KAISERSLAUTERN - Am Sonntag stimmen die Mitglieder des 1. FC Kaiserslautern auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über die Ausgliederung der Profiabteilung ab. 75 Prozent der Stimmen sind nötig, um diesen Schritt umzusetzen. Der Vorstandsvorsitzende Michael Klatt spricht im Vorfeld über Chancen der Ausgliederung, den Fünf-Jahres-Plan des Vereins und Ängste, die einige Fans bezüglich der Ausgliederung haben.
Herr Klatt, Sie haben die letzten Monate genutzt, um Fanregionen zu besuchen und die Ausgliederungspläne des 1. FC Kaiserslautern vorzustellen. Wie schätzen Sie die Stimmungslage der Mitglieder ein?
VIER SÄULEN FÜR DEN LAUTERER WEG
Der 1. FC Kaiserslautern will die Profiabteilung, sprich die Erste Mannschaft, die U 23, U 19 und U 17 aus dem Gesamtverein ausgliedern.
Das bedeutet, dass der genannte Bereich in eine Kapitalgesellschaft auf Aktien umgewandelt wird.
Das Modell sieht vor, dass Fans, regionale Sponsoren, stille Gesellschafter und Großinvestoren die vier Säulen darstellen, die Anteile erwerben können.
Ein Beirat, der zur Mehrzahl durch Vertreter aus dem FCK-Aufsichtsrat besetzt sein wird, soll dafür sorgen, dass Investoren in der neuen KGaA niemals die Mehrheit der Stimmen haben.
Die Stimmung bei den Informationsabenden war sehr konstruktiv und positiv. Man hat deutlich gespürt, dass ein großes Informationsbedürfnis vorhanden war. Die Mitglieder haben sich die Zeit genommen, sich alles anzuhören. Auch die Fragequalität seitens der Fans war sehr hoch, die Menschen haben sich Gedanken gemacht.
Für Sonntag gibt es einen Änderungsantrag, in dem es darum geht, die Größe des geplanten Beirats aufzustocken. Was ist Ihre Meinung dazu?
Einen Wettbewerb der guten Ideen halte ich immer für angemessen. Die Ausgliederung als solche wird ja nicht in Frage gestellt. Vielmehr sollen einzelne, wenige Stellschrauben angepasst werden. Darüber werden die Mitglieder abstimmen können.
Die Hauptangst, die manche Anhänger haben, ist es, ein Schicksal wie zuletzt 1860 München zu erleben. Wieso wird es dazu nicht kommen?
Der Unterschied liegt in unserem Lauterer Weg begründet. Das Vier-Säulen-Modell (siehe Infokasten) ist in dieser Art einzigartig. Mitglieder haben die Möglichkeit, selbst Anteile zu erwerben. Wer die Party bezahlt, der bestimmt schließlich auch die Musik. Das gibt es sonst nur in Dortmund, da die an der Börse notiert sind. Aber natürlich schützt keine Rechtsform vor schlechtem Management. Das wissen wir auch.
Wie wichtig ist die Ausgliederung im Hinblick auf die Lizenz für ein mögliches zweites oder gar drittes Jahr in der Dritten Liga?
Wir haben einen Fünf-Jahres-Plan entwickelt, der drei Szenarien beinhaltet. Ein optimistisches, ein realistisches und ein pessimistisches. Natürlich wären weitere Jahre in der Dritten Liga ein Horror-Szenario, das uns wirtschaftlich vor große Herausforderungen stellt, die auch nach erfolgter Ausgliederung erst einmal gemeistert werden müssen. Dennoch würde die Ausgliederung die Optionen erweitern, diese Situation am Ende tatsächlich erfolgreich meistern zu können.
Wie lange würde es etwa dauern, einen Ankerinvestor zu installieren, der eine größere Summe bereitstellt?
Dazu kann man noch kein seriöses Zeitfenster bestimmen. Natürlich haben bereits Gespräche stattgefunden, aber wir haben beim FCK ein strukturelles Problem mit dem Stadion. Entsprechend sind wir natürlich an einem Investor interessiert, der auch das Stadionthema aufgreifen will. Da dieses aber nicht uns gehört, müsste natürlich die Stadt miteinbezogen werden. Das würde wiederum den Prozess verlängern.
Wieviel Geld soll durch die Ausgliederung in den kommenden Jahren in den Verein fließen?
Wir wollen in den nächsten fünf Jahren 50 Millionen Euro einsammeln. Das ist der Masterplan. Natürlich würde das nicht zeitlich linear geschehen.
Wäre es denkbar, dass sich die Ausgliederung auf Transfers für die kommende Saison auswirkt?
Zunächst einmal nicht. Aber es ist denkbar, dass man bei positiver Entwicklung eventuell im Winter bereits auf neue Gelder zurückgreifen könnte.
Was wären die nächsten Schritte, sollte der Verein ausgliedern?
Zunächst wären einige administrative Dinge zu regeln, z.B. Gründung einer Gesellschaft und Eintrag ins Handelsregister. Das wird uns bis Mitte August zunächst beschäftigen. Außerdem wollen wir zeitnah ein Wertpapierprospekt für Mitglieder erstellen.
Und was passiert, wenn die Mitglieder gegen die Ausgliederung stimmen?
Wir haben am Sonntag Planungssicherheit – so oder so. In diesem Fall greift unser Plan B. Wir werden uns dann mit der Refinanzierung der Betze-Anleihe beschäftigen und versuchen, eine neue Anleihe am Markt zu positionieren.
Also könnte der 3. Juni in die Vereinshistorie eingehen?
Das kann schon passieren. In jedem Fall gibt es einige Menschen und Firmen, die ganz genau hinschauen werden, wie sich der Verein und seine Mitglieder präsentieren. Keiner sollte glauben, es interessiere niemanden, was am Sonntag passiert.