spassmusssein hat geschrieben:Die ganze Fussballentwicklung spielt uns irgendwie gar nicht in die Karten... Eine davon ist die Einstellung zum Job bzw. zu den Vereinen und Clubs. Meine Hypothese ist, dass heutzutage viele Spieler keine wirkliche Identifikation mit ihren gegenwärtigen Vereinen verspüren.
Nun ja, das ist eine Seite der Medaille. Diese Sichtweise ist weit verbreitet und nicht gänzlich falsch.
Allerdings sollte man auch den vereinsseitigen Umgang mit Spielern betrachten, die z.B. das Etikett "Nulpen" verpasst bekommen. Die kann man ja nicht schnell genug entsorgen und dem Vergessen übergeben. Hauptsache es fallen noch ein paar Silberlinge in die Vereinskasse, ein Blumenstrauß (?) am letzten Spieltag und ein butterweicher Applaus von der Westkurve. Ich mag u.a. nur an Florian Dick erinnern.
Wenn man sich die Transferthreads so durchliest, geschweige denn einen Spieltagsthread nach einem verlorenen Spiel, dann frage ich: Welche Identifikation sind wir denn noch bereit Spielern zu geben. Mehr Verachtung einem Menschen gegenüber kann man kaum ausdrücken.
Es stellt sich doch eher die Frage welche Identität der Verein noch ausstrahlt. Wie du schreibst, eine auf Hochglanz polierte Vergangenheit, tolle Fans und ein vorzeigbares Stadion reichen da auch meiner Meinung nach nicht aus.
Seit dem Bruch mit der eigenen Identität (wo man diesen nun ansetzen will sei jedem selbst überlassen, dbb ist voll mit den verschiedenen Ansichten, man kann es auch "Schulddebatte" nennen) ist der FCK doch nur noch ein Durchlauferhitzer ohne echte Betriebstemperatur.
Wir hatten in den vergangenen Jahren immer Spieler mit einer hohen Verbundenheit zum FCK. Immer, und immer wieder.
Aber zu oft wurden sie mit zu hohen Maßstäben gemessen oder sie wurden teils in Schimpf und Schande oder aus bekannten Sachzwängen für die buchhalterische Bilanz zum Teufel gejagt.
Woher soll also eine spielerseitige Identifikation mit dem FCK kommen, die heute noch das „normale Maß“ übersteigt?
spassmusssein hat geschrieben:
[...]
Und irgendwie sehe ich für Profis, die einmal Fuß gefasst haben, nicht wirklich ein "Bestrafungssystem" bei Nicht-Leistung. [...]Was hat das für Konsequenzen für die gut bezahlten Angestellten (die Fußballer) unseres Vereins? Irgendwie keine negativen, wie ich finde.
Das sollte man auch gesamtheitlicher sehen. Für manche Spieler wird das ein leichter Knick in der Vita, für andere bedeutet das existenzielle Nöte in ihrem Beruf. Auf dem Schirm behalten wir doch nur die, die dann fröhlich bei einem anderen Verein das Wappen küssen. Schaut man sich in den unteren deutschen Ligen um, ist man doch oft überrascht, wer da noch Fußball kickt. Und das sind nicht nur Karriereenden aufgrund des Alters.
Ein Bestrafungssystem brauche ich nicht. Das gibt es bei Vertragsvergehen und Fehlverhalten bereits und die entsprechende Leistung nicht abrufen zu können, hat zu viele Einflussfaktoren, als das man dort etwas Sinnvolles installieren könnte.
spassmusssein hat geschrieben:
Die haben dann alle keine gültigen Verträge mehr, müssen keine Rücksicht auf einen etwaigen abgebenden Verein nehmen, kassieren dabei wahrscheinlich auch noch ordentliches Handgeld.
Tja, wessen Fehler und wessen Probleme sind das? Das kann ich doch keinem Spieler vorwerfen. Die Liga-Klippen, in unserem Fall von der 3. zur 2. Liga sind Vereins- und Verbandsprobleme. Hier können wir vortrefflich z.B. eine Ungerechtigkeitsdebatte führen. Allerdings wären wir bei einem Abstieg Seitenwechsler und dementsprechend neu in der Debatte, da wir vorher immer zu den Nutznießern gehörten.
Und es ist ja nicht alles zum Nachteil des Vereins. Stell dir mal vor, dass du alle „Absteiger“ erst mal weiter beschäftigen musst. Das heißt ja nicht nur die vermeintlich „guten Spieler“ sondern auch die „schlechten Spieler“, also alle die den Abstieg mit verursacht haben würden bleiben. Es ist immerhin auch eine Gelegenheit für ein tabula rasa im Kader.
spassmusssein hat geschrieben:
Ich möchte niemandem von ihnen unterstellen, dass sie absichtlich schlecht kicken, oder sich nicht genug anstrengen.
Doch, ein wenig tust du das.
spassmusssein hat geschrieben:
Aber rein rational betrachtet...[..] Ergo ist es für einen Spieler irgendwie scheißegal, dass er absteigt. Gewissensbisse? Ich denke eher weniger, die meisten halten sich sowieso für besser als es der Tabellenstand ihrer Mannschaft ist. Und wenn der Verein so schlecht steht, ist es meist die Schuld der anderen.
Ich kann den Gedankengang nachvollziehen und stimme dem in Teilen auch zu. Es gibt eine sinnvolle und eine zerstörerische Scheißegaleinstellung. Uns hätte ich in der Hinrunde öfter ein unverkrampftes Scheißegal gewünscht, vielleicht hätte uns das den einen oder anderen Punkt beschert.
Allerdings ist der Beruf Fußballer ein Haifischbecken und junge Talente und Mitspieler haben dich ggf. innerhalb weniger Spiele obsolet gemacht. Früher war es mal eine Saison, dann eine Hinrunde, heute reichen drei gute bzw. schlechte Spiele die richtungsweisend für die Karriere sein können.
Es gibt wesentlich mehr Aussortierte als Handgeldeinstreicher. Und ein Sportler hat auch einen Anspruch an sich selbst und der hat in der Regel nichts mit Verlieren bzw. Absteigen zu tun.
spassmusssein hat geschrieben:
Es klafft für mich also mittlerweile eine riesige Lücke zwischen dem, was ich als Fan erwarte, will, und was die Spieler bereit sind für "meinen" Verein zu liefern.
Tja, da würde ich gerne mal wissen was deine Erwartungen konkret sind. Ist es einfach nur sportlicher Erfolg? Oder sind da noch mehr Aspekte die ein Fußballer erfüllen muss? Soziales Engagement oder die Verpflichtung nirgendwo Fußball, außer beim FCK zu spielen?
Bei mir ist es eher ein Problem der Authentizität und der Distanz, aber das betrifft bei mir den ganzen Fußball, im speziellen aber meinen Verein und nicht nur die einzelnen Spieler. Also auch uns Fans.
spassmusssein hat geschrieben:Ich denke anhand des FCK könnte man viele gesellschaftskritische Entwicklungen manifestieren.
Keine Frage

s.o.
So, jetzt muss ich noch die Kurve zum topic herstellen, damit uns Thomas nicht in den DBB-Orkus abschiebt. Allerdings weiß ich nicht wie. Denn eine Charakterfrage war es bei uns die ganze Saison nicht.