Satanische Ferse hat geschrieben:Wir befinden uns in der härtesten Phase unserer fast 120-jährigen Vereinsgeschichte.
Dazu ein paar Worte (sorry, wird wohl etwas länger) und voran gestellt ein Zitat aus dem Film
"Der Leopard" von Luchino Visconti
Es muss sich vieles ändern, damit die Dinge so bleiben können wie sie sind."
Das hört sich in unserer Situation erst mal nicht so an als wäre der status quo erhaltenswert aber darum geht es auch nicht. Dazu muss man etwas ausholen. Und jeder hat da wohl seine ganz eigene Sicht, wo der Hebel angesetzt werden sollte. Das hängt bei jedem an seinem Alter, welcher Generation er angehört und mit welchen Idolen seine Generation aufgewachsen ist. Das was hier folgt gilt also erst mal für mich. Vielleicht aber auch für andere.
Den ersten Namen eines Spielers den ich kannte war Roland Sandberg. Wenn der Vater am Samstag die Sportschau sah und ausrastete zeigten die TV Bilder oft einen blonden Mann, der einen Ball ins Tor schoss und unser Wohnzimmer glich in dem Moment einem Irrenhaus. Das hat mich meinem Vater nah gebracht und gleichzeitig mein Interesse für etwas geweckt, das aus einem im Alltag eher ruhigen und ausgeglichenen Typen eine Furie machen konnte. Fussball!
Nach Sandberg lernte ich dann immer mehr Spielernamen. Hellström, Pirrung, Topmöller, Wendt ... Briegel. Briegel und noch mal Briegel. Und der wurde immer besser. Wir waren "nur" de Betze. Aber den Briegel hatten wir. Und die anderen. Und auf uns Fans war auch immer Verlass. Vor allem vom Saarland bis an den Rhein aber auch über diese Grenzen hinweg. Der FCK war der Stolz der Region. Obwohl wir nicht Bayern oder Gladbach waren. Kein Siegerabo hatten. Aber wir waren Sympathieträger und anerkannt. Und das hätte auch gerne so bleiben können.
Irgendwann später gab es dann im Umfeld Leute, die entweder schon früh erkannten und/oder aber darauf setzten, dass ein präsidial geführter e.V. der Entwicklung im Fußball nicht mehr genüge. Die kannten den Spruch aus dem Film wohl auch. Die nannten sich "professionelle Zukunft" oder so ähnlich und stürzten in einem Handstreich Norbert Thines. Der war so beliebt, dass man ihn nicht ohne auch etwas Foul zu spielen weg bekommen konnte. Das war 1996 nach dem Abstieg und damals ist dieses "etwas Foul zu spielen" in unsere Vereins-DNA eingesickert.
Es gab in den Jahren ja auch außerhalb des Fußballs Entwicklungen, die man nicht vernachlässigen darf: die Wende, die Stadt unseres Bimbes-Kanzlers hatte das so genannte "Kabel-Pilot-Projekt". Kabelfernsehen. Da folgten dann Privatsender und das Tor zum Pay-TV war aufgestossen. Premiere, Kirch Pleite. IT-Goldgräberstimmung etc.pp.
Wie gesagt, das ist meine Sicht, die mit dem Alter zu tun hat. Vorher habe ich keine Erinnerung an Vereinspolitik, denn es hat mich schlicht nicht interessiert. Aber damals fängt für mich die eigentliche Geschichte an deren Auswirkungen heute Erleben. 1996
Aufstieg & Meisterschaft in 2 Jahren. Demütigung und Siegesrausch in kürzester Zeit. Achterbahnfahrt mit happy end. Und dann provinzieller Größenwahn der defizitären Vereinsführung. Falsche Entscheidungen am laufenden Band. Bewerbung als WM Standort, Planung und Beginn des Stadionumbaus. Holzmann Pleite. Politik. Politik. Politik.
Und der FCK fällt. Fällt ins Bodenlose. Fällt in die 2. Liga. Und die Konten fallen mit. Hohe Stadionmiete, die man immer schön bezahlte. Gerichtsverfahren gegen ehemalige Funktionäre. Sicherheitsdenken. Bis 2008 eigentlich zappe gewesen wäre. Da kam einer, der sich nicht ergeben wollte und versucht hat aus der verfahrenen Situation mit dem Verein, dem Stadion und der Stadt noch irgendwie das Überleben zu sichern. Der die Kräfte im desillusionierten und zerstrittenen Umfeld noch einmal bündeln konnte und so den GAU dritte Liga für uns mitverhinderte. Das war natürlich ein kleines Märchen, wie der FCK dann aufstieg und die Bayern aufm Betze noch einmal weg klatschte. Das Gesicht von van Gaal .... unvergessen.
Dann ging es wieder Berg ab. Denn das Übel Stadion wurde nicht gelöst. Die Konten waren unter Null und da keiner den Verein in einen Plastikclub umarbeiten wollte mussten ab jetzt Auswärtige ran. Denen hat man den Auftrag erteilt und sie haben die Ausgliederung vorangetrieben und durchgebracht. Aber auch den Verein sportlich dahin geführt, wo er jetzt ist. Und den Verein als Repräsentanten dahin geführt, wie er in den Medien heute dargestellt wird.
Und im Hier und Jetzt kommt es darauf an, dass jeder Schuss sitzt. Dass jede Unterschrift wegweisend ist für unsere Zukunft und ob wir überhaupt noch eine haben.
Ja, wir haben ausgegliedert und sind dem Spruch aus dem Film gefolgt. Und ja, jetrzt ist es an der Zeit die Säulen zu füllen. Mit Bedacht und so, dass der FCK nicht von Ponomadingens oder Scheichs oder Egozentrikern aus Steueroasen dominiert wird.
Und allen sei nochmals ins Gesangbuch geschrieben: die Insolvenz ist keine Lösung. Weder eine gute, noch eine schlechte. Keine.