Fragen, Antworten und Anekdoten zur Geschichte des FCK.

Beitragvon Ingo » 07.02.2018, 11:41


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Hall of Fame: Olaf Marschall
Für immer "Fußballgott"

Fast eine Dekade FCK-Geschichte hat Olaf Marschall entscheidend mitgeprägt, 1997/98 schoss er die Roten Teufel zur sensationellen Meisterschaft. Im Rahmen unserer Serie "BetzeHistorie" würdigen wir die Verdienste von Kaiserslauterns "Fußballgott".

Die Liste der Männer mit dem besonderen Torriecher ist lang beim 1. FC Kaiserslautern. Klaus Toppmöller, mit 108 Treffern der beste Lautrer Bundesliga-Schütze, fällt einem sofort ein. Natürlich der spätere Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz, Schweden-Bomber Roland Sandberg oder Miroslav Klose, der im Trikot der Nationalmannschaft sogar Fußball-Weltgeschichte geschrieben hat. Geht man in den Jahren weiter zurück, werden die Quoten der Torjäger noch eindrucksvoller. Die Walter-Brüder Ottmar und Fritz erzielten zu Zeiten der alten Oberliga Südwest jeweils rund 300 Tore für den FCK. Und auch Werner Baßler traf seinerzeit mehr als 200-mal ins Netz.

Derartige Zahlen sind im modernen Fußball kaum noch erreichbar. Um einen der besten Stürmer des FCK zu porträtieren, muss man dennoch gar nicht so lange zurückblicken. Von 1994 bis 2002 stürmt der Olaf Marschall für die Roten Teufel. In 160 Partien gelingen dem gebürtigen Sachsen, der heute längst in der Pfalz heimisch geworden ist, stolze 59 Treffer. 1996 steigt er mit den Roten Teufeln in die Zweite Liga ab, ehe er noch in der gleichen Spielzeit mit dem FCK in Berlin den DFB-Pokal gewinnt. Seine stärkste Saison spielt Marschall schließlich nach dem Wiederaufstieg. Ohne die 21 Treffer des 13-fachen Nationalspielers wäre die sensationelle Meisterschaft des Aufsteigers aus der Pfalz nicht möglich gewesen.

Marschalls Weg zu seinem größten sportlichen Erfolg beginnt rund 20 Jahre vorher in Sachsen, als er 1978 von seinem Heimatverein Chemie Torgau in die Nachwuchsabteilung des 1. FC Lokomotive Leipzig delegiert wird. Mit 17 Jahren debütiert er für Lok in der DDR-Oberliga, zwei Jahre später folgt der erste Einsatz in der Nationalmannschaft der DDR. In seine Leipziger Zeit fällt dann auch der erste große Höhepunkt in der Karriere des Stürmers, als er mit Lok 1987 das Endspiel im Europapokal der Pokalsieger erreicht, in Athen gegen Ajax Amsterdam dann aber mit 0:1 das Nachsehen hat.

Viel mehr als nur ein gutes Kopfballspiel

Kurz nach der Wende kehrt Marschall seiner sächsischen Heimat vorerst den Rücken und wechselt zu Admira Wacker Wien, wo er sich weiter mit schöner Regelmäßigkeit in die Torschützenliste einträgt. Bei einem Gardemaß von 1,86 m gehört das Kopfballspiel zu den größten Stärken des Stürmers, was ihm auf seiner ersten Auslandsstation in Wien den Spitznamen "Hrubesch des Ostens" einbringt. Eine Umschreibung, mit der nicht nur Marschall selbst wenig anfangen kann. Schließlich charakterisiert sein Spiel viel mehr als nur seine Qualitäten in der Luft. Technisch versiert, ausgestattet mit großem Spielverständnis und der nötigen Zweikampfhärte bringt Marschall alles an Veranlagung mit, was man braucht, um sich im gegnerischen Strafraum erfolgreich zu behaupten.

Da Marschall zu Beginn seiner Karriere zuerst auf der anderen Seite der deutsch-deutschen Grenze, dann in der kaum beachteten österreichischen Bundesliga aktiv ist, bleibt dieses Talent jahrelang weitgehend unentdeckt. Das ändert sich erst, als der Torjäger 1993 zurück nach Deutschland in die Bundesliga wechselt. Er folgt seinem Wiener Trainer Siggi Held zu Dynamo Dresden und erzielt gleich in seinem ersten Spiel in der deutschen Eliteliga einen Dreierpack. Bis zum Saisonende sind es elf Tore, womit Marschall maßgeblichen Anteil an Dynamos Klassenverbleib hat.

Gut investierte drei Millionen D-Mark

Der Mann mit dem markanten Lockenkopf kann es also auch auf den großen Fußballbühnen, was auch die Verantwortlichen auf dem Kaiserslauterer Betzenberg - Präsident Norbert Thines, Manager Reiner Geye und Trainer Friedel Rausch - längst aufmerksam verfolgen. Vor Beginn der nächsten Saison investiert der FCK fast drei Millionen D-Mark in die Ablöse, was Marschall zum bis dahin teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte macht. Jede einzelne davon ist gut angelegt, denn auch in der Pfalz läuft es zunächst gut für den Torjäger. Marschall zählt direkt zur Stammelf der Lautrer und markiert am 5. Spieltag beim 3:1-Erfolg bei Bayer Uerdingen seinen ersten von insgesamt sieben Saisontreffern. Im Oktober 1994 feiert Marschall sein Debüt in der (gesamt)deutschen Nationalmannschaft und auch die Endplatzierung der Lautrer mit Rang vier und der Qualifikation für den UEFA-Cup lässt sich gut an. Was für eine Angriffsreihe: Zusammen mit den beiden weiteren FCK-Topstürmern Stefan Kuntz und Pavel Kuka lässt Marschall die gegnerischen Abwehrreihen zittern.

Doch schon in der folgenden Saison - Kuntz hat den FCK in Richtung Istanbul verlassen und mit Ciriaco Sforza fällt der beste Vorbereiter weg - beginnen sowohl für Marschall als auch für seinen neuen Verein die Probleme. Ausgebremst von ständigen Verletzungen kommt der Stürmer insgesamt nur auf 19 Einsätze und erzielt magere zwei Tore. Eine Ausbeute, mit der auch der Millionen-Einkauf den ersten Abstieg des FCK aus dem Fußball-Oberhaus nicht abwenden kann. Auch im dramatischen letzten Saisonspiel bei Bayer Leverkusen wird der Stürmer verletzt. Um eine Behandlungspause zu ermöglichen, spielen seine Teamkollegen den Ball ins Seitenaus, woraufhin das Schicksal seinen unheilvollen Lauf nimmt. Statt die Kugel beim folgenden Einwurf wie üblich zurück an den FCK zu geben, halten die Gastgeber das Leder in den eigenen Reihen und erzielen Sekunden später den Treffer zum 1:1-Endstand.

Sein bestes Jahr: Meister, Torjäger und WM-Teilnehmer

Überhaupt sind Verletzungen während Marschalls Zeit im Dress der Roten Teufel sein ständiger Begleiter, die auch eine größere Karriere in der Nationalmannschaft verhindern. Bänderrisse, ein Mittelfußbruch, immer wieder die Achillessehnen und in der Vorbereitung auf die Saison 1997/98 sogar Nierensteine lauten die Diagnosen. Auch die Hinrunde der Meistersaison ist für Marschall nach einem beim 3:1-Sieg in Mönchengladbach erlittenen Bänderriss im Knie schon Ende November beendet, was den Angreifer jedoch nicht daran hindert, aus der Spielzeit 1997/98 erfolgreichste Jahr seiner Karriere zu machen.

Schon in der ersten Saisonhälfte ein Torgarant, steuert der Sachse in der Schlussphase der zweiten Saisonhälfte weitere acht Treffer zum sensationellen Titelgewinn bei. Borussia Mönchengladbach besiegt er am 32. Spieltag nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand mit drei Toren quasi im Alleingang, was ihm auf dem Betzenberg für alle Zeiten den Titel "Fußballgott" einbringt. Und auch auf der Zielgeraden zur Meisterschaft ist Marschall in allen drei noch ausstehenden Spielen - gegen Arminia Bielefeld müssen die Lautrer damals noch ein Nachholspiel bestreiten - erfolgreich. Unter dem Strich sind es am Ende der Saison 21 Tore, die der Angreifer trotz langer Verletzungspause auf dem Konto hat - nur eines weniger als Torschützenkönig Ulf Kirsten und jedes einzelne ein kleines Puzzleteil auf dem Weg zur Meisterschaft.

» Video: 1. FC Kaiserslautern - Borussia Mönchengladbach, Saison 1997/98

Prominenter Werbeträger des Nasenpflasters

Der Anteil von Marschalls legendärem Nasenpflaster am Titelgewinn und der folgenden Berufung zum Nationalteam bei der WM 1998 in Frankreich dürfte überschaubar gewesen sein. Ende der 1990er Jahre sieht man das freilich noch anders - und in der Bundesliga ist der Lautrer Sturmführer der prominenteste Werbeträger des kleinen Kunststoffteils, das angeblich die Sauerstoffzufuhr durch das Riechorgan verbessern soll. Vielleicht auch im Glauben an das kleine Hilfsmittel macht Marschall in der Post-Meistersaison mit dem Toreschießen einfach weiter. Er trifft an sieben der ersten zehn Spieltage und markiert am 12. September 1998 sein berühmtestes Tor überhaupt.

Im Heimspiel gegen Hertha BSC nimmt er beim Stand von 1:3 einen Ball in den Strafraum mit der Brust runter, lässt ihn einmal auf dem Kopf tanzen und netzt dann mit dem Rücken zum gegnerischen Kasten stehend per Fallrückzieher-Bogenlampe unwiderstehlich ein – am Ende gewinnt der FCK die Partie noch mit 4:3. Ein Tor, wie es wohl nur Marschall schießen kann. Und so spektakulär, dass es die Zuschauer der ARD-Sportschau zum Tor des Jahres 1998 wählen. Während Marschall selbst zunächst meisterlich aufspielt, muss der FCK bald wieder kleinere Brötchen backen und verspielt am letzten Spieltag bei Eintracht Frankfurt die dennoch noch mögliche Qualifikation für die Champions League.

» Video: Olaf Marschall: Das war sein schönstes Tor

Noch einmal der Held im Pokal beim Waldhof

Drei weitere Spielzeiten ist der Sachse danach noch für die Roten Teufel am Ball, kann das schleichende Abrutschen der Lautrer in der Bundesliga-Tabelle aber nicht aufhalten. Keine zehn Tore gelingen dem immer wieder verletzt fehlenden "Fußballgott" in diesen drei Jahren. Einer der selten werdenden Höhepunkte des alternden Kult-Kickers ist der 3:2-Siegtreffer in der letzten Minute in der zweiten Pokalrunde der Saison 2001/02 beim Erzrivalen SV Waldhof. Nach seinem letzten Spiel beim 4:0 gegen Energie Cottbus am 27. April 2002 wird Marschall von seinen Teamkollegen auf Schultern vom Rasen des Fritz-Walter-Stadions getragen.

Ob er in diesem Moment schon weiß, dass der Betzenberg auch in der Zukunft seine berufliche Heimat bleiben wird. Nach einer letzten halben Saison als Profi in Dubai wird der Sachse zuerst Assistent des damaligen Vorstandsvorsitzenden Rene C. Jäggi. Später ist Marschall bei den Roten Teufeln Team-Manager, Co- und Interimstrainer der zweiten Mannschaft sowie Co-Trainer des Profiteams. Weitere Erfahrung als Coach und als Talent-Sichter sammelt er später wieder in Dubai, beim SC Idar-Oberstein und beim FSV Frankfurt. Dem pfälzischen Niederkirchen als Wohnort ist Marschall auch in diesen Jahren stets treu geblieben. Und seit 2016 arbeitet er als Scout auch wieder für den FCK: Olaf Marschall - Lauterns "Fußballgott".

» Video: Waldhof Mannheim - 1. FC Kaiserslautern, Saison 2001/02

Vom Aufsteiger zum Meister! Mit der Serie "BetzeHistorie" erzählen wir - neben den Highlights hier auf Der Betze brennt - ausführlich auf Facebook und Twitter die historische Geschichte des 1. FC Kaiserslautern zwischen 1996 und 1998 nach.

Quelle: Der Betze brennt



Beitragvon CKwon » 07.02.2018, 12:39


Ach ja, war das schön...

Bei Olaf Marschall fällt mir sofort auch noch dieses Spiel ein:
https://www.der-betze-brennt.de/artikel ... l-plan.php

Marschall spielt verletzt weiter (Auswechselkontingent durch Verletzte ausgeschöpft), beschäftigt die BVB Abwehr trotzdem irgendwie und wirft sich in der Verlängerung sogar zur Führung in eine Flanke.

Unnachahmlich, wie man so schön sagt...



Beitragvon der ilse » 07.02.2018, 13:29


Alles live im Stadion gesehen. Gladbach, Hertha, Waldhof und auch wie vom Vorredner erwähnt BVB.
Und heute?
Freiler ist häßlich



Beitragvon FCK-Enklave-Bayern » 07.02.2018, 17:40


Lieber Olaf!
Einen meiner persönlich besten Momente auf dem Betze beim Tor zum 3:2 gegen Gladbach hast Du ermöglicht. Grandioser Moment! Danke dafür!
Auch das letzte Spiel für uns hab ich sehr emotional in Erinnerung (fast so wie die letzte Auswechslung von Stefan Kuntz seiner Zeit)
Olaf Marschall Fussballgott!
EIN ROTER TEUFEL - EIN LEBEN LANG!



Beitragvon Lonly Devil » 07.02.2018, 18:08


Ein geniales Tor, das ich wohl nie vergessen werde.

https://www.youtube.com/watch?v=mCE5z-doEGQ

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CKwon hat geschrieben:Ach ja, war das schön...

Bei Olaf Marschall fällt mir sofort auch noch dieses Spiel ein:
https://www.der-betze-brennt.de/artikel ... l-plan.php

Marschall spielt verletzt weiter (Auswechselkontingent durch Verletzte ausgeschöpft), beschäftigt die BVB Abwehr trotzdem irgendwie und wirft sich in der Verlängerung sogar zur Führung in eine Flanke.

Unnachahmlich, wie man so schön sagt...


Bei DEM Spiel wurde er zum "Fußballgott".

Zuvor war er, mehr oder weniger erfolgreich, einer der unsrigen.
Nach diesem Einsatzwillen, inkl. Führungstreffer, hatte es BÄÄÄÄÄÄM gemacht und der Fußballgott war geboren.

Bewegte Bilder dazu.
https://www.youtube.com/watch?v=doijku7ipWU
https://www.youtube.com/watch?v=48grx-7 ... H-y_g9MkxO
Zitat: "Willst Du Unkraut dauerhaft vermeiden, musst Du die Wurzel ausreißen."
Gott mag gewisse Machenschaften eventuell vergeben, ICH NICHT!



Beitragvon WW Fussballgott » 07.02.2018, 19:52


Das BVB Pokalspiel war die Krönung, unvergessen, ich musste zwei Tage nach dem Spiel mein Stimmband immer noch schonen. Marschall, humpelt, will den Ball haben und macht die Bude. Volle Ekstase, Puls, Freude, Tränen, der Block lag sich in den Armen.... DANKE Olaf

Olaf Marschall Fussballgott :verbeug:
Stagnation ist kein Rückschritt, 3-Liga ist!



Beitragvon jacketmaro » 28.03.2018, 15:23


Ich mag ihn, herzlichen Glückwunsch!Olaf Marschall: Für immer "Fußballgott" :daumen:
Ich mag das Fußballspiel und habe Spaß zusammen!island fussball trikot




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