Fragen, Antworten und Anekdoten zur Geschichte des FCK.

Beitragvon Thomas » 20.12.2020, 22:44


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FCK-Trainer Dietrich Weise (l.) zusammen mit dem damaligen Präsident Udo Sopp, 1983; Foto: Imago Images

Erster Europacup-Trainer des FCK: Dietrich Weise ist tot

Er trainierte den 1. FC Kaiserslautern zwei Mal und insgesamt mehrere Jahre lang in der Bundesliga, unter ihm gelang der erstmalige Einzug in den Europacup: Dietrich Weise ist am Sonntag im Alter von 86 Jahren verstorben.

Ãœber den Tod ihres Ex-Coachs informierten unter anderem Eintracht Frankfurt und der FCK, der schrieb: "Heute Abend hat uns die traurige Nachricht erreicht, dass Dietrich Weise, der von 1967 bis 1973 sowie im Jahr 1983 als Trainer an der Seitenlinie der Roten Teufel stand, im Alter von 86 Jahren verstorben ist. Der FCK ist mit seinen Gedanken bei den Hinterbliebenen. Ruhe in Frieden, Dietrich."

In die erste, gut zwei Jahre dauernde Amtszeit von Dietrich Weise als Cheftrainer des 1. FC Kaiserslautern fielen unter anderem der Einzug ins DFB-Pokal-Finale 1972 (0:5 gegen Schalke 04) und die erstmalige Teilnahme der Roten Teufel am Uefa-Cup in der Saison 1972/73 (Einzug ins Viertelfinale). Zuvor war er vier Jahre lang als Co-Trainer von Gyula Lorant, Egon Piechaczek und Otto Knefler beim FCK tätig, außerdem folgte 1983 noch ein kurzes, viermonatiges Comeback als Lautrer Cheftrainer.

Vor drei Jahren gastierte er im Fritz-Walter-Stadion mit Hannes Bongartz, Reiner Hollmann und Alexander Bugera zu einem Trainer-Talk, nach dem Weise mit dem nicht nur für FCK-Fans weisen Satz zitiert wurde: "Es gibt Dinge, die es nicht gibt. Die gibt es aber im Fußball."

Quelle: Der Betze brennt


Ergänzung, 21.12.2020:

Mensch statt Schreihals: Dietrich Weise im Porträt

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) trauert um Dietrich Weise, der am Sonntag in Heilbronn im Alter von 86 Jahren gestorben ist. (...) Aus Anlass seines 85. Geburtstages vor einem Jahr hatte das DFB-Journal Dietrich Weise einen Tag lang begleitet und in einer Reportage sein Lebenswerk gewürdigt. Es war einer der letzten öffentlichen Auftritte Weise, der schon damals gesundheitlich angeschlagen war. Sein Tod ist für DFB.de ein trauriger Anlass, mit diesem Text erneut an sein Lebenswerk zu erinnern.

(...)

Er war auch ein Bundesligatrainer, coachte je zweimal den 1. FC Kaiserslautern und Eintracht Frankfurt und einmal die Düsseldorfer Fortuna, saß in 361 Bundesligaspielen auf der Bank. Viermal erreichte er ein Pokalfinale, zweimal, 1974 und 1975 mit Frankfurt, gewann er es. Und immer hatte er seine Mannschaft hinter sich, weil er kein Diktator war und das Gegenteil der damals noch angesagten Schleifertypen wie Zebec, Michels, Lorant oder Schafstall. Weise sagt heute: "Meine Stärke war: Ich konnte mich schnell auf Spieler einstellen und habe ihnen ihre Freiheiten gelassen. Und ich habe Fehler immer mehr bei mir gesucht als bei den Spielern." Bis heute hält der Kontakt zu den Ex-Nationalspielern Bernd Hölzenbein, Wolfgang Seel und Gerd Zewe, um nur einige zu nennen. Dollmann wirft ein: "Er hat den Spielern Vertrauen geschenkt und ihnen die Chance gegeben, ihre Stärken auszuspielen. Die Mannschaften, bei denen er war, sind doch alle besser geworden."

Das war von Anfang an so. 1969 wurde er mit gerade einmal 34 in Kaiserslautern ins kalte Wasser geworfen, sollte vier Spiele vor Schluss den Klassenerhalt sichern - und schaffte es. Aber danach musste er zurück ins zweite Glied, ehe im März 1971 sein zweiter Interimsjob beim FCK in die Festanstellung als Cheftrainer führte. Nun gewöhnte sich auch die Fachwelt an den Sachsen aus der zweiten Reihe. 1969 hatte ihn der kicker noch Dieter Weise getauft, 1971 dann Lothar Weise. Es dauerte eben etwas, bis er sich einen Namen machte. Bei den Spielern aber hatte er gleich einen Stein im Brett. Der Jugoslawe Idriz Hosic wurde so zitiert: "Ich habe in meiner ganzen Laufbahn noch keinen Trainer erlebt, der so richtig verständnisvoll und einfühlend die Stimmung seiner Spieler zu beurteilen vermag, wie Dietrich Weise. Ich will auf Deutsch sagen: So wie es jetzt ist, gehen wir alle für ihn durchs Feuer." (…)

Quelle und kompletter Text: DFB
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Berlin19901996 » 20.12.2020, 22:57


Dietrich Weise der Trainer unter dessen Regie ich die ersten Live Spiele von meinem FCK gesehen habe. Das bleibt mir unvergesslich.



Beitragvon zille » 21.12.2020, 02:31


Leider habe ich Dietrich Weise nur 1983 miterlebt: er kam mit wahnsinnigen Vorschuss-Lorbeeren damals und hatte bei mir sehr viel Erwartung entfacht, da er ja für offensiven Fußball mit jungen Talenten stand. Dieses ließ sich dann nicht ganz so an. Trotzdem ein Beispiel dafür, was der FCK damals für ein Standing hatte, daß man einen so heiß begehrten Trainer verpflichten konnte. Unfaßbar, wo wir derzeit stehen. Schaut man sich allerdings die aktuelle Buli-Tabelle an, so sind von den ersten 4 Teams 3 Werksclubs, und Bayern ist ja der Liga entwachsen.
Vielen Dank, Dietrich Weise, für das Mitprägen des FCKs.



Beitragvon bladde3.0 » 21.12.2020, 10:11


zille hat geschrieben:Unfaßbar, wo wir derzeit stehen. Schaut man sich allerdings die aktuelle Buli-Tabelle an, so sind von den ersten 4 Teams 3 Werksclubs, und Bayern ist ja der Liga entwachsen.


Und gleich dahinter Union Berlin. Auch wenn es nur eine Momentaufnahme ist: die hatten weniger Mittel als wir, haben mit cleveren Entscheidungen viel mehr draus gemacht! Da werden die Spieler aber auch 90 Minuten angefeuert (wie bei uns früher auch mal). Insbesondere das danebenlagen könnten wir uns zum Vorbild nehmen, statt alles und jeden immer nur in die Pfanne zu hauen, bepöbeln und beleidigen....



Beitragvon EchterLautrer » 21.12.2020, 11:30


In memoriam Dietrich Weise

[b]Dietrich Weise war ein Gentleman - Trainer, der gut mit Menschen umgehen konnte und dank seines verschmitzten Humors auf und außerhalb des Trainingsplatzes gut angekommen ist. Weise musste nie laut werden, er vermittelte seine Anweisungen - auch seine Kritik - stets freundlich, aber bestimmt und überzeugend. Unter seiner Regie vermochte unsere FCK - Mannschaft das aus frühen Bundesligajahren stammende Image der "Kloppertruppe" zu überwinden und zunehmend einen gepflegten, kultivierten Fußball zu spielen.
Viele FCK - Freunde bedauerten, dass Weises zweites Engagement in Kaiserslautern nur von kurzer Dauer war.
Dennoch bleibt die Erinnerung an einen Trainer, dessen Wirken für unseren Verein im besten Sinne prägend gewesen ist.
Vor diesem Hintergrund war es eine Freude, Dietrich Weise im vorletzten Jahr noch einmal während der Trainer - Gesprächsrunde in der FCK - Museumsebene erleben zu dürfen.
Dietrich Weise wird seinen ehrenvollen Platz in der großen FCK - Historie für immer behalten.



Beitragvon Thomas » 21.12.2020, 14:48


Auch lesenswert: Dietrich Weise im Porträt des DFB-Journals aus dem Jahr 2019.

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Foto: Imago Images

Mensch statt Schreihals: Dietrich Weise im Porträt

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) trauert um Dietrich Weise, der am Sonntag in Heilbronn im Alter von 86 Jahren gestorben ist. (...) Aus Anlass seines 85. Geburtstages vor einem Jahr hatte das DFB-Journal Dietrich Weise einen Tag lang begleitet und in einer Reportage sein Lebenswerk gewürdigt. Es war einer der letzten öffentlichen Auftritte Weise, der schon damals gesundheitlich angeschlagen war. Sein Tod ist für DFB.de ein trauriger Anlass, mit diesem Text erneut an sein Lebenswerk zu erinnern.

(...)

Er war auch ein Bundesligatrainer, coachte je zweimal den 1. FC Kaiserslautern und Eintracht Frankfurt und einmal die Düsseldorfer Fortuna, saß in 361 Bundesligaspielen auf der Bank. Viermal erreichte er ein Pokalfinale, zweimal, 1974 und 1975 mit Frankfurt, gewann er es. Und immer hatte er seine Mannschaft hinter sich, weil er kein Diktator war und das Gegenteil der damals noch angesagten Schleifertypen wie Zebec, Michels, Lorant oder Schafstall. Weise sagt heute: "Meine Stärke war: Ich konnte mich schnell auf Spieler einstellen und habe ihnen ihre Freiheiten gelassen. Und ich habe Fehler immer mehr bei mir gesucht als bei den Spielern." Bis heute hält der Kontakt zu den Ex-Nationalspielern Bernd Hölzenbein, Wolfgang Seel und Gerd Zewe, um nur einige zu nennen. Dollmann wirft ein: "Er hat den Spielern Vertrauen geschenkt und ihnen die Chance gegeben, ihre Stärken auszuspielen. Die Mannschaften, bei denen er war, sind doch alle besser geworden."

Das war von Anfang an so. 1969 wurde er mit gerade einmal 34 in Kaiserslautern ins kalte Wasser geworfen, sollte vier Spiele vor Schluss den Klassenerhalt sichern - und schaffte es. Aber danach musste er zurück ins zweite Glied, ehe im März 1971 sein zweiter Interimsjob beim FCK in die Festanstellung als Cheftrainer führte. Nun gewöhnte sich auch die Fachwelt an den Sachsen aus der zweiten Reihe. 1969 hatte ihn der kicker noch Dieter Weise getauft, 1971 dann Lothar Weise. Es dauerte eben etwas, bis er sich einen Namen machte. Bei den Spielern aber hatte er gleich einen Stein im Brett. Der Jugoslawe Idriz Hosic wurde so zitiert: "Ich habe in meiner ganzen Laufbahn noch keinen Trainer erlebt, der so richtig verständnisvoll und einfühlend die Stimmung seiner Spieler zu beurteilen vermag, wie Dietrich Weise. Ich will auf Deutsch sagen: So wie es jetzt ist, gehen wir alle für ihn durchs Feuer." (…)

Quelle und kompletter Text: DFB

Weitere Links zum Thema:

- Erster Europacup-Trainer des FCK: Dietrich Weise ist tot (Der Betze brennt)
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Es_war_Einmal... » 21.12.2020, 20:25


Ruhe in Frieden.
Ruhe in Frieden
R . I . P-------------R . I . P.



Beitragvon Wurschdbrot » 22.12.2020, 19:30


Dietrich Weise war eine ruhige und sachorientierte Persönlichkeit, die nichts auf Selbstdarstellung oder laute Töne gab, einfach ein feiner Kerl. Schade, dass er in der Bundesliga nicht mehr Gelegenheit hatte, sich auszuzeichnen und einen großen Erfolg einzufahren. Aber er hat sicherlich im Hintergrund viele Dinge eingefädelt und seinen Beitrag zum Fußballsport auf anderen Ebenen geleistet. Ein sehr sympathischer und bewundernswerter Mensch. Danke für alles!




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