Fragen, Antworten und Anekdoten zur Geschichte des FCK.

Beitragvon Thomas » 11.08.2021, 09:50


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Interview des Monats: FCK-Rekordtorschütze Klaus Toppmöller (Teil 1/2)
"Gegen Bayern wusste ich: Das muss mein Spiel sein!"

108 Tore in 204 Spielen: Niemand war für den 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga so erfolgreich wie Klaus Toppmöller. Ein paar Tage vor seinem 70. Geburtstag haben wir "Toppi" zuhause in Rivenich getroffen.

Der Betze brennt: Klaus Toppmöller, wir sitzen hier im Dorflokal Ihrer Eltern, das Sie später um eine Sportsbar erweiterten. Die Räumlichkeiten stehen nun seit einigen Jahren leer. Wird denn wenigstens zu Ihrem Siebzigsten hier wieder mal eine große Party steigen?

Klaus Toppmöller (69): Nein. Ich werde nicht feiern. Das habe ich früher oft und gerne gemacht. Aber jetzt will ich nicht mehr.

Der Betze brennt: Und wie oft, denken Sie, wird das Telefon am 12. August klingeln?

Toppmöller: Keine Ahnung. Denn zu 99,9 Prozent werde ich nicht einmal abheben. Weil ich in München bin, bei meinem Sohn Dino. Er bleibt auch bei den Bayern Co-Trainer von Julian Nagelsmann, ist jetzt von Leipzig nach München gezogen, hat mittlerweile ein tolles Haus gefunden. Die Kinder waren in der Zwischenzeit bei mir in Rivenich. Vielleicht schaue ich mir am 13. August das Bundesliga-Eröffnungsspiel zwischen Gladbach und Bayern an, je nach Zuschauer-Zulassung, und fahre anschließend weiter in die Schweiz, wo meine Tochter Nina jetzt lebt.

Der Betze brennt: Mit Ihrem Sohn Dino ist jetzt doch ein Toppmöller bei den Bayern gelandet. Papa Klaus hatte ja zu diesem Klub immer eine ganz besondere Beziehung.

Toppmöller: Oh ja. Ich bin in der Dorfkneipe meiner Eltern praktisch aufgewachsen und habe aus diesen Erfahrungen eine besondere Motivation gezogen. Auf die Spiele mit dem FCK gegen Bayern war ich immer schon das ganze Jahr fokussiert. Ich wusste: Das muss mein Spiel sein! Damals wurde ja noch nicht alles übertragen, samstags in der Sportschau, wenn wir gegen Borussia Mönchengladbach oder Werder Bremen gespielt haben, kam davon meistens nichts im Fernsehen. Aber gegen Bayern München, davon wurden immer Berichte ausgestrahlt. Und da wollte ich es nicht nur den Bayern, sondern auch meinen Leuten daheim zeigen. Jeder spricht noch heute über unser 7:4 von 1974, aber es gab ja noch viel mehr denkwürdige Partien. Ich war der erste Spieler, der im Münchner Olympiastadion in einem Spiel drei Tore gegen die Bayern erzielt hat. 1976 war das, wir haben 4:3 gewonnen, nachdem wir in der 54. Minute noch 1:3 zurückgelegen haben. Die Bayern wollten mich auch gerne verpflichten, der damalige Manager Robert Schwan war drei Mal bei mir zuhause in Rivenich.

"Die Bayern wollten mich als Spieler und später als Trainer verpflichten"

Der Betze brennt: Dann aber kam Ihr Autounfall dazwischen, der auch Ihre Karriere in der Nationalmannschaft ausgebremst hat, unmittelbar nach Ihrem Debüt und Torerfolg gegen Spanien 1976.

Toppmöller: Nein, der hatte nichts damit zu tun. Da muss es irgendeine Absprache zwischen Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker und FCK-Präsident Willi Müller gegeben haben, dass die Vereine sich gegenseitig keine Spieler abwerben. Das musste noch aus der Zeit stammen, als Herward Koppenhöfer vom FCK zum FCB wechselte, 1969 war das. Da muss irgendwas schiefgelaufen sein, was genau, habe ich nie erfahren. Schade, sogar die Torjäger-Legende Gerd Müller hatte sich mich als ihren Nachfolger gewünscht.

Der Betze brennt: Tore haben Sie in Ihrer aktiven Karriere gegen den FC Bayern dann ja noch einige erzielt. Waren Sie später nicht auch einmal als Bayern-Trainer im Gespräch?

Toppmöller: Auch das. Ich war damals Anfang der 2000er noch Trainer in Leverkusen und sollte eigentlich meinen Vertrag verlängern. Ich weiß noch, wie ich bei 2002 bei der Trauerfeier für Fritz Walter in Kaiserslautern war und alle DFB-Größen um uns herum saßen. Plötzlich sagte Franz Beckenbauer zu mir: Unterschreib' nicht in Leverkusen, du kommst zu uns. Das hat jeder gehört. Geklappt hat es dann doch nicht. Anscheinend war Uli Hoeneß dagegen.

Der Betze brennt: Vielleicht war Hoeneß ja noch sauer wegen Ihres "Bye-bye Bayern"-Spruchs aus der Saison 1993/94 ...

Toppmöller: Ach, das war doch gar nicht so gemeint. Ich war damals Trainer von Eintracht Frankfurt, wir waren traumhaft in die Saison gestartet, hatten am 7. Spieltag Freiburg geschlagen, die Bayern zeitgleich in Bremen verloren, wir waren souveräner Tabellenführer. Ich hatte unter der Woche das Europapokal-Spiel der Bayern bei Norwich City gesehen, da klangen mir noch die "Bayern, Bayern"-Sprechchöre der Fans in den Ohren, und dann habe ich in der Pressekonferenz sowas gesagt wie "Hoffentlich singt jetzt keiner Bye-Bye Bayern". Die Medien haben das schrecklich aufgebauscht, als hätte ich die Bayern beleidigen wollen. Dabei war ich doch selber Bayern-Fan, vor allem, wenn sie international gespielt haben. Sie sind nun einmal die beste deutsche Mannschaft.

Der Betze brennt: Die Eintracht-Fans bekommen heute noch leuchtende Augen, wenn sie an diese Spielzeit denken. Es soll der geilste Fußball gewesen sein, der je in Frankfurt zu sehen war. Und doch nahm die Spielzeit kein gutes Ende, vor allem für Sie nicht.

Toppmöller: Ja, leider. Uli Stein im Tor, im Mittelfeld Leute wie Maurizio Gaudino, Uwe Bein und Jay-Jay Okacha, vorne Tony Yeboah, das war ein Traum. Und ich hatte sie alle gut im Griff, auch Yeboah, der ein genialer Torjäger war, aber nicht viel Ausdauer hatte. Beim Waldlauf im Training trabte der immer gerade so neben mir her. Und wenn ich ihn heißmachen wollte, sagte er: "Trainer, ich Samstag Tore." Damit hatte er ja auch meistens recht. Bis zum 9. Spieltag dieser Saison, da zog er sich in Dresden einen Kreuzbandriss zu. Von da an waren wir geschwächt, während die Bayern und andere Konkurrenten wie auch der FCK immer stärker wurden. Manager Bernd Hölzenbein holte dann zwar Radmilo Mihajlovic von Schalke, aber der konnte Yeboah nicht ersetzen. Am 30. Spieltag wurde ich entlassen, nach einer Niederlage gegen die Bayern. Und die Eintracht wurde am Ende Fünfter.

"Ich saß im Auto und habe geheult wie ein Schlosshund"

Der Betze brennt: Attraktiver Fußball war immer Ihr Markenzeichen als Trainer. Legendär wurde auch die Champions-League-Saison 2001/02, in der Sie mit Bayer Leverkusen erst im Finale gegen Real Madrid mit 1:2 unterlagen. One-Touch-Fußball, hohes Verteidigen, schnelles Umschalten, Angriffspressing - Ihr Spiel wies damals schon viele Elemente auf, die später von Trainern wie Ralf Rangnick, Pep Guardiola oder Jürgen Klopp weiter perfektioniert wurden.

Toppmöller: Ich verrate Ihnen was: Viererkette und Angriffspressing, das gab's bei mir schon in den 1990er Jahren, in meiner Zeit beim VfL Bochum zu sehen. Dafür musste ich mir aber erstmal die richtigen Spieler finden, manchmal gegen heftige Widerstände. Über Thomas Stickroth etwa hatte mein Vorgänger Rolf Schafstall gesagt, der wäre langsam, ich hab dann eine Tausend-Mark-Wette angeboten, dass er jedem im VfL-Kader davonrennt. Und recht behalten. Stickroth wurde einer der besten Spieler, die Bochum je hatte. Oder Thomas Reis, den holte ich von Frankfurt. Der war da aufs Abstellgleis geraten. Ich las in der Zeitung, dass Bernd Hölzenbein gesagt hatte, er wolle ausmisten. Da rief ich ihn an und sagte: "Bernd, ich hätt' gern was von deinem Mist, und du weißt ja, dass bei uns Mist nichts kostet." (lacht) Thomas Reis wurde anschließend ein wichtiges Glied unserer Viererkette, zusammen mit Spielern wie Tomasz Waldoch oder Torsten Kracht. In Deutschland spielte damals sonst kaum jemand mit einer Vierer-Abwehrkette.

Der Betze brennt: Thomas Reis ist jetzt selbst Trainer und mit dem VfL Bochum gerade wieder in die Bundesliga aufgestiegen. Gibt's da noch Kontakt?

Toppmöller: Ja, klar, die Bochumer laden mich immer mal ein. Die haben mich nicht vergessen, vor allem nicht die Europapokal-Spiele. Ich war der erste Trainer, der den VfL in einen europäischen Wettbewerb führte. Allein, wenn ich an die Begegnungen gegen Ajax Amsterdam 1997 denke. 2:0 haben wir in der Amsterdam-Arena geführt, ich schickte einen unserer Betreuer in die Kabine und sagte: "Hol den Fotoapparat und knips' das, sowas siehst du so schnell nicht wieder." Bis er zurück war, stand es schon 2:2 und am Ende haben wir noch 4:2 verloren. Auch im Rückspiel zuhause unterlagen wir 0:2, aber auch da hatten wir unsere Chancen. So etwas haben sie in Bochum seither nicht mehr erlebt, auch nicht unter Peter Neururer, der sich ja gerne feiern lässt.

Der Betze brennt: Wohl kaum ein anderes Kind der Bundesliga hat so viele Eklats, Skandale und Betrügereien hautnah miterlebt wie Sie ...

Toppmöller: Das können Sie laut sagen. Es begann schon in meiner aktiven Karriere. Ich war Spielführer des FCK, als im November 1977 das erste Spiel der Bundesliga-Geschichte wegen Zuschauer-Ausschreitungen abgebrochen wurde. Wir lagen gegen Fortuna Düsseldorf mit 0:1 hinten. Nach zwei Fouls eines Fortuna-Spielers kurz nacheinander kochte der Betzenberg über, forderte Rot, irgendeiner warf ein Fläschelchen aufs Feld, woraufhin Schiedsrichter Rudolf Frickel abpfiff, und die Partie wurde 2:0 für Düsseldorf gewertet. Lächerlich, wenn man bedenkt, was später noch so alles auf Fußballplätze flog - und nicht abgebrochen wurde. Wir haben die Szene später nachgestellt, alles mögliche analysiert und Einsprüche eingereicht, auch Fehler in der Bewertung des Schiedsrichters nachgewiesen. Aber da ließ sich nichts mehr machen.

Der Betze brennt: Den nächsten Skandal erlebten Sie dann auf Ihrer ersten Trainerstation, Anfang der 1990er Jahre in Aue ...

Toppmöller: Unser Spiel gegen den FSV Zwickau wurde später als "der größte Skandal der Fußball-Geschichte" bezeichnet. Wir führten 4:1, als Zwickauer Fans den Platz stürmten und auf den Schiri und meine Mannschaften mit Eisensteinen einprügelten und Backsteine nach uns warfen. Drei meiner Spieler lagen anschließend im Krankenhaus. Eigentlich hätte Zwickau dafür bestraft gehört. Es kam auch zu einer Gerichtsverhandlung in Berlin, da war ich als Zeuge geladen. Ich saß auf dem Flur und wartete, dass ich aufgerufen werde, da stiefelte ein FSV-Verantwortlicher an mir vorbei und ich hörte, wie er zu einem Bekannten sagte: "Mach dir keine Sorgen, ist alles schon entschieden, uns passiert nichts." Ich bin aufgesprungen, habe ihn an der Krawatte gepackt und angeschrien: "Was? Ich bin 650 Kilometer von Rivenich hierher gefahren, wegen einer Verhandlung, bei der schon vorher alles abgekaspert wurde?" Genau so war es, wie sich herausstellte. Als ich hinterher wieder im Auto saß und nachhause fuhr, habe ich erst einmal geheult wie ein Schlosshund. Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.

"Ich schrieb dem DFB einen Brief, der sich gewaschen hatte"

Der Betze brennt: Sie waren einer der ersten Trainer aus dem Westen, die nach der Wende in den Osten gingen. Wie hat sich das ergeben?

Toppmöller: Eigentlich war ich zum Skatspielen in den Osten gekommen. Vor allem die Sachsen behaupten ja von sich, die besten Skatspieler der Welt zu sein. Ich bin, wie gesagt, in einer Kneipe aufgewachsen, konnte schon mit neun Jahren Skat spielen, lernte, die Punkte des Gegners mitzuzählen, und wieviele Trümpfe gefallen sind. Mit 14 war ich es bereits leid, den Leuten aus meiner Umgebung ihr Geld abzunehmen. Da wollte ich mich mal mit den Besten messen. Irgendwann kam ich mit Funktionären von Wismut Aue ins Gespräch. Die suchten einen Trainer, und ich unterzeichnete einen Vertrag auf einem Bierdeckel, zunächst allerdings nur für drei Spiele. Die aber gewannen wir alle drei. Also machte ich weiter. Für 2.000 D-Mark brutto im Monat. Dafür bin ich zwei Mal in der Woche von Rivenich nach Aue gefahren.

Der Betze brennt: Und verpassten den Aufstieg in die eingleisige 2. Bundesliga nur denkbar knapp ...

Toppmöller: Am letzten Spieltag waren wir punktgleich mit Zwickau. Da gewannen die 9:0 gegen Kali Werra Tiefenort, hatten dadurch ein um ein Tor besseres Torverhältnis und stiegen auf. Neun zu Null! Auch das stank zum Himmel. Danach hatte Aue erstmal kein Geld mehr, um was auf die Beine zu stellen.

Der Betze brennt: Wie waren Sie denn so schnell zu einem Trainerschein gekommen?

Toppmöller: Den hatte ich schon länger, aber auch das war so eine Sache. Ich hatte mich Anfang der 1980er Jahre beim DFB für einen Lizenz-Lehrgang beworben - und wurde erstmal abgelehnt. Da schrieb ich den Herren einen Brief, der sich gewaschen hatte. Ich war ehemaliger A-Nationalspieler, hatte mir 1979 bei einem B-Länderspiel, für das ich nur zusagte, weil es auf dem Betzenberg stattfand und der DFB durch meine Mitwirkung ein paar Zuschauer ins Stadion locken wollte, das Knie endgültig kaputtgemacht. Durch diese Verletzung war mit nichtmal 30 Jahren meine Profikarriere quasi beendet. Und jetzt sollte ich noch nicht einmal zu einem Lehrgang zugelassen werden - andere, die noch nie gegen einen Ball getreten hatten, aber schon? Daraufhin ging's dann doch.

Der Betze brennt: In Bochum Mitte der 1990er Jahre erlebten Sie dann den ersten Dopingfall der Bundesliga-Geschichte mit ...

Toppmöller: Wir hatten in der Winterpause 1994/95 den früheren Bayern-Torschützenkönig Roland Wohlfarth vom AS St. Etienne verpflichtet. Im Januar führte der DFB Dopingtests ein. Wir bestritten ein Hallenturnier in Leipzig. Wer von den Spielern zur Dopingkontrolle musste, wurde ausgelost. Die Kontrolleure zogen die 6 aus dem Topf, doch der Spieler mit dieser Rückennummer war gerade nicht in der Kabine. Also drehten sie die 6 rum und riefen die 9 auf - das war Wohlfahrt. Zwei Wochen später erreichte uns die Nachricht, dass sein Befund positiv war und er zwei Monate gesperrt würde. Wie sich herausstellte, hatte er einen Appetitzügler eingenommen, weil er nach dem Weihnachtsurlaub ein paar Pfund zuviel auf den Rippen hatte - Recatol, den Namen werde ich nie vergessen.

"Hoyzer pfiff wirklich alles gegen uns, das war schon pervers"

Der Betze brennt: 1998 wurden sie dann im Fritz-Walter-Stadion Zeuge eines legendären Wechselfehlers, bei dem Sie ausnahmsweise mal nicht der Leidtragende waren. Sie gastierten mit dem VfL Bochum in Lautern ...

Toppmöller: Als sich Michael Schjönberg das Schienbein brach, wechselte Otto Rehhagel den Nigerianer Pascal Ojigwe ein. Damit hatte er vier Ausländer auf dem Feld, die nicht aus der EU stammten. Ich habe das gleich gesehen und schon zur Pause darauf hingewiesen, die FCK-Spieler hatten es natürlich auch mitbekommen. Das Spiel wurde für uns gewertet, wir hatten es aber nach 0:2 auch so noch mit 3:2 gewonnen. Ein paar Tage vorher gewannen wir übrigens auch schon auf dem Betzenberg, im DFB-Pokal, 5:4 nach Elfmeterschießen. In diesen Jahren verlor der FCK zuhause vielleicht einmal pro Saison. Jetzt hatte ich mit Bochum gleich zwei Mal hintereinander im Fritz-Walter-Stadion gewonnen.

Der Betze brennt: Und dann kam der wohl größte Skandal, Ihr DFB-Pokal-Spiel mit dem Hamburger SV gegen SC Paderborn 2004 ...

Toppmöller: Eine Wettmafia hatte Schiedsrichter Robert Hoyzer geschmiert, das Spiel zugunsten des Zweitligisten zu manipulieren. Einige Paderborner müssen aber Bescheid gewusst haben. Es kam mir schon von Anfang an merkwürdig vor. Ich wollte vor dem Spiel zwei Spieler von Paderborn begrüßen, die ich von früher kannte, aber die sind mir wort- und grußlos ausgewichen. Nach 20 Minuten wusste ich dann Bescheid: Hoyzer pfiff wirklich alles gegen uns, das war schon pervers. Ich hab mich beim Linienrichter beschwert, und selbst der sagte: "Ich gebe zu, das hätte ich anders gepfiffen." Hoyzer stellte unseren Stürmer Emile Mpenza vom Platz, weil er "Arschloch" zu ihm gesagt haben soll, dabei sprach Mpenza kein Wort Deutsch. Und kurz vor der Pause pfiff Hoyzer einen Elfmeter, bei dem man in der Fernsehaufzeichnung deutlich sieht, dass er die Pfeife schon in den Mund nahm, als der Paderborner Spieler noch auf den Beinen stand. In der Pause haben meine Spieler Stefan Beinlich und Sergej Barbarez gehört, wie Hoyzer in der Paderborner Kabine sagte: "Spielt einfach nur weiter, den Rest erledige ich" ... Wir verloren 2:4, und ich wurde in Hamburg entlassen.

Der Betze brennt: Damit war Ihre Trainerkarriere auf der großen Bühne beendet, mit 53 Jahren, einem Alter, wo die erfolgreichen Jahre vieler Trainer erst beginnen. 2006 wurden sie noch einmal Nationaltrainer in Georgien, aber da ließen sich kaum Lorbeeren ernten, die einen Coach für die großen Engagements wieder attraktiv machen. Hatten Sie wirklich keine besseren Angebote mehr? 2002 waren Sie noch "Trainer des Jahres" gewesen, der Ruhm musste doch noch nachhallen.

Toppmöller: Ich hatte schon noch Angebote, unter anderem aus Hoffenheim und Köln. Aber ich wollte nicht mehr, die Betrügereien und die ganzen Ungerechtigkeiten steckten zu tief in mir drin. Ich ging auch in TV-Sendungen, da habe ich mit meiner Meinung nie hinterm Berg gehalten, auch nicht über andere Schiedsrichter, die nach meiner Kenntnis Kontakte in gewisse Milieus hatten und mit merkwürdigen Entscheidungen aufgefallen waren. Der DFB hat mir dann gedroht, mich lebenslang zu sperren, wenn ich solche Äußerungen wiederhole. Ich hätte nach England gehen können, hatte einen unterschriftsreifen Vertrag mit dem FC Fulham vorliegen, mich dann aber doch nicht getraut. Ich hatte Angst, dass ich nicht gut genug Englisch spreche. Ich beherrsche zwar ordentliches Schulenglisch, aber ich dachte, das reicht nicht, um mich so mit Spielern zu unterhalten, wie es ich es gewohnt bin. Als ich später allerdings sah, wie Jürgen Klopp zu Beginn seiner Zeit in Liverpool Englisch sprach und wie er es heute tut, musste ich mir eingestehen: Du hättest ja auch noch dazulernen können, und das sogar recht schnell.

Der Betze brennt: In den Jahren, in denen Ihre Karriere viel zu früh ausklang, haben Computer und Elektronische Datenverarbeitung zunehmend auch im Fußball Einzug gehalten. Wären Sie damit denn klar gekommen?

Toppmöller: Ich weiß nicht, ob ich das noch hätte lernen wollen. So ein bisschen fing das mit Computern schon an, als ich noch Trainer in Leverkusen war, aber da hab ich das immer abgelehnt. Ich hab meine Spielanalysen und die Gegner-Vorbereitung noch mit VHS-Videos und Laserpointer gemacht, und ich hatte den Eindruck, dass die Spieler das immer gut aufgesogen haben. Ansonsten ist das Leben zu schön, um sich statt mit echten Menschen nur mit Daten auf dem Bildschirm auseinanderzusetzen. Heute habe ich ein Handy, das benutze ich zum Telefonieren, und mehr Kommunikationstechnik brauche ich nicht mehr mit meinen 70 Jahren.

"Fußball ist nach wie vor mein Ding"

Der Betze brennt: Wie haben Sie die Fußball-Europameisterschaft verfolgt?

Toppmöller: Ich hab alle Spiele gesehen, wirklich alle. Fußball ist nach wie vor mein Ding. Früher hab ich auch noch viel Leichtathletik geschaut, gerade war ja auch wieder Olympia, aber das hat ein wenig nachgelassen.

Der Betze brennt: Und welche Mannschaften haben Ihnen bei der EM am besten gefallen?

Toppmöller: Die, die auch ins Finale gekommen sind, England und Italien. Bei Belgien war mein Lieblingsspieler Kevin de Bruyne leider nicht so gut drauf. Aber mit welcher Begeisterung die Italiener unterwegs waren, hat man schon gesehen, wenn sie vor dem Spiel die Nationalhymne gesungen haben, das sprach Bände, auch im Vergleich zur deutschen Mannschaft. Da habe ich den Fernseher bei zuhause immer extra laut aufgedreht.

Im zweiten Teil unseres Interviews erzählt Klaus Toppmöller, wie viel ihm der 1. FC Kaiserslautern auch heute noch bedeutet, warum er nie Trainer am Betze wurde und was er in der laufenden Saison erwartet. Morgen Vormittag auf DBB!

Quelle: Der Betze brennt / Autor: Thomas Hilmes, Eric Scherer


Ergänzung, 12.08.2021:

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Interview des Monats: FCK-Rekordtorschütze Klaus Toppmöller (Teil 2/2)
"Der FCK ist mein Verein, nach wie vor"

Happy Birthday, Klaus Toppmöller! Der frischgebackene 70-Jährige verrät in Teil 2 des DBB-Interviews, wie viel ihm der 1. FC Kaiserslautern auch heute noch bedeutet, warum er nie Trainer am Betze wurde und was er in der laufenden Saison erwartet.

Der Betze brennt: Klaus Toppmöller, jetzt mal Hand aufs Herz: Wieso hat es nie mit einem Trainer-Engagement beim 1. FC Kaiserslautern geklappt?

Klaus Toppmöller (70): Ach, das war ich ein bisschen auch selbst schuld. Zum einen hab ich immer gezögert, weil ich mir den Ruf, den ich mir als Spieler auf dem Betzenberg aufgebaut habe, nicht kaputtmachen wollte. Als Trainer bist du doch meistens nur zwei Jahre bei einem Verein, dann kommt eine schlechte Phase und du wirst entlassen, das wollte ich in Lautern nicht erleben. Im Jahr 2000, als Otto Rehhagel beim FCK aufgehört hatte, wollte Atze Friedrich mich unbedingt, als ich Trainer in Saarbrücken war. Irgendwie bin ich mit Friedrich aber nie richtig warm geworden. Ich kannte ihn ja noch aus meiner Zeit als Spieler, ich bin gewissermaßen fest in den Profi-Kader aufgenommen worden, nachdem er sich schwer verletzt hatte. Ich weiß aber noch, wie andere Spieler gegen ihn opponierten, weil er beim Vormittagstraining immer fehlte. Er durfte sich mit Erlaubnis des Vereins halbtags um sein Bekleidungsgeschäft in der City kümmern.

Der Betze brennt: Wie sind Sie denn überhaupt beim FCK gelandet?

Toppmöller: Ich hatte in jungen Jahren in Rivenich und Trier gespielt und auch da schon gut getroffen. Ich hatte aber auch ein Ingenieur-Studium begonnen. 1972 hatte ich gute Angebote aus Hamburg und Köln und war kurz davor, mein Studium hinzuschmeißen, aber mein Eltern haben gesagt, nichts da, du machst das erst fertig. Dann rief ein Vertreter des FCK an und bot mir an, erst in Ruhe mein Studium zu beenden und im Sommer 1973 Profi zu werden.

"Ribbeck kasernierte uns spontan ins Trainingslager - an Fastnacht!"

Der Betze brennt: Ihre Karriere kam dann aber doch etwas früher in Tritt …

Toppmöller: Ja, schon Anfang März 1973, und ausgerechnet am Fastnachtswochenende, wo es für mich eigentlich nichts Größeres gab, als in unserer Rivenicher Kneipe zu feiern. Aber vor dem DFB-Pokal-Spiel gegen den VfB Stuttgart am Fastnachtssamstag holte mich Trainer Erich Ribbeck von den FCK-Amateuren in die erste Elf. Wir verloren 1:2, aber ich schoss unser Tor - und wurde direkt für das Uefa-Cup-Spiel am Fastnachtsdienstag gegen Borussia Mönchengladbach nochmal nominiert. Und in der Zwischenzeit durfte ich nicht nach Hause, denn Ribbeck kasernierte uns ganz spontan für ein Trainingslager ein - es war die Hölle. Gegen Gladbach verloren wir wieder 1:2, das Tor für den FCK schoss wieder ich. Nach dem Abpfiff düste ich direkt nach Rivenich, war um 22:00 Uhr da und feierte wenigstens noch zwei Stunden Fasching. Am nächsten Tag stand in der Zeitung, dass Gladbachs Trainer-Legende Hennes Weisweiler nach dem Spiel gesagt hatte, mit Toppmöller sei ein neuer Stern am Fußballhimmel aufgegangen.

Der Betze brennt: Sie sind anschließend bis 1980 beim FCK geblieben und ließen ihre Karriere dann in Amerika ausklingen, nachdem ihre Knieverletzung keinen Profifußball auf höchstem Niveau mehr zuließ. Gab es denn keinen anderen Verein, bei dem sie hätten schwach werden können?

Toppmöller: Der Hamburger SV war mal an mir interessiert, der Manager hieß damals Dr. Peter Krohn, der war bekannt dafür, dass er im Fußball verstärkt auf Show-Elemente setzen wollte. Ich dachte, hörst dir halt mal an, was andere so bieten, und bin mit meinem Vater nach Hamburg geflogen. Ich hatte mit Dr. Krohn allerdings vereinbart, dass das alles top secret bleiben muss. Und was passiert, als wir in Hamburg aus dem Flugzeug steigen? Da steht eine Blaskapelle und bringt uns ein Begrüßungsständchen, nur um des Werbegags willen. Mein Vater und ich haben uns angeguckt und uns gefragt: "Was wollen wir denn bei diesem Clown?" Am liebsten hätten wir noch auf der Gangway kehrtgemacht und wären direkt wieder zurückgeflogen.

Der Betze brennt: Welche FCK-Ikonen aus der damaligen Zeit sehen Sie denn heute noch regelmäßig?

Toppmöller: Peter Briegel habe ich unlängst bei einer Veranstaltung auf einem Weingut im Nachbarort Klüsserath getroffen, das war schön. Mit Werner Melzer telefoniere ich fast jede Woche. Die Schweden sehe ich leider nicht mehr so oft, Ronnie Hellström und Roland Sandberg. Mit denen war es immer schön, durch sie haben wir damals auch die Popstars von Abba kennengelernt, als wir in Schweden im Trainingslager waren. Später haben wir Abba noch einmal in Berlin wiedergetroffen, da sind wir abends alle zusammen in die Disco. Zu Reinhard Meier hatte ich bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr auch immer Kontakt. Ebenso zu Peter Schwarz. Wir waren damals ja zusammen bei der Bundeswehr-Nationalmannschaft. Dort hatte uns Erich Ribbeck hin vermittelt, nachdem ich die ersten Monate meiner Bundeswehrzeit in Kusel stationiert war. Das war grausam, einmal sind uns drei freie Tage gestrichen worden, weil ich beim Schießen nichts getroffen hatte. Ich hasse Schusswaffen und habe seitdem auch keine mehr angerührt.

Der Betze brennt: Ein anderer, mit dem Sie gut konnten, der aber leider nicht mehr lebt, soll Walter Frosch gewesen sein.

Toppmöller: Oh ja, der war ein Filou, aber auch ein Pfundskerl. Einmal hat er einem Fan, der ihn beleidigt hatte, die eigene Fahne auf den Kopf gehauen. Oder er hat sich neben Trainer Ribbeck gestellt, sich eine Kippe in den Mund gesteckt und gesagt: "Erich, gib mal Feuer." Das hat sich sonst keiner getraut. Gerüchte, dass er auch in gewissen Milieus geschäftlich unterwegs war, gab's schon zu seiner Lautrer Zeit, später ist er dann nach St. Pauli gewechselt. Es heißt, Erich Ribbeck wollte ihn weghaben, weil er so einen schlechten Einfluss auf die jungen Spieler hatte, insbesondere auf mich. Ich hab den Walter auf jeden Fall sehr gemocht.

"Ich sagte: Wenn du das machst, schmeiße ich dich aus dem Bus"

Der Betze brennt: Und er teilte Ihre Leidenschaft fürs Kartenspiel.

Toppmöller: Ja, und wir haben nicht nur Skat gespielt, sondern auch gepokert, auf Fahrten im Mannschaftsbus. Gegen uns kam keiner an. Leidtragender war meistens Hannes Riedl, der manchmal 300 bis 400 Mark verlor, wenn er mit uns zockte. Einmal habe ich gemerkt, wie Walter mich bescheißen wollte. Ich durchschaute den Trick, mit dem er sich selbst beim Mischen ein Pärchen oder einen Dreier zuteilte. Nach dem Spiel legte ich meine Hand auf den Pott, schaute ihm in die Augen und sagte: "Wenn du den jetzt an dich ziehst, schmeiß' ich dich aus dem Bus. Ich bin ein Kneipenkind, ich sehe alles." Walter hat sofort gewusst, was ich meine, und hat es ab diesem Zeitpunkt sein lassen - jedenfalls, wenn ich mit am Tisch saß.

Der Betze brennt: Von Ronnie Hellström ist eine Geschichte überliefert, dass er erst zum FCK geholt wurde, nachdem er ein paar Hochkaräter von Ihnen gehalten hatte.

Toppmöller: Ja, das stimmt. Vor der WM 1974 bestritt die schwedische Nationalmannschaft ein Testspiel gegen uns, ich hatte einige gute Chancen, aber Ronnie hielt sie alle und wir verloren 0:1. Ronnie war eine Riesentalent, den mussten wir einfach holen.

Der Betze brennt: Wie wäre der Trainer Toppmöller denn mit dem Spieler Toppmöller klargekommen?

Toppmöller: Ich glaube, nicht so gut, manchmal jedenfalls (lacht). Ich war schon als Spieler einer, der mit seiner Meinung nie hinterm Berg hielt. Aber ich hab mich immer auch für die anderen eingesetzt, deswegen war ich auch meistens Spielführer. Unter anderem habe ich dafür gesorgt, dass beim FCK erstmals außer der Reihe Prämien geflossen sind, nachdem der damalige Präsident sich in der "Rheinpfalz" über die finanzielle Situation des Vereins verplappert hatte. Und ich gab meinen Trainern immer mal Tipps, mit denen sie dann recht unterschiedlich umgingen. Dass Kalli Feldkamp damals Peter Briegel gegen Karl-Heinz Rummenigge stellte, war meine Idee, die hat er auch angenommen. Der Kalli war schon ein richtig Guter. Erich Ribbeck habe ich auch Tipps gegeben. Der war meiner Meinung nach aber mehr auf Außenwirkung bedacht als auf die wirklich wichtigen Dinge. Dass er später als Bundestrainer gescheitert ist, hat mich nicht gewundert. Vor allem Nationalspieler sind nicht blöd, die haben bei ihren Klubs die besten Trainer und wissen, wie die arbeiten. Leider waren Werner Lorant und ich damals die einzigen Bundesliga-Trainer, die im Herbst 1998 aufbegehrten, als Ribbeck zum Bundestrainer gemacht wurde.

Der Betze brennt: Wie begleiten Sie nun die Trainerkarriere Ihres Sohnes Dino?

Toppmöller: Dem sage ich auch immer meine Meinung, na klar. Wir sind dann nicht immer konform, aber das ist in Ordnung. Ich war es auch, der zu Dino sagte, du musst jetzt den Trainerschein machen, sonst bleibst du hier hängen, als sich seine Spielerkarriere beim FSV Salmrohr dem Ende zuneigte. Dino bringt alles mit, was ein Top-Trainer braucht. Er spricht außer Deutsch auch fließend Französisch und Englisch. Und er ist viel sachlicher als ich.

"Dino zum FCK? Ich würde sagen: Mach es!"

Der Betze brennt: Wenn Dino zu Ihnen käme und sagte, ich habe ein Angebot vom 1. FC Kaiserslautern, was würden Sie ihm raten?

Toppmöller: Ich würde ihm sagen: "Mach's! Allein schon, damit du wieder zuhause bist."

Der Betze brennt: Sie haben Ihre Heimatverbundenheit nie verloren. Haben Sie sie denn auch vererbt?

Toppmöller: Ich denke schon. Meine Frau und ich sind eigentlich nie allein, unser Haus ist immer belebt. Fünf Enkelkinder haben wir mittlerweile, irgendeins ist immer da. Warum hätte ich auch jemals weggehen sollen? Bis zu meinem neunten Lebensjahr bin ich nicht einmal aus Rivenich rausgekommen, aber mir hat nichts gefehlt. Später bin ich dann, hinten eingeklemmt auf einem Motorrad sitzend, von Rivenich nach Trier gefahren, um Fritz Walter spielen zu sehen, als er mit dem FCK bei der Eintracht zu Gast war. Hier ist es wunderschön, und hier ist der Ort, wo du einfach nur der bist, der du bist. Für die einen ein guter Kerl, für die anderen ein Arsch, so ist das eben.

Der Betze brennt: Rivenich und die Rebhänge drumherum sollen auch ihr erstes Trainingsgelände gewesen sein.

Toppmöller: Absolut. Die Fensterscheibe hier vorne im Lokal, die habe ich bestimmt 200 Mal eingeschossen. Und auf das Garagentor am Haus habe ich meine ersten Treffer erzielt. Und im Hof habe ich geübt, den Ball hochzuhalten, tausend Mal hintereinander, bis es geklappt hat. In den Wingerten habe ich Kondition gebolzt, bin rauf und runter gerannt, immer wieder und immer mit Hund. Ich sage immer, ich hab allein mindestens fünf Schäferhunde kaputt gerannt. Auch heute habe ich noch zwei, ich liebe Schäferhunde, das sind treue, ehrliche Tiere. Nur mit dem Laufen klappt es nicht mehr so, wegen meines kaputten Knies. Der einzige Sport, den ich noch einigermaßen gut ausüben kann, ist Schwimmen.

Der Betze brennt: Außer ihnen hat auch Ihr Bruder Heinz Toppmöller auf gutem Niveau Fußball gespielt, ihre Söhne Dino und Tommy ebenso wie Ihre Neffen Marco, Timo und Nico. Wer hat in der nächsten Toppmöller-Generation das größte Talent?

Toppmöller: Dinos Söhne spielen beide Fußball, und der jüngere ist eine absolute Granate, der soll jetzt bei den Bayern in der Jugend anfangen. Er ist Stürmer, wie ich einst, und Linksfuß. Lionel heißt er, wie Messi. Der wird mal ein guter Fußballer.

Der Betze brennt: Um mal die Bilanz seines Opas zu erreichen, muss Lionel aber einiges schaffen: 108 Bundesliga-Treffer für den 1. FC Kaiserslautern, mehr als jeder andere. Wir glauben das ist ein Rekord für die Ewigkeit oder wie sehen Sie das?

Toppmöller: Wahrscheinlich schon. Da müsste ja einiges zusammenkommen: Der FCK müsste dauerhaft wieder in der ersten Liga spielen und ein sehr guter Stürmer müsste dem Verein viele Jahre treu bleiben. Das ist ja heute leider nicht mehr so vergleichbar mit früher.

"Ich bin FCK-Mitglied und das wird sich auch nie ändern"

Der Betze brennt: Wann waren Sie denn das letzte Mal auf dem Betzenberg?

Toppmöller: Ende 2007, im Rahmen meiner kurzen Zeit im Aufsichtsrat. Aber ich schaue immer noch jedes Spiel live im Fernsehen, wenn ich es irgendwie einrichten kann. Der FCK ist mein Verein, nach wie vor. Ich bin nach dem Ende meiner Spielerkarriere weiter Mitglied geblieben, und daran wird sich auch niemals etwas ändern.

Der Betze brennt: Wie lief das eigentlich genau damals mit Ihrem merkwürdigen Engagement als Aufsichtsratsmitglied mit Sportdirektor-Kompetenz, das im düsteren FCK-Winter 2007/08 nur sechs Wochen währte?

Toppmöller: Es begann damit, dass mich ein SWR-Team in Georgien interviewte und mich der Redakteur am Ende fragte, ob ich denn bereit stünde, wenn der FCK mich bräuchte. Ich sagte: Wenn ich helfen kann, helfe ich. Das sahen wohl die Verantwortlichen des FCK, irgendwann parkte der damalige Vorstandsvorsitzende Erwin Göbel bei mir direkt vor der Haustür, mitten im Weg, und lud mich dann zu einem Gespräch mit Vorstand und Aufsichtsrat ein. Da habe ich erstmal alle beleidigt und erklärt, weshalb der FCK in der Zweiten Liga immer weiter Richtung Tabellenkeller rutschte. Irgendwann zog mich der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Buchholz vor die Tür und sagte: "Kommen Sie, die Fehler der Vergangenheit sind nunmal gemacht, lassen Sie uns nach vorne schauen." Ich erhielt den Auftrag, drei Spieler und einen Trainer klarzumachen, um den FCK wieder auf Kurs zu bringen. Das habe ich getan, aber als ich die Namen den Herrschaften in einem Hotel in Mainz präsentierte, sagte Erwin Göbel: "Tut uns leid, aber bei uns geht derzeit gar nichts." Er konnte die gewünschten Spieler nicht finanzieren. Da bin ich aufgestanden und habe erklärt, ihr könnt mich alle mal.

Der Betze brennt: Und wen haben Sie den Verantwortlichen damals präsentiert?

Toppmöller: Einer der Spieler war der damalige Torschützenkönig von Lettland, ein wirklich guter Mann. Ein anderer war der ehemalige Freiburger Levan Tskitishvili, der eigentlich ein viel besser dotiertes Angebot aus England hatte, aber nicht wechseln durfte, weil damals dort nur Nationalspieler mit einer bestimmten Anzahl von Länderspielen aufgenommen wurden. Und der Trainer hieß Lothar Matthäus.

Der Betze brennt: Könnte es da nicht sein, dass die FCK-Verantwortlichen sie nur auflaufen ließen, weil sie fürchteten, dass ein Trainer namens Lothar Matthäus in Lautern nicht zu vermitteln ist?

Toppmöller: Das war mir natürlich auch bewusst, dass das nicht einfach werden würde. Aber: Der Lothar hat selbst auf höchstem Niveau Fußball gespielt, hat mit den besten Trainern gearbeitet und er weiß, wie man Spieler anspricht und mit ihnen umgeht - warum hätte das mit ihm nicht funktionieren sollen? Zumal ich wusste, dass er von RB Salzburg weiterbezahlt wurde, seit er Salzburg entlassen worden war. Ich hatte auch schon mit Franz Beckenbauer telefoniert. Der sollte sich bei RB-Boss Dietrich Mateschitz dafür einsetzen, dass Matthäus auch in Lautern von ihm weiterbezahlt würde, dann hätte er den FCK keinen Cent gekostet. Die Gespräche waren bereits sehr weit, und ich bin nach wie vor der festen Überzeugung: Das hätte geklappt, und wir wären erfolgreich gewesen.

"Ich sehe den FCK noch nicht stark genug für den Aufstieg"

Der Betze brennt: Über Dino Toppmöllers Engagement beim luxemburgischen F91 Düdelingen und dem belgischen Royal Virton bewegten sie sich auch im Dunstkreis des Unternehmers Flavio Becca, der sich seinerzeit in diesen Klubs finanziell engagierte und 2019 auch beim FCK als Investor gehandelt wurde. Wie nah waren Sie in dieser Zeit dran am FCK?

Toppmöller: Wir hatten mal in Luxemburg ein Gespräch, bei dem neben Flavio Becca und seinem Team auch Reiner Calmund als sportlicher Berater anwesend war. Das erste, was ich sagte, war, dass der damalige FCK-Sportchef Martin Bader zwar ein hochintelligenter Mann sei, vom Fußball aber keine Ahnung habe. Das erregte Callis Widerspruch und wir kabbelten uns ein bisschen. Im Zuge des Becca-Engagements sollten Werner Melzer und ich dann für den FCK Spieler scouten. Dafür sollte jedem von uns ein Auto zur Verfügung gestellt werden, Werner sollte zudem eine Pauschale erhalten. Ich sagte zu, umsonst zu arbeiten, wenn es für den FCK ist. So war es abgesprochen, aber später erfuhren wir, dass Becca unabgesprochen zwei andere für den Job ausgeguckt hatte, einen Franzosen und einen Belgier. Daraufhin habe ich den Kontakt abgebrochen. Ich kann es nicht leiden, wenn einer nicht zu seinem Wort steht.

Der Betze brennt: Wann, glauben Sie, werden wir den FCK wieder in der Bundesliga sehen? Und was trauen Sie der Mannschaft in dieser Saison noch zu?

Toppmöller: Ich fürchte, die Bundesliga am Betze werde ich nicht mehr erleben. Es ist schwer, wenn du mal so weit unten angekommen bist, wieder nach oben zu kommen. Du musst eigentlich über Jahre neu aufbauen, aber die guten Spieler werden dir meistens gleich weggeholt - so wie beim FCK letztes Jahr mit Pick und Kühlwetter. Was diese Saison angeht, so kann ich den Trainer, Marco Antwerpen, ehrlich gesagt nicht beurteilen. Gut ist sicherlich, dass Felix Götze weiterverpflichtet wurde, das ist spielerisch eine top Ergänzung. Aber die Mannschaft insgesamt ... tut mir leid, aber ich sage halt immer offen meine Meinung: Ich sehe sie immer noch nicht stark genug, um aufzusteigen. Aber ich würde mich freuen, wenn ich mich irre.

Der Betze brennt: Vielleicht hätten unsere Leser jetzt gerne etwas anderes gelesen, aber gerade für diese Ehrlichkeit: Vielen herzlichen Dank, das war ein tolles Gespräch. Und alles Gute zum Siebzigsten!

Quelle: Der Betze brennt / Autor: Thomas Hilmes, Eric Scherer
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Mörserknecht » 11.08.2021, 10:47


Danke für das tolle Interview. Toppi als ehrlicher und vor allem unbequemer Typ. Die besten Stürmer sind die unbequemen Typen. Ich freue mich auf den zweiten Teil.
Gislason, wink emol!



Beitragvon MethU » 11.08.2021, 11:59


Haha, den herrn topmöller hab ich mal als kleiner knirps aufm adidas cup in kaiserslautern getunnelt :D :D
94 oder 96 war das....



Beitragvon Markus67 » 11.08.2021, 13:16


Eine Legende beim FCK, ohne Frage. :daumen:

Leider konnte ich das Interview, nicht bis zum ende lesen.

Ab dem Satz „Dabei war ich doch selber Bayern-Fan, vor allem, wenn sie international gespielt haben. Sie sind nun einmal die beste deutsche Mannschaft.“ war für mich ende.

Für alle Freunde, die noch nicht einmal im Traum daran gedacht haben, so etwas zu sagen, hier die gute alten Hosen.

https://www.youtube.com/watch?v=6LHGY33cFiE

Und schon wieder muss ein Trikot meine Sammlung verlassen, aus der Saison 76/77 mit CAMPARI Werbung.



Beitragvon FCKPersey1962 » 11.08.2021, 13:32


Mein erstes Spiel uff dem Betze mit Toppi war 1974 beim 2:4 gegen Gladbach. 2 Top-Torjäger auf dem Platz, Toppi und Heynckes, leider waren wir chancenlos in dem Spiel aber man konnte sehen, dass Toppi ein Guter war.
Und ob Toppi ein Bayerfan, insbesondere International war ist mir Scheißegal, denn er hat immer Alles für den FCK gegeben. Er ist und bleibt für mich immer ein Idol.
Dauerkarte Süd 3.1



Beitragvon pisano96 » 11.08.2021, 17:52


@Markus67:
Da kann ich Dir voll und ganz zustimmen. Ich persönlich konnte die Bayern schon als Kleinkind nicht leiden und freute mich in den 80er/90er Jahren immer, wenn sie international auf die Schnauze flogen. Immer diese nicht logische These, daß man für deutsche Mannschaften sein soll, wenn sie international spielen. Warum soll ich mich erstens darüber freuen, wenn die Mannschaft eines Vereins international gewinnt, obwohl ich jenen Verein nicht leiden kann und zweitens kapieren halt nur die wenigsten, daß jeder internationale Sieg einer deutschen Mannschaft praktisch schlecht für den Fußball in Deutschland ist. Was dabei herausgekommt sieht man ja an den Zuständen in der Champions-League. Die Großen scheffeln von Jahr zu Jahr immer mehr Geld und der Abstand zu den Vereinen dahinter wird immer größer. Und trotzdem gibt es immer noch genügend Trottel, die dienstags und mittwochs in die Kneipen gehen um sich darüber zu freuen, wenn Bayern oder Dortmund beim 15. Aufeinandertreffen gegen Real Madrid oder Manchester United gewinnt, obwohl sie Fans eines anderen Vereins sind.



Beitragvon Thomas » 11.08.2021, 18:50


@Markus67, @pisano96:
Dann hier noch ein kleiner Grund zur Freude für Euch und für unser Geburtstagskind: Klaus Toppmöller ist der dritt-erfolgreichste Torschütze überhaupt gegen die Bayern. In elf Spielen hat er zwölf Tore geschossen, nur Bernd Hölzenbein und Manni Burgsmüller kommen mit mehr als doppelt soviel bestrittenen Spielen auf je ein Tor mehr (Quelle).

Also Ihr habt da irgendwas in den falschen Hals bekommen, aber ein riesenlanges Interview nach einem unliebsamen Einzelsatz nicht mehr weiterzulesen, verkleinert das Gesamtbild eben auch deutlich. Deshalb hier auch nochmal hervorgehoben Toppis eindeutiges Zitat über den FCK, das morgen in Teil 2 erscheint, aber in unserem kleinen Startseiten-Teaser auch heute schon abgedruckt ist:

Klaus Toppmöller über den FCK hat geschrieben:"Ich schaue immer noch jedes Spiel live im Fernsehen, wenn ich es irgendwie einrichten kann. Der FCK ist mein Verein, nach wie vor. Ich bin nach dem Ende meiner Spielerkarriere weiter Mitglied geblieben, und daran wird sich auch niemals etwas ändern."

Für den letzten Satz rief uns Klaus Toppmöller sogar nach unserem Gespräch extra nochmal an und wollte das unbedingt noch ergänzen und unbedingt auch im Interview drin haben. Dies und noch vieles mehr zum Thema FCK dann morgen im zweiten Teil.
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon FCKPersey1962 » 11.08.2021, 20:43


Toppi ist einer, der den FCK einst zu einem Verein gemacht hat, wo ganz Deutschland noch Symphatie oder zumindest Respekt hatte. Vielleicht sollte man sich mit der Personalie Toppi vorher beschäftigen, bevor mal irgend ein Müll absondert und ihn darauf reduziert ein Bayernsympasitant zu sein.
Dauerkarte Süd 3.1



Beitragvon benoir » 11.08.2021, 21:39


Markus67 hat geschrieben:Und schon wieder muss ein Trikot meine Sammlung verlassen, aus der Saison 76/77 mit CAMPARI Werbung.

Welche Größe? Wie viel willst du dafür haben?

Abgesehen davon, Respekt vor Toppi. Zum einen wegen dieser Karriere als Spieler und der als Trainer. Und vor allem Respekt davor, nicht völlig verbittert und frustriert nichts mehr von diesem Sport hören zu wollen. Mir war nicht bewusst wie oft er vorsätzlich betrogen wurde. Wer weiß was als Trainer noch möglich gewesen wäre. Das muss man alles als Mensch und Sportler erst mal verkraften können.

Er ist unbestritten einer der ganz großen Spieler des FCK. Das mit dem Zuspruch zu den Bayern würde ich nicht so hoch hängen. Es ist ein unterschied ob man andere Mannschaften gut findet aufgrund der sportlichen Leistungen oder ob das Herz an einem Club hängt. Ich finde es wurde im Interview deutlich, der FCK ist sein Verein. Welcher normale Mensch mit wirklicher Ahnung von diesem Sport schaut sich denn diese Spiele unseres FCK in der 3.Liga an? ;)



Beitragvon pisano96 » 12.08.2021, 03:36


@Thomas:
Du scheinst Du da auch etwas falsch in den Hals bekommen zu haben. Zunächst einmal beziehe ich die zweideutig zu verstehende Bezeichnung „war für mich ende“ darauf, daß ich solch eine Aussage von einem richtigen FCK-Fan nicht nachvollziehen kann, ich das Interview aber trotzdem fertiggelesen habe, aber es meinem Fanverständnis nach völlig ausgeschlossen ist, daß man Fan zweier Vereine sein kann. Das er immer noch FCK-Fan ist, auch wenn es evtl. nur zu 50% der Fall sein könnte habe ich nie angezweifelt. Trotzdem könnte er sich aber auch mal, wie so manch andere FCK-Größen es auch machen, ab und an mal im Stadion blickenlassen. Nicht nur als Interview-Partner anläßlich des 7-4-Erfolges gegen die Bayern. :wink: :wink: :wink:



Beitragvon Thomas » 12.08.2021, 09:39


Pünktlich zum 70. kommt hier der 2.Teil unseres Interviews. Viel Spaß beim Lesen:

Bild
Foto: Imago Images

Interview des Monats: FCK-Rekordtorschütze Klaus Toppmöller (Teil 2/2)
"Der FCK ist mein Verein, nach wie vor"

Happy Birthday, Klaus Toppmöller! Der frischgebackene 70-Jährige verrät in Teil 2 des DBB-Interviews, wie viel ihm der 1. FC Kaiserslautern auch heute noch bedeutet, warum er nie Trainer am Betze wurde und was er in der laufenden Saison erwartet.

Der Betze brennt: Klaus Toppmöller, jetzt mal Hand aufs Herz: Wieso hat es nie mit einem Trainer-Engagement beim 1. FC Kaiserslautern geklappt?

Klaus Toppmöller (70): Ach, das war ich ein bisschen auch selbst schuld. Zum einen hab ich immer gezögert, weil ich mir den Ruf, den ich mir als Spieler auf dem Betzenberg aufgebaut habe, nicht kaputtmachen wollte. Als Trainer bist du doch meistens nur zwei Jahre bei einem Verein, dann kommt eine schlechte Phase und du wirst entlassen, das wollte ich in Lautern nicht erleben. Im Jahr 2000, als Otto Rehhagel beim FCK aufgehört hatte, wollte Atze Friedrich mich unbedingt, als ich Trainer in Saarbrücken war. Irgendwie bin ich mit Friedrich aber nie richtig warm geworden. Ich kannte ihn ja noch aus meiner Zeit als Spieler, ich bin gewissermaßen fest in den Profi-Kader aufgenommen worden, nachdem er sich schwer verletzt hatte. Ich weiß aber noch, wie andere Spieler gegen ihn opponierten, weil er beim Vormittagstraining immer fehlte. Er durfte sich mit Erlaubnis des Vereins halbtags um sein Bekleidungsgeschäft in der City kümmern.

Der Betze brennt: Wie sind Sie denn überhaupt beim FCK gelandet?

Toppmöller: Ich hatte in jungen Jahren in Rivenich und Trier gespielt und auch da schon gut getroffen. Ich hatte aber auch ein Ingenieur-Studium begonnen. 1972 hatte ich gute Angebote aus Hamburg und Köln und war kurz davor, mein Studium hinzuschmeißen, aber mein Eltern haben gesagt, nichts da, du machst das erst fertig. Dann rief ein Vertreter des FCK an und bot mir an, erst in Ruhe mein Studium zu beenden und im Sommer 1973 Profi zu werden.

"Ribbeck kasernierte uns spontan ins Trainingslager - an Fastnacht!"

Der Betze brennt: Ihre Karriere kam dann aber doch etwas früher in Tritt …

Toppmöller: Ja, schon Anfang März 1973, und ausgerechnet am Fastnachtswochenende, wo es für mich eigentlich nichts Größeres gab, als in unserer Rivenicher Kneipe zu feiern. Aber vor dem DFB-Pokal-Spiel gegen den VfB Stuttgart am Fastnachtssamstag holte mich Trainer Erich Ribbeck von den FCK-Amateuren in die erste Elf. Wir verloren 1:2, aber ich schoss unser Tor - und wurde direkt für das Uefa-Cup-Spiel am Fastnachtsdienstag gegen Borussia Mönchengladbach nochmal nominiert. Und in der Zwischenzeit durfte ich nicht nach Hause, denn Ribbeck kasernierte uns ganz spontan für ein Trainingslager ein - es war die Hölle. Gegen Gladbach verloren wir wieder 1:2, das Tor für den FCK schoss wieder ich. Nach dem Abpfiff düste ich direkt nach Rivenich, war um 22:00 Uhr da und feierte wenigstens noch zwei Stunden Fasching. Am nächsten Tag stand in der Zeitung, dass Gladbachs Trainer-Legende Hennes Weisweiler nach dem Spiel gesagt hatte, mit Toppmöller sei ein neuer Stern am Fußballhimmel aufgegangen.

Der Betze brennt: Sie sind anschließend bis 1980 beim FCK geblieben und ließen ihre Karriere dann in Amerika ausklingen, nachdem ihre Knieverletzung keinen Profifußball auf höchstem Niveau mehr zuließ. Gab es denn keinen anderen Verein, bei dem sie hätten schwach werden können?

Toppmöller: Der Hamburger SV war mal an mir interessiert, der Manager hieß damals Dr. Peter Krohn, der war bekannt dafür, dass er im Fußball verstärkt auf Show-Elemente setzen wollte. Ich dachte, hörst dir halt mal an, was andere so bieten, und bin mit meinem Vater nach Hamburg geflogen. Ich hatte mit Dr. Krohn allerdings vereinbart, dass das alles top secret bleiben muss. Und was passiert, als wir in Hamburg aus dem Flugzeug steigen? Da steht eine Blaskapelle und bringt uns ein Begrüßungsständchen, nur um des Werbegags willen. Mein Vater und ich haben uns angeguckt und uns gefragt: "Was wollen wir denn bei diesem Clown?" Am liebsten hätten wir noch auf der Gangway kehrtgemacht und wären direkt wieder zurückgeflogen.

Der Betze brennt: Welche FCK-Ikonen aus der damaligen Zeit sehen Sie denn heute noch regelmäßig?

Toppmöller: Peter Briegel habe ich unlängst bei einer Veranstaltung auf einem Weingut im Nachbarort Klüsserath getroffen, das war schön. Mit Werner Melzer telefoniere ich fast jede Woche. Die Schweden sehe ich leider nicht mehr so oft, Ronnie Hellström und Roland Sandberg. Mit denen war es immer schön, durch sie haben wir damals auch die Popstars von Abba kennengelernt, als wir in Schweden im Trainingslager waren. Später haben wir Abba noch einmal in Berlin wiedergetroffen, da sind wir abends alle zusammen in die Disco. Zu Reinhard Meier hatte ich bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr auch immer Kontakt. Ebenso zu Peter Schwarz. Wir waren damals ja zusammen bei der Bundeswehr-Nationalmannschaft. Dort hatte uns Erich Ribbeck hin vermittelt, nachdem ich die ersten Monate meiner Bundeswehrzeit in Kusel stationiert war. Das war grausam, einmal sind uns drei freie Tage gestrichen worden, weil ich beim Schießen nichts getroffen hatte. Ich hasse Schusswaffen und habe seitdem auch keine mehr angerührt.

Der Betze brennt: Ein anderer, mit dem Sie gut konnten, der aber leider nicht mehr lebt, soll Walter Frosch gewesen sein.

Toppmöller: Oh ja, der war ein Filou, aber auch ein Pfundskerl. Einmal hat er einem Fan, der ihn beleidigt hatte, die eigene Fahne auf den Kopf gehauen. Oder er hat sich neben Trainer Ribbeck gestellt, sich eine Kippe in den Mund gesteckt und gesagt: "Erich, gib mal Feuer." Das hat sich sonst keiner getraut. Gerüchte, dass er auch in gewissen Milieus geschäftlich unterwegs war, gab's schon zu seiner Lautrer Zeit, später ist er dann nach St. Pauli gewechselt. Es heißt, Erich Ribbeck wollte ihn weghaben, weil er so einen schlechten Einfluss auf die jungen Spieler hatte, insbesondere auf mich. Ich hab den Walter auf jeden Fall sehr gemocht.

"Ich sagte: Wenn du das machst, schmeiße ich dich aus dem Bus"

Der Betze brennt: Und er teilte Ihre Leidenschaft fürs Kartenspiel.

Toppmöller: Ja, und wir haben nicht nur Skat gespielt, sondern auch gepokert, auf Fahrten im Mannschaftsbus. Gegen uns kam keiner an. Leidtragender war meistens Hannes Riedl, der manchmal 300 bis 400 Mark verlor, wenn er mit uns zockte. Einmal habe ich gemerkt, wie Walter mich bescheißen wollte. Ich durchschaute den Trick, mit dem er sich selbst beim Mischen ein Pärchen oder einen Dreier zuteilte. Nach dem Spiel legte ich meine Hand auf den Pott, schaute ihm in die Augen und sagte: "Wenn du den jetzt an dich ziehst, schmeiß' ich dich aus dem Bus. Ich bin ein Kneipenkind, ich sehe alles." Walter hat sofort gewusst, was ich meine, und hat es ab diesem Zeitpunkt sein lassen - jedenfalls, wenn ich mit am Tisch saß.

Der Betze brennt: Von Ronnie Hellström ist eine Geschichte überliefert, dass er erst zum FCK geholt wurde, nachdem er ein paar Hochkaräter von Ihnen gehalten hatte.

Toppmöller: Ja, das stimmt. Vor der WM 1974 bestritt die schwedische Nationalmannschaft ein Testspiel gegen uns, ich hatte einige gute Chancen, aber Ronnie hielt sie alle und wir verloren 0:1. Ronnie war eine Riesentalent, den mussten wir einfach holen.

Der Betze brennt: Wie wäre der Trainer Toppmöller denn mit dem Spieler Toppmöller klargekommen?

Toppmöller: Ich glaube, nicht so gut, manchmal jedenfalls (lacht). Ich war schon als Spieler einer, der mit seiner Meinung nie hinterm Berg hielt. Aber ich hab mich immer auch für die anderen eingesetzt, deswegen war ich auch meistens Spielführer. Unter anderem habe ich dafür gesorgt, dass beim FCK erstmals außer der Reihe Prämien geflossen sind, nachdem der damalige Präsident sich in der "Rheinpfalz" über die finanzielle Situation des Vereins verplappert hatte. Und ich gab meinen Trainern immer mal Tipps, mit denen sie dann recht unterschiedlich umgingen. Dass Kalli Feldkamp damals Peter Briegel gegen Karl-Heinz Rummenigge stellte, war meine Idee, die hat er auch angenommen. Der Kalli war schon ein richtig Guter. Erich Ribbeck habe ich auch Tipps gegeben. Der war meiner Meinung nach aber mehr auf Außenwirkung bedacht als auf die wirklich wichtigen Dinge. Dass er später als Bundestrainer gescheitert ist, hat mich nicht gewundert. Vor allem Nationalspieler sind nicht blöd, die haben bei ihren Klubs die besten Trainer und wissen, wie die arbeiten. Leider waren Werner Lorant und ich damals die einzigen Bundesliga-Trainer, die im Herbst 1998 aufbegehrten, als Ribbeck zum Bundestrainer gemacht wurde.

Der Betze brennt: Wie begleiten Sie nun die Trainerkarriere Ihres Sohnes Dino?

Toppmöller: Dem sage ich auch immer meine Meinung, na klar. Wir sind dann nicht immer konform, aber das ist in Ordnung. Ich war es auch, der zu Dino sagte, du musst jetzt den Trainerschein machen, sonst bleibst du hier hängen, als sich seine Spielerkarriere beim FSV Salmrohr dem Ende zuneigte. Dino bringt alles mit, was ein Top-Trainer braucht. Er spricht außer Deutsch auch fließend Französisch und Englisch. Und er ist viel sachlicher als ich.

"Dino zum FCK? Ich würde sagen: Mach es!"

Der Betze brennt: Wenn Dino zu Ihnen käme und sagte, ich habe ein Angebot vom 1. FC Kaiserslautern, was würden Sie ihm raten?

Toppmöller: Ich würde ihm sagen: "Mach's! Allein schon, damit du wieder zuhause bist."

Der Betze brennt: Sie haben Ihre Heimatverbundenheit nie verloren. Haben Sie sie denn auch vererbt?

Toppmöller: Ich denke schon. Meine Frau und ich sind eigentlich nie allein, unser Haus ist immer belebt. Fünf Enkelkinder haben wir mittlerweile, irgendeins ist immer da. Warum hätte ich auch jemals weggehen sollen? Bis zu meinem neunten Lebensjahr bin ich nicht einmal aus Rivenich rausgekommen, aber mir hat nichts gefehlt. Später bin ich dann, hinten eingeklemmt auf einem Motorrad sitzend, von Rivenich nach Trier gefahren, um Fritz Walter spielen zu sehen, als er mit dem FCK bei der Eintracht zu Gast war. Hier ist es wunderschön, und hier ist der Ort, wo du einfach nur der bist, der du bist. Für die einen ein guter Kerl, für die anderen ein Arsch, so ist das eben.

Der Betze brennt: Rivenich und die Rebhänge drumherum sollen auch ihr erstes Trainingsgelände gewesen sein.

Toppmöller: Absolut. Die Fensterscheibe hier vorne im Lokal, die habe ich bestimmt 200 Mal eingeschossen. Und auf das Garagentor am Haus habe ich meine ersten Treffer erzielt. Und im Hof habe ich geübt, den Ball hochzuhalten, tausend Mal hintereinander, bis es geklappt hat. In den Wingerten habe ich Kondition gebolzt, bin rauf und runter gerannt, immer wieder und immer mit Hund. Ich sage immer, ich hab allein mindestens fünf Schäferhunde kaputt gerannt. Auch heute habe ich noch zwei, ich liebe Schäferhunde, das sind treue, ehrliche Tiere. Nur mit dem Laufen klappt es nicht mehr so, wegen meines kaputten Knies. Der einzige Sport, den ich noch einigermaßen gut ausüben kann, ist Schwimmen.

Der Betze brennt: Außer ihnen hat auch Ihr Bruder Heinz Toppmöller auf gutem Niveau Fußball gespielt, ihre Söhne Dino und Tommy ebenso wie Ihre Neffen Marco, Timo und Nico. Wer hat in der nächsten Toppmöller-Generation das größte Talent?

Toppmöller: Dinos Söhne spielen beide Fußball, und der jüngere ist eine absolute Granate, der soll jetzt bei den Bayern in der Jugend anfangen. Er ist Stürmer, wie ich einst, und Linksfuß. Lionel heißt er, wie Messi. Der wird mal ein guter Fußballer.

Der Betze brennt: Um mal die Bilanz seines Opas zu erreichen, muss Lionel aber einiges schaffen: 108 Bundesliga-Treffer für den 1. FC Kaiserslautern, mehr als jeder andere. Wir glauben das ist ein Rekord für die Ewigkeit oder wie sehen Sie das?

Toppmöller: Wahrscheinlich schon. Da müsste ja einiges zusammenkommen: Der FCK müsste dauerhaft wieder in der ersten Liga spielen und ein sehr guter Stürmer müsste dem Verein viele Jahre treu bleiben. Das ist ja heute leider nicht mehr so vergleichbar mit früher.

"Ich bin FCK-Mitglied und das wird sich auch nie ändern"

Der Betze brennt: Wann waren Sie denn das letzte Mal auf dem Betzenberg?

Toppmöller: Ende 2007, im Rahmen meiner kurzen Zeit im Aufsichtsrat. Aber ich schaue immer noch jedes Spiel live im Fernsehen, wenn ich es irgendwie einrichten kann. Der FCK ist mein Verein, nach wie vor. Ich bin nach dem Ende meiner Spielerkarriere weiter Mitglied geblieben, und daran wird sich auch niemals etwas ändern.

Der Betze brennt: Wie lief das eigentlich genau damals mit Ihrem merkwürdigen Engagement als Aufsichtsratsmitglied mit Sportdirektor-Kompetenz, das im düsteren FCK-Winter 2007/08 nur sechs Wochen währte?

Toppmöller: Es begann damit, dass mich ein SWR-Team in Georgien interviewte und mich der Redakteur am Ende fragte, ob ich denn bereit stünde, wenn der FCK mich bräuchte. Ich sagte: Wenn ich helfen kann, helfe ich. Das sahen wohl die Verantwortlichen des FCK, irgendwann parkte der damalige Vorstandsvorsitzende Erwin Göbel bei mir direkt vor der Haustür, mitten im Weg, und lud mich dann zu einem Gespräch mit Vorstand und Aufsichtsrat ein. Da habe ich erstmal alle beleidigt und erklärt, weshalb der FCK in der Zweiten Liga immer weiter Richtung Tabellenkeller rutschte. Irgendwann zog mich der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Buchholz vor die Tür und sagte: "Kommen Sie, die Fehler der Vergangenheit sind nunmal gemacht, lassen Sie uns nach vorne schauen." Ich erhielt den Auftrag, drei Spieler und einen Trainer klarzumachen, um den FCK wieder auf Kurs zu bringen. Das habe ich getan, aber als ich die Namen den Herrschaften in einem Hotel in Mainz präsentierte, sagte Erwin Göbel: "Tut uns leid, aber bei uns geht derzeit gar nichts." Er konnte die gewünschten Spieler nicht finanzieren. Da bin ich aufgestanden und habe erklärt, ihr könnt mich alle mal.

Der Betze brennt: Und wen haben Sie den Verantwortlichen damals präsentiert?

Toppmöller: Einer der Spieler war der damalige Torschützenkönig von Lettland, ein wirklich guter Mann. Ein anderer war der ehemalige Freiburger Levan Tskitishvili, der eigentlich ein viel besser dotiertes Angebot aus England hatte, aber nicht wechseln durfte, weil damals dort nur Nationalspieler mit einer bestimmten Anzahl von Länderspielen aufgenommen wurden. Und der Trainer hieß Lothar Matthäus.

Der Betze brennt: Könnte es da nicht sein, dass die FCK-Verantwortlichen sie nur auflaufen ließen, weil sie fürchteten, dass ein Trainer namens Lothar Matthäus in Lautern nicht zu vermitteln ist?

Toppmöller: Das war mir natürlich auch bewusst, dass das nicht einfach werden würde. Aber: Der Lothar hat selbst auf höchstem Niveau Fußball gespielt, hat mit den besten Trainern gearbeitet und er weiß, wie man Spieler anspricht und mit ihnen umgeht - warum hätte das mit ihm nicht funktionieren sollen? Zumal ich wusste, dass er von RB Salzburg weiterbezahlt wurde, seit er Salzburg entlassen worden war. Ich hatte auch schon mit Franz Beckenbauer telefoniert. Der sollte sich bei RB-Boss Dietrich Mateschitz dafür einsetzen, dass Matthäus auch in Lautern von ihm weiterbezahlt würde, dann hätte er den FCK keinen Cent gekostet. Die Gespräche waren bereits sehr weit, und ich bin nach wie vor der festen Überzeugung: Das hätte geklappt, und wir wären erfolgreich gewesen.

"Ich sehe den FCK noch nicht stark genug für den Aufstieg"

Der Betze brennt: Über Dino Toppmöllers Engagement beim luxemburgischen F91 Düdelingen und dem belgischen Royal Virton bewegten sie sich auch im Dunstkreis des Unternehmers Flavio Becca, der sich seinerzeit in diesen Klubs finanziell engagierte und 2019 auch beim FCK als Investor gehandelt wurde. Wie nah waren Sie in dieser Zeit dran am FCK?

Toppmöller: Wir hatten mal in Luxemburg ein Gespräch, bei dem neben Flavio Becca und seinem Team auch Reiner Calmund als sportlicher Berater anwesend war. Das erste, was ich sagte, war, dass der damalige FCK-Sportchef Martin Bader zwar ein hochintelligenter Mann sei, vom Fußball aber keine Ahnung habe. Das erregte Callis Widerspruch und wir kabbelten uns ein bisschen. Im Zuge des Becca-Engagements sollten Werner Melzer und ich dann für den FCK Spieler scouten. Dafür sollte jedem von uns ein Auto zur Verfügung gestellt werden, Werner sollte zudem eine Pauschale erhalten. Ich sagte zu, umsonst zu arbeiten, wenn es für den FCK ist. So war es abgesprochen, aber später erfuhren wir, dass Becca unabgesprochen zwei andere für den Job ausgeguckt hatte, einen Franzosen und einen Belgier. Daraufhin habe ich den Kontakt abgebrochen. Ich kann es nicht leiden, wenn einer nicht zu seinem Wort steht.

Der Betze brennt: Wann, glauben Sie, werden wir den FCK wieder in der Bundesliga sehen? Und was trauen Sie der Mannschaft in dieser Saison noch zu?

Toppmöller: Ich fürchte, die Bundesliga am Betze werde ich nicht mehr erleben. Es ist schwer, wenn du mal so weit unten angekommen bist, wieder nach oben zu kommen. Du musst eigentlich über Jahre neu aufbauen, aber die guten Spieler werden dir meistens gleich weggeholt - so wie beim FCK letztes Jahr mit Pick und Kühlwetter. Was diese Saison angeht, so kann ich den Trainer, Marco Antwerpen, ehrlich gesagt nicht beurteilen. Gut ist sicherlich, dass Felix Götze weiterverpflichtet wurde, das ist spielerisch eine top Ergänzung. Aber die Mannschaft insgesamt ... tut mir leid, aber ich sage halt immer offen meine Meinung: Ich sehe sie immer noch nicht stark genug, um aufzusteigen. Aber ich würde mich freuen, wenn ich mich irre.

Der Betze brennt: Vielleicht hätten unsere Leser jetzt gerne etwas anderes gelesen, aber gerade für diese Ehrlichkeit: Vielen herzlichen Dank, das war ein tolles Gespräch. Und alles Gute zum Siebzigsten!

Quelle: Der Betze brennt / Autor: Thomas Hilmes, Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Teil 1 des Interviews: "Gegen Bayern wusste ich: Das muss mein Spiel sein!"
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon MethU » 12.08.2021, 10:52


da bin ich erstmal hin und hab alle beleidigt :lol: :lol:
er ist schon ne kante. gutes interview.
danke!



Beitragvon Atti1962 » 12.08.2021, 11:05


Das 1:2 gegen Gladbach anno 1973 war mein erstes Spiel, das ich auf dem Betze erlebte. Da war ich 11 Jahre alt und trotz der Niederlage war ich von dieser Minute an glühender FCK-Fan.
Toppi wurde in den Jahren danach mein Vorbild.
Und wenn ich heute das Interview lese: Er ist ein Trierer Dickschädel, aber mit dem Herz auf der Zunge, ehrlich und zuverlässig. Deshalb hat er auch so gut in die Pfalz gepasst.
Lautern ist der geilste Club der Welt! :teufel2:



Beitragvon Loki » 12.08.2021, 14:31


Sehr gutes Interview, auch mit vielen interessanten Aussagen:

"Ende 2007, im Rahmen meiner kurzen Zeit im Aufsichtsrat"-> Wahnsinn, wie lange Toppi nicht mehr am Betze war. Hoffe, dass sich das bald wieder ändert.

"Der FCK ist mein Verein, nach wie vor. Ich bin nach dem Ende meiner Spielerkarriere weiter Mitglied geblieben, und daran wird sich auch niemals etwas ändern."-> Das kaufe ich ihm 100% ab und hoffe wirklich, dass er es doch noch einmal erlebt, dass der FCK in der Bundesliga spielt.

"Und der Trainer hieß Lothar Matthäus" -> das hätte ich gerne gesehen... wahrscheinlich wären erstmal alle völlig ausgeflippt wegen der Personalie, aber ich glaube auch, dass der Erfolg gekommen wäre (Toppi gibt ja auch die Begründung warum: "Der Lothar hat selbst auf höchstem Niveau Fußball gespielt, hat mit den besten Trainern gearbeitet und er weiß, wie man Spieler anspricht und mit ihnen umgeht - warum hätte das mit ihm nicht funktionieren sollen?")

"Das erste, was ich sagte, war, dass der damalige FCK-Sportchef Martin Bader zwar ein hochintelligenter Mann sei, vom Fußball aber keine Ahnung habe." -> Denke das dürfte hier im Forum wohl jeder genauso sehen

"Aber die Mannschaft insgesamt ... tut mir leid, aber ich sage halt immer offen meine Meinung: Ich sehe sie immer noch nicht stark genug, um aufzusteigen."-> Auch hier wird er leider recht behalten... wir brauchen dringend einen Stürmer, der den Namen auch verdient und für mindestens 10 - 15 Tore gut ist (ja, ich weiß wie schwer es ist so jemanden zu bekommen, aber ohne solch einen Spieler wirst du niemals aufsteigen).

Ich finde Toppi super, die Erfolge als Trainer und Spieler geben ihm recht. Würde ihn gerne, trotz seiner 70 Jahre, gerne noch in einer beratenden Funktion beim FCK sehen (und diesmal mögen die hohen Herrschaften doch bitte auch auf ihn hören...).
O mamma mamma mamma, o mamma mamma mamma, sai perché mi batte il corazon? Ho visto Maradona, ho visto Maradona, eh, mammà, innamorato son"



Beitragvon MethU » 12.08.2021, 14:42


Loki hat geschrieben: Würde ihn gerne, trotz seiner 70 Jahre, gerne noch in einer beratenden Funktion beim FCK sehen (und diesmal mögen die hohen Herrschaften doch bitte auch auf ihn hören...).



Warum nur als berater, stellen wir ihn gleich in den sturm.. in unserer aktuellen lage...


spaaaaß, ich bin ja gar kein pessimist. :p



Beitragvon MonnemerTeufel » 12.08.2021, 15:07


Danke für das tolle Interview. Habe es mit Begeisterung gelesen. Toppi, Sandberg und Ronnie waren meine ersten Helden vom FCK!
Auch in Monnem gibts FCK Fans!!
Niemals zum Waldhof!



Beitragvon kriD1973 » 12.08.2021, 15:53


Toppmöller FCK-Trainer im Jahr 2000 anstatt Brehme/Stumpf: das wär vielleicht die Chance gewesen den Untergang abzuwenden (auf der Trainerbank und allgemein), der nach Rehhagel gnadenlos stattgefunden hat.
Wer weiß...
21 Jahre später und zwei Ligen tiefer aber auch egal...
Feldkamp, Toppmöller... tolle Interviews, danke.
Das weckt Erinnerungen und Sehnsucht an bessere Zeiten, als die Fußballwelt noch in Ordnung war und der FCK eine Macht.



Beitragvon ExilDeiwl » 12.08.2021, 19:04


Wow, ich bin erstaunt, dass es hier noch so ruhig ist. Alleine die Personalie Lothar Matthäus und die causa Becca / Toppmöllers Einschätzung bzgl. em Maddin bieten doch eigentlich genügend Stoff für heiße Diskussionen. :lol: Con seiner Einschätzung bzgl. unseres Kaders ganz zu schweigen.

Bzgl. Loddar hätte ich vermutlich auch ziemlich die Stirn gerunzelt, aber was Bader betrifft, hat er halt genau ins Schwarze getroffen. Ich finde Toppmöllers ehrliche Art ja durchaus erfrischend!

Alles Gute zum 70. Geburtstag, Klaus Toppmöller! :daumen:
Nein, es geht mir NICHT um Hurra-Fußball!

🇺🇦 STOP WAR! FUCK PUTIN! 🇺🇦



Beitragvon Viktor » 12.08.2021, 20:56


Wirklich ein Klasse Interview mit sehr schönen Anekdoten und kein 0815 Gewäsch.Daa Einzige was mir gefehlt hat, war nochmal eine ehrliche Rückbetrachtung seiner "veriirt im Wald" Geschichte. Hätte gut zum Themenkomplex mit den ganzen Skandalen gepasst.



Beitragvon Rheingauteufel1 » 12.08.2021, 22:11


Klasse Interview, vielen Dank!! Toppi, alles gute für die Zukunft



Beitragvon Mephistopheles » 13.08.2021, 07:38


Ich fürchte, dass er Recht hat:

Was diese Saison angeht, so kann ich den Trainer, Marco Antwerpen, ehrlich gesagt nicht beurteilen. Gut ist sicherlich, dass Felix Götze weiterverpflichtet wurde, das ist spielerisch eine top Ergänzung. Aber die Mannschaft insgesamt ... tut mir leid, aber ich sage halt immer offen meine Meinung: Ich sehe sie immer noch nicht stark genug, um aufzusteigen.



Beitragvon BetzePower67 » 13.08.2021, 10:23


Einer, der noch ohne Medienberater oder Pressesprecher groß geworden ist, die einem sagen wie man sich zu äußern hat und wie nicht. Einer, der sein Herz auf der Zunge trägt. Das ist so erfrischend, verglichen mit dem blablabla was man heute, bis auf ganz wenige Ausnahmen, von Trainern oder Spielern so hört. Vielleicht landet eines Tages ja wieder ein Toppmöller beim FCK. Das würde sicherlich nicht nur ihn freuen.
Es gibt Leute, die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly, Manager)



Beitragvon SV_1921_Bonenburg » 13.08.2021, 11:35


Liebe DBB-Macher,

ein gran-di-oses Interview mit ehrlichen Fragen und noch ehrlicheren Antworten.

Das Ganze liest sich an vielen Stellen sehr ungewohnt oder gar befremdlich, weil man in den heutigen Zeiten der weichgespülten Mainstream-Scheiße nur noch vorgekauten und auswendig gelernten Müll serviert bekommt. Wenn ein Spieler aus Versehen oder aus der Emotion oder - noch schlimmer - aus dem Herzen heraus mal etwas Ehrliches sagt, wird daraus von den bekannten Stellen direkt ein Skandal hochgeschrieben.

Was vermisse ich die Zeiten, als es auch im bezahlten Fußball noch hoch herging und es echte Typen gab.

Umso wohltuender und nahezu anachronistisch ist dieses tolle Interview mit einem geradlinigen und ehrlichen Menschen Klaus Toppmöller, dem ich natürlich noch von Herzen alles Gute zu seinem 70. Geburtstag wünsche.

Beste Grüße aus dem schönen Ostwestfalen an alle DBB-Macher und -Mitglieder!
SV 21 Bonenburg - Wo Bier, Bratwurst und echter Fußball zuhause sind!



Beitragvon Betzebastion Mainz » 13.08.2021, 14:30


"Trainer, ich Samstag Tore" oder "Erich, gib mal Feuer...".
Ich liebe diese Geschichten.
Toppi finde ich gut auch wenn er als Trainer immer für den Gegner am Start war. Die Bayern übrigens, haben dafür gesorgt dass ich Samstags nicht mehr regelmäßig Bundesliga schaue.
Es ist langweilig, sich für Meisterschaften zu interessieren, die schon im April entschieden sind.
Am besten sind dann irgendwelche Personen, zumeist aus der Region, die noch nie in kurzen Hosen in der Sonne gestanden haben aber dann von "Ihren" Bayern sprechen, und wie toll sie auch in Benefizspielen kleine Vereine unterstützen.....
Wie toll die Bayern sind, erkennt man ja am Toppmöller-Enkel Lionel.
Statt den Weg über Lautern zu gehen, und dann wie einst Klose für gutes Geld in die Buli zu wechseln, spielt der Knirps jetzt schon bei den Bayern, kaum dass er die Pampers nicht mehr braucht.
Das ist einfach die Scheiße und ich schaue es mir nicht mehr an. Oder wie es der Kleine hier sagt:

https://www.youtube.com/watch?v=UP9_hqykMUs

:daumen:
1.FCK - you just can´t escape my love



Beitragvon -Hans- » 13.08.2021, 14:55


Betzebastion Mainz hat geschrieben:Wie toll die Bayern sind, erkennt man ja am Toppmöller-Enkel Lionel.
Statt den Weg über Lautern zu gehen, und dann wie einst Klose für gutes Geld in die Buli zu wechseln, spielt der Knirps jetzt schon bei den Bayern, kaum dass er die Pampers nicht mehr braucht.
Das ist einfach die Scheiße und ich schaue es mir nicht mehr an. Oder wie es der Kleine hier sagt:...


Ich vermute mal, der Enkel spielt da, wo seine Familie aktuell wohnt.
Gruß
Hans




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