Alles zur WM 2018 in Russland

Beitragvon Alex76 » 01.08.2020, 09:39


EU-Sondergipfel mit Hilfspaket und Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR)

Insgesamt 91 Stunden, vom 17. bis zum 20. Juli, dauerte der EU-Sondergipfel zum Corona-Hilfspaket und dem Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR), der den EU-Haushalt für die Jahre 2021 bis 2027 festlegt.

Die 27 EU-Regierungschefs begannen ihren Verhandlungsmarathon am Freitag mit zwei aufeinander prallenden Interessengruppen, die dem Corona-Plan von Emmanuel Macron und Angelika Merkel kritisch gegenüber standen. Ursprünglich sah der Plan ein Hilfspaket im Volumen von 750 Milliarden Euro vor, das aus 500 Milliarden Euro Zuschüssen und 250 Milliarden Euro Krediten bestand. Empfänger sollten die von der Corona-Krise stark betroffenen südeuropäischen Länder werden.

Der Gruppe der Empfänger von Corona-Hilfen steht die Gruppe der Sparsamen Länder gegenüber bestehend aus Österreich, Dänemark, Niederlande, Finnland und Schweden. Für die Sparsamen Länder waren die Zuschüsse aus dem Corona-Plan von Macron und Merkel deutlich zu hoch. Zudem forderten sie Reformen im Gegenzug zu den Hilfen.

Im Verlauf des EU-Gipfels einigten sich die Sparsamen Länder mit den restlichen EU-Ländern auf einen Kompromiss, der das Corona-Paket auf 390 Milliarden Euro nicht rückzahlbarer Zuschüsse und 360 Milliarden Euro Kredite festsetzt. Für das Konjunkturpaket darf die EU-Kommission erstmals und einmalig Schulden aufnehmen. Die zu emittierenden Anleihen von 750 Milliarden Euro haben eine Laufzeit bis 2058. Bereits vor 2027 soll die Rückzahlung beginnen. Die Kreditaufnahme soll 2026 enden.

Wer hat Anspruch auf Zuschüsse und wie hoch sind diese? Italien, Spanien und Frankreich waren bislang am härtesten von der Pandemie betroffen. Der Großteil der Zuschüsse soll über ein neues EU-Programm ausgeschüttet werden, das staatliche Investitionen und Reformen unterstützt. Insgesamt werden 312,5 von 390 Milliarden Euro über diesen Fonds verteilt. Giuseppe Conte beziffert die Höhe der Subventionen aus dem Aufbaufonds für Italien auf 81 Milliarden, Spanien rechnet mit 73 Milliarden und Frankreich mit 40 Milliarden Euro.

Eine genauere Bestimmung der Mittel erfolgt nach einem Verteilungsschlüssel, der sich in den Jahren 2021 und 2022 aus der Wirtschaftskraft und der Entwicklung der Arbeitslosigkeit ergibt. 2023 soll dann statt der Arbeitslosenzahlen die Wirtschaftsentwicklung der Vorjahre bewertet werden. Die von der Corona-Krise stark betroffenen Länder sollen nationale Reform- und Investitionspläne für die Jahre 2021 bis 2023 einreichen. Die EU-Kommission prüft diese innerhalb von zwei Monaten und leitet sie weiter an den Rat der Finanzminister. Beide Instanzen müssen mit qualifizierter Mehrheit (https://www.consilium.europa.eu/de/coun ... -majority/ ) die Pläne genehmigen. Zeitlich sind 70% der Corona-Hilfen zwischen 2021 und 2022 abrufbar. Im darauffolgenden Jahr die restlichen 30%.

Die Auszahlung der Mittel erfolgt in mehreren Tranchen in Abhängigkeit von den Reformfortschritten in dem jeweiligen Land. Sollte ein Mitgliedsland Reformen in einem Empfängerland für unzureichend halten, besteht die Möglichkeit Einspruch einzulegen. In diesem Fall muss die EU-Kommission die Auszahlung erst einmal stoppen. Eine Mediation auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs soll den Streit schlichten.

Zweiter wichtiger Tagungspunkt war die finanzielle Aufstellung des EU-Haushalts für die Jahre 2021 bis 2027. Durch den Brexit fällt Groß Britannien ab 2021 als wichtiger Nettozahler weg, so dass die Lasten auf mehrere Schultern verteilt werden mussten. Der Mehrjährige Finanzrahmen (MFR) soll 1074 Milliarden Euro umfassen; somit jährlich ca. 154 Milliarden Euro. Der wissenschaftliche Dienst des Europäischen Parlaments hatte vorab den Vorschlag der EU-Kommission im Juli 2018 bewertet und eine Analyse veröffentlicht, die Informationen über Größe und Gesamtstruktur des vorgeschlagenen MFR gibt:
https://www.europarl.europa.eu/RegData/ ... S_IDA(2018)625148_DE.pdf

Letztlich ist der Haushalt geringer als der ursprüngliche Vorschlag der EU-Kommission aus dem Jahre 2018, resultierend aus durchgesetzten Kürzungen und Rabatten der „sparsamen Vier“ beim Gipfel. Ob der Mehrjährige Finanzrahmen (MFR) vollumfänglich inhaltlich realisiert werden kann, ist nun vom EU-Parlament und den einzelnen Länderparlamenten abhängig.

Es formierten sich bereits kritische Stimmen aus dem EU-Parlament, die die Kürzungen zu Lasten von Zukunftsprogrammen anmahnten. So sollen Mittel für Forschungsförderung, Digitalisierung oder Verteidigung gegenüber dem Vorschlag der Kommission teils deutlich gekürzt werden. Kürzungen sollen auch bei Klimaschutz, Gesundheit und Migrationspolitik erfolgen. Leicht gestiegen ist der Stellenwert der traditionellen Felder Landwirtschaft und Strukturfonds, die von den Staats- und Regierungschefs mit moderaten finanziellen Zuschlägen bedacht wurden.

Zur Finanzierung des EU-Haushalts sollen auch neue Einnahmequellen generiert werden aus nicht mehr recycelbaren Plastikmüll ab 2021, einer Digitalsteuer und einer Einfuhrgebühr auf Produkte aus Drittstaaten mit geringeren Umweltauflagen ab 2023. Die Bundesregierung geht von finanziellen Mehrbelastungen an EU-Zahlungen durch Corona in Höhe von etwa zehn Milliarden Euro pro Jahr aus.

Kontrovers wurde vorab und während des Gipfels die Frage behandelt, ob und wie die Vergabe von EU-Geldern an rechtsstaatliche Standards geknüpft werden solle. Eine einfache Lösung wurde nicht gefunden, was an der ablehnenden Haltung von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán lag. Am letzten Verhandlungsabend wurde ein Kompromiss gefunden, den Deutschland und Frankreich mit Ungarn und Polen ausgehandelt hatten. Ein neuer "Schutzmechanismus" solle von der EU-Kommission entwickelt werden, und über mögliche Sanktionen bei Verstößen sollen die Mitgliedsstaaten mit einer Zweidrittelmehrheit entscheiden.

Fazit:
Das Gesamtpaket in Höhe von 1,8 Billionen Euro lässt erahnen welch historischen Stellenwert der EU-Gipfel hatte. Mit dem Kompromiss zugunsten der Corona-gebeutelten Länder ist ein Pakt der Solidarität und Freundschaft entstanden, der Europa auch außen- und innenpolitisch Stärke verleiht.

540 Milliarden Euro werden in den Umweltschutz fließen, so dass das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 und die Verschärfung des CO2-Reduktionsziels für das Jahr 2030 aufrecht erhalten bleiben.

Ebenso unzufrieden sind viele EU-Abgeordnete, dass beim Thema Rechtsstaatlichkeit nur ein vager Kompromiss gefunden wurde.
Nun ist der Fokus auf das EU-Parlament und die Länderparlamente gerichtet…

Nachrichten zum EU-Gipfel in Brüssel:

17. Juli 2020, 17:45 Uhr: EU-Gipfel - Energie sparen für den Samstag
https://www.sueddeutsche.de/politik/eu- ... -1.4970215

21. Juli 2020, 6:04 Uhr: Brüssel - EU-Sondergipfel endet nach 91 Stunden mit Einigung
https://www.sueddeutsche.de/politik/eu- ... errer=push

21.07.2020, 06:28 Uhr: Einigung beim EU-Gipfel - Das Billionen-Finanzpaket steht
https://www.tagesschau.de/ausland/-eu-g ... g-101.html

21. Juli 2020, 6:41 Uhr: EU-Sondergipfel - So werden die 1800 Milliarden verteilt
https://www.sueddeutsche.de/politik/eu- ... errer=push

21.07.2020, 18:39 Uhr: Corona-Paket und Billionen-Haushalt - Was der EU-Gipfel genau beschlossen hat
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... sVODzh-ap2

21.07.2020, 19:23 Uhr: Reaktionen auf EU-Gipfel - Nach der Einigung ist vor der Einigung
https://www.tagesschau.de/ausland/nach- ... l-103.html

22.07.2020, 15:08 Uhr: EU-Finanzpaket - EU-Parlament verlangt Nachbesserungen an Gipfelbeschlüssen
https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... -migration

23.07.2020 18:20 Uhr: EU-Parlament zu Gipfelpaket - Widerstand von vielen Seiten
https://www.tagesschau.de/ausland/eu-gi ... t-101.html

23.07.2020 23:46 Uhr: Debatte um EU-Gipfelpaket - Das Misstrauen im Parlament ist groß
https://www.tagesschau.de/ausland/eu-pa ... t-103.html


Die deutsche Politik in Aktion: Corona-Schutzschild & Konjunkturprogramm

Am 23. März 2020 beschloss die deutsche Bundesregierung ein umfassendes Maßnahmenpaket (Corona-Schutzschild) sowohl für Soloselbstständige, kleine Unternehmen als auch größere Unternehmen, das die negativen Folgen aus der Corona-Krise abfedern soll. Bereits am 25. März votierte der Deutsche Bundestag für das Corona-Schutzschild und zwei Tage später stimmte auch der Bundesrat in einer Sondersitzung zu, so dass recht schnell Soforthilfen beantragt werden konnten.

Mit Hilfe des Corona-Schutzschilds stabilisierte die Bundesregierung die deutsche Wirtschaft. Zudem stehen Beschäftigten, Selbstständigen und Unternehmen Finanzmittel zur Verfügung, die die Liquidität sicherstellen sollen. Es ist bisher das größte Hilfspaket in der Geschichte der Bundesrepublik.

Im Lauf der Monate wurde das Corona-Schutzschild weiter angepasst. Haushaltswirksame Maßnahmen betragen insgesamt 353,3 Milliarden Euro und Garantien umfassen 819,7 Milliarden Euro. Dafür wurde ein Nachtragshaushalt gebilligt, der zusätzliche Kredite in Höhe von 156 Milliarden (1.Nachtrag) vorsieht. Der aktuelle Stand der Maßnahmen (22.05.2020) ist hier sehr anschaulich dargestellt:

22.05.2020: Corona-Schutzschild - Kampf gegen Corona (Größtes Hilfspaket in der Geschichte Deutschlands)
https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... hland.html

18.05.2020: Mit aller Kraft gegen die Corona-Krise - Schutzschild für Deutschland
https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... nFile&v=20

Aufgrund der coronabedingten schweren Rezession, entschied sich die Bundesregierung am Anfang Juni neben dem Schutzschild ein milliardenschweres Konjunkturprogramm aufzulegen. Anknüpfungspunkt ist die Stärkung der (Binnen-)Nachfrage und der Investitionsbereitschaft. Zudem solle in die Modernisierung des Landes investiert werden. Das Programm stellten Olaf Scholz und Peter Altmaier am 12.06.2020 bei einer gemeinsamen Pressekonferenz vor:

„Mit voller Kraft aus der Krise“ - Pressekonferenz mit Olaf Scholz & Peter Altmaier zur Umsetzung des Konjunkturprogramms (59:50 Min.):
https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... maier.html

Der Gesamtumfang des Programms beträgt rund 130 Milliarden Euro. Insgesamt beinhaltet das Konjunkturprogramm 57 Positionen, die dazu beitragen sollen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stärken und die Angebotsbedingungen zu verbessern. Auch hier lohnt sich der Blick auf die beiden Links um sich einen Überblick zu verschaffen:

12.06.2020: KONJUNKTURPROGRAMM - Umsetzung des Konjunkturpakets - Mit Zuversicht und voller Kraft aus der Krise
https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... paket.html

https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... ossen.html

Eine wichtige Säule des Konjunkturprogramms ist die Senkung der Umsatzsteuer für den Zeitraum vom 01.07.2020 bis zum 31.12.2020 von 19% auf 16%. Dadurch erwartet die Bundesregierung einen deutlichen Konsumimpuls, besonders bei Beziehern von kleineren Einkommen. Die Mindereinnahmen der Länder von 19,6 Mrd. Euro werden vom Bund übernommen.

Zweiter Schwerpunkt des Programms sind Familien mit Kindern. Diese erhalten einen einmaligen Kinderbonus von 300 Euro pro Kind. Zudem wird der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende von derzeit 1908 Euro auf 4008 Euro für die Jahre 2020 und 2021 angehoben. Der Ausbau von Ganztagsschulen und Ganztagesbetreuung soll beschleunigt werden.

Mit zahlreichen gezielten steuerlichen Maßnahmen sollen die Unternehmen entlastet werden. Zudem werden zukunftsorientierte nachhaltige Branchen im Bereich Mobilität, Energieversorgung, Digitalisierung, Gesundheit, Bildung und Forschung gefördert.

Eingebracht wurde in den Bundestag auch der zweite Nachtragshaushalt. Er bringt die für das Jahr 2020 geplante Neuverschuldung auf die Rekordsumme von insgesamt 218,5 Milliarden Euro. Statt 362 Milliarden Euro sieht der Haushalt nun Gesamtausgaben in Höhe von 509,3 Milliarden Euro vor.

Fazit:
Hat sich die Politik verzettelt? So lautet die Kritik des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel und bezieht sich auf die Anzahl von 57 Programmpositionen. Andererseits bewirkt die Breite diverse Förderungen von zukunftsorientierten Branchen und Technologien. Bemerkenswert ist auch die Stärkung von sozial Schwachen und eine Absage an die Abwrackprämie.

Große Unterschiede gibt es bei der Wahl und der Wirksamkeit der eingesetzten Hilfen. Eine gezielte Förderung von Krisenbranchen ist beim Konjunkturprogramm schwerlich ersichtlich. Dabei ist die Bauwirtschaft von der Krise wenig betroffen, Gastronomie oder Messebau hingegen stark, und beim verarbeitenden Gewerbe einige Unternehmen gar nicht, andere enorm. Wären daher Eigenkapitalhilfen in Form von Zuschüssen angebrachter?

Fraglich ist auch, wie mit der Mehrwertsteuersenkung über den 31.12.2020 verfahren wird. Ist eine Erhöhung zum Ausgangswert sinnvoll, wo die Umstellungskosten der Kassensysteme recht teuer zu Buche schlagen?

Volkswirtschaftlich betrachtet warten 130 Milliarden Euro coronabedingte Zusatzersparnisse für den Massenkonsum...


Informationen zum Konjunkturpaket und zum Corona-Schutzschild:

22.05.2020: Corona-Schutzschild - Kampf gegen Corona: Größtes Hilfspaket in der Geschichte Deutschlands
https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... hland.html

12.06.2020: KONJUNKTURPROGRAMM - Umsetzung des Konjunkturpakets - Mit Zuversicht und voller Kraft aus der Krise
https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... paket.html
https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... ossen.html

News zum Konjunkturprogramm:

02.06.2020, 9:05 Uhr: Konjunkturprogramm - Bringt das was?
https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-05/ ... bschaffung

4. Juni 2020, 1:52 Uhr: Coronavirus - Das Konjunkturpaket ist eine historische Wende
https://www.sueddeutsche.de/politik/cor ... -1.4926573

4.06.2020, 12:07 Uhr: Konjunkturpaket - Darauf haben sich Union und SPD geeinigt
https://www.sueddeutsche.de/politik/kon ... -1.4926584

04.06.2020, 21:25 Uhr: Maßnahmen der Koalition - Konjunkturpaket: Das wurde beschlossen
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ ... n-100.html

12.06.2020, 10:32 Uhr: Kabinett beschließt Konjunkturpaket - Was, wenn all das Geld nicht hilft?
https://www.tagesschau.de/inland/konjun ... t-101.html

12.06.2020, 18:53 Uhr: Deutschlands oberster Verbraucherschützer - So schafft man keine Zuversicht
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ ... -1.4934430

12. Juni 2020, 19:46 Uhr: Scholz und Altmaier - Doppelt hält besser
https://www.sueddeutsche.de/politik/cor ... -1.4934043



Beitragvon Alex76 » 01.08.2020, 10:10


Die Suche nach einem Investor in Corona-Zeiten – Planinsolvenz in Eigenregie

Der 1.FC Kaiserslautern hat Schulden in Höhe von 20 Millionen, die ein Überleben auf Dauer nicht ermöglichen. Speziell in der Zeit nach Stefan Kuntz haben sich die Schulden nochmals gravierend erhöht. Zwischen 2016 und 2019 wurden vom damaligen Finanzvorstand Michael Klatt mehrere üppig verzinste Darlehen in Höhe von 8 Millionen Euro bei der Firma Quattrex-Sports AG aufgenommen. Aktuell belaufen sich die Schulden auf 10 Millionen Euro. Zudem bestehen jährliche Zinsen von 7,5% und erfolgsabhängige Zahlungen von angeblich nochmals mehr als 10 Millionen Euro. viewtopic.php?p=1284024#p1284024

Neben der Quattrex-Sports AG schuldet der 1.FC Kaiserslautern Lagardère Sports rund 2 Millionen Euro und dem potenziellen Investor Flavio Becca 2,6 Millionen Euro.

Nachrangig gelistet sind die eigenen Fans, bei denen der Verein sich vor einem Jahr rund 3 Millionen Euro geliehen hat. Aufgeteilt in die Betze-Anleihe II, die über den FCK e.V. an die FCK KGaA weitergeliehen wurde, und das Crowdlending "Kapilendo".

Durch die Belastung von mittlerweile mehr als 20 Millionen € Schulden gestalten sich Gespräche mit potenziellen Investoren schwierig. Neben der Schuldenlast ist die 3.Liga für alle teilnehmenden Vereine eine sehr herausfordernde Liga. Auch die Rückkehr in die 2. Bundesliga ist nicht einfach, da das Gefälle der TV-Einnahmen zwischen beiden Ligen stark variiert.

Mit der Corona-Krise und dem Wegfall von wichtigen Ticketeinnahmen hat sich für den 1.FC Kaiserslautern die finanzielle Lage drastisch verschlechtert, so dass am 15.06.2020 Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt beim Amtsgericht Kaiserslautern einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung (Planinsolvenzverfahren) gestellt hat. Voraussetzung für eine Planinsolvenz ist eine positive Fortführungsprognose.

Keine einfache Entscheidung, aber wohl alternativlos, da die Gespräche mit den Gläubigern über einen Schuldenschnitt zu keinem Ergebnis führten. Neben den oben genannten Gläubigern kommen gewöhnlich noch die Arbeitnehmer, die Bundesagentur für Arbeit, die Lieferanten, die Banken und weitere dazu. Die Spieler haben auf einen Teil ihrer Gehälter verzichtet. Aus Anlass der Corona-Krise haben DFL und DFB die strengen Kriterien im Lizensierungsverfahren in Bezug auf Verschuldung abgeschwächt. Zudem wurde der sportliche Abzug von 9 Punkten in dieser Saison ausgesetzt.

"Ziel des Verfahrens ist es, zügig die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wiederherzustellen", sagte Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt. Mittel- und langfristig erhofft sich der seit Dezember 2019 amtierende Funktionär eine wirtschaftliche Sanierung, die den Handlungsspielraum deutlich erweitert.

Der Zeitplan nach der Einreichung des Insolvenzantrags sieht vor, dass der Verein drei Monate Zeit für die Erstellung eines Insolvenzplans und für weitere strategische Verhandlungen hat. Dies wäre bis zum 31.08.2020. Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt und der Generalbevollmächtigte Dirk Eichelbaum bekommen vom Gericht einen beratenden Sachwalter zur Seite gestellt. Sollte innerhalb der drei Monate eine gemeinsame Lösung zur Sanierung gefunden werden, kann der FCK den Insolvenzantrag auch jederzeit wieder zurückziehen. Im Gegensatz zur Regelinsolvenz bleibt der FCK selbst Herr im Hause und fällt nicht in die Hände eines Insolvenzverwalters.

Zur Gewährleistung der Liquidität erhält der Verein Insolvenzgeld, das von der Bundesagentur für Arbeit ausgeschüttet wird und für die nächsten drei Monate die Gehälter der Angestellten (bis zur Beitragsbemessungsgrenze von 6.900,- Euro brutto) absichert. Bei erfolgreicher Sanierung muss das Insolvenzgeld zurückbezahlt werden. Während der Insolvenzphase müssen Lohnsteuer, Sozialversicherungs¬beiträge und Umsatzsteuer nicht gezahlt werden. Erst bei erfolgreichem Abschluss des Verfahrens.

Dass es bis zur Insolvenz und dem Abstieg kommen musste, ist sehr ärgerlich. Die Gründe sind mannigfaltig. Im Fokus steht der Bau des WM-Stadions und jahrelange Misswirtschaft. Welcher Investor wird gesucht? Welche zusätzlichen Kompetenzen müssen dem 1.FCK zur Verfügung gestellt werden, um wieder erfolgreichen Fußball auf Deutschlands höchstem Fußballberg zu spielen?

„Es gibt einen Investor, der bereit ist, signifikant beim 1.FC Kaiserslautern zu investieren“, teilte der Aufsichtsratsvorsitzende der 1.FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA Jurist Jörg E. Wilhelm beim SWR Sport am 21.06.2020 mit. Das Angebot fußt auf einem Schuldenschnitt, so wie dies auch von anderen potenziellen Investoren zur Bedingung gemacht wird. Weiter sprach Jurist Jörg E. Wilhelm von einem „bindenden, unwiderruflichen, einseitigen Angebot“, das mit einer Frist zur Unterschrift nach Verlängerung bis zum 31.07.2020 versehen ist.

Auch wenn noch keine Einigung bzgl. des Schuldenschnitts erfolgt ist, kann der Vertrag formaljuristisch in Kraft treten, wenngleich die Gelder erst nach einer Einigung mit den Gläubigern fließen würden. Das Investitionsvolumen wird auf 20 Millionen Euro für 75,1% der Stimmen beziffert.

Wer ist der Interessent? Angeblich handelt es sich um keinen puren Finanzinvestor, sondern um einen „sportaffinen deutschen Geschäftsmann“ aus dem Ausland, der Mitsprache und erheblichen Einfluss aufs operative Geschäft im sportlichen Bereich zur Voraussetzung macht. Hierzu führt der Aufsichtsratsvorsitzende Jurist Jörg E. Wilhelm aus, dass der Investor „ein sehr hohes Interesse am Nachwuchsleitungszentrum und an der Jugendarbeit“ hat. Zudem hat er „ein sportliches Konzept, von dem er überzeugt ist und das an anderer Stelle schon erfolgreich umgesetzt wurde.“

Während die sportliche Expertise und Kompetenz des Investors noch zu prüfen wäre und an die Gegebenheiten im deutschen Fußball und speziell beim 1.FC Kaiserslautern angepasst werden müsste, so rückt das Fritz-Walter-Stadion in den Fokus des Interesses eines möglichen Investors mit Kompetenzen im Bereich der Bebauung.

Persönlich halte ich zwar eher eine Nutzung der Grundstücke um das Fritz-Walter-Stadion als „Sportpark“ für interessant, so dass die Besucher sich wohl fühlen können und ein gesellschaftlicher Mehrwert entsteht.

Mittlerweile hat sich auch eine Gruppe von regionalen Unternehmern gefunden, die dem Verein ein Angebot von ca. 8 Millionen Euro unterbreiteten für 25,1% der Stimmen. Ob hierbei gar eine Kooperation mit dem Großinvestor aus Dubai machbar wäre, so dass das 4-Säulen-Modell auch weiterhin verfolgt werden könnte? Oder muss der 1.FC Kaiserslautern weiter nach einem potenten Ankerinvestor suchen?

Generell muss man von der öffentlichen Wahrnehmung als „Schuldenberg“ wegkommen zu einer nachhaltigen Erfolgsgeschichte. Es gibt auch viele externe harte Faktoren, die den Niedergang des 1.FC Kaiserslautern begünstigten. So z.B. die Kirchkrise, die zu erheblichen Mindereinnahmen bei den TV-Geldern führte oder auch die Selbstanzeige bzgl. der Persönlichkeitsrechte, welche wohl auch Usus zur damaligen Bundesligazeit war.

Es gibt wohl aber auch weiche Faktoren, wie die Gerechtigkeit von Subventionen in den WM-Bau, welche die europäische Kartellbehörde für den Anlass einer WM billigt(e). Subventionen in ein pures Vereinsstadion allerdings nicht!

Die Gerechtigkeitsdebatte wurde zu Lasten der Sympathie von vielen anderen Vereinen im näheren Umkreis des FCK geführt. Legendär sind doch die Zeitungsartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Vor diesem Hintergrund muss man das folgende Fanvideo zwar selbstkritisch, aber auch verpflichtend betrachten!

1. FC Kaiserslautern unzerstörbar?! Gründe für die Insolvenz!
https://www.youtube.com/watch?v=botubiD ... e=youtu.be

08.04.2002: Kirch-Krise lähmt die Bundesliga
https://www.welt.de/print-welt/article3 ... sliga.html


Nachrichten zum Insolvenzverfahren in Eigenregie:

1.FC Kaiserslautern Pressekonferenz zur Insolvenz in Eigenregie am 14.06.2020 (56:48 Min.)
https://www.youtube.com/watch?v=ppwFU1zY6IU

04.04.2020 - 15:30 Uhr: Fragen und Antworten zur möglichen Planinsolvenz - FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt steht vor schweren Verhandlungen und Entscheidungen
https://www.der-betze-brennt.de/artikel ... olvenz.php

14.06.2020 - 19:46 Uhr: Sanierung via Planinsolvenz: FCK stellt Konzept vor
https://www.der-betze-brennt.de/news/12 ... pt-vor.php

14.06.2020: Kommentar zur Planinsolvenz: Großes Risiko, große Chance
https://www.der-betze-brennt.de/artikel ... chance.php

14.06.2020: Keine Einigung mit Gläubigern erzielt - Chance zum Neuanfang - 1. FC Kaiserslautern vor Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens
https://www.kicker.de/777464/artikel/1_ ... verfahrens

15.06.2020: Fragen und Antworten zum Insolvenzantrag des FCK - "Der FCK steht für die DNA des deutschen Fußballs"
https://www.der-betze-brennt.de/artikel ... sballs.php

15.6.2020: FCK bestätigt Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahren
https://www.kicker.de/777554/artikel/fc ... zverfahren

15.06.2020: Lautern peilt Abschluss des Verfahrens bis 31. Oktober an - Der FCK und der Insolvenzantrag: "Die Hoffnung ist nicht unbegründet
https://www.kicker.de/777600/artikel/de ... egruendet_

23.06.2020: Möglicher Rückkauf des Stadions: Spekulationen über den Preis - FCK liegt Investorenangebot vor: Wo ist das Problem?
https://www.kicker.de/778210/artikel/fc ... s_problem_

27.6.2020 : Soeren Oliver Voigt zur Insolvenz des FCK (SWR Sport)
https://www.swr.de/sport/media/soeren-o ... k-100.html

10.7.2020, 13:50 Uhr: FCK-Insolvenz - Auch die Gläubiger möchten künftig Profifußball auf dem Betzenberg
https://www.swr.de/sport/fussball/1-fc- ... i-100.html

20.7.2020, 20:10 Uhr: Positive Signale vom FCK nach Vorstellung der Konzepte möglicher Investoren
https://www.swr.de/sport/fussball/1-fc- ... n-100.html


Die Suche nach einem Investor in Corona-Zeiten - Auf dem Weg zum 4-Säulen-Model …

Am 29.07.2020 tagte der vorläufige Gläubigerausschuss im Fritz-Walter-Stadion, um über zwei Investorenangebote zu entscheiden. Das ausgewählte Angebot soll Grundlage für einen Insolvenzplan sein. Zur Auswahl standen das oben erwähnte Angebot aus Dubai, welches bis zum 30.07.2020 verlängert wurde, und das Angebot der Regionalen Investoren.

Während das Angebot aus Dubai angeblich 16 Millionen Euro für 75% der Anteile umfasste, betrug das regionale Angebot lediglich 25% bei einer Investitionssumme von 8 Millionen Euro. Doch nicht nur finanziell, sondern auch inhaltlich unterschieden sich die beiden Angebote. So wollte der Investor aus Dubai, bei dem es sich um den fußballaffinen Geschäftsmann Horst Peter Petersen handelt, große Mitspracherechte im sportlichen Bereich sichern. Wie würden diese aussehen? Zu denken wäre an Mitspracherechten bei Spielertransfers, Trainerwahl und Aufstellungen.

Bei den regionalen Investoren handelt es sich zum großen Teil um renommierte Partner und Sponsoren aus der Umgebung von Kaiserslautern. Zur regionalen Investorengruppe um Sprecher Giuseppe Nardi zählen auch Peter Theiss, Klaus Dienes, Dieter Buchholz und Axel Kemmler.

Aufsichtsratssprecher Markus Merk, Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt und Insolvenzsachwalter Andreas Kleinschmidt standen bei der anschließenden Pressekonferenz Rede und Antwort. Was waren die ausschlaggebenden Argumente des Gläubigerausschusses? Wie wurde der Auswahlprozess gestaltet?

Pressekonferenz zur aktuellen Situation der 1.FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA nach dem Gläubigerausschuss am 29.07.2020 (43:21 Min.)
https://www.youtube.com/watch?v=lO7RxRY ... e=youtu.be

Zunächst stellte Sachwalter Andreas Kleinschmidt die Entscheidung des Gläubigerausschusses vor: „Die Entscheidung sieht so aus, dass der vorläufige Gläubigerausschuss die Geschäftsführung beauftragt hat, mit der Gruppe der Regionalen Investoren finale Verhandlungen über den Abschluss einer Investorenvereinbarung zu führen und abzuschließen. Diese Vereinbarung ist dann die Grundlage für einen von den Gläubigern anzunehmenden Insolvenzplan."

Ausschlaggebend für die Wahl der Regionalen Investoren „waren die große und solide Transaktionssicherheit, eine große Nachvollziehbarkeit des Engagements, eine Konzeption, die in die Struktur des FCK passt sowie der gelassene Raum für weitere zusätzliche Investoren in der Zukunft. Demgegenüber hat das Dubai-Angebot zu viele Fragen offen gelassen, insbesondere was die Struktur und die Zusammensetzung der eigentlichen Investoren angeht. Nicht abschließend geklärt werden konnte auch die Transaktionssicherheit sowie die Vereinbarkeit des sportlichen Konzepts mit verbandsrechtlichen Regularien."

Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt skizzierte den Bewertungsprozess, der als Entscheidungsgrundlage für die Gläubiger diente: „Unabhängige, sachverständige Prüfer wurden vom vorläufigen Gläubigerausschuss beauftragt, die tatsächlich vorliegenden Dokumente zu analysieren, zu bewerten und zu vergleichen. Letztendlich stellten die Mitglieder des vorläufigen Gläubigerausschusses heute einstimmig fest, dass ausschließlich die Gruppe der regionalen Investoren die Vorgaben zu Bonitätsprüfung, zu Geldwäsche, zu Compliance sowie zu den Regularien und Statuten des DFB und der Satzung des FCK erfüllen konnte."

Ein kurzer Rückblick zur Außerordentlichen Mitgliederversammlung 2018 verdeutlicht die aktuellen Schwierigkeiten das Angebot des Investors aus Dubai in die engere Auswahl zu nehmen. So soll das 4-Säulen-Modell die Mitbestimmungsrechte eines großen Investors beschneiden und konform zur 50+1 Regel sein. Soeren Oliver Voigt argumentierte daher: „Das Vier-Säulen-Modell ist für uns eine bindende Orientierung. Entsprechend werden wir uns zum richtigen Zeitpunkt mit der Öffnung der Fan-Säule beschäftigen."
https://zukunft.fck.de/wp-content/uploa ... 18_PDF.pdf

Bei der AoMV stimmten 92,13 Prozent für die Ausgliederung, nachdem heftige kontroverse Debatten in sozialen Medien und im Vereinsumfeld eher gegen eine Ausgliederung tendierten. Ausschlaggebendes Element für das positive Votum war die im Vorfeld stark beworbene Lösung des 4-Säulen-Modells.
viewtopic.php?t=23931

Vor diesem Hintergrund stellt das Angebot der Regionalen Investoren ein Fundament im 4-Säulen-Modell dar, welches Entwicklungspotential verspricht und gleichzeitig das finanzielle Risiko auf mehrere Schultern verteilt. Anders sähe es wohl beim Angebot aus Dubai aus.

Der Druck lastete auf dem Aufsichtsrat. Markus Merk wirkte erleichtert über die Entscheidung: „Das heute ist ein großer Schritt nach vorne. Wir haben jetzt ein Spiel gewonnen, aber noch lange keine Meisterschaft."

Weiter führte Markus Merk aus:„Dass wir jetzt ein unabhängiges neutrales Votum bekommen haben, das kann ich persönlich sagen, das entlastet ungemein. Wir haben eine unfassbare Geschlossenheit in den Gremien. Auch wenn es in den letzten Tagen etwas anders aussah. Es ist wichtig, dass man in den Gremien kontrovers diskutiert. Wenn aber etwas zu kommunizieren ist, müssen wir mit einer Stimme sprechen. Wir brauchen Ruhe, um die positive Fortführungsprognose zu gewährleisten. Da werden wir uns auch intern unterhalten müssen. Störfaktoren von innen können wir uns nicht erlauben."

Die nächste Saison scheint gesichert und der Profikader könnte zusammenbleiben. „Zum jetzigen Zeitpunkt spielen die Avancen anderer Klubs an unsere Spieler keine Rolle. Alle Spieler werden bei uns ins Training einsteigen und dann schauen wir, was die nächsten Wochen bringen. Wir sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht verpflichtet, aus einer Notsituation heraus Spieler verkaufen zu müssen“, erklärte Soeren Oliver Voigt.

Nächster Schritt ist die Verhandlung mit den Gläubigern über den von den Investoren geforderte Schuldenschnitt. „Es kann daran noch scheitern, ich sehe das aber nicht. Ich sehe eher, dass die Gläubiger ein großes Interesse daran haben, dass hier weiter Fußball gespielt werden kann», sagte Kleinschmidt.

Bis zum 1.September muss der 1.FC Kaiserlautern den Insolvenzplan beim Amtsgericht einreichen.
Der Termin für die Gläubigerversammlung wird nach Eröffnung des Verfahrens vom zuständigen Amtsgericht festgelegt. Bei der Gläubigerversammlung werden die Gläubiger über die Annahme des Insolvenzplans entscheiden. Laut Sachwalter Andreas Kleinschmidt werde der Termin wohl im Oktober stattfinden.

Nachrichten zur Investorensuche:

29.07.2020: Kaiserslautern geht wichtigen Schritt in Richtung Konsolidierung - "Transaktionssicherheit" schlägt "offene Fragen": FCK hat seinen Investor
https://www.kicker.de/780701/artikel/_t ... n_investor

29.07.2020: Kommentar zur Investorensuche beim 1. FC Kaiserslautern - Etappenziel erreicht - Chance verpasst
https://www.kicker.de/780712/artikel

29. Juli 2020, 18:30 Uhr: Regionale Investoren sollen 1. FC Kaiserslautern retten
https://www.rheinpfalz.de/politik/rhein ... 92520.html

29. Juli 2020, 20:47 Uhr: Entscheidung für regionale Investoren nur eine erste Hürde
https://www.rheinpfalz.de/sport_artikel ... duced=true

29. Juli 2020, 21:00 Uhr: KOMMENTAR - Der FCK und die Tage des Donners
https://www.rheinpfalz.de/sport_artikel ... 92550.html

29.07.2020: Im Blickpunkt: Pressekonferenz zur Investoren-Entscheidung - "Das Dubai-Angebot hat zu viele Fragen offen gelassen"
viewtopic.php?p=1293525#p1293525



Beitragvon Alex76 » 24.08.2020, 12:08


Die Suche nach einem Investor in Corona-Zeiten – Aus der Höhle der Löwen …

Das Umfeld des 1.FC Kaiserslautern gilt als emotional, brodelnd und unruhig. Aufgrund des fehlenden sportlichen Erfolgs häuften sich Stimmen nach Kompetenz, Transparenz, Kosmopolitismus aber auch Regionalität aus dem Kreis der Fans und Mitgliedern. Teils widersprüchlich, teils aber auch für einen Verein bereichernd, wenn Werte wie Fairplay und Respekt im Vereinsleben gelebt werden. Speziell in den letzten Jahren herrschten im Aufsichtsrat unterschiedliche Meinungen und Einstellungen, die eine harmonische Suche nach Investoren erschwerten.

Parallel läuft seit der Verkündung am 14.06.2020 die Planinsolvenz in Eigenregie, die mit einem Insolvenzplan bis zum 31.08.2020 und der Gläubigerversammlung wichtige Etappenziele vor sich hat. In den Social Media wurde das Insolvenzverfahren in Verbindung mit der Suche nach Investoren in aller Breite aber auch Tiefe diskutiert. Teilweise mit richtigem Zahlenwerk, teilweise mit Spekulationen. Potentiell interessierten Investoren steht eine Due-Diligence-Prüfung zur Verfügung.

Wie muss man sich den Findungsprozess vorstellen? Ganz genau kann ich mir den Prozess auch nicht vorstellen. Gibt es einen Markt für Vereine auf Investorensuche? Oder erfährt der potentielle Investor im Wirtschaftsblatt über die Suche nach Investoren seitens des 1.FC Kaiserslautern? Letzteres gilt wohl eher für regionale Investoren.

Schaut man z.B. auf der Homepage der KPMG nach, so findet man den Matchmaker, der zwischen Unternehmen und Investoren vermittelt und dies in einem kurzen Video anschaulich vorstellt:
https://atlas.kpmg.de/matchmaker/en


Um es mit der TV-Sendung der Höhle der Löwen zu vergleichen, so ist der 1.FC Kaiserslautern auf der Suche nach einem erfolgreichen Pitch, der in der Höhle der Löwen meist von innovativen Startups angestrebt wird. Das Unternehmen stellt sich, das Geschäftskonzept, den Markt und das eigene Produkt vor. Ziel ist das Akquirieren von Risikokapital zum Wachstum des Unternehmens. Dazu werden Geschäftsanteile in Relation zum “ermittelten“ Unternehmenswert angeboten.

Begonnen hat die Höhle der Löwen im August 2014. Seitdem sind 7 Staffeln mit mehr als 450 Pitches erfolgt. Mittlerweile befindet sich die Sendung in der 8. Staffel und beginnt am Montag, den 31.August.
Bei der Pressekonferenz am 18.08.2020 (1:06:07 Min.) wurden die Investoren vorgestellt:
https://www.vox.de/cms/die-hoehle-der-l ... 97872.html
20. August 2020 um 14:02 Uhr: Neuer Investor, neuer Sendeplatz - Warum „Die Höhle der Löwen“ nun immer montags gezeigt wird
https://rp-online.de/panorama/fernsehen ... d-52876221


Lautes Löwengebrüll auch im Aufsichtsrat des 1.FC Kaiserslautern. Nachdem die Ausgliederung der Profimannschaft in die GmbH & Co. KGaA mit großer Zustimmung im Rahmen der außerordentlichen Mitgliederversammlung 2018 erfolgt ist, herrschten doch große Unstimmigkeiten und Kontroversen bzgl. des Ankerinvestors, des Vereinswertes und des richtigen Stils in der Öffentlichkeit vor.

Der komplette 2017 gewählte Aufsichtsrat ist, bis auf Nachrücker Fritz Fuchs, ausgeschieden und ersetzt durch die bei der JHV 2019 angetretenen Kandidaten Dr. Markus Merk, Rainer Kessler, Martin Wagner, Martin Weimer und Prof. Dr. Jörg Wilhelm. Geballte Kompetenz in ihren Spezialdisziplinen. Insgesamt verfügt das gewählte Gremium über komplementäre Kompetenzen, die harmonisch wirken.

Parallel mit der Ausgliederung sind weitere Organe entstanden und gewachsen, die die vorhandene Struktur des eingetragenen Vereins durch die GmbH & Co. KGaA erweiterten. Hier lohnt der Verweis auf den Link, um sich die Struktur nochmals zu veranschaulichen:
https://fck.de/de/fck-der-club/struktur/

Die Aufgliederung in den Profibereich und in den Breitensportbereich wird deutlich. Mit 17.000 Mitgliedern zählt der 1.FC Kaiserslautern nach wie vor zu den großen Vereinen in Deutschland. Wesentlicher Unterschied des eingetragenen Vereins zum vorherigen Status ist die Besetzung des Vorstands durch fünf ehrenwerte Personen. Es ist möglich im Verein zehn Sportarten aktiv zu betreiben und somit auch Vereinsnähe aktiv zu erleben.

Der Vorstand ist, wie der Aufsichtsrat, auf ehrenamtlicher Basis tätig. Dem Aufsichtsrat kommen im Vergleich zu früher aber weitere Aufgabenbereiche zu. So wird stets die Mehrheit der Mitglieder des Beirats durch Aufsichtsräte besetzt. Der Beirat bestellt und überwacht die Geschäftsführung der 1.FC Kaiserslautern Management GmbH. Die Anzahl der Mitglieder des Beirats besteht aus fünf Personen, davon mindestens drei Aufsichtsräten des eingetragenen Vereins.

Auf der Hauptversammlung der 1.FC Kaiserslautern Management GmbH & Co. KGaA wird ein weiterer Aufsichtsrat gewählt, der zusammen mit dem Beirat die Geschäftsführung der 1.FC Kaiserslautern Management GmbH überwacht. Es gibt also einen Aufsichtsrat seitens des e.V. aber auch einen auf Seiten der Investoren der 1.FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA, der aus fünf Personen besteht, davon eine aus dem Aufsichtsrat des eingetragenen Vereins.

Um das komplexe Gesamtgebilde zu fassen, sollte man nochmals Seite 7 und 8 der Präsentation zur Ausgliederung anschauen: https://zukunft.fck.de/wp-content/uploa ... 18_PDF.pdf

Die konstituierende Sitzung des Aufsichtsrats der 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co KGaA fand am Donnerstag, den 27. Februar 2020 statt. Auf der Sitzung wurde Prof. Dr. Jörg E. Wilhelm zum Vorsitzenden gewählt, das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden übernimmt künftig Prof. Dr. Peter Theiss. Für den aus dem Gremium ausgeschiedenen Wilfried de Buhr rückt Wolfgang Erfurt, Vorstandsvorsitzender des 1.Kaiserslautern e.V., nach. Patrick Gregorius vervollständigt weiterhin das aktuell vierköpfige Gremium. Ein fünftes Mitglied wird die Hauptversammlung der 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co KGaA in einer späteren, noch nicht terminierten Sitzung wählen.


Am lautesten vernahmen die Fans und Mitglieder das Löwenröhren von Prof. Dr. Jörg Wilhelm, da er sich zu einem mit dem Aufsichtsrat des e.V. unabgestimmten SWR-Interview veranlasst sah, in dem er ein Angebot aus Dubai den Mitgliedern und Fans näher brachte. Er sprach von einem signifikanten unterschriftsreifen Angebot basierend auf einem knallhart formulierten (Alt-)Schuldenschnitt. Kein Investor sei bereit mehr als 25 Millionen Euro für Altschulden aufzubringen.

SWR-Interview am 21.06.2020 (13:54 Min.)
https://www.ardmediathek.de/swr/video/s ... EyNjA5OTg/

Mit dem Vorpreschen in den Medien polarisierte Prof. Dr. Jörg Wilhelm die Fanmeinung ebenso wie den Aufsichtsrat. Neben dem Angebot aus Dubai wurde auch mit einem Konsortium aus regionalen Partnern verhandelt, die eine Investitionssumme von 8 Millionen Euro für 25% der Anteile aufriefen.

Bis zum 31.07.2020 lag das Dubai-Angebot unterschriftsreif vor. Der Gläubigerausschuss sollte am 29.07.2020 darüber befinden mit welcher Partei weiterverhandelt werden soll. Dabei präferierte der Gläubigerausschuss die Gruppe der Regionalen Investoren zum Abschluss einer Investorenvereinbarung, die dann Grundlage für einen von den Gläubigern anzunehmenden Insolvenzplan wäre. Das Dubai-Angebot habe zu viele Fragen offen gelassen.

Die Einzelheiten des Ausschusses wurden im vorherigen Kapitel bereits ausführlich beschrieben. Hier nochmals der Link zur Pressekonferenz über die aktuelle Situation der 1.FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA nach dem Gläubigerausschuss am 29.07.2020 (43:21 Min.)
https://www.youtube.com/watch?v=lO7RxRY ... e=youtu.be

Der Aufsichtsratsvorsitzende der 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA, Prof. Jörg E. Wilhelm, äußerte sich direkt nach der Verkündung der Investoren-Entscheidung auf Twitter - und sprach von "Lügen" in der Pressekonferenz. Im Interview mit SWR Sport erklärt er, was er damit meint.

Prof. Dr. Jörg Wilhelm im Interview zur Investorenentscheidung am 30.07.2020 (17:38 Min.):
https://www.swr.de/sport/media/joerg-e- ... k-100.html

Auf die Reaktion von Prof. Dr. Jörg Wilhelm reagierte der Verein mit einer eigenen Pressemitteilung, in dem der 1.FC Kaiserslautern Wilhelm „letztmalig zu einer konstruktiven, gemeinsamen und vertrauensvollen Zusammenarbeit“ aufforderte:

DER FCK INFORMIERT
Donnerstag, 30.07.2020
• Senator h.c. Professor Doktor J.E. Wilhelm hat in erheblichem Maße gegen die Interessen des FCK verstoßen
• Anwaltlich aufgefordert, öffentliche Äußerungen mit sofortiger Wirkung zu unterlassen
• Sitzung des Aufsichtsrats in der kommenden Woche möglich, um Wilhelm aus allen Ämtern bei der Management GmbH sowie der KGaA abzuberufen
• Vereinsmitglied Wilhelm kann aus dem Verein ausgeschlossen werden

...

https://fck.de/de/der-fck-informiert-9/


Am 3.8.2020 trat Prof. Dr. Jörg E. Wilhelm von sämtlichen Ämtern beim FCK zurück. Das Fanlager ist mit dem Rücktritt noch mehr gespalten. Was ist nur los mit dem Löwenrudel? Gegeneinander? Miteinander? Oder doch Füreinander?

Kaiserslautern war jahrelang die kleinste Stadt in der Fußballbundesliga. Das berühmt berüchtigte Gallische Dorf. Danach kam die Phase der Kommerzialisierung. Vereine wie die TSG 1899 Hoffenheim als naher Konkurrent bekamen von Dietmar Hopp finanzielles Engagement in Höhe von insgesamt 240 Millionen Euro. Auch andere Vereine wie Mainz 05 haben stark aufgeholt und die Gazetten für sich vereinnahmt.

Wie wollen die FCK-Verantwortlichen die gesuchten (mittleren) Investoren (Säule 2, 3 und 4) überzeugen? Patrick Banf listete bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung 2018 fünf Kernpunkte auf: Das Fritz-Walter-Stadion, die Infrastruktur in der Stadt und im Verein, die Marke FCK und die treuen Fans als feste Konstanten - sowie als fünftes dazu idealerweise auch eine gute Fußballmannschaft. Sportliche Leistung erfordert Geschlossenheit.

Die derzeitigen Verhandlungen sind also recht komplex auch darauf beruhend, dass vier Investorensäulen zu füllen sind:

1.) Fans als Investoren

2.) Investoren & Sponsoren aus der Region

3.) Stille Gesellschafter

4.) Großunternehmen & Finanzinvestoren

Wie soll also der 1.FC Kaiserslautern 2.0 ausschauen? Zwischen Tradition und Innovation – Dann klappt´s auch wieder mit der Bundesliga! Bis dato ist jedes Spuil wie gegen Bayern.. ;-)


News zum Duell der Löwen:

15.7.2020, 16:39 Uhr: FCK-Insolvenz: Weitreichende Entscheidung wird erwartet
https://www.swr.de/sport/fussball/1-fc- ... g-100.html

29.7.2020, 17:35 Uhr: Entscheidung gefallen: Der FCK will Vertrag mit Gruppe regionaler Investoren abschließen
https://www.swr.de/sport/fussball/1-fc- ... t-100.html

30.7.2020, 12:32 Uhr: FCK: "Es geht weiter mit Unruhe und kryptischen Vorwürfen"
https://www.swr.de/sport/fussball/1-fc- ... r-100.html

30.7.2020, 14:23 Uhr: Markus Merk: "Die Entscheidung war alternativlos"
https://www.swr.de/sport/fussball/1-fc- ... g-100.html

30.7.2020, 18:03 Uhr: Jörg E. Wilhelm: "Die FCK-Verantwortlichen spielen Roulette" - FCK reagiert deutlich
https://www.swr.de/sport/fussball/1-fc- ... r-100.html

30.7.2020, 18:11 Uhr: Jörg E. Wilhelm im Interview zur Investoren-Entscheidung des FCK
https://www.swr.de/sport/media/joerg-e- ... k-100.html

31.7.2020, 14:30 Uhr: Streit im FCK Aufsichtsrat: "Seid ihr eigentlich noch zu retten?"
https://www.swr.de/sport/fussball/1-fc- ... t-100.html

3.8.2020, 19:10 Uhr: Jörg E. Wilhelm tritt von sämtlichen Ämtern beim FCK zurück
https://www.swr.de/sport/media/joerg-e- ... k-100.html

BetzeGebabbel – Folge #54: Dubai vs. Saarland
https://www.betzegebabbel.de/2020/08/14 ... -saarland/



Beitragvon Alex76 » 17.09.2020, 22:45


Die Corona-Krise erschwert viele Debatten und Verhandlungen. Was für alle anstrengend und hart ist. Gleichzeitig kann sie auch Blickwinkel öffnen. So vielleicht neben der Klimakrise auch zur Flüchtlingskrise und zur Einkommensgerechtigkeit systemrelevanter Jobs.


Europa und die Flüchtlingskrise

Tausende Flüchtlinge drängen sich in den überfüllten Flüchtlingslagern in Griechenland. Sie warten auf ein Asylverfahren mit der großen Hoffnung in Europa anzukommen.

Aktuell ist das Registrierungs- und Aufnahmezentrum Moria nach dem Brand auf der Insel Lesbos im Fokus. Vorübergehend leben dort 12.000 Migranten, zeitweilig an die 20.000 Menschen. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk leben derzeit gut 27.000 Migranten in den sogenannten Hotspots auf den Inseln Lesbos, Chios, Samos, Kos und Leros. 47% der Flüchtlinge stammen aus Afghanistan, 19% aus Syrien und 6% aus der Demokratischen Republik Kongo.

Nach der Einigung von Union und SPD können 1553 Menschen aus 408 Familien, die einen genehmigten Asylantrag haben, nach Deutschland einreisen. Zuvor sollen bereits 150 unbegleitete Minderjährige einreisen.

Generell ist Deutschland ein sehr egozentriertes Land, provokant formuliert, wo Helfen dann doch eher die Ausnahme statt die Regel ist, wenn ich die Einkommensverteilung und auch die Vermögensverteilung zu Rate ziehe. Laut einer DIW Berlin 2019 Studie besitzen die reichsten zehn Prozent 56% des Nettogesamtvermögens und die ärmere Hälfte verfügt nur über 1,3%. So ein bisserl gerechter sollte es schon sein, wenn der Vorstandschef von VW 127 mal mehr verdient, als der einfache VW-Mitarbeiter.

Die Flüchtlingskrise ist eine gesamtgesellschaftliche Krise. Viele systemrelevante Berufe, die sich in der aktuellen Corona-Krise bewähren, sind im unteren Einkommensbereich und werden schlecht bezahlt. Speziell die finanziellen Folgen der Corona-Krisen werden einen langfristigen Effekt für den Staat haben, durch geringere Steuereinnahmen und höhere Ausgaben. Allein in diesem Jahr werden dem Bund insgesamt Steuern in Höhe von 54 Milliarden Euro fehlen. Erst 2023 dürfte das Niveau der Vor-Corona-Zeit wieder erreicht werden.

Die Flüchtlingskrise kann nicht von Deutschland alleine gestemmt werden, sondern muss von Europa gelöst werden und sollte auch eine soziologische Zukunftskomponente beinhalten. Betrachtet man die europäische Einkommensverteilung und legt den Gini-Index als Maßstab, so liegt Deutschland etwas unterhalb des Durchschnitts, so dass die Ungleichverteilung in Europa gar etwas höher ist.

Dafür besitzt Deutschland finanzielle Power, wie auch der ein oder andere Partner, um zumindest die Unterkünfte besser auszustatten und nach praktikablen Lösungen zu suchen. Deutschland gilt für viele Immigranten als Sehnsuchtsland, da Deutschland ein gutes Bildungssystem hat, in einer relativ guten wirtschaftlichen Lage ist, staatliche Wohlfahrt bietet und die Menschenrechte hoch hält. Viele haben Verwandte und Freunde bereits im Land.

Dort wo Respekt und Anerkennung fehlen, kann die Gastfreundschaft in Fremdenfeindlichkeit umschlagen. Aus der Träumerei Europa kann recht leicht ein geplatzter Traum werden, wenn das Leben in Richtung Kleinkriminalität verläuft. Deutschland und Europa sind keine Wohlfühloasen. Zugleich besteht die Gefahr eines Crowding Outs (Verdrängen) in Städten, wo Wohnungsnotstand und Gefahren von Parallelgesellschaften existieren. Viele ältere Menschen fürchten den Verlust der Heimat.

Was sind die Fluchtgründe? Krieg und Verfolgung? Wirtschaftliche Not? Klimaflucht? Integration kann nur gelingen mit Respekt, Anstand und Motivation. Mag auf den ersten Blick eventuell makaber klingen, aber Deutschland als Exportweltmeister hat die Möglichkeit über Bildung und Qualifizierung Flüchtlinge zu starken Personen zu entwickeln, um vielleicht später in das eigene Land zurückzuwandern mit einem Koffer aus Hoffnung und Vertrauen.


Rassismus, Antisemitismus, Islamphobie, Soziale Gerechtigkeit und Toleranz

Man kann nur versuchen Werte vorzuleben in der Hoffnung, dass sie übernommen werden. Sich andere damit auseinandersetzen und in einem freiheitlichen Prozess ihre Meinung und Gewohnheiten bilden. Political korrekt wirkt vielleicht steril und aufgesetzt, ein Charakter muss sich entwickeln können. So wie dies beim Wein der Fall ist.

Auch als Arbeiterkind hat man die Möglichkeit sich zu bilden und gar ein Abitur zu machen. Klar braucht es dazu einen starken Willen und auch die finanziellen Voraussetzungen. Wenn du der erste in der Familie bist, hast du nicht gerade einen Vorteil sich gegen das Establishment zu behaupten. Auch hat man weniger Nachteile Fremdsprachen zu lernen, wenn die Eltern diese bereits sprechen. Und manchmal musst du einen Text zwei Mal lesen, um ihn zu verstehen. Oder öfter..

Wenn dann erschwerend hinzukommt, dass man in der Oberstufe koinen lehrplanadäquaten Mathematikunterricht bekommt, kann dies die zukünftigen Perspektiven arg beeinträchtigen. Zumindest muss man sich die Inhalte mühselig selbst erarbeiten. Gerade in den Corona-Zeiten ist es wichtig Bildung mit Motivation zu versehen, um coronabedingte Defizite in den Hauptfächern Mathematik, Deutsch, Naturwissenschaften, Sprachen oder Ethik/Religion schnell auszugleichen.

Um die soziale Schere in Deutschland geringer werden zu lassen, ist Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ein wichtiger Faktor, auch wenn es darum geht die Großkopferten davon zu überzeugen, ihr schwer verdientes Geld in die Gesellschaft zu investieren, statt in den eigenen Wohlstand oder Konsum.

Was hat das alles mit Rassismus, Antisemitismus und Islamphobie zu tun? Vielleicht wenig! Vielleicht viel! Prägend sind die Erfahrungen, die sich im Laufe des Zusammenlebens bilden und eine politische Richtung ebnen. Letztlich entscheidet das stetige soziale Verhalten aller den Grad an Rassismus. Vorurteile erschweren einen positiven Verlauf von Antirassismus, Nachsicht verhindert ein negatives Manifestieren.

Rassismus trifft meist nicht den gewollten Adressaten, sondern eher die helfenden wenig verdienende Fachkräfte in der Krankenpflege, der Kindererziehung oder in handwerklichen Berufen. Berufe die in Deutschland gefragt sind. Berufe die schlecht bezahlt sind und als körperlich hart gelten. Häufig von ausländischen Mitmenschen ausgeübt werden!


Europa und Schwarz-Rot-Gold!

Alles Multikulti? Wo führt das hin? Vielleicht die spannendste aller im Raum stehender Fragen. Und die, die auch alle interessieren sollte, in Deutschland und der EU. Überfremdung? Crowding out (Verdrängung)?

Wichtig sind die deutschen bzw. europäischen Werte, die auf einer christlichen Nächstenliebe aufbauen wertzuschätzen, beizubehalten und zu schützen. Dabei gilt es gesellschaftliche Herausforderungen zu bestehen wie Klimawandel, Fachkräftemangel, Kriminalität oder Sozialer Wohnungsbau.

Wie kann ein Fairer Zukunftsdeal ausschauen? Gesunder Nationalstolz ohne Angst vor Überfremdung und Anpassung an eine christliche Werteorientierung. Mit Demut vor der Geschichte, aber auch mit positivem Enthusiasmus!

Der Islam ist geprägt von verschiedenen Strömungen. Und hier muss man deutlich intervenieren friedliche Lösungen in der Interpretation des Korans zu suchen, um wichtige Themen angehen zu können. Sonst werden die Vorurteile in Europa nicht abnehmen, was ein Miteinander erschwert.

Eine friedliche Lösung in Syrien könnte das Flüchtlingsproblem lösen, mit Toleranz und Respekt! Und den Abbau von Feindbildern, verbunden mit einem Wiederaufbau des Landes.



Beitragvon Alex76 » 02.10.2020, 21:25


Der nächste Beitrag ist weit ausführlicher als anfangs geplant und beschäftigt sich mit der Rückkehr von Zuschauern in die Stadien, Arenen und Hallen. Dazu werden das Hygiene- und Gesundheitskonzept, der Leitfaden mit Grundlagen für die Konzepterstellung zwecks Wiederzulassung von Stadionbesuchern, DFL-Pressekonferenzen (04.08.2020, 03.09.2020), Ministerpräsidentenkonferenzen (27.08.2020, 29.09.2020) und die Meldung der Staats- und Senatskanzleien über die Rückkehr von Zuschaueren (15.09.2020) zusammengefasst und chronologisch dargestellt.


Zuschauerdebatte in Politik, Medien und bei den Fans

Nach der Saison ist vor der Saison. Besonders in Corona-Zeiten gestaltet sich die Organisation und Planung für die neue Saison schwierig, sowohl für die Vereine als auch die größeren Verbände und Ligen. Viele Parameter sind noch nicht ganz absehbar. Der Sport befindet sich zwischen Hoffen und Bangen.

Die Befürchtungen eines weiteren Lockdowns, so wie die deutsche Volkswirtschaft dies ab dem 23.03.2020 erlebt hat, sind präsent. Bis in den Spätsommer war das Infektionsgeschehen in Deutschland rückläufig. Die Tendenz deutet auf einen moderaten Anstieg im Herbst, Winter und Frühling. Sofern es keine medizinischen Innovationen, wie die eines erprobten Impfstoffes gibt, wird es bis zum nächsten Frühjahr schwierig den Sportbetrieb wie wir ihn kennen und lieben mit Zuschauern in den Stadien und Hallen aufrecht zu erhalten.

In den vergangenen Wochen und Monaten kam es zu schrittweisen Lockerungen vieler Auflagen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Das Leben spielte sich im Sommer draußen ab, wo die Gefahren einer Ansteckung über Aerosole deutlich geringer sind als in Innenräumen. Fast einzig Urlaubsreisen in riskante Urlaubsregionen sorgten für steigende Fallzahlen. Dort wo die Kontakteinschränkungen dem puren Feiern wichen, sorgten erhöhte Ansteckungszahlen für weitere Lockdownmaßnahmen wie z.B. auf Mallorca und weiteren spanischen Regionen, wo die komplette Gastronomie wieder geschlossen werden musste. Aber auch in Teilen Frankreichs, der Niederlande und der Schweiz.

Deutschland ist verhältnismäßig gut über den Sommer gekommen. Nach dem Höchstwert von Neuinfektionen am 28.03.2020 mit 6.294 Fällen, wurde am 26.09.2020 ein saisonaler Höchstwert von nur 2.507 Fällen vom Robert Koch Institut vermeldet. Anders schaut die Lage in Frankreich und Spanien aus. So wurde in Frankreich der Anfangshöchstwert von 7.578 Fällen am 31.03.2020 am 24.09.2020 übertroffen auf 16.096 Fälle. In Spanien beträgt der am 18.09.2020 erreichte Höchstwert 14.389 Fälle im Vergleich zu 9.159 Fällen am 26.03.2020.

Was sind die deutschen Erfolgsfaktoren für die äußerst geringen Fallzahlen? Gesundheitssystem? Kontaktverfolgung? AHA-Regeln? Testen? Quarantänemaßnahmen? Smartphone-App?

Mit den kommenden kälteren Temperaturen werden zwangsläufig mehr Menschen mit der Coronavirus-Erkrankung (COVID-19) angesteckt, allerdings sollte Deutschland gesundheitlich/ medizinisch gerüstet sein für einen Anstieg.

Mittlerweile wurden sehr viele Studien in Auftrag gegeben, die sich mit den Übertragungswegen unter speziellen Bedingungen befassen und somit in Konzepte wie das Hygiene- und Gesundheitskonzept für den Trainings- und Spielbetrieb der DFL und des DFB eingearbeitet werden können.

Nach wie vor ist das primäre Ziel die Eindämmung der Neuinfektionszahlen, so dass ein exponentieller Anstieg vermieden wird und die Gesundheit jedes Einzelnen geschützt wird. Neben gesundheitlichen Aspekten rücken allerdings soziokulturelle, wirtschaftliche und verfassungsgarantierte freiheitliche Aspekte in den Fokus.

Die Akzeptanz der im Frühjahr getroffenen Maßnahmen fand zunächst große Zustimmung. Im weiteren zeitlichen Verlauf der Pandemie wurde die Sinnhaftigkeit der Präventionsmaßnahmen in Frage gestellt. Nach wie vor scheint aus neutraler Perspektive die Kombination aus Abstand halten – Hygiene beachten – Alltagsmaske (Mund-Nasen-Bedeckung) gebrauchen von großem Nutzen zu sein, wenn auch lästig. Die AHA-Regel ermöglicht für die kleinsten und größten der Kloinen, den Kindern und Jugendlichen, das Recht auf Bildung wahrnehmen zu können. Anders betrachtet: Schulpflicht!

Zudem wird mit der AHA-Regel die Option für erweiterte winterliche Gastronomiekonzepte und Weihnachtsmärkte geöffnet, sofern ein tragfähiges Hygiene- und Gesundheitskonzept dahinter steckt. Viel hängt von den Besuchern und ihren Gewohnheiten ab. Hin zu einem moderaten Alkoholkonsum. Auch für die erweiterte Veranstaltungsbranche sind die bisherigen Einschnitte wirtschaftlich extrem schwierig. Bis mindestens Ende Oktober sind Großveranstaltungen, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregelungen nicht möglich sind, untersagt.

Durch die Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Bundesliga im Mai konnte nicht nur ein sportlich integeres Tabellenbild ausgespielt werden, vielmehr konnten wichtige Erkenntnisse und Vorarbeiten zur Erweiterung und Ergänzung des Hygiene- und Gesundheitskonzept für Trainings- und Spielbetrieb erprobt werden, welches mittlerweile in der Version 3.0 (Stand: 03.09.2020) besteht. Somit konnte getestet werden wie die Fußballer und aller am Spiel, im Stadion- und Trainingsbereich tätiger Personen untereinander sich verhalten müssen, um Ansteckungen zu vermeiden. Ergänzt wird das Konzept für die Phasen im Hotel und in der Häuslichen Hygiene:

TASK FORCE SPORTMEDIZIN/SONDERSPIELBETRIEB IM PROFIFUSSBALL | VERSION 3.0 STADIEN | TRAININGSSTÄTTEN | HOTELS | HÄUSLICHE HYGIENE (Stand 3.9.2020)
https://media.dfl.de/sites/2/2020/09/An ... -Stand.pdf


Um recht früh, möglichst zu Saisonbeginn, einen geregelten normalen Spielbetrieb mit hohen Zuschauerzahlen offerieren zu können, fehlt noch ein allgemeines Konzept, welches den Vereinen eine grundlegende Orientierung gibt.

Am 15.07.2020 veröffentlichten DFB und DFL einen Leitfaden zur Wiederzulassung von Besuchern, der für die Bundesliga, 2.Bundesliga, 3.Liga, DFB-Pokal, Frauen-Bundesliga und Spiele der Nationalmannschaft zur Verfügung gestellt wird. Der 41-Seitige Leitfaden liefert Orientierung für die Grundstruktur der von den Vereinen und Verbänden zu erstellenden Konzepte und beinhaltet zahlreiche zu berücksichtigende Kriterien.

Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) verwies im Dialog mit DFL und DFB auf die konsequente Einhaltung höchster Infektionsschutzstandards als Grundvoraussetzung einer Rückkehr von Zuschauern. Dabei soll eine (Teil-) Zulassung abhängig vom regionalen Infektionsgeschehen sein, so dass die lokalen Konzepte der Vereine und Veranstalter von den zuständigen Gesundheitsbehörden vor Ort freigegeben werden müssen. Richtwert und Anhaltspunkt ist die 7-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner.

Grundlegende Voraussetzungen sind die Einhaltung von Mindestabständen in sämtlichen Stadionbereichen und Sicherstellung der Nachvollziehbarkeit von Infektionsketten.

Der Leitfaden umfasst Informationen zur Kapazitätsbestimmung, zur Umsetzung des Ticketingkonzepts, zum Mobilitäts- bzw. An- und Abreisekonzept, zum Organisations- und Reinigungskonzept sowie zum Cateringkonzept.

Das Gesamtkonzept muss mit dem zuständigen Gesundheitsamt abgestimmt und von diesem freigegeben werden. Weiter gelten die folgenden Infektionsinzidenzen:
Bei mehr als 35 Neuinfektionen pro Woche und pro 100.000 Einwohner am Standort oder in angrenzenden Landkreisen werden keine Zuschauer zugelassen. Zwischen 5 und 35 Neuinfektionen werden Zuschauer unter zu definierenden Auflagen zugelassen. Bei weniger als 5 Neuinfektionen würde es sukzessive zur Rückkehr in den Normalbetrieb kommen.

Für den Überblick liefert Liga3-online.de Angaben zu den einzelnen Konzepten und den Vorrausetzungen:

15. Juli 2020 um 16:11 Uhr: Leitfaden für die Wiederzulassung von Besuchern - DFB und DFL veröffentlichen Leitfaden für Fan-Rückkehr
https://www.liga3-online.de/dfb-und-dfl ... rueckkehr/

Der komplette Leitfaden findet sich im Fundus der DFL: Grundlagen & Leitfaden für die Konzepterstellung zwecks Wiederzulassung von Stadionbesuchern (Bundesliga | 2. Bundesliga | 3. Liga | DFB-Pokal | Frauen-Bundesliga | Nationalmannschaft) - Version 15. Juli 2020
https://media.dfl.de/sites/2/2020/07/Gr ... uchern.pdf


Entwicklungen hin zur Zuschauerrückkehr

Speziell für die Vereine in der 3.Liga sind die Zuschauereinnahmen ein wesentlicher Bestandteil der Gesamteinnahmen und machten 2018/19 im Schnitt 21% des Gesamtanteils aus, wohingegen die Erlöse aus der Medienverwertung bei nur 10,8% liegen. Hinzu kommen 37% Einnahmen durch Werbung basierend auf dem Spieltagerlebnis.

Ähnlich sieht es bei den weiteren größeren Mannschaftssportarten im Handball, Basketball und Eishockey aus. Hier sind die TV-Einnahmen ähnlich niedrig gelagert. Für die Vereine ist die Forderung nach Zuschauern existentiell. Gleichzeitig besteht die Gefahr eines zweiten Lockdowns, der die Wirtschaft empfindlich treffen würde.

Vorsicht ist besser als Nachsicht! Zumindest solange noch kein Impfstoff existiert. Die Vereine haben sich zur Politik der kleinen Schritte bekannt und tragen den politischen Kurs mit. Schon jetzt ist der Blick auf den Herbst und Winter besorgniserregend. Wie werden sich die Fallzahlen in den kalten Jahreszeiten entwickeln? Was wird mit dem Unterricht in den Schulen? Wie wird die Gastronomie und die Künstler- und Veranstaltungsbranche die Corona-Krise überstehen? Und was wird aus den vielen Kurzarbeitern?

Mit Spannung wurde in der Sportbranche die DFL-Pressekonferenz am 4. August erwartet, die einen Eindruck vom Meinungs- und Stimmungsbild der 36 Profimannschaften liefern sollte. Dabei reichen die Auffassungen von progressiv bis zurückhaltend. Aufsehen erregte im Vorfeld Union Berlin mit dem Plan eines vollen Stadions auf Basis einer Testung der kompletten Stadionzuschauer inklusive der Nutzung aller Stehplätze in Köpenick. Full House oder stark begrenzte Sitzplatzkontingente?

Christian Seifert von der DFL erklärte, dass er einen Start mit weniger als 10.000 Zuschauern für realistisch halte, wenngleich die DFL der Politik keine Forderungen stellen wolle. Bei ihrer Mitgliederversammlung am 04.08.2020 wurde ein finales mit der Politik abgestimmtes Hygienekonzept für die neue Saison angekündigt. Dieses solle in 14 Tagen fertig sein. Vier Anträge des DFL-Präsidiums wurden beschlossen, um einheitliche Bedingungen und Vorrausetzungen für standortbezogene Zuschauerkonzepte zu schaffen.

Die Anträge sehen vor, dass weder Stehplatz- noch Gästekarten angeboten werden. Zudem soll es keinen Alkoholausschank geben und die Klubs müssen außerdem sämtliche Kontaktdaten der Ticketkäufer erfassen. Christian Seifert bekräftigt die Absicht das Infektionsrisiko aller Beteiligten minimieren zu wollen. Bei den Entscheidungen handle es sich nicht um sportpolitische oder strategische Weichenstellungen, um die Fankultur aufzuweichen, sondern um vorübergehende Maßnahmen. Konkrete Zuschauerkapazitäten werden nicht von der Politik gefordert.

Christian Seifert betont, dass die neue Saison nicht vergleichbar mit der letzten Saison sei, wo bereits 25. Spieltage absolviert waren, bevor die Corona-Pandemie den Fußball traf. „Jetzt kommen wir mit anderen Voraussetzungen. Wir haben auf dieses Konzept aufgebaut. Das ist klar. Aber die neue Saison wird mit der letzten nicht komplett vergleichbar sein.“ In der neuen Saison komme eine gänzlich neue Komplexität hinzu mit Europapokal, Länderspielen, DFB-Pokal.

„Grundsätzlich ist es so: Wer den Virus nicht hat, kann ihn nicht weitergeben. Deswegen hat jeder erst mal dafür Sorge zu tragen, dass er ihn gar nicht erst bekommt. Dieses Bewusstsein leidet gerade ein bisschen. Den nächsten wirtschaftlichen Lockdown werden wir noch länger spüren als den ersten. Es ist unser aller Verantwortung, das Thema wirklich weiter ernst zu nehmen. Die Klubs haben eine Menge Vertrauensvorschuss verdient."

Geschäftsführer Christian Seifert in der Pressekonferenz zur DFL-Mitgliederversammlung am 4. August 2020 (48:41 Minuten):
https://www.dfl.de/de/aktuelles/aussero ... er-laenge/
https://www.kicker.de/5f291b3d9936c0393 ... nz_seifert


Der Doppelpass war an die Politik gerichtet. Und kam bei der Kanzlerin Angela Merkel sowie den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder bei einer Videokonferenz am 27.08.2020 an. Das Verbot von Großveranstaltungen, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregeln nicht möglich sind, soll noch auf Ende Dezember verlängert werden. Zudem werde eine Arbeitsgruppe der Chefinnen und Chefs der Staats- und Senatskanzleien sich mit bundesweiten Sportereignissen beschäftigen, die zu einer Rückkehr von Zuschauerteilen führen sollen. Spätestens Ende Oktober soll ein Ergebnis den Sportverbänden und Vereinen übermittelt werden.

An der Pressekonferenz nahmen Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz Markus Söder aus Bayern und Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher teil. Zu Beginn gab Angela Merkel eine kurze Einschätzung zur Pandemie ab. Bei steigenden Infektionszahlen habe die Regierung das Geschehen noch gut im Griff. In Deutschland und in Rheinland-Pfalz seien die Infektionszahlen allerdings alarmierend, zurückzuführen auf Gemeinschaftsunterbringungen, Urlaubsreisen, Veranstaltungen, Feiern und familiäre Festlichkeiten.

Generell müssen bei der Bekämpfung der Pandemie grundsätzliche Fragen einheitlicher auf Bundesebene geregelt werden. Man wolle nach den gleichen Prinzipien handeln, aber angepasst an das regionale Infektionsgeschehen.

Ende des Sommers und anfangs der kälteren Jahreszeiten müsse ein neuer gesellschaftlicher Anlauf unternommen werden, um rücksichtsvoll, umsichtig und vorsichtig miteinander zu interagieren.

Wichtige Themenblöcke sind hier nochmals kurz umrissen:

Maskenpflicht und Bußgelder:

Angela Merkel hat nochmals die präventiven Vorteile der AHA-Regel (Abstand halten – Hygiene beachten – Alltagsmaske (Mund-Nasen-Bedeckung) gelobt. Ein Mindestbußgeld von 50 Euro soll bei Missachtung der Mund-Nasen-Bedeckung fällig werden.

Einheitliche Teststrategie:

Die Erfahrung im Sommer zeigt, dass bei der Testung noch Potential zur effektiveren Nutzung begrenzter Kapazitäten besteht. Ungezielte Testungen seien nicht sinnvoll.

Besondere Augenmerke werden auf Schulen und Arbeitsplätze gerichtet, um einen Lockdown zu verhindern. Die Weiterentwicklung der Teststrategie werde vom Gesundheitsministerium zusammen mit dem Robert Koch Institut erarbeitet. Vorrangig getestet werden Personen, die in gefährdeten Bereichen wie Altenheimen oder Krankenhäusern arbeiten, Corona-typische Symptome aufweisen, oder unmittelbaren Kontakt zu einer Corona-positiven Person hatten.

Abstand nahmen die Regierungschefinnen und Regierungschefs von kostenlosen Corona-Tests für Urlauber aus Nicht-Risikogebieten. Diese sollen ab dem 15. September wegfallen. Testpflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten besteht nachwievor. Allerdings sollen ab dem 1. Oktober die Einreisenden sich in 14 tägige Quarantäne begeben. Um diese vorab verlassen zu können, kann frühestens ab dem 5.Tag ein Test gemacht werden. Eine Entschädigung für die Quarantäne könne es nicht auf Kosten der Allgemeinheit durch z.B. kostenlose Testung geben, wenn Menschen ohne triftigen Grund in Risikogebiete fahren. Einen Vorschlag für die Handhabe der entstehenden Kosten solle bei der nächsten Konferenz erörtert werden.

Die Bundesländer bitten die Bundesregierung um eine frühere Meldung der risikobehafteten Länder und fordern eine Verbesserung, möglichst Digitalsierung, der sogenannten Aussteigekarten von der Aufnahme bis zur Information an die zuständigen Gesundheitsämter. Der Bund will eine elektronische Einreiseanmeldung entwickeln, um die lokalen Gesundheitsämter zu entlasten.

Schulbetrieb

Schulschließungen und weitreichende Quarantäneanordnungen sollen möglichst vermieden werden. Der Fokus liegt auf Präsenzunterricht und einer Notbetreuung im Einzelfall. Zudem werde der Bund die gesetzlichen Voraussetzungen schaffen, um ein Kinderkrankentagegeld für gesetzlich Versicherte in diesem Jahr für jedes Elternteil für 5 zusätzliche Tage und für Alleinerziehende für 10 zusätzliche Tage zu gewährleisten.

Großveranstaltungen

Für den Sport interessant und eingangs bereits erwähnt ist das Thema Großveranstaltungen. Ohne Kontaktnachverfolgung und ohne Hygienekonzept sind diese nicht erlaubt. In vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens sind Konzepte entwickelt worden, die kulturelle, sportliche oder sonstige Veranstaltungen unter entsprechenden Hygieneanforderungen ermöglichen. Vor dem anstehenden Winter können pauschal keine Schutzmaßnahmen gelockert werden.

Private Feiern

Feiern im Familien- oder Freundeskreis bergen die Gefahr als Superspreader die regionalen Infektionen massivst zu erhöhen. Hier ist nochmals auf die Abstandsregel von 1,50 Meter zu verweisen, die bei Einhaltung ein obiges Superspreader-Szenarion vermeiden.

Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst

Angela Merkel bedankte sich bei den Mitarbeitern im öffentlichen Dienst, die bei Beginn der Pandemie eine zentrale Rolle in der Nachverfolgung der Infizierten hatten und nachwievor haben. Am 8.Spetember soll es eine Konferenz zum öffentlichen Gesundheitsdienst geben, bei dem der Bund 4 Mrd. Euro zusicherte, um die Gesundheitsämter zu stärken. Auf der Konferenz soll es einen Pakt zwischen Bund, Ländern und Kommunen geben, der die vielfältigen Aufgaben bei der Einhaltung von Quarantäneanordnungen, der Kontaktnachverfolgung, der Eindämmungen von größeren Infektionsgeschehen und gewöhnlichen Aufgaben berücksichtigt.

Der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz Markus Söder motivierte mit seiner Rede nochmals die Bundesbürger keinen zweiten Lockdown zu provozieren. Die Infektionen seien zu früh zu hoch! Bisherige Lockerungen sind regional vom Infektionsgeschehen abhängig. Sollten sich die Infektionen massivst erhöhen werden Maßnahmen wie z.B. Alkoholverbot und Maskenpflicht von den örtlichen Ämtern verordnet. Er appellierte an die Jüngeren zu bedachten Feiern.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher stellte nochmals die Einheitlichkeit der Maßnahmen in den Vordergrund. So sollen Schulen, Private Feiern, Mindestbußgelder oder Maskenpflicht im öffentlichen Nah-und Fernverkehr bundeseinheitlich geregelt werden, so dass die Akzeptanz der Bevölkerung gestärkt werde und die Handhabe der Verantwortungsträger erleichtert werde.

Die Presseunterrichtung im Anschluss an die Videokonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder am 27.08.2020 (37:30 Min.)
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=

27. August 2020, 17:28 Uhr: Einheitliche Teststrategie und verschärfte Bussgelder - Ergebnisse der Videokonferenz der Regierungschefs
https://www.wochenblatt-reporter.de/kai ... erenz-der- regierungschefs_a222310

Fazit als Laie:

Viele Schutzmaßnahmen sind mit einem normalen Gefahrenbewusstsein nach den letzten Monaten selbstverständlich wie die Nutzung eines Mund-Nasen-Schutzes, die Abstandsregel oder ein hygienisches Grundverhalten. Dass es bei Missachtung des Mund-Nasen-Schutzes ein Bußgeld geben soll, ist solidarisch und folgerichtig. Ebenso solidarisch gut sind die Konsequenzen aus der Rückreise/Einreise aus einem Risikogebiet, wenn die Reise nur schwerlich vermeidbar war.

Wichtig für jeden Einzelnen ist zu schauen, wie man sein individuelles Verhalten anpassen muss, um Gefahren aus dem Weg zu gehen. Parallel darf man nicht ignorieren welche schwerwiegenden seelischen Folgen aus dem Verbot von Nähe z.B. in Altenheimen oder in Krankenstationen (Quarantäne) für die Patienten und Angehörige entstehen, die von Statistiken nicht erfasst werden. Daher müssen die Eingriffe des Staats in die Freiheitsrechte sehr stark abgewogen werden.

Bei Ankündigungen von Investitionen in das Gesundheitssystem besteht die Gefahr uneffektive Überkapazitäten dauerhaft aufzubauen, andererseits haben Privatisierungen dazu geführt, dass Krankenschwestern und Ärzte überlastet sind. Der Patient nicht mehr im Mittelpunkt steht. Bzgl. der Pandemie muss man sehr stark auf Flexibilität und schnelles Handeln im Gesundheitssektor setzen. Viele Maßnahmen und Prozesse des Gesundheitssystems haben im internationalen Vergleich relativ gut gegriffen.

Digitalisierung und Bildung für Schulkinder massivst stärken? Hoffentlich mit Bedacht! Nicht als Pflicht! Auch ohne Computer, Smartphone oder ipad kann man z.B. das Bruchrechnen ohne Mathematiklehrer und mit dem eigenem Tempo erlernen. Schlicht und einfach mit Hilfe eines Buches aus der Schulbibliothek.. Man mag es in der Ghettosprache als Anfixen bezeichnen. Hin zur Bildungsreform analog zu Johannes Gutenberg..


Die Kanzlerin äußerte sich in ihrer Sommerpressekonferenz am 28.08.2020 zur aktuellen Lage in der Corona-Krise. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen haben sich die Infektionszahlen auf niedrigem Niveau halten können. Wir alle haben im Sommer Freiheiten genießen können und den natürlichen Schutz vor Aerosolen. In den nächsten Monaten komme es darauf an, die Infektionszahlen niedrig zu halten, wenn das Leben drinnen stattfindet, an Arbeitsplätzen, in Schulen und in Wohnungen.

Da bisher keine Impfstoffe und Medikamente gegen das Virus existieren, müssen wir noch länger mit dem Virus leben. Nach wie vor ist die Lage ernst. Wachsamkeit und Aufmerksamkeit müsse bewahrt werden!

Angela Merkel zeigte sich aber auch zuversichtlich ob des letzten halben Jahres, da Bürger und Staat die Krise gemessen an der Herausforderung gut gemanagt haben, so dass völlig überforderte Krankenhäuser wie sie bei Partnerländern zu verzeichnen waren, uns erspart blieben.

Die Kanzlerin verwies auf das gute Gesundheitssystem und bedankte sich bei der überwiegenden Mehrheit in Deutschland für ihre Vernunft, ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Mitmenschlichkeit. Für diese millionenfache Reaktion der Menschen werde sie immer dankbar sein.

Die Bundesregierung habe in diesem halben Jahr intensiv gearbeitet für den Schutz der Gesundheit jedes einzelnen, für unser Gesundheitssystem als Ganzes und für den Erhalt unserer wirtschaftlichen Basis und unserer Arbeitsplätze. Mutige Entscheidungen seien von der Bundesregierung zusammen mit dem Bundestag und den Bundesländern getroffen worden.

Vor dem Anfang des Herbstes habe Angela Merkel drei wichtige Ziele und Schwerpunkte, die von besonderer Wichtigkeit seien:

1.) Unsere Kinder dürfen nicht die Verlierer der Pandemie sein! Ihre Bildung ob Kita oder Schule muss mit das allerwichtigste sein. Angela Merkel sprach von allen Kindern, egal aus welchem familiären Umfeld. Die Schule darf niemanden zurücklassen. Dabei müssen die Schulen den Unterricht unter Infektionsschutzregeln organisieren. Direkte Verantwortung haben natürlich die Länder, aber auch der Bund sieht sich laut Merkel in der Verantwortung.

Über den Digitalpakt hinaus, werde der Bund mit einem großen Beschaffungsprogramm auch für die digitale Ausstattung der Lehrer und einigen anderen Projekten aufkommen.

2.) Das Wirtschaftsleben soll so weit wie möglich am Laufen gehalten bzw. zum Laufen gebracht werden! Substanz der Unternehmen und die Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben und gleichzeitig in der Krise die Zukunftsfähigkeit und Innovationskraft von Deutschland zu stärken: Klimafreundliche Technologien, Digitalisierung, Grundlagen der Energiewende und Nutzung von Wasserstoff.

3.) Den Gesellschaftlichen Zusammenhalt bewahren und stärken! Die Pandemie belastet Menschen sehr ungleich. Ganze Gruppen der Bevölkerung seien besonders verwundbar, wie ältere Menschen, Pflegebedürftige und ihre Angehörige, Familien mit Kindern in beengten Wohnverhältnissen, Studierende ohne Nebenjob, Arbeitssuchende, Kleinunternehmer, Künstler und Künstlerinnen. Auf sie alle müssen die Gesellschaft und die Bundesregierung achten und mit den einzelnen Gruppen im Dialog stehen.

Bis zum Ende des Jahres habe Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft inne, welche im Zeichen der Pandemie stehe. Viele Begegnungen und Gipfel, die in Deutschland stattfinden sollten, seien nicht möglich. Was allerdings nichts am europäischen Ehrgeiz und Einsatz ändert, mit dem Deutschland die Präsidentschaft angehe. Aktuell gehe es darum die 27 Mitgliedsstaaten gut durch die Krise zu führen und wieder stark aus der Krise heraus zu führen. Dies gehe nur Gemeinsam und Solidarisch, nicht durch ein Jeder-für-sich!

Auf europäischer Ebene seien ein historischer Wiederaufbaufonds nebst dem EU-Haushalt bis 2027 beschlossen worden. Beides seien ein guter Start in die EU-Ratspräsidentschaft und durch die Initiative von Frankreichs Präsident Macron und Merkel möglich gewesen. In Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament, die nicht einfach werden, müsse alles darangesetzt werden, dass der Wiederaufbaufonds zum Jahresanfang wirksam werde. Die Mitgliedsstaaten warten dringend auf die Mittel.

In der Krise müsse auch daran gedacht werden, womit man die Zukunft gewinnen wolle. Europa und seine Mitgliedsstaaten wollen sich für eine entschiedene und ambitionierte Klimapolitik einsetzen. Zudem müssen Innovation und Digitalisierung zukünftige Schwerpunkte sein. Europa müsse da, wo der zukünftige Wohlstand entstehe Anschluss finden oder noch besser von Anfang an vorne dabei sein wollen.

Probleme der Europäischen Union und der deutschen Präsidentschaft seien der Brexit und eine gemeinsame Asyl- und Migrationspolitik. Bei letzterem erwarte die EU in Kürze Vorschläge von der Europäischen Kommission.

Pressekonferenz von Angela Merkel am 28.08.2020: "Wir werden noch längere Zeit mit diesem Virus leben müssen" (1:28:19 Stunden)
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=

Ausschnitte aus der Pressekonferenz von Angela Merkel am 28.08.2020: "Wir werden noch längere Zeit mit diesem Virus leben müssen" (03:02 Min.)
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=


Christian Seifert gab bei der Pressekonferenz zur Außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung am 3. September 2020 Auskunft über die getroffenen Beschlüsse und lieferte Informationen zur aktuellen Lage:

Christian Seifert sendete einen vorsichtig optimistischen Blick in die neue Spielzeit, die für DFL und DFB kompliziert werde. Dafür sprechen die Anzahl an Bundesligaspielen, Europäische Spiele in Verbindung mit Reisen in Corona-Krisengebiete und ein hohes Maß an Disziplin, welches von Spielern, Trainern, Funktionären und Zuschauern abverlangt wird. Gleichzeitig könnte der Fußball ein positives Zeichen setzen in Bezug auf die Einhaltung von Verhaltens- und Hygieneregeln. Somit auch Vorreiter für die Veranstaltungsbranche bei der Rückkehr in einen Zuschauermodus.

Mittlerweile haben alle Vereine der 1. und 2. Bundesliga Individuelle Konzepte für die Ausrichtung von Bundesligaspielen mit Zuschauern unter Berücksichtigung des Leitfadens vom 15.07.2020 und der getroffenen Entscheidungen vom 04.08.2020 erstellt. Um einem einheitlichen Vorgehen gerecht zu werden, wird auf Auswärts-Kontingente, Stehplätze und Alkohol verzichtet. Zudem soll die Nachverfolgung von Infektionsketten gewährleistet sein.

Zusammen mit dem aktualisierten medizinisch-hygienische Arbeitsschutz-Konzept der „Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb“ soll auch das „Informationshandbuch Diagnostik und Monitoring für den Trainings- und Spielbetrieb in der Bundesliga und 2. Bundesliga“ in der überarbeiteten Version als Anhang in die DFL-Spielordnung aufgenommen werden.

Das medizinisch-hygienische Arbeitsschutz-Konzept unter Leitung von Prof. Dr. Tim Meyer regelt den Arbeitsschutz für die am Spielbetrieb beteiligten Arbeitnehmer wie Spieler, Trainer, Betreuer und Medienvertreter. Berücksichtigt werden die Anforderungen an den Arbeitsschutz gemäß der vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales bekanntgegebenen „SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel“, die auch mit dem für Fußball zuständige gesetzliche Unfallversicherung VBG übereinstimmt. Auf Grundlage des Arbeitsvertrages besteht für Vereine die Möglichkeit der Sanktionierung von ihren Spielern und Arbeitnehmern, sofern diese bei Vorbereitung, Organisation und Durchführung eines Spiels gegen Verhaltenspflichten verstoßen.

Durch die Aufnahme in die DFL-Spielordnung hat das Konzept und das Informationshandbuch verbandsrechtliche Verbindlichkeit für alle Clubs. Verstöße von Spielern und Clubs gegen ihre (Organisations-) Pflichten können durch DFL oder DFB sanktioniert werden.

Analog zum Ende der letzten Saison soll das Auswechselkontingent auf fünf Spielerwechsel pro Begegnung festgesetzt werden. Dafür stehen insgesamt drei Gelegenheiten pro Mannschaft sowie die Halbzeitpause zur Verfügung.

Das Lizenzierungsverfahren für die Saison 2020/21 soll dahingehend angepasst werden, dass, aufgrund der fortbestehenden Unsicherheit bezüglich der Finanzplanung, der zweite Teil des Lizenzierungsverfahrens ausgesetzt wird. Hierbei handelt es sich um die Prüfung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit während der Spielzeit, die in einer normalen Saison von einer formalen Entscheidung der DFL bestätigt werden muss. Stattdessen werden die relevanten Unterlagen eingereicht, so dass die DFL über die individuelle Liquiditätssituation in Kenntnis gesetzt werde. Mit der nächsten Saison 2021/22 soll das normale Lizenzierungsverfahren wieder durchgeführt werden.

Gemäß eines entsprechenden Beschlusses der Mitgliederversammlung soll in der kommenden Spielzeit weiterhin die Möglichkeit bestehen, ein Spiel aus übergeordneten zwingenden rechtlichen, organisatorischen und/oder sicherheitstechnischen Gründen kurzfristig in einem anderen Stadion auszutragen.

Zudem kündigte Geschäftsführer Seifert an, dass sich DFL und DFB zusammen mit der Task Force Sportmedizin an mehreren Studien beteiligen. So sollen erstens die konkreten Ansteckungsgefahren im Rahmen von variierenden Zuschauerszenarien bewertet werden. Zweitens sollen die Zuschauerbewegungen bei An- und Abreise dokumentiert werden. Drittens sollen Aerosole in geschlossenen Räumen wie im Catering- und Sanitärbereich beobachtet werden. Abschließend liegt der Fokus auf einer geeigneten Strategie bei der Pooltestung. So könnten Proben mittels eines molekularbiologischen Verfahrens, der RT-PCR-Methode, von bis zu 30 Personen in einem Teströhrchen zusammengeführt werden, um mit einem einzigen Test ein positives Ergebnis zu erhalten, auch wenn nur eine einzelne Probe tatsächlich Viren enthielt.

Pressekonferenz zur Außerordentlichen DFL-Mitgliederversammlung am 3. September 2020 (54:41 Minuten):
https://www.dfl.de/de/aktuelles/aussero ... er-laenge/

03.09.2020: Beschluss der DFL-Mitgliederversammlung: Medizinisch-hygienisches Konzept wird statuarisch verankert
https://www.dfl.de/de/aktuelles/beschlu ... verankert/

03.09.2020: DFL präferiert "bundeseinheitliche Regelung" - Fan-Rückkehr: Seifert und die Profi-Klubs sehen keine Wettbewerbsverzerrung
https://www.kicker.de/fan_rueckkehr_sei ... 73/artikel

03.09.2020: DFL und DFB wollen Studien mitfinanzieren - Wie Seifert die Liga einschwört
https://www.kicker.de/wie_seifert_die_l ... 86/artikel

11.09.2020: Präsidium ergänzt Spielordnung für Zuschauerrückkehr - DFL erlaubt Stehplätze in Ausnahmefällen
https://www.kicker.de/dfl-erlaubt-stehp ... 22/artikel

13.09.2020, 00:03 Uhr: Sport-Events in der Corona-Krise - Länder wollen einheitliche Zuschauer-Lösung
https://www.zdf.de/nachrichten/sport/co ... n-100.html


Höchst Erfreulich! Bund und Länder einigen sich auf Zuschauer-Rückkehr

Am 27. August 2020 wurden die Chefinnen und Chefs der Staats- und Senatskanzleien beauftragt bis Ende Oktober 2020 einen Vorschlag zum einheitlichen Umgang mit Zuschauern bei bundesweiten Sportveranstaltungen zu erarbeiten. Auftraggeber waren die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder zusammen mit der Bundeskanzlerin.

Hier die Meldungen der Länder Nordrhein-Westphalen, Bayern und Rheinland-Pfalz.

Das Land Nordrhein-Westphalen zur Länder-Einigung für bundesweite Teamsportveranstaltungen

Die Länder haben sich heute auf folgende Eckpunkte für die Zulassung von Zuschauerinnen und Zuschauer bei Bundesliga-Spielen und anderen bundesweiten Teamsportwettbewerben geeinigt:

- In einem sechswöchigen Probetrieb sollen die Hygienekonzepte, die als Grundlage für die Zulassung von Zuschauern bei bundesweiten Sportveranstaltungen dienen, getestet werden.
- Das aktuelle Pandemiegeschehen wird berücksichtigt. So werden keine Zuschauer zu Veranstaltungen zugelassen, wenn die 7-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner am Austragungsort größer gleich 35 und das Infektionsgeschehen nicht klar eingrenzbar ist.
- Das Abstandsgebot von 1,5 Metern muss durch eine Reduktion der maximalen Zuschauerauslastung, eine Entzerrung der Besucherströme bei Ein- und Auslass und durch ein Verbot des Ausschanks und Konsums von Alkohol gewährleistet werden.
- Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung bis zum Einnehmen des Sitz- oder Stehplatzes ist Pflicht. Für ausreichende Lüftung der Veranstaltungsorte muss gesorgt werden.
- Die zulässige Zuschauerzahl wird für jeden Austragungsort individuell bestimmt. Zulässige Höchstkapazität während des sechswöchigen Probebetriebs sind bei mehr als 1.000 Zuschauern 20 Prozent der jeweiligen Stadien- oder Hallenkapazität.
https://www.land.nrw/de/pressemitteilun ... chauer-bei

Die Mitteilung aus Bayern über den Beschluss für Sportveranstaltungen
https://www.bayern.de/wp-content//uploa ... 9.2020.pdf

Mehr Zuschauer bei Veranstaltungen in Rheinland-Pfalz möglich

Mit einem heutigen Beschluss des Ministerrats setzt Rheinland-Pfalz eine Änderung zur 11. Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes in Kraft, die es ermöglicht, künftig mehr Zuschauer zu Veranstaltungen zuzulassen, sofern es kein auffälliges Infektionsgeschehen gibt und die öffentliche Infrastruktur die Einhaltung des Abstandsgebotes ermöglicht.

Bisher lag die Grenze bei 10 Prozent der am Veranstaltungsort vorhandenen festen Bühnen- oder Platzkapazitäten – nun wird dieser Wert auf 20 Prozent erhöht. Die Änderungsverordnung tritt am 19. September in Kraft. Grundlage für die Neuerung ist eine entsprechende Einigung der Bundesländer.

Generell gilt weiterhin: Große Zuschauermengen von mehr als 500 gleichzeitig anwesenden Personen im Freien oder 250 gleichzeitig anwesenden Personen in geschlossenen Räumen können nur auf Antrag als Ausnahmegenehmigung im begründeten Einzelfall von der zuständigen Kreisverwaltung, in kreisfreien Städten der Stadtverwaltung, erlaubt werden. Eine der geltenden Voraussetzungen dafür ist, dass dies aus epidemiologischer Sicht, insbesondere unter Berücksichtigung des jeweils aktuellen Infektionsgeschehens, vertretbar ist.
https://corona.rlp.de/de/aktuelles/deta ... oeglich-2/

Aktuelle Informationen zur Corona-Pandemie in Rheinland-Pfalz:

HOCHZEITEN, SPORT, VERANSTALTUNGEN - Diese Corona-Regeln gelten in Rheinland-Pfalz (Elfte Corona-Bekämpfungsverordnung Rheinland-Pfalz)
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland ... t-Freizeit

Corona-Bekämpfungsverordnung Rheinland-Pfalz (11. CoBeLVO):
https://corona.rlp.de/de/service/rechtsgrundlagen/
Hygienekonzepte:
https://corona.rlp.de/de/themen/hygienekonzepte/

Fazit:

Die Chefinnen und Chefs der Staats- und Senatskanzleien haben eine Verordnung gefunden, die es den Vereinen bundeseinheitlich ermöglicht 20% der Gesamtkapazität an Zuschauern in die Stadien und Hallen zu lassen.

Bereits am 1.Spieltag gegen Dynamo Dresden durfte der 1.FC Kaiserslautern 10% der 49.850 Zuschauertickets verkaufen. Für die nächsten Spiele könnten sich die Zuschauerzahlen auf 20% der Gesamtkapazität erhöhen. Antragsberechtigt sind die Dauerkartenbesitzer der Saison 2019/20.

Innerhalb der nächsten sechs Wochen bis zum 30.10.2020 soll der Testbetrieb erprobt werden, um Rückschlüsse für ein weiteres Vorgehen treffen zu können. Hier wäre an eine stufenweise Erhöhung zu denken, die eventuell differenziert auf die Gegebenheiten von Stadien bzw. Hallen unterscheidet.

Sofern wirtschaftlich und organisatorisch möglich, wäre eine Kombination aus Pooltests und Schnelltests vor dem Einlass eine weitere Maßnahme.

Wichtig für Veranstalter und Zuschauer sind nach wie vor das Infektionsschutzkonzept, die AHA-Regel sowie die Kontaktverfolgung. Hoffen wir, dass sich die Pandemie abschwächt und Sport wieder Spaß macht: Sowohl für den Zuschauer als auch den Sportler!


Weniger sportlich relevant war die Videokonferenz der Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder am 29.09.2020. Bundeskanzlerin Angela Merkel befürchtet bereits im Vorfeld der Konferenz, dass sich die Neuinfektionen bei gleichbleibenden Steigerungsraten auf 19.200 Infektionen vor Weihnachten erhöhen könnten, was die Kapazitäten des Gesundheitssystems zum Erliegen brächte.

Auch zu dieser Pressekonferenz nahmen der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz Markus Söder aus Bayern, Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher nebst Bundeskanzlerin Angela Merkel teil. Bei der Konferenz ging es darum zu erörtern, welche Signale und Botschaften die Verantwortlichen an die Bevölkerung senden. Um im Gegenzug die Bereitschaft der Menschen zur Befolgung der Regeln zu gewinnen, so dass die Pandemie sich nicht weiter ausbreitet.

Oberste Prioritäten sind der Erhalt der Wirtschaft und die Schulen/Kitas für die Schüler offen zu halten. Speziell unter den Bedingungen geschlossener Räumlichkeiten im Herbst und Winter werden weitere Anstrengungen der Bevölkerung abverlangt.

Verhaltensbasis sind die AHA-Regeln, die noch ergänzt werden sollen durch das regelmäßige Lüften in geschlossenen Räumen und die freiwillige Verwendung der Corona-App. Der Bund habe für die Jahre 2020 und 2021 ein Förderprogramm aufgelegt zur Verbesserung von Belüftungsanlagen und zum Virenschutz in öffentlichen Räumen. Speziell in Bürgerhäusern und in Aulen von Schulen. Je nach Nachfrage könne der Geltungsbereich noch angepasst werden.

Um die Schulen und Kitas erfolgreich ins nächste Jahr führen zu können, ist eine Teststrategie für Lehrer und Kinder erforderlich, aus der ein bestimmtes Verhalten ableitbar ist, wenn ein Infektionsfall auftreten sollte. Um eine komplette Schulschließung zu vermeiden habe die Kultusministerkonferenz ein Hygienekonzept ausgearbeitet, so dass vermieden wird, dass alle Schüler mit allen Schülern Kontakt haben, sondern z.B. jahrgangsspezifische Cluster gebildet werden. Durch die Clusterbildung können Einzelnachverfolgungen vermieden und schneller sicherer reagiert werden.

Im gesellschaftlichen Fokus sind aktuell die Gesundheitsämter, die das Infektionsgeschehen nachverfolgen müssen, um Infektionsketten unterbrechen zu können und somit einen exponentiellen Anstieg der Infektionen verhindern. Der Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst sieht in einer Krisensituation zusätzlich zur Hilfe der Länder auch die Hilfe der Bundeswehr sowie die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten des Robert-Koch-Instituts vor.

Die beschlossene Hotspot-Strategie soll regional spezifisch und zielgenau agieren, um einen Shutdown des gesamten Landes zu vermeiden. Dafür wurden auf Bundeseben zwei Infektionsstufen spezifiziert. Zum einen 35 Infektionen pro 100.000 Einwohner und 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner jeweils bezogen auf 7 Tage.

In öffentlichen und angemieteten Räumen dürfen, bei einer Infektionshäufigkeit von 35 (50) pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, maximal 50 (25) Teilnehmer vor Ort sein. Feierlichkeiten zu Hause sollten, auf Empfehlung der Regierung, bei dieser Infektionshäufigkeit nicht mehr als mit 25 (10) Teilnehmern stattfinden. Auf Landesebene können weitere geringere Schwellenwerte definiert werden.

Ziel der Bundesregierung und den Ländern sei es möglichst viel vom öffentlichen und privaten Leben aufrechtzuerhalten. Dies erfordere auch die Möglichkeit eines schnellen Handelns, um die Pandemie unter Kontrolle zu bringen. Immer regional spezifisch.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach plakativ von einer Weggabelung vor den anstehenden Wintermonaten. Die Linie der Länder und des Bundes sei erstens von hoher Vorsicht statt Leichtsinn geprägt. Zweitens von erhöhter Sorgfalt statt Entwarnung. Drittens die Strategie der Eindämmung statt dem Motto Durchlaufen/Durchseuchen wie z.B. in Schweden. Die Linie gelte für ganz Deutschland. Nach den Beschlüssen wäre eine härtere Gangart einzelner Länder möglich. Weicher allerdings nicht!

Nach wie vor ist die Vermeidung eines generellen Lockdowns im gesamten Land von höchster Priorität! Wer früh(er) handelt könne Infektionsherde schnell(er) eindämmen. Deswegen gehe das regionale Handeln vor dem landesweiten oder bundesweiten Herunterfahren des öffentlichen Lebens.

Die Hotspotstrategie setzt drei Leitplanken, die bundesweit gelten. Erstens einen regional spezifischen Fokus statt landesweiten Shutdown. Zweitens einen Bewertungskorridor von 35 und 50 Inzidenzen pro 100.000 Einwohnern. Drittens einen Handlungsmechanismus bei signifikanten Infektionssteigerungen: Mehr Maske, Weniger Alkohol, Weniger Feiern!

In der aktuellen Lage müsse auch überprüft werden, welch ausländische Krisendestination man in den Ferien ansteuern solle und ob nicht doch ein Urlaub in Deutschland sinnvoller sei. Für die Planungen vieler Reisender wäre ein Vorlauf von 1 bis 2 Tagen für die Ausweisung eines Risikogebietes sinnvoll, wenn für das RKI praktikabel.

Arbeitsplatz, Schule und Kita haben höchste Bedeutung, weit vor dem Feiern. Vernunft, speziell für die Jugendlichen, heiße nicht nur Schutz für sich selbst, sondern auch Schutz für die Nachbarn, für die Eltern, für die Großeltern, für Freunde, für chronisch Kranke, Ältere und auch Behinderte im Land.

Langzeitfolgen von Corona sind bis jetzt noch nicht
absehbar. Für Maskenverweigerungen, Quarantäneverweigerungen und Gastronomieverstöße werden Mindestbußwerte angesetzt. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher verwies auf den Ausbruch in einer Hamburger Bar mit 600 Kontaktnachverfolgungen. Von den Angaben auf den Listen war nicht mal die Hälfte korrekt. Für die Gesundheitsbehörden schwierig. Hier sind auch die Veranstalter gefordert diskrete Angaben zu ermöglichen.

Abschließend verweisen Markus Söder und Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher auf die Geschlossenheit und Einigkeit bei der heutigen Ministerpräsidentenkonferenz.

Presseunterrichtung im Anschluss an die Videokonferenz der Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder (36:28 Min.)
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=


Der Söder denkt sich mal wieder: „Immer hat sie das letzte Wort!“ Ich spreche es dann mal laut aus. ;-)

In ihrer Kanzlerinnenrede zur Generaldebatte am 30.09.2020 im deutschen Bundestag ging Merkel auf viele Themenkomplexe ein. So auch auf die deutsche Wiedervereinigung vor 30 Jahren, die Corona-Pandemie, den Bundeshaushalt, das Zukunftspaket, den Klimaschutz, die Zukunftstechnologien und die aktuelle Rolle Deutschlands in der Europäischen Union.

Viele Einblicke speziell zur deutschen Wiedervereinigung, dem Klimaschutz und der Europäischen Union wurden in vorigen Beiträgen teils ausführlich abgehandelt. Andere Themen umfassen die Arbeit der Regierungskoalition.

Zunächst verwies Merkel auf die Wiedervereinigung vor 30 Jahren, die sie als Ostdeutsche Physikerin, Bundesministerin für Frauen und Jugend sowie Umweltministerin begleitete. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 löste sie Gerhard Schröder als Bundeskanzler ab und führte zusammen mit der SPD eine große Koalition bis 2009, der sich bis 2013 eine schwarz-gelbe Koalition anschloss, welche wiederum von 2013 bis heute eine große Koalition folgte.

Mit den Erfahrungen aus der DDR-Vergangenheit hat Merkel einen speziellen Blick auf die Wiedervereinigung. Die Einheit dürfe nicht bei Ost und West halt machen, vielmehr sei die Einheit als ein fortwährender Prozess zu verstehen, der zwischen Stadt und Land verlaufe, zwischen strukturschwach und strukturstark, zwischen alten und jungen Bürgern und mit den Herausforderungen eines Strukturwandels konfrontiert ist. Ziel sei es möglichst gleiche Lebensverhältnisse in Deutschland zu schaffen.

Nachdem sechs Jahre Haushalte ohne Neuverschuldung folgten, bedingte die Corona-Krise in 2020 eine Neuverschuldung von 218 Mrd. Euro und in 2021 eine Neuverschuldung von 96,2 Mrd. Euro. Zwar konnte die Quote von 60% Schulden im Verhältnis zum BIP nicht eingehalten werden, allerdings beträgt die relative Staatsverschuldung im Vergleich mit den Ländern der G7 den niedrigsten Wert. Viele Ausgaben sind als Investitionen in neue Technologien und Ausgaben für den Zusammenhalt eingeplant.

Durch den weltweiten Wirtschaftseinbruch geriet der ursprüngliche Haushalt in Schieflage. Bürgschaften, Kurzarbeitergelder, die Senkung der MwSt., Kindergeld oder Entlastungsbeitrag für Alleinerziehende sorgten für höhere Ausgaben. Speziell der Tourismus, Messen und Ausstellungen, Kunst & Kultur, Schausteller und ähnliche Berufe gilt es bis heute vor den negativen Auswirkungen der Corona-Krise zu schützen: https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... nFile&v=18

Rede von Kanzlerin Merkel bei der Generaldebatte im Deutschen Bundestag am 30.09.2020 (40:05 Min.):
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=


News zur Zuschauerdebatte im Fußball:

DIE BUNDESLIGA SUCHT NACH WEGEN IN DIE NORMALITÄT - DISKUSSION UM DIE RÜCKKEHR DER ZUSCHAUER
https://www.kicker.de/diskussion_um_die ... 9765/thema

15.07.2020, 19:04 Uhr: Zuschauer-Wiederzulassung - DFL-Clubs erhalten Leitfaden für mögliche Fan-Rückkehr
https://www.pnp.de/nachrichten/sport/DF ... 32629.html

15. Juli 2020 um 16:11 Uhr: Leitfaden für die Wiederzulassung von Besuchern - DFB und DFL veröffentlichen Leitfaden für Fan-Rückkehr
https://www.liga3-online.de/dfb-und-dfl ... rueckkehr/

04.08.2020: Endgültige Entscheidung weiter bei politischen Verantwortlichen - DFL-Maßnahmenpaket für Zuschauerrückkehr: keine Gästefans, keine Stehplätze, kein Alkohol
https://www.kicker.de/dfl_massnahmenpak ... 87/artikel

04.08.2020: Taskforce "Zukunft Profifußball" legt im September los - Verteilung der TV-Gelder: Neue Beratungen noch im August
https://www.kicker.de/verteilung_der_tv ... 15/artikel

04.08.2020: Köpenicker stimmten gegen drei Anträge der DFL - Union-Präsident kritisiert "inhaltlich und rechtlich willkürliche Regelungen"
https://www.kicker.de/union_praesident_ ... 34/artikel

04.08.2020: Gemischte Gefühle beim Fanbündnis - "Unsere Kurve": "Uns verwundert, dass..."
https://www.kicker.de/_unsere_kurve_uns ... 42/artikel

04.08.2020: Kommentar zur Zuschauerrückkehr - Die Fankultur bleibt im künstlichen Koma
https://www.kicker.de/die_fankultur_ble ... 31/artikel

10.08.2020: Gästefans, Infektionsketten, Alkohol - 3. Liga berät über Zuschauerfrage
https://www.kicker.de/3_liga_beraet_ueb ... 26/artikel

10.08.2020: Bundesgesundheitsminister Spahn will keine vermeidbaren Risiken eingehen - Klare Tendenz aus der Politik: Bundesliga-Beginn ohne Fans
https://www.kicker.de/klare_tendenz_aus ... 78/artikel

11.08.2020:
Nach Entscheidung der Gesundheitsminister - Keine baldige Fan-Rückkehr: DFL bringt Verständnis auf
https://www.kicker.de/keine_baldige_fan ... 33/artikel

11.08.2020: Rummenigge sieht gute Voraussetzung - So plant Bayern eine Zuschauer-Rückkehr in die Arena
https://www.kicker.de/so_plant_bayern_e ... 40/artikel

27.08.2020: Agnelli: "Der nächste Schritt" - Das steht im ECA-Zuschauer-Konzept
https://www.kicker.de/das_steht_im_eca_ ... 15/artikel

27.08.2020: Stadien und Sporthallen bleiben 2020 wohl leer - "Falsches Signal": Rückkehr der Zuschauer nicht in Sicht
https://www.kicker.de/_falsches_signal_ ... 05/artikel

28.08.2020: Liga denkt an Stufenlösungen ab November - Rückkehr der Zuschauer: DFL will "verbindliche Gespräche" mit der Politik
https://www.kicker.de/rueckkehr_der_zus ... 34/artikel

31.08.2020: Gästefans bleiben außen vor - DFB setzt auf flexible Zuschauer-Rückkehr
https://www.kicker.de/dfb_setzt_auf_fle ... 18/artikel

01.09.2020: Örtliches Gesundheitsamt erteilt Genehmigung - 8500 Fans bei Bundesliga-Auftakt von RB Leipzig zugelassen
https://www.kicker.de/8500_fans_bei_bun ... 01/artikel

03.09.2020: DFL und DFB wollen Studien mitfinanzieren – Wie Seifert die Liga einschwört
https://www.kicker.de/wie_seifert_die_l ... 86/artikel

03.09.2020: DFL präferiert "bundeseinheitliche Regelung" - Fan-Rückkehr: Seifert und die Profi-Klubs sehen keine Wettbewerbsverzerrung
https://www.kicker.de/fan_rueckkehr_sei ... 73/artikel

11.09.2020: Präsidium ergänzt Spielordnung für Zuschauerrückkehr - DFL erlaubt Stehplätze in Ausnahmefällen
https://www.kicker.de/dfl-erlaubt-stehp ... 22/artikel

14.09.2020: Zuschauer-Rückkehr in der Bundesliga - Watzke erwartet "einschneidende Dinge"
https://www.kicker.de/watzke-erwartet-e ... 08/artikel

15.09.2020:
Chefs der Staatskanzleien haben getagt - Söder: "Eine Art Experiment" - Zuschauerfrage: Bund und Länder einigen sich auf sechswöchigen Testbetrieb
https://www.kicker.de/zuschauerfrage-bu ... 09/artikel

15.09.2020: Stimmen zur Zuschauer-Rückkehr bei Sportveranstaltungen - "Erster positiver Schritt" - "Großartige Entscheidung"
https://www.kicker.de/erster-positiver- ... 28/artikel



Beitragvon Alex76 » 13.10.2020, 20:38


Nach wie vor ist das primäre Ziel der Bundesregierung die Eindämmung der Neuinfektionszahlen, so dass ein exponentieller Anstieg vermieden wird und die Gesundheit jedes Einzelnen geschützt wird. Neben gesundheitlichen Aspekten rücken allerdings auch soziokulturelle, wirtschaftliche und verfassungsgarantierte freiheitliche Aspekte in den Fokus.

Die vier Aspekte Gesundheit, Soziokultur, Wirtschaft und Verfassung lassen sich auch als Elemente eines gesellschaftlichen Diamanten verstehen, der unter großem Druck weiter entsteht und seinen Wert gewinnt.


Locker(ungen) vs. Lockdown

Nach dem Lockdown am 23.03.2020 wurden viele Coronamaßnahmen bis in den Sommer durchgesetzt. Im Verlauf der Zeit gingen die Neuinfektionen einhergehend mit den getroffenen Lockerungen runter und das normale Leben schien weiterzugehen.

Aktuell ist die Lage kritisch und wird von den politischen Verantwortungsträgern auch als solche gekennzeichnet.

Sofern die anstehenden Maßnahmen in einem gesunden Verhältnis von Effektivität und Einschneiden in die Grundrechte steht, mag dies auch von der Bevölkerung mitgetragen werden. Was sind also die Treiber der Infektionsverbreitung? Welche Maßnahmen haben geringe positive Wirkungen allerdings einen hohen negativen gesellschaftlichen Schaden?

Rein intuitiv stellt das Beherbergungsverbot für Reisende aus Risikogebieten Deutschlands eine Maßnahme mit geringen positiven Wirkungen dar und gleichzeitig ein Angriff auf die Gastfreundschaft ganzer Bundesländer.

Trotz Föderalismus muss es in Deutschland in dieser Debatte eine einheitliche Lösung geben, die das Gastgewerbe in der Krise stärkt. Ein Flickenteppich mit wechselnden tagesaktuellen Risikogebieten und dem ´Verzehren´ von Testkapazitäten scheint nicht sinnvoll. Jeder Reisende und jeder Gastronom sollte daher mit der AHA-L-Regel und einem guten Hygienekonzept gut gewappnet sein. Eine weitere Zerstückelung und Fragmentierungen von Verordnungen und Regelungen scheint kontraproduktiv und sollte mit Bedacht gewählt werden.

Statt eines Überladens an Informationen eine Lösung, die die Akzeptanz der Bevölkerung stärkt. Was für ein Tourismus ist zu erwarten? Ballermann oder doch normaler (Familien-) Urlaub?

Sinnvoller wäre es die Testungen für Alters- und Pflegeheime zur Verfügung zu stellen, damit den älteren Patienten ein menschenwürdiges Leben ermöglicht werden kann, mit Nähe zu Verwandten und Bekannten. Statt Einsamkeit ein Gefühl von Gemeinschaftswesen.


Auf der Sitzung der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten zusammen mit der Bundeskanzlerin war das Beherbergungsverbot ein kontroverses Thema, welches noch nicht final beschlussfähig war und auf den 8.November verschoben wurde. Für die Bundeskanzlerin steht generell fest: „Wir müssen die Zahl der Kontakte da reduzieren, wo die Corona-Infektionszahlen hoch sind, um unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten.“

Zur Presseunterrichtung im Anschluss an die Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten Michael Müller aus Berlin und Markus Söder aus Bayern am 14.10.2020 (42:51 Min.)
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=

Zusammenfassend haben sich die Minister auf der Bund-Länder-Konferenz zu fünf Beschlüssen durchgerungen, die die Maßnahmen bei Erreichen der Inzidenzstufen von 35 bzw. 50 Infektionen binnen 7 Tagen je 100.000 Einwohnern verpflichtend machen.

Maskenpflicht ab 35 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen überall da, wo Menschen dichter beziehungsweise länger zusammenkommen.

Private Feiern sollen bei einem Wert über 35 Neuinfektionen eine Begrenzung von 25 Teilnehmern im öffentlichen und 15 Teilnehmern im privaten Raum nach sich ziehen. Ab 50 Neuinfektionen sollen private Feiern auf maximal zehn Teilnehmer im öffentlichen Raum sowie auf höchstens zehn Teilnehmer aus höchstens zwei Hausständen im privaten Raum begrenzt werden.

Kontaktbeschränkungen sollen bei Übersteigen des 50er Wert bei den Neuinfektionen künftig nur noch maximal zehn Personen im öffentlichen Raum treffen. Sollten die neuen Maßnahmen den Anstieg nicht zum Stillstand bringen, wird dies auf bis zu fünf Personen oder die Angehörigen zweier Hausstände verringert.

Sperrstunde soll bei 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen um 23 Uhr für die Gastronomie verhängt werden. Bars und Clubs sollen geschlossen werden.

Veranstaltungen sollen bei Überschreiten des 50er Wert auf eine Teilnehmerzahl von 100 Personen begrenzt werden. Ausnahmen bedürfen eines mit dem zuständigen Gesundheitsamt abgestimmten Hygienekonzeptes.


15.10.2020, Stand: 19:50 Uhr: DEUTSCHLAND, CORONA-REGELN - In diesen Bundesländern ist das Beherbergungsverbot schon wieder aufgehoben
https://www.welt.de/politik/deutschland ... kippt.html

15.10.2020, Stand: 12:22 Uhr: DEUTSCHLAND, CORONA-KRISENGIPFEL - Keine Einigung über Beherbergungsverbote – Die Beschlüsse in der Übersicht
https://www.welt.de/politik/deutschland ... blick.html

15.10.2020, Stand: 22:31Uhr: CORONA-LAGE IN DEUTSCHLAND - Ein umstrittenes Verbot fällt in immer mehr Bundesländern
https://www.fr.de/politik/corona-konfer ... 69030.html



Beitragvon Alex76 » 28.10.2020, 23:46


Vom 14.10.2020 bis zum 24.10.2020 haben sich die Neuinfektionen in Deutschland fast verdreifacht. 5132 Fälle wurden am 14.10.2020 dem Robert Koch Institut übermittelt. Am 24.10.2020 betrug der Wert 14.714.

Nach der Ministerpräsidentenkonferenz am 14.10.2020 hat Angela Merkel am 24.10.2020 aufgrund der rapide gestiegenen Infektionszahlen bei einer Fernsehansprache nochmals einen Appell an die Bürgerinnen und Bürger gerichtet, auf nicht notwendige Reisen und Feiern zu verzichten.

Ergänzende Fernsehansprache der Bundeskanzlerin zur Corona-Pandemie: „Das Gebot der Stunde heißt für uns alle: Kontakte reduzieren“ (04:46 Minuten)
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=

Grund der Ansprache sind die stark gestiegenen Infektionszahlen pro 100.000 Einwohner binnen 7 Tagen in den stark betroffenen Regionen und Metropolen. Speziell die alten Bundesländer weisen recht flächendeckend Werte von mehr als 50 Fällen aus. So auch in Mainz mit 114 Fällen (Stand 26.10.2020), in Kaiserslautern mit 87 Fällen (Stand 26.10.2020) und im Landkreis Kaiserslautern mit 57,6 Fällen (Stand 26.10.2020).

Besorgniserregend ist der Blick ins europäische Ausland, wo Frankreich einen Höchstwert von 52.013 Fällen am 25.10.2020 hatte. Auch sind Spanien mit 20.986 (22.10.2020), Italien mit 21.989 (27.10.2020) , Tschechien mit 15.663 (27.10.2020) und Belgien mit 17.709 (25.10.2020) Infektionsfällen sehr stark von der SARS-Cov2-Pandemie betroffen.


"Wir müssen handeln - und zwar jetzt", erklärte Bundeskanzlerin Merkel nach Beratungen mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder zur aktuellen Situation in der Corona-Pandemie am 28.10.2020.

Zur Presseunterrichtung im Anschluss an die Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten Michael Müller aus Berlin und Markus Söder aus Bayern am 28.10.2020 (49:58 Min.)
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=

Zusammen mit Berlins Regierendem Bürgermeister Müller und Bayerns Ministerpräsidenten Söder erläuterte Angela Merkel den Handlungsdruck von Bundesregierung und den Ministerpräsidenten. Dabei ist das Gesundheitssystem mit den Gesundheitsämtern und den Intensivbetten Nadelöhr bei der Eindämmung von Infektionen und Behandlung von akuten Notfällen. Ein weiterer exponentieller Anstieg an Neuinfektionen sei ohne Eingreifen nicht mehr bewerkstelligbar.

Aktuell seien 75% der Nachverfolgungen der Gesundheitsämter nicht mehr rekonstruierbar, was u.a. negative Folgen begleitet mit weiteren steigenden Zahlen an Neuinfektionen hat. Angela Merkel appellierte nochmals an die Vernunft und Solidarität der Deutschen die Kontaktzahlen zu reduzieren und damit auch Ansteckungsgefahren zu vermeiden.

Ähnlich wie im Frühjahr bedarf es einer nationalen Kraftanstrengung, damit die von Bund und Ländern gemeinsam beschlossenen harten Maßnahmen wirken. Dabei waren zwei Prinzipien für die Politiker entscheidungsrelevant. Zum einen, dass das wirtschaftliche Leben in Takt gehalten werden müsse. Zum anderen, dass Schulen und Kitas offenbleiben müssten. Parallel führt dies zu Beschränkungen von Kontakten im Privaten und im Freizeitbereich.

Die zusätzlichen Maßnahmen treten ab dem 2. November bundesweit in Kraft und sind bis Ende November befristet. Bundeskanzlerin und Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder werden sich nach Ablauf von zwei Wochen erneut beraten und ggf. notwendige Anpassungen vornehmen.

Auszug über die wichtigsten Beschlüsse im Einzelnen:

• Wichtigste Maßnahme in der kommenden Zeit wird es sein, Abstand zu halten und Kontakte zu verringern. Die Bürgerinnen und Bürger werden angehalten, die Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstands auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren.

• Der Aufenthalt in der Öffentlichkeit ist daher ab sofort nur mit den Angehörigen des eigenen und eines weiteren Hausstandes gestattet, jedoch in jedem Fall mit maximal 10 Personen (Kontaktbeschränkungen).

• Bürgerinnen und Bürger werden aufgefordert, generell auf nicht notwendige private Reisen und Besuche - auch von Verwandten - zu verzichten. Übernachtungsangebote im Inland werden nur noch für notwendige und ausdrücklich nicht touristische Zwecke zur Verfügung gestellt.

• Institutionen und Einrichtungen, die der Freizeitgestaltung zuzuordnen sind, werden geschlossen. Dazu gehören unter anderem Theater, Kinos, Freizeitparks, Spielhallen, Bordelle, Fitnessstudios und ähnliche Einrichtungen, der Freizeit- und Amateursportbetrieb auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen - mit Ausnahme des Individualsports allein, zu zweit oder mit dem eigenen Hausstand.

Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, werden untersagt. Profisportveranstaltungen können nur ohne Zuschauer stattfinden.

Gastronomiebetriebe sowie Bars, Clubs, Diskotheken, Kneipen und ähnliche Einrichtungen werden geschlossen. Davon ausgenommen sind die Lieferung und Abholung mitnahmefähiger Speisen für den Verzehr zu Hause, sowie der Betrieb von Kantinen.

Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege wie zum Beispiel Kosmetikstudios und Massagepraxen werden geschlossen. Medizinisch notwendige Behandlungen, zum Beispiel Physio-, Ergo- und Logotherapien sowie Podologie/Fußpflege bleiben weiter möglich. Friseursalons bleiben unter den bestehenden HygieneAuflagen geöffnet.

https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... ss-1805264

Um die von der temporären Schließung betroffenen Unternehmen, Betriebe, Selbstständige, Vereine und Einrichtungen zu unterstützen, ist eine vom Bund finanzierte außerordentliche Wirtschaftshilfe angedacht. So sollen u.a. Gastronomiebetriebe 75% des letztjährigen Monatsumsatzes erhalten.


Ergänzender Kommentar zum (Teil-)Lockdown:

Auf den ersten Blick erscheint der Teillockdown zum jetzigen Zeitpunkt vermeidbar. Mit den Hygienekonzepten wäre ein relativ sicheres Interagieren möglich. Schaut man auf den Zeithorizont, dann sieht man eine riesige Welle auf das Gesundheitssystem zusteuernd.

Das Gesundheitssystem ist mit Intensivbetten begrenzt und diese müssen mit großem Personal betreut werden. Schon jetzt werden von anderen Bereichen Personal herangezogen, um auf steigende Kapazitätsauslastungen gewappnet zu sein. Eine funktionierende Wirtschaft ist auf ein gutes Gesundheitssystem angewiesen, um einen großen Lockdown zu verhindern.

Größter Treiber der Pandemie sind wohl Private Treffen oder Feiern, meist mit Alkohol, die in Abhängigkeit der Teilnehmerzahl oder der Zugehörigkeit zum gleichen/fremden Haushalt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bestimmen. Meist auch ohne Abstand von 1,5 Metern. In einer Gruppe von 9 Personen gibt es 72 (9*8) mögliche Ansteckungswege. In einer Gruppe von 18 Personen gibt es 306 (18*17) mögliche Ansteckungswege. In einer Gruppe von 36 Personen gibt es 1260 (36*35) mögliche Ansteckungswege. Wenn ich mich da jetzt auf die Allgemeine Zeitung Mainz und das Robert Koch Institut verlassen kann.

Mit den getroffenen Beschlüssen wird die große Welle gebrochen, was sich wohl zeitversetzt in den nächsten 14 Tagen zeigen wird. Die Maßnahmen sind proaktiv getroffen und sollten jeden Einzelnen in den Gefahrenmodus setzen die AHA-L-Regeln bis in das Frühjahr beizubehalten. Wichtig ist ein Bewusstsein für alltägliche Gefahrensituation zu wecken, um vermeidbaren Kontakten aus dem Weg zu gehen. Nimmt man das Hygienekonzept von DFB und DFL als Maßstab, dann sollte man überfüllten Nahverkehr zu Stoßzeiten aus dem Weg gehen. Klar muss nichts passieren, allerdings macht man durch Meidung den Nahverkehr sicherer. Also raus aus der Komfortzone!

Alternativ ist jeder Fußmarsch oder jede Fahrt mit dem Fahrrad in akzeptabler Reichweite zur Schule oder zum Arbeitsplatz sicherer in Bezug auf SARS-Cov2 und mildert im Frühjahr eine Grippewelle, quasi wellenbrechend. Dazu noch einen Vitamincocktail, Prost!



Beitragvon Alex76 » 31.10.2020, 22:21


Fritz-Walter wird 100!

Persönlich gehöre ich zu der Generation ohne persönlichen Kontakt mit Fritz Walter. Leider! Allerdings war Fritz Walter beim 1.FCK omnipräsent. Ich kann mich auch noch an den Todestag erinnern mit einer Träne in den Augen. Je näher der 100 Geburtstag rückte, umso größer wird der Respekt und die Anerkennung. Dazu haben viele Aktionen beigetragen. Mit sehr viel Leidenschaft und Liebe wurde Fritz Walter seitens des SWR, des 1.FC Kaiserslautern, des DFB, der Fans, der Fritz-Walter-Stiftung und der Stadt Kaiserslautern gedacht. Nicht überschwänglich, sondern dezent und angemessen zum Charakter von Fritz Walter passend.

Der Blick führt zurück in die Zwanziger Jahres des 20. Jahrhunderts. Am 31.Oktober 1920 ist Fritz Walter in Kaiserslautern zur Welt gekommen. Schon recht früh zeichnete sich sein großes fußballerisches Talent ab, so dass er bereits als Jugendspieler mit 17 Jahren in der ersten Mannschaft des 1.FC Kaiserslautern auflaufen durfte.

Kurz nach dem 2.Weltkrieg formierte er die berühmte Walter Mannschaft, die 1951 und 1953 die Deutsche Meisterschaft erringen konnte. 1954 wurde Fritz Walter zusammen mit seinen Kaiserslauterer Mitspielern Werner Liebrich, Werner Kohlmeyer, Horst Eckel und seinem Bruder Ottmar Walter im Berner Wankdorfstadion Weltmeister. Damals galt der 3:2 Sieg nach 0:2 Rückstand gegen den Olympiasieger Ungarn als große Sensation und ging als Wunder von Bern in die Sportgeschichte ein.

Die Bedeutung von Fritz Walter für Deutschland ist nicht zu unterschätzen. Befand sich Deutschland in der Nachkriegsdepression. Das Land war von den Alliierten besetzt und in weiten Teilen zerstört. Mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft war Deutschland wieder wer. Fritz Walter repräsentierte den Weltmeistergewinn mit großer Demut und Sportsgeist zusammen mit der Mannschaft und Trainer Sepp Herberger. Später fanden regelmäßige Treffen mit den befreundeten Ungarn statt. Diese waren zur damaligen Zeit die beste Mannschaft der Welt mit Spielern um Ferenc Puskás und Sándor Kocsis von der damaligen Spitzenmannschaft Honvéd Budapest.


Kurz zusammengefasst was viele schon wissen. Möchte man mehr erfahren, dann lohnt sich der Weg nach Kaiserslautern mit diversen Anlaufstellen. Persönlich begann meine Fritz Walter Tour bereits am 21.10.2020 mit einer Diskussionsrunde beim SWR in der Kaiserslauterer Außenstelle. Dort wurde ein 45 minütiger Film über Fritz Walter gezeigt, der auch in der Mediathek des SWR abrufbar sein wird. Im Anschluss fand eine Diskussion von SWR-Moderator Tom Bartels über die Werte Fritz Walters mit den Gästen Roger Lewentz (Innenminister RLP), Markus Merk (ehem. Weltschiedsrichter und Aufsichtsratssprecher 1. FC Kaiserslautern), Célia Šaši (ehm. Fußball-Nationalspielerin und erste Preisträgerin der Fritz-Walter- Medaille) und Florian Reis (Der Betze brennt) statt.

Für jeden zugänglich ist die Debatte in der Mediathek des SWR: Wie steht es um die Werte von Fritz Walter heute (Interview von Rudi Michel mit Fritz Walter aus dem Jahr 2000 mit anschließender Diskussion ab 17:15 Min)?
https://www.ardmediathek.de/swr/video/s ... EzMjUxNzU/

Auch der 45minütige Film über Fritz Walter ist in der Mediathek des SWR aufgeführt und zeitversetzt einsehbar: Fritz Walter - Ein Jahrhundert-Fußballer
https://www.ardmediathek.de/swr/video/d ... EzMjM2Mzg/


In der Fruchthalle in Kaiserslautern fand am 24.Oktober 2020 ein Fest von Fans für Fans statt. FCK-Fan und Sponsor Harald Layenberger hat zusammen mit Fußballhistoriker Hagen Leopold das Erbe Fritz Walters der Öffentlichkeit präsentiert. Aufgrund der Corona-Pandemie war das nur an einem einzigen Tag mit einem ausgereiften Hygienekonzept möglich. Der Besuch gab Einblicke in das private Leben von Fritz Walter und sein sportliches Wirken bis zum Kapitän der deutschen Nationalmannschaften.

Momente und Einblicke in die Ausstellung und die Abendveranstaltung können auf der Homepage der 1. Fußballfreunde-Club Palatia 1900 Kaiserslautern e.V. eingesehen werden: https://www.unserfritz.de/


Parallel zur Fruchthalle bietet sich seit dem 4. Oktober 2020 ein Besuch im Theodor-Zink-Museum und dem Wadgasserhof an. Bis zum 20. Dezember 2020 beherbergt das Museum die Sonderausstellung „Das Wunder von Kaiserslautern - Fritz Walter zum 100. Geburtstag“ ein.
http://stadtmuseum-kl.de/


Zweite Anlaufstelle und ergänzend zum Besuch des Theodor-Zink-Museums ist das FCK-Museum im Fritz-Walter-Stadion. Seit dem 31. Oktober 2020 ist dort eine 160 Fotos umfassende Bilderausstellung zum Thema „100 Jahre Fritz Walter“ zu entdecken.
https://fck.de/museum/2020/10/31/ein-ru ... tz-walter/
http://www.fck.de/museum
https://www.initiative-fritz-walter-museum.de/


Bereits am 1. Oktober 2020 stellte im Festsaal der Staatskanzlei Bundesminister Olaf Scholz im Beisein der Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz Malu Dreyer die Briefmarke zum 100. Geburtstag von Fritz Walter vor. Schön sieht sie aus
https://fritz-walter-wird-100.de/slider/briefmarke
https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... alter.html

Zur Fritz Walter Stiftung:
https://fritz-walter-wird-100.de/


Zu Gedenken an Fritz Walter hier im Forum:

Zum 100. Geburtstag von Fritz Walter am 31. Oktober 2020 - Spieler und Fans des FCK erinnern sich (Der Betze brennt)
viewtopic.php?f=6&t=26993

Fritz Walter wird 100: Gala, Filme und Gedenken
https://www.der-betze-brennt.de/news/12 ... denken.php


Fritz Walter im SWR

FRITZ WALTER: 100 JAHRE - 100 TAGE (Fritz Walter Webspecial)
https://www.swr.de/sport/fussball/fritz ... index.html

Fritz Walter - eine Ikone wird 100
https://www.swr.de/sport/fussball/fritz ... index.html

Fritz Walter und sein ungarischer Kontrahent Ferenc Puskas
https://www.swr.de/sport/fussball/fritz ... s-100.html


Fritz Walter im ZDF

Fritz Walter: Prägend wie kein Zweiter
https://www.zdf.de/sport/zdf-sportrepor ... g-102.html


Fritz Walter und der DFB

28.10.2020 - 09:30 //
100 Jahre Fritz Walter: Patenkind Fritz Keller erinnert sich
https://tv.dfb.de/video/100-jahre-fritz ... ich/28850/

30. Oktober 2020, 15:00 Uhr // Unsere Nationalspieler
Mythos Fritz Walter: Eine Seele von Mensch
https://www.dfb.de/news/detail/mythos-f ... 6fc9341b8d

29. Oktober 2020, 17:50 Uhr // Unsere Nationalspieler
Mythos Fritz Walter: Der Macher
https://www.dfb.de/news/detail/mythos-f ... 1066c66174

29. Oktober 2020, 11:45 Uhr // Unsere Nationalspieler
Ein besonderes Verhältnis: Fritz Walter und der "Chef"
https://www.dfb.de/news/detail/ein-beso ... 2eefd160f4

28. Oktober 2020, 17:30 Uhr // Unsere Nationalspieler
Fritz Walter: Weltmeister-Kapitän und erster Ehrenspielführer
https://www.dfb.de/news/detail/fritz-wa ... c2723e2893

27. Oktober 2020, 16:00 Uhr // Unsere Nationalspieler
Mythos Fritz Walter: Der Betze-Bub
https://www.dfb.de/news/detail/mythos-f ... b9a58cd02b

23. Juli 2020, 13:15 Uhr // Persönlichkeiten
Fritz Walter wird 100 – Countdown gestartet
https://www.dfb.de/news/detail/fritz-wa ... 4205069e89

23. Juli 2020, 12:30 Uhr // DFB-Akademie
Keller: "Fritz Walter hatte unglaublichen Umgang mit Menschen"
https://www.dfb.de/news/detail/keller-f ... 1369b50b49



Beitragvon Alex76 » 06.11.2020, 23:29


Die Suche nach einem Investor in Corona-Zeiten – Auf der Suche nach einem Wunder (I)

Corona beherrscht die Bundesliga und die Gesellschaft. Mittlerweile ist der Teillockdown in Deutschland ab dem 2. November 2020 bis Monatsende in Kraft getreten. Dies bedeutet keine Zuschauer im Profisport. Der Amateursport ist unterbrochen.

Für den 1.FCK war die letzte Woche sehr ereignisreich. Es kam zum Abschluss des Planinsolvenzverfahrens am 29.10.2020 im Rahmen der Gläubigerversammlung. Bereits am 20.10.2020 verkündete der 1.FC Kaiserslautern den Einstieg einer regionalen Investorengruppe. Erfreuliche Nachrichten, die den 100sten Geburtstag von Fritz Walter am 31.10.2020 zieren und hoffentlich von größeren Feierlichkeiten im nächsten Jahr begleitet werden, wenn der Verein sich auf die Werte ihres größten Spielers besinnt.

Bisher waren die Festlichkeiten unter Corona-Bedingungen sehr klein gehalten, wie sie ebenfalls für alle Bürger in Deutschland gelten, um sich gegenseitig vor dem Virus zu schützen. Die Ansteckungsgefahr, die von größeren Zusammentreffen ohne ein funktionsfähiges Hygienekonzept ausgeht, ist hoch. Besonders Private Feiern in Kombination mit Alkohol gelten als Treiber der Pandemie, so wie dies im vorletzten Beitrag im ergänzenden Kommentar zum (Teil-)Lockdown anschaulich erklärt wurde.



Allgäuer Latschenkiefer wird neuer Hauptsponsor!

Noch kein Wunder, aber einen neuen Hauptsponsor wurde am 27.08.2020 parallel zur Präsentation des neuen Trikots vorgestellt. Es handelt sich dabei um die Marke Allgäuer Latschenkiefer, die zu Dr. Theiss Naturwaren GmbH gehört. Jährlich werden Zahlungen von rund 800.000 Euro abgerufen, wodurch sich die Einnahmen im Vergleich zur letzten Saison verdoppeln werden. Ziel des Sponsorings sind neben regionalen Aspekten auch Bekanntheits- und Umsatzziele.

Die Pressekonferenz am 27.08.2020 fand im beeindruckenden Homburger Schlossberghotel statt (49:05 Min.):
https://www.youtube.com/watch?v=9PJdS1h ... e=youtu.be

Allgäuer Latschenkiefer weckt Erinnerungen an erfolgreiche Zeiten in der 1.Bundesliga. Zwischen 2010 bis 2014 schmückte Allgäuer Latschenkiefer die Brust der FCK-Profis. Letzte Saison entschied sich das Unternehmen erstmals für eine Präsenz als Ärmelsponsor. Vom Beginn bis heute zeichnete die Partnerschaft eine außergewöhnliche Treue und Loyalität aus, die bis in den Nachwuchsbereich des Vereins reicht. Allgäuer Latschenkiefer ziert auch die Trikotbrust der U21 und die Trikotärmeln aller weiteren FCK-Nachwuchsmannschaften von der U19 bis zur U10.

Sollte der Aufstieg geschafft werden, sind bereits noch weitere verbesserte Zahlungskonditionen verhandelt. Ebenso wie der letztjährige Partner Layenberger verbindet beide Unternehmen eine innovative forschungsintensive Produktvielfalt.

FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt: „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir mit der Dr. Theiss Naturwaren GmbH einen langjährigen, verlässlichen Partner an unserer Seite wissen, der in der aktuellen Situation sein Engagement weiter ausbaut und den FCK damit nachhaltig unterstützt. Wir haben von 2010 bis 2014 mit dem Allgäuer-Latschenkiefer-Logo auf der Brust in den Bundesligen gespielt und wir blicken zuversichtlich in die Zukunft, gemeinsam wieder an diese sportlich erfolgreicheren Zeiten anknüpfen zu können.“

Giuseppe Nardi, Geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Theiss Naturwaren GmbH: „Die Traditionsmarke Allgäuer Latschenkiefer ist zurück auf dem Betze – damit knüpfen wir an die erfolgreiche Zeit von vor über zehn Jahren an. Wir betrachten unser Engagement als nachhaltige Werbung für unsere Produktreihe, die vor allem bei Muskel- und Gelenkbeschwerden ihre wohltuende Wirkung zeigt und somit perfekt zum Profi-Fußball passt. Gern unterstützen wir den in unserer Region wichtigen 1. FC Kaiserslautern mit unserem Engagement.“

Thorsten Rittersberger, Senior Director SPORTFIVE: „Über das Comeback als Trikotsponsor der Dr. Theiss Naturwaren GmbH freuen wir uns riesig. Es ist schön einen so langjährigen Partner an der Seite des FCK zu haben, dessen Logo das Trikot bereits zu Bundesligazeiten zierte. Seit einer Saison auf dem Ärmel, kehrt die Traditionsmarke nun auf die Brust der Profis zurück.“

Nachrichten zum Hauptsponsoring:

27.08.2020: Pressekonferenz mit dem neuen Hauptsponsor und den Investoren - Wir sehen großes Entwicklungspotential im FCK
https://www.der-betze-brennt.de/artikel ... im-fck.php

27.08.2020: FCK stellt neuen Trikotsponsor vor
https://www.wochenblatt-reporter.de/kai ... llery=null


Abschluss des Planinsolvenzverfahrens

Die Beantragung eines Insolvenzverfahrens ist ein großer Einschnitt in einen Verein, der nicht spurlos an den Beteiligten vorbeigehen kann. Dies betrifft die Spieler und die Verantwortlichen der KGaA und des Vereins. Aber auch Fans und Gläubigergruppen.

Am 15.06.2020 hat Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt beim Amtsgericht Kaiserslautern einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung (Planinsolvenzverfahren) gestellt. Bereits vor dem Insolvenzantrag wurde mit den größten Gläubigern Gespräche über einen Schuldenschnitt geführt, die allerdings zu keinem positiven Ergebnis führten. Hauptgläubiger waren die Quattrex-Sports AG, Lagardère Sports und der potenzielle Investor Flavio Becca.

Mit der Corona-Krise und dem Wegbrechen von wichtigen Ticketeinnahmen hatte sich die finanzielle Lage für den 1.FCK nochmals verschärft. Daher auch der Gang vors Amtsgericht. Bis zum 31.08.2020 fand das sogenannte vorläufige Insolvenzverfahren statt, für das die Kapitalgesellschaft Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit bekam, welches bei positivem Abschluss der Planinsolvenz zurückgezahlt werden muss.

Am 01.09.2020 wurde das eigentliche Insolvenzverfahren in Eigenregie eröffnet. Zusammen mit Sachwalter Dr. Andreas Kleinschmidt soll ein Insolvenzplan erstellt werden, der zum einen die Fortführung der Kapitalgesellschaft vorsieht und zum anderen zur möglichst hohen Befriedigung der Gläubigern führt. Da die Kapitalgesellschaft über keine relevanten Vermögenswerte verfügt, ist die Insolvenzquote im einstelligen Prozentbereich.

Nebenziel der Verantwortlichen um Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt, Sachwalter Dr. Andreas Kleinschmidt und FCK-Generalbevollmächtigter Dirk Eichelbaum war es den eingetragenen Verein aus dem Insolvenzverfahren herauszuhalten. Dieser ist für die Schulden seiner Tochtergesellschaft in der (Mit-)Haftung.

Am 29.10.2020 stimmten die Gläubiger über den finalen Insolvenzplan ab, der von Rechtsanwalt Dr. Frank Schäffler, spezialisiert auf Restrukturierungen und Sanierungen, in Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung des 1. FC Kaiserslautern verfasst wurde. Die Zustimmung der in fünf Gruppen eingeteilten Gläubiger war klar und deutlich mit Ja. Für die FCK KGaA bedeutet das Votum keine Schulden mehr zu haben. Die Gläubiger erhalten damit vier Prozent ihrer Forderungen.

Mit der erfolgreichen Planinsolvenz ist auch die Existenz des Vereins gesichert, wenngleich im Rahmen des Insolvenzplans Gläubiger der KGaA Teile ihrer Forderungen auf den Verein übertrugen, so dass der Verein neben ca. 65% Anteile an der KGaA (Anmerkung: nach Einstieg der Saar-Pfalz-Invest-GmbH mit 33% der Anteile für 11 Millionen Euro und der letztjährigen Investition regionaler Unternehmer) auch sieben Millionen Euro offener Forderungen der Gläubiger erbte.

FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt: "Für uns hier beim FCK ist es ein sehr schwieriges Verfahren gewesen. Ich möchte in diesem Zusammenhang nochmal ganz klar betonen, dass der Weg der Insolvenz in Eigenverwaltung keiner war, den wir uns ausgesucht haben. Er war alternativlos. Dass die Gläubiger am Ende hier viel Geld verloren haben, das ist uns bewusst und nichts, was uns glücklich stimmt.

Vorsitzender des Beirats der 1. FC Kaiserslautern Management GmbH, Dr. Markus Merk, dankt der Sachwaltung, dem Gläubigerausschuss, dem Insolvenzgericht sowie der Geschäftsleitung für deren Einsatz: „Sie alle haben – einigen Unwägbarkeiten zum Trotz – bei der Sanierungslösung und der konkreten Gestaltung des Insolvenzplans eng und konstruktiv zusammengearbeitet. Deswegen können wir das Verfahren in Kürze beenden, neu beginnen und uns gemeinsam mit unseren Investoren der Saar-Pfalz-Invest GmbH engagiert auf die kurz-, mittel- und langfristigen Ziele des FCK konzentrieren.“

FCK-Generalbevollmächtigter Dirk Eichelbaum: "Ich bin sehr froh darüber, dass wir in dieser ambitionierten und kurzen Zeit das Verfahren - noch rechtzeitig vor Fritz Walters 100. Geburtstag - erfolgreich abschließen konnten. Das war unser Ziel, als wir im Juni hier angetreten sind und das haben wir erreicht. Als ich heute Morgen das regnerische Wetter gesehen habe, dachte ich schon: Das passt, das is 'em Fritz sei Wetter'. Ich bedanke mich bei den Gläubigern für das Vertrauen, das sie in uns gesetzt haben. Wirtschaftlich hat der Klub jetzt erst einmal den Rücken frei. Ich hoffe, dass sich jetzt bald auch der sportliche Erfolg einstellt."

Sachwalter Dr. Andreas Kleinschmidt: "Wir sind heute in die Nachspielzeit eingebogen, in Kaiserslautern weiß man ja aber, dass auch in der Nachspielzeit noch etwas passieren kann. Die Gläubiger haben dem Insolvenzplan zugestimmt, der denke ich einen fairen Ausgleich zwischen den Interessen der Gläubiger und der Zukunftssicherung des Vereins schafft. Ich bin sehr dankbar, dass dieser Weg angenommen wurde und jetzt bestritten werden kann, weil ich glaube, dass er dem Verein und der Kapitalgesellschaft ermöglicht, auf einem soliden wirtschaftlichen Fundament sportlichen Erfolg aufzubauen."

Weitere Nachrichten zum Insolvenzverfahren:

15.09.2020: Wie hart trifft die FCK-Insolvenz den Verein?
https://www.swr.de/sport/fussball/1-fc- ... z-100.html

07.10.2020: Nach gescheiterter Zinsstundung der Betze-Anleihe II - Wie groß ist die Insolvenzgefahr für den 1. FC Kaiserslautern e.V.?
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland ... v-100.html

26.10.2020: 200.000 Euro für Bachmann offen - FCK: Auch Außenstände in Würzburg
https://www.kicker.de/fck-auch-aussenst ... 99/artikel

29.10.2020: Angestrebter Schuldenschnitt vollzogen - FCK: Gläubigerversammlung nimmt Insolvenzplan an
https://www.kicker.de/fck-glaeubigerver ... 30/artikel

29.10.2020: Kommentierende Analyse zur Situation beim FCK - Der Schuldenschnitt an sich ist noch nichts wert
https://www.kicker.de/der-schuldenschni ... 86/artikel

29.10.2020: Insolvenzverfahren abgeschlossen - Gläubiger stimmen Insolvenzplan und Schuldenschnitt für FCK KGaA zu (Der Betze brennt)
viewtopic.php?f=3&t=26988

29.10.2020: Gläubiger stimmen Insolvenzplan für FCK KGaA zu
https://fck.de/de/glaeubiger-stimmen-in ... k-kgaa-zu/


4-Säulen-Modell: Einstieg regionaler Investoren!

Mit dem Beschluss zur Ausgliederung in 2018 haben sich die Mitglieder auf das sogenannte 4-Säulen-Modell geeinigt. Hierbei werden unterschiedliche Investoren(gruppen) angesprochen:
- Fans als Investoren
- Investoren & Sponsoren aus der Region
- Stille Gesellschafter
- Großunternehmen & Finanzinvestoren

Ursprünglich war vorgesehen, dass die einzelnen Säulen gleichmäßig aufgefüllt werden mit jeweils 25% Anteilen. Dem Verein obliegt die Besetzung von drei Plätzen im Beirat der 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA. Dafür bedarf es der Mitgliedschaft im Aufsichtsrat des Vereins. Zwei weitere Plätze werden an größere Investoren(gruppen) vergeben, so dass der Beirat laut Satzung aus maximal fünf Personen bestehen darf.

Der Beirat ist ein wichtiges Gremium, da er die Geschäftsführung der Kapitalgesellschaft bestellt und zusammen mit dem Aufsichtsrat der GmbH & Co. KGaA diese überwacht. Aufgrund des Abstiegs von der zweiten in die dritte Liga ist der Vereinswert drastisch gefallen. Aktuell erwarb die Saar-Pfalz-Invest-GmbH 33% der Anteile für 11 Millionen Euro. Im letzten Jahr wurden bereits 700.000 Euro für 2,3% der Aktienanteile beigesteuert.

Markus Merk, Beiratsvorsitzender des FCK: „Die Regionalen Investoren sichern mit ihrer Investition von rund 11 Millionen Euro das Bestehen unseres Clubs und bilden damit das Fundament für eine positive Zukunft. Die Investorengruppe verdient, insbesondere in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit, unsere uneingeschränkte Wertschätzung. Dennoch darf der Verein nicht ruhen. Wir müssen gemeinsam weiter daran arbeiten, unseren FCK wirtschaftlich und sportlich zu stärken.“

FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt: „Wir sind sehr dankbar für dieses außergewöhnliche Bekenntnis zum FCK und das damit verbundene Vertrauen in unseren Club. Dieses deutliche Signal, dass erfolgreiche Unternehmer aus der Region an die Zukunft des FCK glauben und in diese investieren, ermöglicht uns nun, gestärkt einen weiteren strategischen Partner zu finden.“

Weitere Nachrichten zur Investorensuche:

16.04.2019: Sechs regionale Unternehmer investieren in den FCK
https://fck.de/de/sechs-regionale-unter ... n-den-fck/

20.10.2020: Saar-Pfalz-Invest GmbH erwirbt 33 Prozent der Anteile - "Gut angelegtes Geld" beim FCK: Regionales Investorenbündnis steigt ein
https://www.kicker.de/gut-angelegtes-ge ... 61/artikel

20.10.2020: Ein starkes Zeichen in schwierigen Zeiten – Regionales Investorenbündnis steigt mit 33 % beim FCK ein
https://fck.de/de/ein-starkes-zeichen-i ... m-fck-ein/



Beitragvon Alex76 » 14.11.2020, 10:23


Die Suche nach einem Investor in Corona-Zeiten – Auf der Suche nach einem Wunder (II)

Durch die DFB-Ausnahmeregelung in Folge der Corona-Krise war es möglich eine Insolvenz ohne Abzug von 9-Punkten durchzuführen. Soeren Oliver Voigt, FCK-Generalbevollmächtigter Dirk Eichelbaum und Sachwalter Dr. Andreas Kleinschmidt handelten mit den Gläubigern einen Insolvenzplan aus, der eine Insolvenzquote von 4% vorsieht. Zusammen mit den Insolvenzkosten tragen die regionalen Investoren die Gesamtkosten.

Aus der Vielzahl an Gläubigern wurden im Vorfeld fünf Gläubigergruppen gebildet. Damit der der Plan realisiert werden kann, muss jede Gruppe zustimmen. Von 75 Stimmen aus allen Gruppen gab es lediglich eine Gegenstimme. Ein Teil der 75 Stimmen wurde von Bevollmächtigten abgegeben. Persönlich anwesend waren bei der Gläubigerversammlung rund 40 Personen. Von den rund 18.000 Gläubigern waren die absolute Mehrheit Dauerkarteninhaber, die aufgrund der Geisterspielansetzungen das Recht hatten nicht erbrachte Leistungen geltend zu machen. Rund 2400 Gläubiger haben dies angemeldet.

Unter die Gläubiger fallen auch die Vereine Würzburger Kickers oder die SG Sonnenhof Großaspach, die auf einen Teil der Ablösesummen verzichten müssen. 96% der Forderungen entfallen. Neben den großen Gläubigern um Quattrex-Sports AG, Lagardère Sports und dem potenziellen Investor Flavio Becca mussten viele Kleingläubiger bedient werden. Nach dem erfolgreich abgeschlossenem Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung (Planinsolvenzverfahren) sind die 24 Millionen Euro Schulden der Kapitalgesellschaft getilgt.

Rückblickend ist das absolvierte Insolvenzverfahren der Abschluss einer Phase von wirtschaftlichen Problemen, die im Zuge des Ausbaus zum WM-Stadion begonnen haben. Begleitet mit externen Ereignissen, die die finanziellen Belastungen vergrößerten. So z.B. die Kirchkrise 2002, die zu erheblichen Mindereinnahmen bei den TV-Geldern führte oder auch die Selbstanzeige bzgl. der Persönlichkeitsrechte, welche wohl auch Usus zur damaligen Bundesligazeit war. Zudem musste das WM-Stadion sehr kostenintensiv nachgerüstet werden. Und auch die Ost- und Westtribüne mussten extra für die WM neu gebaut werden.

Schaut man von der Stadt hoch Richtung Stadion, dann wirkt das Fritz Walter Stadion extrem überdimensioniert. Je nach Blickrichtung oder Standpunkt anders. Als Nicht-FCK-Fan würde man wohl auf Größenwahn des FCK deuten. Persönlich als FCK-Fan denkt man an das erste bewusst im Fernsehausschnitt gesehene Fußballspiel des FCK im Bochumer Ruhrstadion nach, dass unter Flutlicht die Faszination für den Fußball geweckt hat. Früher glich der alte Betzenberg dem Bochumer Ruhrstadion.

Neben den harten finanziellen Faktoren gibt es auch weiche Faktoren, die den Wert des FCK in der Bevölkerung abwerteten. So war das Gerechtigkeitsempfinden von Subventionen in den WM-Bau, welche die europäische Kartellbehörde für den Anlass einer WM billigt(e), häufig Themen in Diskussionen. Subventionen in ein pures Vereinsstadion dürfen kartellrechtlich nicht erfolgen! Die Gerechtigkeitsdebatte wurde zu Lasten der Sympathie von vielen anderen Vereinen im Umkreis des FCK geführt, was letztlich auch die Sponsoringnachfrage negativ belastete.

Nicht nur Sponsoren wurden vergrault, auch viele Zuschauer und Fans waren verstimmt. Letztlich diejenigen, die das Kapital des Vereins waren und noch heute sind. Das Fritz Walter Stadion benötigt einen Zuschauerschnitt von 25.000 Zuschauern, um optisch voll zu wirken. Generell muss man von der öffentlichen Wahrnehmung als „Schuldenberg“ wegkommen zu einer nachhaltigen Geschichte. Oder wie es Sachwalter Dr. Andreas Kleinschmidt formulieren würde: Wir befinden uns in der Nachspielzeit!


Vom Naming Right Substitut zur Naming Right Alternative

Viele moderne Stadien in den ersten drei Bundesligen sind mit einem Naming Right versehen. Diese generieren jährliche Einnahmen, um die Stadionkosten zu finanzieren. Laut Vereinssatzung des 1.FC Kaiserslautern ist der Stadionname geschützt, zu Recht! Erinnert dieser an Kaiserslauterns berühmtesten Sohn. Für eine kommerzielle Nutzung wie bei den gewöhnlichen Naming Rights ist der Stadionname nicht geeignet.

Stattdessen gilt es für den 1.FC Kaiserslautern Ideen zu entwickeln, die ein Substitut zum Naming Right darstellen. Wobei viele Vereinsbosse den Begriff Substitut mit einer Schockstarre registrieren würden, da er die kommerziellen Naming Rights eventuell entwerten könnte. Eine Alternative zum gewöhnlichen Naming Right klingt charmanter und würde die Wettbewerbsfähigkeit des 1.FC Kaiserslautern sichern.

Vorgeschichte zur Naming Right Alternativen:

Als erster Verein in Deutschland gelang es dem Hamburger Sportverein mit dem Partner AOL im Juli 2001 das Naming Right in Deutschland zu etablieren. Statt dem werbefreien Volksparkstadion als Name, gingen die Zuschauermassen nun bis Juni 2007 in die AOL-Arena, bis Juni 2010 in die Nordbank Arena, in die Imtech-Arena und heuer wieder ins Volksparkstadion.

Pro Jahr konnten so 3,5 Millionen €/Jahr aus dem Verkauf der Namensrechte erwirtschaftet werden. Bei der Allianzarena beläuft sich die Summe auf 6 Millionen €/Jahr und der Signal Iduna Park in Dortmund beschert dem BVB Erlöse in Höhe von 5,8 Millionen €/Jahr.

Nehme man den HSV als Beispiel, so käme man innerhalb von 15 Jahren auf Gesamteinnahmen in Höhe von ca. 50 Millionen € (diskontiert auf das Basisjahr 2001). Auch für den FC Bayern München, dem BVB oder kleineren Vereinen wie z.B. Mainz dient das Naming Right als ein nicht zu unterschätzender Posten in der Bilanz. Wild geschätzte 66% aller Erst-und Zweitligisten haben einen Naming Right Partner!

Naming Right Alternative zur Wettbewerbsfähigkeit

Im Winter 2007 reifte die Idee der Naming Right Alternative, welche speziell auf die Besonderheiten und Bedürfnisse des Stadionnamens in Kaiserslautern angepasst werden sollte. Seit dem 2.November 1985 trägt dieses den Namen des Ehrenspielführers der deutschen Nationalmannschaft: Fritz Walter. Eher zufällig, im tristen Zweitligaalltag, entwickelte sich die Idee aus einer Debatte über die finanzielle Schieflage des 1.FC Kaiserslautern. Aus der Vergangenheit hafteten noch diverse Altlasten (Steuernachzahlungen, Verkauf des vereinseigenen Stadions, …) am Verein.

Das ursprüngliche Konzept zum Erhalt des Namens Fritz-Walter-Stadion sah zwei Unternehmen vor, welche den Stadionnamen schützen vor dem branchenüblichen Naming Right. Neben einer informativen Berichterstattung in den Printmedien, wäre im Bereich der mittleren Werbebande im Fernsehfokus der Name Fritz Walter Stadion, umrahmt von zwei „Namensschützern“. Durch die Bandennutzung könnte eine jährliche Summe von vorsichtig geschätzten ca. 2,5 Millionen €/Jahr in der 1.Bundesliga (1,5 Millionen in der 2.Bundesliga) erzielt werden.

Die Idee und eine Sogwirkung…

Aus der Idee und einer dezenten viralen Marketingkampagne entwickelte sich im Sommer 2008 in Braunschweig das Konzept Eintracht-Stadion, welches der damals drittklassigen Eintracht immerhin zusätzliche finanzielle Mittel in Höhe von 250.000€ bescherte (Vgl. Interview mit Dr. Lutz Tantow, Landessparkasse Braunschweig, in der Zeitschrift 11Freunde). Nebenbei spürte man in Braunschweig einen gestiegenen Zusammenhalt, der die gelb blauen Löwen sogar ein Jahr in die Bundesliga schwemmen sollte.
https://11freunde.de/artikel/eintracht- ... cht/568813

Mit dem Aufstieg von der 3.Liga in die 2.Bundesliga steigen sowohl die Stadionzuschauerzahlen als auch die TV- und Printkontakte. In der 1.Bundesliga würden zusätzliche Medienkontakte auf die Namensgebung aufmerksam gemacht haben. Neben dem sympathischen Auftreten der Braunschweiger Fans, berichtete man aus dem Stadion an der Hamburger Straße oder aus dem Eintracht-Stadion.

Analog zum Eintracht-Stadion gebar auch die TSG 1899 Hoffenheim, ebenfalls im Sommer 2008, den Namen Rhein Neckar Arena. Auch hierbei fungierten wie in Braunschweig fünf lokale Unternehmen als Namensstifter, welche ca. 2,5 Millionen €/Jahr zusätzliche Einnahmen aufbrachten.

Zur Saison 2017/18 sicherte sich die Consorsbank die Namensrechte am Stadion in Nürnberg für drei Jahre, verzichtete jedoch auf ein klassisches Namens-Sponsoring, sondern rief zu einem Crowdfunding auf, um die Umbenennung in Max-Morlock-Stadion zu ermöglichen. Unterstützer beteiligten sich mit insgesamt 330.000 €, die Bank übernahm 2,4 Millionen €.
Die Nürnberger-Lösung, mit mindestens einem Unternehmen, ist der ursprünglichen Lösung für das Fritz-Walter-Stadion am ähnlichsten. Generell lebt der professionelle Fußball nicht nur von Wettbewerb, sondern auch von Kooperationen.

Zahlenspiel

Wie Eingangs bereits dargestellt ist das Naming Right für den Profifußball, Handball, Basketball, Eishockey und diversen anderen Sportarten elementar wichtig und sichert die internationale Wettbewerbsfähigkeit der jeweiligen Vereine.

Zählt man in der 1.,2. und 3. Bundesliga die jährlichen Einnahmen aus den Namensrechten zusammen, so kommt man wohl auf eine Summe von mindestens 50 Millionen € im Jahr. Stellvertretend die Fußballbundesliga in der Saison 2015/2016:
Allianz (6 Millionen €), Bayer (2,5 Millionen €), WWK (1,4 Millionen €), Veltins (6 Millionen €), Signal Iduna (5,8 Millionen €), Wirsol (3,2 Millionen €), Commerzbank (4 Millionen €), Coface (1,9 Millionen €), Rheinenergie (2,5 Millionen €), HDI (2,6 Millionen €), Mercedes (1 Million €). Insgesamt werden somit 38 Millionen € erwirtschaftet.

In der 2. Bundesliga wurden 7-8 Millionen € in der Saison 2015/2016 umgesetzt.

Schaut man auf den HSV, so erwarb Klaus-Michael Kühne 2015 für vier Jahre die Namensrechte am Stadion, das seit dem 1. Juli 2015 – 14 Jahre nach der ersten Umbenennung – wieder „Volksparkstadion“ heißt. Mit diesem Ansatz erhält der HSV 4 Millionen €/Jahr.

Für immer Fritz-Walter-Stadion!

Für das Fritz-Walter-Stadion würden sich hier seit der Saison 2008/2009 Einnahmen von 1 bis 2,5 Millionen € ergeben in Abhängigkeit der jeweiligen Liga. Unverdient wären diese Gelder nicht. Tendenziell eher verdient.

Mit dem Ansatz des Namensschützers (Fritz-Walter-Stadion) bzw. des lokal verankerten Naming Rights (Eintracht-Stadion bzw. Rhein Neckar Arena) besteht ein Interessenskonflikt mit dem Vermarkter Lagardère, die mehrere Naming Rights betreu(t)en. Unter anderem auch die Arena in Frankfurt! Unter anderem auch das Stadion in Hamburg! Unter anderem auch…

Mit einer im Nachgang etwas entspannter - zeitlich verzögerter Finanzierung - wurden somit (etwas zuungunsten des 1.FC Kaiserslautern e.V.) weitere Stadionprojekte mittelfristig realisiert, die das Naming Right als Basis ihrer Finanzierung hatten.

Ich finde das FCK-Modell hat einen nostalgisch innovativen Charme in einer Zeit der fortgeschrittenen Kommerzialisierung. Für den FCK wäre es ein Substitut zum klassischen Naming Right. Für die Bundesligisten eine Alternative! Würde man die Zahlen hoch rechnen, hätte die Möglichkeit bestanden die Anleihe (6,5 Millionen €) zurückzuzahlen und den Verein zu entschulden (7,5 Millionen €). Trotz Liga 3!

Auf der Suche nach geeigneten Partnern!

Nochmals kurz zusammengefasst bedeutet die Naming Right Alternative für das Fritz-Walter-Stadion, dass zwei Unternehmen die Namensrechte am Fritz-Walter-Stadion kaufen ohne sie auszuüben. Mit der Bereitstellung zweier Werbebanden neben dem Schriftzug Fritz Walter Stadion könnte man diesen Zusammenhang kommunikativ optisch darstellen. Theoretisch ließen sich auch fünf Unternehmen finden, welche zusammen eine jährliche Summe von 2,5 Millionen € bereitstellen.

Also bei fünf Unternehmen, die wos den Stadionnamen erhalten, kriegst quasi als solide geführter 1.FC Kaiserslautern e.V. 2,5 Millionen € in der ersten Liga. In der zweiten wirst vielleicht 1-1,5 Millionen € bekommen. Satzungskonform! Rechnest das Ganze auf die Zeit, dann kommst du auf folgende Werte:

2008/2009 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2009/2010 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2010/2011 ca. 2,5 Millionen € (Liga 1)
2011/2012 ca. 2,5 Millionen € (Liga 1)

2012/2013 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2013/2014 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2014/2015 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2015/2016 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2016/2017 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2017/2018 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2018/2019 ca. 1 Million € (Liga 3)
2019/2020 ca. 1 Million € (Liga 3)
2020/2021 ca. 1 Million € (Liga 3)

Insgesamt: Zwischen 16-18 Millionen € pessimistisch betrachtet.

Da mit diesen Mehreinnahmen auch die sportliche Wettbewerbsfähigkeit entsprechend hätte gestärkt werden können und so die Wahrscheinlichkeit eines Abstiegs 2011/2012 entsprechend hätte minimiert werden können bzw. die Wahrscheinlichkeit eines Aufstiegs hätte erhöht werden können, in den Folgesaisons, so hätte man evtl. auch ab der Saison 2012/2013 mit an die 2,5 Millionen planen können! Käme somit auf ein Volumen von 29,5-30,5 Millionen € im optimistischen Fall.

Der richtige Zeitpunkt!

In diesem Jahr, am 31.10.2020 jährte sich der 100. Geburtstag von Fritz-Walter. Gerade jetzt ist ein optimaler Zeitpunkt, um dieses Format quasi in der Nachspielzeit zu realisieren! Sich auf die Werte zu berufen und Krisen anzugehen und zu meistern.

Der DFB prämiert seine besten Jugendspieler jährlich mit der Fritz-Walter-Medaille, was verdeutlicht, dass der Stadionname auch für den DFB wichtig und schützenswert ist.

Mehr als 60 Jahre nach dem Wunder von Bern, sowie einer langen Phase von diversen Naming Rights, welche Geld in die Kassen der Bundesligavereine und Stadionträger spülte, ist die Zeit gekommen auch in Kaiserslautern die Stadionfinanzierung aktiv zu stemmen; und somit der aufkommenden Kritik des Bund der Steuerzahler entgegen zu treten.

Wer uns findet, findet uns gut! So lautet ein Slogan der Stadt Kaiserslautern.



Beitragvon Alex76 » 20.11.2020, 23:11


Die Suche nach einem Investor in Corona-Zeiten – Auf der Suche nach einem Wunder (III)

Sportlich dümpelt der 1.FC Kaiserslautern aktuell in der 3.Liga. Wirtschaftlich hat die Beendigung des Planinsolvenzverfahren die Kapitalgesellschaft entschuldet. Auf dem eingetragenen Verein lasten Zahlungsverpflichtungen von ca. 7 Millionen €.

Der Blick in die Tageszeitung ist nicht verheißungsvoll. Dort die Auswirkungen von Corona. In Ungarn und Polen haben die Staatschefs bei einem EU-Videogipfel die Corona-Konjunkturhilfen und den EU-Haushalt für die nächsten sieben Jahre blockiert. Diese sind an Rechtsstaatsprinzipien geknüpft und sollen auch Korruptionen entgegenwirken.

Was gibt in diesen schweren Zeiten Hoffnung? Mindestens zwei Impfstoffe können Ende dieses Jahrs bzw. Anfang des neuen Jahrs auf den Markt kommen, was insofern bemerkenswert ist, da eine Marktzulassung normalerweise länger dauert.


Der 1.FCK und die Europäische Idee

Solidarität und gemeinschaftliche Hilfe sollten das Verhalten für EU-Bürger prägen und leiten. Natürlich im erträglichen Rahmen und auch mit gegenseitigem Verständnis und Respekt vor dem jeweiligen Land.

Die kulturelle Vielfalt Europas ist groß. Reicht von coolen Isländern, über saunaliebhabende Finnen und sonnengebräunten Spaniern und Griechen, die im Schatten liegend vom FC Sevilla oder einem griechischen Spitzenclub träumen. Fußball verbindet Kulturen. Fußball emotionalisiert die Massen sowohl in Europa als auch auf der ganzen Welt. Daneben gibt es auch weitere Sportarten, die ähnliche Begeisterungen entfachen können und bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen ihren Höhepunkt finden.

So ist es auch erfreulich, dass der 1.FCK die europäische Idee früh verinnerlicht hat und Hilfskonvois nach Kroatien und Bulgarien organisierte. Dafür haben sich der Fanbeirat des 1.FCK sowie der ehemalige Präsident Norbert Thines eingesetzt. 2000 Kilometer quer durch Europa reichte die Strecke 1994 von Kaiserslautern nach Tarnovo in Bulgarien. Bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h braucht man dazu 2o Stunden, wenngleich die Autobahnen und Straßen zur damaligen Zeit auf ein großes Abenteuer deuteten. Die LKWs waren vollbeladen mit Hilfsgütern, die von den Fans gespendet wurden. Auch Bayer Leverkusen ließ die Kontakte zum Bayerwerk spielen und spendete Arzneimittel für das Krankenhaus in Tarnovo.

Am 7.Februar 1992 wurde der Vertrag von Maastricht (Vertrag über die Europäische Union, EUV) unterzeichnet, der seit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1957 (Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union, Römische Verträge, AEUV) als größter Baustein auf dem Weg zur Europäischen Union gilt. In Kraft trat der Vertrag von Maastricht nach einem zweiten dänischen Referendum erst am 1.November 1993.

Die europäischen Staaten einigten sich auf drei Säulen der europäischen Union. Erste Säule ist die Europäische Gemeinschaft bestehend aus Agrarpolitik, Zollunion und Binnenmarkt, Handelspolitik, Wirtschafts- und Währungsunion, Bildung und Kultur, Forschung und Umwelt, Gesundheitswesen, Verbraucherschutz, Sozialpolitik und der Zusammenarbeit im Bereich Kernenergie. Die zweite Säule fußt auf einer Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, die den Fokus auf Gemeinsame Positionen, Friedenserhaltung, Menschenrechte, Demokratie, Hilfe für Nicht-EU-Staaten, gemeinsames Vorgehen in der Sicherheitspolitik, Kampf gegen Terrorismus und gemeinsame Truppen richtet. Dritte Säule umfasst die Polizeiliche und justiziable Zusammenarbeit. Hier agieren die Staaten zusammen im Kampf gegen die organisierte Kriminalität, Einwanderungs- und Asylpolitik, Zusammenarbeit in Zivil- und Strafprozessen und der polizeilichen Zusammenarbeit.

Zur Veränderung der EU-Gründungsverträge müssen neue völkerrechtliche Verträge, sogenannte Änderungsverträge, abgeschlossen werden. An der Stelle möchte ich nicht in die Tiefe steigen, sondern betonen, dass unter der EU 27 Länder mit 450 Millionen Einwohner subsumiert sind, die „In Vielfalt geeint“ sind.


Nachspielzeit in Kaiserslautern! Nachträgliche Gläubigerlösung und Gründung einer gGmbH ?!

Sportlicher sollte da schon der Blick nach Kaiserslautern sein, wo die Finanzen den Sport in den Schatten drängten. Nach wie vor besteht die Hoffnung auf Basis der Naming Right Alternative einerseits eine erweiterte nachträgliche Gläubigerlösung zu realisieren, andererseits die zukünftige sportliche Wettbewerbsfähigkeit des 1.FC Kaiserslautern sicherzustellen.

Nachträgliche Gläubigerlösung!
Eine Insolvenzquote von 4% ist recht wenig. Für diejenigen Selbständigen, die z.B. ein mittelständiges Unternehmen im Handwerk betreiben und in Vorleistungen getreten sind, bedeuten Zahlungsschwierigkeiten extreme Sorgen. Sollten aus der Naming Right Alternative nachträgliche Einnahmen erzielt werden, dann könnten diese in einen Entschädigungstopf fallen und für eine erweiterte faire Gläubigerlösung zur Verfügung stehen. Somit könnten auch die Schulden des eingetragenen Vereins getilgt werden..

Gründung einer gemeinnützigen GmbH
Zusätzlich und unabhängig von der Fritz-Walter-Stadion GmbH soll der Verein mit einer gemeinnützigen GmbH fit für die Zukunft gemacht werden. Die Vermarktung eines Vereins in einer strukturschwachen Region ist nicht einfach. Eher herausfordernd. Umso wichtiger ist es, dass neue Ansätze entstehen, die das Stadion füllen helfen. Da wo der Verein bzw. die KGaA sich im Graubereich bewegen würden (Vertrag mit Lagardère bzgl. Namensrechte), besteht für die gGmbH bzw. den Verein die Möglichkeit innovative Konzepte zu entwickeln. Im Optimum wäre ein großer runder Tisch zielführend, um die Interessenlage zu erörtern und die Partnerschaften neu zu befruchten.

Nebst Verein und GmbH & KGaA besteht die Möglichkeit der gemeinnützigen GmbH weitere Arbeitsplätze zu schaffen, die regional verankert und indirekt mit dem 1.FCK zu tun haben. Warum gemeinnützig?
Viele Ziele der gGmbH sind unter dem Begriff Gemeinnützigkeit abgedeckt.
Laut § 52 Abs. 2 AO sind u. a. folgende Ziele als gemeinnützig anzuerkennen (unvollständige Aufzählung):
• die Förderung von Wissenschaft und Forschung
• die Förderung von Bildung und Erziehung
• die Förderung von Kunst und Kultur
• die Förderung von Völkerverständigung
• die Förderung des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege
• die Förderung des Sportes
• die Förderung der Entwicklungszusammenarbeit
• die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements zugunsten gemeinnütziger, mildtätiger und kirchlicher Zwecke (seit 1. Januar 2007)
• die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege (neu bzw. zu erweitern: Klimaschutz!)

Zweck der gGmbH könnte (in Teilbereichen) der Betrieb, Vermarktung und Finanzierung von Sportstätten in Rheinland-Pfalz sein. Daher liegt ein großer Fokus auf den Bereichen Sport, Architektur, Tourismus, Kunst und Kultur.

Die gGmbH wäre in der Lage eine Mietentlastung an den Verein direkt weiterzugeben und die Instandhaltung/Investitionen ins Stadion zu gewährleisten. Dazu kämen die weiteren Betriebskosten.

Zu denken wäre mittelfristig z.B. auch an eine Großsporthalle in Mainz, die auf den Handball und Eishockey abzielt. Ich betrachte es schon mal sportlich: Kernkompetenz Handball, Nebenkompetenz Fußball,… So ein bisserl Überheblichkeit holt scho soin.

In Corona-Zeiten leicht verdrängt ist die Klimakrise mit den Folgen des Klimawandels für uns alle. Auch hier ist eine Zusammenarbeit mehrerer (eigentlich alle) Länder erforderlich, um für ein Wunder zu sorgen und gewährleisten, dass das Pariser Klimaabkommen erreicht wird.



Beitragvon Alex76 » 28.11.2020, 22:34


Die Nationalmannschaft während der Corona-Pandemie – Auf der Suche nach einem Wunder (IV) – Teil I

Der Fußball lebt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Trotz der Pandemie findet der professionelle Fußball statt. Sowohl in den Bundesligen als auch in den internationalen Vereinswettbewerben. Hinzu kommen die Spiele der Nationalmannschaft.


Die Schmach von Sevilla: Spanien vs. Deutschland 6:0

Die Niederlage der deutschen Nationalmannschaft war deutlich und setzte eine ganze Nation in einen Schockzustand. In der Historie der Nationalmannschaft gab es lediglich 1931 eine 0:6 Niederlage gegen Österreich und 1909 eine bittere 0:9 Niederlage gegen England. Das Chancenverhältnis bei der 0:6 Niederlage gegen Spanien betrug 1:12, so dass neben der Abwehr, dem Mittelfeld und dem Angriff in allen Mannschaftsteilen Totalausfälle zu verzeichnen waren.

Besonders bitter wiegt die Niederlage, da Im Vorfeld die Freude auf ein spannendes und attraktives Spiel sehr groß war. Immerhin traf der Weltmeister von 2010 Spanien auf den Weltmeister 2014 aus Deutschland. Sportlich ging es um ein Weiterkommen in der UEFA Nations League, die im Halbfinale mit Italien, Belgien und Frankreich attraktive Gegner offeriert.

In Zeiten von Corona geht es auch darum den Menschen Abwechslung und Aufmunterung zu bieten. Andererseits fragen sich viele Menschen wieso trotz Lockdown weitere Nationalspiele stattfinden dürfen. Man hatte den Eindruck, dass die Nationalmannschaft ein Ventil für den gesellschaftlichen Frust ist. So wunderte es nicht, dass bei einer Doppelpassumfrage 94% der Deutschen für einen Trainerwechsel votierten. Jogi Löw als Gesicht der deutschen Nationalmannschaft hat aktuell einen äußerst undankbaren Job. Zu Beginn des ersten Lockdowns im März mussten die Toptestspiele gegen Spanien, Italien und der Schweiz abgesagt werden. Im Zuge der Pandemie geht es Jogi Löw wie vielen anderen Arbeitnehmern erst einmal einfach zu funktionieren, Ängste und Sorgen zu verarbeiten und den Humor sowie die Zuversicht wiederzuerlangen.

Auf dem Weg zum Turnier wird es noch Unsicherheiten in der DFB-Planung geben, da die vergangenen Wochen gezeigt haben, dass sich einige Nationalspieler mit Corona infiziert haben und den Gang in die Quarantäne antreten mussten. Bis zum Beginn der Europameisterschaft am 11.Juni ist Zeit sich nochmals mental auf die Europameisterschaft vorzubereiten. Insgesamt werden 24 Nationen europaweit in 12 Ländern die Spiele austragen. Am 11. Juli findet im Wembley-Stadion das Endspiel statt.

Das Ziel vor Augen und die Analyse zurückblickend gilt es eine nüchterne Ausgangslage vor der Europameisterschaft zu skizzieren:


Bisherige Turnierleistungen und Sportliche Bilanz 2020 von Jogi Löw

Die Ära Joachim Löw begann im Vorfeld zur Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland als Assistenztrainer von Jürgen Klinsmann. Gegen teils harsche Kritik setzten sie einen Reformkurs hin zu modernen Trainings- und Spielmethoden im deutschen Fußball durch. Mit dem Fußballsommermärchen präsentierte sich Deutschland als sympathischer Gastgeber und scheiterte erst dramatisch beim 0:2 nach Verlängerung im Halbfinale gegen Italien.

Nachdem Jürgen Klinsmann seinen Rücktritt bekanntgab, benannte der DFB Assistenztrainer Joachim Löw als Klinsmanns Nachfolger, um den vollzogenen Reformkurs fortzuführen.

Spätestens nach dem zweiten Tabellenplatz bei der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz beeindruckte die deutsche Nationalmannschaft teils mit attraktivem Offensivfußball, der bei deutschen Nationalmannschaften eher selten der Fall war. Generell galt Deutschland als Turniermannschaft.

Auch bei der WM 2010 in Südafrika reichte es noch nicht zum Turniersieg. Insbesondere in den Spielen gegen Australien, England, Argentinien und Uruguay zeigte die Mannschaft von Jogi Löw beherzten Angriffsfußball, indem sie den Gegner dominierte und durch schnelle und überraschende Kombinationen erfolgreich den Torabschluss fand. Einhellig gelobt wurde die offensive Spielweise mit 16 Toren - die meisten geschossenen Toren aller Teilnehmer.

Wie auch beim vorherigen Turnier war Spanien mit jeweils einer 0:1 Niederlage schmerzhafter Gegner bei den Entscheidungsspielen. Allerdings war der Hunger und das Selbstvertrauen der Mannschaft geweckt, die über ein Korsett mit Spielern wie Philipp Lahm, Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose und Lukas Podolski verfügten und deren Höhepunkt bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien erst noch bevorstehen sollte.

Über die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine mit einem erneuten 3.Platz, sollte dann der große Erfolg im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro erfolgen. Erinnerungen waren geweckt zwischen dem Trainingscamp Campo Bahia und dem schweizerischen Spiez. Im Endspiel bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien flankte Schürrle auf den einschussbereiten Mario Götze, der Volley das 1:0 gegen Argentinien erzielte. Es war der ersehnte WM-Triumph an traditionsreicher Stätte. Dort wo bei der ersten Weltmeisterschaft 1950 im Finale zwischen Brasilien und Uruguay zwischen gesicherten 173.850 Zuschauern und gefühlten 203.851 Zuschauern Platz fanden. Dort wo bei den Olympischen Spielen 2016 die Ehre der brasilianische Fußballer um Nejmar wiederhergestellt wurde. Ausgerechnet gegen die von Horst Hrubesch betreute deutsche Mannschaft, die mit Lukas Klostermann, Niklas Süle, Matthias Ginter und Julian Brandt aktuelle Nationalspieler stellte.

Was kam nach dem Triumph von Brasilien? Bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich musste die deutsche Nationalmannschaft eine 0:2 Halbfinalniederlage gegen den Gastgeber Frankreich einstecken. Mit dem Gewinn des FIFA-Konföderationen-Pokal 2017 in Russland verdeckte der DFB aufkommende kritische Stimmen, die sich an der fortschreitenden Kommerzialisierung und Entfremdung der Mannschaft störten. Bereits im Vorfeld während der Turniervorbereitung zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland empfanden sich die Fans als störendes Beiwerk, denen der Zugang zum Training verboten wurde. Die Kritik wurde nach dem Ausscheiden in der Vorrunde gegen Südkorea lauter.

Auch in Russland schottete sich das Team von Presse und Fans ab. Teamquartier war der „Watutinki Hotel Spa Complex“, wo die Mannschaft im nahe gelegenen Trainingszentrum von ZSKA Moskau trainieren konnte. Vielleicht lag es am Trainingslager weswegen sich die Stimmung aus dem Konföderationen-Pokal nicht einstellen wollte. 2017 bezog der DFB-Tross noch ihr Quartier in Sotschi, wo 2014 die Olympischen Winterspiele stattfanden. Eine Stadt mit 343.334 Einwohnern am Schwarzen Meer.

Zur Kritik führte auch die Berufung des Kaders, der sich aus den Weltmeistern von 2014 sowie den meist jungen talentierten Spielern des FIFA-Konföderationen-Pokals 2017 und aktuellen aufstrebenden Bundesligastars zusammensetzte. Ein Luxusproblem?

Neu im Fußballterminkalender ist die Nations League, welche einen Status zwischen Freundschaftsspiel, Qualifikationsturnier und offiziellem Wettbewerb hat. Mit Frankreich und den Niederlanden war die deutsche Gruppe 2018/2019 hochkarätig besetzt. Die Spiele gegen Weltmeister Frankreich und den Niederländern endeten mit zwei Niederlagen und zwei Unentschieden eher suboptimal. Nur durch die Modifikation des Wettbewerbs war Deutschland auch in der nächsten Runde in Gruppe A und musste nicht in die Gruppe B absteigen.

In der Nations League 2020/2021 belegte Deutschland nach sechs absolvierten Partien den 2. Platz hinter Primus Spanien. Auffällig sind drei Unentschieden (Deutschland – Spanien 1:1, Schweiz – Deutschland 1:1, Deutschland – Schweiz 3:3) mit teilweise eklatanten Abwehrfehlern. Lediglich gegen die Ukraine gewann die Nationalmannschaft, wenngleich sich auch in diesen Spielen die Abwehrschwäche zeigte.

Darüber hinaus fanden zwei Testspiele gegen Tschechien (1:0) und die Türkei (3:3) statt.

Zusammenfassende Turnierleistungen unter Jogi Löw:
Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland: Platz 3 (Italien 0:2)
Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz: Platz 2 (Spanien 0:1)
Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika: Platz 3 (Spanien 0:1)
Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine: Platz 3 (Italien 1:2)
Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien: Platz 1
Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich: Platz 3 (Frankreich 0:2)
FIFA-Konföderationen-Pokal 2017 in Russland: Platz 1
Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland (Vorrundenaus nach 0:2 gegen Südkorea)

März
Do, 26.03.2020 Testspiel
Spanien – Deutschland (annulliert)
Di, 31.03.2020 Testspiel
Deutschland – Italien (annulliert)

Mai
So, 31.05.2020 Testspiel
Schweiz – Deutschland (annulliert)

September
Do, 03.09.2020 UEFA Nations League (1. Spieltag)
Deutschland – Spanien 1:1
So, 06.09.2020 UEFA Nations League (2. Spieltag)
Schweiz – Deutschland 1:1

Oktober
Mi, 07.10.2020 Testspiel
Deutschland – Türkei 3:3
Sa, 10.10.2020 UEFA Nations League (3. Spieltag)
Ukraine – Deutschland 1:2
Di, 13.10.2020 UEFA Nations League (4. Spieltag)
Deutschland – Schweiz 3:3

November
Mi, 11.11.2020 Testspiel
Deutschland – Tschechien 1:0
Sa, 14.11.2020 UEFA Nations League (5. Spieltag)
Deutschland – Ukraine 3:1
Di, 17.11.2020 UEFA Nations League (6. Spieltag)
Spanien – Deutschland 6:0


Vom Tikitaka zum schnellen Umschaltspiel

Jogi Löw durchlebte verschiedene Spielphilosophien, die von 2006 bis 2018 den Fußball prägten. Bei der WM 2006 war überraschend Italien Weltmeister geworden. Sehr stark taktisch geprägt und mit zweikampfbetonter Spielweise, die sechs rote Karten während der Spiele zu Folge hatte.

Spanien pflegt einen spielerisch disziplinierten Fußball, der bei der Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz und bei der WM 2010 in Südafrika führend war zum Leid der deutschen Nationalelf, die jeweils 0:1 in Finale und Halbfinale an den Iberern scheiterten.

Frankreich war 2006 einer der großen Favoriten mit einem überzeugenden Zinédine Zidane. Leider, neutral fußballinteressierend betrachtet, ließ sich Zinédine Zidane zu einer Kopfnuss gegen Materazzi hinreißen, so dass Frankreich in Unterzahl gegen Italien unterlag. 2016 sollte die neuformierte Tricolore im eigenen Land Europameister werden. Im Finale unterlagen die physisch starken Franzosen gegen Portugal. Trotz einer Verletzung von Weltfußballer Ronaldo während des Finalspiels wuchs Portugal über sich hinaus und konnte mit 1:0 n. V. den größten Erfolg im portugiesischen Fußball feiern.

2018 konnte Frankreich im Finale gegen Außenseiter Kroatien das Ruder an sich reißen und gewann recht deutlich mit 4:2. Das vorweggenommen Endspiel fand wohl im Halbfinale zwischen Belgien und Frankreich statt, bei dem die Hochgeschwindigkeitsgranaten um den Franzosen Kylian Mbappé und die belgischen Topstars Kevin De Bruyne und Romelu Lukaku aufeinandertrafen.


Der Umbruch nach der Weltmeisterschaft 2014

Absoluter Höhepunkt von Jogi Löw war der Gewinn der Weltmeisterschaft in Brasilien 2014. Zusammen mit dem Trainerteam um Hansi Flick und Andreas Köpke überzeugte die Nationalmannschaft mit offensiver Spielfreude und einer ausgewogenen Balance in der Defensive. Hansi Flick war von 2006 bis 2014 Assistenztrainer von Jogi Löw. Zusätzlich war Flick an der Erstellung von Datenbanken beteiligt, die Informationen über die körperliche und technische Entwicklung der Nationalspieler liefern. Vom 1. September 2014 bis zum 16. Januar 2017 war er Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund.

Von dem Weltmeisterkader sind Manuel Neuer, Matthias Ginter, Julian Draxler und Toni Kroos noch in der Nationalelf tätig. Manuel Neuer und Toni Kroos kann man als Stammspieler bezeichnen. Manuel Neuer zusätzlich als kommunikativer Leader.

Damals bei der Weltmeisterschaft in Brasilien 2018 hatte das Mannschaftsgefüge sehr gut harmoniert mit charismatischen Leadern und sportlichen Virtuosen, die zusammen ein fußballerisches Orchester bildeten. Jogi Löw als feinfühliger Dirigent an der Seitenlinie. Auf sieben Einsätze kamen Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Benedikt Höwedes, Philipp Lahm, Toni Kroos, Mesut Özil und Thomas Müller. Sechs Einsätze erreichten Mats Hummels, Per Mertesacker, Mario Götze, Bastian Schweinsteiger und André Schürrle. Sami Khedira und Miroslav Klose wurden fünf Mal eingesetzt. Weniger als fünf Einsätze erreichten Shkodran Mustafi (3), Julian Draxler (1), Christoph Kramer (3) und Lukas Podolski (2). Ron-Robert Zieler, Roman Weidenfeller, Kevin Großkreutz, Matthias Ginter und Erik Durm blieben ohne Einsatz bei der Weltmeisterschaft.

Ein Jahr vor der eigentlichen Weltmeisterschaft in Russland spielte Deutschland beim FIFA-Konföderationen-Pokal 2017. Austragungsorte für die zwei Gruppen mit jeweils vier Mannschaften waren Sankt Petersburg, Moskau, Kasan und Sotschi.

Kurz vor dem Turnier fand die U-20-Weltmeisterschaft und nahezu zeitgleich die U-21-Europameisterschaft statt. Bundestrainer Jogi Löw zog in Erwägung auf einige Nationalspieler zu verzichten für die es das dritte Sommerturnier innerhalb von drei Jahren wäre. Daher war die Nominierung des Kaders nicht leicht. Löw nominierte mit Julian Draxler, Matthias Ginter und Shkodran Mustafi nur drei Weltmeister. Zusätzlich standen sieben Spieler (Emre Can, Draxler, Jonas Hector, Joshua Kimmich, Bernd Leno, Mustafi und Marc-André ter Stegen) im Kader, die bereits im Kader für die EM 2016 waren. Erstmals für die A-Nationalmannschaft nominiert wurden Kerem Demirbay, Diego Demme, Marvin Plattenhardt, Lars Stindl, Sandro Wagner und Amin Younes.

Zur Überraschung vieler dominierte die Nationalelf den Konföderationen-Pokal begleitet von der Europameisterschaft der U21-Mannschaft. Wie sich später herausstellen sollte, bedeutete das positive Abschneiden für den Bundestrainer ein Luxusproblem, da sich viele potentielle Nationalspieler aufdrängten. Somit auch in den Fokus der medialen Öffentlichkeit rückten Für Löw galt es die Balance zu finden zwischen Alt und Jung. Erfahrung und jugendlicher Frische. Weltmeister und Confedcupsieger. Oder doch ein Spieler der erfolgreichen U21? Viele Entscheidungen für den Bundestrainer. Bei der Bekanntgabe des Kaders für Russland 2018 verzichtete Löw auf Leroy Sané und Sandro Wagner.

Aus dem erfolgreichen WM-Kader von 2014 waren noch neun Spieler (Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mats Hummels, Sami Khedira, Toni Kroos, Mesut Özil, Thomas Müller, Julian Draxler und Matthias Ginter für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland nominiert. 13 Spieler (Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp, Jonas Hector, Joshua Kimmich, Marvin Plattenhardt, Antonio Rüdiger, Niklas Süle, Julian Brandt, Leon Goretzka, Sebastian Rudy, Timo Werner, Julian Draxler und Matthias Ginter Julian Draxler und Matthias Ginter) waren im Kader des gewonnenen FIFA-Konföderationen-Pokals 2017 teil, darunter zwei Spieler (Julian Draxler und Matthias Ginter), die in beiden Kadern standen.

Trotz nur drei Vorrundenspielen kamen nahezu alle Spieler zu Einsatzminuten. Lediglich Matthias Ginter, Marc-André ter Stegen und Kevin Trapp wurden nicht eingesetzt.



Beitragvon Alex76 » 04.12.2020, 22:27


Die Nationalmannschaft während der Corona-Pandemie – Auf der Suche nach einem Wunder (IV) – Teil II/III

Nachdem die DFB-Elf in Sevilla negativ in Erscheinung getreten ist, so rückt der spanische Fußball positiv in den Fokus. Was zeichnet die spanische Nationalmannschaft aus? Was zeichnet die spanische Liga aus? Was sind die Erfolgsfaktoren der spanischen Nationalmannschaft?


Spanien vs. Deutschland im Relive!

Zunächst gilt es die Schmach von Sevilla nochmals anzuschauen, um die großen Schwächen und Baustellen zu thematisieren. Durch die Bank weg war Spanien ein spielstarker Gegner und wusste das berühmte Tiki-Taka gekonnt einzusetzen. Der Ballbesitz verteilte sich zu 70% auf das spanische Team, das eine herausragende Passquote von 94% bei 812 gespielten Pässen erzielte. Auf lediglich 352 Pässe bei einer Passquote von 84% kam das deutsche Team. Deutschland lief dem Ball hinterher und kam nicht in die entscheidenden Zweikämpfe.

Der Torreigen war bereits in der 17. Minute eröffnet, als Fabian eine Ecke mit viel Spin auf den langen Pfosten zielte, wo Gnabry unter dem Ball durchsprang und Morata zum 1:0 einköpfen konnte. Ein klassisches Mismatch! Vermeidbar! In der Folge spielten sich die Spanier in einen Rausch begleitet mit einer Vielzahl an ungenutzten Torchancen. Ferran Torres vergab drei Torchancen (21.,30.,33.), ehe ihm in der 33.Minute per Volleyabnahme das 2:0 glückte. Dem Treffer ging eine Flanke von Koke auf Olmo voraus, der diese an die Latte köpfte. Der Abpraller wurde zur Vorlage für Ferran. Nach einer weiteren Ecke köpfte Rodrigo in der 38. Minute zum 3:0-Pausenstand ein. Gegen eine spanische Mannschaft drei Gegentore aus Kopfbällen in einer Halbzeit zu kassieren, lässt auf große Abstimmungsprobleme im Defensivverbund schließen.

Trotz des Ausfalls von Busquets und der Auswechslung von Sergio Ramos kurz vor der Halbzeit, sollte sich die Dominanz der Spanier auch in der 2.Halbzeit fortsetzen. B <ei einer Drei-gegen-Eins-Situation musste Ferran Torres nach Querpass nur noch zum 4:0 in der 55.Minute einschieben. Auch das 5:0 konnte Torres nach einer schnellen Kombination mit einem präzisen Schuss von der Strafraumgrenze in der 72.Minute erzielen. Erst in der 77.Minute traf Serge Gnabry mit einem fulminanten Schuss an die Latte. Ein weiteres spanische Tor drückte Oyarzabal nach Querpass in der 89. Minute zum Endstand von 6:0 über die Linie.

Ein grober Blick auf die Vereinszugehörigkeit und die Ausbildung ist interessant. Beim Spiel der spanischen Mannschaft gegen Deutschland setzten sich die 16 eingesetzten Spieler aus folgenden Vereinen zusammen: Athletic Bilbao (1 Spieler), FC Barcelona (1 Spieler), Real Madrid (2 Spieler), FC Villareal (2 Spieler), FC Valencia (1 Spieler), Real Betis Sevilla (1 Spieler), Atlético Madrid (1 Spieler), Real San Sebastian (1 Spieler), Manchester City (3 Spieler), RB Leipzig (1 Spieler), Juventus Turin (1 Spieler), SSC Neapel (1 Spieler). Die bei ausländischen Vereinen unter Vertrag stehenden Spieler entstammen der Nachwuchsarbeit vom FC Barcelona (2 Spieler), Real Madrid (1 Spieler), FC Villareal (1 Spieler), Real Betis Sevilla (1 Spieler) und FC Valencia (1 Spieler).

Der Kader besticht durch eine ausgewogene Repräsentation des Landes und profitiert von der guten Nachwuchsarbeit des spanischen Verbandes und dessen Vereinen. Deutschland muss sich in der Abwehrarbeit steigern. Dies gilt besonders bei Eckstößen und Flanken sowie der lautstarken Kommunikation untereinander. Neben der Abwehr stockte das Offensivspiel. Keine Entlastung. Wenig Freilaufen ohne Ball. Wenige genaue schnelle Pässe in die Spitze.

Spanien gegen Deutschland - das komplette Spiel vom 17.11.2020:
https://www.sportschau.de/fussball/nati ... l-100.html


Die spanische Nationalmannschaft als Topfavorit für die Europameisterschaft!

Die Nationalmannschaft fristete lange Jahre ein Schattendasein bei den Spaniern hinter den erfolgreichen Clubmannschaften aus Madrid und Barcelona, die international mit Triumphen aufwarteten. Mit dem FC Sevilla und dem FC Valencia sind international auch Mannschaften aus dem Süden und der Mitte Spaniens vertreten.

Nach dem Erfolg der Spanier bei der Europameisterschaft 1964 im eigenen Land, rückte der spanische Nationalmannschaftsfußball in den Hintergrund. Häufig scheiterte die Selección in der Vorrunde. Besonders enttäuschend verlief die Weltmeisterschaft 1982 im eigenen Land mit Unentschieden gegen England und Außenseiter Honduras sowie Niederlagen gegen Nordirland und Deutschland. Spanien schied mit nur einem Sieg gegen Jugoslawien bereits in der zweiten Runde aus.

Mit der Vizeeuropameisterschaft 1984 konnte die spanische Nationalmannschaft sich rehabilitieren. In den folgenden Jahren brach die Mannschaft allerdings wieder ein und konnte nur noch zwei Viertelfinalteilnahmen bis zur WM 2006 vorweisen.

Nach einer schwierigen Qualifikation mit Auswärtsniederlagen in Schweden und Nordirland qualifizierte sich die unter Trainer Luis Aragonés spielende spanische Mannschaft doch noch für die Europameisterschaft 2008 mit acht Siegen und einem Unentschieden in neun Spielen. Auffallend war das Kurzpassspiel, welches bei der WM 2006 erstmals als Tiki-Taka bezeichnet wurde und in den folgenden drei Meisterschaften ab 2008 ihre Perfektion finden sollte.

Zunächst eroberte Spanien den Europameistertitel 2008 in Österreich und der Schweiz. Wichtige Etappen waren der Viertelfinalsieg über Weltmeister Italien im Elfmeterschießen nach einem Spiel mit großer Vorsicht auf beiden Seiten und im Halbfinale ein klarer 3:0 Erfolg über Russland. Im Endspiel bezwang Spanien Deutschland mit 1:0 durch ein Tor von Fernando Torres mit 1:0. Eine große spanische Mannschaft war erwacht mit einem klaren Gesicht:

Iker Casillas (Kapitän der Mannschaft) – Sergio Ramos, Carlos Marchena, Carles Puyol, Joan Capdevila – Marcos Senna – Andrés Iniesta, Xavi, Cesc Fàbregas (63. Xabi Alonso), David Silva (66. Santi Cazorla) – Fernando Torres (78. Daniel Güiza)
Trainer: Luis Aragonés

Zum besten Spieler des Turniers wurde der Spanier Xavi gekürt. Mit weiteren acht Spielern stellte Spanien die meisten Spieler für den 23-köpfigen Allstar-Team-Kader.

Das Endspiel war das letzte Spiel von Trainer Luis Aragonés. Aragonés konnte neben der Nationalmannschaft auch mit Atlético Madrid als Spieler und Trainer große Erfolge vorweisen. Neuer Trainer wurde Vicente del Bosque, der mit Real Madrid als Spieler und Trainer eng verbunden war. Für beide Trainer war es auch eine große Leistung die beiden Vereinsströmungen vom FC Barcelona und Real Madrid in einem hungrigen Team zu vereinen.

Trotz einer Halbfinalniederlage mit 0:2 gegen die USA im FIFA-Konföderationen-Pokal 2009, die eine Rekordserie von 15 Siegen in Folge sowie 35 Spielen ohne Niederlage beendete, reiste Spanien als großer Mitfavorit zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Jedoch folgte bereits im ersten Spiel eine Ernüchterung gegen die Schweiz. Die Mannschaft konnte ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden und verlor trotz drückender Überlegenheit mit 0:1.

Spanien fing sich wieder und konnte als Gruppensieger im Achtelfinale Nachbar Portugal mit 1:0 schlagen. Auch bei den folgenden Spielen gegen Paraguay und Deutschland gewannen die Spanier mit 1:0. Einer der großen Erfolgsfaktoren war EM-Torschützenkönig David Villa, der auch bei der Weltmeisterschaft mit fünf Treffern zusammen mit Thomas Müller, Wesley Sneijder und Diego Forlán an der Spitze der Torjägerliste war. Im Endspiel gegen die bisher erfrischend aufspielenden Niederlande musste das Standardergebnis von 1:0 n.V. herhalten. Spanien war damit erstmals Weltmeister mit folgender Endspielaufstellung:

Iker Casillas (Kapitän der Mannschaft) – Sergio Ramos, Gerard Piqué, Carles Puyol, Joan Capdevila – Sergio Busquets, Xabi Alonso (87. Cesc Fàbregas) – Andrés Iniesta, Xavi, Pedro (60. Jesús Navas) – David Villa (106. Fernando Torres)
Trainer: Vicente del Bosque

Es war eine minimalistische Weltmeisterschaft der Spanier, die meist in der 2. Halbzeit das Tor zum 1:0 erzielten. Insgesamt wurden sechs Spanier in die All-Star-Elf berufen. Ähnlich wie die deutsche Mannschaft konnte die Niederlande während der WM mit offensiver Spielweise beeindrucken als Sieger der Herzen. Dabei sind der spanische Tiki-Taka-Fußball und der holländische Fußball gar nicht weit auseinander.

Die Wurzeln des Tiki-Taka fußen auf der glorreichen Zeit von Johan Cruyff als Spieler und Rinus Michels als Trainer und gingen aus dem Totalen Fußball der Niederländischen Schule hervor, bei der quasi jeder Spieler seine Anfangsposition wechseln konnte, so dass Stürmer, Mittelfeldspieler und Verteidiger untereinander variierten. Im Mittelpunkt der Trainingseinheiten steht der Ball.

Charakteristisch für das spanische Tiki-Taka ist ein hoher Ballbesitzanteil der angreifenden Mannschaft, wodurch die gesamte Mannschaft fortwährend in Bewegung ist und den Ball durch die Reihen zirkulieren lässt. Es kommt also zu vielen Kombinationen, mit Positionsrochaden und permanenten Dreieckszuspielen. Voraussetzung ist eine gute Technik, Passgenauigkeit und Spielintelligenz.

Vor allem Deutschland mit 16 Turniertreffern und auch die Niederlande mit 12 Treffern sorgten für offensiven Glanz in Südafrika. Spanien war sehr taktisch geprägt und erzielte lediglich 8 Treffer.

Wesentlich torreicher war der Auftritt der Spanier bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine 2012, wo Spanien als erste Mannschaft den Titel verteidigen konnte und damit als erste europäische Mannschaft drei Titel in Folge gewann. Vor Turnierbeginn musste Spanien den Ausfall seines Torjägers David Villa kompensieren. Trainer Vicente del Bosque spielte daraufhin ein System ohne klassischen Mittelstürmer und setzte Cesc Fàbregas als sogenannte „Falsche Neun“ ein.

Mit Siegen gegen Frankreich (2:0) im Viertelfinale, Portugal (0:0 n. V., 2:4 i. E.) im Halbfinale und Italien (4:0) im Finale ist aus dem biederen Weltmeister von 2010 ein spektakulärer Europameister 2012 geworden. Im Endspiel gegen Italien formierte del Bosque nochmals ein 4-6-0-System in Verbindung mit effizientem Tiki-Taka, auf das die Italiener keine passende Antwort fanden:

Iker Casillas (Kapitän der Mannschaft) – Jordi Alba, Sergio Ramos, Gerard Piqué, Álvaro Arbeloa – Xabi Alonso, Sergio Busquets, Xavi – Andrés Iniesta (86. Juan Mata), Cesc Fàbregas (75. Fernando Torres), David Silva (59. Pedro)
Trainer: Vicente del Bosque

Zwölf Spieler waren bereits bei der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz 2008 mit dabei: Raúl Albiol, Xabi Alonso, Álvaro Arbeloa, Iker Casillas (beide Male als Kapitän), Santi Cazorla, Cesc Fàbregas, Andrés Iniesta, Sergio Ramos, Pepe Reina, David Silva, Fernando Torres und Xavi.

Mit Andrés Iniesta stellte Spanien den besten Spieler der EM, der zusammen mit weiteren neun Mitspielern in den 23-köpfigen Allstar-Team-Kader berufen wurde. Zudem erzielte Spanien gleich zwei Rekorde. Zum einen stellte die Furia Roja einen neuen Tor-Rekord für EM-Finalspiele auf. Zum anderen gelang es ihnen in den K.O.-Spielen der letzten drei Turniere kein Gegentor zu kassieren.

Doch nach dem Gewinn der Europameisterschaft 2012 verblasste der spanische Fußball. Mit hohen Ambitionen zur WM 2014 in Brasilien angereist, scheiterte das Team von del Bosque mit zwei Niederlagen gegen die Niederlande (1:5) und Chile (0:2) bereits in der Vorrunde. Auch bei der EM 2016 in Frankreich war im Achtelfinale bei einer 0:2 Niederlage gegen Italien nichts zu holen.

Die Zeit von del Bosque war nach der EM 2016 zu Ende und Julen Lopetegui sollte die Nationalmannschaft bei der WM 2018 in Russland betreuen. Bereits in der Qualifikation setzte Spanien ein Ausrufezeichen mit neun Siegen, einem Unentschieden und 36:3 Toren als Erstplatzierter vor den fünf Punkte schlechter stehenden Italienern. Ein zweites Ausrufezeichen setzte der spanische Verband als er Julen Lopetegui, dessen Vertrag am 22. Mai 2018 bis nach der Europameisterschaft 2020 verlängert wurde, zwei Tage vor dem WM-Auftaktspiel der Spanier gegen Portugal entlassen wurde. Grund war die Verkündung des Wechsels zu Real Madrid mittels einer Ausstiegsklausel nach der Weltmeisterschaft 2018.

Ex-Nationalspieler Fernando Hierro konnte als Nachfolger die negative Stimmung nicht in eine Jetzt-Erst-Recht Haltung ummünzen, so dass die Selección im Achtelfinale an Gastgeber Russland im Elfmeterschießen scheiterte (1:1, n.E. 5:6).

Ähnlich wie Deutschland musste Spanien die Weltmeisterschaft in Russland gleich in der UEFA Nations League verarbeiten. Dies gelang am 1.Spieltag unter Neutrainer Luis Enrique mit einem 2:1 Auswärtssieg in Wembley gegen England. Auch am 2.Spieltag siegte Spanien gegen Kroatien mit 6:0 eindrucksvoll. Aufgrund zweier Niederlagen in den Rückspielen, verpasste Spanien das Halbfinale.

Recht souverän schloss das spanische Team die Qualifikation zur Europameisterschaft 2020 als Erster ab. Der spanische Fußball ist auf einem guten Entwicklungsweg, wenngleich sich sehr starke Leistungen wie gegen Kroatien und Deutschland mit knappen Niederlagen abwechseln. Aktuell ist Spanien auf Platz 6 der FIFA-Rangliste der Männer gesetzt hinter Spitzenreiter Belgien, Frankreich, Brasilien, England und Portugal. Spannend wird noch der früher oder später stattfindende Rücktritt von Rekordspieler und Kapitän Sergio Ramos sein!


Die spanische Liga als Garant für internationale Topwerte!

Die spanische Liga ist geprägt von den zwei dominierenden Vereinen Real Madrid und FC Barcelona. Innerhalb der letzten 15 Jahre konnte nur Atlético Madrid in die Phalanx der beiden europäischen Schwergewichte eindringen. Der FC Barcelona wurde 9-mal Meister. Real Madrid 5-mal. Lange Jahre elektrisierte das Duell Messi gegen Ronaldo Spanien. Der Classico, das Spiel zwischen dem FC Barcelona gegen Real Madrid, ist wohl das meist übertragene Spiel im Vereinsfußball.

Erst seit der Saison 2016 gibt es in der Primera División eine Zentralvermarktung der TV-Gelder. Davor war die Verteilung der TV-Gelder zugunsten der Großvereine Real Madrid und FC Barcelona exorbitant. In der abgeschlossenen Saison 2018/2019 bewegte sich die Spreizung zwischen dem Ersten und dem Letzten der Liga auf einem Niveau von 3,8:1 ähnlich wie dies in der Fußballbundesliga ist.

Seit der Saison 2020/21 haben sich die Einnahmen von 1,4 auf 2,0 Milliarden Euro erhöht, wenngleich die Relationen beibehalten bleiben. Charakteristisch und im Gegensatz zur Bundesliga ist ein höherer Abstand der Mittelfeldteams zur Spitze, ebenso zur 2.Liga. Jedes Spiel findet in der Regel an einem exklusiven Termin statt, so dass der Zuschauer die Chance hätte alle zehn Partien eines Spieltages live zu sehen, was den TV-Sendern mehr Einnahmen beschert. Eine Konferenz ist nicht üblich.

Besucht der Tourist die Fußballmuseen spanischer Topvereine, so erstrahlt ihn der Glanz gewonnener europäischer Wettbewerbe.

12 UEFA Europa League Siege wurden von FC Sevilla (6 Siege), Atlético Madrid (3 Siege), Real Madrid (2 Siege) und FC Valencia (1 Sieg) gewonnen. Beeindruckend die Quote zwischen Titel und Endspielteilnahme. Diese beträgt 100%. Nimmt man die fünf verlorenen Endspielteilnahmen von Espanyol Barcelona (2), Athletic Bilbao (2) und Deportivo Alavés hinzu, so kommt der spanische Clubfußball auf eine Quote von 71%. Respekt, La liga! Der deutsche Clubfußball erreicht nur 43%.

18 Titel und eine Quote von 62% erreichte der spanische Vereinsfußball in der UEFA Champions League. Hier gelangen Real Madrid 13 Titel mit einer Quote von 81% und der FC Barcelona 5 Titel mit einer Quote von 63%. Darüber hinaus nahmen Atlético Madrid (3) und der FC Valencia (2) mehrmals am Finale teil. Im Vergleich liegt die deutsche Quote bei 44%.

Zur Vervollständigung beträgt die Quote des zur Saison 1999/2000 abgesetzten Europapokals der Pokalsieger für die spanischen Clubs 50%. 7 Siegen stehen 7 Niederlagen gegenüber!

Insgesamt ist die Performance der LaLiga auf europäischer Ebene sehr gut und damit deutlich besser als die der vier großen Ligen aus England, Deutschland, Italien und Frankreich. Bezogen auf die Nationalmannschaft sind spanische Spieler auf höchster europäischer Ebene in der Championsleague und Europaleague gefordert. Das gewonnene Selbstvertrauen und die Erfahrungen können auf die Nationalmannschaft positiv abfärben.



Beitragvon Alex76 » 15.12.2020, 16:51


Die Nationalmannschaft während der Corona-Pandemie – Auf der Suche nach einem Wunder (IV) – Teil III/III

Die Schmach von Sevilla sitzt noch in den Knochen. Bis zur Europameisterschaft ist nicht mehr lange. Am 15.06.2020 ist die Partie Deutschland gegen Mitfavorit Frankreich in der Münchner Allianzarena angesetzt. Es folgen noch die Gruppenpartien gegen Geheimfavorit Portugal am 19.06.2020 und gegen Ungarn am 23.06.2020 jeweils in München.


Bestandaufnahme 2020

Nach der 0:6 Niederlage in Spanien am 17.11.2020 war die Öffentlichkeit konsterniert. Wie kann es zu einer solchen Niederlage kommen? Eine sportliche und persönliche Aufarbeitung der Niederlage sollte bei einer DFB-Präsidiumssitzung erfolgen.

Knapp zwei Wochen nach der Nations-League-Partie in Sevilla hat der DFB mitgeteilt, dass Joachim Löw Bundestrainer bleibt. In einer Mitteilung am 30.11.2020 wurde festgehalten, dass das DFB-Präsidium gewillt ist, „den seit März 2019 eingeschlagenen Weg der Erneuerung der Nationalmannschaft mit Bundestrainer Joachim Löw uneingeschränkt fortzusetzen.“

Am 4.Dezember 2020 hat Teammanager Oliver Bierhoff die Jahre 2019 und 2020 nach der WM 2018 sportlich analysiert und sich den Fragen der Öffentlichkeit gestellt (ca. 90 Minuten):
https://tv.dfb.de/video/digitale-presse ... off/29082/

Oliver Bierhoff führte aus, dass nach der WM 2018 eine der Herausforderungen war vom statischen Ballbesitzfußball mit vielen Querpässen hinzu einer moderneren Ausrichtung zu kommen. Dies ist eine der Zielsetzungen für Joachim Löw gewesen, einen neuen Spielstil zu entwickeln, der die Fans wieder in Begeisterung versetzt. Daneben lautet eine große Aufgabe einen personellen Umbruch in die Wege zu leiten mit dem Blick auf die WM 2022 in Katar und die EM 2024 in Deutschland.

Gleichzeitig müssen die Mindestanforderungen erfüllt werden, die da heißen Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 und Nations League A. Als Tabellenerster vor den Niederlanden und mit 7 Siegen bei nur einer Niederlage hat sich Deutschland souverän für die Europameisterschaft qualifizieren können. Anders verlief die erstmalig ausgetragene Nations League A 2018/19, bei der Weltmeister Frankreich und die Niederlande einfach besser waren und Deutschland nur durch eine Reform des Wettbewerbs weiterhin in der Nations League A 2020/21 antreten durfte.

Damit war für Oliver Bierhoff das Jahr 2019 abgeschlossen, so dass das aktuelle Fußballjahr in den Fokus rückte, welches unter Corona-Bedingungen für alle Nationalmannschaften mit Einschränkungen behaftet war. Oliver Bierhoff verwies auf lediglich drei Abstellperioden, bei der lediglich eine Trainingseinheit Taktiktraining war, statt 9 Einheiten Taktiktraining im Jahr 2019. Durch Verletzungen und Rotationen litt die Qualität und die Automatismen im Spiel. Eine sportliche Weiterentwicklung ist 2020 ins Stocken geraten.

Aufgrund der physischen Belastungen war es 2020 nicht möglich die gewünschten Laufwege in den Rücken der gegnerischen Abwehr zu forcieren, was der Statik und Balance des Spiels abträglich war. Für ein schnelles, intensives, vertikales Spiel mit und ohne Ball bedarf es einiger Grundlagen wie einer hohen Beschleunigung, hohe Spielgeschwindigkeit und Stabilität/Sicherheit. Erschwerend kommt hinzu, dass viele offensive Spieler relativ jung und international unerfahren sind. Daher benötigt der Kader Trainings- und Entwicklungszeit und weitere Länderspielerfahrungen. Speziell die trainingsfreie Lockdownzeit hatte Auswirkungen auf die Verletzungsanfälligkeit im weiteren Verlauf des Jahres 2020. Eine vernünftige Belastungssteuerung für die Nationalmannschaft und die Vereine ist daher auch langfristig für das Jahr 2021 sinnvoll, auch wenn kurzfristige Erfolge dagegensprechen würden.

Zwischen den Spielern und Bundestrainer Joachim Löw gebe es keine Dissonanzen, erklärte Bierhoff. „Der Trend und die Zeichen sind klar, dass sie ihm folgen", so Oliver Bierhoff. „Ist das ein Sauhaufen? Das kann ich absolut negieren. Das sind tolle Jungs."

Bierhoff nahm auch Stellung zur Ansetzung von Länderspielen während der Corona-Pandemie: „Warum jetzt Länderspiele? Da frage ich: Warum jetzt eine langweilige Vorrunde in der Champions League? Warum muss das sein?“ Für den DFB seien die Länderspieleinnahmen enorm wichtig, da sie an die Basis fließen könnten, wohingegen die Champions League Einnahmen in hohe Spielergehälter fließen würden.


Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge heizte die Diskussion um Trainer Löw nochmals an, indem er von "zu viel Bierhoff" sprach. Bierhoff war am Wochenende zum zweiten Mal in einer Diskussionssendung von SKY öffentlich aufgetreten, wohingegen Joachim Löw sich bis dato noch nicht geäußert hatte.

Nach den heftigen Kritiken der Presse und Öffentlichkeit stellte auch Joachim Löw am 7.Dezember 2020 sich den Fragen der Journalisten (01:02:31 Stunden):
https://tv.dfb.de/video/digitales-press ... oew/29103/

Joachim Löw begann die mit Spannung erwartete Pressekonferenz mit einem Blick auf die Geschehnisse nach dem Spanien-Spiel: „Von meiner Seite aus freue ich mich, dass wir diese PK abhalten. Zu Beginn möchte ich sagen, dass ich mich mit konstruktiver Kritik auseinandersetzen kann und mich auch stelle. Deshalb hat es mich verwundert, als ich gehört habe, Löw ist abgetaucht."

Löw habe sich nach dem Spiel bei der Pressekonferenz und im Fernsehen geäußert. Danach war der Zeitplan vom DFB mit einer internen Besprechung und einer Präsidialsitzung am 4. Dezember vorgegeben.

Zum Spiel gegen Spanien sprach der Bundestrainer von einer großen Enttäuschung und Verärgerung seitens des Trainerteams und der Spieler. Er sprach von einer innerlichen Wut, da die Fans enttäuscht wurden und erst im nächsten Jahr die Möglichkeit besteht, eine Wiedergutmachung zu leisten. Zwei Tage nach der Niederlage wurde das Spiel zusammen mit dem Trainerstab intensiv analysiert und aufgearbeitet.

Eine Pressemitteilung des DFB, wonach er eine emotionale Distanz brauche, kann er nicht nachvollziehen: „Ich habe gesagt, gebt mir einen Tag Zeit und dann stehe ich für jedes Gespräch bereit." Geärgert und enttäuscht haben ihn veröffentlichte Inhalte aus internen Gesprächen mit dem DFB. Bei der Sitzung mit dem DFB habe er ein klares Bekenntnis und einen Vertrauensbeweis eingefordert, den er seitens des DFB auch bekommen habe. Löw erwartet ein geschlossenes Auftreten in der Zukunft. Einen Disput mit Fritz Keller bzgl. eines Rücktritts nach der EM 2021 habe er im persönlichen Gespräch geklärt.

Der Bundestrainer sieht sich trotz des Spanien-Debakels auf einem guten Weg den Umbruch 2018 erfolgreich fortzusetzen. Er habe absolutes Vertrauen in die Arbeit und Leistung der Spieler sowie deren Stärken, wenngleich durch die lange Pause die Regeneration und Gesundheit beachtet werden müsse. Er plane mit körperlicher und mentaler Frische bei der Europameisterschaft.

Eine negative Stimmung innerhalb der Mannschaft kann der Bundestrainer nicht ausmachen, da die Spieler in ihren Vereinen ebenfalls mit Kritik leben müssen. Dies gehöre zum Fußball. Allerdings war die Euphorie nach dem 6:1 gegen Nordirland im letzten Spiel von 2019 doch weitaus positiver als im Jahr 2020.

In Anbetracht der pandemischen Lage verzichtet der Bundestrainer auf Stadionbesuche und verweist auf die intensive Auswertung der Bundesligaspiele. Viele Kritiker hatten fehlende Stadionbesuche des Nationaltrainers moniert.


Entwicklung der deutschen Spielweise

Der Ballbesitzfußball hat sich in der Ära Löw seit 2008 immer weiterentwickelt. So war die Weltmeisterschaft 2010 zunächst geprägt von einer kompakten Defensive und einem ordentlichen Konterfußball. 2014 griffen viele Rädchen ineinander. Löw selbst sprach von einer goldenen Mitte bei vielen Stellgrößen, die den Ballbesitzfußball des Weltmeisters von 2014 formten.

Als Weltmeister gilt man auf dem Papier und den Wettbüros in jedem Spiel als Favorit. Jeder Gegner ist defensiv ausgerichtet und setzt auf eigenes Konterspiel. Für den Trainer und seine Überzeugung von einem perfekten Ballbesitzfußball, fehlten bei der Weltmeisterschaft 2018 die positiven Rahmenbedingungen.

Zwar war die Laufleistung häufig gut. Allerdings fehlten die Sprints mit hoher Intensität und die Geradlinigkeit im Passspiel. Das Spiel wirkte statisch und in die Breite gezogen. 2014 kam jeder Ball nach 1,19 Sekunden zum Nebenmann. 2018 nach 1,5 Sekunden. Bedingt durch die taktische Ausrichtung der Gegner.

Die sportliche Entwicklung nach der WM 2018 soll zu einem Spielstil führen, der schnell und intensiv ist. Mit und ohne Ball zu einem „vertikalen Spiel“ leitet. Die 1.Idee muss ein Offensivpass sein. Die 2. Idee muss ein sicherer Querpass sein. Die 3.Idee muss ein sicherer Rückpass sein. Dazu gehören Freilaufen und Anbieten als Grundlage. Ebenso Dribbling, Zweikämpfe und Spielfreude. Attribute die auf Mesut Özil als zentralem Offensivspieler gepasst hätten! Mit Kai Havertz und Timo Werner sind zwei Beschleunigungsspieler bei Chelsea London unter Vertrag was zu positiven Automatismen führen könnte. Ebenso ein Duo Gnabry und Sané. Oder ein Trio Gnabry, Sané und Müller?
Was fehlte noch im Spiel des Weltmeisters von 2014? Der Enthusiasmus? Die Leidenschaft? Und ein Taktischer Plan B!


Kaderzusammenstellung

Nach dem vorzeitigen Ausscheiden bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland reagierte der Bundestrainer und nahm einen Umbruch vor. Verdiente Spieler wie Thomas Müller, Jerome Boateng oder Mats Hummels wurden durch junge, hungrige Akteure ersetzt.

Die Wahl des Kaders sollte an der gewünschten Spielweise orientiert sein. Außerdem sind charakterliche und gruppenspezifische Gesichtspunkte wichtig, um mit einem Team eine mehr als einmonatige Mission zu starten. Eine Mission Wembley!? Eine Mission mindestens Halbfinale 2021!

Am Ende des Jahres 2020 ist die Nationalmannschaft an einem Tiefpunkt angelangt. Die Ursachen sind mannigfaltig, sollten aber auch in einem Kontext eingebettet werden der Coronapandemie lautet. Für Löw gilt es die Balance zu finden zwischen älteren und jüngeren Spielern. Erfahrung und jugendlicher Frische. Weltmeister und/oder Confedcupsieger. Oder doch ein Spieler der erfolgreichen U21 von 2017? Viele Entscheidungen für den Bundestrainer.

Für die Europameisterschaft 2021 wird zunächst ein 23-köpfiger-Nationalmannschaftskader gesucht, der sich aus den bisherigen eingeladenen Länderspielteilnehmern zusammensetzt. Es gilt ein Segel zu setzen für die aktuelle Europameisterschaft 2021, die Weltmeisterschaft 2022 in Katar und die Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Wie geht es nun weiter? Alter darf kein entscheidender Entlassungsgrund, Jugend kein entscheidendes Einstellungskriterium sein! Im Vordergrund sollten die Leistung und das Leistungspotential stehen. Nicht des Einzelnen, sondern der Mannschaft. Aber auch das Entwicklungs- und Reifepotential der kompletten Mannschaft.

Fußballerisch gibt es Experten, die die einzelnen Spieler beurteilen können. Heuer befindet sich quasi jeder Spieler in einer Datenbank. In der Praxis zeigt sich welcher Beitrag der Spieler für die Teamentwicklung leisten kann.

Nach den Rücktritten von Miroslav Klose, Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Kapitän Philipp Lahm ist der Weltmeister ins Wanken geraten. Neben einer sportlichen Lücke, klafft auch ein menschlich individueller Verlust. Bisher sind die Konturen der aktuellen deutschen Nationalmannschaft noch nicht sichtbar. Wie sieht das Gesicht der Mannschaft aus? Wer sind die Leistungsträger? Wo sind die Führungsspieler? Wer ist auf dem Spielfeld für die Organisation und Kommunikation verantwortlich?

Neben den Hard Facts wird das Team u.a. auch anhand der Hierarchie, der Disziplin, der Motivation, des Teamgeists, der Stimmung, der Taktischen Flexibilität oder der Fanidentifikation zusammengesetzt.

Eine große Konstante seit der WM 2010 ist Manuel Neuer im Tor der deutschen Nationalmannschaft, der berechtigt zum Welttorhüter gewählt wurde. Wie sieht das mannschaftliche Korsett aus? Welche sportliche Achse aus Abwehr, Mittelfeld und Sturm kristallisiert sich heraus? Bisher ist speziell in Abwehr und Mittelfeld Entwicklungspotential erkennbar. Im zentralen Mittelfeld versteckt sich Toni Kroos aktuell noch hinter bzw. mit seinen Mitspielern. Hier schlummert noch Potential. Im Sturm halte ich Serge Gnabry für unersetzbar.

Bis zum nächsten zehntägigen Treffen im März gilt es Defizite im Homeoffice erkannt zu haben und an den Stärken und Schwächen zu arbeiten. Ähnlich wie ein Skiläufer vorab mental die Skipiste abfährt, sollten auch die Kaderspieler nochmals die Einsätze mental rekapitulieren. Wer sind meine Mitspieler? Welche Stärken und Schwächen hat mein Mitspieler? Wie kann ich ihm helfen? Wie arbeiten wir im Verbund defensiv? Wie entfalten sich die Potentiale in der Offensive? Wie verbessert sich die Kommunikation innerhalb und außerhalb des Platzes?

Man kann gespannt sein auf die Kadernominierung zur EM.


Die Leidenschaft entfachen

Die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit war sehr groß und konnte im Krisenjahr 2020 nicht erfüllt werden. Den Tiefpunkt erreichte die Stimmung nach verpasstem Halbfinaleinzug der Nations League mit 0:6 im spanischen Sevilla. Viele Spieler sind relativ jung und international unerfahren. Leistungen wie gegen Spanien müssten Ansporn geben sich stetig zu verbessern. Eine Frage der Ehre!

Welche weiteren Ansätze gibt es für ein Stimmungshoch?

1.) Der spanische Fußball zeigt auch Parallelen zum spanischen Handball. Mit scheinbar geringer physischer Qualität können mit der spanischen Spielweise individuelle Defizite ausgeglichen werden, hin zu einer hohen kollektiven Klasse.

2.) Die Traineransprache muss wieder begeisterungsfähig und leidenschaftlich werden.

3.) Nominierung der Weltmeister noch möglich!

4.) Reform noch möglich?! Näher an der fußballerischen Basis! Gründung einer Bundesliga Nord und einer Bundesliga Süd:
viewtopic.php?p=1288480#p1288480


Ausblick auf die Europameisterschaft 2021

Jede Mannschaft hat ähnliche Vorrausetzungen in Zeiten von Corona, wenngleich Mannschaften wie Frankreich und Belgien auf Automatismen und ein erprobtes WM-Team zurückgreifen können. Andererseits steht Frankreich als Weltmeister in der Favoritenrolle und muss sich erst mal würdig präsentieren.

Laut FIFA befindet sich Deutschland an Position 13 (1610 Punkte) der Weltrangliste. Vor Deutschland sind mit Belgien (1780), Frankreich (1755), England (1670), Portugal (1662), Spanien (1645), Italien (1625), Kroatien (1617) und Dänemark (1614) neun Konkurrenten platziert, so dass Deutschland bei der EM lediglich Außenseiterchancen eingeräumt werden. Eine Außenseiterchance, die aber auch 1954 das deutsche Team gegen Ungarn nutzen konnte, um aus einer Gruppenniederlage gegen Ungarn in Höhe von 3:8 zu einem umjubelten 3:2 Finalsieg zu gelangen.

So ein bisserl gleicht die Niederlage von 3:8 gegen Ungarn der Schmach von Sevilla mit 0:6 gegen Spanien.



Beitragvon Alex76 » 18.12.2020, 22:52


Die Suche nach einem Investor in Corona-Zeiten – Auf der Suche nach einem Wunder (V)

Mittlerweile befindet sich Deutschland im zweiten Lockdown. Die nächsten beiden Monate werden wohl noch mit massiven Einschränkungen für die Bevölkerung behaftet sein. Erst mit dem Beginn der Impfungen und einem Abflachen der hohen Kapazitätsauslastung an Intensivbetten ist der Scheitel der Coronakrise überwunden. Im Frühjahr werden uns sukzessive alte und neue Freiheiten aufblühen.

Viele Menschen werden vom Pessimismus getragen. Die Stimmung ist schlecht. Wie geht es weiter? Persönlich für den Einzelnen und ökonomisch im Ganzen? Welche Dimension und welche finanziellen Belastungen hat die Corona-Krise? Vergleichbar mit der Wiedervereinigung Deutschlands oder dem Wiederaufbau Deutschlands nach dem 2.Weltkrieg?


Eine andere Perspektive suchen und finden

Viele Menschen hat die Corona-Krise aus dem Alltag geworfen. In den Medien und der Politik wird die Corona-Krise als Naturkatastrophe bezeichnet. Vielleicht sollte man an der Stelle versuchen eine demütige Perspektive auf gegenwärtige Themenfelder zu werfen, die unsere Zukunft betreffen werden.

Die Corona-Krise hat die Globalisierung aufgehalten. An der Stelle sind stichpunktartig Themen wie Klimawandel, Frieden, Einkommensverteilung und die Rolle des Staates aufgeführt, um Parallelen aufzuzeigen und zu verdeutlichen, dass es uns auch mit den aktuellen Freiheitseinschränkungen doch nicht so schlecht geht. Gleichzeitig Handlungsbedarf bei wichtigen zukünftigen Weichenstellungen bestehen.

1.) Auswirkungen des Klimawandels/Naturzerstörung

Eine der größten Bedrohungen für den Wohlstand in Europa und anderen Teilen der Welt ist der Klimawandel, der vermeintlich weit weg scheint, allerdings vor der Haustür lauert. Mit dem Pariser Klimagipfel von 2015 wurde vertraglich festgehalten, dass die globale Erwärmung auf 1,5°Grad begrenzt wird. Ähnlich wie Corona wird auch die Klimakrise erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität haben, wenn es darum geht Trinkwasser sicherzustellen und Dürren zu vermeiden.

Neben Deutschland muss der Klimaschutz besonders auf die großen Industrienationen ausgeweitet werden. Deutschland und Europa müssen Vorbilder sein.

2.) Glokalisierung (Globalisierung vs. Lokalisierung)

Bei der Glokalisierung sollte ein Bewusstsein entstehen zwischen der Globalisierung und der Lokalisierung. Lokale Lebensmittel belasten weniger stark die Umwelt mit CO2. Auch ist das Reiseverhalten und die Mobilität ein starker Treiber für den Klimawandel.

Bei einer zunehmenden Weltbevölkerung muss daher auch eine umweltschonende Anreise ins Gedächtnis rücken. Ebenso wie ein CO2 minimierender Urlaub.

3.) Vergleich mit dem 2.Weltkrieg

Mittlerweile ist das Ende des 2.Weltkriegs 75 Jahre her. Europa hat sich stabilisiert und mit der EU ist ein großer Wirtschafts- und Handelsplatz entstanden, der die Nationen wirtschaftlich verbindet. Speziell in Corona-Zeiten wirken die Infektions- und Todeszahlen wie Zahlen aus dem Kriegsgeschehen. Daher sollten wir auch dankbar sein, dass in Europa Frieden herrscht. Besonders für die Jüngeren ist Frieden Normalität. Krieg lässt sich auch mit Corona schwerlich vergleichen. Sollte aber der Jugend einen Fingerzeig vermitteln.

Außenpolitisch muss Europa eine Balance mit den Großmächten (USA, China, Russland) finden und mit den Erfahrungen der Weltkriege und des kalten Krieges an friedvollen Lösungen interessiert sein.

4.) Verhältnis zum Staat

Mit vielen milliardenschweren Programmen versucht der deutsche Staat in der Krise die Wirtschaft zu stützen und Arbeitsplätze durch Kurzarbeit zu erhalten. Die Soziale Marktwirtschaft kombiniert liberale marktwirtschaftliche Elemente mit sozialen Gesichtspunkten. Erst in der Not und im Vergleich zu anderen Ländern zeigt sich die staatliche Fürsorge durch ein funktionierendes Gesundheitssystem und Arbeitslosenversicherung.

Gleichzeitig stellt der Bund und die Länder Infrastruktur und Bildungseinrichtungen zur Verfügung, ohne die wirtschaftliches Verhalten schwerlich möglich wäre. Speziell in der heutigen Zeit geht es auch darum die Zukunftsfähigkeit von Städten und Ländern zu gewährleisten.

Die oben diskutierte gemeinnützige GmbH (gGmbH & Co.KG) wäre eine Möglichkeit von wilden Subventionen zu einer zielorientierten Förderung eines Standortes zu finden.

5.) Einkommensverteilung

In der Krise zeigt sich die Bedeutung systemrelevanter Berufe und ihren Wert für die Gesellschaft. Die Entlohnung solcher Berufe ist aber im Vergleich zu anderen Berufen äußerst niedrig. Im Vergleich zum Spitzenprofisport eklatant. Nehme man das Beispiel David Alaba mit angeblich 20 Millionen Euro pro Jahr und würde es ins Verhältnis setzen zu einer Verkäuferin oder Krankenschwester...


Fondskonzept für die 3.Liga und die HBL, BBL, DEL???

Der Profifußball in der 1. und 2. Bundesliga profitiert von der Fortsetzung der Wettbewerbe. Eine der Haupteinnahmequelle sind die TV-Gelder. Andere Vereine in der 3.Liga, der HBL, BBL oder DEL erwirtschaften ihre Haupteinnahmen primär am Spieltag durch Zuschauereinnahmen.

In der aktuellen Lage ist die Zulassung von Zuschauern in Verbindung mit einem Spieltagkonzept aufgrund der Infektionszahlen nicht durchführbar. Die Hallen und Stadien sind leer. Würden auch mit Erlaubnis nur zu einer Auslastung von 25% führen. Welche Möglichkeiten zur Finanzierung bestehen? Wie kann der Sport mit seinen Werten wieder in den Vordergrund rücken?

Um den Staat zu entlasten, wäre eine Kombination aus Sponsoringobjekt und Investmentfonds eine Alternative, um Gelder zu akquirieren. Gelder, die in Stadien bzw. Nachwuchsleistungszentren fließen könnten.

Bestandteile bzw. Struktur des Fonds - Eine erste Skizze:

1.) Sponsoring DAX 30

Im DAX 30 sind die deutschen Unternehmen gelistet, die die größte Marktkapitalisierung mitbringen, folglich auch größere Sponsoringleistungen erbringen können.

Von welchen Zahlen reden wir? Minimum 150 Millionen Euro bei 5 Millionen Euro pro Unternehmen. Bis zu 300 Millionen Euro bei 10 Millionen Euro pro Unternehmen. Letztere könnte mittels eines ´Signals´ eingebaut werden. Hierbei wäre z.B. an das Erreichen eines Schwellenwertes bei den Mitgliedschaften zu denken, die unter 4.) zusammengefasst werden.

2.) Sponsoring Weitere Unternehmen (MDAX, SDAX, …)

Analog zum Sponsoring DAX 30 kämen hier weitere Unternehmen in Frage, die Gefallen an der Idee finden und für die die gleichen Konditionen gelten.

3.) Investmentfonds

Um am wirtschaftlichen Erfolg der Mannschaften zu partizipieren, könnte ein (breit) aufgelegter Fonds entstehen, der eine jährliche sichere Dividende ausschüttet.

4.) Mitgliedschaften

Eine vierte Säule stellt die Mitgliedschaft dar. Diese kostet im Jahr ca. 60 Euro. Sollte ein Schwellenwert von 100.000 Mitgliedschaften erreicht werden, erhöhen sich die Sponsoringleistungen wie oben geschildert.



Beitragvon Alex76 » 06.01.2021, 15:44


Fritz-Walter und seine Werte in der heutigen Zeit!

Die Corona-Krise schärft den Blick auf die heutige Gesellschaft und deren Werte. Werte sind wichtig für das zwischenmenschliche Zusammenleben einer Gruppe, einer Mannschaft oder gar einer Gesellschaft. Welche Werte hat Fritz Walter verkörpert? Welche seine Generation?

Zum Einstieg eignet sich die Debatte des SWR in der Mediathek (zugänglich bis zum 21.10.2021): Treue, Freundschaft, Großzügigkeit und Bescheidenheit. Wie steht es um die Werte von Fritz Walter heute – zählen sie noch (Interview von Rudi Michel mit Fritz Walter aus dem Jahr 2000 mit anschließender Diskussion ab 17:15 Min)?

Die Diskussionsrunde vom 21.10.2020 aus Kaiserslautern mit Zuschauerfragen und den Gästen Roger Lewentz (Innenminister RLP) // Markus Merk (ehem. Weltschiedsrichter und Aufsichtsratssprecher 1. FC Kaiserslautern) // Célia Šašic (ehem. Fußball-Nationalspielerin, erste Preisträgerin der Fritz-Walter-Medaille) // Florian Reis (Der Betze brennt)
https://www.ardmediathek.de/swr/video/s ... EzMjUxNzU/

In der Debatte wurde der heutige Fußball mit den Werten aus der Zeit von Fritz Walter verglichen. Fairness, Sportsgeist, Erfolgsorientierung, Verlieren ohne Gesichtsverlust, Demut, Ehrlichkeit, Toleranz und Teamgeist sind weitere Werte zu den eingangs erwähnten, mit denen sich Fritz Walter charakterisieren lässt.

Durch die vielen Gelder (Gehalt, Ablösesummen) wird der heutige Profifußball allgemein als Produkt wahrgenommen, der sich von der gesellschaftlichen Mitte wegbewegt hat hin zur verstärkten Individualisierung. Célia Šašic sieht die Werte von Fritz Walter besonders im Amateursport gelebt, unter anderem auch durch die Einbindung vieler Ehrenamtlicher. Der Profisport sei ein eigenständiger Wirtschaftszweig, der den Regeln des Entertainments folgt. Dennoch hofft sie mit der Austragung der Europameisterschaft 2024 auch sportliche Werte auf das Event zu übertragen und auch eine positive Botschaft ausdrücken zu können, 70 Jahre nach dem Wunder von Bern.

Fritz Walter hat sich bei der Einführung der Bundesliga dafür eingesetzt, dass die Spieler auch einer beruflichen Beschäftigung nachgehen sollten. Auch Markus Merk betont, dass im Nachwuchsleistungszentrum darauf geachtet wird, dass die Spieler noch einer dualen Ausbildung nachgehen sollten, um Risiken abzufedern und nach der Karriere ein Standbein zu haben.

Mit der Fritz Walter Medaille seien in der Nachwuchsförderung zwei Seiten verbunden, wie Roger Lewentz ausführt. So wird die Ausbildung durch den Heimatverein finanziell belohnt und auch der Spieler erfährt eine Wertschätzung. Die Medaille verbindet den Amateursport mit dem Profisport einhergehend mit einer Bodenhaftung.

Florian Reis prangert ebenfalls die heutige Kommerzialisierung an mit vielen Trainer- und Spielerwechseln. Spannend bleibt, wie sich die Task Force Profifußball positioniert. Ob von diesem Organ auch wichtige Werte und nachhaltige Impulse auf den Profifußball transferiert werden können.

Welcher große Spieler der letzten 25 Jahren einem Fritz Walter am nahesten kommt? Eine interessante Frage, die von Célia Šašic mit Zinédine Zidane beantwortet wurde. Zizou als Fußballvirtuose, der durch Fairplay und Bescheidenheit charakterisiert wird. Vorbild für viele Immigranten ist und im Berliner Olympiastadion bei der WM 2006 zur tragischen Figur wurde. Ähnlich unfair aus dem Spiel genommen wurde, wie Fritz Walter bei der WM 1958 in Schweden.

Ein besonderes Zitat von Fritz Walter findet sich am Eingangstor des Fritz-Walter-Stadions und zeigt die fünf Weltmeister von 1954:
„Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben!“


Auch der 1.FC Kaiserslautern drehte ausgehend von Fritz Walters Werten einen Clip, der sich mit den Werten des Vereins beschäftigt:
Die FCK Werte – Film (6:29 Min.)
https://www.youtube.com/watch?v=E2vO_Ih6NMU

Was sind die Werte des 1.FC Kaiserslautern? Sind sie mit Fritz Walters Werten kompatibel? Was ist die neudeutsche DNA des Vereins? Mia san Mia? Letzteres ist eher dem FC Bayern vorbehalten. Daher ist es interessant wie die Wegbegleiter, ehemalige Spieler, Freunde und die Öffentlichkeit Fritz Walter einschätzten:

„Fritz Walter ist das Synonym für Vereinstreue, Fairness, fußballerischen Glanz und menschliche Noblesse. Er steht zu Recht auf einem unumstößlichen Denkmal. Er steht für Charakter und Größe im Sport und im Leben außerhalb des Sports."

Zitat von: Udo Sopp, früherer FCK-Präsident

„Selten habe ich einen so selbstlosen Menschen erlebt wie ihn. Großzügig, offenherzig, sensibel, hilfsbereit und vor allem: mein Freund.“

Zitat von: Uwe Seeler

„Er war einer der ersten Weltstars im Sport aus Deutschland, dabei ein Weltstar ohne Allüren, eine Persönlichkeit und richtiger Kapitän, ein beispielloser Anführer, auch wenn er nicht die Binde trug.“

Zitat von: Uwe Seeler

„Wenn man die Ehre hatte, ihm persönlich zu begegnen, und wenn man sein Leben und Wirken mitverfolgen konnte, so kann man sagen, dass Fritz Walter trotz der vielen Erfolge mit beiden Beinen auf dem Boden blieb, ein Mensch, trotz seiner enormen Popularität ohne Starallüren, heimatverbunden, immer Pfälzer und Rheinland-Pfälzer."

Zitat von: Kurt Beck, früherer Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz

„Fritz Walter hatte einen unglaublichen Umgang mit Menschen. Er zeigte eine große Wertschätzung für jeden Einzelnen, unabhängig von der Herkunft, dem Beruf oder der Stellung. Er hat mir erklärt, man könne nur daraus lernen, wenn man andere Menschen achtet und beachtet. Sie geben viel mehr zurück, als man ihnen geben kann.“

Zitat von: Fritz Keller, DFB-Präsident
„Unsterblich machten ihn jedoch nicht nur seine Titel oder das Talent, verloren geglaubte Spiele doch noch zu seinen Gunsten zu entscheiden, sondern in erster Linie sein Charakter, sein Selbstverständnis, sein Sportsgeist. – auf, vor allem aber neben dem grünen Rasen.“

Quelle: Hagen Leopold, https://www.unserfritz.de/

„Teamgeist, Kameradschaft, Ehrlichkeit und Fairness. Werte, die Sie gewiss in keiner der Vitrinen unserer umfangreichen Ausstellung finden werden. Und doch bilden sie den Anlass und den Hintergrund unserer Feier. Sie zu bewahren und weiterzugeben verstehen wir als unsere Aufgabe, als das eigentliche Erbe von Fritz Walter. Ein unbezahlbares Gut unserer Region, unserer Stadt, unseres Vereins.“

Quelle: Hagen Leopold, https://www.unserfritz.de/

„Ich freue mich, Fritz, Sie haben mich nicht enttäuscht. Sie dürfen wiederkommen.“

Zitat von: Sepp Herberger, 1940

„Fritz wurde nicht entdeckt. Sein einmaliges Talent bot sich an, drängte sich auf, setzte sich durch. Von diesem Zeitpunkt an bis zum heutigen Tag war Fritz aus unserer Nationalmannschaft für mich nicht wegzudenken. Fritz ist für mich der größte Fußballer, den der deutsche Fußball je hervorgebracht hat.“

Zitat von: Sepp Herberger, 1960

„Von Fritz habe ich viel gelernt. Und wenn die Leute sagen, er sei mein zweiter Vater gewesen, dann macht mich das stolz. Fritz war der beste Fußballer, der größte Mensch. Ohne ihn wäre ich nichts."

Zitat: Horst Eckel, Weltmeister 1954 und Mitglied der Walter-Mannschaft

„Im Umgang miteinander und mit allen Menschen in ihrer Umgebung verkörperten alle vier Weltmeister, die ich kennen lernen durfte, ausnahmslos die wichtigen Werte, die heutzutage in der Gesellschaft leider viel zu häufig fehlen.“
„Anstand, Respekt, Ehrlichkeit, Offenheit, Bescheidenheit und Demut auch im Erfolg - das haben mich besonders die Gespräche mit Helden von Bern gelehrt, und damit bleiben sie für alle Zeiten Leitbilder für kommende Generationen.“

Zitat von Stefan Kuntz (FCK-Spieler von 1989-1995, DFB-Pokal-Sieger 1990, Deutscher Meister 1991, Nationalspieler)
„Er wollte nie wirklich der Star sein. Diese Eigenschaften wie Bodenständigkeit, Bescheidenheit, aber auch Wille, Kampf, Einsatz, alles für den anderen zu geben, die haben Fritz ausgezeichnet und die waren mir immer ein Vorbild. Leider sind sie in der heutigen Zeit sehr selten geworden."

Zitat von: Olaf Marschall (FCK-Spieler von 1994-2002, DFB-Pokal-Sieger 1996, Deutscher Meister 1998, Nationalspieler)

Für den Historiker Joachim Fest gab es drei Gründungsväter der Bundesrepublik Deutschland: Politisch war es Konrad Adenauer, Wirtschaftlich war es Ludwig Erhard und Mental Fritz Walter.


Fritz Walter als (Spieler-)Trainer und Funktionär

Von 1928 bis 1959 für den 1.FC Kaiserslautern 384 Spiele, 327 Tore, Deutscher Meister 1951 und 1953. Zwischen 1940 und 1958 61 Länderspiele mit 33 Toren, Weltmeister und Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft. So liest sich die Leistungsbilanz von Fritz Walter. Neben der sportlichen Bilanz steckte in Fritz Walter ein früher Manager, der auf und neben dem Rasen agierte, speziell in der Phase, wo der 2.Weltkrieg zu Ende war und der Wiederaufbau des Landes begann.

Nach der Heimkehr 1945 begann Fritz Walter eine Mannschaft aufzubauen, die aus talentierten Spielern des näheren Umkreises bestehen sollte. Durch zweimaliges Training in der Woche und eine zielorientierte fußballerische Ausbildung entstand in den Jahren ab 1948 eine Mannschaft, die um die Deutsche Meisterschaft mitspielen konnte. Fritz Walter war zunächst Spieler, Trainer und Geschäftsführer in einer Person. Ab 1950 übernahm Richard Schneider den Trainerposten und konnte mit Fritz Walter als verlängerten Arm zwischen 1951 und 1955 zwei Mal die Deutsche Meisterschaft erringen.

Es verwundert wohl nicht, erstaunte aber schon, dass Fritz Walter in der Spielzeit 1948/49 als Spielertrainer seines 1.FCK auch die zweitklassige Mannschaft des VFR Kaiserslautern trainierte. Zur damaligen Zeit war der Betzenberg von der französischen Besatzungsmacht in Beschlag genommen, so dass der FCK auf den Erbsenberg ausweichen musste, wo der VFR Kaiserslautern spielte. Als Gegenleistung für das Trainings- und das Spielrecht musste Fritz Walter auch den VFR trainieren. 1953 äußerte sich Fritz Walter zur Kuriosität folgendermaßen:

„Der VfR spielte in der 2. Liga und stand in der Gefahr, noch tiefer absteigen zu müssen. Er hatte kein Geld, und als ich dann das Training übernahm, mussten wir erst primitivste Voraussetzungen, einen Umkleideraum, Waschschüsseln und dergleichen mehr schaffen. Sie konnten auch mir nichts bieten, doch darauf kam es mir nicht an. Ich sah eine gute Gelegenheit, mich selbst als Trainer zu prüfen. Schließlich ist nicht jeder gute Spieler ein guter Trainer, man muss mehr mitbringen – ganz besonders die Fähigkeit, Menschenführen zu können. Als wir begannen, sagte mir ein alter Kamerad vom VfR: 'Fritz, auch du wirst es nicht schaffen. Bei uns ist schon mancher gescheitert.' Ein halbes Jahr später kam er zu mir und drückte mir die Hände: 'Fritz, das hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten.'"

Obwohl Fritz Walter bei den Spielen meist fehlte, da er zeitgleich für den FCK spielte, erreichte der Lokalrivale die Oberliga Südwest. Sein Trainertalent entdeckte Fritz Walter als Spielertrainer des FCK und als Trainer des VFR. An der Sporthochschule Köln erwarb er 1957 die Lizenz zum Fußballlehrer in einem fünftägigen Lehrgang. Zur damaligen Zeit normal und kein Privileg. Schon in seiner Zeit als Spieler war er im Kopf Trainer und erfand gar eine Taktik-Magnettafel. Das Amt des Bundestrainers welches von Sepp Herberger später an ihn herangetreten wurde, lehnte er ab, da er den negativen Druck der Öffentlichkeit fürchtete. Auch beim 1.FC Kaiserslautern nahm er kein Angebot an. 1967 wollte der 1.FCK Fritz Walter als Technischen Direktor verpflichten.

Für ein kleines Wunder sorgte Fritz Walter stattdessen in der Gemeinde Enkenbach-Alsenborn, als er beim dortigen Dorfverein SV Alsenborn einstieg. Seinem ehemaligen FCK-Mitspieler, Freund und Bauunternehmer Hans Ruth zuliebe brachte sich Fritz Walter 1962 beim SV Alsenborn bereits in der A-Klasse ein. Dort wo er Baugrund für seinen Bungalow bekam, engagierte sich Fritz Walter als eine Art Supervisor. Zwar blieb der ´Präsident auch der Präsident, der Manager der Manager und der Trainer der Trainer´. Jedoch brachte sich Fritz Walter beratend mit ein und alle hörten einsichtig auf den Weltmeister von 1954.

Fritz Walter besuchte jedes Training und jede Spielersitzung. Er sprach auch zur Mannschaft und brachte Verbesserungsvorschläge vor, die umgesetzt wurden. So rauchten die Spieler keine Zigaretten während der Teamsitzungen und tranken auch keinen Alkohol. Das Spielfeld wurde auf Anraten von Fritz Walter um 4,60 Meter verbreitert und auch ein neues leistungsstarkes Flutlicht entstand in kurzer Zeit. Der SV Alsenborn wurde professioneller. Zu Auswärtsspielen reisten die Spieler schon am Vortag an.

Der kleine Dorfverein kletterte von der A-Klasse über die 2. Amateurliga und die 1.Amateurliga in die Regionalliga Südwest. 1968 verlies er den Verein nach leichten Differenzen. Der Regionalligist spielte in diesem Jahr vor 80.000 Zuschauern in Berlin um den Aufstieg in die Bundesliga, wo sie ebenso knapp am Aufstieg scheiterten wie in den beiden folgenden Jahren. Mit einer Einwohnerzahl von ca. 8.000 in Enkenbach/Alsenborn als Referenzmaßstab war die sportliche Bilanz von Fritz Walter sensationell.

Fritz Walter war nach dem WM-Sieg von 1954 und nach seiner Karriere u.a. noch als Repräsentant für Adidas unterwegs. Neben dem Betreiben eines Waschsalons, eines Kinos sollte er auch als Buchautor erfolgreich sein. So verarbeitete er u.a. die WM 1954 ebenso wie die Zeit beim SV Alsenborn.


Fritz Walter im 2.Weltkrieg, 1940 bis 1945

Der 2. Weltkrieg traf Fritz Walter zu Beginn seiner großen sportlichen Karriere. Vier Wochen vor Kriegsausbruch wurde Fritz Walter zu einem Lehrgang nach Duisburg eingeladen, bei dem Sepp Herberger eine Schwäche von Fritz Walter ausgemacht hat, wovon Fritz Walter erst ein Jahr später erfuhr. Bis dato lagen neun Länderspiele, die er im Radio mitverfolgen konnte. Sepp Herberger wollte seinen Ehrgeiz anspornen. Zudem musste Fritz Walter seine körperliche Konstitution verbessern, indem er noch zwei bis drei Kilo zunehmen sollte.

Der sportliche Ehrgeiz war geweckt. Sepp Herbergers Motivationsplan ging auf: „Wenn die anderen dienstags und donnerstags trainieren, dann muss ein Nationalspieler montags, mittwochs und freitags Überstunden machen. Wenn die anderen zum Tanzen gehen, geht ihr zum Training. Nur wer sich mit Haut und Haaren opfert, wird am Ende belohnt werden."

Die Länderspielnominierung zum ersten Spiel bekam Fritz Walter per Brief zugestellt. Gleichzeitig richtete Herberger noch einen Appel an den Neunzehnjährigen: „Fußball wird nicht nur auf dem Boden gespielt.“ Das Kopfballspiel sollte Walter noch verbessern, dabei bemerkte Herberger beim Lehrgang einen Zusammenstoß mit einhergehenden Schädelbrummen bei Fritz Walter nicht. Sein erstes Länderspiel fand am 14.07.1940 in Frankfurt/Main gegen Rumänien statt. Fritz Walter erzielte drei Treffer. Zwei Treffer per Kopf. Das Publikum und die Kritiker waren begeistert. Auch der Kicker lenkte mit ein in die positive Resonanz: „Nicht mindergut war der junge Walter im Zentrum des Angriffs. Auch ein Techniker, auch einer, der das Spiel um des Spielens willen liebt, der auf Kombinationen eingeht, aber dank seiner Körperbeherrschung, seiner Fähigkeiten, seiner guten Ballbehandlung auch den richtigen Anschluss zu finden weiß… Müssen wir uns nicht besonders freuen, dass wir einen neuen Mittelstürmer entdeckt haben?"

Kurz vor seinem 20.Geburtstag absolvierte Fritz Walter gegen Bulgarien sein viertes Länderspiel. Gleichzeitig sein schwächstes. Dem folgte im April 1941 eines seiner besten Länderspiele beim triumphalen 7:0 gegen Ungarn. Danach musste er an die Front, wo er immer wieder von Herberger berufen wurde und somit ein paar Tage aus der Schusslinie kam. So spielte er auch am 3. Mai 1942 in Budapest beim 5:3 Sieg gegen Ungarn und schoss zwei Tore. Das letzte Spiel im 2.Weltkrieg war am 22.11.1942 in Preßburg beim 5:2 gegen die Tschechoslowakei.

Von 1940 bis 1945 prägten die Kriegsjahre seine Karriere. Fritz Walter wird zur Wehrmacht eingezogen und kommt als Infanterist nach Frankreich, später im Einsatz nach Sardinien, Korsika und Elba. Als Gastspieler konnte Fritz Walter noch sporadisch bis 1943/44 für den 1.FCK auflaufen. Darüber hinaus spielte er noch für die TSG Diedenhofen (Lothringen), die TSG Saargemünd, das Wachbataillon Berlin, in der Pariser Soldatenelf sowie der Luftwaffenelf ´Rote Jäger´.

Nach Kriegsende gerät er in russische Gefangenschaft in einem Sammellager in Rumänien. Dort spielte er das „Spiel seines Lebens“ bei einem Kick der Lagerpolizei, zu dem er dank seines fußballerischen Talents mitspielen durfte. Während der Halbzeit fragten die Wächter nach seinem Namen und erinnerten sich an seine Tore beim Länderspiel 1942 in Budapest. Dadurch entging er dem Gefangenentransport nach Russland und er kehrte zusammen mit seinem ebenfalls inhaftierten Bruder Ludwig heim ins französisch besetzte Kaiserslautern.

Unter normalen Umständen hätte Fritz Walter wohl fünf WM-Turniere bestritten, so waren es nur zwei.


Fritz Walter im sportlichen Vergleich mit den anderen großen Fußballgrößen

Noch bevor Pelé, Bobby Charlton, Franz Beckenbauer, Diego Armando Maradona, Lothar Matthäus bei Weltmeisterschaften in Erscheinung treten konnten, brillierte ein junger pfälzischer Straßenfußballer beim sogenannten ´Kanälches´ Spiel in den Gassen von Kaiserslautern. Wenig später verzauberte der junge Fußballer in der Schülermannschaft des 1.FC Kaiserslautern die Massen, welche extra vor den Herrenspielen den jungen Fritz sehen wollten.

Auch der Bundestrainer ist von den Fähigkeiten seit dem ersten Sichtungstraining begeistert und reflektierte die gemeinsame Zeit: „Fritz wurde nicht entdeckt. Sein einmaliges Talent bot sich an, drängte sich auf, setzte sich durch. Von diesem Zeitpunkt an bis zum heutigen Tag war Fritz aus unserer Nationalmannschaft für mich nicht wegzudenken. Fritz ist für mich der größte Fußballer, den der deutsche Fußball je hervorgebracht hat.“

Mit 17 Jahren sollte Fritz Walter mit Sondergenehmigung für den damaligen erstklassig in der Gauliga Südwest spielenden 1.FC Kaiserslautern antreten. Vom Arzt wurde ihm die Robustheit jedoch abgesprochen, so dass er in den folgenden Wochen und Monaten von einer Metzgerei aufgepäppelt wurde. Der 1.FCK befand sich im Abstiegskampf und musste am Ende den Gang in die Zweitklassigkeit antreten.

Am 27.März 1938 im Alter von 17 Jahren wurde er im Testspiel gegen den 1.FC Pforzheim eingesetzt und erzielte einen Treffer zum Endstand von 5:5. Sein erstes offizielles Spiel in der zweitklassigen Bezirksliga Mittelpfalz fand am 11.September 1938 beim 8:1 gegen Niederauerbach statt. Vier Tore gelangen dem Siebzehnjährigen. In den folgenden Saisonspielen gelang die Rückkehr in die erstklassige Gauliga Südwest zu der Fritz Walter über 80 Tore beitrug. Im nächsten Jahr errang der 1.FCK gar die Meisterschaft als Aufsteiger!

Bereits mit 20 Jahren war Fritz Walter Kapitän des 1.FC Kaiserslautern, obwohl es gegen sein Naturell war im Fokus zu stehen. Neben dem sportlichen Training war auch eine gesunde Ernährung für ihn wichtig, wie er dem Kicker 1957 anvertraute: „Zuhause lebe ich nach einem ganz bestimmten Speisezettel, was bei auswärtigen Spielen leider nicht immer möglich ist. Ich halte aber eine strenge Diät für absolut erforderlich. Ich bin der Ansicht, dass der Speisezettel maßgeblich den Grad der körperlichen Leistung mitbestimmt.“

Mit der Professionalität und Mentalität konnte Fritz Walter 384 Spiele für den 1.FC Kaiserslautern absolvieren und 327 Treffer erzielen. Seine brillante Technik und Wendigkeit blieben auch im Ausland nicht verborgen. So lag 1951 ein Angebot in Höhe von 500.000 Mark von Atletico Madrid für zwei Jahre vor, welches Fritz Walter ablehnte. „Alles Geld der Welt würde mir die Freude, für meinen FCK zu spielen, nicht ersetzen können.“ Ein beeindruckendes Bekenntnis zum Verein.

Ab 1950 begann Sepp Herberger mit dem Aufbau einer Mannschaft, die 1954 in der Schweiz zur Weltmeisterschaft antreten sollte. Neben Fritz Walter standen im Kader zur Weltmeisterschaft auch die Mitspieler vom 1.FC Kaiserslautern Werner Liebrich, Werner Kohlmeyer, Horst Eckel und Bruder Ottmar Walter. Ähnlich wie bei Asterix und Obelix formierte der 1.FCK vor jedem Spiel den Spielerkreis mit Eid und Schlachtruf: „Männer, die putze mer weg!“ Dieser wurde auch beim DFB eingeführt.

Fritz Walter spielte im April 1951 in Zürich erstmals als Kapitän der Nationalmannschaft auf und erzielte mit einem fulminanten Schuss aus 25 Metern einen spektakulären Treffer, der zusammen mit der Leistung in der Presse gefeiert wurde. Für Fritz Walter wechselten sich Spitzenleistungen und auch schlechte Spiele ab, die Fritz Walter gar bewogen seinen Rücktritt anzubieten. Er bezog meist die komplette öffentliche Kritik auf sich. So im Oktober 1952 in Paris, als Deutschland mit 1:3 verlor und eine schlechte Leistung zeigte. Für Fritz Walter war es das schlechteste Spiel im Dress der Nationalmannschaft.

Sepp Herberger war bei Fritz Walter mehr als Psychologe statt als Trainer gefordert, wenn es darum ging ihn wiederaufzurichten. Fritz Walter war sehr sensibel. In seiner Rolle als Kapitän war er als Moderator zwischen Trainer Sepp Herberger und der Mannschaft gefordert und wichtig. Bernhard Gnegel schrieb im Kicker 1953, ein Jahr vor der WM in der Schweiz: „Solange ein Fritz Walter die Nationalmannschaft führt, und solange seine jungen Kameraden ihm treu ergeben sind, wird sich am guten Geist der Nationalmannschaft nichts ändern."

Bereits recht früh, vor Turnierbeginn, weihte Herberger ihn daher in den Plan ein gegen die Ungarn mit einer B-Elf antreten zu wollen. Die gegenseitige Wertschätzung zwischen Trainer und Kapitän war enorm. So Herberger zur Kommunikation mit Fritz Walter: „Ich habe keinen Fußballspieler mit einer besseren Technik kennengelernt. Er hatte stets eine glasklare Einsicht in die Erfordernisse eines jeden Spiels und jeder Spielphase. Dabei stellte er seine großartigen Mittel vollkommen in den Dienst der Mannschaftsleistung. Ich brauchte ihn von draußen nur anzublinzeln - und er wusste gleich, was zu tun war!"

Obwohl der 1.FCK das Meisterschaftsendspiel 1954 mit 1:5 gegen Hannover 96 verloren hat und die FCK-Spieler um Fritz Walter in der Presse zerrissen wurden, hatte Fritz Walter bei der WM 1954 ein positives Gefühl: „Ich war in allen Spielen in der Schweiz einschließlich des Endspiels ohne jede Nervosität und hatte keine Hemmungen. Mein ständiges Gefühl: Es kann nichts schiefgehen." Und es ging auch nichts schief. Sogar bei der einkalkulierten Niederlage gegen die Ungarn mit 3:8.

Am 4.Juli 1954 bezwang die deutsche Nationalmannschaft als Außenseiter die ungarische Nationalmannschaft mit 3:2 (2:2) im Berner Wankdorfstadion. Der Gegner Ungarn galt als Topfavorit mit Regisseur Ferenc Puskás und Topstürmer Sándor Kocsis, die 1952 Olympisches Gold holten und vor dem Finale in 31 offiziellen Länderspielen ungeschlagen waren. Das sogenannte Wunder von Bern war nur über eine hervorragende Mannschaftsleistung und mit großem Teamgeist möglich.

Das Endspiel für Deutschland bestritten Toni Turek (Fortuna Düsseldorf), Jupp Posipal (Hamburger SV), Werner Kohlmeyer (1.FC Kaiserslautern), Horst Eckel (1.FC Kaiserslautern), Werner Liebrich (1.FC Kaiserslautern), Karl Mai SpVgg Fürth), Helmut Rahn (RW Essen), Max Morlock (1.FC Nürnberg), Ottmar Walter (1.FC Kaiserslautern), Fritz Walter (1.FC Kaiserslautern) und Hans Schäfer (1.FC Köln).

Dazu gesellten sich während des Turniers mit Einsatzzeiten: Heinrich Kwiatkowski (Borussia Dortmund), Fritz Laband (Hamburger SV), Hans Bauer (FC Bayern München), Paul Mebus (1. FC Köln), Bernhard Klodt (FC Schalke 04), Richard Herrmann (FSV Frankfurt) und Alfred Pfaff (Eintracht Frankfurt).

Ebenfalls zum WM-Kader, aber ohne Einsatzzeiten gehörten Heinz Kubsch (FK Pirmasens), Herbert Erhardt (SpVgg Fürth), Karl-Heinz Metzner (KSV Hessen Kassel) und Ulrich Biesinger (FC Augsburg).

Mit 37 Jahren endete Fritz Walters Karriere bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden im Halbfinale gegen den Gastgeber mit einer schweren Verletzung nach brutalem Foulspiel. Die Länderspielkarriere reichte 17 Jahre, 11 Monate und 10 Tage, womit er auf Rang 2 der DFB-Liste steht. Fritz Walter konnte den Staffelstab weiterreichen. Die Weltmeisterschaft 1958 hat einen neuen Star geboren mit einem 17 Jahre jungen Superstar aus Brasilien …

Die Pfalz ist stolz auf ihre(n) Weltmeister(n), die in einer schwierigen wirtschaftlichen und mentalen Lage das Land einen konnten. Fritz Walter war in verschiedenen Aufgabenbereichen als Manager, Trainer, Spieler und Vorbild tätig. Besonders die Bewältigung der Kriegsjahre prägten die Spieler nachhaltig. Nach dem Krieg galt es den Wiederaufbau mit Kreativität auf und neben dem Platz zu bewältigen. Nicht alle Spieler verarbeiteten den Gewinn der Weltmeisterschaft ähnlich positiv wie Fritz Walter. So gehörten Alkohol und Spielsucht zum negativen Verhalten. Im Sinne von Fritz Walter ist daher auch die Reputation der Mitspieler wichtig, die eine verantwortungsbewusste Reise im Nachkriegsdeutschland angetreten sind und das Land positiv im Ausland repräsentierten!


Fritz Walter als Mensch

Fritz Walter war mehr als nur Fußballer. Fritz Walter war mehr als nur Weltmeister. Fritz Walter war ein Mensch, der sozial in verschiedenen Funktionen handelte und schon recht früh in der Sepp Herberger Stiftung aktiv war, um Strafgefangenen den rechten Weg ins Leben zu leiten.

Bereits als Kapitän beim Endspielsieg gegen die Ungarn am 4.Juli 1954 wirkte er sehr demütig und bescheiden, während er den Jules-Rimet-Pokal in Empfang nahm. Fritz Walter hatte keine Starallüren und auch keine Skandale, wie sie vielen prominenten Sportlern anhaften.

Ähnlich wie Uwe Seeler war er ein Sportler für das Volk von Groß bis Klein. Zahlreiche Auszeichnungen zierten seinen Bungalow in Enkenbach-Alsenborn. So war er u.a. Ehrenspielführer Deutschlands und des 1. FC Kaiserslautern, Träger des Bundesverdienstkreuzes, dreimaliger Träger des Silberlorbeerblatts, Ehrenbürger von Rheinland-Pfalz, Ehrenpreisträger der FIFA.

Zu seinen Freuden gehörten Staatsmänner, Künstler und Showstars, die er zusammen mit Glückwunschkarten und einer Flasche Sekt beschenkte oder mit seiner Frau Italia bewirtete. Seine Werte sollen auch über die Fritz-Walter-Medaille und dem Fritz-Walter-Cup an die Jugendspieler von heute weitergegeben werden.

Am 2. Juni 1999 wurde die Fritz-Walter-Stiftung gegründet, die vom DFB und FCK mitgetragen wird und benachteiligten Jugendlichen hilft. Mit vielen Veranstaltungen und Projekten, werden bundesweit Schulen, Vereine und Verbände unterstützt. Der Name Fritz Walter und seine Werte leben weiter!


Auch der Kicker und die Zeitschrift 11 Freunde haben Artikel über Fritz Walter geschrieben, die neben dem Fußballer auch den Menschen Fritz Walter näher vorstellten.


Kicker

31.10.2020: Sein 2019 geretteter privater Nachlass erzählt - Fritz Walter: Alles andere als ein Luftikus
https://www.kicker.de/fritz-walter-alle ... 15/artikel

31.10.2020: Bescheidenheit, Vereinstreue und ein "Spiel des Lebens"
https://www.kicker.de/was-fritz-walters ... /slideshow

31.10.2020: Was Fritz Walters Nachlass verrät
https://www.kicker.de/was-fritz-walters ... /slideshow

30.10.2020: Elf der insgesamt 20 Cover
https://www.kicker.de/waschmaschine-wel ... /slideshow

30.10.2020: Besondere Orte des FCK-Kapitäns und WM-Helden von 1954 - Fritz Walter: Eine Spurensuche
https://www.kicker.de/fritz-walter-eine ... 18/artikel

30.10.2020: kicker.tv Hintergrund - "Der Fußball rettete ihm womöglich das Leben" - 100 Jahre Fritz Walter
https://www.kicker.de/der-fussball-rett ... 8741/video

30.10.2020: Waschmaschine, Weltmeister und ein Frage-Marathon: Fritz Walter auf dem kicker-Titel
https://www.kicker.de/waschmaschine-wel ... /slideshow

26.10.2020: Zum 100. Geburtstag des Weltmeister-Kapitäns von 1954 am 31. Oktober - Klose über Fritz Walter: "Nach Toren schickte er mir seinen Sekt"
https://www.kicker.de/klose-ueber-fritz ... 90/artikel

07.11.2017: Bilder zum legendären Triumph der deutschen Nationalelf - WM 1954 - Das Wunder von Bern
https://www.kicker.de/wm-1954---das-wun ... /slideshow


11 Freunde

31.10.2020: Friedrich der Große
Nach der WM 1954 machten die Deutschen Fritz Walter zu ihrem Helden. Obwohl er keiner war. Oder gerade deshalb?
https://11freunde.de/artikel/friedrich-der-große/529845
https://11freunde.de/artikel/friedrich- ... ttansicht=



Beitragvon Alex76 » 19.01.2021, 22:34


Die Suche nach einem Investor in Corona-Zeiten – Auf der Suche nach einem Wunder (VI)

(Werbung) In eigener Sache!

Rückblickend betrachtet hätte ich beruflich und sportlich einen ähnlichen Weg wieder eingeschlagen, allerdings unter anderen Bedingungen. Bedingungen die zu einer Erschöpfung geführt haben.

Dabei war ich nahe an einem großen wegweisenden Schritt, der da Diplom lautete. An fehlendem Ehrgeiz und Leistungsorientierung lag es nicht, dass es zu keinem Abschluss kam. Alle anderen Leistungen in Form von Vorlesungen, Seminaren und Scheinen waren erbracht und eigentlich stand der Part an, der mir am leichtesten fiel.

Dabei war der Beginn des Studiums nicht optimal. Alle anderen ehemaligen Mitschüler befanden sich im 3.Semester, wohingegen ich zusammen mit einem weiteren Bekannten den Einstieg ins 1.Semester absolvierte, nach dem Zivildienst. Durchfallquoten von 50% waren nicht selten. Ebenso Menschenmassen in der Vorlesung, Mensa oder in der Bibliothek. Erst recht spät im Hauptstudium entdeckte ich die Einrichtungen für mich. Mehrere Bekannte wechselten früh von der Universität an die Fachhochschule. Mehrere weiterte Bekannte wählten im Hauptstudium andere Wahlfächer. Ich entschloss mich das ganze sportlich(er) anzugehen. Eher als Solist, interessengetrieben.

Man mag in dem Zusammenhang von einem Flow sprechen, wenn alles optimal läuft. Während meines Studiums gelang es mir kämpferisch den Weg ins Hauptstudium zu finden. Grundkurs Mathematik wurde in der 11.Klasse in unserer Schule von einem Vertretungslehrer unterrichtet, so dass der Unterrichtsinhalt nicht vollumfänglich wie geplant gelehrt wurde. Im Nachhinein wäre der Leistungskurs Mathematik für mich besser gewesen, da das Studium sehr stark Mathematik lastig war. Erfahrungswerte über die ich leider nicht verfügt habe.

Ich war ehrgeizig und musste mich recht alleine durchschlagen, wenngleich es auch Vorlesungen gab, bei denen ich mich im Team auf die Klausur vorbereiten konnte.

Wie bereits eingangs beschrieben fehlte lediglich meine Diplomarbeit im Marketing. Es gab zwei Lehrstühle, die inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte setzten. Die Durchschnittsnoten haben sich allerdings um eine Note unterschieden. Als Student mit dem Blick auf den Arbeitsmarkt gerichtet, war die Benotung ein Kriterium für die Wahl des Lehrstuhls. Es traf mich nach zwei Semestern wider Erwarten dann doch recht hart. Betrachtet man die Durchschnittsnoten der beiden Lehrstühle, so hatte ich das Pech bei dem dazuzugehören, der um eine halbe Note schlechter benotet wurde. Statt einer 2,0 eine 2,6. Vergleichbar mit einem Kreuzbandriss im Sport.

Ich wechselte wieder den Lehrstuhl, da der andere die Option bot sich mit einem eigenen Thema auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren. Gleichzeitig lag meine Erwartung auf einer guten bis sehr guten Bewertung. Der zeitliche Umfang war enorm und mir fehlte die Sicherheit und Erfahrung, die ein absolviertes Seminar am Lehrstuhl bot. Regulär ist die Bearbeitungszeit für die empirische Arbeit sechs Monate. Eine theoretische Diplomarbeit dauert maximal vier Monate. Ohne Einarbeitung und mit dem Druck einer guten Bewertung sowie der Finanzierung über eher schlechter bezahlte Studentenjobs kam ich wohl in eine Burnout-Phase.

Mir fehlte damals ein guter Freundeskreis, das Ausüben des Lieblingssports, das Finanzielle und die Perspektive: Job, Urlaub, Haus mit Garten, Frau, Kinder, Patchworkfamilie. Ich zog mich zurück. Ein Fehler!

Immer noch nicht fertig? Was macht dein Sohn? Auch für meine Familie war die Situation nicht einfach und sehr belastend, da eine moralische Hilfestellung zwar meist da war, wenngleich die Erfahrungen der Eltern beim Abitur und Studium nicht vorhanden waren. Wenn Sie damals die Chance gehabt hätten, dann hätten Sie mir Hilfestellung geben können. So war ich als Arbeiterkind auf mich allein gestellt. In einer schwierigen Lage.

Mein Studium habe ich mir größtenteils selbst finanziert, ob am Fließband oder bei anderen Tätigkeiten. Und dann später unfreiwillig das jahrelang fleißig Gesparte von den Omas aufgebraucht. Bis es dann Hartz IV hieß. Ein tiefer Fall!

Man hat den Eindruck, dass sich viele von einem abwenden. Dabei habe ich versucht und versuche es immer noch aus meinen Stärken/Kompetenzen einen Job neu zu kreieren. Heuer würde ich von einem Künstler im Bereich Sport und Kultur sprechen. Jemand der versucht Arbeitsplätze zu schaffen, statt einen zu blockieren. Speziell in Zeiten des Wandels sind Innovation aber auch Tradition wichtig. Am besten beides zusammen!

Ich habe dann auch viele Kurse an der Universität und bei der Agentur für Arbeit freiwillig besucht, um mich gut vorzubereiten. Beruflich habe ich mich auf den Bereich Sportmarketing sehr stark spezialisiert. Der Sport ist meine große aktive und passive Leidenschaft, dem ich viel zu verdanken habe und dem ich gerne auch was zurückgeben möchte. Ernüchternd verliefen da schon mehrfache Kontaktversuche mit dem DFB und dem 1.FCK.

Auch im sportlichen Misserfolg lässt einem der 1.FCK nicht los. Es gab sehr viele schöne Erinnerungen und auch viele Werte, deren Fortbestand es wert sind am 1.FC Kaiserslautern festzuhalten. Ich erinnere mich sehr stark an die Hilfskonvois nach Tarnovo in Bulgarien 1994 oder 1992 ins kroatische Flüchtlingslager Djakovo. Mehr als 4000 km quer durch Europa mit vollgepackten Kleintransportern. Die Fahrten wurden von den Fans organisiert. Und auch mit Medikamenten des Bayer-Konzerns bestückt…

Ob eine Fanabteilung 2.0 hier positiv anknüpfen kann, sollte überlegt sein. Beim Thema Ehrenamtlich klinke ich mal aus und würde gerne in den beruflichen Modus wechseln mit:
1.) einem Angestelltenverhältnis (20h/Woche),
2.) Tätigkeit als Freiberuflicher Berater im Bereich Sport, Kunst, Kultur
- DFB
- 1.FC Kaiserslautern
- Bayer 04 Leverkusen
3.) Gründung einer gGmbH im Bereich Sport, Kunst und Kultur

Auch nach einer beruflichen Niederlage gilt es aufzustehen! Als Small Town Boy habe ich versucht mich im Alltag stets korrekt zu verhalten. Klar kann man diesen Anspruch nicht immer erfüllen. Aufgrund meines Wohnortes aber auch der beschriebenen Spielweise sehe ich Parallelen zu einem Weltmeister von 1954, dessen späteres Antlitz aktuell noch schamhaft in der Öffentlichkeit aufleuchtet und von dem britischen Stanley Matthews als fairsten Gegenspieler gelobt wurde:

Am 1. Dezember 1954 spielt der Überraschungs-Weltmeister in Wembley gegen England. Ein Match, das noch heute als eines der größten des legendären englischen Stürmers Stanley Matthews gilt. Kohlmeyer muss gegen ihn spielen. Er versucht alles, vergeblich, wie die Times bildreich berichtet: "Es ist als wolle jemand ein Feuer in einer Streichholzschachtel einsperren." Deutschland verliert das Spiel 3:1, Matthews spielt überragend.

Matthews lobt später, er habe nie gegen einen faireren Verteidiger gespielt als an jenem Tag. Ein wertloses Kompliment. Der Nationalmannschaftsdebütant Jupp Derwall erinnert sich: "Kohlmeyer saß nach dem Spiel in der Kabine. Er sagte kein Wort und grub den Kopf in seine Hände. So saß er immer noch da, als der Rest der Mannschaft längst angezogen war. Das ganze Team musste im Bus auf ihn warten."



Beitragvon Alex76 » 25.01.2021, 22:43


Die Suche nach einem Investor in Corona-Zeiten – Auf der Suche nach einem Wunder (VII)

Mit der Corona-Krise trifft es die Menschen schwer. Viele Existenzen sind gefährdet. Der Staat muss eingreifen, um Selbständige und Jobs aufgrund des Lockdowns zu retten. Der erste Blick ist negativ, der zweite Blick eröffnet eine Chance auf eine bessere Zukunft für uns alle. Nach dem Lockdown wird es für uns alle darum gehen, an einer gemeinsamen Perspektive zu arbeiten!


Keine Lockerungen beim Lockdown in Sicht! Kurze Zusammenfassung der Beschlüsse seit dem 16.11.2020

Nachdem der „Lockdown Light“ ab dem 2.November 2020 nicht die erhofften Senkungen der täglichen Neuinfektionszahlen bewirkt hat, wurde in der Konferenz am 16.11.2020 beschlossen, dass die Regelungen weiterbestehen bleiben.

Bei der Ministerpräsidentenkonferenz am 25.11.2020 wurden die Maßnahmen bis zum 20. Dezember 2020 beibehalten und teilweise verschärft. Hier die Pressekonferenz nach den Bund-Länder-Beratungen zur Corona-Pandemie (37:47 Min.):
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=

Auf insgesamt 15 Seiten sind die Beschlüsse zusammengefasst und können unter dem folgenden Link aufgerufen werden:
Beschluss von Bund und Ländern zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie vom 25.11.2020 (PDF, 148,4 KB, nicht barrierefrei)

Sollte die Inzidenz von über 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern und diffusen Infektionsgeschehen in Gebieten vorherrschen, sollen schärfere Regeln seitens der Länder beschlossen werden. An den Weihnachtstagen sollen die Einschränkungen privater Kontakte gelockert werden, so dass 10 erwachsene Personen aus mehreren Haushalten zusammenkommen können.


Eine Woche später, am 2. Dezember 2020, verlängerten die Regierungschefs der Länder mit der Bundeskanzlerin den Teil-Lockdown bis zum 10.Januar 2021.


Da die Infektionswerte weiterhin auf hohem Niveau liegen, am 10. Und 11. Dezember lagen die Werte über 28.000 Neuinfektionen, verhängte die Bundesregierung zusammen mit den Ländern einen 2.Lockdown, der ab dem 16. Dezember in Kraft treten soll und bis zum 10. Januar 2021 gilt.

Hier nochmals die Pressekonferenz nach dem Bund-Länder-Beschluss am 13.12.2020 zur Bekämpfung der Corona-Pandemie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller, Finanzminister Olaf Scholz sowie Ministerpräsident Markus Söder (57:27 Min.):
https://www.bundesregierung.de/resource ... k-data.pdf

Ergänzend sind die Beschlüsse unter dem folgenden Link zusammengefasst:
https://www.bundesregierung.de/resource ... k-data.pdf

„In Abhängigkeit von ihrem jeweiligen Infektionsgeschehen werden die Länder vom 24. Dezember bis zum 26. Dezember 2020 -als Ausnahme von den sonst geltenden Kontaktbeschränkungen-während dieser Zeit Treffen mit 4über den eigenen Hausstand hinausgehenden Personen zuzüglich Kindern im Alter bis 14 Jahre aus dem engsten Familienkreis, also Ehegatten, Lebenspartnern und Partnern einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft sowie Verwandten in gerader Linie, Geschwistern, Geschwisterkindern und deren jeweiligen Haushaltsangehörigen zulassen, auch wenn dies mehr als zwei Hausstände oder 5 Personen über 14 Jahren bedeutet. Angesichts des anhaltenden hohen Infektionsgeschehens wird noch einmal eindrücklich an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, Kontakte in den fünf bis sieben Tagen vor Familientreffen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren (Schutzwoche).“

Auch das Silvesterfest soll stark eingeschränkt werden. Bundesweit gelten ein Versammlungsverbot und der Verkauf von Pyrotechnik vor Silvester.


Auch im neuen Jahr haben Bund und Länder auf ihrer ersten Videoschalte am 05.01.2021 einschneidende Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie beschlossen. Nach den Beratungen informierten Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Regierende Bürger bn.9meister Michael Müller sowie Ministerpräsident Markus Söder über die Beschlüsse, die bis zum 31.Januar 2021 gelten sollen (48:50 Min.):
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=

Auch hier sind die Beschlüsse ergänzend schriftlich zusammengestellt:
https://www.bundesregierung.de/resource ... download=1

Zusätzlich zu den bisher geltenden Einschränkungen sollen ab dem 11. Januar private Zusammenkünfte weiter beschränkt werde, so dass lediglich eine weitere nicht im Haushalt lebende Person erlaub ist. Zusätzlich soll bei einer 7-Tages-Inzidenz von über 200 pro 100.000 Einwohner der Bewegungsradius auf 15km um den Wohnort eingeschränkt werden.

Finanzielle Hilfsprogramme sollen verlängert werden. Für zuhause Kinder betreuende Eltern soll ein Anspruch auf 10 Tage zusätzliches Kinderkrankengeld pro Elternteil geschaffen werden.


Eine erneute kurz anberaumte Videoschaltkonferenz am 19.01.2020 fand zwischen der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder statt.
Im Anschluss der Beratungen zum weiteren Vorgehen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie haben Kanzlerin Angela Merkel und die Regierungschefinnen und -chefs der Länder die geltenden Maßnahmen bis zum 14.02.2021 verlängert. Hier die Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Regierende Bürgermeister Michael Müller sowie Ministerpräsident Markus Söder über die Beschlüsse (46:33 Min.):
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=

Auch hier sind die Beschlüsse ergänzend schriftlich zusammengestellt:
https://www.bundesregierung.de/resource ... download=1

Hinzufügend zu den alten Beschlüssen sollen Kontakte jenseits des eigenen Haushalts nur noch mit einer weiteren Person erlaubt sein.

Darüber hinaus sollen in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften OP-Masken, FFP2-Masken oder auch KN95-Masken die häufiger getragenen Stoffmasken ersetzen. Auch bei Alten- und Pflegeheimen muss das Personal beim Kontakt mit Bewohnern FFP2-Masken tragen.

Kitas und Schulen sollen weiter bis zum 14. Februar grundsätzlich geschlossen bzw. die Präsenzpflicht ausgesetzt sein. Ebenso wie im Frühjahr letzten Jahres sollen in Unternehmen, wenn immer möglich, in Homeoffice gearbeitet werden.

Ziel in den nächsten Wochen ist die Senkung der 7-Tage-Inzidenz auf 50 Neuninfektionen pro 100.000 Einwohner, so dass die Gesundheitsämter die Infektionsketten wieder kontrollieren können.


Zulassung der ersten Impfstoffe! Besserung in Sicht?

Einhergehend mit den Beschränkungen seit dem 16.12.2020 sind die Neuinfektionen moderat rückläufig. Die Belastung von Krankenhäusern und Intensivstationen sind auf hohem Niveau leicht rückläufig. Speziell in der jetzigen Jahreszeit ein positiver Erfolg.

Weitere positive Effekte sind von der beginnenden Impfkampagne zu erwarten, wenngleich aus Brasilien, Südafrika und England Virusmutationen registriert wurden, die teils stärker ansteckend sind als der bisherige Corona-Virus.

Einen großen Hoffnungsschimmer stellt daher die Zulassung der COVID-19-Impfstoffe dar. Für Europa erfolgt die Zulassung der COVID-19-Impfstoffe nach einem von der European Medicines Agency (EMA) koordinierten zentralisierten Bewertungsverfahren durch die Europäische Kommission. Die Beschaffung der Impfstoffe erfolgt durch einen gemeinsamen EU-Beschaffungsmechanismus.

Am 21. Dezember 2020 erhielt als erster SARS-CoV-2-Impfstoff der RNA-Impfstoff Tozinameran von Pfizer und BioNTech die bedingte Marktzulassung in der EU. Auch der Impfstoff mRNA-1273 des US-Unternehmens Moderna wurde am 6. Januar 2021 zugelassen, so dass die am 7. November 2020 beschlossene Impfstrategie der Gesundheitsminister von Bund und Ländern (Nationale Impfstrategie) realisiert werden kann. Speziell in der Anfangsphase sind die Impfkapazitäten knapp.

Zunächst sollen priorisierte Personen geimpft werden, die über 80 Jahre alt sind oder im Gesundheitswesen und Pflegeberufen arbeiten. Auch weitere vulnerable Personengruppen.

Aktuell, Stand 24.01.2020, beträgt die Impfquote in Deutschland ca. 2,0 %. Wann und ob die sogenannte Herdenimmunität eintritt, wird die Zukunft weisen. Dafür sind laut Expertenmeinung mindestens 60 bis 70% Impfungen bei der Gesamtbevölkerung notwendig. Ziel der Bundeskanzlerin und der Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder ist im laufenden Jahr allen Bürgerinnen und Bürgern ein Impfangebot zu machen.

Sollten die Mutationen des Virus handhabbar sein, wäre eine sichere und gerechte Öffnungsstrategie bis Mitte Februar konzeptionell zu erarbeiten. Dass man hier keine Schnellschüsse vollziehen darf, hat Christian Drosten in einem Spiegelartikel angemerkt:

„Wenn die alten Menschen und vielleicht auch ein Teil der Risikogruppen geimpft sein werden, wird ein riesiger wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer und vielleicht auch rechtlicher Druck entstehen, die Corona-Maßnahmen zu beenden. Und dann werden sich innerhalb kurzer Zeit noch viel mehr Leute infizieren, als wir uns das jetzt überhaupt vorstellen können. Dann haben wir Fallzahlen nicht mehr von 20.000 oder 30.000, sondern im schlimmsten Fall von 100.000 pro Tag. Das sind dann zwar eher jüngere Leute, die seltener schwere Verläufe haben als ältere. Aber wenn sich ganz viele junge Menschen infizieren, dann sind die Intensivstationen trotzdem wieder voll, und es gibt trotzdem viele Tote.“

Man mag kein Fan von Christian Drosten sein. Generell sollten volkswirtschaftlich betrachtet die langfristigen Kosten einer frühen Lockerung in ein gesundes Verhältnis gesetzt werden mit dem kurzfristigen Nutzen. Zeitnah müssen die Anträge zu Überbrückungskrediten und Zuschüssen bearbeitet werden. Auf unternehmerischer Ebene sind neben der Krise auch Prozesse angestoßen, die zu neuen Produkten und Wertschöpfungsketten führen könnten. Fokus ist nachhaltiges Wirtschaften..

Durch den Lockdown sind besonders Schüler und deren Bildung hart betroffen. Langfristig wären damit auch Unternehmen und Betriebe betroffen, da ein deutliches Absinken in der PISA-Studie zu Erwarten ist. Defizite in den Kernfächern müssen erkannt werden und in einer angenehmen (Lern-) Atmosphäre behoben werden. Der Sport kann eine tragende Rolle bei der Bildung und der generellen Fitness sein.



Beitragvon Alex76 » 05.02.2021, 22:42


DHB vor der Olympiaqualifikation im März - Auf der Suche nach einem Wunder (VIII)

Der Terminkalender für das Jahr 2021 sieht nach dem Ausfall der Olympischen Spielen 2020 in Tokio zwei Großveranstaltungen für den Handballsport vor.
Trotz der Hochphase in der Corona-Pandemie fand in Ägypten die 27. Weltmeisterschaft statt, was auch kritische Stimmen aus der Handballbundesliga hervorrief. Der WM folgt im Sommer die aufgeschobenen Olympischen Spielen von Tokio.


Time for Africa: Handballweltmeisterschaft in Ägypten 2021

Insgesamt 108 Spiele mit 32 Teilnehmern sorgten erstmals für ein Mammutprogramm, welches über die Vorrunde mit 8 Gruppen bis zur Hauptrunde mit vier Gruppen zu je 6 Mannschaften aufgebaut ist. Die besten acht Mannschaften qualifizierten sich für das Vierteilfinale, dem sich das Halbfinale und das Finale anschloss. Nebst Einhaltung des europäisch inspirierten Hygienekonzepts sollte auch die Auslastung auf 30% Zuschauerkapazität limitiert werden. Kurz vor Beginn des Turniers bewirkte die internationale Spielergewerkschaft den Verzicht von Zuschauern.

Klar dass die Atmosphäre ohne Zuschauer litt.

Die 27. Handball-Weltmeisterschaft ist die dritte in Afrika und die zweite in Ägypten. Der Gastgeber beeindruckte als zuverlässiger Organisator und konnte die anfangs heruntergeschraubten Erwartungen bei den teilnehmenden Sportlern übertreffen. Mit Zuschauern wären die Spiele wohl genial gewesen. Insgesamt standen vier Hallen zur Verfügung mit dem Cairo Stadium Indoor Halls Complex in Kairo (16.200 Plätze), der Handballhalle in Neue Hauptstadt Ägyptens (New Capital, 7.000 Plätze), der Handballhalle in Alexandria (Borg El Arab, 5.000 Plätze) und der Handballhalle in Gizeh (Madinat as-Sadis min Uktubar, 4.500 Plätze).

Zwischen 2009 und 2017 holte die französische Trikolore vier Titel und konnte sich als WM-Rekordsieger mit insgesamt sechs Titeln (1995, 2001, 2009, 2011, 2015, 2017) etablieren. Sie lösten Schweden (1954, 1958, 1990, 1999) und Rumänien (1961, 1964, 1970, 1974) mit vier Titeln ab.

Die viermeisten Titel errangen Deutschland (1938, 1978, 2007) und Russland (1982, 1993, 1997). Dahinter platziert ist Spanien mit Titelgewinnen 2005 und 2013. Vor der WM war Dänemark (2019) zusammen mit Kroatien (2003), der Tschechoslowakei (1967) und Jugoslawien (1986) auf dem gleichen Rankinglevel.

Auch wenn das Austragen der Handballweltmeisterschaft kontrovers zu werten ist, so stellt die Corona-Krise ein globales Problem dar, welches nach globalen und regionalen Lösungen sucht. Ähnlich wie die Corona-Krise gilt es auch bei der Klimaerwärmung darum einen Worst Case zu vermeiden. Gemeinsam!

Leider wurde das Turnier in Ägypten nicht mit einer Eröffnungsfeier eingeleitet. Hier wären für die nächsten Turniere auf dem afrikanischen Kontinent Anreize für eine identitätsbasierte Vorstellung des Gastgeberlandes gegeben.
https://www.tonight.de/sport/handball-w ... 03492.html


Dänemark verteidigt Weltmeistertitel

Zum zweiten Mal ist die dänische Herrennationalmannschaft Weltmeister geworden. Damit konnten die Dänen ihren Titel von der WM 2019 erfolgreich verteidigen. Im skandinavischen Endspiel gegen den Erzrivalen Schweden behielten die Mannen um die Topstars Niklas Landin, Lasse Svan und Mikkel Hansen ebenso einen nordisch coolen Kopf wie bereits im knappen Viertelfinale gegen den Gastgeber aus Ägypten.

Deutschland scheiterte bereits in der Hauptgruppe mit zwei Niederlagen gegen starke Ungarn (28:29) und Spanier (28:32).

Viertelfinale:
Dänemark – Ägypten 39:38 (nach 7-Meter-Werfen)
Schweden – Katar 35:23
Spanien – Norwegen 31:26
Frankreich – Ungarn 35:32 (nach Verlängerung)
Halbfinale:
Spanien – Dänemark 33:35
Frankreich – Schweden 26:32
Spiel um Platz 3:
Spanien – Frankreich 35:29
Finale:
Dänemark – Schweden 26:24


Die Stars der WM: All-Star-Team

Die Stars der WM rekrutieren sich besonders aus den beiden skandinavischen Endspielteams. Zudem schafften es der Franzose Ludovic Fabregas und der Spanier Ferran Solé in den erlauchten Kreis. Mikkel Hansen (DNK, Paris St. Germain) wurde als wertvollster Spieler ausgezeichnet. Auch wenn keine deutschen Nationalspieler vertreten sind, so spielen immerhin drei All-Stars in der Bundesliga. Hier ist die Wertung für die einzelnen Positionen:

Torwart: Andreas Palicka (SWE, Rhein-Neckar Löwen)
Linksaußen: Hampus Wanne Schweden (SWE, SG Flensburg-Handewitt)
Rückraum Links: Mikkel Hansen (DNK, Paris St. Germain)
Rückraum Mitte: Jim Gottfridsson (SWE, SG Flensburg-Handewitt)
Rückraum Rechts: Mathias Gidsel (DNK, GOG Håndbold)
Rechtsaußen: Ferran Solé (ESP, Paris Saint-Germain)
Kreisläufer: Ludovic Fabregas (FRA, FC Barcelona)
Wertvollster Spieler: Mikkel Hansen (DNK, Paris St. Germain)

Sehr aussagekräftig ist der Player Score, der Daten aus den offiziellen Turnier-Statistiken zusammenführt. Positiv werden die erzielten Tore, Assists, Ballgewinne, Blocks in der Abwehr und die herausgeholten Strafwürfe gewertet. Negativ werden Fehlwürfe, technische Fehler, Ballverluste, verursachte Strafwürfe, Zeitstrafen und rote Karten beurteilt.

Wer nähere Informationen zum Score und der Platzierung einsehen möchte, kann sich hier informieren:
https://www.handball-world.news/o.red.r ... 29668.html


Zwischen Championsleague und Gruppenaus: Immer noch auf der Suche nach einem Spuilmacher?

Neuer Trainer - verspätetes Glück?

Recht turbulent und chaotisch verlief der Einstieg von Alfred Gislason nach seiner Vorstellung im Februar des letzten Jahres. Nach dem Corona-Lockdown konnte Gislason erst ein halbes Jahr später seine ersten Trainingseinheiten mit der Nationalmannschaft absolvieren.

Ausgefallen sind der erste Lehrgang sowie das Freundschaftsspiel gegen die Niederlande im März 2020. Zudem musste das vorolympische Qualifikationsturnier ins nächste Jahr verschoben werden. Wichtige Spiele, die speziell am Anfang der Amtszeit des neuen Bundestrainers das Kennenlernen mit der Mannschaft erschwerten, auch wenn Gislason „nicht alles auf den Kopf stellen“ wollte und eine gut funktionierende Mannschaft mit Entwicklungspotential vorfand.

Seinem Vorgänger Christian Prokop sind bei der Europameisterschaft 2020 zwei Niederlagen gegen Spanien (26:33) und Kroatien (24:25) zum Verhängnis geworden. Das deutsche Team belegte lediglich den fünften Platz. Auch bei den vorigen Turnieren konnten die ambitionierten Ziele nicht erreicht werden.

Ähnlich wie Jogi Löw ist auch Alfred Gislason mit aktuellen Themen wie der richtigen Belastungssteuerung konfrontiert, die nach dem Stillstand in der Handballbundesliga zu Unwägbarkeiten geführt haben. Wie werden Verletzungen minimiert? Wie kann eine homogene Trainingsgruppe geschaffen werden?

Einen ersten Rückschlag musste der Bundestrainer mit dem Ausfall der Rückraumspieler Fabian Wiede, Franz Semper und Tim Suton verkraften, die wohl gute Chancen gehabt hätten im engeren Kader zu stehen. Aufgrund der Corona-Pandemie haben zusätzlich die Kieler Nationalspieler Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Steffen Weinhold sowie Melsungens Abwehrspezialist Finn Lemke abgesagt. Speziell in der Abwehr hat die Mannschaft an Qualität und Routine stark eingebüßt. In den wichtigen Partien gegen Ungarn und Spanien fehlte, trotz zwischenzeitlich guten Phasen, die Siegermentalität. Die Big Games wurden verloren. Leider haben die Jungs sich nicht für das Viertelfinale qualifizieren und für ihren Aufwand entlohnen können, was auch im Fernsehen zu Einschaltquotenverlusten geführt hat. Nach den vielen ausgefallenen Spielen und Trainingseinheiten hätte das Erreichen der nächsten Runde(n) einen Entwicklungsschritt bewirkt und eine Siegermentalität geschärft.

Die schwedische Mannschaft hat einen Weg aufgezeigt, der auch für das deutsche Team realisierbar gewesen wäre, wenngleich die Skandinavier mit glücklichen Turnierlosen gesegnet waren und sich im Lauf des Turniers steigern konnten. Sowohl die Schweden als auch die Deutschen sind ähnlich veranlagt. Bei der Weltmeisterschaft haben sich die Stärken der Skandinavier gezeigt, die aus einem guten Abwehrmittelblock und einer unglaublich schnellen 1.Welle und einer spielstarken 2.Welle operieren, was die Gegner doch vor starke Probleme stellte.

Mit der gezeigten Leistung ist Schweden in der sehr engen Top 8 des internationalen Handballs angekommen und würde auch bei entsprechendem Spielglück und der konsequenten spielerischen Weiterentwicklung titelbereit sein. In Bestbesetzung zählt auch Deutschland zur Top 8 und agiert mit ähnlichen taktischen Mitteln. Als Gruppengegner in der Olympiaqualifikation gehören neben den Schweden auch die Slowenen und die Algerier zu den Gruppengegnern.

Nach Dagur Sigurdsson wieder ein Isländer auf der Trainerbank. Gutes Omen für das Qualifikationsturnier und die Olympischen Spiele in Tokio?

07.02.2020: Gislason wird am Freitagmittag vorgestellt - Prokop-Entlassung: DHB-Vorgehen sorgt für Verwunderung und Diskussionen
https://www.kicker.de/769114/artikel/pr ... skussionen

07.02.2020: Verfügbarkeit von Gislason als "wichtiger Impuls" - "Vor drei, vier Tagen noch nicht abzusehen": DHB-Spitze erklärt Prokop-Trennung
https://www.kicker.de/769138/artikel/_v ... p_trennung

07.02.2020: Neuer Bundestrainer will "nicht alles auf den Kopf stellen" - Gislason im Interview: "Ich war mir schon mit einem anderen Verband einig"
https://www.kicker.de/769152/artikel/gi ... and_einig_

26.10.20: Isländer vor Premiere als Bundestrainer - Corona-Sorgen und Boykott-Diskussionen: Gislason bleibt "Berufsoptimist"
https://www.kicker.de/corona-sorgen-und ... 46/artikel

Die DHB- Mannschaft bei der WM

Vor der Weltmeisterschaft in Ägypten absolvierte Alfred Gislason und der DHB wichtige Spiele in der Qualifikation zur Europameisterschaft zu Hause gegen Bosnien-Herzegowina (25.21), in Estland (35:23) und in Österreich (36:27) sowie zu Hause gegen Österreich (34:20). Es waren die ersten offiziellen Begegnungen der Mannschaft mit dem Trainer.

Der Sport stand im Schatten der Corona-Pandemie, da sich nach dem Trip nach Estland Mitte November mit Finn Lemke, Johannes Bitter, Marian Michalczik und Juri Knorr vier Nationalspieler mit dem Coronavirus infiziert haben. Welche Auswirkungen wird Corona bei der Weltmeisterschaft in Ägypten Mitte Januar haben?

Während beim DFB drei ehemalige Nationalspieler und Weltmeister von 2014 (Jerome Boateng, Thomas Müller, Mats Hummels) von Jogi Löw nicht berücksichtigt werden, so musste Alfred Gislason auf die Championsleague-Sieger Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Steffen Weinhold sowie Melsungens Abwehrspezialist Finn Lemke verzichten, die coronabedingt absagten. Beim DFB ein Luxusproblem, für den DHB kaum zu kompensieren, da auch die Rückraumspieler Fabian Wiede, Franz Semper und Tim Suton verletzungsbedingt ausfielen bzw. noch geschont werden mussten.

Der Kader für die Weltmeisterschaft fußte auf der ersten Nominierung vom 26.10.2020 und bestand ausfolgenden Spielern:

Torwart: Johannes Bitter (TVB 1898 Stuttgart), Andreas Wolf (PGE VIVE Kielce, Polen), Silvio Heinevetter (MT Melsungen)

Außen links: Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar-Löwen), Marcel Schiller (FRISCH AUF! Göppingen)

Außen rechts: Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen) nachnominiert für den verletzten Tobias Reichmann (MT Melsungen)), Timo Kastening (MT Melsungen)

Rückraum links: Julius Kühn (MT Melsungen), Paul Drux (Füchse Berlin), Fabian Böhm (TSV Hannover-Burgdorf), Lukas Stutzke (Bergischer Handball-Club 06)

Rückraum Mitte: Philipp Weber (SC DHfK Leipzig), Juri Knorr (TSV GWD Minden), Marian Michalczik (Füchse Berlin)

Rückraum rechts: Kai Häfner (MT Melsungen), David Schmidt (Bergischer Handball-Club 06), Antonio Metzner (HC Erlangen)

Kreis: Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt), Moritz Preuss (SC Magdeburg), Sebastian Firnhaber (HC Erlangen)

26.10.20: Die EM-Qualifikation für 2022 beginnt - Von Gensheimer bis Knorr: Gislason nominiert DHB-Aufgebot
https://www.kicker.de/von-gensheimer-bi ... 15/artikel

Aufgrund der Ausfälle und der wenigen Vorbereitungszeit war Trainer Gislason gefordert quasi aus dem Nichts einen funktionsfähigen Angriff und einen sicheren Abwehrverbund zu basteln. Speziell in der Abwehr erkannte man neben der klassischen 6:0 Abwehr das Experimentieren mit einer offensiven 3:2:1 Abwehr, was der Flexibilität in künftigen Big Games gegen die Top 4 zugutekommen könnte. Leider war bereits nach der Hauptrunde Schluss!

Besonders im Spiel gegen die Spanier, nach erfolgreicher Aufholjagd, hatten die deutschen Spieler viele leichte Fehlwürfe, die den Spaniern ermöglichten, wieder ranzukommen und ihrerseits die Führung auszubauen. Kein neues Problem, da bereits die Europameisterschaft gezeigt hat, dass die deutsche Mannschaft gegen die beiden stärksten Mannschaften aus Spanien und Kroatien Probleme hatte, sich in den Schlussminuten durchzusetzen.

Speziell in den kritischen Phasen bedarf es einer hohen Konzentration und Mentalität, die z.B. die dänische Mannschaft während ihres Viertelfinalspiels gegen den Gastgeber aus Ägypten in mehreren Spielsituationen eindrucksvoll offenbarte.

Die deutschen Nationalspieler müssen ihren Frust ob des Turnierverlaufs verarbeiten und wieder an einem gemeinsamen Strang ziehen. So waren einige Entscheidungen zwischen Verständnis und Enttäuschung gelagert. Um eine erfolgreiche Olympiaqualifikation spielen zu können, bedarf es wohl einer Aussprache!

26.01.2021: Handball-WM | Ausblick - WM abhaken: DHB-Team hofft auf Olympia-Quali
https://www.zdf.de/nachrichten/sport/ha ... n-100.html

26.01.2021: Handballer geben sich in Ägypten dünnhäutig - Nach historischer WM-Schmach: DHB-Spitze erhöht den Druck
https://www.kicker.de/nach-historischer ... 90/artikel

26.01.2021: Nur noch 3,15 Millionen beim Polen-Spiel - TV-Quoten bei Handball-WM deutlich unter früheren Werten
https://www.kicker.de/tv-quoten-bei-han ... 82/artikel

24.01.2021: Der Bundestrainer verteidigt seinen Kapitän - Gislason über Gensheimer: "Gibt keinen in der Mannschaft, der an ihm zweifelt"
https://www.kicker.de/gislason-ueber-ge ... 82/artikel

23.01.2021: DHB-Kapitän setzt sich zur Wehr - Gensheimer kontert Kritiker: "Neid und Missgunst sind da"
https://www.kicker.de/gensheimer-konter ... 68/artikel

23.01.2021: Auch Top-Talent Knorr musste zusehen - Klares Zeichen: Gislason setzt Keeper Wolff auf die Tribüne
https://www.kicker.de/klares-zeichen-gi ... 53/artikel

22.01.2021: Gegen Brasilien nicht mal im Kader? "Mich ärgert das kolossal": Wolff wird von der 1a-Lösung zum Problemfall
https://www.kicker.de/mich-aergert-das- ... 50/artikel

Besinnen auf die Stärken

Bereits an anderer Stelle beschrieben ist eine funktionierende 6:0 Abwehr zusammen mit Pekeler, Wiencek oder Lemke auf internationalem Topniveau für Deutschland wichtig, um mit den großen Nationen mithalten zu können. Die schwedische Mannschaft hat gezeigt, dass daraus viele einfache Gegenstöße resultieren.

Ein Luxusproblem, welches für den Bundestrainer wirklich schwer lösbar erscheint, ist die Anzahl an guten bis sehr guten Kreisläufern im Team. Mit Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek, Jannik Kohlbacher, Finn Lemke und Johannes Golla stehen fünf international erfahrene Kreisläufer dem Bundestrainer zur Auswahl. Wäre ein Angriff mit zwei Kreisläufern denkbar, so dass man Offensivwechsel minimieren könnte und den Gegenstoß noch schneller gestaltet? Wie beschrieben ein Luxusproblem.

Benchmark für das beste offensive Kreisspiel bei der WM war die ungarische Nationalmannschaft. Bence Banhidi, der Kreisläufer der Ungarn misst 2,06 Meter und bringt über 120 Kilogramm auf die Waage. Masse mit Klasse, was acht Tore aus acht Versuchen beim 29:28 Sieg gegen Deutschland dokumentieren. Auch im Viertelfinale gegen Frankreich war Banhidi mit sechs Treffern erfolgreich, wenngleich sich die Ungarn nach Verlängerung den Franzosen geschlagen geben mussten.

Während die Ungarn auf den Fähigkeiten des Kreisspiels ihre Angriffe aufbauen und Gefahr ausstrahlen, besteht beim DHB eine Konkurrenzsituation, die sich in der Zukunft leistungssteigernd auch in der Offensive auswirken muss, will man in den Big Games erfolgreich bestehen. Selbstvertrauen ist elementar wichtig. Automatismen, Timing und Spielverständnis ebenso. Da viele Trainingseinheiten der Nationalmannschaft ausfielen und Spiele auf hohem Niveau ebenso, muss man als Kreisläufer die kommenden Gegner im Selbststudium nochmals (nach-)checken um besser (vor-)gecheckt zu sein. Was macht der Torhüter in schwierigen Wurfpositionen? Welche Optionen sind erfolgsversprechend? Was machen die Abwehrspieler in unterschiedlichen Spielsituationen? Wie kann ich meine Mitspieler in schwierigen Angriffssituationen entlasten?

Steigerungsfähig waren auch die Torhüterleistungen; eventuell der neuformierten Abwehr geschuldet. Bis zu den Olympischen Spielen ist noch Zeit an der Höchstleistung zu feilen. Ich bin mir sicher, dass bei erfolgreicher Qualifikation die Torhüter im Laufe des Turniers ein wichtiger Faktor werden. Und auch die großen Nationen vor Problemen stellen.

Der deutsche Kader wird gespickt sein mit internationaler Klasse. Ob internationale Topklasse wird sich weisen.

Sollten die Außen Uwe Gensheimer, Marcel Schiller, Tobias Reichmann und Timo Kastening ihre Bestleistung abrufen, wäre die deutsche Mannschaft fähig auch gegen die großen Mannschaften mitzuhalten. Vieles hängt vom Rückraum und dessen spielerischer Abstimmung ab. In den Spielen gegen die Ungarn und Spanier waren recht viele technische Fehler erkennbar, die zu Gegenstößen und leichten Gegentoren geführt haben.

Als Beobachter hat man den Eindruck, dass speziell auf der rechten Seite eine sehr gute
Feinabstimmung entstanden ist. Darin gilt es anzuknüpfen und auf den Rest des Teams zu übertragen.

Auf der Suche nach einem Spuilmacher

Den klassischen Spielmacher gibt es im deutschen Handball nicht. Vielmehr wird die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt. Im internationalen Vergleich ragen Mikkel Hansen und Jim Gottfridsson heraus, die in kritischen Situationen Spielzüge einleiten, selbst abschließen, den Zweikampf suchen oder das Spiel beschleunigen.

Der Schweizer Spielmacher Andy Schmid sieht seine Aufgaben als verlängerter Arm des Trainers und als Coach auf dem Feld, der seine Mitspieler in Szene setzt, indem er z.B. in 1:1-Situationen geht, so dass er Platz für seine Mitspieler schafft. Zusätzlich zu den mannschaftlichen Aufgaben sollte ein Spielmacher auch eigene Torgefahr ausstrahlen.

Aus dem Fußball kennt man den klassischen Spielmacher als denjenigen, der die Spielstrategie der Mannschaft steuert, Angriffe einleitet, die Defensive koordiniert, Bälle an die Mitspieler verteilt, nach Möglichkeit immer anspielbar ist, im gegnerischen Strafraum präsent ist und Tore erzielt. Neben herausragenden technischen Fertigkeiten muss der Spielmacher auch Engagement und Kampfgeist zeigen, um den Gegner zu stören und die Einsatzbereitschaft der eigenen Mannschaft zu forcieren.

Die Aufgaben des Spielmachers sind sehr vielfältig. Auch neben dem Platz sollte der Spielmacher Führungsaufgaben übernehmen und über eine Spielerpersönlichkeit verfügen. Aufgrund der Vielfalt an Aufgaben und der gestiegenen Komplexität in der heutigen medial geprägten Zeit, übernehmen mehrere gleichgestellte Spieler im Mittelfeld zusammen die kreativen Aufgaben. Ein großer Vorteil dieser Philosophie besteht darin, dass der einzelne Spielmacher nicht vom Gegner ausgeschaltet werden kann. Z.B. durch Manndeckung oder doppelte Manndeckung.

Auch in der heutigen Abwehrarbeit geht es um Strategie, Kreativität und Ordnung. Daher nimmt der Regista, im italienischen Fußball ein tief stehender Spielmacher, eine verantwortungsvolle Rolle ein. Dieser übernimmt defensive Aufgaben und agiert aus der Tiefe des Raums. Bekannte Beispiele für Registi sind Andrea Pirlo, Xavi, Xabi Alonso, Luka Modrić, Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger. Das Pendant in der Offensive, ein Spielmacher in zentraler offensiver Position, ist der Trequartista. Bekannte Trequartisti sind z.B. Alessandro Del Piero, Kakà, Rui Costa, Clarence Seedorf, Lionel Messi, Rafael van der Vaart, Diego, Michael Ballack, Frank Lampard, Cesc Fàbregas, Cristiano Ronaldo, Ronaldinho oder Franck Ribery.

Wie im Fußball so auch im Handball? Einige Eigenschaften und Aufgaben von Spielmachern finden sich auch im Handball. Andere Eigenschaften sind weniger stark ausgeprägt. Entwicklungsfähig ist der deutsche Rückraum, wo doch viele Positionen neu besetzt sind, so dass Automatismen und Feinheiten erst erarbeitet werden müssen. Dies funktioniert mit Trainingsarbeit aber in erster Linie mit Spielpraxis. Als erfahrene Führungsspieler in kritischen Situationen stufe ich aktuell Kai Häfner, Philipp Weber und Paul Drux ein. Mit Fabian Wiede, Steffen Weinhold, Tim Suton, Juri Knorr und Marian Michalczik haben weitere Spieler großes Potential in diese Phalanx einzubrechen. Einige Spieler habe ich noch vergessen.

In der Defensive fehlt vielleicht noch der Regista, der in der Lage ist eine schnelle 2.Welle einzuleiten und den tiefen Raum überblickt. Ein Regista, der in der Lage ist in spielentscheidenden Momenten auf Topniveau das Tempo vorzugeben: Zu Beschleunigen, aber auch zu Bremsen.

Der DHB vor dem Olympiaqualifikationsturnier

Eine mögliche Mission Olympische Spiele für den DHB wurde in den Sommer 2021 verlegt. Mögliche Gegner sind Gastgeber Japan, Weltmeister Dänemark, Panamerikameister Argentinien, Asienmeister Bahrain, Afrikameister Ägypten und Europameister Spanien.

Davor steht für das deutsche Team das Qualifikationsturnier im März in Berlin an. Und das hat es in sich. Mit Vizeweltmeister Schweden und Slowenien warten, wie man bei der Weltmeisterschaft in Ägypten gesehen hat, sehr starke Gegner. Komplettiert wird das Turnier mit Algerien. Die besten zwei Mannschaften sind für Olympia qualifiziert.

Weitere vier Teilnehmer werden in den Qualifikationsturnieren in Norwegen (mit Brasilien, Chile, Südkorea) und Frankreich (mit Kroatien, Tunesien, Portugal) ausgespielt. Alle Turniere sind sehr gut besetzt. Man muss konstatieren, dass es keine leichten Gruppen gibt. Die Spannung ist sehr groß!

In Tokio erwartet die qualifizierten Mannschaften zwei Vorrundengruppen mit 6 Mannschaften, dem sich Viertelfinale, Halbfinale und Finale anschließen. Die Spiele finden in der Sporthalle Yoyogi statt, die Platz für 10.500 Zuschauer in der großen Halle und 3.202 Zuschauer in der kleinen Halle bietet. Berühmt ist die Nationale Sporthalle Yoyogi für ihre Hängedachkonstruktion.

Nach der coronabedingten Absage im letzten Jahr sollen die Olympischen Spiele 2020 (offiziell Spiele der XXXII. Olympiade) nun vom 23. Juli bis zum 8. August 2021 in Tokio stattfinden. Wahrscheinlich findet das Herrenturnier vom 24. Juli bis zum 7. August statt. Jeden zweiten Tag ein Spieltag mit allen Herrenmannschaften. Abwechselnd Damen und Herren. Tokio Calling?

Sollte die Olympiaqualifikation für Deutschland erreicht werden, wartet die größte Stadt der Welt auf die Mannschaft. Viele Fragen sind noch offen. Werden die Sportler im Olympischen Dorf gastieren können? Werden Zuschauer in den Stadien und Hallen erlaubt sein? Werden die Sportler bereits recht zeitig geimpft werden können?



Beitragvon Alex76 » 19.02.2021, 22:37


Perspektivplan statt Lockdown - Auf der Suche nach einem Wunder (IX)

Auch nach dem Bund-Länder-Gespräch am 10. Februar gab es nicht die erhofften großen Lockerungen. So lautet das Ergebnis der Konferenz, auch wenn die Neuinfektionen phasenweise rückläufig sind, besteht nachwievor die Gefahr einer dritten Welle.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Regierungschefinnen und -chefs der Länder haben die geltenden Maßnahmen bis zum 07.03.2021 verlängert. Nach der Konferenz gab Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller sowie Ministerpräsident Markus Söder Auskunft über das weitere Vorgehen (48:33 Min.):
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=

Die Beschlüsse sind hier nochmals schriftlich zusammengefasst:
https://www.bundesregierung.de/resource ... download=1

Aufgrund der Verbreitung neuer Mutationen des Virus, die infektiöser sind als der ursprüngliche Corona-Virus, bedarf es weiterer Kontaktreduzierungen. Mit Blick auf die kommenden Wochen und Monate haben die Kanzlerin und die Regierungschefinnen und -chefs unter anderem dieses weitere Vorgehen festgelegt:
• Schule und Kitas: Öffnungen in diesem Bereich haben Priorität. Hier soll als erstes schrittweise wieder geöffnet werden. Der Beschluss legt fest: Die einzelnen Bundesländer entscheiden über die schrittweise Rückkehr zum Präsenzunterricht und die Ausweitung des Kita-Angebots. „Masken, Lüften und Hygienemaßnahmen werden dabei weiterhin nötig sein“, heißt es im Beschluss. Vermehrt sollen auch Schnelltests den sicheren Unterricht und die Betreuung in Kitas ermöglichen und Infektionsrisiken minimieren.

• Öffnung von Friseuren ab 1. März: Unter Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts mit Reservierungen sowie unter Nutzung medizinischer Masken können Friseure ab dem 1. März wieder öffnen.

• Weitere Öffnungen: Der nächste Öffnungsschritt kann durch die Länder bei einer stabilen Inzidenz von maximal 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner erfolgen. Dieser soll die Öffnung des Einzelhandels mit einer Begrenzung von einer Kundin oder einem Kunden pro 20 qm umfassen, darüber hinaus Museen und Galerien sowie die noch geschlossenen körpernahen Dienstleistungsbetriebe.

• Regionale Regeln bei zu hohen Fallzahlen: In Ländern bzw. Landkreisen, die aufgrund ihrer hohen 7-Tages-Inzidenz weiterhin die Inzidenz von 50 nicht unterschreiten, werden die Länder bzw. Landkreise umfangreiche lokale oder regionale Maßnahmen beibehalten oder ausweiten.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/ ... ss-1852766



I. Staatliche Unterstützungen im Überblick und die Suche nach einer Öffnungsstrategie

Einen sehr guten Überblick über die historischen Corona-Hilfsmaßnahmen Ende März 2020 und der folgenden Monate bietet die folgende Darstellung zum Corona-Schutzschild:
https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... poster&v=3

Insgesamt betragen die Maßnahmen der Bundesregierung ein Volumen von etwa 750 Milliarden Euro.

Aufgrund der steigenden Neuinfektionszahlen und des damit einhergehenden Lockdowns Anfang November, hat die Bundesregierung neue Maßnahmeninstrumente konzipiert, um Umsatzeinbrüche und hohe Fixkosten auszugleichen.

Die einzelnen Instrumente sind die Novemberhilfe/Dezemberhilfe, die Überbrückungshilfe II, die Überbrückungshilfe III und die Neustarthilfe. Voraussetzungen und die Modalitäten der einzelnen Hilfen können auf den folgenden Infografiken Aktuelle Corona-Hilfen auf einen Blick und Schnelle Zuschüsse für jeden Corona-Monat entnommen werden:
https://www.bundesfinanzministerium.de/ ... lerie.html


Viele beantragten Hilfen wurden noch nicht ausgezahlt, was auch beim digitalen Wirtschaftsgipfel am 16.02.2021 mit Wirtschaftsminister Altmaier Gesprächsthema war. Mehr als 40 Wirtschaftsverbände nahmen teil.

Stellvertretend für die Wirtschaftszweige waren bei der anschließenden Pressekonferenz Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE e.V.); Michael0 Frenzel, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) e.V. und Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA Bundesverband) vertreten (47:05 Min.): https://www.youtube.com/watch?v=rj_f4GcC3G4

Besonders die vom Lockdown hart getroffenen Wirtschaftszweige wie dem Einzelhandel, Tourismus, Gastronomie und dem Hotel- und Gastgewerbe wurde eine Plattform gegeben, um ihre Nöte darzustellen. Gleichzeitig eine gemeinsame Position bzw. einen Standpunkt der Wirtschaft bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz vorbringen zu können.

Aktuell ist die Ungewissheit ein großes Problem für die Verbände. Es fehlt an einer verlässlichen Öffnungsperspektive, so dass z.B. Inzidenzbasierte Öffnungen bzw. Schließungen vorgegeben werden und möglichst einheitlich im Land praktiziert werden. Viele Gastronomiebetriebe haben Investitionen in neue Außenbereiche getätigt und verfügen über erprobte Hygienekonzepte. Hoffnungen werden in eine neue Teststrategie gesetzt, sofern ausreichende Eigen- und Schnelltests verfügbar sind.

Auch wenn die Verbände betonen den Gesundheitsschutz sehr hochzuschätzen, so müssen auch existentielle Gesichtspunkte der betroffenen Wirtschaftszweige und deren Geschäftspartner einbezogen werden. So sind neben der Gastronomie und Hotellerie z.B. auch Nachbarbranchen wie Brauereien oder Wäschereien sehr stark von den Restriktionen betroffen.


II. Bewältigung der Corona-Krise

Die Corona-Krise hat viele negative Facetten und betrifft den Arbeitsplatz, die soziale Interaktion und die Gesundheit. Nicht jeder ist dabei gleichmäßig betroffen. Doch gibt es die Möglichkeit von der Krise als Gesellschaft, als Ganzes nachhaltig zu profitieren? Und wie muss man die Corona-Krise einordnen?

Weit bedrohlicher, aber gefühlt weiter weg, ist die Klimakrise. Welche Parallelen gibt es und welche Unterschiede?

Zur Klimakrise und der Corona-Krise äußert sich der Philosoph Richard David Precht provokativ: „Ohne staatliche Regulierung kann sich das Klima nicht erholen. Doch diese präsentiert sich bislang als ein scheues Tier. Dann schwappt Corona nach Europa. Und von heute auf morgen ist sowohl für die Politik als auch für die Gesellschaft Regulierung durch den Staat akzeptabel bis notwendig.“

Das Zitat stammt aus dem März des letzten Jahres. Mittlerweile hat sich die Corona-Krise weltweit zur Pandemie entwickelt mit vielen Infektionen, überlasteten Krankenhäusern, Todesfällen sowie wirtschaftlichen und sozialen Einschränkungen. Es betrifft gesundheitlich zwar meist die ältere Generation und vulnerable Gruppen, aber in seiner Breite an (Lockdown-)Maßnahmen auch die jüngeren Generationen.

Krise als Bedrohung?

• Für Selbständige und Arbeitnehmer sowie deren Arbeitsplätze

• Gesundheit

• Freiheitseinschränkungen und -beschränkungen

• Wahlen unter Corona-Bedingungen

• Datenschutz bei Corona-App in anderen Ländern

Mit der Krise ist auch bei vielen die berufliche Existenz gefährdet. Manche Branchen sind anfälliger als andere. Speziell die Gastronomie, Hotellerie und die Veranstaltungsbranche sind sehr stark betroffen, so dass obige staatliche Hilfen und Zuschüsse das Überleben sichern.

Mit den Impfungen und dem Einsatz von Schnelltests könnten die Bedrohungen im Laufe des Jahres langsam an Bedeutung verlieren. Aus dem Lockdown erwacht das Frühjahr und der Sommer. Der Kaffee im Bistro wird wesentlich besser schmecken als noch vor dem Lockdown?! Werden wir glücklicher sein als vor Corona?

Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt wie komplex und einschneidend die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen für uns sind. Der Mensch ist zunächst recht hilflos. Erst mit der Zeit wurde das Virus erforscht und man war in der Lage sich selbst zu schützen mit Maske, Abstand und Hygienevorkehrungen. Aktuell mit Impfungen.

Eine der größten Bedrohungen für den Wohlstand in Europa und anderen Teilen der Welt ist der Klimawandel, der vermeintlich weit weg scheint, allerdings vor der Haustür lauert. Mit dem Pariser Klimagipfel von 2015 wurde vertraglich festgehalten, dass die menschengemachte globale Erwärmung auf deutlich unter 2° C gegenüber den vorindustriellen Werten begrenzt wird. Nach Möglichkeit auf 1,5 Grad.

Ähnlich wie Corona wird auch die Klimakrise erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität haben, wenn es z.B. darum geht Dürren zu vermeiden. Extreme Wettersituation werden häufiger auftreten, so ist ein historisch auffälliger Temperaturunterschied von 40° C, begleitet von Schnee und Eis sowie vorsommerlichen Temperaturen auch in Mitteldeutschland während zweier Tage aufgetreten.

Neben Deutschland muss der Klimaschutz besonders auf die großen Industrienationen ausgeweitet werden. Deutschland und Europa müssen Vorbilder sein.

Im Vorfeld der Weltklimakonferenz in Madrid 2019 haben sich diverse Wissenschaftler mit Hiobsbotschaften an die Öffentlichkeit gewandt und aufgezeigt, dass die Planungen der knapp 200 Mitgliedsstaaten des Pariser Klimaabkommens noch nicht ausreichend sind, um den Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Auf Deutschland bezogen ist es im Mittel 1,5 Grad wärmer als zur vorindustriellen Zeit. Durchschnittlich im Rest der Welt beträgt die Erwärmung 1,0 Grad.

Ein schnelles Umdenken in der Klimakrise muss vollzogen werden. Mit dem weltweiten Ausstoß von Kohlenstoffdioxid verstärken wir den Treibhauseffekt mit gravierenden Folgen für Wirtschaft, Landwirtschaft, Naturräume, Tiere und die Menschheit. Je früher wir Umdenken, desto besser!

Was können wir aus der Corona-Pandemie lernen? Wie können wir Nachhaltigkeit sozial, ökonomisch und ökologisch gestalten?

Krise als Chance? Zur Feinsteuerung …

• Klimakrise: Welche persönlichen Einschränkungen sind möglich (Reflexion, Kommunikation, Aktion,…)

• Klimakrise (Verkehr, Emissionsreduzierung, …)

• Liebe zur Natur (Alpen, Korallenriffe, Wälder …)

• Digitalisierung (Home-Office, Geschäftskonzepte, …) und Analog 2.0

• Hilfsprogramme (neue Produkte, Kreativität, Wertschöpfungsketten, …)

• Soziale Schere verringern (zwischen DAX-Vorstand vs. Krankenschwester, Pfleger, Supermarktkassiererin)

• Fairplay, Respekt und Anstand

• Menschenbild

• Menschlichkeit, Nähe, Hilfsbereitschaft, Gemeinschaftsleben, Kommunikation, Verbindendes

• Solidarität, (Gesellschaftlicher-) Zusammenhalt, Spendenbereitschaft (Alt vs. Jung)

• Werte (Familie, Freundschaften, Beziehungen, Partnerschaften, …)

• Bildungspolitik

• Gewohnheiten (Fahrradboom, Joggen, Sport im Freien…)

• Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

• Gesundheitswesen (Kapazitäten, Ausstattung, …)

• Medizin, Ethik, Moral

• Innovationen und Forschung & Entwicklung

• Leistungsgesellschaft (Turbogesellschaft, Hamsterrad, Rekord, Wachstum, Höher, Schneller, Weiter)

• Neuanfang

Die Corona-Pandemie ist ein weltweiter Ausnahmezustand. Ein Schock, der uns sensibilisiert. Nebst einer Vielzahl an negativen Dingen, schlummert in ihr möglicherweise der Ansatz um sich geschlossen auf eine nachhaltige Klimarettung zu einigen. Möglichst einfach und von gegenseitigem Vertrauen geprägt!

Jeder sollte ein Problembewusstsein aufgebaut haben, aus dem er seine individuellen Entscheidungen fällen kann. Langfristige bedeutende Entscheidungen sollten sehr nachhaltig abgewogen werden. Auch wenn Richard David Precht den Staat als großen Problemretter identifiziert, so ist jeder Einzelne als Konsument bzw. Mitarbeiter im Betrieb gefordert.

Deutschland mit seiner sozialen Marktwirtschaft und Europa können mit den großen Wirtschaftsvereinigungen einen nachhaltigen Handel anregen. Auch wenn die chinesische Menschenrechtslage, der Brexit und eine America First Haltung eisige internationale Beziehungen skizzieren, so besteht nachwievor im Sinne der Menschlichkeit und für die Menschheit Potential zum Nachverhandeln!

Sportlich betrachtet gilt es einen Rückstand aufzuholen!


...



Beitragvon Alex76 » 15.03.2021, 21:27


III. Öffnungsperspektive in fünf Schritten

Viel Rede- und Diskussionsbedarf war am 3. März 2021 bei den Bund-Länder-Gesprächen erwartet. Erst am späten Abend trat die Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller sowie Ministerpräsident Markus Söder vor die Presse (53:18 Min.).
https://www.bundesregierung.de/breg-de/ ... na-1872202

Die geltenden Maßnahmen werden bis zum 28. März 2021 verlängert. „Was wir gemeinsam durchgestanden haben, das war hart“, erklärte Kanzlerin Merkel nach den Bund-Länder-Beratungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Doch die Maßnahmen hätten Wirkung gezeigt. Jetzt gehe es darum, „die nächsten Schritte klug zu gehen“.

Schriftlich sind die Beschlüsse hier nochmals dargestellt:
https://www.bundesregierung.de/resource ... download=1

Bund-Länder-Beschluss „Die nächsten Schritte klug gehen“
https://www.bundesregierung.de/breg-de/ ... ss-1872126

Nach dem großen Lockdown konnten die Inzidenzen gesenkt werden. Neben den steigenden Temperaturen in den kommenden Wochen, fortschreitende Impfungen und der Nutzung von Schnell- und Selbsttest wächst die Hoffnung die Pandemie in den Griff zu kriegen. Nachwievor gilt es die Kontakte zu reduzieren, wenngleich auch Wirtschaft und Bürgerinnen und Bürger eine Planungsperspektive für die nächsten Wochen benötigen.

Daher sollen Öffnungsschritte in Abhängigkeit des aktuellen Infektionsgeschehen in einem Bundesland oder einer Region vollzogen werden. Seitens des Bundes und der Länder sind fünf Öffnungsschritte geplant, die hier vollständig mittels Copy + Paste aufgeführt sind:

Öffnungsschritt 1 – Schulen, Kitas, Friseure
Der erste Öffnungsschritt ist bereits zum 1. März erfolgt. Angesichts sinkender Infektionszahlen konnten Bereiche der Schule und der Kinderbetreuung wieder öffnen. Auch Friseurbetriebe haben bundesweit unter Hygieneauflagen wieder geöffnet. Außerdem gibt es einzelne weitere Öffnungen in den Ländern.

Öffnungsschritt 2 – Buchhandlungen und körpernahe Dienstleistungen
Der zweite Öffnungsschritt wurde zum 8. März vollzogen. Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte werden nun dem Einzelhandel des täglichen Bedarfs zugerechnet. Sie können somit auch mit entsprechenden Hygienekonzepten und einer Begrenzung der Anzahl von Kunden wieder öffnen. Vorgesehen sind eine Kundin oder ein Kunde pro 10 Quadratmeter für die ersten 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und ein weiterer für jede weiteren 20 Quadratmeter Verkaufsfläche.

Ebenfalls ab 8. März konnten die bisher noch geschlossenen körpernahen Dienstleistungsbetriebe sowie Fahr- und Flugschulen mit entsprechenden Hygienekonzepten wieder öffnen. Für Dienstleistungen, bei denen nicht dauerhaft eine Maske getragen werden kann (etwa Kosmetik oder Rasur), sind ein tagesaktueller negativer Covid-19 Schnell- oder Selbsttest der Kundin oder des Kunden sowie ein Testkonzept für das Personal Voraussetzung.

Öffnungsschritt 3 – Einzelhandel, Museen, Außensport
Ein dritter Öffnungsschritt ist in den Ländern seit dem 8. März abhängig vom Infektionsgeschehen möglich.

Bei einer stabilen 7-Tage-Inzidenz unter 50 Neuinfektionen/100.000 Einwohner:

- Öffnung des Einzelhandels. Dabei ist die Zahl der Kunden im Geschäft begrenzt – auf eine Kundin oder einen Kunden pro 10 Quadratmeter für die ersten 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und einem weiteren für jede weiteren 20 Quadratmeter.

- Öffnung von Museen, Galerien, zoologischen und botanischen Gärten sowie Gedenkstätten

- kontaktfreier Sport in kleinen Gruppen von maximal zehn Personen im Außenbereich, auch auf Außensportanlagen

Bei einer stabilen oder sinkenden 7-Tage-Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen/100.000 Einwohner:

- Einzelhandel kann mit Terminshopping-Angeboten öffnen („click and meet“): eine Kundin oder ein Kunde pro angefangene 40 Quadratmeter Verkaufsfläche mit Terminbuchung für einen begrenzten Zeitraum

- Museen, Galerien, zoologische/botanische Gärten und Gedenkstätten mit Terminbuchung

- Individualsport mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten und Sport in Gruppen von bis zu 20 Kindern bis 14 Jahren – im Außenbereich, auch auf Außensportanlagen

Dabei ist eine sogenannte Notbremse vorgesehen: Steigt die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner an drei aufeinander folgenden Tagen in dem Land oder der Region auf über 100, treten ab dem zweiten darauf folgenden Werktag die Regeln, die bis zum 7. März gegolten haben, wieder in Kraft.

Öffnungsschritt 4 – Außengastronomie, Theater, Sport
Der vierte Öffnungsschritt ist abhängig vom Infektionsgeschehen und kann erfolgen, wenn sich die 7-Tage-Inzidenz nach dem dritten Öffnungsschritt in dem Land oder der Region 14 Tage lang nicht verschlechtert hat.

Bei einer stabilen 7-Tage-Inzidenz unter 50 Neuinfektionen/100.000 Einwohner:

- Öffnung der Außengastronomie

- Öffnung von Theatern, Konzert- und Opernhäusern sowie Kinos

- kontaktfreier Sport im Innenbereich, Kontaktsport im Außenbereich

Bei einer stabilen oder sinkenden 7-Tage-Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen/100.000 Einwohner:

- Öffnung der Außengastronomie mit Terminbuchung. Sitzen an einem Tisch Personen aus mehreren Hausständen, ist ein tagesaktueller negativer Schnell- oder Selbsttest erforderlich

- Öffnung von Theatern, Konzert- und Opernhäusern sowie Kinos für Besucherinnen und Besucher mit tagesaktuellem negativem Schnell- oder Selbsttest

- kontaktfreier Sport im Innenbereich und Kontaktsport im Außenbereich mit tagesaktuellem negativem Schnell- oder Selbsttest

Dabei ist eine sogenannte Notbremse vorgesehen: Steigt die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner an drei aufeinander folgenden Tagen in dem Land oder der Region auf über 100, treten ab dem zweiten darauf folgenden Werktag die Regeln, die bis zum 7. März gegolten haben, wieder in Kraft.

Öffnungsschritt 5 – Freizeitveranstaltungen, Einzelhandel, Sport
Der fünfte Öffnungsschritt kann – wiederum in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen – erfolgen, wenn sich die 7-Tage-Inzidenz nach dem vierten Öffnungsschritt in dem Land oder der Region 14 Tage lang nicht verschlechtert hat.

Bei einer stabilen 7-Tage-Inzidenz unter 50 Neuinfektionen/100.000 Einwohner:

- Freizeitveranstaltungen mit bis zu 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Freien

- Kontaktsport in Innenräumen

Bei einer stabilen oder sinkenden 7-Tage-Inzidenz zwischen 35 und 100 Neuinfektionen/100.000 Einwohner:

- Öffnung des Einzelhandels. Dabei ist die Zahl der Kunden im Geschäft begrenzt – auf eine Kundin oder einen Kunden pro 10 Quadratmeter für die ersten 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und einem weiteren für jede weiteren 20 Quadratmeter.

- kontaktfreier Sport im Innenbereich, Kontaktsport im Außenbereich (ohne Covid-19-Test)

*Dabei ist eine sogenannte Notbremse vorgesehen: Steigt die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner an drei aufeinander folgenden Tagen in dem Land oder der Region auf über 100, treten ab dem zweiten darauf folgenden Werktag die Regeln, die bis zum 7. März gegolten haben, wieder in Kraft.

Bund-Länder-Beschluss - Öffnungsperspektive in fünf Schritten
https://www.bundesregierung.de/breg-de/ ... te-1872120


Eröffnungsszenarien für Gastronomie, Kultur, Veranstaltungen, Reisen und Hotellerie werden auf der nächsten MPK am 22.03.2021 erwartet. Auch hier werden wohl Faktoren wie Testverhalten, Impfstatus und Virusmutationen miteinbezogen.


Zusammenfassend für das aktive Sporttreiben …
… besteht Hoffnung auf Besserung. Auch wenn die Normalität noch weit weg ist. Waren im Lockdown für das aktive Sporttreiben nur Einzelsportarten wie Jogging, Nordic Walking und Wandern im Freien möglich, sollen in den nächsten Tagen und Wochen Trainingseinheiten in Kleingruppen draußen und drinnen möglich sein.

Obig können die Szenarien für Hallensport, Gruppentraining und Kontaktsportarten abgelesen werden. Von der Lockerung ausgeschlossen sind Besuche von Fitnessstudios, Amateurspiele im Fußball, Hallensportarten und Zuschauer beim Profisport.



Beitragvon Alex76 » 31.03.2021, 18:05


Eine Woche vor Ostern hat sich die deutsche Pandemiesituation verschärft. Die 7-Tage-Inzidenz verschlechterte sich vom Tag der letzten Ministerpräsidentenkonferenz, am 03.03.2021, von 64 Fälle/100.000 Einwohner auf 108 Fälle/100.000 Einwohner am 23.03.2021. Der Trend hielt auch bis zum 30.03.2021 mit 135 Fälle/100.000 Einwohner noch an. Nach den schleppenden Impfungen gilt es den Blick auch auf die Belastungsgrenze des Gesundheitssystems zu richten. Durch die starke Verbreitung der hoch infektiösen Covid-19-Variante B.1.1.7 droht eine exponentielle Dynamik verbunden mit einer längeren Verweildauer auf der Intensivstation und einer höheren Sterblichkeit.

Am 23.03.2021 verkündeten Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller sowie Ministerpräsident Markus Söder vor die Presse die Verlängerung der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie bis zum 18.04.2021. An Ostern soll es eine Ruhepause geben. Gründonnerstag und Ostersamstag sollen zu Ruhetagen mit weitgehenden Kontaktbeschränkungen werden. „Wir bleiben zu Hause“, so formulieret es Kanzlerin Merkel nach einem Verhandlungsmarathon bis weit nach 2Uhr in der Nacht (38:23 Min.):
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=

Die Beschlüsse schriftlich zusammengefasst:
https://www.bundesregierung.de/resource ... download=1

Am Tag darauf musste die Bundeskanzlerin die von Bund und Ländern angedachte „Osterruhe“ zurücknehmen, da viele damit verbundenen Fragen in der Kürze der Zeit nicht vollständig gelöst werden könnten. Sie übernehme die Verantwortung: „Ein Fehler muss als Fehler benannt werden, und vor allem muss er korrigiert werden und wenn möglich, hat das noch rechtzeitig zu geschehen.“ (03:48 Min.)
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=

Wichtigstes Mittel zur Eindämmung der exponentiell steigenden Infektionsdynamik ist die Notbremse für alle inzidenzabhängigen Öffnungsschritte: „Steigt die 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohnern an drei aufeinander folgenden Tagen in dem Land oder der Region auf über 100, treten ab dem zweiten darauffolgenden Werktag die Regeln, die bis zum 7. März gegolten haben, wieder in Kraft.

Auch am Donnerstag dem 25.3.2021 war die Corona-Pandemie Thema von Angela Merkel bei der Regierungserklärung im Bundestag. Nachdem bei der MPK die drei Säulen umfassende Teststrategie kommuniziert wurde, betonte die Kanzlerin die Wichtigkeit des Testens: „Testen ist die Brücke bis wir die Impfwirkungen sehen.“ Dabei stellt die erste Säule das Impfen von Schülerinnen und Schüler sowie dem Personal an den Schulen dar. Die zweite Säule beinhaltet kostenlose Tests für Bürgerinnen und Bürger und die dritte betrifft Beschäftigte in Betrieben.

Merkel richtete nochmals einen Appell an die Bürgerinnen und Bürger die Kräfte zu bündeln und den Blick nach vorne zu richten! Hier die Rede (27:08 Min.):
https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/ ... hek?query=


Lösungsansätze …
… für den professionellen (Mannschafts-)Sport


Man kennt es von der Vereinspolitik. Andere von der Verbandspolitik. Wiederum andere von der Kommunal-, Regional- oder Bundespolitik. Es regt sich häufig Widerstand gegen Veränderungen. Wie kann man diese Veränderungen begründen? Ein Ansatz wäre die Pareto-Effizienz.

Die Pareto-Effizienz ist ein Kriterium zur Beurteilung der ökonomischen Effizienz einer Verteilung. Eine Verteilung wird dann als pareto-effizient bezeichnet, wenn man durch Tausch der betrachteten Güter keine der beteiligten Personen mehr besser stellen kann, ohne eine andere Person schlechter zu stellen. Neben der ökonomischen Betrachtung ließen sich auch andere gesamtwohlorientierte Ziele definieren.

Bei aller Überheblichkeit [Vorsicht: Ironie!] habe ich mir Gedanken gemacht, wie der Sport das derzeitige Ungleichgewicht in einen zufriedenstellenden nachhaltigen Zustand transportieren kann, der einen sehr großen Fokus auf die Einhaltung der Klimaschutzziele von Paris 2015 lenkt. Nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit! Hier quasi die Agenda …


I. Kurzfristig:

1.) Schrittweise Rückkehr von Zuschauern und Gästen – Ein integrierter Ansatz für Kultur und Sport

2.) Ausüben der Jugend- und Amateurwettbewerbe; besonders des Kindersports


II. Kurz- bis mittelfristig:

1.) Gründung einer Bundesliga Nord und Süd mit Spielen um die Meisterschaft (Finale, Halbfinale, Viertelfinale)

2.) Verlegung der Fußballweltmeisterschaft nach Groß Britannien 2022 (erstmals im Winter ausgetragen!) bei gleichzeitiger Verlegung der Fußballweltmeisterschaft nach Katar 2026 (ebenfalls im Winter ausgetragen)

3.) Olympische Winterspiele München 2026 bei Verlegung der Olympischen Winterspiele in Mailand ins Jahr 2030

4.) Naming Right Alternative

5.) Fondskonzept (Bayer, VW, MAN, BASF, …)

6.) Reformansätze der Taskforce


III. Mittel- bis langfristig:

1.) xxx

2.) xxx

3.) xxx


I. Kurzfristig:

1.) Schrittweise Rückkehr von Zuschauern und Gästen – Ein integrierter Ansatz für Kultur und Sport (Stand: 21.02.2021)
https://assets.dfb.de/uploads/000/235/0 ... 1613983584

Der Lockdown trifft die Kultur, den Breiten- und Amateursport sowie den Profisport sehr hart, da keine Zuschauer bei Veranstaltungen zugelassen sind. Somit auch keine Einnahmen erzielt werden, die bei vielen existentiell wichtig sind. Viele Veranstalter haben individuelle Hygienekonzepte entwickelt, die sicher und durchdacht waren, allerdings aufgrund der Infektionslage nicht angewandt werden konnten. Wegen der fehlenden Präsenz fürchten viele den Verlust an emotionaler Bindung zwischen Zuschauern, Künstlern und Sportlern.

Bei dem obigen Ansatz handelt es sich um eine interdisziplinäre Konzeption, um für Kultur und Sport einen risikominimierenden Weg zur Rückkehr von Gästen und Zuschauern darzulegen. Ausgehend von einem Basiskonzept für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen und für Veranstaltungen im Freiluftbereich werden Erweiterungen aufgezeigt.

Die beiden Basiskonzepte ermöglichen Auslastungen der Spielstätten von 25-30% Indoor und 35-40% Outdoor unter Anwendung von strengen Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen. Mit vertretbarem Aufwand sind die Basiskonzepte in jeder Spielstätte bei Entwicklung eines Hygienekonzeptes umsetzbar. Neuartig ist die schrittweise Steigerung der Auslastung durch eine Fachärztliche Konzeption mit zusätzlichem Lüftungsgutachten und einer Konzeption mit unterstützender Teststrategie.

Erstere Fachärztliche Konzeption mit zusätzlichem Lüftungsgutachten bewertet die individuelle Raumsituation und kann die Erhöhung der Auslastungskapazität bewirken, da z.B. die Höhe der Räumlichkeiten, die Luftbewegungen oder die Lüftung besser vor Infektionen schützen können. Losgelöst von der Räumlichkeit müssen weiterhin Kriterien wie Anreise und Pausenaufenthalte berücksichtigt werden.

Um die Infektionssicherheit weiter zu steigern, könnte eine Konzeption mit unterstützender Teststrategie beitragen. Durch die Verbesserung der Testverfahren, könnten recht schnell vor Ort oder durch einen zertifizierten Schnelltest in Apotheken oder Testzentren vorläufige Ergebnisse zur Infektionslast bei Zuschauern aufgezeigt werden. Die eingesetzten Antigenteste sind zwar weniger sensitiv als die PCR-Tests und zeigen eine Infektion erst ab einer höheren Viruslast an. Jedoch korreliert die Detektionsschwelle von Antigentests nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen mit der Infektiosität einer infizierten Person (Jefferson et al., 2020).

Der Vorteil von den unsicheren Antigentests zu den sicheren PCR-Reagenzien besteht in der Verfügbarkeit in weit größeren Mengen, den geringeren Kosten und dem deutlich geringeren Zeitaufwand. Durch einen Impfnachweis oder eine durchgemachte und PCR-bestätigte COVID-19-Erkrankung kann ein digitaler „Immunitätsnachweis“ verifiziert werden, der von der Testung befreit, sofern der wissenschaftliche Nachweis erbracht wird, dass geimpfte Personen selbst nicht mehr Überträger der Infektion sein können.

Es gibt zwar keine 100% Sicherheit, aber eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass Infektionsketten vorab verhindert werden könnten und massenhaften Ansteckungen vermieden werden. In Kombination mit einer erweiterten und verbesserten Corona-App. (evtl. Luca-App.) könnten die entwickelten Konzeptionen in der Realität Anwendung finden und für eine Wiederaufnahme von Kultur- und Sportveranstaltungen mit Zuschauern sorgen. Dadurch besteht die Möglichkeit einen intelligenten, schrittweise erfolgenden und auch innovativen Weg zurück zur Normalität zu finden, so dass Breitenveranstaltungen und Spitzenveranstaltungen wieder unter Zuschauern stattfinden können.

An dem Leitfaden haben Experten aus der Hygiene- und Umweltmedizin, Mikrobiologie und Virologie, Infektiologie, dem Crowdmanagement, der Sportmedizin und den Kultur- und Rechtswissenschaften sowie der Raumlufttechnik und Gesundheitsökonomie zusammengearbeitet. Die skizzierten Innnovationen können wissenschaftlich begleitet werden und global weitergegeben werden.

2.) Ausüben der Jugend- und Amateurwettbewerbe; besonders des Kindersports in Turnierform

Vgl. die Ausführungen für den Amateur- und Breitensport


II. Kurz- bis mittelfristig:

1.) Gründung einer Bundesliga Nord und Bundesliga Süd mit Spielen um die Deutsche Meisterschaft (Finale, Halbfinale, evtl. Viertelfinale)!

Durch den Lockdown ist die Fortsetzung der Wettbewerbe ohne die Zuschauer als elementarer Bestandteil grenzwertig. Würde Schalke 04 abgeschlagen an letzter Stelle in der 1.Bundesliga stehen? Würden Spiele des 1.FC Kaiserslautern gegen den SC Verl vor Zuschauern anders verlaufen als mit Zuschauern? Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Mannschaften mit großem Zuschauerzuspruch sowohl finanziell als auch von der fehlenden Zuschauerunterstützung benachteiligt sind. Für Schalke würde eine zweigeteilte Bundesliga die Rettung sein und für viele Zweitligisten ein unverhoffter Aufstieg. So auch für alle Mannschaften unterhalb der 2.Bundesliga.

Mittels einer Bundesliga Nord und einer Bundesliga Süd müsste nebst Einteilung in die Ligen auch ein neuer TV-Vertrag geschlossen werden, der am Ende der regulären Spielzeiten je nach Modus (Viertel-,) Halb- und Finalspiele um die Deutsche Meisterschaft vorsieht. Eine Light-Version würde zum Beispiel zwei Halbfinalspiele (Hin-/Rückspiel) und ein Finalspiel vorsehen. Stufenweise könnte man die Endrunde an die Bedürfnisse der Zuschauer anpassen. Anders als in den letzten Saisons wäre die Deutsche Meisterschaft erst nach dem letzten Schiedsrichterpfiff entschieden.
viewtopic.php?p=1288480#p1288480

2.) Verlegung der Fußballweltmeisterschaft nach Groß Britannien 2022 (erstmals im Winter ausgetragen!) bei gleichzeitiger Verlegung der Fußballweltmeisterschaft nach Katar 2026 (ebenfalls im Winter ausgetragen)!

Eine Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist sportlich betrachtet ungewohnt, aber legitim. Eine WM 2022 scheint jedoch zu früh für das Land Katar, aber auch den Fußballzuschauer, der sich erst an den Winter als Weltmeisterschaftsmonat gewöhnen muss. Die Geste eines überraschenden Vorziehens (Einsteigens) der Weltmeisterschaft in Groß Britannien wäre ehrenhaft und würde auch von den europäischen Zuschauern gewürdigt werden. Sportlich würde eine Teilnahme Katars per Wildcard an einer WM 2022 in Groß Britannien den Fußball im Scheichtum nachhaltig stärken. Durch die Investitionen in die Vereine der Premier League und die hohen TV-Gelder sind die Stadien auf dem höchsten Level angesiedelt und auch die Infrastruktur genügt den FIFA-Anforderungen.

Wie sehen die aktuellen Planungen für die WM 2022 in Katar aus? Zeitlich ist das Eröffnungsspiel auf den 21. November 2022 um 13.00 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MEZ) angesetzt und findet in Al-Chaur im 60.000 Zuschauer fassenden Al-Bayt-Stadion statt. Das Endspiel wird am 18. Dezember 2022 (4. Advent) um 18:00 Uhr (16.00 Uhr MEZ) im 86.250 Zuschauer fassenden Lusail-Stadium ausgetragen.

Die Spiele am 1. und 2. Spieltag beginnen jeweils um 11.00 Uhr, 14.00 Uhr, 17.00 Uhr und 20.00 Uhr MEZ (Ortszeit jeweils zwei Stunden später). Anders sieht es am 3. Spieltag aus. Die beiden Spiele einer Gruppe finden parallel statt. An einem Tag werden um 16.00 Uhr und 20.00 Uhr MEZ zwei Gruppen ausgespielt. In diesem Zeitfenster werden auch alle Spiele der K.o-Runde stattfinden.

Die Hauptstadt Doha beherbergt vier Stadien. Vier weitere Stadien befinden sich in Städten der näheren Umgebung, so dass die Sportanlagen sehr nahe beieinanderliegen und mit dem im Bau befindlichen Stadtbahnsystem (das Light Railway System, dessen Kern die Doha Metro bildet) angeschlossen sind. Extra für die WM sind fünf Stadien neu errichtet und drei vorhandene ausgebaut. Nach der WM können die Neubauten, die in modularer Bauweise erstellt sind, bedarfsgerecht zurückgebaut und verkleinert, oder ganz abgebaut und woanders neu aufgestellt werden.

Für die acht Spielstätten werden Kosten von 2,87 Milliarden bis 4 Milliarden US-Dollar geschätzt. Zur Ausrichtung der WM wird ein Gesamtinvestitionsvolumen von bis zu 50 Milliarden US-Dollar aufgerufen, das in die Entwicklung Katars und besonders des Ballungsraums Doha zu einem modernen Siedlungsraum münden soll. Aktuell gleicht Doha einer großen Baustelle, die die Fertigstellung der Infrastruktur und der Entwicklung großer Siedlungsprojekte wie The Pearl und Lusail erwartet. Hotels, Trainingsgelände, öffentliche Verkehrsmittel und Straßen, Strom- und Wasserversorgung für die Veranstaltungsstätten müssen neu errichtet werden. Aufgrund dessen schwirrt auch die Summe von 200 Milliarden Euro für die Infrastruktur Katars durch die Gazetten.

Neben dem immensen Investitionsvolumen für die Ausrichtung der Weltmeisterschaft, die teilweise unter nachhaltigen Gesichtspunkten empfehlenswert sind, gibt es auch sehr viel Kritik an der WM in Katar.

So gab es bei der Vergabe der Weltmeisterschaft nach Katar Anzeichen und Beweise, dass drei FIFA-Stimmen „gekauft“ wurden, um für Katar abzustimmen. Wären diese Stimmen nicht nach Katar gegangen, hätte es unentschieden mit 11:11 Stimmen gestanden, so dass die Stimme des damaligen FIFA-Chefs Sepp Blatter den Ausschlag gegeben hätte für eine Weltmeisterschaft in den USA. Rückblickend hatte am 19. Dezember 2008 das Exekutivkomitee der FIFA während seiner Sitzung in Tokio beschlossen, die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 parallel zu vergeben. Bis zum 2. Februar 2009 konnten die Mitgliedsverbände ihr Interesse an der Ausrichtung bekunden. Insgesamt gingen elf Bewerbungen aus 13 Ländern ein. Aufgrund des 2007 modifizierten Rotationsverfahren müssen sich die Kontinentalverbände bei einer Vergabe abwechseln, was zu taktischen Kniffen führte. Bei der Vergabe zur WM 2018 zogen alle nicht-europäischen Bewerber ihre Kandidatur zurück und konzentrierten sich auf die Vergabe zur WM 2022. Dabei setzte sich Katar gegen die Mitbewerber aus den USA, Südkorea, Japan und Australien durch, was die FIFA am 2. Dezember 2010 in Zürich offiziell bekannt gab.

Für den Sportsgeist und den Fußballgott fühlt sich die WM 2022 in Katar falsch an. Was nicht abwertend gegen Katar ausgelegt werden darf, sondern eher für die Leidenschaft und das Herz des Sports und des Fußballs sprechen sollte. Wäre die USA als Gastgeber geeignet gewesen? Betrachtet man die WM 1994 in den USA, so fände diese bezogen auf das Jahr 2022 nach 28 Jahren wieder im gleichen Land statt, welches nicht unbedingt zu den größten Fußballnationen zählt. Im Vergleich zu Groß Britannien, das 1966 erstmals die Weltmeisterschaft austragen durfte und nach 56 Jahren mal wieder an der Reihe wäre. Zudem besteht aus deutscher Sicht natürlich eine sportliche Revanche für das verlorene Endspiel. ;-)

Katar hat sehr viel Kritik einstecken müssen. Von vielen Seiten. Massive Kritik ist seitens des Internationalen Gewerkschaftsbundes 2015 an die Öffentlichkeit getragen worden, der die Arbeitsbedingungen und das bestehende Kafalar-System anprangert, welches die Arbeiter entrechtet und zu Arbeitssklaven macht. Auch die deutsche Fußballnationalmannschaft hat aktuell bei ihrem ersten WM-Qualifikationsspiel mit einer T-Shirt-Botschaft für die Menschenrechte protestiert.

Einige Denkanstöße sind im Wüstenstaat angekommen, die eine Reform des umstrittenen Kafalar-Systems bewirkten. Wünschenswert wäre eine internationale Beachtung und eine generelle Wertschätzung der Arbeiter, die unter extremst erschwerten klimatischen Bedingungen arbeiten. Hier muss sehr viel nachgebessert werden, wenn man den folgenden Bericht zugrunde legt:
Katar: Gewinner und Verlierer Die Kosten der modernen Sklaverei in Katar: Welchen Preis hat die Freiheit? (Internationaler Gewerkschaftsbund)
https://www.ituc-csi.org/IMG/pdf/qatar_de_web-2.pdf

Weitere Kritik erntet Katar für den Umgang mit Homosexualität. Homosexuelle Handlungen stehen unter Strafe, was in vielen westlichen Staaten angeprangert wird, herrscht dort doch eine große Toleranz. Außenpolitisch hat sich Katar vor der Haustür isoliert, da die katarische Regierung islamistischen Terrorismus unterstützt und somit als Reaktion der arabischen Staaten blockiert wird. Katar ist im Wachstum und in der Phase der Entwicklung, die sowohl baulich aber auch auf menschlicher Ebene stattfindet. Daher wäre eine Verschiebung der WM um vier Jahre zwangsläufig die beste Entscheidung der FIFA in Übereinstimmung mit dem katarischen Organisationskomitee.

Groß Britannien besitzt bereits eine große Stadioninfrastruktur, bestehend aus reinen Sitzplatzstadien, so wie es von der FIFA gefordert wird. Ob Manchester, Liverpool, Wembley, London, Newcastle, Cardiff, Glasgow, Edinburgh … Eine Weltmeisterschaft ließe sich trotz Brexit ausrichten in Verbindung mit einem EU-Abschiedsgeschenk. Very British, diese Germanen!
viewtopic.php?p=1261770#p1261770

3.) Olympische Winterspiele München 2026 bei Verlegung der Olympischen Winterspiele in Mailand ins Jahr 2030! Was geht noch in Rhein-Ruhr?

Für viele eine Herzensangelegenheit ist die Austragung der Olympischen Winterspiele in München 2026. Gerne in Verbindung mit einer Weltmeisterschaft in Katar 2026. Gerne in einer ausgelassenen Eröffnungsfeier 2030 im altehrwürdigem Mailänder San Siro Stadion (Giuseppe-Meazza-Stadion), wenn die Olympischen Winterspiele Italien in ein winterliches Märchenland verzaubern. Mit der großen Hoffnung und der maximalen Bereitschaft ein Szenario Klimawandel noch abfedern zu können, so dass auch zukünftige Generationen die Alpen als Naturparadies wahrnehmen können.

Aufgrund mehrerer negativer Bürgerentscheide nach der Bewerbung 2018, hat der DOSB und die Stadt München Abstand von einer weiteren Bewerbung genommen. Am 10. November 2013 waren alle vier durchgeführten Bürgerentscheide ohne die nötige Mehrheit versehen. München mit 52,10%, Garmisch-Partenkirchen mit 51,56%, der Landkreis Traunstein mit 59,67% und der Landkreis Berchtesgadener Land mit 54,10% Gegenstimmen dokumentieren eine negative Haltung gegen eine weitere Olympiabewerbung.

Neben einer Olympiade vor der Haustür sorgte eine generelle negative Stimmungslage gegen Olympische Spiele für Verdruss. Sowohl Gigantismus, Korruption als auch Doping befleckten das Image Olympischer Sommer- und Winterspiele. Viele Münchner haben Angst vor einem Mietanstieg und einem ausgereizten Wohnungsmarkt. Die Realität sieht aber auch eine morgendliche Staulawine nebst überlastetem Nahverkehr. Manchmal kommt die S-Bahn, manchmal musst halt auf die nächste warten und wenn du Pech hast eben die übernächste!

Nein, die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele legt nicht nur den Fokus auf die Landeshauptstadt Bayerns, sondern würde auch den Blick auf die Gemeinden im Umkreis der Millionenstadt richten. So sind in Garmisch-Partenkirchen komfortable und bezahlbare Wohnungen für Krankenschwestern in günstiger Lage gebaut, die gar deutschlandweit Vorbildcharakter hätten. Wenn ich dies jetzt aus pfälzischem Blickwinkel richtig beobachtet habe.

Die Bewerbung für Olympische Winterspiele 2018 war gut bis sehr gut. Leider war der Gegner Pyeongchang aus Süd-Korea übermächtig. Hatte auch schon zwei Versuche hinter sich. Ähnlich wie bei einer Fußballweltmeisterschaft ließen sich auch die Olympischen Winterspiele in Mailand um vier Jahre nach hinten verschieben, sofern ein größeres Anliegen betroffen ist. Ein größeres Anliegen als den Klimawandel (in den Alpen) gibt es nicht. Von daher hoffe ich auf eine positive Resonanz des italienische Organisationskomitee gemeinsam an einen Strang zu ziehen! Für München 2026! Zusammen gilt es die Olympischen Spiele wieder aus dem Tief zu ziehen!

Durch die Olympischen Sommerspiele hat München bereits Erfahrungen mit den Olympischen Spielen und besitzt eine nachhaltige Infrastruktur, die punktuell ausgebaut und an die Bedingungen des größten und bekanntesten Wintersportereignisses der Welt angepasst werden könnte. Die sogenannten „Weißen Elefanten“ wird es in München nicht geben, stattdessen nachhaltige Investitionen zum Nutzen der Einheimischen und der Touristen.

4.) Naming Right Alternative

Freitagabend, Flutlicht, Fritz-Walter-Stadion, Kaiserslautern. Hier ist der Betzenberg …! 48.500 Zuschauer verwandeln das Stadion in einen Hexenkessel, das den gegnerischen Mannschaften bereits beim Einlaufen auf den Platz erschaudern lässt. Für viele gegnerische Spieler ein Schreckensszenario, für die richtigen Fußballvirtuosen eine große Herausforderung. Leichter Regen sorgt für Fritz-Walter-Wetter..

Kein Stadionnamen in Deutschland ist derart erhaltenswert wie der Name Fritz-Walter-Stadion. Erinnert er doch an den Weltmeisterkapitän von 1954.
viewtopic.php?p=1268388#p1268388

5.) Fondskonzept (Bayer, VW, MAN, BASF, …)

Als Einstimmung auf die kommenden Olympischen Spiele und Sportgroßveranstaltungen wäre ein Fondskonzept anzudenken, welches den Mannschaften unterhalb der jetzigen 2.Bundesliga finanzielle Hilfe bietet. Zudem ließen sich weitere Mannschaftssportarten und generell der Breitensport fördern.

6.) Reformansätze der Taskforce


Mittel- bis langfristig:

1.) xxx

2.) xxx

3.) xxx



Beitragvon Alex76 » 05.04.2021, 20:31


… für den nicht weniger professionellen Breitensport

Die Lage im Sport ist ernst. So beklagt der renommierte Professor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln, Dr. Ingo Froböse, die negativen Folgen für die Gesellschaft: „Wir produzieren die Kranken der Zukunft, provozieren Entwicklungsdefizite bei Kindern.“ https://www.ispo.com/people/ingo-froboe ... er-zukunft

Die Sportmotivation bei Kindern und Jugendlichen ist abnehmend. Essstörungen, Dickleibigkeit, Diabetes oder ADHS können anhaltende negative Folgen sein, wenn sich an der Einstellung zur Bewegung nichts ändert. Durch den Sport werden bessere Lern- und Schreibfähigkeiten nachgewiesen und gleichzeitig schlechte Gewohnheiten (TV, Konsole, Computer,…) reduziert.

Aus Sicht des Sports mit all seinen positiven Facetten jenseits des Profisports gilt es zu begeistern mit einem aktiven Sportprogramm für die vielen Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Aktuell verleitet die Pandemie zu weniger Bewegung und weniger Training. Aufgrund des Lockdowns stehen keine Trainingsmöglichkeiten den Aktiven zur Verfügung, was zu einem Rückgang an Mitgliedschaften von ca. 3,5 % geführt hat.

Viele Vereine befinden sich in einer existenzbedrohenden Lage. Gerade diejenigen, die als stabilisierendes Element der Gesellschaft gelten, wogegen die Gesellschaft sich sehr stark individualisiert. Der Vereinssport ist ein wichtiger Treiber bei der Integration, Inklusion und dem sozialen Miteinander in vielen kleineren Städten und Dörfern, aber auch größeren Städten. Mit seiner Vielfalt an Sportarten findet sowohl der Nerd im Schach als auch der ADHS betroffene Jugendliche im Karate einen Sport, der für ihn passend ist. Oder umgekehrt. Der Sport wird nicht alle gesellschaftlichen Probleme lösen können. Sondern nur fast alle! Womit ich jetzt auf Funktionärsebene einen Rüffel bekommen werde.

Wie kann der Wiedereinstieg in den Sport stattfinden? Viele Hygienekonzepte wurden bereits im letzten Jahr entworfen und von den Gesundheitsbehörden abgenommen. Wettkämpfe und Massenveranstaltungen auf der Amateur- und Jugendebene werden wohl erst ab Herbst dieses Jahrs wieder regulär stattfinden können. Bis dato leistet das Training in kleinen Gruppen Balsam für die Psyche. Je nach Pandemielage (Vgl. Öffnungsschritte).

Wenn jeder für sich die Goldene Mitte zwischen Burnout und Boreout findet, ist vielen geholfen. Gar der Gesellschaft. Um die Goldene Mitte zu finden lohnt sich ein Blick auf die Vereine, die Funktionäre, die Trainer und die Sportler. Der Sportentwicklungsbericht für 2017/2018 gibt Auskunft über die Probleme in den Vereinen und liefert interessantes Datenmaterial, auch wenn die Corona-Auswirkungen nicht inkludiert sind.


1) Vereinskultur in Deutschland

So wie weiter oben schon kurz angedeutet, leistet der Sport in Vereinen wichtige gesellschaftliche Funktionen, so dass die Vereine es verdient haben, genauer betrachtet zu werden. Die Gesamtzahl an Sportvereinen erreichte 2011 mit 91.250 Vereinen einen Höhepunkt. Aktuell in 2020 wurden 88.134 Sportvereine registriert bei rund 24,3 Millionen Mitgliedern. Die Mitgliederanzahl hat sich vor der Corona-Pandemie im Gegensatz zur Anzahl der Vereine innerhalb der letzten Jahre erhöht.

Bei einer Frage zum Selbstverständnis der Vereine betonen diese, dass ihr Verein an erster Stelle Wert auf Gemeinschaft legt. An zweiter Stelle folgt die demokratische Beteiligung im Verein, gefolgt von der Intention ´Bisheriges besser zu machen´.

Gemeinschaft und Leistungsbereitschaft zeigt sich auch in den weiteren 17 aufgeführten Werthaltungen der Vereine im Sportentwicklungsbericht (Breuer, C. & Feiler, S. 2019, S. 10 f.), wo die Integration von Kinder- und Jugendsport, Seniorensport, Behindertensport bzw. auch Migrantensport aufgeführt wurde. Zudem geht es auch um die Werthaltung bei der Qualifizierung von Trainer und Übungsleiter sowie die Bedeutung von Fort- und Weiterbildungen oder die Kreativität bei der Entwicklung von Neuem.

Erst an 15. Stelle ist der Leistungssport angesiedelt. Die Kaderathleten verteilen sich auf insgesamt 13.700 Vereine, so dass 15,3% der befragten Vereine über einen oder mehrere Kaderathleten verfügen, die eine Vorreiter- und Prestigerolle einnehmen.

Direkt sind 31,2% der Vereine im Gesundheitssport aktiv. Generell wirken aber sehr viele weitere sportliche Angebote präventiv und unterstützen die sportliche Fitness. Der Sport mit seinen vielfältigen Facetten kann ein großer Baustein für den Aufbau einer positiven Resilienz sein, so dass der im Alltag sich aufstauende Stress leichter abgebaut werden kann und die Widerstandsfähigkeit für zukünftigen Stress erhöht wird.

93,3% der Sportvereine planen Feste und gesellige Veranstaltungen in ihre Vereinsarbeit ein. Insgesamt sind 1.684.400 Personen ehrenamtlich für die Vereine aktiv. Davon fallen 752.600 Stellen auf Positionen im Bereich Vorstand und 779.500 Stellen auf der Ausführungsebene. 152.300 Stellen auf die Kassenführung. Bezahlte Führungspositionen sind in 6,4% der Vereine anzutreffen, aufgeteilt in 2,1% Vollzeitstellen und 4,3% Teilzeitstellen.

Durch die ehrenamtliche Tätigkeit in vielen Vereinen ist die Wertschöpfung im Sport, das Verhältnis zwischen Output und Input, recht hoch. Mindestens 72,5% der Vereine hatten eine ausgeglichene Einnahmen-Ausgaben-Rechnung im Betrachtungszeitraum 2016.

Aufgrund der Corona-Lockdown-Situation fallen wichtige Einnahmequellen weg, so dass viele Vereine vor einer existenzbedrohenden Situation stehen. Bereits bei der Befragung 2017/2018 gaben 37,8% der Vereine an vor einem existentiellen Problem zu stehen. Durch gesellschaftliche Veränderungen und Veränderungen im (Konsum-)Verhalten haben die Sportvereine an Gewicht verloren, was sich besonders in fünf Bereichen zeigt: Mitglieder, Personal, Kooperationen, Sportpolitik und Sportstätten sowie Organisation (Breuer, C. & Feiler, S. 2019, S. 27 ff.).

Im Bereich der Mitglieder stechen die Probleme bei der Bindung/Gewinnung von jugendlichen Leistungssportlern negativ hervor. Ebenso die generelle Bindung/Gewinnung von Mitgliedern.

Ähnliche Probleme sind im Bereich Personal anzutreffen, wo Bindung und Qualifizierung von Übungsleitern, Trainern, ehrenamtlicher Funktionsträger oder Kampf-bzw. Schiedsrichter sich schwierig gestalten. Viele Vereine unterlaufen einem Generationenwechsel, der mit jungen motivierten Personal aufgefangen werden muss. Wie kann man diesen Generationenwechsel gestalten?

Ein großer Problembereich sind die Sportpoltik sowie die Sportstätten. So ist die Unterstützung durch Politik und Verwaltung ausbaufähig und die Anzahl an Gesetzen, Verordnungen und Vorschriften für viele ehrenamtliche Funktionäre hinderlich. Auf der Ebene der Sportstätten ist der Zustand sowie die zeitliche Verfügbarkeit teilweise problematisch, wenngleich sich letztere wohl im Laufe der Jahre verbessert hat, da einige Mannschaften sich aufgelöst haben. Insgesamt sind 40% der Vereine im Besitz einer eigenen Sportanlage (inkl. Vereinsheim). 63,5% der Vereine nutzen kommunale Sportanlagen.

Ein breites öffentliche Thema ist das Erlernen des Schwimmens bei Kindern und Jugendlichen, was durch fehlende und sanierungsbedürftige Schwimmbäder erschwert wird. Weniger problematisch sind Kooperationen mit Kindergärten und Schulen.

Ebenso scheinen die Vereine wenige Probleme mit der eigenen Organisation zu haben. Langjährig haben sich Strukturen gebildet, so dass die Aufbau- und die Ablauforganisation funktioniert. Auf strategischer Ebene scheinen die Vereine Klarheit über zukünftiges Handeln zu haben und unter den Mitgliedern eine hohe Identifikation mit dem Verein zu verwirklichen.

Es hat sich herauskristalisiert, dass das (Vereins-)Personal das größte Problem ist. Akquirieren und Qualifizieren sind im Rahmen der Ehrenamtlichkeit schwierig. Wie kann der Verein motivierend entgegen wirken? Ebenso wie bei normalen Unternehmen stehen sowohl extrinsische als auch intrinsische Motive zur Auswahl (Breuer, C. & Feiler, S. 2019, S. 37 ff.). Aufgrund der hohen Loyalität mit dem Verein sind viele Vereinsmitglieder auf intrinsischer Ebene abholbar, so dass die Unterstützung bei Ideen, die Würdigung in Vereinsmedien sowie Ehrungen und Auszeichnungen sehr positiv wahrgenommen werden. Auch die Übernahme von Verwaltungsarbeiten kann die Mitarbeiter positiv stimmen.

Auf extrinsischer Ebene wird am meisten die Kostenübernahme von Fort- und Weiterbildungen gewürdigt. An sechster Stelle wird die Aufwandsentschädigung genannt, direkt gefolgt von Fahrtkostenzuschüssen.

Fazit:
1.) Aktuell in 2020 wurden 88.134 Sportvereine registriert mit rund 24,3 Millionen Mitgliedern.
2.) 1.684.400 Personen sind ehrenamtlich für die Vereine aktiv. Davon sind 752.600 Vorstandsmitglieder und 779.500 Stellen auf der Ausführungsebene.
3.) Corona-Krise sorgt für existenzbedrohende Einnahmeverluste


2) TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen in Sportvereinen

Neben den Sportlern und den Funktionären sind die TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen das Herz der Vereine und wichtiges Bindeglied in der Vereinsstruktur. Statistisch betrachtet waren die TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen bei der Befragung 2017/2018 zu 55,6% männlich und zu 44,4% weiblich, im Durchschnitt 45 Jahre alt. 60,9% waren älter als 40 Jahre. Im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung des betrachteten Zeitraums, bei der 49,4% männlich waren, waren die männlichen Trainer überrepräsentiert.

Der Sportentwicklungsbericht für 2017/2018 unterscheidet fünf Tätigkeitsbereiche, in denen die TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen aktiv sind: Sportartübergreifender Breitensport (z.B. Kinderturnen, Seniorengymnastik), Fitnesssport, Gesundheitssport, Sportartspezifischer Wettkampfsport und Sportartspezifischer Sport ohne Wettkampfbeteiligung.

Häufig sind die Trainer und Trainerinnen sowie die Übungsleiter und Übungsleiterinnen gar in mehreren Tätigkeitsbereichen involviert, wie Tabelle 8 im Sportentwicklungsbericht verrät (Breuer, C. & Feiler, S. 2020a, S. 18.). Der Großteil der Männer mit 70% ist mindestens im Sportartspezifischen Wettkampfsport tätig. Bei den Damen ist der Sportartübergreifende Breitensport mit mindestens 39,9% besonders begehrt, gefolgt vom Sportartspezifischen Wettkampfsport mit 38,8%.

Zwischen TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen gibt es einen Unterschied, der einerseits anhand von Lizenzen, vollzogen werden kann und andererseits auf Basis der Tätigkeitsbereiche, in denen sie ihre Tätigkeit im Sport ausüben. TrainerInnen sind, formal gesehen, immer im sportartspezifischen Breiten- oder Leistungssport tätig, d.h. in einer speziellen Sportart, während ÜbungsleiterInnen im sportartübergreifenden Breitensport tätig sind (Breuer, C. & Feiler, S. 2020a, S. 9). In der Praxis kann es möglich sein, dass formal qualifizierte ÜbungsleiterInnen (z.B. mit einer B-Lizenz für den sportartübergreifenden Breitensport) auch im sportartspezifischen Breitensport eine Tätigkeit ausüben.

Für den Überblick lohnt sich ein Blick auf das Strukturschema des Qualifizierungssystems des DOSB: https://www.lsb-sachsen-anhalt.de/2015/ ... 21&nav3=47

Die Ehrenamtliche Tätigkeit dominiert sowohl bei den männlichen Trainern mit 84,2% als auch den weiblichen Trainerinnen mit 74,6%. Im Durchschnitt sind dies 79,9%. Der zeitliche Aufwand beträgt bei den Trainern 4,59 Wochenstunden, denen die Trainerinnen 3,28 Wochenstunden entgegensetzen, so dass im Durchschnitt 4,04 Wochenstunden konstatiert werden können. Ca. 20% der Trainertätigkeiten werden hauptberuflich bzw. nebenberuflich getätigt. Durchschnittlich entfallen auf die nebenberufliche Beschäftigung 4,35 Stunden in der Woche und auf die hauptberufliche Beschäftigung 15,57 Wochenstunden.

Bei den Sportarten dominiert der Fußball (13,4%), vor Turnen (9,8%), Schwimmen (6,6%), Leichtathletik (4,8%), Gymnastik (3,9%), Fitness/Aerobic (3,8%), Volleyball (3,7%), Gesundheitssport (3,7%), Tanzsport (3,5%), Handball (3,3%), Tischtennis (2,9%), Schießsport (2,6%), Tennis (2,0%), Pferdesport (2,0%), Radsport (1,7%), Karate (1,7%), Basketball (1,7%), Rehabilitation (1,5%), Judo (1,4%), Tauchen (1,4%), Badminton (1,3%), Rudern (1,2%), Ski Alpin (0,9%), Schach (0,9%), Klettern (0,9%), Rettungsschwimmen (0,8%), Kanu/Kajak (0,8%), Ju-Jutsu (0,8%), Walking/Nordic Walking (0,7%), und Hockey (0,7%).

Was möchten die TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen während einer Trainingsstunde erreichen und vermitteln? An erster Stelle ist der Spaß und die Freude bei der Sportausübung genannt, gefolgt von der Förderung der Persönlichkeitsentwicklung, der Vermittlung des Fairplays, der körperlichen Leistungsfähigkeit, der vollkommenen Beherrschung der Sportart, der Mitgestaltung des Trainings und der Befähigung zur Höchstleistung (Breuer, C. & Feiler, S. 2020a, S. 35 ff.).

Viele Trainingseinheiten und Wettkämpfe sind strukturiert, flüssig und gut durchdacht. Dahinter stecken viele Aktivitäten und zeitlicher Aufwand, die nicht direkt ins Auge fallen. So ist die Durchführung der Trainingseinheit häufig verbunden mit längeren Fahrten zum Training und zurück, mit der Inhaltlichen Vor- und/oder Nachbereitung der Trainingseinheiten, mit Verwaltungsarbeiten und Abstimmungen innerhalb des Vereins. Auch bei der Betreuung von Wettkämpfen stehen Wettkampfbetreuung (inkl. An-/Abreise) sowie die Inhaltliche Vor- und / oder Nachbereitung von Wettkämpfen an (Breuer, C. & Feiler, S. 2020a, S. 41 ff.).

Der Sportentwicklungsbericht liefert auch die Motive für die Ausübung der Trainertätigkeit, die nach dem Stellenwert angeordnet sind:
(1) Spaß,
(2) Altruismus/Wertverständnis,
(3) Gesellschaftliche Verantwortung,
(4) Gemeinschaftsorientierung/Vereinszugehörigkeit,
(5) persönliche Weiterentwicklung,
(6) Sport,
(7) soziales Umfeld,
(8) Anerkennung und
(9) materielle Aspekte

Zu den zusammengefassten Motiven wurden einzelne Faktoren auf einer siebenstufigen Skala (von 1=“stimme überhaupt nicht zu“ bis 7=“stimme voll zu“) abgefragt, die im Sportentwicklungsbericht einsehbar sind (Breuer, C. & Feiler, S. 2020a, S. 53 ff. und S. 69 ff.). So wurde das Motiv Spaß abgefragt mit zwei Aussagen: „Ich übe meine Tätigkeit aus, …“
… weil es mir Spaß macht!
… weil ich mich dabei gut fühle!

In der Studie zeigt sich, dass die TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen mit ihrer Tätigkeit recht zufrieden sind und sowohl die Tätigkeit als auch den Verein weiterempfehlen würden. Interessant ist der Blick auf einzelne Aspekte der Tätigkeit und deren Zufriedenheit, die somit auch für die Personalplanungen wichtig sind (je weiter vorne aufgeführt, desto zufriedener):

(1) Eigene Leistung als Trainer, (2) Zusammenarbeit im Verein, (3) sportlicher Erfolg der Trainingsgruppe, (4) Anerkennung der Tätigkeit durch die Mitglieder, (5) Motivation der Teilnehmer, (6) Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, (7) Anerkennung der Tätigkeit insgesamt, (8) Ausstattung mit Sportgeräten, (9) Offenheit für Kritik & Änderungsvorschlägen im Verein, (10) fachliche Unterstützung der Tätigkeit durch den Verein, (11) bürokratischer Aufwand für die Kostenerstattung, (12) eigene körperliche Fitness, (13) Vereinbarkeit mit Familie und Freunden, (14) Unterstützung neuer Ideen, (15) Haftungsrisiko und Absicherung durch Versicherungen, (16) Vereinbarkeit mit dem Beruf, (17) Zustand der Sportstätten, (18) Bereitstellung geeigneter Lehr- und Unterrichtsmaterialien, (19) gesellschaftliches Ansehen von Trainern und Übungsleitern, (20) Anerkennung der Tätigkeit in Form von Ehrungen und Ähnlichem, (21) Unterstützung bei Verwaltungstätigkeiten, (22) fachliche Unterstützung der Tätigkeit durch den Verband, (23) flexible Wahl von Einsatzzeiten, (24) finanzielle Vergütung für die geleistete Arbeit, (25) Anerkennung der Tätigkeit in Form von Zeugnissen oder Ausweisen, (26) verbandlichem Meldewesen, (27) Offenheit für Kritik & Änderungsvorschlägen im Verband und (28) steuerliche Vergünstigungen.

Aufgrund der hohen Zufriedenheitswerte fällt bei den befragten TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen auch das zukünftige Engagement, als Trainer und die Treue zum Verein, sehr positiv aus. Sehr viele TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen können sich auch vorstellen in den nächsten drei Jahren aktiv zu sein. Auf einer fünfstufigen Skala (von 1=“stimme gar nicht zu“ bis 5=“stimme voll zu“) liegt die durchschnittliche Zustimmung insgesamt bei M=3,84. Etwas geringer aber auch auf einem guten Niveau fällt die Bereitschaft zur Fortbildung, mit im Durchschnitt M=3,62, aus.

Da TrainerInnen- und ÜbungsleiterInnenstellen vakant sind, trotz großer Zufriedenheitswerte, lassen sich die Probleme beim Recruiting lokalisieren. Den Schritt zum Trainer gilt es zu erleichtern, was wohl in Form eines „Schnuppertrainings“ oder als Co-Trainer gelingen könnte. Um Qualifizierungsbedarf recht früh erkennen zu können, ist in den Vereinen ein Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin, auch Kümmerer genannt, von Nutzen. Durch die Qualifizierung entsteht eine positive Bindung zum Verein und der Trainertätigkeit. Zumal der Austausch unter Trainerkollegen doch sehr befruchtend und anregend ist.

Im Vergleich zum Zeitaufwand fallen die Aufwandsentschädigungen und Fahrtkostenerstattungen recht moderat aus. 70 % der ehrenamtlichen TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen gaben an, im Jahr 2017 eine Aufwandsentschädigung erhalten zu haben. Von dieser Gruppe beläuft sich der Mittelwert auf rund 880€ für das gesamte Jahr bzw. knapp 13€ pro Übungs- bzw. Trainingsstunde. Zwischen den Altersstufen, der Qualifizierung, der Sportart oder dem Geschlecht bestehen teils große Unterschiede, so dass sich auch hier der Blick in den Sportentwicklungsbericht lohnt.

Die wöchentliche Arbeitszeit außerhalb des Vereins beträgt im Durchschnitt 33 Stunden, von denen 36,3h auf die Männer fallen und 27,9h auf die Frauen. Interessant ist Verteilung des höchsten Bildungsabschlusses unter den Trainern und Trainerinnern. Dabei besitzen 6,3% einen Hauptschul-/Volksschulabschluss, 24,3% die Mittlere Reife, 11,1% die Fachhochschulreife, 17,9% die Allgemeine Hochschulreife, 34,3% einen Universitäts-/FH-Abschluss und die restlichen 5,7% einen anderen Abschluss.

Die TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen sind sehr stark sozial vernetzt. Im Schnitt gaben sie an sechs enge Freunde zu haben. Auch das Vertrauen in andere Menschen ist relativ hoch. Darüber hinaus zeigt sich, dass die TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen zufriedener mit ihrem Leben sind (M=7,90) im Vergleich zum bundesdeutschen Schnitt auf Basis des Sozioökonomischen Panels für das Jahr 2017 (M=7,34).

Fazit:
1.) Vermittlung von Spaß, Fair Play und Leistungsgedanke wichtig für die Trainer und Trainerinnen – aber auch unterschiedliche Trainingsgestaltung je nach Qualifizierung, Tätigkeitsbereich und Form der Tätigkeit
2.) Teilnehmende TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen zufriedener und sozial besser vernetzt als die Gesamtbevölkerung
3.) „Kümmerer“ sorgen für größere Qualifizierungsbereitschaft


3) Vorstandsmitglieder in Sportvereinen

Sportvereine leben von ihren Mitgliedern. Besonders wichtig sind die Vorstandsmitglieder. Diese wurden im Sportentwicklungsbericht für 2017/2018 - Teil 3zu ihrem Engagement befragt. Auffallend ist, dass nur 27,4% der antwortenden Vorstandsmitglieder Frauen waren. Ähnlich wie in der Wirtschaft sind Frauen auf der Ebene der Vorstandsmitgliedschaft unterrepräsentiert. Im Durchschnitt waren die Vorstandsmitglieder zum Zeitpunkt der Befragung (2018) 53 Jahre alt. 81% sind älter als 40 Jahre.

Was sind die Positionen und Aufgaben der Vorstandsmitglieder? Bei möglicher Mehrfachnennungen verteilen sich die Positionen auf Vorsitzende(r) (33,5%), Stellvertretende(r) Vorsitzende(r) (13,9%), Ehrenamtliche(r) GeschäftsführerIn (7,3%), SchatzmeisterIn / KassiererIn (16,1%), JugendwartIn / JugendleiterIn (6,0%), SportwartIn (6,3%), PressewartIn (5,5%), BreitensportwartIn (1,3%), SchriftführerIn (9,2%), Sonstiges Amt im Vorstand (16,4%), Abteilungsvorstand (7,7%).

Interessant aber nicht überraschend ist der hohe männliche Anteil an den Positionen des Vorsitzende(r), Stellvertretende(r) Vorsitzende(r), Ehrenamtliche(r) GeschäftsführerIn und SportwartIn. Von den Frauen dominiert sind die Stellen der SchatzmeisterIn / KassiererIn, JugendwartIn / JugendleiterIn, PressewartIn, BreitensportwartIn und SchriftführerIn.

16 % der teilnehmenden Vorstandsmitglieder der Befragung haben mindestens ein weiteres, in der Abfrage nicht aufgeführtes Vorstandsamt inne, davon sind anteilig mehr Frauen als Männer. Am häufigsten sind die folgenden sonstigen Funktionen genannt: BeisitzerIn, sportliche Lei¬tung, SchiedsrichterIn, weitere(r) Vorsitzende(r) (z.B. Sport, Verwaltung, dritte(r) Vorsitzende(r), etc.), ZeugwartIn/GerätewartIn/MaterialwartIn, SozialwartIn, Ehrenamtsbeauftragte(r) und AktivensprecherIn (Breuer, C. & Feiler, S. 2020b, S. 17 f.).

Bei fast allen Vorstandsämtern liegt das durchschnittliche Alter der Personen bei über 50 Jahren. Lediglich die Position der Sport- und JugendwartInnen bildet eine Ausnahme mit einem durchschnittlichem Alter von 40 Jahren. Eine gute Darstellung der Geschlechterverteilung in den Vorstandspositionen, des Alters der Vorstandsmitglieder mit Mittelwert und Standardabweichung aber auch der Amtsjahre in den Vorstandspositionen findet sich im Sportentwicklungsbericht – Teil 3 (Breuer, C. & Feiler, S. 2020b, S. 19 ff.).

Am längstem im Amt ist der männliche Breitensportwart mit durchschnittlich 11,8 Jahren, gefolgt vom männlichen Abteilungsvorstand mit 11,2 Jahren und dem Ehrenamtlichen Geschäftsführer mit 11 Jahren. Dagegen ist die weibliche Jugendwartin/Jugendleiterin mit 6,2 Jahren am geringstem im Amt.

Augenfällig ist die geringe Ausbildung der Vorstandsmitglieder. Hier haben 42,9% der Mitglieder keine spezielle Ausbildung und 19,6% eine sonstige Ausbildung. Daneben verfügen 27,4% über eine kaufmännische Ausbildung, 14,7% über ein abgeschlossenes Studium mit Schwerpunkt BWL, Management oder Recht.

Überraschend niedrig sind die absolvierten Angebote des DOSB. Insgesamt wurden die DOSB-Angebote von 12,6% der Vorstandsmitglieder genutzt. Darunter fallen die VereinsmanagerIn Lizenz B und C, sowie JugendleiterIn-Lizenz und diversen DOSB Qualifikationen. Ein guter Einstieg speziell für jüngere Vorstandsmitglieder ist die Absolvierung einer DOSB-Vorstufenqualifikation, z.B. JugendleiterassistentIn oder GruppenhelferIn. Ausbildungsträger sind die im DOSB organisierten Landessportbünde und Spitzenverbände.

Bei den Befragten dauert die Mitgliedschaft durchschnittlich seit knapp 23 Jahren und die ehrenamtliche Vorstandsmitgliedschaft im jeweiligen Verein seit gut 12 Jahren an. Dabei sind im Schnitt Männer länger Vereinsmitglied (24,1 Jahre) als Frauen (18,8 Jahre). Auch bei der Dauer der Vorstandsmitgliedschaft sind Männer (13,3 Jahre) länger im Amt als Frauen (9,4 Jahre). Die Zahlen deuten auf eine große Kontinuität des ehrenamtlichen Engagements der Vorstandsmitglieder im Sportverein. Hier zeigt sich die enorme Bindungskraft des organisierten Sports.

Der monatliche Zeitaufwand der ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder variiert je nach Position von 26 Stunden bis 9 Stunden: Vorsitzende(r) (26 Stunden), Ehrenamtliche(r) GeschäftsführerIn (24,3 Stunden), Stellvertretende(r) Vorsitzende(r) (16,9 Stunden), Abteilungsvorstand (15,9 Stunden), JugendwartIn / JugendleiterIn (15,3 Stunden), Sonstiges Amt im Vorstand (15,3 Stunden), SchatzmeisterIn / KassiererIn (15,1 Stunden), SportwartIn (12,7 Stunden), BreitensportwartIn (10 Stunden), SchriftführerIn (9,2 Stunden) und PressewartIn (9 Stunden).

22,5 % der Vorstandsmitglieder gaben an in einem weiteren Sportverein oder sonstigem Verein als Vorstandsmitglied tätig zu sein. Zudem waren 57,6% der befragten Vorstandsmitglieder noch an anderen Aufgaben und Rollen im Verein zuständig. Knapp ein Drittel der Vor¬standsmitglieder war gleichzeitig als Trai¬nerIn oder ÜbungsleiterIn im gleichen Verein tätig. Knapp jedes zehnte Vor-standsmitglied war auch als Schieds- bzw. Kampf¬richterIn tätig. Weitere Rollen an denen ca. 30% der Vorstandsmitglieder beteiligt waren: Aktive(r) SportlerIn; KoordinatorIn bzw. Spielbetriebsorganisation; GerätewartIn, PlatzwartIn, Technik, HausmeisterIn etc.; AbteilungsleiterIn; Verwal¬tung/Organisation; AdministratorIn bzw. Web¬master; BetreuerIn; Sportabzeichenabnahme; MannschaftsführerIn; Sponsoring bzw. Öffent¬lichkeitsarbeit; VereinsvertreterIn in anderen Institutionen (z.B. KreissportwartIn).

Die Breite an Tätigkeiten und Aufgaben im Vorstand und im Verein insgesamt ist beeindruckend. Viele Skills und Kompetenzen können im Verein oder durch DOSB-Ausbildung gewonnen werden, von denen auch der Arbeitgeber profitieren kann. Dazu zählt neben dem aktiven Sport auch das ehrenamtliche Engagement in vielfältigen Vereinsfunktionen.

Die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder und KassenprüferInnen erbringen einen monatlichen zeitlichen Aufwand von 13 Mio. Stunden. Daraus ergibt sich eine monatliche Wertschöpfung in Höhe von rund € 194,8 Mio. Euro bzw. eine jährliche Wertschöpfung in Höhe von knapp € 2,34 Mrd. Euro. Zählt man den monatlichen Zeitaufwand der ehrenamtlich tätigen TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen dazu, so erhält man einen monatlichen Zeitaufwand von rund 23,8 Mio. Stunden und eine jährliche Wertschöpfung in Höhe von rund € 4,29 Mrd. Euro durch ehrenamtliches Engagement der Vorstandsmitglieder, KassenprüferInnen, Trainer-Innen und ÜbungsleiterInnen in den Sportvereinen in Deutschland (Breuer, C. & Feiler, S. 2020b, S. 27.). Ohne das von den ehrenamtlich bzw. freiwillig tätigen Schieds- und KampfrichterInnen erbrachte Engagement sowie die von den freiwilligen HelferInnen investierte Zeit für sporadische Arbeiten.

Durch den hohen zeitlichen Aufwand und die teils wenig vorhandene Ausbildung, stellt sich die Frage, ob ein längeres Engagement in Betracht kommt. Mit der Ausbildung für die Tätigkeit wächst das Wissen und das Können, somit auch die Motivation.

Was sind die Motive für die Ausübung einer Vorstandsmitgliedschaft? Der Sportentwicklungsbericht gibt Einsichten in die Motivstruktur, die nach dem Stellenwert angeordnet sind:
(1) Wohlbefinden und Sinnhaftigkeit,
(2) Gesellschaftliche Verantwortung,
(3) Verbundenheit zum Verein und Sport,
(4) Persönliche Weiterentwicklung / Erfahrungen,
(5) Soziales Umfeld,
(6) Anerkennung,
(7) Materielle Aspekte,

Zu den zusammengefassten Motiven wurden einzelne Faktoren auf einer siebenstufigen Skala (von 1=“stimme überhaupt nicht zu“ bis 7=“stimme voll zu“) abgefragt, die im Sportentwicklungsbericht einsehbar sind (Breuer, C. & Feiler, S. 2020b, S. 32 ff. und S. 43 ff.). So wurde das Motiv ´Wohlbefinden und Sinnhaftigkeit´ abgefragt mit sechs Aussagen: „Ich übe meine ehrenamtliche Tätigkeit als Vorstandsmitglied aus, …“
… weil es mir Spaß macht, anderen zu helfen!
… weil ich mich allgemein gern engagiere!
… weil es mir Spaß macht!
… weil ich mich in meiner Freizeit für etwas engagieren möchte, was mir ganz persönlich sinnvoll erscheint!
… aufgrund meiner persönlichen Werte und Überzeugungen!
… weil ich mich dabei gut fühle!

In der Studie zeigt sich, dass die durchschnittliche Zufriedenheit der Vorstandsmitglieder mit ihrer Tätigkeit allgemein sehr hoch ausfällt. Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit der Weiterempfehlung der Tätigkeit und des Vereins stark positiv ausgeprägt.

Rund 41% der Vorstandsmitglieder haben bereits mit dem Gedanken gespielt ihre Tätigkeit zu beenden. Auch hier liefert der Blick auf einzelne Aspekte der Tätigkeit und deren Zufriedenheit wichtige Implikationen, um die Zufriedenheit der Vorstandsmitglieder zu verbessern (je weiter vorne aufgeführt, desto zufriedener):

(1) Eigene Leistung als Vorstandsmitglied, (2) der Zusammenarbeit im Verein, (3) der flexiblen Wahl von Einsatzzeiten, (4) der Ausstattung der Vereinsgruppen mit Sportgeräten/Sportmaterial, (5) den sportlichen Erfolgen des Vereins, (6) der Anerkennung der Tätigkeit durch die Mitglieder meines Vereins, (7) der Offenheit für Kritik & Änderungsvorschläge im Verein, (8) der fachlichen Unterstützung der Tätigkeit durch den Verein, (9) meiner körperlichen Fitness, (10) der Motivation der TeilnehmerInnen in den Vereinsgruppen, (11) der Anerkennung der Tätigkeit insgesamt, (12) den Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, (13) der Unterstützung neuer Ideen, (14) dem Zustand der Sportstätten, die der Verein nutzt, (15) der Vereinbarkeit mit Familie und Freunden, (16) der Anerkennung der Tätigkeit in Form von Ehrungen und Ähnlichem, (17) der Vereinbarkeit mit dem Beruf (18), der Bereitstellung geeigneter Lehr- und Unterrichtsmaterialien, (19) der fachlichen Unterstützung der Tätigkeit durch den Verband, (20) dem gesellschaftlichen Ansehen von ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern, (21) dem Haftungsrisiko / der Absicherung durch Versicherungen, (22) der Anerkennung der Tätigkeit in Form von Zeugnissen, Ausweisen o.Ä., (23) dem bürokratischen Aufwand für die Kostenerstattung, (24) der Offenheit für Kritik & Änderungsvorschläge im Verband (25), der Unterstützung bei Verwaltungstätigkeiten, (26) dem verbandlichen Meldewesen, (27) der finanziellen Vergütung für die geleistete Arbeit, (28) steuerlichen Vergünstigungen

Auch bei den Vorstandsmitgliedern sind die Zufriedenheitswerte hoch und wirken sich positiv auf das zukünftige Engagement aus. Sehr viele Vorstandsmitglieder können sich auch vorstellen in den nächsten drei Jahren aktiv zu sein. Auf einer fünfstufigen Skala (von 1=“stimme gar nicht zu“ bis 5=“stimme voll zu“) liegt die durchschnittliche Zustimmung insgesamt bei M=3,68. Im Vergleich zu den Trainern, mit im Durchschnitt M=3,62, fällt die Bereitschaft zu Fortbildung mit M=2,55 deutlich geringer aus. Recht hoch ist der Anteil derer, die ihre Arbeit als Vorstandsmitglieder aufgeben wollen, sobald ein Nachfolger gefunden ist (M=2,55).

Aufgrund des Zeitaufwands sind auch diverse Positionen im Vorstand vakant bzw. neu zu besetzen, so dass auch hier, wie bei den Trainer- und Trainerinnenstellen, ein großer Fokus auf das Recruiting und die Fortbildung gelegt werden muss. Durch die Qualifizierung entsteht Vertrauen in die eigene Person und die eigene Kompetenz.

Lediglich 21,7 % der Vorstandsmitglieder haben im Jahr 2017 eine Aufwandsentschädigung erhalten, d.h. knapp vier von fünf Vorstandsmitgliedern haben im Jahr 2017 überhaupt keine Aufwandsentschädigung erhalten. 95% gaben an maximal bis zu € 720, d.h. in Höhe der Ehrenamtspauschale, erhalten zu haben. Der Median (häufigster Wert) liegt bei 0 Euro. Für diejenigen, die eine Aufwandsentschädigung erhalten haben, liegt der Mittelwert bei 1.584 Euro. Der Median beträgt in diesem Fall 600 Euro. In den Genuss von Fahrtkosten kamen 14%.

Die wöchentliche Arbeitszeit außerhalb des Vereins beträgt im Durchschnitt 32,7 Stunden, von denen 34,3 Stunden auf die Männer fallen und 28,5 Stunden auf die Frauen. Die Hälfte der Vorstandsmitglieder gibt eine maximale Arbeitszeit von bis zu 40 Stunden an, was einer Vollzeitbeschäftigung entspricht. Interessant ist die Verteilung des höchsten Bildungsabschlusses unter den Vorstandsmitgliedern. Dabei besitzen 23% einen Hauptschul-/Volksschulabschluss, 13% die Mittlere Reife, 12% die Fachhochschulreife, 38% die Allgemeine Hochschulreife, 7% einen Universitäts-/FH-Abschluss und die restlichen 7% aktuell ohne Bildungsabschluss.

Die Vorstandsmitglieder sind sehr stark sozial vernetzt. Im Schnitt gaben sie an sieben enge Freunde zu haben. Auch das Vertrauen in andere Menschen ist relativ hoch.

Darüber hinaus zeigt sich, dass die Vereinsvorstände zufriedener mit ihrem Leben sind (M=7,90) im Vergleich zum bundesdeutschen Schnitt auf Basis des Sozioökonomischen Panels für das Jahr 2017 (M=7,34). Zudem ist die Zufriedenheit mit dem Familienleben sehr stark ausgeprägt (M=8,04) im Vergleich zum bundesdeutschen Schnitt (M=7,96).

Fazit:
1.) Starke ökonomische Bedeutung und hohe Kontinuität des ehrenamtlichen Engagements
2.) Teilnehmende Vorstandsmitglieder zufriedener und sozial besser vernetzt als die Gesamtbevölkerung - Vereinsgemeinschaft wichtigstes Motiv für die Ausübung der Tätigkeit
3.) Knappe zeitliche Ressourcen bei den Jüngeren – Planungen der Beendigung der Tätigkeit bei den Älteren - Mittelfristig bekennt sich nur gut ein Drittel der Vorstandsmitglieder vollständig zum zukünftigen Engagement


Quellen:
Breuer, C. & Feiler, S. (2019). Sportvereine in Deutschland: Organisationen und Personen. Sportentwicklungsbericht für Deutschland 2017/2018 - Teil 1. Bonn: Bundesinstitut für Sportwissenschaft.
Breuer, C. & Feiler, S. (2020a). TrainerInnen und ÜbungsleiterInnen in Sportvereinen in Deutschland Sportentwicklungsbericht für Deutschland 2017/2018 - Teil 2. Bonn: Bundesinstitut für Sportwissenschaft.
Breuer, C. & Feiler, S. (2020b). Vorstandsmitglieder in Sportvereinen in Deutschland Sportentwicklungsbericht für Deutschland 2017/2018 - Teil 3. Bonn: Bundesinstitut für Sportwissenschaft.



Beitragvon Alex76 » 09.05.2021, 12:50


4) Tausend gute Gründe für einen nachhaltigen aktiven Sport(-konsum)

In Coronazeiten leidet der Amateursport, da nur unter verschiedenen Inzidenzbedingungen „Sport light“ betrieben werden kann. Viele Vereinsangebote ruhen und können daher speziell in der Halle nicht stattfinden. Ab einem Inzidenzniveau von 100 ist nur noch kontaktloser Individualsport draußen möglich. Bis zum gestrigen Tag hat sich der bundesdeutsche 7-Tage-Inzidenzwert auf ein Niveau von 121,5 verringert, so dass die Schwelle von 100 in naher Zukunft erreichbar scheint.


Negative Auswirkungen aus dem Bewegungsmangel

Schlecht für die gesellschaftliche Gesundheit ist ein Sportstop. Bislang sterben bereits ca. 80.000 Menschen im Jahr an Bewegungsmangel. Für die Volksgesundheit ist die Ausübung des Sports wichtig, da er vorbeugend vor Herzkreislaufbeschwerden oder Krebs schützt, zudem die Abwehrkräfte stärkt. Regelmäßiger Sport senkt das Risiko einer schweren Covid-Erkrankung.
Die meisten Menschen verbinden mit Bewegungsmangel Übergewicht. Doch es geht um weit mehr. Der Verlust an körperlicher Aktivität führt zu einer vorzeitigen Alterung des Herz-Kreislauf-Systems. Die Herzfunktionen lassen nach. Ebenso schwächeln die Gefäße. Weitere mögliche Folgen können Stoffwechselstörungen sein, ein geschwächtes Immunsystem, Rheuma, Muskelschwund und Arthrose. Der Knorpel, die Bandscheibe – letztendlich jede Gelenkstruktur und sogar der Knochen, hängen am Tropf der Bewegung. Mit zunehmendem Alter fehlt zudem die muskuläre Basis für den Erhalt der Mobilität und Selbstständigkeit.
Weil inaktive Menschen die negativen Auswirkungen von Stress viel schlechter kompensieren können, begünstigt alltäglicher Bewegungsmangel auch psychische Verstimmungen. Bewegung funktioniert wie ein reinigender Filter für Bluthochdruck oder Burnout. Aber das muss nicht sein. Sagen Sie dem sitzenden Lebensstil den Kampf an. Keine Angst: Der Aufwand ist geringer, als Sie denken!
https://www.ingo-froboese.de/mit-schwun ... g/#forward



Aktueller Inzidenzstatus

Aufgrund der hohen Inzidenzwerte und der aufkeimenden Kritik an der Ministerpräsidentenkonferenz, entwarf das Kabinett am 13.04.2021 ein Gesetz zum Infektionsschutz, welches am 21.04.2021 im Deutschen Bundestag beschlossen wurde und am 22.04.2021 vom Bundesrat ratifiziert wurde.

Am 23. April trat das Gesetz in Kraft. Abhängig von den Inzidenzen der letzten drei Tage bewerten und veröffentlichen dann alle Landkreise und kreisfreie Städte, welche Regeln bei ihnen am nächsten Tag gelten. Positiv an dem Gesetz ist eine einheitliche „Notbremse“: Liegt die Inzidenz an drei aufeinander folgenden Tagen über 100, gelten ab dem übernächsten Tag die im Gesetz genannten zusätzlichen Maßnahmen. Wenn die Inzidenz über 165 steigt, schließen zusätzlich die Schulen (kein Präsenzunterricht mehr) und Kitas mit Ausnahme der Notbetreuung.

Was gilt ab einer Inzidenz von 100 für Bürgerinnen und Bürger?
• Private Treffen sind nur mit einer haushaltsfremden Person gestattet. Außerdem dürfen sich maximal fünf Personen treffen – zu den beiden Haushalten gehörende Kinder unter 14 Jahren sind ausgenommen.
• Es gilt eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr. Nur noch im Notfall, zu dienstlichen Zwecken oder wenn man zum Beispiel mit dem Hund raus muss, darf man das Haus verlassen. Zwischen 22 Uhr und 24 Uhr ist außerdem erlaubt, sich alleine draußen zu bewegen.
• Tagsüber darf Sport nur alleine, zu zweit oder mit dem eigenen Hausstand betrieben werden. Davon ausgenommen sind Profisportler. Profisport findet ohne Zuschauer statt. Ausgenommen sind auch Kinder, wenn sie draußen kontaktlos in Gruppen von maximal 5 Kindern trainieren. Trainer müssen ggf. vorher einen Test machen.
• Im öffentlichen Personennah- und Fernverkehr einschließlich Taxen gilt eine Pflicht zum Tragen einer Atemschutzmaske (FFP2 oder vergleichbar). Außerdem soll das Verkehrsmittel höchstens mit der Hälfte der regulär zulässigen Fahrgastzahlen besetzt werden.
• Die Bundesregierung kann darüber hinaus per Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundestages und Bundesrates weitere Maßnahmen, Präzisierungen und Ausnahmen erlassen.
https://www.bundesgesundheitsministeriu ... tml#c21101

Was darf öffnen, was muss schließen bei einer Inzidenz über 100?
• Freizeiteinrichtungen, Saunen, Solarien, Fitnessstudios, Theater, Opern, Konzerthäuser etc. sowie Ladengeschäfte müssen schließen.
• Öffnen dürfen Wochenmärkte, auf denen nur Lebensmittel verkauft werden, Lebensmittelgeschäfte, Getränkemärkte, Reformhäuser, Babyfachmärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Optiker, Hörgeräteakustiker, Tankstellen, Stellen des Zeitungsverkaufs, Buchhandlungen, Blumenfachgeschäfte, Tierbedarfsmärkte, Futtermittelmärkte und Gartenmärkte und der Großhandel. Sie dürfen nur ihr übliches Sortiment verkaufen. Dabei müssen Abstände eingehalten werden und die Kunden müssen in geschlossenen Räumen eine medizinische Maske oder eine Atemschutzmaske (FFP2 oder vergleichbar) tragen.
• Möglich ist ebenfalls die Nutzung von „Click&Collect“ und bis zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von 150 und mit Vorlage eines höchstens 24 Stunden alten negativen Testergebnisses auch von „Click&Meet“-Angeboten.
• Die Außenbereiche von Zoos und Botanischen Gärten dürfen mit Hygienekonzepten öffnen. Besucher müssen einen negativen Test vorweisen (außer Kinder, die das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet haben).
• Gastronomische Betriebe dürfen nur außer Haus verkaufen.
• Übernachtungen zu touristischen Zwecken sind nicht erlaubt.
• Werkstätten, Postfilialen, Banken und Waschsalons dürfen öffnen.
• Körpernahe Dienstleistungen sind untersagt – mit Ausnahme von medizinischen, therapeutischen, pflegerischen oder seelsorgerischen Dienstleistungen. Außerdem dürfen Friseurbetriebe und Fußpfleger geöffnet bleiben. Diese dürfen aber nur mit Atemschutzmasken (FFP2 oder vergleichbar) arbeiten. Friseur- und Fußpflegebesuche sind nur mit negativem Test möglich.
https://www.bundesgesundheitsministeriu ... tml#c21101


Für die Ausübung des Amateur- und Mannschaftssports ist die Schwelle von 100 Inzidenzen pro 100.000 Einwohner entscheidend für weitere Öffnungen, die dann im Zuständigkeitsbereich der Länder sind und auf den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz vom 3. März 2021 fußen. Bis dato gilt es Bewegung und Sportliche Aktivitäten in den Alltag zu integrieren und Individualsport nach draußen zu verlagern.


I. Auf der Suche nach Freiheit, Spaß und Freundschaft – dem Sporterlebnis!

Durch die Corona-Restriktionen ist eine Sehnsucht nach Bewegung, Gruppen- und Teamsport bei vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen entbrannt. Kurzfristig erscheinen Öffnungsstrategien, wie sie weiter oben skizziert sind, möglich: Die Halle ruft! Der Rasen grünt

Gemeinschaft bereitet Freude in allen Altersgruppen. Besonders kleine Kinder und Jugendliche lernen im Sport sowohl motorische Fähigkeiten aber auch geistig kreative Aufgabenstellungen. Besonders im Kindesalter entwickelt sich das Gehirn besonders stark und vernetzt die Synapsen, so dass Informationen leichter gespeichert bzw. verarbeitet werden können. Das Gehirn ist leistungsfähiger. Spielerisch betrachtet. Und nicht mit dem Ehrgeiz einer Selbst(über)optimierung.

Denn Interaktionen im Verein machen Spaß. Über den Spaß auf allen (Vereins-)Ebenen findet sich der individuelle und kollektive Erfolg, der unterschiedlich gemessen werden kann und vom Leistungssport bis zum einfachen Fitnesserlebnis reichen kann. Ich bin kein praktizierender Heilpraktiker, allerdings halte ich die Balance zwischen Körper, Geist, Seele, Natur und sozialer Interaktion für wichtig. Dabei ist die richtige Balance für jeden individuell unterschiedlich.


II. Bildungsdefizite und soziale Ungleichheiten

Zu den Sommerferien 2021 werden die Schüler mehr als ein Jahr unter Coronabedingungen Schule besucht oder Homeschooling absolviert haben. Durch die Impfpriorisierung vulnerabler Gruppen sind Jugendliche erst einmal beim Impfen hintenangestellt. Zudem sind Impfstoffe für Personen erst ab 16 Jahren zugelassen. Doch bald sollen Corona-Impfstoffe auch für Kinder ab 12 Jahren auf den Markt kommen. Es kann also davonausgegangen werden, dass Impfungen für Kinder und Jugendliche in Kürze durchgeführt werden können. Schon im nächsten Schuljahr wäre Unterricht unter relativ regulären Bedingungen möglich.

Versetzung gefährdet? Im vergangenen Jahr wurden deutschlandweit Corona-Versetzungen vollzogen, so dass die Schüler die Klassen nicht wiederholen mussten. Auch wenn die Noten schlecht waren.

Man muss kein pädagogischer Experte sein, um zu erahnen, dass die Corona-Pandemie nicht spurlos an Kindern und Jugendlichen vorbeigeht. Homeschooling, Präsenz- und Wechselunterricht in verschiedenen Kombinationen erschweren die Vermittlung eines homogenen erprobten Lehrplans. Frust entsteht. Je nach Engagement und Motivationskünsten der Lehrer können Themen kreativ aufgearbeitet werden. Zusätzlich ist der Zugang zur Bildung auch sehr stark von den Eltern und deren Lernerfahrungen abhängig.

Aber Eltern sind keine Pädagogen und können diese auch nicht ersetzen. Kinder verspüren in der Beziehung zu den Lehrern einen wohltuenden Abstand und auch Respekt. Neue Technologien können sowohl Fluch als auch Segen sein (z.B. E-Learning, aber auch Social Media). Einerseits kann durch E-Learning Wissen multimedial vermittelt werden, andererseits erhöhen sich die Zeiten in denen neue Medien „stumpfsinnig“ genutzt werden. E-Learning als Turbo-Learning? Wohl für wenige, viele scheinen klassische Unterrichtsformen zu präferieren, was auch die Klassenkameradschaft stützt.

Die Schule ist ein Ort der Integration, der gemeinsamen Feiern und der gemeinsamen Klassenfahrten. Für Migranten sind besonders der Einstieg in den Kitas und Grundschulen wichtig, um eine gemeinsame sprachliche Basis zu bilden. Auch können in den unteren Schuljahren Defizite ausgeglichen werden mit einer gezielten Förderung.

In sozialen Brennpunkten sind die Bildungsdefizite am größten. Ganz pragmatisch betrachtet ist es ein großer Unterschied, ob ein Laptop im 4-Personen-Haushalt zur Verfügung steht, oder derer zwei oder drei. Der Leistungsunterschied dürfte in den Klassen sehr stark anwachsen. Die soziale Schere wächst. Schon jetzt ist Bildung in Deutschland vererbbar, wie die OECD-Studie 2018 zeigt: Kinder aus einem Akademikerhaushalt beginnen ein Studium acht Mal häufiger als aus einem bildungsfernen Haushalt.

Überdurchschnittlich stark sind die Familien in sozialen Brennpunkten von psychischen Belastungen betroffen. Häufig fehlt es an einer festen Tagesstruktur. Während die gewöhnliche Schulpflicht bisher den Tagesablauf gestaltete, ist die Struktur in der Pandemie erst einmal nicht festgelegt. Vielfach zeigen sich Symptome psychischer Belastungen wie z.B. Stress, Bauchschmerzen, Konzentrationsschwächen, Übergewicht und Zucker. Mittlerweile leiden 38% unter Bewegungsmangel. Vor Corona-Zeiten lag dieser Wert bei 4%. Zurückzuführen darauf, dass der Weg zur Schule entfällt.

Einsamkeit und die nicht mögliche Pflege von Freundschaften zerren an der Resilienz der Schulkinder, Studenten und Auszubildenden. Kinder sind dabei das schwächste Glied, besonders im Kita- und Grundschulalter. Dort, wo das soziale Gefüge entsteht, wo sich Vertrauen und Freundschaften bilden. Wichtig, dass Eltern in dieser Phase die Situation moderieren und Verständnis aufbringen können, wenngleich man sagen muss, dass dies nicht selbstverständlich ist.

Nebst dem außerschulischen Sport in Vereinen, findet auch während der Schulzeit kein Sport (- und Schwimmunterricht) statt. Für viele das Unterrichtsfach, welches den Stundenplan erträglich macht. Auch bei Profisportlern ist der Wiedereinstieg schwierig. Für den Schulsport müssen sich kompetente Profis mit den Gegebenheiten auseinandersetzen und einen smarten Weg in den schulischen Sportalltag und den Vereinssport austüfteln, um Frusterlebnissen und Verletzungen entgegenzutreten. Während die Pandemie 1,5 Jahre Bewegungsmangel betrifft, ist das mögliche weitere sportliche Leben mindestens das zwanzigfache im Hinblick auf die Lebenszeit. Daher ist es wichtig im Sport Spaß zu finden, Frusterlebnisse zu vermeiden und langsam körperliche Defizite auszugleichen.

Ähnlich sieht es bei den Bildungsdefiziten aus. Statt den schulischen Lehrplan auszudünnen, sollten Defizite individuell und nach Möglichkeit autark abgebaut werden. Hilfe zur Selbsthilfe kann z.B. auch so ausschauen, dass der Gang in die Bibliothek schon frühzeitig mit Freude vermittelt werden kann. Zudem ist es wichtig aufzuzeigen, dass verschiedene Fächer, Kompetenzen und Begabungen für die Zukunft elementar wichtig sind. So könnten sich Basiskenntnisse, Basisfächer und Lieblingsfächer unterscheiden, die für die zukünftigen Ausbildung, Studium und/oder Beruf wichtig sind:

Bildungspyramide:
1.) Basis sind Sprach-, Lese- und Schreibförderung
2.) Basisfächer wie Deutsch, Mathematik, Englisch, Sport
3.) Herz und Wertschätzung für Literatur, Musik, Geschichte, Religion, Kunst, Naturwissenschaften, Weitere Sprachen

Aufgrund dessen, dass alle Kinder unter den fast gleichen Bedingungen leiden, dürfen keine individuellen Benachteiligten über einen längeren Zeitraum entstehen. Hier muss das christliche Menschenbild der Nächstenliebe einschreiten!

Fazit:

Durch die Kontaktminimierung leidet einerseits das gesellschaftliche Miteinander. Andererseits kann die Pandemie Gruppen nach Bestehen positiv zusammenschweißen. Seitens der politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen sollte Bereitschaft für Innovationen und neue Ideen vorhanden sein, um den Lehrplan zu ergänzen. Speziell in Schulen, Jugendzentren, Jugendherbergen, SOS-Kinderdörfer und Sportvereinen sollte es möglich sein mit Spaß und Freude Bildungsdefizite abzubauen und ein gutes gesellschaftliches Klima schaffen. ;-)

Sind Fußballerkarrieren nur über die Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten möglich? Oder könnte der Amateursport ein kleiner erlesener Pool für kommende kickende Stars sein? Neben dem konventionellen Weg im Fußball über die NLZ, sollte der Amateursport auch unkonventionelle Spielerkarrieren Raum bieten, wie z.B. die eines Miroslav Klose zum WM-Torschützenkönig!

Mit Kreativität in Kombination mit einer pädagogischen Begleitung, können auch hier Problemkinder außerschulisch gefördert werden und Bildungsdefizite erkannt werden. Eine Olympische Karriere könnte in vielen Sportvereinen möglich werden!


III. Die optimale Förderung verpasst…?!

Rückblickend basiert die Kindheit auf vielen Einflüssen, die für jeden unterschiedlich sind. Beginnend mit dem Elternhaus, der Familie, der Wohnsituation, sozialen Kontakten und der sozialen Interaktion. Dabei lernen Kinder viele Dinge spielerisch, teilweise prägen diese spielerischen Ansätze das Lernen fürs ganze Leben.

Zudem ist auch das soziale Verhalten schon recht früh erkennbar bzw. erlernbar. Freundschaften, Liebschaften im Kindesalter oder frühkindliche Fehden scheinen wichtig für spätere Interaktionen. Mit der Corona-Pandemie sind die Interaktionen rarer, was besonders im Kindergarten und der Grundschule die Kinder negativ betrifft.

Auch ich habe den Blick zurückgeworfen und reflektiert, wie es ohne (Schul-)Sport gelaufen wäre. Angefangen habe ich wohl sehr pummelig im Kindergarten, so dass die dringende Empfehlung der Kindergärtnerin im Kinderturnen dahin ging, eine Sportart zu betreiben. So kam ich zunächst zum Judo, wo ich einen respektvollen Umgang zum Gegner vermittelt bekommen habe und auch körperlich beweglicher wurde.

Auch wenn es nur bis zum orangenen Gürtel ging, so profitiere ich bis zum heutigen Tag von den Erfahrungen und dem allgemeinem Körperempfinden aus knapp drei bis vier Jahren. Anders als beim Mannschaftssport, war man bei Wettkämpfen allein auf der Matte und auf sich gestellt. Kurze Aufregung vor dem Beginn. Dann war man konzentriert. Jeder Fehler kann entscheidend sein und zur Niederlage führen. Leider konnte ich die Sportart nicht mit einem Freund teilen. Erst als ich mich zum Aufhören bereits entschlossen hatte, lernte ich einen neuen Mitschüler kennen, der ebenfalls Interesse an Judo hatte. Doch leider trennten sich kurze Zeit später unsere Wege.

In der Grundschule spielten wir häufiger Völkerball. Ein Spiel, bei dem zwei Mannschaften gegeneinander antraten und sich mit einem Softball abwerfen mussten. Es waren sehr viele Mädchen in unserer Klasse, daher fiel mein Geschick für Fangen und Werfen auf. Zusammen mit einer Mitschülerin besuchte ich dann eine aus Jungen und Mädchen gemischte Handballmannschaft und die Sportart wuchs schon zu meiner großen Leidenschaft.

Ein Realschullehrer trainierte die kleinsten der Kleinen - die Minis - und sorgte für Lachen und Heiterkeit, gepaart mit sehr viel Blick für die motorischen Bewegungsabläufe. Besser hätte man keinen Einstieg in den Handball finden können. Bis zur D-Jugend konnten Mädels und Jungen gemeinsam spielen. Danach wurden die Mannschaften nach Geschlecht getrennt. Mit der Zeit festigte sich ein Mannschaftskern, der von der C-Jugend bis zur A-Jugend zusammenblieb, wenngleich wir leider doch sehr wenige waren. Von der Hauptschule bis zum Gymnasium war die Mannschaft mit Spielern besetzt. Auch mit verschiedenen Nationalitäten. Recht multikulturell.

In der Grundschule konnte ich mich von Jahr zu Jahr leistungsmäßig steigern. Begonnen mit einem sprachlichen Dialekt, der in den Hunsrück zu verorten ist und im Deutschunterricht für kleinere Probleme sorgte. Auch in der Klasse lief es trotz deutlichem Mädchenüberschuss besser. Insgesamt waren wir lediglich sechs Jungen und der Rest Mädels. Geburtstagseinladungen waren rar gesät. Immerhin habe ich es in der vierten Klasse zum Vize-Klassensprecher geschafft, worauf ich bis heute noch sehr stolz bin.

Letztlich stand ich vor der Entscheidung Gymnasium oder Realschule? Ich kam aus keiner Akademikerfamilie, sondern aus einem mittelständigen kleinen Handwerksbetrieb, so dass ich der Erste der Familie gewesen wäre, der das Gymnasium besucht. Eine schwierige Entscheidung, da ich von der Leistung genau zwischen den Stühlen stand.

Ich entschied mich für das Gymnasium. Aus meiner Grundschulklasse ist noch ein Freund und vier Mädels mitgesiedelt. Ein weiterer Freund ist in eine Parallelklasse gewechselt. So fühlte ich mich als Nichtakademikerkind speziell in der fünften und sechsten Klasse doch recht unwohl und allein. Aus einer anderen Grundschulklasse waren deutlich mehr Jungen geschlossen zusammen gewechselt.

Gemobbt wurde ich nicht. Allerdings musste ich nachempfinden, wie es zur damaligen Zeit ist als einziger kein Kabelfernsehen empfangen zu können, so dass ich auch weder Knight Rider oder MacGyver sehen konnte. Wie gesagt als einziger. Etwas Besseres gab es für Jungen in meinem Alter nicht. Erst nach einiger Zeit bekam auch unser Haushalt einen Kabelanschluss. Hinzu kam das Negativerlebnis einmal vor 25-30 Kindern als einziger vom Klassenlehrer erwähnt zu werden, dass die Eltern einen Lernmittelgutschein bekämen. Es war nur dieses eine Mal, allerdings dauerten die darauffolgenden Sekunden besonders lang.

Direkt neben dem Gymnasium schloss sich die Realschule an. Dort wo der Handballtrainer Bildende Kunst und Sport unterrichtete. Zudem eine AG Handball leitete. Die Realschule war so gut, dass die Mannschaft meiner Jahrgangsstufe das Endturnier in Berlin erreichte. Eine Erfahrung, die ich sehr gerne mitgemacht hätte. Auch wäre ich als Schüler an der Realschule wohl in den Genuss eines guten erfahrenen Mentors gekommen, der mindestens drei verschiedene regionale Handballvereine quasi mit Jugendspielern versorgte, so dass Training und Wettbewerbe im Handballsport stattfinden konnten. Eine Quelle des Nachwuchses im kleinsten Handballverband Deutschlands.


IV. Ausländerfeindlichkeit beim DFB? Was schlummert da im Keller…

Fritz Keller verglich Dr. Rainer Koch mit dem nationalsozialistischen Richter Roland Freisler, der bei der Wannseekonferenz zu den maßgeblichen Verantwortlichen des Holocaust gehörte. Der Vergleich von Fritz Keller ist doch sehr grenzwertig. Mein Respekt vor dem Alter verbietet mir eine persönliche Bewertung abzugeben.

Persönlich fühle ich mich als christlicher Europäer, Deutscher und Rheinland-Pfälzer. Berührungsängste mit einer Schwarzen hatte ich weder beim Judotraining noch mit einem Schwarzen im ersten Semester an der Universität. Antisemitismus und Rassismus lehne ich ab. Es bedarf der Versöhnung, Toleranz und des Abbaus von Gewaltmotiven.

Nicht nur die Causa Keller stimmt mich nachdenklich. Zusätzlich sorgen doch einige Kontroversen in den DFB-Gremien für Ärger. Besonders in der aktuellen Zeit ohne Zuschauereinnahmen sollten die Vereine der Bundesligen und unteren Klassen an einer gemeinsamen tragfähigen Lösung arbeiten. Die empfundene Arroganz der Bundesligisten ist daher auch nicht gerechtfertigt, lernten viele Talente aus den Nachwuchsleitungszentren doch ihre ersten fußballerischen Gehversuche in den kleineren Amateurvereinen. Dort wo aktuell die ehrenamtlichen Strukturen am Ausbluten sind, dort wo die Bundesligisten aufgrund der sonntäglichen Fernsehübertragungstermine potenzielle Amateurzuschauer auf die Couch vergraulen.

Zuschauereinnahmen weggebrochen, Werbeeinnahmen stagnierend und die sportliche Wettbewerbsfähigkeit an die Engländer und Spanier abgetreten. Wir reden hier nicht nur vom FC Barcelona und Real Madrid, sondern vom FC Villareal im Finale der Europa League. Was wäre losgewesen, wenn der DFB den Abbruch der Bundesligasaison 2019/2020 veranlasst hätte? Daher wäre eine Bundesliga Nord und Bundesliga Süd eine Reform, die den fußballerischen Standort Deutschland ganzheitlich nachhaltig aufwertet. Durch eine Neuausschreibung der Fernsehübertragungsrechte könnten wesentlich bessere Konditionen ausgehandelt werden! Oder ohne Ausschreibung einen Big Deal initiieren?!

Um es nochmals nachhaltig einzuordnen. Es geht hier nicht primär um überbezahlte Fußballspieler, die sauer auf ihren Lohnzettel schauen müssen, sondern um eine nachhaltige soziale Botschaft für das Pariser Klimaabkommen, welches eine Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf "deutlich unter" zwei Grad Celsius vorsieht, möglichst 1,5 Grad Celsius! Zudem käme das Zeichen in Deutschland diversen anderen Bevölkerungsgruppen und Regionen nachhaltig entgegen, die von den ansteigenden Temperaturen betroffen sind.

Um es nochmals sozial einzuordnen. Es geht hier auch ums Teilen. Die Kosten der Corona-Pandemie für den Staat sind enorm. Wer soll das bezahlen? Gesucht sind Spender und Investoren, die freiwillig Vermögen abtreten, um die soziale Spaltung aufzuhalten.

Und um nochmals auf den Vergleich von Fritz Keller zurückzukommen. So ein bisserl Bildung nebst Sport schadet ja nie. Auch unabhängig vom Lehrplan, kann die Kinderbuchliteratur doch auch schon interessierten Kindern und Jugendlichen einen guten Einstieg in eine dunkle Epoche liefern, um komplexe Themen einzuordnen und Empathie aufzubauen:

Das Tagebuch der Anne Frank gibt einen guten ersten Einblick wie es zur Zeit des Nationalsozialismus für Juden in Deutschland war. Anne Frank floh mit ihren Eltern von Frankfurt nach Amsterdam, wo sie sich mit ihren Eltern in einem Hinterhaus versteckt hielt. Bis sie entdeckt wurden, vergingen zwei Jahre in denen Anne mit ihrem Tagebuch durch ihre Pubertät führte. Anne Frank und ihre Familie wurden verhaftet, deportiert und kurz vor Kriegsende im KZ Bergen-Belsen ermordet. Veröffentlich wurde das Tagebuch der Anne Frank von ihrem Vater Otto Frank, der den Holocaust überlebte.

Ein weiteres Buch, welches nicht in Vergessenheit geraten sollte, ist von Judith Kerr: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl - in drei Bänden. Die neunjährige Anna flüchtet mit ihrer Familie vor den Nazis in die Schweiz. In Berlin musste sie vieles von ihrem Familienleben zurücklassen, so auch ihr rosa Stoffkaninchen. Über die Schweiz und Frankreich führte die Flucht die Familie nach London. Dort erlebte Anna das Kriegsgeschehen mit mehreren Luftangriffen.

Speziell in der heutigen Corona-Krisenzeit sollten die Kriegszeiten nicht in Vergessenheit geraten. Viele Menschen starben. Viele Menschen verloren ihre Existenz. Viele Menschen mussten fliehen. Ähnliche Szenarien sind wohl in China mit der Inhaftierung von Uiguren und dem Umgang mit Demokratiebefürwortern in Hong Kong zu verzeichnen. Leider zählen Menschenrechte wenig! Als Konsument basieren viele Produkte Made in China auf diesen menschenunwürdigen Produktionsmethoden. Hier müsste Peking glaubwürdig einlenken. Auch den Respekt vor den Menschen und deren Würde anerkennen.

Alternativ müssten bis zu einer nachhaltigen Korrektur der chinesischen Politik die Olympischen Winterspiele 2022 ruhen. Oder doch in München ausgetragen werden mit einer großen Vorbildfunktion und einem (Groß-)Dörflichem sportlichen Charme!?


V. Handball und Sport als schulischer Begleiter

Der Blick auf die Schulzeit ist recht spannend. Was war gut? Was war schlecht? Wie hätte es besser laufen können? Große Erfahrungswerte hatte meine Familie und ich keine. Ich hatte mich für das Gymnasium entschieden und mich auf ein Abenteuer eingelassen. Wenngleich ein Abenteuer auch die Abenteuerlust voraussetzt, gepaart mit Frustrationstoleranz, Selbstvertrauen und der richtigen Ausrüstung.

Besonders in der Orientierungsphase, in der fünften und sechsten Klasse, war das Selbstvertrauen nicht sehr stark ausgeprägt. Während des Unterrichts hatte ich häufiger Bauchschmerzen und fühlte mich unwohl. Mein Schulfreund aus der Grundschule hatte sehr gute Noten und ich lag dann doch mit meinen Noten gefühlt im unteren Mittelfeld. Erst ab der 7.Klasse sollte sich der Trend ins solide Mittelmaß umkehren.

Anders als ich war mein Schulfreund eher ein Sportmuffel. Unser Sportunterricht am Gymnasium war durchweg recht vielfältig ausgerichtet. Von Turnen, Leichtathletik, Fußball, Basketball, Hockey, Schwimmen, Handball etc. waren viele Facetten des Sports abgedeckt, so dass die Freude auf eine Doppelstunde Sport den Schulalltag erhellte. Meine klare Präferenz galt den Ballsportarten. Viele Erfolgserlebnisse, die sich auch in den Noten zwischen gut und sehr gut widerspiegeln.

Während meiner bescheidenen handballerischen Laufbahn habe ich auf allen Positionen gespielt, ohne auf einer Position deutlich schlechter zu sein als auf der anderen. Speziell in der Jugend, als ich auf der für einen Rechtshänder schwierigen Rückraum Rechts Position spielen musste. Wenn das Prädikat Mannschaftsspieler ausgezeichnet werden würde, dann hätte ich gute Chancen gehabt, weil ich sehr viele Chancen herausspielen konnte, auch einige 7-Meter herausholte und im offensiven 1 gegen 1 (direkten Zweikampf) bzw. 1 gegen 2 recht gut war.

Meine Stärken kamen in der Bewertung jedoch nicht recht zur Geltung. In der Zeitung standen nur die Torerfolge. Wenn jemand 5 Tore gemacht hat, dafür jedoch 15 Versuche gebraucht hat, so war dies in der Darstellung besser als 4 Tore bei 5 Versuchen. Letzteres würde wahrscheinlich der ausschlaggebende Faktor für den Sieg sein. Auch die Vorlagen wurden in der Zeitung nicht registriert.

Unbewusst hatte ich meine eigene Leistung wertgeschätzt. Offensichtlich wurde es bei einem Trainer bei den Aktiven, der Statistiken zu den Spielen anfertigte. Ich war eher der Techniker mit Sinn für den freien Raum, der ein Spiel von hinten aufbauen oder vorne schnell machen konnte. Dies kristallisierte sich später bei den Aktiven heraus. Mit der schnellen Mitte änderte sich das Handballspiel und wurde sehr viel schneller.

Spielerisch lag mir die „schnelle Mitte“ mit einem direkten Anwurf nach einem Gegentor. Läuferisch weniger, da ich nicht so ausdauernd bin bzw. zu diesem Zeitpunkt als Raucher war. Das Rauchen habe ich mittlerweile abgestellt. Topform erreichte ich bei einem Aktiventrainer. Er legte großen Wert auf Kondition und Fitness. In der Vorbereitung gingen wir mindestens ein Mal in der Woche in den Wald. Ich hangelte mich bildlich gesprochen von Weinschorle zu Weinschorle. Die gab es nach dem Waldlauf. Konditionell war ich topfit für meine Verhältnisse.

In der Abwehr wurde ich erst mit der Zeit gut. Als Jugendlicher wog ich bei 1,87m nur 70 kg. Heuer zeigt die Waage 110kg an. Ein gutes Stellungsspiel und die richtigen Absprachen sind sehr wichtig, weil sie unnötige Zweikämpfe ersetzen und den Verbund stärken.

Leider hatte ich recht früh mit Mitte 20 aufgehört Handball zu spielen. Vielleicht standen die besten Jahre noch bevor, allerdings hatte ich kein Auto und auch nur ein schmales Budget.


Was wäre sportlich im Training und Wettbewerb speziell im Jugendbereich noch möglich gewesen?

Ich muss dann auch zuerst einmal das Engagement meiner Jugendtrainer loben für den Zeitaufwand und die Geduld, die man aufbringen musste, da manche Charaktere nicht einfach waren. Besonders auf der Torhüterposition brauchte es viel Überzeugungsarbeit stetig Trainingsleistung abzurufen. Was im Training nicht gelang, wurde dann aber immer im Wettkampf erbracht. Von allen Trainern konnte man sich menschlich etwas abschauen.

Viele sportliche Trainingsformen zielten darauf ab Spielsituationen herauszuspielen und Entscheidungen gut abzuschließen. Durch die Handballreform mit der „Schnellen Mitte“ sind viele Trainingsformen heuer nicht mehr statisch, sondern dynamischer und komplexer geworden. Generell kann man durch geeignete Trainingsformen speziell mit kleineren Gruppen für jeden einzelnen Spieler mehr Ball-, Pass- und Abschlusssituationen in einer Trainingseinheit kreieren.

Eher mit Skepsis betrachte ich im Jugendbereich die Möglichkeit auf Empty Goal zu stellen, weil die Fähigkeit ja dahingeht auch 1 gegen 2 Situationen zu lösen. Von den Reformen waren wir in der Jugend nicht betroffen. Mittlerweile können quasi alle Außenspieler in der Bundesliga einen Dreher um den Torhüter, was früher doch eher einzigst bei einem Jochen Fraatz von TuSEM Essen zu sehen war.

Um auf die obige Frage nach den Verbesserungsvorschlägen zurückzukommen, so habe ich mal folgende Auflistung gemacht:
- mehr Handball weniger Fußball ;-)
- mehr Trainingsteilnehmer und dadurch bessere Spielformen (7 gegen 7)
- Handballtorwart präsent im Training
- weitere Wurfvarianten
- Athletiktraining für Sprung- und Wurfkraft (Fitnessstudio)
- Spielen und Trainieren im älteren Jahrgang; leider nicht vorhanden im Verein
- Statistik zum Spiel ab der A-Jugend

Auch durch die aufgezählten Stichpunkte wäre ich keinen einzigen Zentimeter gewachsen, um in der Bundesliga spielen zu können. Zudem gehörten meine Vereine dem kleinsten Handballverband Deutschlands an. Es gab leider keine Bundesligisten im Verband, so dass der Bundesligahandball, anders als heute, nur spärlich im Öffentlich-Rechtlichen TV wahrgenommen werden konnte. Technisch und spielerisch hätte ich mir zugetraut in der Bundesliga spielen zu können. Auch beim heutigen Niveau.


VI. Auf der Suche nach Erfolgsfaktoren im Schulalltag

Mit etwas Distanz und nach dem Studium kann man die eigene Schulzeit kritisch reflektieren. Wo hätte ich mich als Elternteil einschalten können? Wann hätte ich als Mentor wichtige Hilfestellungen leisten können? Im Gymnasium musste ich mir vieles selbst aneignen. Manche Mitschüler hatten den Luxus zweisprachig aufzuwachsen. Viele Eltern konnten Englisch sprechen. Manche Französisch. Dadurch hatten viele meiner Mitschüler in Zeiten ohne Internet einen leichten (zum damaligen Zeitpunkt nicht wahrgenommenen) Vorteil, da das Erlernen einer Sprache vom Ansatz her mannigfaltig sein kann und mit kleinen Tricks und Kniffen spannend und gehirngerecht gestaltet werden kann.

So kann auch heute der Gang in eine Bibliothek interessant sein, trifft man dort u.a. auch auf ausländische Ausgaben von bekannten deutschsprachigen Werken, die Kinder sehr gerne lesen oder deren Cartoonbilder sie gerne anschauen. Durch eine fremdsprachliche (Englisch, Französisch, Latein) und eine deutsche Ausgabe kann der Inhalt eines Asterix & Obelix recht gut nachvollzogen werden. Sogar mit der Stadtbibliothek in Kaiserslautern kannst du heuer ein Gallisches Dorf wieder aufleben lassen!

Ohne viel Internetrecherche, die es zu meiner Schulzeit nicht gab, hätte man für die Ferienzeit den Spieltrieb in einen kleinen Lerntrieb erweitern können. Und auch ein Interesse für Sprachen über den Schulalltag hinaus entwickeln können. Klar geht heuer viel über Apps, aber wichtig sind auch Lebens-, Spiel- und Lernwelten außerhalb der Digitalisierung. Um deren „Wettbewerbsfähigkeit“ gegen die Konkurrenz aus der Steckdose zu sichern, bedarf es kleinerer Investitionen wie z.B. einen Spielplatz oder einen alten Bauwagen, sofern der Platz vorhanden ist.

Als Schulkind war der Aufbau von selbstgeschriebenen Aufsätzen und Artikeln recht schwierig. Eine Art Werkzeugkoffer für die Gliederung, Inhalt und Gestaltung erlernte ich erst richtig an der Universität bei meiner ersten Semesterarbeit. Nach der ersten Anwendung hat man ein Gefühl und eine Inspiration für den täglichen Bedarf. Hätte ich Kinder, dann würde ich über den ein oder anderen Aufsatz mal drüber lesen. Und ein Feedback abgeben.

Heuer bestimmt teils das Internet über das Gelingen der Hausaufgaben. Die Bandbreite an Informationsquellen ist vielfältig. Eine saubere Recherche elementar. Nicht jede Quelle ist seriös, nicht jede Quelle ist glaubwürdig und nicht jede Quelle ist angebracht. Um hierfür ein Fingerspitzengefühl zu bekommen, bedarf es Erfahrungen und der richtigen Anleitung.

Zu meiner Schulzeit gab es lediglich ein elterliches Lexikon. Der Goldstandard war der große Brockhaus in mehreren Ausgaben. Im Vergleich hat die Wertigkeit der Lexika abgenommen und das Internet bietet eine große Bandbreite an Sachthemen und Erläuterungen.

Mit der fortschreitenden Technologisierung/Digitalisierung der Schule, sollte die Bodenhaftung der heutigen Schulkindergenerationen nicht verloren gehen, um Schule wertzuschätzen und daraus Motivation zu schöpfen. Im Mittelalter war Schulunterricht den Klostern vorenthalten, die neben Novizen/-innen, zahlende Schüler und Jungen mit einer geistlichen Laufbahn aufnahmen. Durch die Reformation Martin Luthers wurde die Forderung nach allgemeinen Schulen für Jungen und Mädchen laut. Unter Federführung der bedeutenden evangelischen Reichsstadt Straßburg im Elsass, die ein etabliertes Schulwesen besaß, welches von dem Humanisten Johannes Sturm (mit-)entwickelt wurde, führte das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken 1592 als erstes Territorium der Welt die allgemeine Schulpflicht für Mädchen und Knaben ein.

Heuer ist die Schulpflicht aufgrund der Kulturhoheit der Länder in den Landesverfassungen geregelt. Aufgrund der historischen Verwurzelung, des Hoheitsbereichs und der Komplexität und Vielfalt an individuellen Schülern ist an eine deutschlandweite Konvergenz der Schulpflichtkriterien wohl nicht zu denken. Acht Bundesländer setzen den Beginn der Schulpflicht auf 5-6 Jahre an. Die restlichen 8 Bundesländer auf 6-7. Auch die Dauer der Schulpflicht sorgt für einen heterogenen Fleckenteppich.

Um diese Ungleichheiten ins Abseits des Interessefokus zu schieben und die Bodenhaftung der heutigen Gesellschaft in den Blick zu rücken, eignet sich ein Museum wie das Deutsche Schuhmuseum Hauenstein, wo Schuhkultur und Sozialgeschichte nebeneinander präsentiert werden. Zusätzlich findet sich in den Räumlichkeiten das Pfälzische Sportmuseum.

Beginnend mit dem 18. Jahrhundert gewinnen die Schüler einen Eindruck von der damaligen „Kommerzialisierung“ im Bereich Schuhe, aber auch der Lebensumstände bei der Arbeit in den Schuhmanufakturen und der Wohnsituation in landwirtschaftlichen Betrieben. Früher sind die Kinder teils barfüßig in die Schule gegangen. Die Entfernungen zur Schule waren wesentlich weiter und ohne den Luxus eines Bustickets zu bewältigen. So auch z.B. in den bayrischen Alpen, wo die Kinder teils mit Skiern den Weg zur Schule fanden und mehrere Kilometer hinter sich bringen mussten.

Einklassige Volksschulen mit mehr als 50 Schülern waren keine Seltenheit. Meine Mutter ist in einem Dorf zur Schule gegangen, wo damals von der ersten bis zur neunten Klasse nur ein Lehrer die ganzen Schüler des Dorfes unterrichtete. Häufig mussten die Älteren die Jüngeren betreuen. Sowohl der Unterrichtsinhalt als auch die Vermittlung war von einem Lehrer abhängig.

Wie würden das die Lehrer der heutigen Zeit bewerkstelligen? Sowohl Deutsch als Sprache sowie die Mathematik waren in der Zeit nach dem 2.Weltkrieg wichtig um in der Ausbildung zurechtzukommen. Schönschreiben wurde auf Schiefertafeln geübt, ebenso das Lösen mathematischer Basisaufgaben.

Bildung im heutigen Sinne war nur wenigen Menschen zugestanden. Sport fand auf dem Acker statt und nannte sich Arbeiten. Heuer dürfte das Spektrum durch weitere Fächer wesentlich breiter und spannender sein. Der Sportunterricht findet auf dem Sportfeld oder in der Halle statt. Schule ist ein Privileg und Basis für eine gute Ausbildung, Beruf oder Studium. Daher ist es wichtig eine gute Atmosphäre und einen starken Klassenverband zu schaffen. Besonders wichtig sind Klassenfahrten. Sie ermöglichen einen Ausbruch aus der gewohnten Klassenstruktur.

Besonders nach der Corona-Pandemie sind viele Schüler von psychischen Problemen betroffen. Das Psychische Leiden umfasst u.a. Depressionen, Angst- und Panikstörungen, Erschöpfungssyndromen, Konzentrationsstörungen, Stress, Schlafstörungen, Übergewicht.… Viele Probleme lassen sich mit Achtsamkeit und einem freundschaftlichen Umfeld lindern. Dem Sport räume ich neben den Klassenfahrten einen sehr hohen Stellenwert ein, um wieder ein innerliches stabiles (Kinder-) Gleichgewicht zu erlangen.

Seit Generationen faszinieren Klassenfahrten Kinder und Jugendliche jeden Alters. Positive Effekte sind die Bildung von Vertrauen, Freundschaft, Zusammenhalt und ersten Romanzen. Durch erlebnispädagogische Programme sind Aufenthalte in Jugendherbergen ein Leben lang prägend für die Teilnehmer und können somit positive Impulse für die spätere Lebensgestaltung geben.

Dabei ist die schwierigste Aufgabe des Lehrerberufs die richtige Destination mit dem richtigen Freizeitprogramm zu finden. Größter Anbieter für Klassenfahrten sind die Häuser des Deutschen Jugendherbergswerkes (DJH). Seit der Gründung im Jahr 1909, durch Richard Schirrmann, treffen Menschen unterschiedlicher Prägung, Herkunft und Kultur aufeinander. Toleranz und Weltoffenheit sind gelebte Werte in den 442 Jugendherbergen in Deutschland.

Auch für mich waren Klassenfahrten das Highlight der Schulzeit, wenngleich ich den Wohlfühlfaktor unterschiedlich wahrgenommen habe. Stets abhängig von der Klassenstruktur und der Zimmeraufteilung. So war die Zimmeraufteilung bei der ersten und meines Erachtens einzigen Klassenfahrt in der Grundschule bereits vorab determiniert. Sechs Jungs bedeuten ein Zimmer mit sechs Betten. No Problem! Schwieriger muss es für die Mädels gewesen sein, da diese die restlichen Betten und Zimmer belegen mussten und man kennt ja die holde Weiblichkeit.

Da ich doch eher sehr zurückhaltend und introvertiert war, habe ich mich später aus den Kämpfen um Zimmer und Schlafplätze weitestgehend herausgehalten. Manche Zimmer waren bereits durch bestehende Gruppen aus der Grundschulzeit festgelegt. Schwierig wenn man weniger Kontakt zu Personen und Grundschulcliquen hatte. Generell Schwieriger wenn man als Kind früh zurückstecken und Rücksicht nehmen musste auf einen Pflegefall im Mehrgenerationenhaus. Für mich normal aber für ein Kind und dessen Verhalten prägend.

Ebenso Schwierig für viele Kinder, die von der elterlichen Armut betroffen sind, die ein Mitfahren erschweren; teils gar nicht möglich machen. Das macht mich traurig.


VII. Von der Schulbank an die Universität

Richtig wohlgefühlt habe ich mich in der Schule nicht. Mir hat was gefehlt, um glücklich zu sein. Auch wenn ich bisexuell bin, so galt doch die erste große Liebe einer Turnerin aus der Parallelklasse, in die ich mich bei der ersten Klassenfahrt im Gymnasium verliebte. Sie sah aus wie ein Engel mit blonden halb gelockten Haaren. Dazu eine sehr angenehme divenhafte Ausstrahlung. O.K. ein bisserl übertrieben. Recht keck und selbstbewusst kam sie mit ihrer ebenfalls gut ausschauenden Freundin daher. Besonders während wir im Schullandheim Tischtennis spielten. She is a Lady!

Als erstes beobachtete ich Sie und wusste nicht recht was ich zu Ihr sagen sollte. Später suchte ich bewusst die Nähe gepaart mit Schmetterlingen im Bauch. Die Aura in Kombination mit ihrem Aussehen haben mich fasziniert. Doch dann war die Woche leider auch schon zu Ende. Der Schulalltag rückte wieder in den Vordergrund. Mit ihm überboten wir Jungs uns mit verrückten Liebeswirren, die darin mündeten, diverse Abkürzungen von Vornamen in einem Herz auf einem Schornstein in schwindeliger Höhe aufzumalen. Der Schornstein befand sich auf dem Schulhof nebst Gebüschen. Es muss wohl ziemlichen Ärger seitens der Lehrerschaft gegeben haben, weil ein oder zwei Schüler per Räuberleiter eine Leiter hochgeklettert sind, was eigentlich für Schüler, noch in dem Alter, unmöglich sein sollte.

So zierten auf dem Schornstein morgens mein Kürzel in einem Herz nebst einem J für Judith, was allerdings meinerseits nicht richtig war. Auch wenn sie sympathisch war und wohl noch immer ist. Statt mei*nem Kürzel mit der holden Turnerin war ein Klassenkamerad angebracht, der den gleichen Geschmack wie ich zu haben schien. Wie schon erwähnt stand ich in der Orientierungsstufe zwischen den Cliquen. So recht dazu habe ich nirgends gehört. Es war auch keine Bösartigkeit, vielmehr ein schelmisches pubertierendes Necken.

Zusammen mit einem Schulkameraden fuhren wir mehrmals mit dem Fahrrad in den ca. 5 km entfernten Nachbarort, wo sie wohnte. Erst Berg ab, später dann Berg auf. Ich war schüchtern und wusste nicht recht, wie ich sie ansprechen sollte. Vielleicht begegnete ich sie zufällig. Sollte ich an der Haustür klingeln? Oder doch nicht? Telefonieren und zu einem Eis einladen? Ich hatte dann die Mutter am Apparat und legte schnell anonym vor Aufregung auf. Dann kursierte das Gerücht, dass sie einen Freund habe. Schock! Es kam dann so, dass sie weggezogen ist. Es muss wohl nach der siebten Klasse gewesen sein.


Auch während der Zeit im Gymnasium war Handball schon das Highlight der Woche, so dass die Woche strukturiert war und Zeit für Hausaufgaben eingeplant werden konnten. Das Gros der Mannschaft bestand aus Realschülern, lediglich mein Außenspieler auf rechts und ich gingen ins Gymnasium. Wir bildeten ein recht torgefährliches Duo, trotz des rechten Wurfarms. Er war eine Klassenstufe unter mir und recht klein, allerdings beim Torabschluss auf außen riesig wie auch beim Golfen.;-) Mannschaftstraining war zwei Mal die Woche. An der Realschule wären wohl nachmittags ein bis zwei Handballtrainingseinheiten in der Woche noch dazugekommen. Vom Niveau wohl etwas unterhalb des Vereinssports. Spaß hätte es auf alle Fälle bereitet und wohl auch das pure Spiel 7 gegen 7 ermöglicht. Und hätte wohl über Jugend trainiert für Olympia den Weg nach Berlin geebnet.

Mit der Mannschaft und dem Verein sind wir zwei Mal ins Schullandheim in den Hunsrück gefahren, wo wir auf einem kleineren Sportfeld trainieren konnten. Mit sehr viel Liebe und Hingabe restaurierte der weiter vorne angesprochene Mini-(Maxi-)Trainer des Handballclubs ein altes Amtshaus, welches 1747 erbaut wurde und wohl auf dem Fundament einer Burg aus dem 12.Jahrhundert fußte. Es müssen sehr viele Bautrupps in der Freizeit an dem Gebäude gewerkelt haben, um ein solch charmantes Anwesen herzustellen. Und die Tischtennisplatte mit allen Erinnerungen stand wie immer in dem kleinen „Schuppen“, wenngleich eine Person fehlte.

Von den Handballturnieren blieb eine Veranstaltung besonders in Erinnerung, weil es von der Größe und vom organisatorischen Aufwand gar international beachtet wurde. Zusammen mit der Stadt Bad Sobernheim veranstaltete der ortsansässige Handballverein HSV das jährliche Felketurnier. Entlang der Nahe lädt die Natur zum Zelten und Grillen ein. Eigentlich hätte vom 03.06.2021 bis zum 06.06.2021 das sportliche Wettstreiten stattfinden sollen. Abgesagt! Ein coronakonformes Alternativprogramm findet stattdessen am 3.6.2021 statt: http://ww1.hsvsobernheim.de/informationen-2/

Auch dunkel in Erinnerung geblieben ist das Trainingslager auf der Loreley mit einem sensationellen Blick von der Freilichtbühne auf den Rhein. Vielleicht hätte ich mir noch ein paar heiße Tipps in Sachen Liebe von meinen Handballkollegen anhören sollen.


Zurück zum Lehrplan und auf die Schulbank. Dritte Reihe mit leichten Konzentrationsschwächen an trüben Tagen. Vieles habe ich mir zuhause angeeignet. Ich würde mich daher auch als mittelmäßigen, aber fleißigen Schüler einordnen. Eher Autodidakt, der quasi aus eigenen Erfahrungen seine Erkenntnisse gezogen hat. Im Vergleich zu Klassenkameraden, die aus einem Akademikerhaushalt kamen, eher mit Startschwierigkeiten. Um es sportlich zu betrachten, so war ich äußerst selten auf der Pole-Position und konnte mit meinem Corsa im Rennen eher im Mittelfeld angreifen.

Von der siebten bis zur zehnten Klasse fühlte ich mich am anerkanntesten. Die Klassenstruktur hat sich herausgebildet und die Fluktuation von Mitschülern blieb aus. Besser geht immer, aber ich war zufrieden. Meine Noten bewegten sich im Bereich von 2,5 und 3,0, was doch recht ordentlich war.

In der Oberstufe mussten wir unsere Leistungskurse wählen, was mir in einem naturwissenschaftlichen Gymnasium schwerfiel. Sport wurde nicht angeboten. Kunst auch nicht. Daher war die Überlegung sich für drei Fächer zu entscheiden, die von beruflicher Relevanz sein könnten. In Sozialkunde hatte ich die beste Note gehabt mit einer 2+. Mathematik, Deutsch und Englisch müssten auf dem Niveau befriedigend gewesen sein. Leider habe ich mich nicht für Mathematik entschieden. Besonders weil der Grundkurs Anfang der Oberstufe recht diffus gehalten wurde von einem Vertretungslehrer.

Ich wählte die Kombination Sozialkunde, Deutsch und Englisch. Viele Schüler aus der zehnten Klasse wechselten die Schule oder absolvierten ein Auslandsjahr. Speziell in unserem kleinen Englischleistungskurs gab es zudem mindestens zwei ältere Schüler, die ein Auslandsjahr in Amerika abgelegt haben. Für mich war es eine zähe Angelegenheit. Im Nachhinein hätte ich eine andere Auswahl getroffen. Das große Ziel war aber erreicht: Abitur!

Rückblickend hätte mir nach der zehnten Klasse ein Schulwechsel vielleicht gutgetan, um ein anderes Kapitel aufschlagen zu können. Vielleicht auch mit weiteren Freundschaften und anderen Leistungsschwerpunkten für sich frühzeitig eine konkrete Vision aufbauen zu können. Andererseits hatte es vielleicht auch im Nachhinein seinen Sinn.


VIII. Einzelkämpfer an der Universität

Nach dem Zivildienst ging es an die Universität. Zusammen mit ca. 35.000 Studenten. Der Weg zur BWL lag eigentlich nahe. Ebenso die Architektur. Ich entschied mich für die Volkswirtschaftslehre, die der BWL vom Ablauf des Grundstudiums glich und vom Numerus Clausus befreit war. Daneben hatte ich ein duales Studium an der Berufsakademie in Mannheim in Erwägung gezogen. Die Kombination Ausbildung und Studium fand ich reizvoll, so dass ein guter Einstieg ins praktische Berufsleben vorgezeichnet wäre. Leider habe ich keine Zusage bekommen.

Statt Berufsakademie oder Studium an der Fachhochschule in Verbindung mit einem jährlichen Klassenverband, waren die ersten Erfahrungen an der Universität doch recht überdimensioniert. So fand die erste Vorlesung im Grundstudium vor ca. 1.000 Studenten in einem vollen Hörsaal statt. Der Beginn des Studiums war nicht optimal. Sehr viele meiner ehemaligen Mitschüler befanden sich im 3.Semester, wohingegen ich zusammen mit drei weiteren Bekannten den Einstieg ins 1.Semester absolvierte, im Anschluss an den Zivildienst. Ich ließ mich dazu überreden die Einführungswoche auszusetzen und die Uni erst mit regulärem Vorlesungsbeginn zu erkunden.

Durchfallquoten von 50% im Grundstudium waren nicht selten. Ebenso Menschenmassen in der Vorlesung, Mensa oder in der Bibliothek. Erst recht spät im Hauptstudium entdeckte ich die Einrichtungen für mich. Anfangs war es ungewohnt und unbehaglich mit solchen Massen auf dem Campus konfrontiert zu werden. Einerseits ein großes Gefühl von Freiheit, andererseits ein Gefühl der Einsamkeit. Auch wenn man sich vor den Vorlesungen traf, später in der Mensa zusammensaß, so fehlten doch die richtig guten Freundschaften. Mehrere Bekannte wechselten früh von der Universität an die Fachhochschule. Mehrere weiterte Bekannte wählten im Hauptstudium andere Wahlfächer. Ich entschloss mich das ganze sportlich(er) anzugehen. Eher als Solist, sehr stark interessengetrieben.

Man mag in dem Zusammenhang von einem Flow sprechen, wenn alles optimal läuft. Während meines Studiums gelang es mir kämpferisch den Weg ins Hauptstudium zu finden. Mit der gewählten Fächerkombination im Gymnasium habe ich einige Facetten des Studiums abdecken können. Doch schon recht früh traten meine Mathematikdefizite in Erscheinung. Unser Grundkurs Mathematik wurde in der 11.Klasse von einem schulfernen Vertretungslehrer unterrichtet, so dass der Unterrichtsinhalt nicht vollumfänglich wie geplant gelehrt wurde. Im Nachhinein wäre der Leistungskurs Mathematik für mich am besten geeignet gewesen, da das Studium sehr stark Mathematik lastig war. Erfahrungswerte über die ich leider nicht verfügt habe.

Für viele Mitstudenten wahrscheinlich ein guter Flow im Grundstudium, wenn die mathematischen Inhalte in der Oberstufe behandelt wurden. Ich musste nach zweimaligem schriftlichem Scheitern eine mündliche Prüfung in Mathematik für Wirtschaftswissenschafter absolvieren. Beim zweiten schriftlichen Versuch fehlten mir knappe 1,5 Punkte von 240 möglichen Punkten.

Der lerntechnische Aufwand für die mündliche Mathematikprüfung war groß. Bei den schriftlichen Prüfungen konnte eine Formelsammlung verwendet werden und die Aufgaben waren analog zu den Übungsaufgaben. Daher war eine mündliche Prüfung in Mathematik doch ungewöhnlich, da sie das mathematische Verständnis abfragen sollte.

Speziell in der heutigen Zeit, in der sich bedingt durch Corona in vielen Fächern Defizite anstauen, gilt es sich schon recht frühzeitig über die potenzielle Ausbildung bewusst zu werden und Mängel in den Kernfächern abzubauen.

Die ungeplante mündliche Prüfung hat sehr viel Zeit, Energie und Selbstbewusstsein im Grundstudium gekostet. Letztlich hat sie den Start ins Hauptstudium um ein Semester verzögert, wodurch einige Freiversuche quasi verfallen sind. Diese ermöglichen bei schlechten Noten im ersten Versuch die Klausur zu wiederholen und zu verbessern.

Ich war ehrgeizig und musste mich recht alleine durchschlagen, wenngleich es auch später Vorlesungen gab, bei denen ich mich in der kleinen Gruppe auf die Klausur vorbereiten konnte. Mit einem absolvierten Mathematik-Leistungskurs hätte ich spielerisch agieren können, so war vieles eher kämpferisch reagierend.


IX. Handball als sportliche Leidenschaft und Anker

Zunächst bin ich sehr glücklich den Weg zum Sport gefunden zu haben, da er doch viele prägende Funktionen umfasst, die auch in der Schule, Ausbildung, Beruf oder im Privaten von Bedeutung sind. Daher muss ich meinen Eltern sehr dankbar sein, dass sie mich teils zu Trainingseinheiten und Wettkämpfen im Judo und Handball gefahren haben. Teils war ich mit dem Fahrrad unterwegs.

Dem Handballsport verdanke ich zudem die Ausübung einer Trainerstelle im Jugendbereich. Eher aus der Not heraus geboren, habe ich mich für die Trainertätigkeit beim damaligen Verein überreden lassen. Ohne Ausbildung, sondern mit den Erfahrungen aus den Mannschaftstrainingseinheiten. Quasi ein Sprung ins kalte Wasser. Das Training kann sehr umfangreich werden und beruht auf didaktischen und pädagogischen Grundsätzen, denen es sich galt anzunähern.

Bei meinem zweiten Engagement bin ich in den Genuss eines kurzen Wochenendlehrgangs gekommen, der mir den Blick auf die Trainingsgestaltung erweitert hat und die Motivation für eine zukünftige Trainerausbildung gegeben hat. Vielleicht hätte ich mit dem entsprechenden Netzwerk früher die Leidenschaft für die Trainertätigkeit entwickeln können.

Aus dem Coaching erwächst ein Problembewusstsein für die Nöte des Vereins. Speziell für Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17 Jahren. Gerade in diesem Alter war das Finden geeigneter Hallenzeiten schwierig. Unmöglich, da alle Hallenzeiten von anderen Vereinen belegt waren. Auch treffen schulische Schwierigkeiten und pubertätsbedingte Motivationsprobleme auf einen eh schon recht kleinen Mannschaftskader.


Welche Möglichkeiten gibt es, um Werbung für den Sport zu machen?

Ein Gespür für das richtige Training ist notwendig, um den Spaßfaktor für eine kleine bzw. große Truppe aufrechtzuerhalten. Die Eigenschaft Frustrationstoleranz sollte daher auch im Repertoire eines ambitionierten Trainers vorhanden sein, um sich dem obligatorischen Fußballwarmmachspiel entgegenzustellen. Durch die Freude am Training und dem Spiel werden teils unbewusst die physischen Leistungsfaktoren wie Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination verbessert. Neben der Physis umfasst das Training auch Verbesserungen im Bereich der taktisch-kognitiven Fähigkeiten, der psychischen Fähigkeiten oder der sportartspezifischen Technik.

Neben dem Training bereitet der Wettkampf Spaß am Sport. Ein jährliches Outdoorturnier wie das Felketurnier in Bad Sobernheim fand den größten emotionalen und sportlichen Anklang, da das Campingabenteuer doch im paradiesischen Umfeld stattfindet und mit mindestens einer Übernachtung verbunden ist. Einen zweiten Ausflug bzw. Kurztrainingslager wäre eigentlich perfekt, um im Bereich Teambuilding einzuwirken und eine homogene Mannschaft dauerhaft aufzubauen.

Eine weitere Möglichkeit, um neue Spieler möglichst früh abzuholen, nebst eigenen Jugendcamps, sind Kooperationen z.B. mit Kinder- und Jugendzentren, wo die Möglichkeit besteht neue Facetten kennenzulernen. Anfangs hört es sich nach viel Arbeit an. Später freut man sich den Kooperationspartner nachhaltig im Sinne der Jugendlichen helfen zu können. So auch in Form des Erwerbs von Kompetenzen, Talenten oder schlichten Freundschaften. Die dortigen Pädagogen haben einen Blick für Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen und sind somit auch prädestiniert Schullaufbahnberater oder Psychologe zu sein. Viele Kooperationsformen hängen natürlich auch von der Infrastruktur und somit u.a. von der räumlichen Nähe ab.

Auch der Staat ist sich der Bedeutung des Sports bewusst und hob im altehrwürdigem 10. Sportbericht (2003) die besonderen Funktionen des Sports hervor:

1. Beitrag zur Gesundheit:
Die positiven Wirkungen des Sports für die Gesundheit der Bürger sind seit jeher anerkannt. Dies insbesondere, da in unserer Gesellschaft die körperliche Arbeit zunehmend an Bedeutung verliert und zunehmend Bewegungsmangel, Überernährung und Zivilisationskrankheiten zu verzeichnen sind. Hier kommt dem Sport im besonderen Sinne eine kompensatorische Form zu, die u. a. auch das Körper- und Gesundheitsbewusstsein verändert.

2. Beitrag zur Demokratie:
Die Organisation des Sports in Deutschland beruht im Wesentlichen auf demokratisch gewählten, unabhängigen und zumeist ehrenamtlich geleiteten Vereinen und Verbänden. Diese werden im Wesentlichen von gemeinschaftsfördernder Eigeninitiative und Eigenverantwortlichkeit getragen. Sportvereine praktizieren Demokratie, im Verein werden demokratische Verhaltensweisen eingeübt.

3. Beitrag zur Identifikation:
Sport bietet die Möglichkeit zur Identifikation. Er ermöglicht lokale, aber auch internationale Repräsentation. Er ermöglicht nationale, aber auch lokale Identität. Die Identifikation der Bürger mit dem eigenen Gemeinwesen stärkt die Gesellschaft. Ohne Identität gibt es keine freiheitliche Lebensordnung.

4. Beitrag zur Integration:
Zu den wichtigsten gesellschaftlichen Leistungen zählt die soziale Integration unterschiedlicher Gruppen und Schichten.

5. Beitrag zur Einübung sozialen Verhaltens:
Sportliche Betätigung bedeutet immer auch Einübung sozialen Verhaltens. Durch die Organisation im Verein, durch Mannschaftssportarten und durch die Begegnung im Wettkampf entstehen soziale Kontakte. Sport und sportliche Betätigung vermitteln drei wesentliche Elemente des freiheitlichen Gemeinwesens:
- die freiwillige Einordnung in eine Gemeinschaft,
- die Einhaltung von Regeln und
- die Einübung von Mechanismen zur kontrollierten Konfliktlösung.

6. Beitrag zur Anerkennung des Leistungsprinzips:
Sport steht auch für Prinzipien wie Leistung, Wettkampf und Gleichheit der Chancen ohne die der Sport ebenso wenig auskommen kann wie unsere Gesellschaft.

7. Beitrag zur Entwicklungsbewältigung und Lebenshilfe:
Sportliche Betätigung und die Mitgliedschaft in einem Sportverein leisten auch einen Beitrag zur Qualität des Lebens, zur Selbstfindung und Selbstverwirklichung, besonders auch für ältere und behinderte Menschen. Im Verein integrierte Jugendliche weisen deutlich geringere jugendtypische Belastungen und Überforderungen auf.

Quelle: https://www.bisp-surf.de/Record/PU201609006757/Solr und https://www.vibss.de/vereinsmanagement/ ... s-staates/


Rückblickend habe ich ein gutes Gefühl auf meine aktive und passive handballerische Laufbahn. Auch wenn viel Potential nicht ausgereizt wurde, so kann ich ohne Frust auf verpasste Möglichkeiten zurückschauen und weiterhin Spaß an der Sportart finden.


X. Koin Vitamin B, dafür viel Vitamin A!

Mein Studium habe ich mir größtenteils selbst finanziert, ob am Fließband bei der MAN AG oder bei anderen studienbegleitenden Tätigkeiten. Reich wurde ich nicht, stattdessen kam ich gerade so um die Runden.

Aufgrund der mündlichen Prüfung in Mathematik während des Grundstudiums erlitt das Studium einen Bruch. Viele Bekannte aus dem Grundstudium waren bereits im Hauptstudium. Sie belegten längst Wahlfächer und konnten gemeinsam Weiterstudieren, teils Lerngruppen bilden. An mir nagten noch die Größendimensionen an der Universität und deren Einrichtungen. Wohl gefühlt habe ich mich in den nicht mehr ganz so überlaufenen Semesterferien und wenn ich zusammen mit Bekannten in der Cafeteria einen Kaffee trinken konnte.

Mit der Zeit gewöhnte man sich an die Verhältnisse. Sportlich, auf den Handball bezogen, hätte ich keine Probleme gehabt auch vor großer Hallenkulisse auflaufen zu dürfen. An der Uni fand ich es schwierig jemanden zu finden, der den gleichen Weg wie ich ging. Mehrere Bekannte wählten im Hauptstudium andere Wahlfächer oder hatten das gleiche schon vorab absolviert. So schloss ich das Wahlfach Finanzen auch eigenständig ab. Auch hier war wie in vielen anderen Wahlfächern Mathematik Basis für die aufgestellten Theorien. Und man musste neidlos anerkennen, dass es Mathematikgenies gab, die spielerisch mit den aufgestellten Theorien und Modellen umgehen konnten.

Mein zweites Wahlfach sollte Marketing sein. Es gab zwei Lehrstühle in Marketing, die inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte setzten. Die Durchschnittsnoten haben sich in den letzten Semestern regelmäßig immer um eine Note zugunsten des einen Lehrstuhls unterschieden. Als Student mit dem Blick auf den Arbeitsmarkt gerichtet, war die Benotung ein Kriterium für die Wahl des Lehrstuhls. Es traf mich nach zwei Semestern wider Erwarten dann doch recht hart. Betrachtet man die Durchschnittsnoten der beiden Lehrstühle, so hatte ich das Pech bei dem dazuzugehören, der um eine halbe Note schlechter benotet wurde. Statt einer 2,0 eine 2,6. Vergleichbar mit einem Kreuzbandriss im Sport.

Ich wechselte wieder den Lehrstuhl, da der andere die Option bot sich mit einem eigenen Thema auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren. Gleichzeitig lag meine Erwartung auf einer guten bis sehr guten Bewertung. Der zeitliche Umfang war enorm und mir fehlte die Sicherheit und Erfahrung, die ein absolviertes Seminar am Lehrstuhl bot. Regulär ist die Bearbeitungszeit für die empirische Arbeit sechs Monate. Eine theoretische Diplomarbeit dauert maximal vier Monate. Ohne Einarbeitung und mit dem Druck einer guten Bewertung sowie der Finanzierung über eher schlechter bezahlte Studentenjobs kam ich wohl in eine Burnout-Phase.

Dabei war ich sehr nahe an einem großen wegweisenden Schritt, der da Diplom lautete. Alle anderen Leistungen in Form von Vorlesungen, Seminaren und Scheinen waren erbracht und eigentlich stand der Part an, der mir am leichtesten fiel. Es galt ein Thema für die Diplomarbeit zu finden, welches auf einem kausalanalytischen Modell aufbauen sollte. Wie so etwas ausschaut, konnte man am Lehrstuhl einsehen, wenngleich es ohne Erfahrungen eine Anfangskomplexität offenbarte, die das Bedürfnis nach Zeit weckte. Sicherheit oder Risiko? Hinzu kam die finanzielle Situation, die mich sehr stark belastete.

Mir fehlte damals ein guter Freundeskreis, das Ausüben des Lieblingssports, das Finanzielle und die Perspektive: Job, Urlaub, Haus mit Garten, Frau, Kinder, Patchworkfamilie. Ich zog mich zurück. Ein Fehler!

Viele offene Jobs für Studenten gab es zur damaligen Zeit nicht. Ohne abgeschlossenes Studium war die Bewerbung auf dem Arbeitsmarkt nicht einfach. Ich fand es schwierig sich in einem Pool mit vielen weiteren Kandidaten zu bewerben, da meine Noten wohl relativ betrachtet mittelprächtig waren und sich das Studium in die Länge zog.

Schwierig zu erklären, dass der Innovationsgrad des eigenen Diplomarbeitsthemas recht hoch ist. Schwierig darzustellen, dass die Noten gefühlt hätten besser sein müssen. Auf den Sport bezogen finden die Spieler sich wieder, die beim Blick in die Zeitung nach einem guten Spiel eine ungerechtfertigte persönliche Bewertungsnote zugewiesen bekamen. Allerdings auch mit der Möglichkeit diese am nächsten Spieltag korrigieren zu können.

Heuer werden Bewerbungen online gesichtet und vorsortiert. In naher Zukunft könnte künstliche Intelligenz den Personalsacharbeiter unterstützen bzw. gar ersetzen. Wo bleibt der Blick auf die Menschlichkeit? Wo bleibt der Blick auf die Individualität und der Blick auf eine langfristige Unternehmensentwicklung, die kurzfristige Belohnungssystemen trotzt? Sich ohne Diplomarbeit zu bewerben ist schwer. Auch wenn keine positive Zusage erfolgt, versucht man sich und seine Idee weiterzuentwickeln, so dass sie den Zeitgeist einholt.

Mit meinem bisherigen Studium habe ich mir eine Perspektive für eine individuelle Bewerbung trotz unguter Voraussetzungen erarbeitet. Zudem bietet sich die Möglichkeit der Selbständigkeit mit einem Startup.

Begonnen als einer von 35.000 Studenten. Zufrieden bin ich nicht, weil ich für mich persönlich Verbesserungsmöglichkeiten entdeckt habe. Ich habe an der Uni gemerkt was mir gut tut. Als gefühltes Arbeiterkind war das Selbstvertrauen anfangs nicht stark ausgeprägt. Gerne hätte ich vorab über Erfahrungswerte verfügt, die mich das Studium effektiver führen ließen.



Beitragvon Alex76 » 27.06.2021, 21:20


Vor dem Klimagipfel in Schottland vom 01.11.2021 bis zum 12.11.2021

Frei nach dem Philosophen Richard David Precht ist die Angst vor Corona (Stand: April/Mai 2020) in der Bevölkerung zu groß und die Angst vor dem Klimawandel bei vielen zu klein.
Mit einer überstandenen Corona-Pandemie wächst die Hoffnung, dass auch die Klimakrise nachhaltig positiv bewältigt werden kann, indem die Menschheit als Einheit auftritt. Aerosole greifen die menschliche Gesundheit an – übermäßiger Kohlendioxidausstoß die Erdatmosphäre und im Endeffekt dann wieder die Gesundheit aller!

Was ist passiert? Die dauerhafte Klimawaage ist außer Balance. Beim natürlichen Kohlestoffkreislauf bleibt die CO2-Menge in der Luft nahezu konstant. Erst durch die menschlichen Aktivitäten, besonders durch die Industrialisierung, steigt sie. Aktuell jährlich um 0,5 Prozent. Mit dem CO2-Anstieg geht ein Temperatureinstieg einher. Hier ist der Zusammenhang optisch anschaulich dargestellt:
https://www.focus.de/wissen/klima/tid-8 ... 34329.html

Der Temperaturanstieg seit der vorindustriellen Zeit bis zum Jahr 2017 betrug nach Angaben des Weltklimarates (IPCC) etwa 1 °C. Der lineare Trend für die mittlere Temperatur in Deutschland über den Zeitraum 1881 bis 2019 beträgt laut Deutschem Wetterdienst +1,6 °C (https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/aktue ... istig.html).

Um die Erderwärmung zu begrenzen, beschlossen die teilnehmenden Länder bei der Pariser Weltklimakonferenz 2015 ein Maximum von 2 Grad bis 2100, möglichst 1,5 Grad. Dafür muss der CO2-Ausstoß gesenkt werden hin zur Klimaneutralität.

Deutschland hat einen jährlichen CO2 Ausstoß von 753 Millionen Tonnen und liegt global mit einem Anteil von 2,0% auf dem 6.Platz. An den ersten beiden Stellen befinden sich China mit 11.256 Millionen Tonnen und die USA mit 5.275 Millionen Tonnen. Im Pro-Kopf-Ranking rangiert Deutschland an 36.Stelle zwischen den USA an 16.Stelle und China an 45.Stelle.
https://www.co2online.de/klima-schuetze ... r-laender/

Weltweit muss der Ausstoß von CO2 gesenkt werden, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Hierfür bieten Olympische Spiele und Fußballweltmeisterschaften eine Plattform, um ambitionierte Ziele für alle Menschen sichtbar zu machen und ins Bewusstsein zu rücken. Deutschland könnte eine Vorreiterrolle einnehmen.

In den folgenden Beiträgen kristallisiert sich die Forderung nach einer ökosozialen Marktwirtschaft in Deutschland heraus. Zusammen mit dem Sport als starken Partner! Aber auch die Forderung nach Expertise, Kompetenz, Internationale Kooperationen und Mediation. Hier die Zusammenfassung der bisherigen Beiträge zur Thematik: viewtopic.php?p=1358570#p1358570


Sichtbare Reformen im Sport…
… hin zum Klimaschutz


Ich hatte bereits in 2017 angeregt über eine Bundesliga Nord und eine Bundesliga Süd bestehend aus jeweils 18 Vereinen nachzudenken. Highlight wären dann die Halbfinalspiele bzw. das/die Endspiele um die deutsche Meisterschaft.

Mittlerweile ist der Unterschied zwischen der ersten und zweiten Liga geringer. Die Stadien sind nahezu alle erstligatauglich. Die Erstligazugehörigkeit würde bei vielen jetzigen Zweitligisten für einen Zuschauerschub hin zu mehr Dauerkarten bzw. ausverkauften Stadien führen.

Weitere Folgen?

1. Zwei Halbfinalspiele sowie ein/zwei Endspiel/e um die Deutsche Meisterschaft schärft die internationale Wettbewerbsfähigkeit.

2. Die Endspiele steigern die Attraktivität der Liga. Folglich könnte ein viel besserer TV-Vertrag ausgehandelt werden.

3. Wahrscheinlich könnten mehrere Vereine als jetzt europäisch spielen.

4. Gleichzeitig bekämen auch andere Mannschaften was vom Kuchen ab, die nicht so im Fokus stehen. Die Stadt Berlin hätte quasi jede Saison ein Derby. Lange Auswärtsfahrten nach Freiburg (800km) wären erstmals gestrichen.

5. Statt aktueller Drittklassigkeit besteht für den 1.FCK die Möglichkeit schon in der nächsten Saison in der obersten Liga zu spielen, sollten sich die Vereine auf eine Reform für das nächste Jahr einigen und der FCK den Aufstieg schaffen!

6. Statt dem BVB II und dem SC Freiburg II würden attraktivere Gegner wie RW Essen und SV Elversberg warten.

7. Die Neugliederung wäre ein öffentlich wahrnehmbarer Einschnitt, der den Fokus auf die Einhaltung der Klimakonferenzziele lenken würde.

viewtopic.php?p=1163865&sid=44aa6c2d65f544be964d86ebe063b357#p1163865


Lösungsansätze …
… für den professionellen (Mannschafts-)Sport


Man kennt es von der Vereinspolitik. Andere von der Verbandspolitik. Wiederum andere von der Kommunal-, Regional- oder Bundespolitik. Es regt sich häufig Widerstand gegen Veränderungen. Wie kann man diese Veränderungen begründen? Ein Ansatz wäre die Pareto-Effizienz.

Die Pareto-Effizienz ist ein Kriterium zur Beurteilung der ökonomischen Effizienz einer Verteilung. Eine Verteilung wird dann als pareto-effizient bezeichnet, wenn man durch Tausch der betrachteten Güter keine der beteiligten Personen mehr besser stellen kann, ohne eine andere Person schlechter zu stellen. Neben der ökonomischen Betrachtung ließen sich auch andere gesamtwohlorientierte Ziele definieren.

Bei aller Überheblichkeit [Vorsicht: Ironie!] habe ich mir Gedanken gemacht, wie der Sport das derzeitige Ungleichgewicht in einen zufriedenstellenden nachhaltigen Zustand transportieren kann, der einen sehr großen Fokus auf die Einhaltung der Klimaschutzziele von Paris 2015 lenkt. Nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit! Hier quasi die Agenda …


I. Kurzfristig:

1) Schrittweise Rückkehr von Zuschauern und Gästen – Ein integrierter Ansatz für Kultur und Sport

2) Ausüben der Jugend- und Amateurwettbewerbe; besonders des Kindersports


II. Kurz- bis mittelfristig:

1) Gründung einer Bundesliga Nord und Süd mit Spielen um die Meisterschaft (Finale, Halbfinale, Viertelfinale)

2) Verlegung der Fußballweltmeisterschaft nach Großbritannien 2022 (erstmals im Winter ausgetragen!) bei gleichzeitiger Verlegung der Fußballweltmeisterschaft nach Katar 2026 (ebenfalls im Winter ausgetragen)

3) Olympische Winterspiele München 2026 bei Verlegung der Olympischen Winterspiele in Mailand ins Jahr 2030

4) Verlegung der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio über Internationalen Wettkämpfe 2021 zu den Olympischen Sommerspielen 2022 in Tokio

5) Naming Right Alternative

6) Fondskonzept (Bayer, VW, MAN, BASF, …)

7) Reformansätze der Taskforce




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