
Spielbericht: 1. FC Nürnberg - 1. FC Kaiserslautern 3:0
Das kann doch wohl nicht wahr sein
Desolater Saisonauftakt für den 1. FC Kaiserslautern und seine Fans: Mit dem 0:3 beim 1. FC Nürnberg wecken die Roten Teufel tiefste Abstiegsängste. Diskutiert wird aber erstmal mehr über ein Nebenthema.
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Marius Müller hätte wohl schon beim Aufwärmen ahnen können, dass es nicht sein Tag werden würde. Die Ultras vom "Pfalz Inferno" hatten vor dem Gästeblock ein großes Spruchband aufgespannt: "Schon wieder nicht auf den Charakter geschaut - Müller und Fechner seht zu, dass ihr abhaut!" Im Internet und auch bei den mitgereisten Fans in der Kurve entbrannten danach hochemotionale Diskussionen.
Leipzig-Kritik hin oder her: Der Zeitpunkt für diese Protestaktion – ausgerechnet zum ersten Punktspiel nach sieben Wochen Vorbereitung – war denkbar schlecht gewählt. Eine Ausrede für die hoffnungslose Unterlegenheit der Roten Teufel kann das jedoch nicht sein. Das wollte auch der gescholtene Marius Müller nicht gelten lassen, der schon vorher mehrfach betont hatte, seine Kritiker zu akzeptieren und durch Leistung überzeugen zu wollen.
Müller-Patzer: Vom Plakat beeindruckt? Oder fehlende Spielpraxis?
Und doch war es Müller, der in Franken zum "Matchloser" wurde und an allen drei Toren eine Mitschuld trug, sich das zweite gleich ganz selbst ins Netz legte. Vielleicht doch von dem Plakat beeindruckt gewesen? Oder die Nachwirkungen von einem Jahr fast ohne Spielpraxis? Von dem Müller, der in der vorletzten Saison trotz einzelner Patzer noch einer der besten FCK-Spieler war (DBB-Notenschnitt 2,9), war in Nürnberg jedenfalls nichts zu sehen.
Allerdings war das Torwart-Drama nur die eine Seite der Medaille. Denn während hinten offene Tür angesagt war, ging nach vorne wieder so gut wie gar nichts. Neuzugang Baris Atik konnte mit ein paar guten Aktionen auf sich aufmerksam machen – und das war's. Christoph Moritz, Daniel Halfar und Osayamen Osawe knüpften nahtlos an die letzte Saison an. Erst als der Club in der Schlussphase in den Trainingsmodus zurückschaltete, kam der FCK noch zu einigen Möglichkeiten.
Nürnberg feiert ein starkes Comeback, während Lautern mit sich selbst beschäftigt ist
Als die bedröppelten FCK-Spieler nach dem Abpfiff zum Gästeblock schlichen, wurden sie – und insbesondere auch Müller – mit einer Mischung aus Buhrufen und Aufmunterung verabschiedet. Zuvor waren die rund 2.500 mitgereisten Betze-Fans unter den insgesamt 30.065 Zuschauern mit guter Motivation in die Saison gestartet, wurden dann aber von Minute zu Minute stärker vom Frust übermannt. Als das Spiel aus war, hing kaum noch eine Zaunfahne vorm Gästeblock, die Mehrzahl der Anhänger flüchtete sich schon vorher in Lethargie und zeigte eigentlich gar keine große Reaktion mehr.
Ganz anders die Fans vom Club, des letztjährigen Tabellenbachbarn der Roten Teufel, die zur Einweihung des neu benannten "Max-Morlock-Stadions" eine große Party starteten. Nach monatelangem Stress im Verein hatten "Ultras Nürnberg" und Co. ihren Stimmungsboykott beendet und erinnerten mit einer großen Choreo zunächst an den DFB-Pokalsieg vor zehn Jahren. Die Nordkurve zeigte ein starkes Comeback und wurde mit der ersten Tabellenführung belohnt – in Franken keimen schon die ersten Aufstiegsträume.
Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass der FCK schon zum zweiten Mal in Folge als Tabellenletzter in die Saison startet. Am Dienstag findet ein schon länger geplantes, internes Treffen zwischen Mannschaftsrat und Fanvertretern statt, das nun wohl zu einer Krisensitzung mutieren wird. Prognose: Beim Thema Müller/Fechner wird erstmal irgendwie ein Burgfrieden geschlossen. Der sportliche Fehlstart hingegen wird den FCK noch eine Weile länger beschäftigen. Erster Gegner zuhause ist am Freitagabend Darmstadt 98 (20:30 Uhr, Fritz-Walter-Stadion).
Quelle: Der Betze brennt

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Müller: "Fans werden ihre Gründe haben"
Der 1. FC Kaiserslautern hat zum Saisonauftakt mit 0:3 in Nürnberg verloren. Vor und nach dem Anpfiff stand vor allem einer im Fokus: Marius Müller.
An gleich zwei der drei Gegentore hatte Müller maßgeblichen Anteil. Vor dem 0:1 ließ er einen Ball nach vorne abklatschen und leitete damit die Führung des 1. FC Nürnberg ein. Zwölf Minuten später lenkte er einen Eckball des Ex-Lautrers Sebastian Kerk ins eigene Tor. "Das ist natürlich ein Einstand für mich, den ich mir so nicht gewünscht habe", sagte der 24-Jährige und bezog in diese Betrachtung nicht nur seine beiden Fehler, sondern auch das gesamte Spiel mit ein.
Schon vor dem Anpfiff wurden Müller und Neuzugang Gino Fechner aufgrund ihrer Leipziger Vergangenheit mit einem Spruchband vor dem Gästeblock wenig freundlich begrüßt. Dass das Banner aber einen Einfluss auf seine Leistung gehabt haben könnte, schloss Müller aus. "Das ist alles legitim, sollen sie machen, die Fans haben ihre Gründe dafür", so die lässige Reaktion des Schlussmanns, der schon vor dem Saisonstart angekündigt hatte, die letzten Zweifler mit Leistung überzeugen zu wollen. Das allerdings war ihm im Max-Morlock-Stadion gründlich misslungen.
Müller zum Eigentor: "Zwei Gedanken, einer zuviel"
Das erste Gegentor sei "ein Scheißball" gewesen, so Müller. "Ich lenke den nicht so richtig gut nach vorne ab. Dennoch springt er relativ weit weg, sodass wir da noch hätten eingreifen können." Zustimmung bekam er von Phillipp Mwene. "Beim ersten Tor haben wir geschlafen", sagte der österreichische Außenverteidiger. Deutlich weniger Anteil hatte die Abwehr beim 0:2. "Ich habe zwei Gedanken gehabt, einen zu viel. Erst will ich den Ball fangen und sehe dann, dass er länger kommt. Da wollte ich ihn wegfausten", beschrieb Müller die Szene. Am Ende lagen aber Ball und Torhüter im Netz - und der FCK mit zwei Toren hinten.
"Wenn wir ein Tor in der ersten Hälfte geschossen hätten, wäre vielleicht noch etwas gegangen", fasste Baris Atik den ersten Durchgang zusammen. Der Mittelfeldmann selbst hatte in den ersten Minuten klare Akzente gesetzt und gleich zweimal knapp die Führung des FCK verpasst. Erst scheiterte er mit einem sehenswerten Freistoß ("Ich denke, dass nicht viele Torhüter den Ball halten"), dann landete sein Kopfball knapp neben dem rechten Pfosten.
"Ich hasse es zu verlieren", stellte Atik klar und brachte deshalb auch Verständnis für die teils wütenden Reaktionen der FCK-Anhänger auf. "Welche Fans sind glücklich, wenn man auswärts 0:3 verliert? Deshalb müssen wir jetzt Gas geben, sodass es nächste Woche ganz anders aussieht."
Quelle: Der Betze brennt