
Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - SV Wehen Wiesbaden 0:0
Schluss mit lustig
Der 1. FC Kaiserslautern tritt auf der Stelle und kommt gegen den SV Wehen Wiesbaden nicht über ein glückliches 0:0 hinaus. Schon während der Partie, vor allem aber nach dem Schlusspfiff kippt auf dem Betzenberg die Stimmung.
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Es ist gerade einmal vier Monate her, da herrschte beim 1. FC Kaiserslautern noch Aufbruchstimmung. Über 1.500 Fans kamen zum Trainingsauftakt, der Anhang wollte mit der neuen Mannschaft und den Vereinsverantwortlichen den schlimmen Absturz in die 3. Liga wiedergutmachen. Über 40.000 kamen zum ersten Heimspiel.
Ende November 2018 ist davon nichts mehr übrig. Die Schonfrist ist abgelaufen, die Geduld eines großen Teils der Fans am Ende - die Mannschaft lieferte spätestens mit dem leidenschaftslosen Gekicke gegen den SV Wehen Wiesbaden keine Gründe mehr, dass der Schulterschluss mit der Kurve noch länger Bestand haben sollte.
Nicht mal der Schiedsrichter ist heute schuld
Planlos, beinahe hilflos agierte der FCK speziell im ersten Durchgang. Mehr als zwei halbwegs gefährliche Versuche aus der Distanz sprangen bei den überschaubaren Offensivbemühungen nicht heraus. Selbst der Schiedsrichter war diesmal nicht schuld. Der DFB hatte - vielleicht als Reaktion auf die Schiedsrichter-Schelte der Lautrer Verantwortlichen? - mit Manuel Gräfe einen seiner besten Männer geschickt. Und der Referee meinte es gut mit dem FCK.
In der 28. Minute verweigerte er den Gästen einen Strafstoß, als Lukas Gottwalt Patrick Schönfeld im Strafraum unfair stoppte. Nicht nur da hatte der FCK Glück. Kurz vor der Pause wären die in verboten grellen, neongelben Trikots und mit zwei Ex-Lautrern (Sascha Mockenhaupt und Max Dittgen) in der Startelf angetretenen Gäste beinahe in Führung gegangen. Sie brachten es aber fertig, eine Dreifachchance liegen zu lassen. Erst der Pfosten, dann Lukas Gottwalt und Momente später Jan Löhmannsröben verhinderten auf der Linie den Rückstand.
Eine umgekehrte Erwartungshaltung macht sich breit
Trotzdem schwand mit fortlaufendem Spiel nicht nur die Lust auf Anfeuerung in der Westkurve. Auch die Geduld nahm Schritt um Schritt ab. In die Pause verabschiedeten die Fans ihre Männer in Rot mit einem kurzen, aber zum ersten Mal in dieser Saison richtig lauten Pfeifkonzert. Mehrere tausend Anhänger hatten ohnehin schon vor dem Anpfiff mit den Füßen abgestimmt. Nur 18.716 Zuschauer kamen ins Stadion - einzig beim Montagabendspiel gegen Fortuna Köln waren es bislang weniger.
Besser wurde es auch im zweiten Durchgang nicht. Wehen Wiesbaden spielte technisch feiner und überlegener. Der FCK fand - so konnte man irgendwann glauben - mehr zufällig mal den Weg ins Angriffsdrittel. Auf den Rängen führte das zu einer merkwürdigen Spannung. Ging es mal mit etwas Tempo nach vorne, setzten sofort Anfeuerungsrufe ein. Jeder Fehlpass führte jedoch zu einem dreimal lauteren Aufstöhnen. Eine umgekehrte Erwartungshaltung machte sich breit - ein Tor für die Gäste und der ganze Unmut hätte sich wohl in einem krachenden Gewitter entladen.
Am Ende entlädt sich der ganze Frust
Dabei waren für einen kurzen Moment die Hausherren dem 1:0 näher, doch SVWW-Keeper Markus Kolke lenkte einen Löhmannsröben-Kopfball in der 68. Minute mit einer starken Parade gerade noch so an den Pfosten. Es sollte nur ein kurzes Aufblitzen sein. Danach dominierten erneut die Gäste. Und im Fritz-Walter-Stadion kehrte wieder eine merkwürdige, kaum auszuhaltende Stille ein, bis mehrmals "Wir wollen euch kämpfen sehen" angestimmt wurde. Das veranlasste sogar die rund 400 ansonsten kaum wahrnehmbaren Gäste-Fans ein "Ohne Wehen wär' hier gar nichts los" anzustimmen. Wie viele Tiefpunkte gibt es noch?
Mit dem Schlusspfiff entlud sich der ganze Frust in einem wirren Mix aus "Frontzeck-raus"-Rufen, Pfiffen und "Wir haben die Schnauze voll"-Gesängen. Als sich der Spielertross langsam Richtung Westkurve bewegte, übersprangen dutzende Fans die Brüstung und stellten die Spieler wütend an der Werbebande zur Rede. Einzelne Profis stimmten dem Fan-Unmut dort sogar zu und übten auch Kritik am Trainer.
Was bleibt? Spätestens mit dem heutigen Tag ist die Krise nicht mehr wegzudiskutieren. Die Situation erinnert stark an jene vor einem Jahr, als mehrere Fans die Spieler nach dem 0:0 gegen den VfL Bochum hinter der Nordtribüne zur Rede stellten. Damals gelang der Umschwung nicht mehr - ob es in dieser Saison anders läuft?
Quelle: Der Betze brennt

Stimmen zum Spiel
"Frontzeck raus": Die Stimmung am Betze kippt
Nach der glücklichen Nullnummer des FCK gegen Wehen Wiesbaden ist die Stimmung auf dem Betzenberg gereizt. Wütende Fans stellten nach dem Spiel die Mannschaft zur Rede und forderten lautstark: "Frontzeck raus!"
"Man merkt, dass Druck auf dem Kessel ist", sagte FCK-Coach Michael Frontzeck zur Situation, als Dutzende Anhänger nach dem Schlusspfiff über die Brüstung zum Innenraum kletterten und das kritische Gespräch mit den Spielern suchten. "Alles was hinten raus passiert, dafür habe ich immer Verständnis - auch dass hinten raus der Kopf des Trainers gefordert wird." Für ihn sei aber wichtig, dass die Mannschaft weiter Unterstützung bekomme. "Wenn am Ende einer Schuld sein muss, dann ist es halt so."
Frontzeck: "Wenn am Ende einer Schuld sein muss, dann ist es halt so"
Frontzeck sprach vom "ersten wirklich glücklichen Punkt der Saison". Man könne auch nicht damit zufrieden sein, wie man gespielt habe, sagte der Coach, kritisierte aber auch die seiner Meinung nach zu hohe Erwartungshaltung. "Sobald man über Wehen Wiesbaden spricht, dann heißt es direkt: Wir sind der große FCK", so Frontzeck. "Ich glaube, dass wir uns mehr mit dieser Liga identifizieren und die alten Erfolge endlich hinter uns lassen müssen."
Auch die Lautrer Spieler äußerten Verständnis für die Reaktion der Anhänger. "Da müssen wir unseren Mann stehen", sagte Abwehrchef Kevin Kraus. "Wir haben auch mit den Fans geredet und sie ein bisschen besänftigen können." Für Janek Sternberg gehören solche Situationen "zum Fußball dazu. Wir müssen das akzeptieren. Helfen tut es uns aber nicht." Wolfgang Hesl beschrieb auch die Phase zwischen der 60. und 70. Minute, als der Unmut immer deutlicher vernehmbar wurde. "Dadurch wurde es natürlich keinen Deut besser, weil die Verunsicherung dann enorm war", so der Keeper. "Für den Frust der Fans habe ich aber Verständnis."
Hesl: "Einfach nur schlecht"
Für den Routinier war die Null hinten das "einzig Positive". Hesl weiter: "Es ist schwer, etwas zum Spiel zu sagen, weil es wirklich einfach nur schlecht war." Kraus erklärte: "Unter dem Strich steht ein glückliches 0:0. Aber immerhin haben wir nicht verloren. Wehen ist kein schlechter Gegner. Trotzdem haben wir kein gutes Spiel gemacht."
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Nächster Rückschlag: Keine Tore gegen Wehen (Der Betze brennt)
Ergänzung, 26.11.2018:
Spielernoten: Vor allem die Offensive enttäuscht
Nach der schwachen Nullnummer des 1. FC Kaiserslautern gegen den SV Wehen Wiesbaden schneidet vor allem die Offensive schlecht in Sachen Spielernoten ab. Bester Mann auf dem Platz war Wolfgang Hesl.
Keine Tore, kein Vorankommen in der Tabelle: Der FCK hat im Heimspiel gegen den SVWW auf ganzer Linie enttäuscht. Das zeigt sich auch in den Spielernoten. Nahezu die komplette Offensive wird abgestraft: Die Leser von Der Betze brennt geben Timmy Thiele eine 5,3 und liegen damit genau zwischen den Bewertungen von "Kicker" (5,5) und "Rheinpfalz" (5,0). Auch Christian Kühlwetter (4,5/5,0/5,0) sowie die Flügelspieler Christoph Hemlein (5,3/5,0/5,0) und Theo Bergmann (4,7/4,5/5,0) schneiden schlecht ab.
Während die Defensivspieler hauptsächlich Noten zwischen 4,0 und 4,5 bekommen - einzig Janek Sternberg hebt sich in der "Rheinpfalz" mit einer 2,5 deutlich ab - kommen die zentralen Mittelfeldaktuere Mads Albaek und Jan Löhmannsröben bei "Kicker" und "Rheinpfalz" (beide jeweils eine 3,5) gut weg. Bei DBB erhält das Duo deutlich schwächere Noten (4,2/4,7).
Einziger Lichtblick im FCK-Team: Torhüter Wolfgang Hesl, der bei der "Rheinpfalz" (2,0) und beim "Kicker" (3,0) die besten Noten einheimst. Und auch bei DBB bekommt der Keeper mit 3,1 die mit Abstand beste Bewertung.
» Zur kompletten Notenübersicht: 1. FC Kaiserslautern - SV Wehen Wiesbaden
Die DBB-Noten zum Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden können noch bis heute, 15:45 Uhr abgegeben werden: Zur Notenabgabe FCK-SVWW.

Quelle: Der Betze brennt