Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.

Beitragvon Olamaschafubago » 10.11.2022, 17:44


Hercher und später Redondo waren im entscheidenden Moment da.
@Begbie1980: Mal dran gedacht, dass es die taktische Vorgabe war, die Kräfte für schnelle Konteraktionen zu schonen und gegen den Ball einfach kompakt zu stehen? Ich gebe zu, man hat den KSC teilweise zu viel in der eigenen Hälfte walten lassen und andere Teams würden das offensiv vielleicht besser ausnutzen. Aber die Karlsruher Riesenchance ging nicht rein, ebenso wenig wie unsere Riesenchance in der 83. und überhaupt, wenn der Hund net gesch... hätt... :wink:
Ich fand aber, die Leidenschaft, die Geilheit auf den Derbysieg war absolut zu erkennen - was Bormuth, Schad, Tomiak und Zimmer (aus dem kein filigraner Aufbauspieler mehr wird) defensiv geleistet haben, kommt mir da viel zu kurz, auch ein Boyd, der bei allen Ecken die Wege zu unserem Sechzehner gemacht hat. Klar, das war alles nicht schön anzusehen, zeitweise hätte es auch als Drittliga-Spiel durchgehen können, und ja, nach vorne war das die absolute Verweigerung, Spielaufbau: Fehlanzeige, Passquote: unterirdisch - aber "Angsthasen-Vorgabe" geht mir zu weit. Wenn ein Teil der Spieler noch den Samstag in den Knochen hat und der Trainer weiß, dass jeder unkonzentrierte Entlastungsangriff hinten Löcher reißt, warum dann nicht lieber hinten den Gegner gut zustellen und die wenigen Angriffe ordentlich zu Ende spielen. Der Plan ging ja auch auf. Beim Ergebnis von 2:0 kann ich damit leben, dass unser Schienenspiel über weite Phasen klinisch tot war, dafür Zimmer und Redondo in den entscheidenden Momenten den Saft haben, den Sprint zu machen. Die Laufleistung stimmte ja auch wieder.

Allerdings teile ich den Eindruck, dass zu viele im Kader auf dem Zahnfleisch gehen. Klement wirkt von der Rolle, unser Vorwärtsspiel hängt inzwischen zu sehr an ihm. Nur wenn wir weiter so gut verteidigen, können wir vielleicht einen Punkt aus Düsseldorf mitnehmen - kann aber auch gut sein, dass, sobald die Null mal gefallen ist, die Mannschaft mental einbricht und wir richtig unter die Räder kommen.

Aber in den meisten Spielen bislang hat die Mentalität ja gestimmt. Das Soll ist übererfüllt, wenn sich jemand zurücklehnt, bekommen wir prompt die Quittung. Jedenfalls fand ich das Derby nicht so schlecht, den Sieg in Bielefeld dagegen schon schmeichelhafter. Und ich empfand die Gesamtleistung gegen Regensburg und Fürth noch deutlich schlechter, weil da auch die Einstellung, richtig in die Zweikämpfe zu gehen und die Meter für den Nebenmann zu machen, gefehlt hat. Aber vielleicht ist es als Drittligaaufsteiger auch gar nicht so ungewöhnlich, dass ab und zu mal richtig grottige Auftritte dabei sind?



Beitragvon Lautern-Fahne » 11.11.2022, 13:20


@Olamaschafubago

Kann schon sein, dass du mit deinem Kraftsparen Recht hast. Unsere Mannschaft ließ Karlsruhe selbst für Schusterverhältniss weit kommen. Wundere mich aber doch, dass dir KSC Aufstellung so zentrumslastig war. Für mich sah es eher so aus, als würden sie das Spielfeld endlos breit machen.

Ich sehe Klements Leistung genauso wenig schlechter, als die im Bielefeldspiel. Die Gegner haben jetzt einfach raus, dass unser gesamter Aufbau über die beiden und Redondo geht. Die Ostwestfalen stellten Boyd mit 2 IV und 1 6er bei jedem langen Ball zu, Redondo wurde zusammengetreten. Und diesmal wurde halt der Fokus auf Klement gelegt.
"Für mich ist Schönheit, dem Gegner nicht zu geben was er will."

"Es gibt Leute die sagen, kreative Spieler seien von Abwehraufgaben zu entlasten. Wer dies behauptet, kennt den Fußball nicht. Alle elf müssen zu jeder Zeit genau wissen, was sie zu tun haben"

José Mourinho



Beitragvon Kohlmeyer » 12.11.2022, 13:01


Hier kommt unsere taktische Nachlese zum Last-Minute-Spektakel in Düsseldorf:

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Taktik-Nachlese zum Spiel F95-FCK
DBB-Analyse: Die Männer für die Momente


Mit neun Punkten aus einer Englischen Woche schließt der 1. FC Kaiserslautern das beste Kalenderjahr seiner jüngeren Vereinsgeschichte ab. Der Auftritt beim finalen 2:1 bei Fortuna Düsseldorf überzeugte nicht durchweg, aber mit tollen Momenten.

Nach dieser ersten Halbzeit hätte wohl selbst der glühendste FCK-Fan nicht mehr hoch auf seinen Verein gewettet. Das dritte Spiel innerhalb von nur sieben Tagen, und das zum Abschluss eines langen Jahres, dessen Sommerpause für die Roten Teufel wegen der Relegationsspiele noch kürzer war als für die meisten seiner Konkurrenten. Da konnte ja nicht mehr viel gehen, und die ersten 45 Minuten hatten das auch klar gezeigt. Eigentlich hätte die Fortuna schon viel höher führen müssen als nur 1:0. Bei den Pfälzern dagegen schien schlicht und ergreifend der Akku leer zu sein.

Oder wie? Oder was?

Wiederanpfiff.

Und dann: großes Augenreiben. Es folgten die vielleicht irrsten sieben Roten-Teufels-Minuten das Jahres 2022.

Lattentreffer Mike Wunderlich. Als nächstes zwei gute Schusschancen durch selbigen. Ausgleichstreffer des eingewechselten Kevin Kraus nach Wunderlich-Ecke. Direkt danach die Chance zur Führung durch Marlon Ritter, dessen abgefälschter Schuss Fortuna-Keeper Florian Kastenmaier gerade noch erwischte. Alles in nur sieben Minuten.

Einfach unverbesserlich: Die "Comebacker die Liga“

Herausgearbeitet von einer Elf, die ihren Gegner nun so früh attackierte, wie sie es in den vergangenen Monaten auch in den Heimspielen nie getan hatte. Zum achten Mal in dieser Saison hatten die "Comebacker der Liga“ einen Rückstand aufgeholt. Und beim Versuch, die Partie komplett zu drehen, wollten sie diesmal offenbar so ernst machen wie noch nie. Was ging da denn ab?

FCK-Trainer Dirk Schuster hatte es wieder mal geschafft, seine Jungs mitten im Spiel neu zu justieren. Ob da eine kernige Halbzeitansprache Wirkung erzielte oder der Trainer den Jungs einfach was in den Pausentee gemischt hatte, darüber können wir nur spekulieren. Faktisch belegbar sind zwei Wechsel, die er vor dem Wiederanpfiff vornahm. Für Linksverteidiger Dominik Schad und Sechser Hikmet Ciftci waren Innenverteidiger Kraus und Flügelstürmer Aaron Opoku gekommen.

Mal wieder was Neues: Tomiak auf die Sechs

Das ließ zunächst vermuten, dass Schuster hinten wieder eine Dreierkette formieren wollte. So hatte er seine Elf auch nach Rückständen in den Heimspielen gegen Magdeburg und Darmstadt wieder belebt. Und diesmal? Hatten sich der Coach und sein Assistent Sascha Franz etwas Neues einfallen lassen.

Die Viererkette blieb, Jean Zimmer übernahm die rechte, Erik Durm die linke Abwehrseite. Und vor Robin Bormuth und Kraus rückte Boris Tomiak auf die Sechs - eine Position, auf der er beim FCK bislang noch nie unterwegs war. Eher hätte man auf Bormuth als den Innenverteidiger getippt, der auch mal einen Spezialauftrag im Mittelfeld übernimmt. Doch wie sich zeigte, wusste Schuster es wieder mal besser: Tomiak machte seine Sache gut, gewann Zweikämpfe, harmonierte mit Nebenmann Ritter besser als sein Vorgänger Ciftci.

Fortuna kam erst später wieder zu Chancen

Natürlich: Der brachiale Schwung, mit dem die Betze-Buben in die zweiten Hälfte starteten, ebbte ab der 60. Minute wieder ab. Die Düsseldorfer erholten sich von den Wirkungstreffern, die ihnen die Lautrer verpasst hatten, und fanden zumindest phasenweise zu dem guten Spiel zurück, das sie in der ersten Halbzeit ausgezeichnet hatte.

Auf Gelegenheiten, die Partie doch noch für sich zu entscheiden, musste die Fortuna allerdings bis zur 86. Minute warten. Nach einer abgewehrten Freistoßflanke des eingewechselten Shinta Appelkamp lenkte FCK-Keeper Andreas Luthe einen Hinterhaltsschuss des ebenfalls eingewechselten Felix Klaus gerade noch über die Latte. Und direkt danach strich ein Kopfball eines weiteren Einwechselspielers, Marcel Mansfeld, nach einer Ecke Appelmanns über den langen Pfosten.

In Hälfte eins sah alles noch ganz anders aus

So hatte die Partie auch angefangen: Mit einer Freistoßflanke und einer Ecke, nach denen die Gäste den Luftraum nicht unter Kontrolle bekamen. Zunächst scheiterte Fortuna-Innenverteidiger Christoph Klarer aus kurzer Distanz am großartig reagierenden Luthe, dann vermochte sein Nebenmann Tim Oberdorf den verlängerten Flugball am langen Eck nicht einzunicken.

Zudem fanden die Pfälzer in den ersten 45 Minuten kaum ein Mittel gegen das Angriffspressing ihrer Gastgeber. Philipp Klement, der sich zuletzt gegen Karlsruhe immer wieder zurückfallen ließ, um den ersten Aufbaupass zu spielen, saß erstmals seit seinem Wechsel zum FCK auf der Bank. Schuster hatte wieder mal Wunderlich den Vorzug gegeben. Und der erkrankte Hendrick Zuck, der ein Spiel von der linken Seite aus aufbauen kann, fehlte weiterhin. Kurze Zuspiele in den Sechserraum blockte der aufmerksame Fortuna-Kapitän Marcel Sobottka, lange Bälle wurden von der gut konzentrierten Hintermannschaft der Düsseldorfer direkt retourniert.

Der Führungstreffer der Jungs von Daniel Thioune nach bereits 14 Minuten erschien da fast als logische Konsequenz. Der polnische Beinahe-WM-Fahrer Mihal Karbownik, dessen technische Begabung als linker Verteidiger fast verschenkt wirkt, schloss einen eleganten Lauf ins Zentrum mit einem herrlichen Rechtsschuss ins lange Tordreieck ab - da konnte Luthe nur noch zusehen.

Und hätte Sobottka später das 2:0 markiert, als er in einen riskanten Pass Luthes auf den unaufmerksamen Ciftci flitzte, das Leder anschließend aber am Tor vorbeischob - die Comebacker der Liga hätten es doppelt so schwer gehabt, nach ihrem Wiedererwachen in der zweiten Hälfte das Spiel zu drehen.

Die späte Entscheidung: Opokus kluger Pass

Dass ihnen dies in der Nachspielzeit dann doch gelang, war insofern glücklich, als dass es die erste gefährliche Toraktion der Pfälzer seit über einer halben Stunde war. Gleichwohl war es die Art von Geschick, auf die sich ein Team versteht, das gleich durch mehrere Männer über das Potenzial für den einen starken Moment verfügt.

Ungefähr 120 Minuten war Aaron Opoku in den drei Spielen dieser Englischen Wochen zum Einsatz gekommen, einmal wurde er aus- und zweimal eingewechselt. Beim 3:2-Sieg gegen Bielefeld hatte er einen Treffer selbst erzielt, beim 2:0 gegen Karlsruhe den entscheidenden vorbereitet. Und diesmal? Passte die Last-Minute-Verpflichtung dieses Herbstes so präzise in den Lauf des eingewechselten Tyger Lobinger, dass dieser vom unglücklichen Karbownik nur mit einem Foul an der Ballannahme im Strafraum gehindert werden konnte. Den fälligen Elfer verwandelte Klement, der mittlerweile für Wunderlich gekommen war. Das war hart für die Gastgeber und auch nur schwer wegzustecken, berechtigt war der Pfiff von Schiedsrichter Benjamin Cortus dennoch.

Zweikampf-Grafik belegt: Tomiak legt sich mit jedem an

Die xG-Timeline von "Wyscout“ weist nur ein knappes 1,55 : 1,44 zugunsten Düsseldorfs aus. Die Software, auf die "bundesliga.de" zurückgreift, hat ein klareres 1,71 : 1,38 errechnet. So oder so, der hohe xG-Wert des Klement-Elfers schönt natürlich die Bilanz aus FCK-Sicht.

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Zur Positions- und Passgrafik: Sieht immerhin nicht ganz so minimalistisch aus wie gegen Karlsruhe. Dass die eingewechselten Spieler in der Luft hängen, bedeutet nicht viel, da in den Grafiken nur etwa die ersten 70 Spielminuten einfließen.

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Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik der Düsseldorfer: Eine spielstarke Truppe, ohne Frage.

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Hier noch die "Wyscout“-Grafik, die zeigt, wie sich die Aufstellungslinien während des Spielverlaufs verschoben - und die eindrucksvoll dokumentiert, wie energisch der FCK in der Viertelstunde nach der Pause aufrückte. Bitte beachten: Lautern erscheint hier in Blau, das ist eher ungewöhnlich.

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Und zu guter letzt die Übersicht über die geführten Zweikampfduelle. Dass Boyd da führt, ist keine Überraschung, so oft, wie er mit den Düsseldorfern Innenverteidigern in den Clinch musste. Vor allem dokumentiert diese Kreuztabelle Tomiaks Kampfeslust: Außer den beiden Außenverteidigern und dem ein oder anderen Einwechselspieler hatte jeder Düsseldorfer das Vergnügen, ihm mindestens einmal zu begegnen. Ob’s immer ein Genuss war, lassen wir mal so stehen.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2022/23: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon BB » 13.11.2022, 15:49


Die Winterpause ist vielleicht auch mal der Moment um euch einen GROSSEN Dank für diese tollen detaillierten Analysen zu unseren Spielen auszusprechen. Wenn man sieht was sonstiger Journalismus zum Teil an Belanglosigkeiten als Spielbericht verkauft, dann hebt sich eure Arbeit noch einmal mehr ab.

Vielen Dank und weiter so! :teufel2:
"Denn solche Hass kann nur entstehen, wenn da ist unbändige Liebe."



Beitragvon betzebub10 » 13.11.2022, 22:09


Auch hier vielen Dank für die aufschlussreichen Nachbetrachtungen, die immer nochmal neue Einblicke geben. Kurze Anmerkung: Die Reihenfolge der Darstellungen bei den gespielten Pässen sind vertauscht.
Zuletzt geändert von Thomas am 13.11.2022, 23:10, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Danke für das Lob und für den Fehlerhinweis, wir haben es korrigiert.



Beitragvon Paul » 14.11.2022, 09:34


Ich mag mich auch mal herzlichen bedanken. Wenn man nicht ständig vor Ort sein kann, hilft es so sehr, dass diese Plattform einen ganz nah dabei sein lässt. Nicht nur der Austausch von Emotionen in den Kommentaren, sondern eben auch die Diskussion um Taktik und das Drumherum mit tollen Einleitungen durch eure Berichte und Anmerkungen sind klasse.

Zwei völlig konträre Halbzeiten. Die Position von Tomiak war eine Schlüsselrolle für den erneuten Turnaround.

Die beiden Spieler des Spiels sind für mich aber Wunderlich und ganz an erster Stelle Kevin Kraus. Umso mehr ich die Szenen des Spiels betrachte, umso klarer wird mir, wie sehr uns unser Abwehrchef gefehlt hat. Die Gefährlichkeit auch bei Standards war gleich wieder eine ganze andere. Der wesentliche Baustein für den Sieg für mich, denn diese Präsenz hinten drin strahlt auf alle nach vorne aus!

Und wie ein Wunderlich die vordere Pressingreihe aktiv dirigiert hat und alle mitgenommen hat ab der 46.Minute, das war für mich richtig stark und hier hat er Qualitäten, die ein Klement (noch) nicht mitbringt.

Beides Punkte, die mir im Nachgang noch wichtig zu erwähnen waren, auch, weil sie in Statistiken schwer zu erfassen sind und damit unsichtbar bleiben.
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Nur im Pälzer Bode hänn moi Haxe richdich Halt!
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unzerstörbar - NUR der F C K



Beitragvon Ke07111978 » 14.11.2022, 11:27


Auch von meiner Seite vielen Dank für die immer wieder sehr gute Aufbereitung! Das ist nicht selbstverständlich und gibt es bei anderen Vereinen wohl kaum in dieser Form und Qualität. :daumen:

Zum Spiel in Düsseldorf:

Die zweite Halbzeit hat recht deutlich gezeigt, dass Offensive eben manchmal die beste Verteidigung ist. Nach den ersten 5 Min in Halbzeit 2 hatte die Fortuna richtig Respekt und "Schiss", dass ihr Aaron und Kenny über die Außen so richtig weh tun. Das aggressivere anlaufen durch Tomiak (gefühlt hat er das in der DNA) hat sein restliches getan. Im Stadion konnte man das richtig merken. Auch gegen Karlsruhe und gegen Bielefeld hat man schon gesehen, wie aggressive Außen die Arithmetik des Spiels beeinflussen. Gegen Düsseldorf kam jetzt in Halbzeit 2 noch ein höheres anlaufen dazu. Ich hoffe das wir das beibehalten. Das ist die Entwicklung, die ich mir gewünscht habe und für die der Kader m.E. auch das Potential hat.

Ansonsten kann man allen Beteiligten nur für ein tolles FCK-Jahr danken.



Beitragvon Kohlmeyer » 29.01.2023, 17:48


Weiter geht der Lachs: Hier kommt unsere erste Taktik-Nachlese zur Rückrunde 2022/23.

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Taktik-Nachlese zum Spiel H96-FCK
Die DBB-Analyse: Langsam wird's unheimlich


The same procedure as last year: Die Elf des 1. FC Kaiserslautern startet mit einem Sieg in die Rückrunde, dreht bei Hannover 96 wieder mal einen Rückstand und bestätigt einmal mehr ihren Trainer: Sie ist einfach nicht totzukriegen.

Hat jemand für uns vielleicht noch ein paar Synonyme für den Begriff "Mentalitätsmonster" parat? Der ist im Zusammenhang mit dieser FCK-Elf in dieser Saison schon so oft gebraucht worden, dass man ihn gar nicht mehr hinschreiben mag. Und am Samstagabend haben ihn die Kollegen von "Sport 1" und "Sky" sogar noch ein paar Mal mehr strapaziert. Aber was soll einem auch sonst noch einfallen zu dieser Mannschaft?

Denn, ja, die diesmal in Blau aufmarschierenden Roten Teufel haben es wieder getan: Ihrem Trainer bestätigt, dass sie "einfach nicht totzukriegen sind" - so hatte es Dirk Schuster in unserem DBB-Interview im Dezember formuliert. Wieder haben sie ein Spiel gedreht. Und im Gegensatz zu den Partien gegen Darmstadt, Hamburg und Heidenheim glückte nach dem Ausgleich eines 0:1-Rückstandes gegen einen Team aus dem oberen Tabellendrittel sogar ein Dreier. Und das nach einer ersten Halbzeit, in der Gastgeber Hannover 96 durchaus überzeugend nachgewiesen hatte, dass er absolut zurecht oben dabei ist.

Drum hätten diesmal wohl auch die wenigsten noch auf den FCK wetten mögen, als es mit einem 0:1 in die Pause ging. Die 96er hatten ihn zwar nicht unbedingt an die Wand gespielt, doch schien ihr Matchplan einfach besser aufzugehen. Wie sie über weite Strecken Pressing und vor allem Gegenpressing praktizierten, das war fast schon lehrbuchmäßig. Lautern konnte da zwar defensiv recht gut dagegenhalten, entwickelte aber kaum etwas nach vorne.

Kein Klement, kein Rapp, kein Ritter, keine Kreativität - zunächst

Vor allem durchs Zentrum nicht, und das hatte Gründe: Zehner Philipp Klement war kurzfristig ausgefallen, ebenso Winterneuzugang Nicolai Rapp, der eigentlich ja auserkoren ist, die Passquote aus dem hinteren Mittelfeld zu erhöhen. Dazu ließ Schuster Marlon Ritter, der den letzten Teil der Vorbereitung verletzungsbedingt ausgefallen war, zunächst auf der Bank. Für Klement nominierte der Trainer Daniel Hanslik in die Startelf, der zwar laufstark und spielintelligent, aber doch mehr Stürmer ist. Und neben den rustikalen Sechser Julian Niehues stellte Schuster den gelernten Innenverteidiger Boris Tomiak, der auf dieser Position schon zum Jahresausklang in Düsseldorf in der zweiten Hälfte für bessere Zweikampfwerte gesorgt hatte.

Das Resultat: Hannovers Zehner Havard Nielsen mutierte dank der intensiven Betreuung dieser Doppel-Sechs laut "bundesliga.de" zwar zum "most pressed Player" dieser Partie, aber Kreatives aus dem Zentrum gab's von den Gästen in Hälfte eins kaum zu sehen. Am ehesten deutete sich noch was an, wenn Rechtsverteidiger Jean Zimmer seinen Vordermann Aaron Opoku in Szene zu setzen versuchte.

Der Rückschlag nach 15 Minuten

An Selbstvertrauen freilich hatte es den Lautren trotz der kurzfristigen Ausfälle nicht gemangelt. Das deutete sich schon nach wenigen Minuten an, als Keeper Andreas Luthe einen Abschlag bewusst nicht weit nach vorne drosch, sondern lieber zu Innenverteidiger Kevin Kraus passte. Was gegen einen Gegner, der sich bekanntermaßen nicht zwei Mal bitten lässt, ins Angriffspressing zu gehen, schon beinahe etwas Provokatives hatte, so nach dem Motto: Kommt doch, wir haben keine Angst vor euch.

Und eine Viertelstunde lang sah es tatsächlich so aus, als würden sich die Betze-Buben von den forsch attackierenden 96ern nicht aus der Ruhe bringen lassen. Dann aber geschah es doch: Ein vertikaler Ball des bedrängten Kraus landete noch tief in der Lautrer Hälfte beim Gastgeber. Der linke Außenbahnspieler Derrick Köhn marschierte beherzt in den Strafraum, zog aus eigentlich viel zu spitzem Winkel ab - und FCK-Keeper Andreas Luthe rutschte das Leder irgendwie durch.

Die Gäste versuchten nun zwar zu reagieren, schoben sich weiter nach vorne, richteten bis zur Pause aber nicht viel aus. Hannover war durch einen 18-Meter-Schuss Cedric Teucherts sogar näher dran am zweiten Tor. Da fiel es schwer, in der Pause optimistisch zu bleiben, auch wenn Torsten Mattuschka und Peter Neururer, die Kommentatoren-Sidekicks der übertragenden TV-Sender, immer wieder drauf hinwiesen, dass mit Lautern immer noch und jederzeit zu rechnen sei, bis in die Nachspielzeit hinein.

Der Hallo-Wach-Effekt zur Halbzeit: Stoff für Legenden

Was genau es ist, dass diese Mannschaft immer wieder den Hebel umlegen lässt? Das wird diese Saison wohl noch einigen Stoff für Legenden bieten. Flammende Halbzeit-Ansprachen jedenfalls gelten längst als Klischee. Auch in der Pause dieser Partie, versicherte Schuster hinterher, habe er die Hemmnisse im FCK-Spiel bis dato lediglich "in ruhiger und sachlicher Atmosphäre" angesprochen. Anscheinend aber können auch nüchterne Ansprachen euphorisierende Wirkung entfachen. Denn was sich an diesem Samstagabend ab Minute 46 im Niedersachsenstadion abspielte, dürfte in den Saisonrückblicken zum Highlight erklärt werden.

Sicher, zum "Dosenöffner" (FCK-Stürmer Terrence Boyd nach dem Spiel) in der 49. Minute wurde eine Standardsituation, wie sie auch in einer schwächeren Spielphase immer mal glücken kann. Tomiak verlängerte am kurzen Eck eine Hendrick-Zuck-Ecke, Niehues vollstreckte am langen Pfosten. Doch schon zuvor hatte sich angedeutet, dass nun ein anderer FCK auf dem Platz stand: Erst bei einem Flügelangriff über rechts, den Zimmer mit einer etwas ungelenken Flanke abschloss, dann nach einem Antritt Kenny Redondos über die linke Seite, nachdem Zuck ein erster Steilpass hinter die gegnerischen Linien geglückt war

Und nach dem 1:1? Versuchten die Hannoveraner zwar, wieder in ihr Spiel zurückzufinden, doch die Pfälzer waren nun besser in den Zweikämpfen. Und jetzt war es ihr Matchplan, der zunehmend besser zu greifen begann: nach Ballgewinnen gegen den weit aufgerückten Gegner klug, schnell und präzise umschalten.

66. Minute: Redondo entwischt links im eigenen Strafraum, passt ein wenig riskant ins Zentrum, Niehues gelingt in Bedrängung ein vertikales Zuspiel auf Boyd, der am Mittelkreis entgegenkommt, der passt auf den rechts lauernden Opoku. Flankenwechsel auf Zuck, Flanke auf den mittlerweile eingelaufenen Boyd, Direktabnahme - drin. Als Anschauungsmaterial für Nachwuchsmannschaften unbedingt empfohlen, downloadbar in lizenzierten Mediatheken.

Zum Ende hin braucht's auch ein wenig Glück

Es dauerte ein wenig, bis sich 96 von diesem Wirkungstreffer erholt hat. Eine echte Schlussoffensive startete erst nach der 80. Minute. Hannovers Interimscoach Andre Mijatovic, der den auf die Tribüne verbannten Cheftrainer Stefan Leitl vertrat, brachte die Offensivkräfte Sebastian Kerk und Maximilian Beier für die Defensivspieler Julian Börner und Fabian Kunze, stellte sein 3-4-1-2 auf ein 4-4-2 mit Raute um. Und, ja, jetzt brauchte Lautern auch mal Glück: Beier verpasste sechs Meter vorm Tor eine flache Köhn-Flanke nur um eine Fußbreite.

Und in der Nachspielzeit durfte Luthe seinen Fehler zum 0:1 wieder gutmachen, als er einen Kopfball des ebenfalls eingewechselten Hendrick Weydandt aus kurzer Distanz mit starkem Reflex auf der Torlinie entschärfte. Doch schon zuvor hatte der Routinier immer wieder gut geschnittene Flankenbälle des Gegners entschärft - und gezeigt, dass er seinen Patzer nervlich gut verarbeitet hatte.

Dem eingewechselten Philipp Hercher blieb es vorbehalten, den Schlusspunkt zu setzen. Unterstützt wurde er dabei von einem weiteren Einwechselspieler: Tyger Lobinger, der für ihn den Ball behauptete, ehe Hercher sich aus der eigenen Hälfte auf den langen Weg Richtung gegnerisches Tor machte, den als letzter Mann sichernden Hannoveraner Max Besuschkow glatt überlief und eiskalt an 96-Keeper Ron-Robert Zieler vorbeischlenzte.

Ein Duselsieg? Von wegen

Damit war der vierte Lautrer Sieg in Folge perfekt. Drei davon feierte der FCK auswärts. Die beiden Erfolge in Bielefeld und in Düsseldorf am Anfang und am Ende der Englischen Woche zum Jahresausklang dürfen der späten Treffer wegen getrost als "Duselsiege" gelten. Aber dieser hier?

Hatte sicher seine Momente, in denen es auch anders hätte laufen können. Aber Duselsieg?

Die ihrer Ansicht nach unglücklichen Verlierer könnten jetzt wieder mal auf ein paar statistische Daten verweisen: Der FCK verzeichnet laut "bundesliga.de" wieder mal eine schlechtere Passquote als sein Gegner - 73 satt 77 Prozent. Er ist wieder einmal weniger gelaufen - 114,5 statt 117,8 Kilometer. Ist weniger gesprintet - nur 187 statt 216 Mal. Er hatte, das ist ja man beim FCK gar nicht anders gewohnt, weniger Ballbesitz - 43 statt 57 Prozent. Und er hat weniger Ecken herausgeholt - 5 gegenüber 7.

Dennoch hat Lautern nicht nur nach tatsächlichen Toren gewonnen, sondern auch nach xGoals. "Wyscout" und "11tegen11" melden ein eher knappes Ergebnis von 1,01 : 1,06 für den FCK, "bundesliga.de" und andere Anbieter sogar ein recht deutliches von 0,66 : 1,32.

Hier wie üblich die Timeline von "11tegen11":

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Woran das liegen könnte? Nur am "Dusel"? Eine bessere Erklärung bietet vielleicht der Blick aufs "Passeffizienz"-Ranking von "bundesliga.de". Da wird den angekommenen Pässe eines Spielers die Wahrscheinlichkeit gegenübergestellt, die der Computer für das Ankommen seines Passes errechnet hat. Und da fällt auf: Die vier "passeffizientesten" Spieler dieser Partie stellte allesamt der FCK.

Bester ist Zuck, der 34 erfolgreiche Pässe spielte, obwohl statistisch eigentlich nur 29,5 hätten ankommen dürfen. Es folgen Tomiak, Opoku und, siehe da, Hanslik, der allgemein immer als unauffällig wahrgenommen wird. Börner und Besuschkow dagegen, die Spieler, die bei 96 die meisten Pässe spielen, weisen indes Effizienzwerte von minus 3,0 und 1,1 aus. Soll heißen: Lautern mag zwar weniger passen als der Gegner, kann dafür aber schwierige Pässe präziser spielen. Und gerade auch das kann entscheiden.

Hier die gewohnte Passgrafik von "11tegen11":

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Und die von Hannover 96 zum Vergleich:

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Zum Abschluss noch die "Wyscout"-Übersicht über die einzelnen Duelle. Da fällt wieder mal das Pensum von Terrence Boyd aus. Die Grafik sei vor allem allen als Herz gelegt, die gerne behaupten, Lauterns Keilstürmer würde immer nur ein, zwei Mal im Spiel "aus dem Nichts" auftauchen, um zu netzen. Fakt ist, Boyd ist eigentlich immer präsent - als Rackerer, Prellbock und unermüdlicher Zweikämpfer.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2022/23: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon AlwaysFCK » 29.01.2023, 20:15


Vielen Dank für den wir üblich, super interessanten und ausführlichen Bericht.
Kleine Korrektur: der Fehlpass vor dem 1:0 kam von Kraus und nicht von Zimmer, wenn ich mich recht erinnere.



Beitragvon Cantona1979 » 29.01.2023, 22:09


Der Fehlpass kurz vor dem Gegentor kam definitiv von Krauss und nicht von Zimmer…



Beitragvon Thomas » 29.01.2023, 22:52


@AlwaysFCK, @Cantona1979: Ihr habt natürlich recht. Danke für den Hinweis und wir haben den Fehler korrigiert. :daumen:
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Oktober1973 » 30.01.2023, 01:08


Wieder einmal vielen Dank an @Eric für die Aufbereitung der Daten und Analyse. Man kann nicht genug bekommen von Nachrichten und nun auch vorhandenen Videos und Kommentaren.
Für mich können die Vorgänge kein Glück oder Zufall mehr sein. Wie schon im Vorbericht geschrieben, habe ich aufgrund der Erlebnisse in Belek und Vorbereitung höchstes Zutrauen in die Mannschaft und das Trainerteam. Nach dem ersten Schreck während der notwendigen Teamumstellung und dem etwas holprigen Beginn der 1. Halbzeit, konnte man am TV förmlich greifen, wie wir ab der 35. Minute über die Zweikämpfe immer mehr Zugriff aufs Spiel und Wirkung bekamen. Von daher war das 1:1 genau zum richtigen Zeitpunkt der "Dosenöffner".
Für mich haben wir das Spiel nicht gedreht, sondern nach einem verhalten geführten Beginn eines Auswärtsspiels und einem individuellen Bock Mehrerer
(Kraus, Zimmer, Luthe ), mit mehr Mut die Dinge des Trainers umgesetzt. Er verlangt seit geraumer Zeit schon mehr Präzision und Passchärfe. Thomas Hengen diskussionslosen Einsatz für Verein, Team und Fans.
Beide Attribute wurden dann kompromisslos in der zweiten Halbzeit gezeigt. @MRG hat im Spiel schon zur Halbzeit gewisse Schwächen und auch nun im Nachbericht treffend aufgezeigt.Jedoch die Tore fielen in hoher Qualität als Standardabschluss über unsere Türme.. :wink: Boyds überlegter Abschluss, ohne übers Tribünendach zu pfeffern, zeugt von Selbstbewusstsein und Qualitätssteigerung. Heckes Solo zum entsprechenden Zeitpunkt und dessen Abschluss spricht für sich selbst. Was sind wir in der 3. Liga an unzähligen versemmelten Alleingängen aufs Tor mit und ohne Bedrängnis verzweifelt. Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft einen Matchplan umgesetzt hat, der gewisse Stärken von Hannover ausgeschaltet hat. Und dies obwohl kurzfristig personell umgestellt wurde. Die Wirkung wurde jedoch trotzdem perfekt umgesetzt.
Schon im Vorbericht " Hannover an die Leine legen " hatte @ Kohlmeyer auf die Stärken der Aussenbahnen und das hohe Anlaufen von 96 hingewiesen. Auch auf die hohe Präsenz von Nielsen. Die Heatmaps von Sofascore zeigen jedoch ein top Stellungsspiel unserer Defensive und auch des Gegenpressings. Auch die Zweikampfmatrix im Nachbericht beweist die Ernsthaftigkeit. Selbst der immer in latenter Kritik stehende Zimmer hat ganze 14 Zweikämpfe, davon gegen Köhn alleine 10 fast alle für sich entschieden. Bormuth, Tomiak, und Niehuis haben komplett die Räume zugestellt. Teuschert, Muroya und Köhn konnten ihre Wirkungen nicht in dem Maß entfalten, wie diese sich das selbst wahrscheinlich vorgestellt haben. Selbst Opoku konnte defensiv beitragen. Wir hatten zwar weniger Ballbesitz oder Laufleistung, aber alleine wieder Zuck belehrt uns immer wieder eines Besseren mit unglaublichem Stellungsspiel und Genauigkeit.
Es gäbe noch eine Unmenge positives zu schreiben, bezüglich den einzelnen Verhaltensweisen. Wenn die Jungs weiter der Akribie von Schuster folgen, die Physis und den Teamgeist hochhalten werden wir noch viel Spass haben.
Kann es schon nicht mehr abwarten bis zum Heimspiel, in welchem man dann als Spieler direkt weitermachen wollte.
Kiel bringt jedoch auch gute Eigenschaften mit und wird ein fordernder Gegner sein. Hat auch erst 2 Spiele auswärts verloren und stabile Abläufe. Bin gespannt, wie es am Samstag bei ähnlichen Wetterbedingungen wie in Hannover weitergeht. Hoffe, dass die angeschlagenen Spieler wieder vollzählig dabei sind, um unserem Trainer das Leben im positiven Sinn noch schwerer zu machen.



Beitragvon FORZA85 » 30.01.2023, 09:41


Zu der Analyse: das mit Boyd sehe ich genauso. Ãœberall zu finden, eine klare 1 und wird nur mit 2,5 bewertet.

Zum FCK: was fehlt dem FCK zur Spitzenmannschaft?
Ich sehe einige Dinge
1) Passquote
2) Zeitspiel oder eben Querpassgeschiebe im hinteren Drittel
3) Alternativen für Zuck/ Boyd
4) Typ a la Wunderlich im Mittelfeld (Mittelfeldspieler der Torgefahr ausstrahlt).


Das ist nicht viel, Top Jungs



Beitragvon Betzemichl » 30.01.2023, 11:23


Gegen Kiel sollte man erstmal sicher hinten drin stehen . Wir haben keinen Druck. Regensburg sollte uns eine Warnung sein . Mit einem Unentschieden wäre ich zufrieden.
Leute, geht nuff ins Stadion ... Nur so könnt ihr den Roten Teufeln helfen !!! :teufel2:



Beitragvon lancelot666 » 30.01.2023, 15:09


FORZA85 hat geschrieben:Zu der Analyse: das mit Boyd sehe ich genauso. Ãœberall zu finden, eine klare 1 und wird nur mit 2,5 bewertet.


Das mit Boyd sehe ich genauso. Ne glatte 1 hätte er verdient gehabt. Geiles Tor, das nicht Jeder macht.
Was der gekämpft und gerackert hat. Hinten in höchster Not gerettet. Was wollen denn die noch mehr, die nur ne 2.5 übrig haben?
Trost gibt mir in manchen Dingen
Ritter Götz von Berlichingen!



Beitragvon MarcoReichGott » 30.01.2023, 15:55


Also laut Kicker Statistik hatte Boyd im gesamten SPiel 1 Torschuss, 3 Pässe von denen 2 beim Mitspieler ankamen und hat 33 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen. Das ist jetzt bei allem Engagement nun auch nicht gerade die Statistik für eine Einser-Note, auch wenn er natürlich wenig dafür kann, dass hinter ihm nicht alles mit Ball gelang.

Das war ein Sieg, den wir uns defensiv über Wille und taktische Disziplin erkämpfen haben und offensiv durch ein Standardtor und 2 tolle Konter 3 mal gut gut zum Abschluss kamen.

Die Mängelliste im Spiel mit Ball ist aber ansonsten ziemlich lang, was auch bei den ganzen Ausfällen nun wirklich nicht verwundert. Man sieht bei der Passmap auch schön, was ich zur Halbzeitpause kritisiert hatte, nämlich das schlechte Zusammenspiel von Opoku mit unseren zentralen Mittelfeldspielern. Da hat Opoku gerade in HZ1 oftmals falsche Entscheidungen getroffen, aber das Zentrum auch mindestens genauso oft keine guten Laufwege angeboten und damit Opoku und Zimmer völlig allein gelassen..

Man muss sich das halt nochmal klar machen, dass da am Samstag insgesamt wieder 7(!) Spieler auf dem Platz standen, die vor 2 Jahren noch fast in die Regionalliga abgestiegen wären. Und alle anderen sind zum Großteil Spieler, die gerade ihre erste richtige Zweitliga-Saison spielen. Das ist letztlich als Mannschaft dann eine überragende Leistung, wenn man Hannover letztlich verdient schlägt - auch wenn ich hier eben voll bei den Kicker Noten bin, dass individuell das jetzt von kaum jemanden eine herausragende Leistung war (Zuck hat mir in HZ 2 wirklich sehr imponiert bis auf die nicht verhinderte Flanke in der Nachtspielzeit)

Beim nächsten Spiel gehts dann hoffentlich mit weniger Ausfällen weiter und ich hoffe vor allem, dass Rücken bei Rapp und Muskel dicht bei Klement keine längerwierige Sache werden. Denn so richtig breit sind wir im Zentrum nun wirklich nicht mehr aufgestellt nach den Abgängen von Wunderlich und Ciftci (+Bakhat). Dann würds hoffentlich auch mit ball wieder ein bißchen strukturierter aussehen.



Beitragvon Excelsior » 30.01.2023, 18:39


Bin mir gar nicht mal so sicher, ob Schuster überhaupt die dringliche Not sieht, unter allen Umständen von der Startformation gegen Hannover abzurücken.
Selbst wenn Klement/Ritter/Rapp/Zolinski wieder vollständig einsatzbereit sind...

Denn im Prinzip hatte/hat die Aufstellung auch gewisse Vorzüge:
-> mit Niehues, Tomiak und Hanslik standen zwar alles keine Spielgestalter auf dem Platz, aber immerhin Leute, die aufgrund ihrer Lauf- und Zweikampfstärke die defensive Komponente vor der eigentlichen Abwehrreihe nochmals signifikant erhöht haben dürften.
In Kooperation mit Boyd, Redondo und Opoku dem Gegner quasi bereits im Spielaufbau gehörig den Spaß am Fußball versaut haben dürften...

-> nicht zu unterschätzen ist auch, was wir da (sowohl defensiv als auch offensiv) für Potenzial an Kopfballstärke auf den Platz bringen... das dürfte sich in einer Dimension bewegen, die so ziemlich für jeden Gegner in der 2. Liga unbequem zu bespielen ist.

-> und sind wir mal ehrlich ... so sehr hat sich der Sieg jetzt im Zustandekommen auch nicht von der Vielzahl unserer vorangegangenen Siege unterschieden.
Selbst mit Klement und Ritter zusammen, war es ja auch eher selten so, dass wir den Gegner durch großartige Ballstafetten auseinandergenommen hätten... auch da sind es zumeist vereinzelte Geisterblitze der beiden gewesen, die im schnellen Umschaltspiel oder eben andererseits durch maßgeschneiderte Hereingaben zu Scorerpunkten führten...

Inwieweit sich mit diesen aber tatsächlich die gesamte "Struktur" unseres Spiels verbessert, halte ich zumindest aktuell für diskussionswürdig. :)

Kann natürlich sein, dass wesentliche Unterschiede erkennbar sind, wenn denn mal alle 4 gemeinsam auf dem Platz stehen ... das will ich jetzt nicht ausschließen.
Denke aber, wir werden in jenem Moment dann defensiv ebenso nicht mehr ganz so sicher stehen...



Beitragvon MarcoReichGott » 30.01.2023, 19:19


Ich hatte mich genau mit den Überlegungen ja auch in der Hinrunde phasenweise für Wunderlich und gegen Klement in der Startelf ausgesprochen. EInfach weil ich das Gefühl hatte, dass Klement mit der Mannschaft seine Stärken sowieso nur phasenweise einbringen konnte.

Aber wir haben ja genau deswegen Rapp zusätzlich nun noch geholt. Und auch trotz des Tors nach der Ecke fehlt uns ohne Klement auch schlichtweg nun ein Standardspezialist, da Wunderlich nun ja eben auch keine Alternative mehr ist. Wenn beide fit sind, dann werden sie auch beide sicherlich spielen.



Beitragvon Excelsior » 31.01.2023, 00:34


MarcoReichGott hat geschrieben:EInfach weil ich das Gefühl hatte, dass Klement mit der Mannschaft seine Stärken sowieso nur phasenweise einbringen konnte.


Nehm ich in der Tat genauso wahr.
Ohne es in irgendeiner Weise werten zu wollen, gab es glaub ich bis dato zu viele "Fußballarbeiter" in der Mannschaft, als dass solche Spielertypen wie Klement oder Ritter vollständig von ihren Fertigkeiten Gebrauch machen konnten.
Im Gegenteil. Ritter hat sich selbst in der Form an die Situation angepasst, indem er deutlich aggressiver und zweikampfbetonter wurde...
Die Gretchenfrage ist für mich an der Stelle, inwieweit es die beiden schaffen, dann überhaupt wieder aus den nunmehr bestehenden Gewohnheiten auszubrechen und ob der Kader andererseits tatsächlich schon so stark (im Sinne von ballsicher + handlungsschnell) geworden ist, um bei Verlagerung in Richtung Kombinationsspiel nich erneut ins offene Messer zu laufen...

MarcoReichGott hat geschrieben:Aber wir haben ja genau deswegen Rapp zusätzlich nun noch geholt.


Was aber nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass er zum jetzigen Zeitpunkt schon unmittelbar die Erwartungen erfüllt, die man in ihn setzt.
Womöglich hat Schuster gegen 96 ja auch einfach "nur" auf die Formation vertraut, die er im Status Quo als am erfolgversprechendsten beurteilte...

Finde es zumindest einigermaßen bemerkenswert und des Zufalls schon reichlich viel, wenn aus der Riege Klement/Ritter/Rapp/Zolinski/Durm gerade mal 10 Einsatzminuten zum Spiel beigetragen werden ... zumal meines Wissens im Vorfeld der Partie maximal Ritter als noch fraglich galt...

Aber wer weiß...
Egal, ob es bei Schuster nun Improvisation oder Plan war ... der Erfolg gibt ihm letztendlich recht.

MarcoReichGott hat geschrieben:Und auch trotz des Tors nach der Ecke fehlt uns ohne Klement auch schlichtweg nun ein Standardspezialist, da Wunderlich nun ja eben auch keine Alternative mehr ist.


Fand Zuck in der Rolle eigentlich gar nicht so verkehrt.
Aber klar ... fällt der noch weg, wird es enge.
Dann sollten wir uns auf Kurzpässe bei Standards verlagern. :)

MarcoReichGott hat geschrieben:Wenn beide fit sind, dann werden sie auch beide sicherlich spielen.


Bin mir nich sicher...
Stand heute würde ich weder so vollkommen darauf noch dagegen setzen...
Schaun wir für's WE mal. :)



Beitragvon Ke07111978 » 31.01.2023, 15:23


Auch am Samstag mussten wir uns nicht verstecken. Wir hatten durchschnittlich 95 1. und 2. Liga Spiele in der Startelf. Hannover hatte 116 in der Startelf. Ergänzt man Rapp, Klement und Durm ist das sogar mehr als bei Hannover.

Die Taktik war für ein Auswärtsspiel in Hannover absolut passend - ob die taktische Ausrichtung Zuhause gegen Kiel funktioniert, da habe ich meine Zweifel. Dort werden wir deutlich mehr Ballbesitz bekommen und müssen entsprechend etwas damit anfangen. Dafür sind die Fähigkeiten von Klement, Rapp und Ritter gefragt. Klement hat in 12 Spielen 34 Torschussvorlagen und 6 Scorer-Punkte. Ritter in 15 Spielen 18 Torschussvorlagen. Für mich steht außer Frage, dass dieses Potential auf den Platz gehört.

Von den Noten her finde ich den kicker am Plausibelsten. Zuck und Opoku waren die Unterschiedsspieler und Boyd macht eine Hütte, die deutlich komplizierter zu erzielen war, als dies den Anschein hat. Gerade Opoku und Boyd binden wahnsinng viel Defensivpotential beim Gegner. Opoku spielt zudem einen bärenstarken Pass vor dem 2:1. Die Übersicht und Präzession haben nicht viele.

Und gerade eben haben wir nochmal 273 Spiele 1. französische Liga mit 51 Hütten dazubekommen....



Beitragvon MarcoReichGott » 31.01.2023, 16:02


Von unseren Feldspielern am Samstag war Bormuth der einzige, der in den letzten 4 Jahren in Liga 1 oder 2 Stammspieler war. Verstecken mussten wir uns trotzdem, was einfach nur eine grandiose Leistung von Mannschaft und Trainerteam ist, aber eine andere Ausrichtung als die gegen Hannover ist mit dieser Aufstellung auch schlichtweg nicht drinnen. Und sollten tatsächlich auch gegen Kiel unser gesamten kreatives Mittelfeld ausfallen, dann rechne ich auch dort mit einem ähnlichen SPiel und ähnlichem Ballbesitz.



Beitragvon Ke07111978 » 31.01.2023, 16:32


Das eine schließt das andere nichts aus. Es zeigt eben, dass die Schlüsselspieler der Aufstiegstruppe schon einiges mitgebracht haben. Teilweise ein Vorgriff auf Liga 2 waren. Ergänzt mit absolut gehobenem Zweitliganiveau ist das Ziel klar.



Beitragvon SEAN » 31.01.2023, 16:52


Ich denke, das nicht nur die Schlüsselspieler entsprechend was mitbringen, sondern das aktuell vor allem das Gefüge der ganzen Gruppe stimmt, ein Rädchen greift ins andere. Mal sehen, wie das gesamte Gefüge zusammen hält, wenn wir Mal ein paar Spiele am Stück nicht gewinnen oder gar verlieren. Gute Stimmung ist ein riesen Faktor, schlechte in die andere Richtung allerdings auch.
Scheint die Sonne so warm, trag ich Papier unterm Arm,
scheint die Sonne so heiß, setz ich mich hin und.........



Beitragvon MarcoReichGott » 31.01.2023, 17:03


WIr haben sehr viel Erfahrung, profitieren davon massiv mit unserer abgezockten Spielweise und sind deswegen auch defintiv kein normaler Aufsteiger.

Entsprechend stellen wir aber ja auch regelmäßig die älteste Startelf der 2. Liga, was man auch nicht verschweigen sollte, dass das schlichtweg ein Grund ist, weshalb unsere Spieler so viele Spiele in Liga 1 & 2 haben...sie sind schlichtweg ziemlich alt und wir haben einige Spieler, die bei uns nun in den kommenden Jahren die Karriere beenden könnten.

Aber die eine Hälfte der Felspieler am Samstag (Tomiak, Niehus, Hanslik, Opoku, Hercher, Lobinger) spielt ihre erste Saison auf diesem Niveau. Und die andere Hälfte (Zimmer, Zuck, Boyd, Kraus, Redondo) erlebt gerade einen zweiten Frühling, nachdem wir vor 2 Jahren teilweise noch darüber diskutiert haben, ob sie in Liga 3 überhaupt noch weiterhelfen können. Kraus wurde als Vorgriff auf die 2. Liga verpflichtet...das ist nun nur schon 4 Jahre her.

Ich hab dir vor ein paar Wochen ja geschrieben, dass wir uns nochmal über das Thema Aufstieg als Ziel unterhalten können, wenn der FCK noch seinen Wunschstürmer für 1-2 Millionen verpflichten sollte. So ein Transfer wurde ja auch getätigt...aber von Darmstadt mit Stojilkovic, die damit tatsächlich ihr Ziel sehr eindetig formulieren. Wir hingegen haben einen weiteren sehr erfahrener Spieler geholt, der mit 32 Jahren sogar nun nach Verletzung ein halbes Jahr vertragslos war. Hoffentlich ein weiteres Mosaikstein zu einer erfolgreichen Ründe und sicherlich auch wieder kein typischer Transfer eines frischen Aufsteigers...aber eben auch weit davon entfernt in irgendeiner Form Aufstiegsambitionen gerade zu untermauen.



Beitragvon Kohlmeyer » 05.02.2023, 15:30


Hier kommt unsere taktische Nachlese zum Heimsieg gegen die Störche:

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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-KSV
Die DBB-Analyse: Starke Flügel entscheiden


Kaum zu glauben: Mit Holstein Kiel hat der 1. FC Kaiserslautern den fünften Gegner in Folge niedergerungen. Zum Abheben besteht dennoch kein Grund - auch wenn die Roten Teufel diesen Erfolg eminent starken Flügeln verdanken.

Es ist wirklich nicht zu fassen: Wieder verzeichnet das FCK-Team nach 90 Minuten lediglich 38 Prozent Ballbesitz, und dennoch sprechen nicht nur das Endergebnis von 2:1, sondern auch fast alle anderen statistischen Werte dafür, dass die Roten Teufel in der Offensive einfach mehr zu bieten hatten als der Gegner.

Beispielsweise schossen sie öfter aufs Tor - "Sofascore" meldet ein Endergebnis von 17:11. Ihre Schüsse kamen auch öfter aus Gegner-Gehäuse - laut "Sofasore" mit einem Ergebnis von 4:3. Außerdem schossen die Lautrer öfter innerhalb den Sechzehnmeterlinien auf den Kasten - Endergebnis 7:1. Und nur sie verzeichneten sogenannte "Großchancen" - 3:0 . Selbst bei Eckstößen lagen sie mit 8:3 vorne. Und, last but not least, sprechen auch die beliebten xGoals für die Gastgeber: Ein Endergebnis von 1,09 : 0,73 melden "Wyscout" und "11tegen11", "bundesliga.de" und andere Anbieter kommen sogar auf 2,12 : 058. Auch die andere Werte weichen in den einzelnen Datenbänken bisweilen voneinander ab, sprechen in der Tendenz aber alle dieselbe Sprache: Die anderen mögen öfter am Ball gewesen sein, doch der FCK-Sieg geht vollkommen in Ordnung.

Und wer diese Analysen regelmäßig liest, weiß: Dies war längst nicht das erste FCK-Spiel dieser Saison, das sich zahlenmäßig so darstellt. Irgendwas muss Dirk Schusters Art, Fußball spielen zu lassen, an sich haben, was die datenaffinen Fußball-Nerds unserer Tage noch nicht in einer ihrer Doktorarbeiten untersucht haben. Zeit wird’s langsam - und mit jedem weiteren Sieg, den die Betze-Buben einfahren, immer empfehlenswerter.

Eine neue Komponente: Angriffspressing vom Start weg

In den ersten Minuten der Partie gegen Holstein Kiel fügten sie ihrem bekannten Stil sogar eine neue Komponente hinzu. Statt Balleroberungen erst tiefer im Feld provozierten, attackierten sie ihre Gäste schon früh in deren Hälfte - und das äußerst wirksam. Nur sechs Minuten dauerte es, ehe Daniel Hanslik den Führungstreffer markierte, mit dem elften Lautrer Kopfballtreffer dieser Saison. Geflankt hatte Hendrick Zuck, über dessen Leistung es noch einiges mehr zu sagen gibt.

Der Trainer hatte der kompletten Startelf vom 3:1-Sieg in Hannover vergangene Woche erneut das Vertrauen geschenkt. Was zwar dem beliebten Motto "Never change a winning team" entspricht, aber doch einigermaßen überrascht. Blieben dadurch doch die zuvor gesund gemeldeten Kreativspieler draußen. Nicolai Rapp und der noch nicht hundertprozentig fitte Marlon Ritter saßen erneut nur auf der Bank, ebenso Neuzugang Nicolas de Préville. Zehner Philipp Klement hatte schon am Donnerstag signalisiert, dass er nicht rechtzeitig fit wird, was Dirk Schuster den Fans und dem Gegner freilich nicht vorher verriet.

Wettzumachen schien die Truppe das fehlende Technikpotenzial wie in Hannover mit starker Zweikampfführung und hoher Laufintensität. Um den Druck nach vorne zu erhöhen, rückte Julian Niehues von der Doppel-Sechs neben den offensiven Mittelfeldspieler Hanslik, so dass der FCK den Gegner aus einer 4-1-4-1-Formation anlief.

Was in den ersten Minuten richtig gut aussah. Aber auch nur in den ersten Minuten.

Kiel kommt auf: Ausgleich mit Ansage

Nach einer etwa Viertelstunde versuchte sich die Schuster-Elf wieder an ihrem bewährten Stil. Stellte sich tiefer, um im geeigneten Moment Umschaltsituationen zu nutzen. Diesmal aber wollte nicht gelingen, was in den vorangegangenen Spielen so gut funktioniert hatte: Dem Gegner zwar den Ball zu lassen, aber dennoch die Kontrolle zu bewahren.

Die Kieler Störche kamen immer stärker auf, kombinierten zusehends beherzter um den Lautrer Strafraum herum, wobei sich vor allem der physisch starke Philipp Sander in Szene zu setzen vermochte. Dagegen dürfte Topscorer Steven Skrzybski FCK-Trainer Schuster im Stillen verflucht haben, weil er in seiner Startelf so viele Defensivspezialisten nominiert hatte. Wenn er sich in seiner Eigenschaft als bewegliche Spitze aus der Spitze zurückfallen ließ, um sich der Betreuung der Innenverteidiger Kevin Kraus und Robin Bormuth zu entziehen, erwarteten ihn im Mittelfeld die nicht minder robusten Boris Tomiak und Niehues - und nahmen sich seiner nicht minder fürsorglich an.

Dafür durften andere Störche gefährlich werden. Zunächst Finn Porath mit einem Distanzschuss, den Andreas Luthe zur Seite faustete. Dann Mittelstürmer Kwasi Wriedt, der nach einem Zuckerpass von Kiels zentralem Innenverteidiger Hauke Wahl den Innenpfosten traf. Beim dritten Versuch war's dann soweit: Nach einem weiten Einwurf irritiert der vorm FCK-Keeper positionierte Porath Luthe eher, als dass er vollstreckt. Dem erfahrenen Schlussmann springt das Leder durch die Beine und dann ins Netz.

Nach dem Gegentreffer in Hannover die zweite kuriose Bude in Folge, die Luthe hinnehmen muss. Da ist jetzt die Nervenstärke des Routiniers gefragt, damit nicht so etwas entsteht wie das, was der ehemalige Lautern-Coach Milan Sasic einst eine "negative Kontinuität" nannte.

Nach der Pause: Entspannte Lautrer fangen sich wieder

Einer der größte Pluspunkte des Betzenberg-Teams in dieser Saison ist jedoch, dass es ebenso entspannt bleibt wie sein Anhang. Trotz des insgesamt unrunden Verlaufs der ersten Hälfte blieben die 39.020 im wieder gut gefüllten Fritz-Walter-Stadion frohgemut, und fühlten sich lediglich von Schiedsrichter Dr. Martin Thomsen herausgefordert, der bei seinen Freistoß-Entscheidungen bisweilen zweierlei Maß anwandte.

Mit Beginn der zweiten Hälfte fanden die Schuster-Jungen dann prompt wieder zu ihrer gewohnten Coolness zurück. Sie überließen den Ball überwiegend dem Gegner, gestatteten ihm aber kaum, etwas damit anzufangen - so kennt man den FCK 2022/23. Seine Highlights mit wenigen, dafür aber klaren Aktionen setzend. Wobei die Flügelpärchen diesmal so stark wie noch zuvor in nie dieser Saison glänzten. Erst Jean Zimmer und Aaron Opoku auf der rechten Seite, die sich schon zwei Mal gut in Szene gesetzt hatten, ehe Zimmer mit einem perfekten Vertikal-Pass Opoku auf die Reise schickte, dieser flach in die Mitte passte, Terrence Boyd den Ball aber freistehend am langen Eck übers Gehäuse drosch.

Der linke Flügel bereitet den Siegtreffer vor

Kurz darauf sorgte die nicht minder aktive linke Seite für den Siegtreffer. Opoku wechselte rüber und legte mit der Hacke zu Hanslik, der den Ball schnell weiterleitete. An Zuck war es dann, halblinks in den Strafraum des Gegners einzudringen und seinerseits Boyd flach anzuspielen - und der ließ diesmal nichts anbrennen.

Überhaupt Zuck: Nicht nur wegen seiner beiden Assists hat der 32-Jährige die Bestnote verdient, die ihm die Fans in der DBB-Spielerbenotung ebenso wie die datenbasierten Fußball-Analytiker zugestanden. Laut "Sofascore" war Zuck in der Partie 72 Mal am Ball, so oft wie kein anderer im FCK-Team, und das als linker Verteidiger. Seine Passquote wird zwar lediglich mit bescheidenen 62,1 Prozent angegeben, was ungefähr auch Lautrer Durchschnitt in dieser Partie darstellt. Aussagekräftiger ist jedoch: Von neun langen Bällen, die Zuck schlug, kamen fünf an - das ist in dieser Sparte ein sehr guter Wert.

Interessant in diesem Zusammenhang sind auch die Daten eines Debütanten. Winter-Neuzugang Rapp kam zur Pause für den Gelb-belasteten Niehues, verzeichnete 18 Ballberührungen, was für einen zentralen Mittelfeldspieler sicher noch steigerunsfähig ist. Er verzeichnete aber auch eine Passquote von 80 Prozent, und von drei langen Ballen kamen zwei zum Mann. Da deuten sich exakt die Stärken an, die sich Trainer Schuster und Sportchef Thomas Hengen von ihm versprochen haben.

In der Schlussphase kommt viel Potenzial von der Bank

Überhaupt die Auswechslungen: Im Lauf der zweiten Hälfte kamen nach Rapp noch Philipp Hercher, Ben Zolinski, Erik Durm und Tyger Lobinger ins Spiel - und demonstrierten, über welches Potenzial Lautern mittlerweile auch in der Kaderbreite verfügt. Erst recht, wenn man bedenkt, dass mit Klement, Ritter und Neuzugang Préville drei weitere potenzielle Startelf-Kandidaten komplett außen vor blieben.

Dennoch: Trotz der starken Flügel besteht kein Anlass abzuheben. Auch nicht angesichts des fünften Sieges in Serie, des ersten Sieges überhaupt, den der Trainer Schuster gegen Holstein Kiel errang, und auch nicht angesichts der Tatsache, dass mit diesem Sieg der Abstand des Tabellenvierten auf Relegationsrang 3 nur noch einen Punkt beträgt.

Denn vor allem zeigte diese Partie eins: Selbst in der größten Euphorie lässt sich in dieser Liga kein Gegner so einfach wegfegen. Sondern muss mit voller Kraft und Konzentration niedergerungen werden. Der Weg ist also noch sehr, sehr weit, bis sich der Traum erfüllen könnte, über den FCK-Verantwortlichen nicht reden möchten, den zu träumen sie ihrem Anhang aber ausdrücklich gestattet haben.

Die Grafiken: Nur Luthe spielt noch durch die Mitte

Zum Schluss die gewohnten Grafiken von Sander Ijtsma. Die xG-Timeline bestätigt den verdienten Sieg - bei anderen Anbietern fällt sie, wie bereits gesagt, sogar noch eindeutiger aus.

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Die Positions- und Passgrafik: Bestätigt, dass das FCK-Spiel diesmal so intensiv über die Flügel vorgetragen wurde wie selten zuvor. Keeper Luthe war der Einzige, der wiederholt den Weg durch die Mitte suchte. Interessant auch, dass Hanslik vor Boyd positioniert ist. Liegt wohl daran, dass Boyd vertikalen Zuspielen oft entgegenkommt.

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Zum Vergleich die Postions- und Passgrafik der Kieler. Die lässt deren Dreierkette ein wenig asymmetrisch wirken. Sieht den rechten Außenbahnspieler Timo Becker eher als Bindeglied zwischen Abwehr- und Mittelfeldreihe. Und ohne Vordermann.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2022/23: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage




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