz dritter Liga auch in dem Revier von Mainz und Hoffenheim gefischt werden. Einen Diamanten selbst schleifen und nicht irgendwo fertig heraus nehmen. Kleiner Tipp, fahrt mal zum VfR Nierstein.
Ruhe an der Murmel! Das muss in die Birne!



Beitragvon Thomas » 11.01.2022, 21:49


@Strafraum: Die gibt es noch, hier ein Auszug von FCK.de:

FCK hat geschrieben:Folgende Vereine sind aktuell offizielle Partnervereine des FCK:

1.FC 08 Haßloch
FSV Offenbach 1920
JSG Römerberg
SC 07 Idar-Oberstein
SV Röchling Völklingen
TSG 1861 Kaiserslautern

Quelle und weitere Infos: https://fck.de/de/nachwuchs/sportpark-rote-teufel/
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Blutgraetsche » 12.01.2022, 09:26


DER Drachenfelsteufel hat geschrieben:Ich hoffe wir arbeiten zukünftig mit den Fußballschulen von Roos und Ehrmann zusammen.

Die enge Verbindung zwischen Hengen und dem Nachwuchs klingt sehr gut. Hoffentlich schaffen es in den nächsten Jahre wieder nachhaltig ein paar von den Jungs.


Schau bitte die Konzepte der beiden an: Ehrmann gibt für die Fussballschule seine Namen (siehe Interview in der Rheinpfalz). Dürfte also aktiv nicht mehr Fulltime Talente trainieren. Axel Roos bietet gegen Geld !! eine Ausbildung an und wirbt gute Fussballer bei Vereinen mit Ehrenamtlichen ab und schadet somit der Breite des "normalen Fussballes". Mit dem Konzept verdient Axel Roos bereits Geld - vor einem möglichen Wechsel zum FCK oder sonstwo.



Beitragvon Oktober1973 » 14.01.2022, 15:58


Ich weiss gar nicht, ob ich verwirrt oder überrascht sein soll.
Ein substantielles Interview mit vielen Antworten, mit klaren Ansagen und Einstellungen und nur 9 Kommentare.
Es geht hier immerhin um unsere Zukunft, die unkommentiert bleibt,
Da ist im Forum zu anderen unwesentlicheren Themen erheblich mehr mit und ohne Zündstoff, sowie emotional geschrieben worden.
Seit spätestens Eintritt in die 3. Liga ist an dieser Stelle mit Haken und Ösen über die Wege philosophiert und gestritten worden.
Ich bin froh, solch einen geerdeten Ex Profi von uns zu sehen, der mit klarem Hausverstand an die Sache herangeht. In unserer finanziellen Situation ist Zaubern sicher nicht möglich, aber mir scheint eine klare Idee und Fleiss hinten dran zu stecken.
Mir geht es hier gar nicht um den viel zitierten Stallgeruch.
Selbst mit dem Wissen um die klaren Wettbewerbsnachteile jemand der m.E. die Aufgabe annimmt. Ich hoffe nicht, dass unsere Investoren dieses Thema stiefmütterlich behandeln und die Zeit geben, um die Früchte zu ernten, deren Wachstum und Ernte sicher erst nach Minimum 2-3 Jahren sichtbar wird.
Da reicht eine Vegetationsperiode nicht.
Wenn ich gleichzeitig auch Kommentare in Facebook lese bezüglich des Themas S. Blum, z.B. von Herrn Konzok, fehlt meiner Meinung der Respekt vor U. Scherr und dessen Umgang mit den Umgebungsbedingungen.
Vielen Dank an U. Scherr jetzt schon, sich dieser Aufgabe gestellt zu haben, verbunden mit dem Wunsch nach viel Ausdauer, die von Nöten ist.
Ich hoffe, dass wir an allen Fronten sichtbare Schritte nach vorne kommen. Der Erfolg der Profis, so er sich dann einstellt, ist auf die Gesamtsicht auf unseren Herzensverein gesehen nur die halbe Wahrheit.




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