Bayern spaziert durch das Achtelfinale der Champions-League. Die Saison der Münchner beginnt frühestens im April, alles andere ist ein lässiger Aufgalopp, Ligaspiele haben den Charakter von Vorbereitungsspielen. War es nicht Thomas Müller, der mal gesagt hat, dass man im Training bei den Bayern im Prinzip wesentlich mehr gefordert ist als bei Spielen, da die Konkurrenz innerhalb des Kaders auf qualitativ wesentlich höherem Niveau sei als die eigentliche Ligakonkurrenz. Wahrscheinlich hat er Recht. Ziel erreicht, Hegemonie zementiert. FC Bayern, forever number one.
Dazu eine düstere Prognose von Philipp Köster (Gründer und Chefredakteur des Fußballmagazins "11 Freunde")
Philipp Köster: Kabinenpredigt
Die Meisterschaft ist langweilig. Warum es in Zukunft noch viel schlimmer wird
Wer sich nun schwermütig an goldene Zeiten erinnert, in denen tatsächlich der VfB Stuttgart, der 1.FC Kaiserslautern oder sogar der Hamburger SV Meister werden konnte, dem sei gesagt: Gegen die kommenden Spielzeiten ist die aktuelle Saison ein Musterbeispiel an knisternder Spannung und rassigen Duellen. Das klingt zugegeben etwas komisch, wenn man am Samstag mitansehen musste, wie eine durchaus ambitionierte Truppe wie der 1.FC Köln nach dem Schlusspfiff ganz offenkundig sehr froh war, mit 0:3 nur ein bisschen verprügelt worden zu sein und nicht so sehr wie eine Woche zuvor der HSV.
Aber es wird eben noch schlimmer. Schon jetzt finden ja die rasanten finanziellen Unterschiede zwischen den Klubs ihren Niederschlag in der Tabelle. Gab es früher Ungleichheiten durch Stadiongrößen und Sponsoreneinnahmen, ist die Schere zwischen den Klubs in den letzten beiden Jahrzehnten derart weit aufgegangen, dass der sportliche Wettbewerb an der Tabellenspitze vollständig zum Erliegen gekommen ist. Es ist inzwischen für solide Mittelklasseklubs wie Eintracht Frankfurt oder Hertha BSC völlig unmöglich, eine Rolle im Titelkampf zu spielen. Von Kleinstklubs wie Darmstadt 98 ganz zu schweigen, das in dieser Saison 23 Millionen Euro für seine Spieler ausgibt. Zum Vergleich: Der FC Bayern bezahlt rund 195 Millionen.
Das ist der Status Quo. Nun werden künftig auch noch die Gelder aus der Champions League neu verteilt. Die Großklubs wie der FC Bayern, Real Madrid und Manchester United bekommen noch einmal exorbitant mehr Geld zugeschanzt, ganz unabhängig vom sportlichen Wettbewerb. Was den eh schon unaufholbaren Abstand zur nationalen Konkurrenz noch einmal grotesk vergrößern wird.
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