Wer verkehrt wohnt, bleibt daheim
VON SUSAN DOBIAS
Wer im Vorfeld eine Eintrittskarte für das morgige Spiel der Zweiten Fußball-Bundesliga zwischen dem SV Wehen Wiesbaden und dem 1. FC Kaiserslautern ergattern konnte, durfte sich glücklich schätzen. Denn es war nicht leicht, an ein Ticket zu kommen. Zwar fand keine Lotterie statt wie bei der Vergabe der Tickets für die Europameisterschaft im kommenden Sommer, aber einige tausend Fans wurden wegen ihres Wohnortes ausgegrenzt.
Weil der 1. FC Kaiserslautern nicht nur in der Pfalz, sondern deutschlandweit - und auch in Hessen - viele Anhänger hat und die Wehener eine drohende Auswärtskulisse in der Wiesbadener Arena vermeiden wollten, wurde eine Postleitzahlensperre bei den Bestellungen eingebaut. Pech für die Fußball-Fans, deren Postleitzahl nicht mit 65 (Wiesbaden und Umgebung) oder 55 (Region Mainz-Bingen) beginnt. Wer etwa in Königstein im Taunus residiert, schaute in die Röhre; obwohl der Ort weniger als 40 Kilometer von Wiesbaden und über 120 von Kaiserslautern entfernt liegt. Auch der Kreis Groß-Gerau wenige Kilometer südlich der hessischen Landeshauptstadt war beispielsweise ausgeschlossen, genauso wie der Odenwaldkreis und Frankfurt.
Bei dem um mehr Zuspruch ringenden Aufsteiger glaubt dennoch niemand, dass durch die Reglementierung potenzielle Fans verschreckt werden. "Spiele wie gegen Kaiserslautern, Mainz, Offenbach und Mönchengladbach sind Topspiele und werden von der Polizei als Risikospiele eingeordnet. Bei solchen Partien bekommt man nicht so einfach eine Karte", erklärt Daniel Gregorz, Ticketing-Chef bei Wehen Wiesbaden. Für die Partie gegen Fürth beispielsweise seien noch ausreichend Karten vorhanden. Jeder sei da willkommen, so Gregorz, der mit seinem Team die Verkaufsströme genauestens untersucht. Während der gesamten Saison hätten gerade einmal eine Handvoll Interessenten aus Frankfurt Karten für Spiele des Neulings bestellt. "Wir wollen keine Diskriminierung, aber Frankfurt ist nicht unser Markt. Das ist unsere Erfahrung", sagte Gregorz.
Partie gegen Mainz eine Lehre
1900 Karten erhielt der 1. FC Kaiserslautern. Hinzu kommen 3800 Dauerkarten. Als vor Wochen nur noch 4000 Tickets verfügbar waren, stoppten die Taunussteiner den Verkauf und räumten Mitgliedern und Fanclubs ein Vorkaufsrecht ein. Das Gästekontingent aufzustocken, stand nie zur Debatte. "Da könnten wir ja gleich in Kaiserslautern spielen", sagt Gregorz.
Die Partie im Oktober gegen Mainz sei den Verantwortlichen eine Lehre gewesen. Fast die Hälfte der Besucher feuerte damals die Gäste an. "Die haben die Nähe und unsere Unwissenheit im Ticketingsystem genutzt. Mittlerweile sind wir schlauer geworden", sagt Gregorz. Trotz aller "Vorsichtsmaßnahmen" rechnet Wehen mit rund 4000 FCK-Fans. "Das ist kein Problem. Es werden genug dabei sein, die uns anfeuern. Wir freuen uns auf die Stimmung und das Spiel", sagt Coach Christian Hock.
Quelle:
www.fr-online.de