Paulinus hat geschrieben:Fußball-Benefizpartie erspielte 1,2 Millionen Mark für Dom zu Speyer
„Jesus“ schoß Siegtor für die Teufel
Ein Bildbericht von Thomas Vieweg
So sehr durchtrainiert sahen die beiden nicht aus, als sie auf den Rasen des Ludwigshafener Südwest-Stadions einliefen. Eher wohlbeleibt. Dennoch trugen Kurt Beck und Edmund Stoiber am Nachmittag des 5. Juni die Arbeitskleidung von Fußballprofis: Fußballschuhe, kurze Hosen und die Trikots ihrer Mannschaften. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident im Dreß des 1. FC Kaiserslautern, sein bayrischer Amtskollege in den Farben des FC Bayern München. Hatten beide den Beruf gewechselt? Weit gefehlt. Die Ministerpräsidenten hatten die Fußballkleidung angelegt, um unter Aufsicht des „Schiedsrichters“, ZDF-Intendant Dieter Stolte, den symbolischen Anstoß des Benefizspiels zwischen den Fußballbundesligisten 1. FC Kaiserslautern und FC Bayern München auszuführen.
Doch bevor die Herren Beck und Stoiber den Ball überhaupt berührten, stand der Sieger der Partie schon fest: Der Kaiserdom St. Maria und St. Stephan zu Speyer. Zugunsten der Restaurierung der im Jahre 1061 eingeweihten Kathedrale fand das Benefizspiel unter Regie des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) statt. Unmittelbar nach Abpfiff überreichte ZDF-Intendant Dieter Stolte dem Speyerer Bischof Anton Schlembach einen Scheck über 1,2 Millionen Mark – Reinerlös des Spiels, den der Mainzer Fernsehsender komplett für die Renovierung des Speyerer Doms zur Verfügung stellte. Der Betrag setzte sich aus Fernseh-Übertragung, Eintrittskarten, Bandenwerbung und Sponsorengeldern zusammen. „Ich bin über die Höhe der Summe überrascht“, sagte Bischof Schlembach anschließend. Für das Zustandekommen der Partie hatten sich die Ministerpräsidenten Beck und Stoiber eingesetzt und die Schirmherrschaft für die Begegnung zwischen dem Deutschen Fußballmeister 1998 aus Kaiserslautern und dem frischgebackenen diesjährigen Fußballmeister Bayern München übernommen. Vor dem Anstoß betonte Beck: „Der Speyerer Dom ist einer der bedeutendsten Gebäude Europas, das wir für die Jugend und die Zukunft erhalten müssen.“
Die 21 264 Zuschauer im gut gefüllten Südwest-Stadion sahen einen 3:1-Erfolg der „Teufel“ vom Betzenberg über die Münchener Bayern. Beide Mannschaften traten fast in Bestbesetzung an. Uwe Rösler erzielte die ersten beiden Treffer für die Pfälzer, bevor Michael Tarnat für die Bayern auf 2:1 verkürzte. Diese besaßen sogar die Chance zum Ausgleich. Doch der aus Neustadt an der Weinstraße stammende Mario Basler verschoß einen Elfmeter. Anschließend zeigte das Team aus Kaiserslautern, daß es gar nicht höllisch ist: Der zwei Minuten zuvor eingewechselte Brasilianer Carlos „Jesus“ Junior schoß den Siegtreffer für die Teufel.
Im Vorspiel ging es mit noch mehr himmlischem Beistand zur Sache: Eine ökumenische Mannschaft aus Pfälzer Pfarrern erzielte einen Kantersieg von 7:2 gegen ein ZDF-Prominententeam. Gegen das Team der „Pälzer Parre“ traten unter anderen der ZDF-Sport-Chef Wolf-Dieter Poschmann und Komiker Piet Klocke an.
Nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf der Tribüne hatten sich zahlreiche Prominente aus Gesellschaft, Politik und Sport eingefunden. Neben den Ministerpräsidenten Beck und Stoiber saßen auch Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl und der Premierminister Luxemburgs, Jean-Claude Juncker, im Publikum. Alle vier gehören dem Kuratorium des Speyerer Dombauvereins an. Dieser gründete sich 1995 wieder, um die Sanierungsarbeiten an dem weltweit größten Bauwerk des elften Jahrhunderts zu unterstützen. Rund 42 Millionen Mark sind dafür veranschlagt. Davon werden drei Millionen Mark von der Bundesrepublik sowie acht Millionen Mark vom Land Rheinland-Pfalz finanziert. Die verbleibenden zirka 31 Millionen Mark müßten allein vom Domkapitel Speyer aufgebracht werden – ein Kraftakt, der für dieses unmöglich wäre. So sind Aktionen wie das Benefizspiel bei Dombauverein und Domkapitel sehr willkommen. Diese konnten sich nicht nur über den Reinerlös von 1,2 Millionen Mark freuen. Am Rande des Spiels versprach Ministerpräsident Stoiber eine weitere halbe Million Mark der Bayrischen Landesstiftung. Zudem sind für die Arbeiten seit 1995 bereits rund zehn Millionen Mark an Spenden eingegangen. Im Jahre 2010 soll die Restaurierung des zum Weltkulturerbe der Unesco gehörenden romanischen Doms abgeschlossen sein.
Quelle und Fotos: http://paulinus.cms.rdts.de/archiv/arch ... ickpkt.htm