Die taktische Analyse von K-Town ist nicht nur auf dieses Spiel bezogen. Die selben Dinge konnte man schon gegen Braunschweig und Meppen sehen. Deshalb fand ich die Ansage hinsichtlich der Charakterfrage nach dem Spiel in Meppen auch unangemessen.
Der Fußball den Antwerpen spielen lässt ist sehr „modern“. Offensivpressing in feinster Tradion der alten Mainzer Schule von Wolfgang Frank, verfeinert von Jürgen Klopp oder Thorsten Lieberknecht. Peter Neustädter, unser U 17 Trainer kommt im Übrigen auch aus dieser „Schule“.
Auch Leipzig und Hoffenheim, die beide von Rangnick geprägt wurden, spielen ein ähnliches System. Das Risiko in einem solchen System ist die hohe taktische Disziplin die es den einzelnen Spielern abverlangt und die hohe Anforderung an gewisse Schlüsselspieler, insbesondere die 6er und den IV. Passen gewisse Kleinigkeiten nicht, versagt das Kollektiv.
Unsere Spiele waren schon in der Rückrunde sehr wacklig, mit immerhin 1,7 Gegentoren in den letzten 10 Spielen - und da waren Mannschaften dabei, die mit dem Rücken zur Wand standen und damit eben nicht so spielen konnten wie Berlin oder Meppen.
Wenn man sich das anschaut, hat Antwerpen die sogenannte Restverteitigung, also letztlich die Defensiven, die sich nicht am Pressing beteiligen immer weiter geschwächt. Zuerst hat er ab dem 28. Spieltag Zimmer aus der Viererkette nach vorne gezogen (und somit Geschwindigkeit). Dann hat er am 32. Spieltag gegen Saarbrücken auf die 3er Kette umgestellt und jetzt, hat er / der Verein wie auch immer, Ouahim, Sickinger und Rieder gehen lassen. Das war das Herz dieses Systems. Auch wenn sie hier gerne kritisiert wurden: Ouahim und Sickinger sind taktisch überragend ausgebildete Fußballer, die beide zudem sehr schnell sind. Die wurden nicht adäquat ersetzt -genausowenig wie Rieder.
On top spielst du nun mit einem Offensiven (Wunderlich) mehr. Damit hast du den Bogen überspannt. Das kannst du mit dem Kader von Bayern München machen, wenn die Protagonisten hinten drin Davies und Upamecano heißen, die Bayern spielen das sogar mit 5 Offensiven und nur einem Sechser (Kimmich, früher Lahm). Aber als FCK überforderst du die Mannschaft. Und ohne Götze bzw. Ritter auf der 6 sehe ich im Moment auch nicht, wie die Mannschaft das umsetzen soll / kann.
Manchmal ist es dann besser 2-3 Spiele mal wieder einfacheren Fußball zu spielen.
Wenn ich das richtig sehe, ist Oahim noch zu haben und Sandhausen will ihn loswerden. Vielleicht besteht ja ne Möglichkeit. Er kennt den Verein, er kennt die Mannschaft, das System…..
Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich hier sowas wie ein Widerspruch zwischen Kopfsache und Taktik aufbaut - den gibt es m.E. nicht. Das eine bedingt das andere. Wenn du als Trainer einer Mannschaft Sicherheit geben willst, dann lässt du die ein oder andere Locke halt mal weg. Zimmer hat nicht umsonst den Handschlag mit Antwerpen verweigert. Wie gesagt: Verbal etwas abrüsten, taktisch etwas einfacher und dann stück für stück das Selbstvertrauen zurückholen.
Steffen Baumgart hat im übrigen die Woche ein paar Sätze gesagt, die wie ich finde ganz gut zu dieser Diskussion passen:
Machst du hinten einfach nur die Räume eng, um dann kontern zu können, oder fangen wir mit dieser Arbeit doch gleich ganz vorne an, wo wir Ballverluste des Gegners noch schneller bestrafen können. Bei mir ist das Glas eher halb voll, nicht halb leer. Natürlich werden wir Gegentore bekommen. Aber ich habe keine Verlustängste.
....
Fußball ist ein sehr einfacher Sport. Ich kann vom diametral abkippenden Sechser, von der falschen Neun sprechen. Diese ganzen Begrifflichkeiten wollen das Fußballspiel intelligenter machen als es tatsächlich ist. Am Ende spielen wir alle Fußball, weil es ein einfacher, ein sehr klarer Sport ist.
....
Worum geht es denn beim Fußball trotz des vielen Geldes und der medialen Aufmerksamkeit? Ums Spielen! Ich habe nicht studiert, und wahrscheinlich hätte ich auch gar nicht studieren können, weil mir die Voraussetzungen fehlten. Das, was ich aber sehr gut kann, das ist Fußball.