Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.

Beitragvon Standfußballer » 05.02.2023, 17:01


Hallo zusammen, ich mache mal den Blick über den Tellerrand und nenne es:
Tage des Donners für Darmstadt
Die nächsten Spieltage sind und werden die Weichen stellen vor allem für Darmstadt 98 und somit auch indirekt für uns. Wir hätten da schon am nächsten Spieltag im Angebot Heidenheim-HSV und D98-Braunschweig. Die nächsten Spieltage sind dann: D98-HSV, Heidenheim-D98 und dann schließlich wir in Darmstadt. Da wir zunächst 2 Auswärtsspiele haben (Pauli und Paderborn) und danach ein Heimspiel gegen Fürth nehmen wir uns beim Aufstiegsrennen nicht gegenseitig die Punkte weg. Daraus folgt, dass wir an den nächsten 3 Spieltagen die Besten Chancen haben werden, einen Aufstiegsplatz bzw. Platz 3 zu erreichen.
Und einen kleinen Ausblick auf das Ende der Saison möchte ich auch noch machen. Mit dem KSC als letztes Auswärtsspiel und Bielefeld (vorletztes Heimspiel) könnten 2 Mannschaften kommen für die es am Ende um alles geht. Man stelle sich nur mal vor, dass der KSC bei einer Niederlage absteigt und wir bei einem Sieg aufsteigen.



Beitragvon Olamaschafubago » 05.02.2023, 17:27


Einmal mehr danke an Eric Scherer für die treffende Analyse des Spiels. :daumen: (Nur die Positions- und Passgrafik des FCK scheint abhanden gekommen zu sein - jedenfalls wird sie mir nicht angezeigt.)

Beruhigend, dass wir über unsere Flügel so viel Druck aufbauen können, dass der Ausfall unserer wichtigsten zentralen Aufbauspieler so gut kompensiert werden kann. Ob das gegen jede Mannschaft so funktioniert, steht auf einem anderen Blatt, die Kieler "Störche" hatten jedenfalls wenig Flügel zu bieten. Als nach der furiosen Anfangsviertelstunde scheinbar die taktische Vorgabe insofern geändert wurde, einen Gang runter zu schalten und erst nach der Mittellinie zu attackieren, gelang es Kiel zwar besser, unseren Aufbau über die Flügel zu unterbinden. Wie in der PK gesagt wurde, rückte dabei einer ihrer Innenverteidiger (dürfte Wahl gewesen sein) mit vor, um Überzahlsituationen zu schaffen. Dank unserer leidenschaftlichen Abwehrleistung und der fehlenden Präzision der Kieler kam jedoch, wie die Zahlen ja belegen, nicht viel dabei herum, auch wenn es gegen Ende der ersten Hälfte auf mich optisch eher so wirkte, als sei Kiel näher am 2:1. In der zweiten Hälfte konnten wir dann unsere Konter besser ausspielen und wirkten wieder spritziger, auch dank der starken Einwechslungen.

Und ja, Zuck gelang gestern fast alles. Der spielt eine Liga höher einfach so weiter wie zuvor. Starke Laufleistung und klug getimte, präzise Flanken (ermittelt eigentlich noch irgendwer die "Packing"-Rate?). Hanslik wurde wieder seinem Ruf der Pferdelunge gerecht - dass er aufgestellt wurde, war keine Überraschung für mich, schon im Hinspiel war er gegen seinen Ex-Verein einer der Auffälligsten. Auch Zimmer gestern mit einer ganz starken Leistung, in Sachen Kondition und Zweikampfstärke ist er wieder absolut auf Top-Niveau, auch die Passgenauigkeit hat sich verbessert. Harmoniert zudem gut mit Opoku. Dieser zeigt durch seine Stärke im 1:1 auch immer öfter, warum er so wertvoll ist - und der hat seinen Zenit auch sicher noch lange nicht erreicht. Momentan macht es einfach nur Spaß...
Zuletzt geändert von Thomas am 05.02.2023, 17:46, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Grafik im Forumsbeitrag korrigiert, danke für den Hinweis.



Beitragvon MarcoReichGott » 05.02.2023, 18:05


Im Prinzip war das recht lehrbuchhaft ja ein 4-4-2, bei dem man versucht gegen eine 3er Kette die Schwachstellen auf den Außenbahnen ausnutzen. Entsprechend sah das bei Opoku ja auch gut aus, der immer wieder steil in 1vs1 Duelle auf den Außen geschickt wurde. Redondo hatte leider keinen wirklich guten Tag, sonst wäre das sicherlich auch noch gefährlicher im Umschaltspiel geworden.

Die ersten Minuten fand ich tatsächlich sehr imposant - da sind wir wirklich mit hohen Tempo draufgegangen und haben immer im Mittelfeld erstmal quasi jeden Zweikampf gewonnen. Danach ist Kiel immer besser in die Zweikämpfe jedoch reingekommen, hat sich aber auch mit recht cleveren Bewegungen ohne Ball die Räume geöffnet. Die 3er Kette stand dort recht zentral um den Spieleraufbau durch die Mitte ankurbeln zu können, während sich gleichzeitig aus dem 10er Raum die Offensivspieler sehr schnell in die Mitte haben zurückfallen lassen. Da sind wir dann auch ein bißchen leider ans spielerische Limit mit der aktuellen Aufstellung gestoßen, konnten uns nach Ballgewinnen spielerisch leider gar nicht mehr befreien und ich hab Klement in dieser Phase doch etwas intensiver vermisst. Mit Rapp in der 2. HZ wurde es mit dem Ball wieder ein bißchen besser, aber vor allem waren wir in den Zweikämpfen wieder besser drinnen. 2-3 Großchancen toll herausgespielt, nach hinten quasi nix zugelassen. Da konnte man dann defintiv nicht mehr meckern.

Insgesamt auf jedenfall beeindrucken, dass man nach den ersten 6 Punkten im neuen Jahr tatsächlich auch von verdienten 6 Punkten sprechen kann.



Beitragvon BB » 05.02.2023, 18:40


Erneut vielen Dank für die klasse Analysen!

Das 2:1 haben da links draußen aber Opoku (von dem kam die Hacke), Hanslik (vorletzter Pass) und Zuck (Flanke) rausgespielt. KPR war da nicht beteiligt. Hatte allgemein keinen guten Tag gestern. Wenn Opoku nicht schwerer verletzt ist, rechne ich auf Pauli mit Opoku und Hercher auf den Flügeln.
Zuletzt geändert von Thomas am 05.02.2023, 19:12, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Danke für den Hinweis, stimmt natürlich, wir haben den Fehler korrigiert.
"Denn solche Hass kann nur entstehen, wenn da ist unbändige Liebe."



Beitragvon Thomas » 05.02.2023, 19:14


Danke für Eure Hinweise, @Olamaschafubago und @BB! :daumen:

Hier eine auf YouTube hochgeladene Zusammenfassung von der "Sportschau", wer sich nochmal die wichtigsten Spielszenen anschauen möchte: https://youtu.be/F7x0O8m4flA
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Kohlmeyer » 13.02.2023, 15:00


Hier kommt unsere taktische und statistische Nachlese zur Niederlage am Millerntor:

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Taktik-Nachlese zum Spiel FCSP-FCK
Die DBB-Analyse: Kein Herz auf St. Pauli


Der 1. FC Kaiserslautern kassiert beim FC St. Pauli die erste Auswärtsniederlage, weil er sich zu früh zu weit nach hinten drängen lässt. Da helfen auch Dirk Schusters Korrekturen nicht, und die Schlussoffensive ist zu kurz.

Ein verdienter Sieg der Gastgeber, so hallt es am heutigen Montagmorgen ziemlich unisono durch die Medien. Aber war es nicht vielleicht doch nur ein einziger großer Moment, der St. Pauli das 1:0 über Kaiserslautern bescherte? Dieser geniale Pass von Eric Smith in die Schnittstelle der Lautrer Fünferkette, exakt getimt zwischen dem linken Innenverteidiger und dem linken Außenverteidiger, wobei Smith zuvor sogar noch geradezu demonstrativ in eine andere Richtung geschaut hatte? Und dann der tolle Abschluss von Connor Metcalfe, der von der rechten Seite im richtigen Moment in die Mitte startet und das Leder erst gar nicht annimmt, sondern direkt an Keeper Andreas Luthe vorbeischlenzt?

Ausgerechnet Metcalfe, der bis dahin der unauffälligere der beiden Hamburger Flügelstürmer war, Oladapo Afolayan auf der anderen Seite hatte ungleich mehr Betrieb gemacht. Aber eben auch das ist Fußball. Aber sonst? St. Pauli war dominant, natürlich, verzeichnete 69 Prozent Ballbesitz, aber gerade, was diesen Wert angeht, haben wir schon öfter festgestellt, dass dieser über das Leistungsniveau der Lautrer nicht viel aussagt.

Kaum zu glauben: FCK nach "xGoals" sogar vorne

Der FCK hat eigentlich immer weniger Ballbesitz als der Gegner, verzeichnet aber dennoch meistens mehr Tor-Aktionen als dieser. Was die "xGoals" sogar auch nach diesem Spiel andeuten. "Wyscout" und "11tegen", aber auch die anderen Datenanbieter sehen den FCK tatsächlich leicht vorne. Ursächlich dafür sind die guten Möglichkeiten unmittelbar nach St. Paulis Führungstreffer. Erst strich Terrence Boyds Aufsetzer nach der Direktabnahme einer Flanke Kenny Redondos übers Tor, dann musste die Hamburger Hintermannschaft nach einer Ecke Jean Zimmers und einem Kopfball Nicolai Rapps einen Schuss des eingewechselten Tyger Lobinger von der Linie kratzen.

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Aber rechtfertigt diese Darstellung das Urteil, die Lautrer Niederlage sei "unglücklich" gewesen? Wir meinen: Tun sie nicht. Denn bei Ballbesitz kommt es drauf an, wo auf dem Feld der Gegner diesen zelebrieren darf. Der Hamburger SV etwa verzeichnete bei seinem 1:1 gegen FCK im Oktober 67 Prozent Ballbesitz, hatte diesen aber vornehmlich in der eigenen Hälfte. Über lange Phasen des Spiels kam der damalige Tabellenführer nicht mal annähernd in Tornähe. Dass er mit dem Remis am Ende dennoch nicht zufrieden sein durfte, hatte andere Gründe.

Es begann gar nicht mal soo schlecht

Gegen St. Pauli dagegen befand sich der Ball permanent in der Hälfte der Schuster-Elf, oft rotierte er um den Strafraum herum. Auf Dauer kann dann nämlich auch mal so ein Schussversuch wie der Leat Paraqadas in der 52. Minute einschlagen. Der linke Außenbahnspieler zog aus rund 20 Metern ab, und von Kevin Kraus prallte das Leder so fies weg, dass es Luthe um ein Haar auf dem falschen Fuß erwischt hätte. In der "xGoals"-Timeline verursachen Aktionen wie diese jedoch nur geringe Ausschläge. Drum ist diese Statistik in diesem Fall nur bedingt aussagekräftig.

Wie so oft, wenn seine Mannschaft nicht so richtig ins Spiel kommt, versuchte FCK-Trainer Schuster sein Team mit diversen Umstellungen wieder auf Kurs zu bringen. Diesmal sogar früher als sonst. Dabei hatte die erste Viertelstunde gar nicht mal so schlecht ausgesehen. Der Coach hatte wieder einer Startelf ohne die Kreativspieler Marlon Ritter und Philipp Klement vertraut. Für den gelbgesperrten Boris Tomiak hatte er Rapp als Sechser nominiert, für den angeschlagenen Hendrick Zuck Erik Durm als linken Verteidiger.

St. Pauli hatte den komplexeren Matchplan

In diesen ersten Minuten war auch noch nicht abzusehen, dass der Matchplan der Roten Teufel weniger erfolgversprechend war als der ihrer Gastgeber, auch wenn er wesentlich einfacher gestrickt war. Boyd gelang es ein, zwei Mal, vertikale Zuspiele zu behaupten und auf die Außen der 4-2-3-1-Formation abzulegen.

FCSP-Coach Jens Hürzeler hatte das 3-4-3 seiner Elf komplexer angelegt. Die Flügelstürmer zogen ständig in die Mitte und versuchten, die gegnerischen Außenverteidiger mitzuziehen, so dass sich auf den Außenpositionen die aufrückenden Schienenspieler Manolis Saliakas und Paraquada für Anspiele anboten. Der Zentrumsstürmer Lukas Daschner pendelte unentwegt in den Zehnerraum aus und machte so nicht nur seinen Flügelspielern Platz, sondern auch den immer mal vorstoßenden Mittelfeldspieler Jackson Irvine und Marcel Hartel.

Es dauerte zwar bis zur 44. Minute, ehe sich St. Pauli die erste fette Großchance bot - Saliakas steckte auf Afolayan durch, der sich halbrechts in den Strafraum geschmuggelt und in den Rückraum flankte. Hartels Kopfball strich nur knapp über die Latte.

Schuster reagiert, stellt auf Dreierkette um

Schuster musste aber schon nach nicht einmal einer halben Stunde geschwant haben, dass es für sie Jungs nicht mehr lange gut gehen konnte. Denn nach der ordentlichen ersten Viertelstunde, in der seine Elf situativ sogar auch ins Angriffspressing gegangen war, ließen sich die Betze-Buben immer stärker zurückdrängen. Diese "Wysout"-Visualisierung der Aufstellungslinien über 90 Minuten zeigt es deutlich.

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Der FCK-Trainer stellte daraufhin auf eine Dreierkette um, zunächst ohne zu wechseln, worauf sich einige Spieler aus der Startelf auf für sie ungewohnten Positionen wiederfanden. Durm rückte auf die rechte Innenverteidiger-Position und unterstützte fortan Zimmer gegen das starke Pärchen Afolayan/Paraqada, Redondo übernahm den Part des linken Schienenspielers, der eine defensivere Orientierung erfordert, die ihm nicht unbedingt liegt.

In der Fünferkette gelang das Übernehmen der einrückenden Flügelstürmer nun besser, die neuen Formation rückte auch wieder stärker auf - siehe Grafik oben - aber: nach vorne gelang den Gästen wenig bis gar nichts. Ein aus spitzem Winkel abgegebener Schussversuch von Aaron Opoku blieb bis zur Pause Lauterns einziges offensives Lebenszeichen. Wir erinnern uns: Vor Wochenfrist, beim 2:1 gegen Kiel, waren die starken Flügelpärchen der Schlüssel zum Erfolg. Von denen war diesmal kaum was zu sehen.

Halbzeit: Ritter kommt, doch nach vorne läuft weiterhin nichts

In der Pause passte Schuster sein Personal dann seiner neuen Grundordnung an. Ritter kam für Daniel Hanslik und gesellte sich im zentralen Mittelfeld neben Julian Niehues, Rapp übernahm die rechte Innenverteidigerpostion und Durm kehrte auf die linke Seite zurück.

Damit spiegelte der FCK auf dem Papier das 3-4-3 seiner Gastgeber, an den unterschiedlichen Spielanlagen aber änderte sich nichts. Auch nichts daran, dass bei den diesmal ganz in weiß angetretenen "Männern in Rot" weiterhin nichts nach vorne ging. Die Flügel blieben schwach, und Boyd wurde wechselweise und unerbittlich von Karol Mets und Irvine bekämpft. Wie stark, belegt diese "Wsycout"-Übersicht über die geführten Duelle.

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Wir sehen: Keiner musste so oft in den Clinch wie Boyd, fast immer jedoch behielten Mets und Irvine die Oberhand. Zufrieden sein kann dagegen Rapp, der früh Gelb sah und schon Mitte der ersten Hälfte am Rande eines Platzverweises stand: Seine Zweikampfbilanz gestaltet sich unterm Strich dennoch positiv. Auch Zimmer beharkte den starken Afolayan unterm Strich durchaus erfolgreich.

Nach dem Rückstand plötzlich gefährlich: warum?

Der Führungstreffer St. Paulis mutete dann in der Tat so an, wie er auch von diversen TV-Kommentatoren begrüßt wurde: überfällig. Auch wenn ihm, wie bereits verdeutlicht, gar nicht so viele Großchancen der Gastgeber vorausgegangen waren.

Weshalb die Betze-Buben in der verbleibenden Viertelstunde plötzlich doch noch aufdrehen und wenigstens zwei, drei Mal gefährlich werden konnten? Das mag zum einen an den Einwechslungen gelegen haben: Ben Zolinski trieb es mehr nach vorne als sein Vorgänger Niehues, einmal verpasste er beim Sprint in die Spitze ein steiles Zuspiel Zimmers nur knapp. Philipp Hercher und Lobinger gingen beherzter zur Sache als zuvor Opoku und Redondo. Nicolas de Préville allerdings vermochte sich nicht weiter in Szene zu setzen, dem Winter-Neuzugang blieben für sein Debüt im FCK-Dress aber auch nur knappe zehn Minuten Zeit.

Zum anderen aber drängte sich der Verdacht auf, dass dieses FCK-Team so einen Hallo-Wach-Effekt in Form eines Gegentreffers einfach braucht. Oft genug in dieser Saison fielen diese schon in der ersten Hälfte, so dass noch eine komplette zweite Halbzeit zur Verfügung stand, um aufzudrehen. Diesmal blieb nur wenig mehr als eine Viertelstunde. Das war zu wenig, um noch zu einem "verdienten" Ausgleich zu kommen.

Gegen Paderborn gilt: Ball weiter vorm Tor weghalten

Die erste Auswärtsniederlage dieser Saison muss keinen Beinbruch bedeuten. Allerdings gilt es, vor dem Freitagsspiel gegen SC Paderborn die richtigen Lehren zu ziehen, sonst droht direkt die nächste Schlappe, da dieser Gegner nochmal um einiges spielstärker ist als der FC St. Pauli. Und noch einige Rochaden mehr in petto hat, wenn man ihn zu arglos um den Strafraum herum aufspielen lässt. Da wird es nicht nur darum gehen, "mehr körperliche Präsenz und Dominanz" zu zeigen, wie Dirk Schuster anmahnte, sondern auch darum, den Ball insgesamt weiter vom eigenen Tor wegzuhalten.

Fehlen noch die Positions- und Passgrafiken. Die vom FCK offenbart die gesamte spielerische Armut, die die Elf am Millerntor vorführte. Keine Linie zwischen Opoku und Zimmer, keine zwischen Boyd und Opoku, keine zwischen den zentralen Mittelfeldspielern untereinander und, und, und.

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Da sieht die von St. Pauli um einiges besser aus. Vor allem zeigt sie, wie stark die linke Seite der Kicker vom Kiez ist.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2022/23: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon MarcoReichGott » 13.02.2023, 16:35


WIr müssen halt ein bißchen zusehen, dass wir taktisch die richtigen Lehren ziehen. Die Idee, dass man gegen uns viel Bewegung vor der 4er Kette braucht um unsere mann-orientierte Verteidigung durcheinander zu bringen ist ja nicht neu, aber wohl keine Mannschaft hat das so konsequent gegen uns gespielt wie Pauli.

Gleichzeitig hat Schuster in meinen Augen hier zum ersten mal "Sturheit" gezeigt als er trotz der Probleme auf den Flügeln weiterhin Opoku und Redondo sehr hoch hat stehen lassen um hier Konter mit wenigen Stationen ausspielen zu können. Das war halt tatsächlich letztlich dann dieses berüchtigte "Schuster-Konzept" mit einem großem Spieler vorne, zwei schnellen, hochstehenden Außen und 7 Verteidigern hinten, was wir eigentlich in der Hinrunde nur sehr selten über einen so langen Zeitraum im Spiel gesehen haben.

Mit einem Tag Abstand muss ich natürlich auch festhalten, dass wir vielleicht auch schlichtweg im Spielaufbau die Ausfälle von Zuck und Tomiak nur sehr schwer kompensieren können. Ich hoffe aber wirklich, dass wir wieder auf etwas mehr Flexibilität auf den Flügeln und mehr Spielstärke im Zentrum setzen als zuletzt.



Beitragvon Leberwerschd » 13.02.2023, 19:13


Meiner Meinung nach resultiert dieser "Hallo-Wach-Effekt"( wie er im Text beschrieben wird) den die Mannschaft nach jedem Gegentreffer bekommt, vielmehr aus der offensiveren Ausrichtung nach einem Gegentreffer. Deswegen würde ich mal vorsichtig dafür plädieren auch mal eine offensivere Aufstellung und Spielweise auszuprobieren. Das kann man ja mal machen da mit 35 Punkten ein Abstieg sehr unwahrscheinlich ist und alles was danach kommt ja sowieso "Bonus" ist.
Nur stört mich bei dieser Denkweise wieder das Spiel gegen Regensburg in dem wir etwas offensiver wie sonst starteten. Fakt ist das gestern einfach zu wenig Fußball gespielt wurde und die Standards nicht ankamen weil wir zu wenig gute Fußballer mit Spielmacherverständnis auf dem Platz hatten. Dies muss sich nächstes Spiel dringend ändern.



Beitragvon Kohlmeyer » 18.02.2023, 15:30


Hier kommt unsere ausführliche Analyse/Nachlese zum Auswärtsspiel in Paderborn:

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Foto: Imago Images

Taktik-Nachlese zum Spiel SCP-FCK
Die DBB-Analyse: Einfach unge-Heuer-lich


Das "Momentum" war erneut auf Gegners Seite. Der 1. FC Kaiserslautern kassiert beim SC Paderborn das zweite 0:1 in Folge, diesmal aber nach einem bemerkenswert konzentrierten Auftritt, der weiter Mut machen sollte.

Gleich auf fünf Positionen hatte Dirk Schuster seine Startelf gegenüber der Vorwoche verändert. Wobei es ihm, das wurde in den ersten Minuten klar, nicht darum ging, den nicht nominierten Spielern nach der insgesamt mauen Teamleistung beim 0:1 gegen den FC St. Pauli einen Denkzettel zu verpassen. Der Trainer hatte eine neue Grundordnung ausbaldowert und sein Personal entsprechend angepasst. Der nach Gelbsperre zurückgekehrte Boris Tomiak wurde Teil einer Dreierkette, die Schuster diesmal von Beginn formierte. Und das große Ganze sollte sich als 3-4-1-2 darstellen, mit dem ebenso wie Marlon Ritter wieder nominierten Kreativspieler Philipp Klement als Mann hinter den Spitzen.

Damit wollte Schuster nicht nur das auf St. Pauli vermisste spielerische Element im Spiel nach vorne belebten. Vor allem sollte die Elf in dieser Formation bei gegnerischem Ballbesitz die Wege durch die Mitte versperren. Zehner Klement und die beiden Spitzen attackierten bereits in der Paderborner Hälfte die drei Innenverteidiger und ganz besonders Sechser Ron Schallenberg, den Schuster als "Taktgeber" der Ostwestfalen ausgemacht hatte. Im Zehner-Raum vorm eigenen Strafraum, den St. Pauli viel zu intensiv hatte bespielen dürfen, machten die Dreier-Abwehrkette sowie die beiden Sechser Ritter und Nicolai Rapp dicht.

Die erste Viertelstunde: Gute Struktur, aber ...

Das sah beinahe sogar richtig gut aus. "Beinahe" nur deswegen, weil die Lautrer in der Anfangsviertelstunde trotz gut strukturierter Spielanlage der Elf von Paderborns Lukas Kwasniok dann doch zwei gute Einschussmöglichkeiten gestattete. Beide Male funktionierte die Flügelverteidigung nicht. Einmal durfte sich Julian Justvan nach einem langen Ball von Innenverteidiger Uwe Hünemeier aus dem rechten Halbfeld in den Strafraum stehlen, wo er vollkommen frei vor FCK-Keeper Andreas Luthe auftauchte, an diesem aber scheiterte.

Und ein zweites Mal attackierten Ritter und Jean Zimmer auf der rechten Abwehrseite Robert Leipertz, ließen aber Raphael Obermair freistehen, der aufs lange Eck flankte, wo Marcel Hoffmeier mit dem Kopf SCP-Mittelstürmer Marvin Pieringer auflegte, der den Ball mit dem Schädel aber nicht im Tor unterbrachte. Scheint halt kein Zufall zu sein, dass die Torfabrik der Liga von ihren nunmehr 45 Treffern nur vier mit dem Kopf erzielte.

Insider wissen Bescheid: Wehe, wenn der Kraus marschiert

Und die Pfälzer? Die Schussversuche von Klement und Terrence Boyd muteten nicht ganz so vielversprechend ab, waren aber gut herausgespielt. Doch dann machte sich Kevin Kraus wieder mal auf den Weg nach vorne. Was Insider natürlich sofort aufhorchen lässt. Denn der "Schnorres" geht nur sehr, sehr selten aus dem Spiel heraus mit nach vorne, aber wenn, hat’s in der jüngsten Vergangenheit schon zwei Mal effektvoll geschnackelt. Einmal bereitete ein unvermittelteter Kraus'scher Vorwärtsmarsch das 1:0 im zweiten Relegationsspiel in Dresden vor und stieß so die Tür zum Aufstieg auf. Und am 3. Spieltag dieser Saison leitete ein ebensolcher Kenny Redondos Treffer beim 2:1 gegen St. Pauli ein. Diesmal schloss Kraus seinen Vorstoß mit einem Seitenwechsel auf Zimmer ab. Der schickte Boyd auf die Reise - und gegen den konnte SCP-Innenverteidiger Jannis Heuer nur mit einer Volles-Risiko-Grätsche in höchster Not retten.

Doch ob der Treffer gezählt hätte? Kraus hatte den Ball mit einem von den TV-Bildern klar nachweisbaren Trikotzupfer gegen Leipertz erobert - dass der VAR da sein Veto eingelegt hätte, ist ziemlich wahrscheinlich.

Insgesamt aber hielt der FCK die Kwasniok'sche Kombinationsmaschine bis zur Pause gut im Griff. Einen großen Teil ihrer 63 Prozent Ballbesitz vermochte sie lediglich in der eigenen Hälfte oder um die Mittellinie herum abzuspulen. Es war aber auch zu erkennen: Da Schuster sämtliche seiner flinken Flügelspieler auf die Bank gesetzt hatte, fehlte es Lautern an Speed, um sein Umschaltspiel gefährlicher zu gestalten.

Hälfte zwei: Vier Ecken, SCP-Wirbel, dann das "Momentum"

Nach der Pause sorgten die Gäste erst einmal mit vier Ecken in Serie für Betrieb in Gegners Strafraum. Anschließend sah es eine runde Viertelstunde lang aus, als wiederhole sich das Muster aus der Niederlage am Millerntor. Sie wichen zu stark zurück, so dass die Paderborner vorm Strafraum ins Spielen kamen, insbesondere Linksfuß Justvan stresste, der aus seiner halbrechten Position immer wieder in die Mitte zog. Auch Feinmotoriker Florent Muslija ließ sich nur schwer stoppen. Andererseits ist zu konstatieren: Die Männer in Rot attackierten vor und hinter der Strafraumgrenze sehr besonnen.

Innerhalb von sieben Minuten entschied dann das "Momentum", von dem auch Dirk Schuster gerne spricht. Erst steuerte Boyd das Leder artistisch an die gegnerische Querlatte. Vorausgegangen war eine gefühlige Diagonalflanke von Ritter auf Rapp, der halbrechts im Strafraum den Ball ebenso feinfüßig in die Mitte weitergeleitet hatte.

Und dann glückte Heuer aus halblinker Position an der Strafraumgrenze der perfekte Freistoß. Über die Mauer in den kurzen Winkel, besser geht’s einfach nicht. Eben der Heuer, der vor der Halbzeit die Top-Chance Boyds mit einer Wahnsinnsgrätsche zunichte gemacht hatte. Die Bezeichnung "Matchwinner"wird im Reportersprech zwar viel zu oft gebraucht, in diesem Fall aber ist sie wohl angebracht.

Große Schlussoffensive bleibt ohne Frage

So einfach geschlagen wollten sich die "Comebacker der Liga" auch diesmal nicht. Mit Philipp Hercher, Daniel Hanslik und Nicolas de Préville jagte Schuster alles auf den Platz, was ihm an Offensivkräften noch zur Verfügung stand. Nur Aaron Opoku musste bis zum Schluss zuschauen. Kenny Redondo war schon nach 60 Minuten für Ben Zolinski gekommen, der nach langer Verletzungspause erstmals seit dem 1. Spieltag wieder von Beginn an ran durfte.

Ums Haar wäre die Schlussoffensive noch in der Nachspielzeit belohnt worden, doch der eingewechselte Hinspiel-Torschütze Felix Platte kratzte einen Gemeinschaftskopfball von Hercher und Boyd nach Klement-Ecke von der Torlinie. Wie gesagt: Das "Momentum" fehlte.

Insgesamt aber ein Auftritt der Roten Teufel, der sie, auch wenn’s die zweite Niederlage in Folge war, auf keinen Fall entmutigen sollte. Das belegen auch die statistische Werte: Sie haben wieder mal öfter aufs Tor geschossen als Gegner (Endergebnis: 15:13), es auch innerhalb des Strafraums öfter versucht (9:5) und auch mehr Ecken herausgeholt (6:3) - und das bei nur 37 Prozent Ballbesitz.

Patt bei xGoals, "unterirdische" Passquote verbessert

Bei den xGoals-Berechnungen weichen die Datenanbieter diesmal voneinander ab. "bundesliga.de" und andere sehen Paderborn mit 1,00 : 0,95 vorne, die Software von ""11tegen11" und Co. dagegen hat ein 1,32 : 0,96 für Lautern errechnet. Wobei uns die finale Chance durch Boyd/Hercher ein wenig überbewertet erscheint. Hier die Timeline von Sander Ijtsma:

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Die Positions- und Passgrafik zeigt, dass die Konzentration auf die Mitte zumindest die linke Seite flügellahm machte: Hendrick Zuck ist nun einmal kein Schienenspieler, der bis zur Grundlinie marschiert.

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In dem Zusammenhang noch eine Anmerkung zur Passqualität, die auf St. Pauli von Schuster als "unterirdisch" bezeichnet wurde. Lag sie am Millerntor noch bei 58 Prozent, vermeldet "sofascore" diesmal 77 Prozent Passgenauigkeit, "bundesliga.de" hat sogar 81 Prozent registriert. Die Steigerung bewirkt hat vor allem die Nominierung Klements, dessen Pässe zu 89,2 Prozent bei seinen Mitspielern landete (Quelle: sofascore).

Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik der Paderborner. Beeindruckend, ohne Frage.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2022/23: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon MarcoReichGott » 18.02.2023, 16:23


Ich hatte im Spieltagsthread ja schon recht viel geschrieben, was ich nicht alles wiederholen muss - insgesamt fand ich, dass wir ein solides bis gutes Spiel gegen einen starken Gegner gemaht haben - und den einen Punkt hätten wir eigentlich echt auch verdient gehabt.

Die 3er Kette mit spielstarkem Mittelfeld (Rapp, Ritter, Klement) hatte ich vor dem Spiel auch als Option angesehen und konnte Schusters Wahl daher auch nachvollziehen. Etwas stutzig gemacht hatte mich aber die Besetzung mit Boyd und Zollinski, die nun beide nicht die ganz großen Techniker sind und beide auch jetzt nicht das große Sprinttempo auf den ersten Metern mitbringen. Für mich sah das rein von der Aufstellung so aus als wollten wir noch offensiver pressen...was dann aber nicht erfolgte und die Wahl des Duos dann auch für mich nicht ganz nachvollziehbar war.

Mir fehlt hier gerade bei den Startaufstellung von Schuster ein bißchen die Balance, die uns in der Hinrunde noch ausgezeichnet hatte. Nachdem gegen Pauli total auf Tempo vorne gesetzt wurde und wir sogar hinten taktisches Umstellung dafür in Kauf genommen haben, wurde nun gegen Paderbon das Tempo vorne komplett rausgenommen. Redondo, Opoku oder Hercher sind hier aber ja in einem 5-3-2 eigentlich sehr naheliegende Lösungen als Sturmpartner für Boyd. Nichtmals Durm wurde gestern gebracht, den ich im Spiel mit 3er Kette doch noch für den offensivsten unserer AVs halte und mit dessen Einwechslung ich eigentlich daher auch stark gerechnet hatte.

Ich kann irgendwie nachvollziehen, dass Schuster die Spieler auswählt, von denen er glaubt seinen Matchplan optimal durchsetzen zu können und er ohnehin ja eine starke Tendenz dazu hat bei Erfolgen die Startelf zusammenzuhalten. Aber ich persönlich würde mir da trotzdem wünschen, dass die Mischung zwischen Zweikampfstärke, Passgenauigkeit, Sptritzigkeit in den Sprints wieder etwas ausgeglichener besetzt wird. Ich hab das Gefühl, dass sich unsere Gegner in Liga 2 etwas schweerer damit tun, wenn wir selber im Offensivspiel mehr variabilität anbieten.



Beitragvon Lautern-Fahne » 21.02.2023, 12:42


Ich kann mich deinen Einschätzungen zu Zolinski und Durm nicht anschließen. Zolinski sehe ich als jmd mit gutem, giftigen Antritt. Der rennt vllt nicht die hundert Meter am schnellsten- aber auf dir ersten 2-5m dürfte er vorne sein. Und vllt bekam er nach der Veletzung einfach mal Spielpraxis.

Wie du darauf kommst, dass Durm unser offensivster AV ist, musst du erklären. Er geht seltenst über die Mittellinie. Gegen Ender HR wurde es etwas besser-für mich aber die einzige kleine Enttäuschung im Kader. Zimmer, Hercher und Zuck haben -bei schlechterer Technik- deutlich mehr Offensivdrang.

Die starke Umwucht im Kader wird daher kommen, dass Pauli und Paderborn vollkommen unterschiedlich spielen. Pauli ist eher auf Kampf aus und Paderborn löst alles spielerisch. Und haben mehr schnelle Leute als wir. Fand die Idee, dass Spiel langsam zu machen gut. Der SCP verlegte kurz zuvor neuen Rasen, und das Risiko in Konter zu rennen war hoch. Conteh machte uns halt einen Strich durch die Rechnung. Hauptaufgabe der Stürmer war zu pressen. Was dazu führte, dass Boyd vorne offensiv wirkungslos war- aber den SCP verlangsamte.
"Für mich ist Schönheit, dem Gegner nicht zu geben was er will."

"Es gibt Leute die sagen, kreative Spieler seien von Abwehraufgaben zu entlasten. Wer dies behauptet, kennt den Fußball nicht. Alle elf müssen zu jeder Zeit genau wissen, was sie zu tun haben"

José Mourinho



Beitragvon MarcoReichGott » 21.02.2023, 15:47


Also ich hab da bislang von dieser Explosivität von Zollinski bislang noch nix gesehen - aber natürlich gab es insgesamt jetzt auch noch nicht so viel von ihm zu sehen aufrund fehlender Spielzeit. Er ist jetzt sicherlich auch kein Kraus was seine Geschwindigkeit angeht, aber mit Redondo, Hercher oder Opoku hats halt auch wenig gemeinsam. Die haben dort nämlich nicht nur keine Schwäche, sondern explizit ihre Stärken. Was ich eben im Zusammenspiel mit Boyd, der jetzt nicht gerade die präzisesten Pässe spielt, einfach im Spiel mit Doppelspitze für torgefährlicher halte

Durm hat seine starken Spiele bei uns bislang entweder gehabt, wenn wir mit 3er Kette gespielt haben oder wenn er auf der rechten Seite mit Zimmer einen Spieler vor sich hatte, der ihm Abwehrarbeit abnimmt und dafür offensiv mit einbindet. Ich bin von Durms Defensivarbeit ein wenig enttäuscht und von seinem Aufbauspiel - vor allem auf der linken Seite - massiv enttäuscht. Aber wenn wir denn mit offensiveren AVs spielen würden (was wir ja gegen Paderborn nicht gemacht haben und es eher eine 5er Kette war als eine 3er Kette) dann halte ich Durm hier nach wie vor für eine recht logische Wahl, wenn ich Offensivpower haben möchte.

Mittlerweile hat auch die Mannschaft in Interviews teilweise nochmal betont, dass Paderborn durchaus Räume angeboten hat, aber man diese eben nicht konsequent ausgenutzt hat. Das deckt sich eben mit meiner Einschtzung, dass wir ein bißchen zu sehr ins andere Extrem nach Pauli gekippt sind und eben zu viele der Spieler, die diese WEge in die Räume gehen, eben nicht mehr auf dem Platz hatten. Daher eben mein Wunsch danach, dass wir in Zukunft wieder etwas mehr Balance reinbekommen.

Im Spiel mit 3er Kette braucht es eben das Tempo neben Boyd in der Spitze und in der 4er Kette bitte nicht mehr rein auf das Tempo auf den Außen verlassen, sondern eben im Zentrum trotzdem Passstärke aufstellen.



Beitragvon Oktober1973 » 21.02.2023, 20:23


@MRG; gehe voll mit bei Deiner der Beurteilung Durm und Zolinski. Durm hatte ich in Spieltagthreads immer wieder genauso angeführt. Zolinski sehe ich eher als agressiven Anläufer und "Löcherstopfer", denn als zweite oder hängende Spitze.
Ich glaube Hanslik hat gezeigt, dass er das besser kann. Ich bleibe mit den Dingen hier im Taktikthread, wenn es auch schon um die Vorausschau auf Fürth geht. Die Bespielung der gegnerischen Dreierketten ist mit den schnellen Aussen schon ein Mittel der Wahl. Dass man aber auch geduldig eine hohe Passquote hinbekommen muss, hat Paderborn ja auch bewiesen. Im Stadion kam es mir so vor, dass unsere Defensive wirklich konzentriert agiert hatte.
Im Vorwärtsgang waren wir dann zu ungenau und m.E. auch nicht schnell genug, obwohl die Daten uns eine gute Chancenquote attestiert haben. Ich denke sogar, dass wir Szenen hatten, bei denen 3-4 Mann nach vorne agiert hatten und 5-6 Mann nicht schnell genug nachgerückt sind.
Ich glaube nach wie vor, dass unsere Laufleistung hinter her hinkt. Laufleistung nimmt man im Stadion mit Präsenz, Zulaufen der Räume und Spiel ohne Ball wahr, wenn man das reine Fansein mal etwas auf die Seite legt und Fussball schaut. Wir hatten in Paderborn 2 KM weniger, waren gegen Kiel besser und gegen den KSC, aber mit meist ca 1-2 Km weniger. Im Schnitt liegen wir bei 111 KM im Moment über die Saison. Heidenheim z.B hatte gegen Nürnberg sagenhafte 125 KM beim 5:0. Heidenheims Durchschnitt über die gesamte Saison beträgt enorme 120 KM.
In unserem Spiel hätten wir auch über 120 gehabt, waren jedoch nur mit 10 Mann. Wenn der Gegner uns die Laufleistung aufzwingt, scheinen unsere Jungs dies mit zu machen. Vor Allem zu Hause, wenn das Stadion die Mannschaft trägt, müsste das doch möglich sein. Ich würde dieses Thema nicht unterschätzen wollen.
Fürth spielt überwiegend 3 er Kette, sodass ich am Liebsten zu Hause 4-4-2 spielen würde.



Beitragvon Lautern-Fahne » 22.02.2023, 19:03


MarcoReichGott hat geschrieben:Also ich hab da bislang von dieser Explosivität von Zollinski bislang noch nix gesehen - aber natürlich gab es insgesamt jetzt auch noch nicht so viel von ihm zu sehen aufrund fehlender Spielzeit. Er ist jetzt sicherlich auch kein Kraus was seine Geschwindigkeit angeht, aber mit Redondo, Hercher oder Opoku hats halt auch wenig gemeinsam. Die haben dort nämlich nicht nur keine Schwäche, sondern explizit ihre Stärken. Was ich eben im Zusammenspiel mit Boyd, der jetzt nicht gerade die präzisesten Pässe spielt, einfach im Spiel mit Doppelspitze für torgefährlicher halte

Durm hat seine starken Spiele bei uns bislang entweder gehabt, wenn wir mit 3er Kette gespielt haben oder wenn er auf der rechten Seite mit Zimmer einen Spieler vor sich hatte, der ihm Abwehrarbeit abnimmt und dafür offensiv mit einbindet. Ich bin von Durms Defensivarbeit ein wenig enttäuscht und von seinem Aufbauspiel - vor allem auf der linken Seite - massiv enttäuscht. Aber wenn wir denn mit offensiveren AVs spielen würden (was wir ja gegen Paderborn nicht gemacht haben und es eher eine 5er Kette war als eine 3er Kette) dann halte ich Durm hier nach wie vor für eine recht logische Wahl, wenn ich Offensivpower haben möchte.

(...)
Im Spiel mit 3er Kette braucht es eben das Tempo neben Boyd in der Spitze und in der 4er Kette bitte nicht mehr rein auf das Tempo auf den Außen verlassen, sondern eben im Zentrum trotzdem Passstärke aufstellen.


Es würde mich stark wundern, wenn wir die Aufstellung von Paderborn so nochmal sehen. Ziel war es ja eben, die Dynamik auf beiden Seiten rauszunehmen. Mittelfristig sind wir ohne unsere schnellen Außen aufgeschmissen. Die Mannschaft wird in der Konstellation nicht auf ein spielerisches Niveau wie Paderborn kommen.

Zolinski hat auf den 100m keine Chance gegen unsere Außen. Darum ging es aber auch nicht. Er war in Paderborn auf den ersten 2-5m oft sehr schnell am gegnerischen Spieler und presste. Das imponierte mir. Das Zusammenspiel mit Boyd funktionierte garnicht. Das liegt aber halt auch dran, dass Boyd seinen körperlichen Spielstil hat und kein Filigrantechniker ist. Er braucht -wenn 2 Stürmer spielen- einen, ders spielerische für ihn übernimmt.
Wobei ich uns mit Boyd auch nicht in einem 2er Sturm sehe. Derzeit können wir m.M.n. nicht auf 5 Leute im Mittelfeld verzichten. Das 5-3-2 aus Paderborn war für das Spiel richtig, nimmt uns aber zu viele Stärken.

Ich glaube wir sind uns einig, dass Durm auf die rechte Seite gehört. Er versucht jede Situation mit dem rechten Fuß zu lösen und man kann sehen dass er körperliche Probleme auf links hat. Er verkrampft förmlich in den Zweikämpfen.
Nach wie vor fehlen mir Argumente, warum Durm die logische Wahl für einem offensiveren RV sein soll. Im Groß der Spiele blieb Durm offensiv blass. Er spielt saubere Pässe, hat aber weder die Geschwindigkeit eines Opoku, noch die genauen Flanken eines Herchers oder Zimmers Galligkeit und Willen die Linie hoch und runterzurennen. Er ist ein guter Fußballer, den ich gern mal als rechten IV in einer 5er Kette sehen würde. Aber du schriebst ja selbst- seine guten Momente hatte er, wenn Zimmer ihn einband. Er selbst bringt offensiv wenig an den Tisch.
"Für mich ist Schönheit, dem Gegner nicht zu geben was er will."

"Es gibt Leute die sagen, kreative Spieler seien von Abwehraufgaben zu entlasten. Wer dies behauptet, kennt den Fußball nicht. Alle elf müssen zu jeder Zeit genau wissen, was sie zu tun haben"

José Mourinho



Beitragvon Kohlmeyer » 26.02.2023, 14:10


Hier kommt unser analytischer Blick auf den gestrigen Heimsieg gegen das Kleeblatt:

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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-Fürth
Die DBB-Analyse: Erst die Rochade, dann die Raute


Wie vertrackt so ein Spiel Elf gegen Zehn doch werden kann - wenn zwei Trainer an der Seitenlinie stehen, denen immer noch was Neues einfällt. Das 3:1 des 1. FC Kaiserslautern über die SpVgg Fürth bot dafür ein Lehrbeispiel.

Zunächst mal: FCK-Coach Dirk Schuster kehrte für diese Partie wieder zur Viererkette zurück. Und diese Entscheidung hing nicht damit zusammen, dass Robin Bormuth, der vor Wochenfrist beim 0:1 in Paderborn noch die Dreierkette komplettierte, kurzfristig ausfiel. Wie der Trainer nach dem Spiel erzählte, tendierte er schon unter der Woche zum Viererriegel - und seinem Plan A zufolge hätte Bormuth sogar zur Startelf gehört. Also hätte eigentlich ein anderer Defensivspieler weichen sollen. Wer? Dass Schuster dies verriet, glaubt hoffentlich niemand ernsthaft.

Dass der gegnerische Trainer plante, seine Jungs früh ge- und entschlossen anlaufen zu lassen, überraschte insofern nicht, als dass man dies von Mannschaften Alexander Zornigers gar nicht anders kennt. Möglicherweise aber haben die Hausherren die Gäste überrascht, denn die kamen in den ersten Minuten gar nicht dazu, im gegnerischen Verteidigungsdrittel Balljagden zu veranstalten. Denn dort war das Leder gar nicht zu finden.

Die Roten Teufel nämlich setzten ihrerseits auf frühes Pressing, attackierten gleich mit fünf Mann tief in der gegnerischen Hälfte. Kenny Redondo hätte ums Haar schon nach vier Minuten den Führungstreffer markiert. Erst eroberte sich der linke Flügelmann das Leder von Fürths rechtem Innenverteidiger Sebastian Griesbeck, dann nagelte er es an den kurzen Pfosten.

Fürths Pressing stresst den Capitano - Zur Pause kommt Durm

Bald schon aber signalisierte ein Distanzschuss von Kleeblatt-Stürmer Ragnar Ache, dass sich die Gäste nicht dauerhaft hinten rein drängen lassen wollten. Und, siehe da, nach zehn Minuten boten sie immer wieder Kostproben ihres energischen Pressings. Probleme damit hatte vor allem Jean Zimmer auf der rechten Abwehrseite, der für einige Ballverluste verantwortlich zeichnete. Zur Halbzeit nahm Schuster den Capitano vom Feld. "Er hatte keinen guten Tag, war auch mit sich selbst unzufrieden", bestätigte der Trainer hinterher, "sowas gibt's" nunmal in einem Fußballer-Leben.

Nicht nur des Anstands, sondern auch der Vollständigkeit wegen darf aber nicht vergessen werden. Beim Führungstreffer seines Teams nach 22 Minuten war Zimmer aktiv mitbeteiligt. Erst leitete er mit einem langen Ball auf den rechten Flügel eine Angriffsaktion von Aaron Opoku und Philipp Klement ein. Als diese abgewehrt wurde, beteiligte er sich noch im Angriffsdrittel am erfolgreichen Gegenpressing. Auf sein Zuspiel setzte Klement Nicolai Rapp am rechten Flügel eint, der mit exzellentem Timing in die Mitte passte. Redondo fälschte die flache Flanke noch ab, ehe Terrence Boyd einschoss, so dass ihm die Vorlage zuzuschreiben ist.

Schade für Rapp: Schon vor Wochenfrist in Paderborn hatte er mit ähnlichen feinem Zuspiel Boyd bedient, da aber hatte dieser nur die Latte getroffen ... Das mit den Assist-Punkten wird aber noch werden, so oft, wie der Winter-Neuzugang mit überlegten Pässen auffällt.

Die Marker vor der Pause: Platzverweise und Redondo-Aus

Bis zur Pause prägten anschließend zwei Szenen die Partie, die sich nicht unmittelbar vorm Tor abspielten. Erst sah Simon Asta die Ampelkarte, dann musste der bis dahin bärenstarke Redondo verletzt raus, Philipp Hercher kam.

Lautern nun also mit elf Mann gegen zehn. Doch spätestens seit dem glücklichen 3:2-Sieg der Betze-Buben in Bielefeld am 15. Spieltag wissen wir: Das muss kein Vorteil sein. 1:0 und ein Mann mehr, das verpflichtet eigentlich, das Spiel zu machen und den Gegner hinterher laufen zu lassen. Allerdings: Mit einer Führung im Rücken will man doch nicht so blöd sein, einen plötzlichen Ballverlust und einen Konter zu riskieren ... Aus diesem Dilemma entwächst dann schnell mal Krampf.

Kompliziert, aber gut: Zornigers Tüfteleien für Hälfte zwei

Hinzu kam, dass Fürth-Coach Zorniger sich noch lange nicht geschlagen geben wollte. Zur Pause baute er sein 3-5-2 um, und das in einer Art und Weise, auf die man erstmal kommen muss. Trotz Rückstand nahm er mit Griesbeck und Damian Michalski von zwei von seinen drei Innenverteidigern raus. Der dritte, Oussama Haddadi, gab fortan den linken Außenverteidiger einer Vierkette.

Für die rechte Abwehrseite war bereits nach Astas Platzverweis Marco Meyerhöfer gekommen, für ihn hatte der Trainer Stürmer Armindo Sieb aus dem Spiel genommen. Das Innenverteidiger-Pärchen bildeten nun Gideon Jung, den Zorniger aus dem defensiven Mittelfeld zurückzog, sowie Luca Itter, der bis dato auf der linken Außenbahn zuhause war.

Die Überlegung hinter den Rochaden? Vermutlich wollte Zorniger in seiner hinteren Viererreihe mehr Speed sehen. Denn die rückte nun mutig auf, der Unterzahl zum Trotz. Das Mittelfeld des Kleeblatts formierte sich zur Raute, wobei Zehner Branimir Hrgota die verbliebene Spitze Ache permanent unterstützte. Zudem brachte Zorniger die offensiv versierten Mittelfeldspieler Julian Green und Lukas Petkov als Achter.

Ausgleich mit Ansage - doch der Krampflöser folgt auf dem Fuße

Diese neue Formation funktionierte gegen zunehmend konturloser werdende Lautrer hervorragend. Vom Wiederanpfiff weg beherrschte das zehnblättrige Kleeblatt elf Rote Teufel im eigenen, mit 39.124 Zuschauern wieder mal sehr gut gefüllten Fritz-Walter-Stadion. Der aufgerückte Meyerhöfer traf nach 50 Minuten die Latte, Hrgota hatte geflankt - "ein Warnschuss, den wir überhört haben", gab Dirk Schuster hinterher zu. Zwölf Minuten später war es soweit: Die eingewechselten Meyerhöfer, Green und Petkov durften sich munter durchs Mittelfeld kombinieren, Hrgota Durm düpieren - und schon stand es 1:1.

Damit drohte das Lautrer Spiel noch mehr zu verkrampfen. Doch schon wenige Augenblicke später gelang den Schuster-Jungen endlich eine Aktion, bei der sie sich ihre Überzahl zunutze machten. Ballgewinn Klement, ein erster Diagonalball auf Boyd, ein zweiter Diagonallball in den Lauf des in den Strafraum eindringenden Opoku. Der war seit Herchers Einwechslung auf dem linken Flügel unterwegs und schien sich dort wesentlich wohler zu fühlen. Mit viel Gefühl flankte Richtung langer Pfosten, wo Hercher einmal mehr seine Vollstrecker-Qualitäten unter Beweis stellte. 2:1.

Als dann nochmal drei Minuten später Kevin Kraus nach einer Klement-Ecke und abgewehrtem Boyd-Kopfball den dritten Treffer für den FCK markierte, schien das Spiel gelaufen. Oder? Nochmal zwei Minuten stand Ache nach einem langen Ball frei vor Luthe, lupfte den Ball aber nicht nur über den Keeper, sondern auch am Tor vorbei.

Und dann tüftelt Schuster: Raute kontert Raute

Jetzt platzte Dirk Schuster der Kragen. Und er wartete seinerseits mit einer Idee auf, die er sein Team in dieser Saison so noch nicht umsetzen ließ. Er konterte die Fürther Raute mit einer eigenen. Rapp agierte fortan allein auf der Sechs, Klement auf der Zehn, Ben Zolinski, der nach 60 Minuten für Marlon Ritter gekommen war, halbrechts, und Opoku, für ihn vollkommen ungewohnt, halblinks. Erst nach 86 Minuten ersetzte den gelernten Flügelstürmer mit Julian Niehues ein etatmäßiger Sechser, Rapp rückte dafür auf die Acht. Mit Opoku gemeinsam durfte Boyd vom Platz, für den Nicolas de Préville noch ein paar Minuten Einsatzzeit sammeln durfte.

Passiert war bis zum Schlusspfiff dann tatsächlich nicht mehr viel. Die Rauten hatten sich gegenseitig neutralisiert. "Ich bin ein bisschen sauer, aber mehr auf mich, dass wir mit den Wechseln zu spät reagiert haben", meinte Dirk Schuster hinterher. Passt schon, Trainer. Auf solche Ideen muss man ja auch erstmal kommen.

Rapp gegen Hrgota: Wir plädieren auf Unentschieden

Die xG-Timeline von "Wyscout" sieht den FCK mit 2,56 : 1,67 vorn, "bundesliga.de" und andere haben sogar ein 3,42 : 1,43 errechnet. Muss man beides nicht so ernst nehmen. Was die Fürther mit nur zehn Mann in der zweiten Hälfte aufzogen, war schon recht imposant, egal, was irgendeine PC-Software erkennt.

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Auch die Positions- und Passgrafiken gibt's diesmal von "Wyscout". Die sind schon üblicherweise nicht sehr übersichtlich, weil sie auch die Einwechselspieler mitberücksichtigen. Und wegen der vielen Rochaden speziell sind in diesem Spiel sind sie noch weniger aussagekräftig.

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Dito die Positions- und Passgrafik der Gäste:

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Spannender ist da schon diese Überkreuztabelle, die über die geführten Zweikämpfe Aufschluss gibt. Überzeugend wieder mal Boris Tomiak, der sich überwiegend erfolgreich gegen Ragnar Ache behauptete, mit dessen Nachfolger Dickson Abiama aber Schwierigkeiten hatte.

Und das Duell des starken Nicolai Rapp gegen den nicht minder starken Branimir Hrgota? Lassen wir es enden wie den Kampf des schwarzen Ritters gegen König Artus bei Monty Pythons Suche nach dem Heiligen Gral: Plädieren wir auf Unentschieden.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2022/23: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon FckSchrat » 26.02.2023, 20:17


salamander hat geschrieben:@Ke07111978:
Wir sind definitiv ein Aufsteiger...

Den Satz kann man definitiv so unterschreiben.



Beitragvon Kohlmeyer » 04.03.2023, 16:15


Was war Dirk Schusters taktische Intention und was hat dabei nicht funktioniert? Hier kommt unsere Nachlese zum vieldiskutierten Auftritt in Magdeburg:

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Taktik-Nachlese zum Spiel FCM-FCK
Die DBB-Analyse: Kein Mittel gegen die Micky Mäuse


Null zu Zwei beim 1. FC Magdeburg. Dritte Auswärtsniederlage in Folge. Gegen einen stark beflügelten Gegner, gegen den der 1. FC Kaiserslautern zu selten zeigte, wie der Matchplan seines Trainers hätte aufgehen können.

Beide Übungsleiter hatten Erkenntnisse, die ihnen das irre 4:4 im Hinspiel bescherte, auch in ihre Vorbereitung auf diese Partie aufgenommen. Beim Torfestival im vergangenen August hatte FCM-Coach Christian Titz etwa dem robusten Julian Rieckmann einen seiner nur zwei Startelf-Einsätze gegönnt. Er stellte ihn auf die Sechser-Position, um seine beiden Innenverteidiger beim Abräumen langer Bälle auf Terrence Boyd zu unterstützen. Diesmal verhalf Titz dem 2,01 Meter großen Jamie Lawrence zu seinem erst sechsten Startelf-Einsatz dieser Spielzeit. Als Nebenmann des souveränen Daniel Heber in der Vierer-Abwehrkette sollte Lawrence Boyd unmittelbar beharken. Davor positionierte Magdeburgs Trainer den gelernten Innenverteidiger Silas Gnaka, um weite Zuspiele auf Lauterns zentralen Stürmer abzupflücken. Das funktionierte im Großen und Ganzen gut, Boyd verlebte keinen angenehmen Abend.

Dirk Schuster wiederum setzte in der Abwehr auf eine Dreierkette. Auf diese hatte er im Hinspiel erst nach 45 Minuten umgestellt, als sein Team 2:3 zurücklag. Sie sollte im Spiel gegen den Ball durch die beiden Schienenspieler Hendrick Zuck und Erik Durm zur Fünferkette ergänzt werden, auf dass diese den starken Magdeburger Flügelspielern die Räume eng macht. Das funktionierte diesmal, sagen wir es mal so, leidlich.

Viel Ballbesitz für Magdeburg, dann das erste Lautrer Lebenszeichen

Denn schon in der Anfangsphase zeigte sich: Baris Atik und Jason Ceka ließen sich so zwar einigermaßen bremsen, dafür aber bot sich den aufrückenden Außenverteidigern Raum nach vorne. Die ersten Prüfungen, die Andreas Luthe zu meistern hatte, wurden dem FCK-Keeper folgerichtig von Linksverteidiger Mohammed El Hankouri auferlegt, allerdings nur in Form von kernigen Distanzschüssen.

Erst nach 16 Minuten mit rund 80 Prozent Ballbesitz für den FCM zeigten die Betze-Buben, dass auch der Matchplan ihres Trainers was für sich hatte: Philipp Klement und Zuck doppeln auf der linken Seite vorbildlich den aufgerückten Rechtsverteidiger Herbert Bockhorn, dessen Zuspielversuch auf Atik schnappt sich Julian Niehues. Klement setzt mit langem, vertikalen Pass den links durchstartenden Ben Zolinski ein. Der flankt flach in die Mitte, wo Boyd auf den nachgerückten Klement ablegt. Der wiederum überlasst das Leder Niehues, tiefer Flachpass auf den in den Sechzehner startenden Durm, der als rechter Schienenspieler den Vorzug vor Jean Zimmer erhalten hat. Durm trifft den Pfosten, Boyd verwandelt den Abpraller, Treffer wird aber wegen Abseits aberkannt - zurecht.

So hatte Schuster sich das gedacht. Gut umschalten, präzise passen und vor allem: nachrücken, um sich einen abgewehrten auch mal direkt wieder zurückzuholen. Doch genau davon war im Lautrer Spiel viel zu wenig zu sehen. Der Zugriff auf die zweiten Bälle klappte nur sehr selten, fast immer war die Gastgeber einen Tick schneller.

Das 1:0: Ceka wie Messi, Kwarteng wie aus dem Lehrbuch

Nach dieser Aktion vermochten sich beide Teams eine Zeit lang gegenseitig zu neutralisieren. Bis nach 40 Minuten ein weiteres Puzzleteil in Titz' Matchplan passte. Dank des Einbaus des Abräumers Gnaka auf der Sechs durfte Magdeburgs bislang bester Torschütze Moritz-Broni Kwarteng öfter aus seiner Mittelfeldposition in die Spitze starten, als es ihm zuletzt im flachen 3-4-3 beim FCM-Auswärtssieg in Hannover möglich war. Dies gelang dem 24-Jährigen in diesem Moment geradezu lehrbuchmäßig, nicht minder genial angespielt von Ceka, der sich mit einem tödlichen Pass auf Lionel-Messi-Level bewegte. Niehues war zwar am Mann, fand aber keine Möglichkeit, Kwarteng am Schuss ins lange Eck zu hindern.

Mit diesem Treffer ging’s in die Pause. Die Roten Teufel im Rückstand, und bislang in einer Formation stehend, die eher auf Torsicherung ausgerichtet war ... Da waren nun wieder mal die Mentalitätsmonster gefragt, als die sich in dieser Saison schon öfter profiliert hatten. Und Trainer-Ideen, wie sie ebenfalls bereits mehrmals Wenden herbeigeführt haben.

Diesmal aber beließ es Schuster zunächst bei der von ihm zu Beginn gewählten Grundordnung. Für Mittelfeldspieler Marlon Ritter kam mit Tyger Lobinger zwar ein Stürmer, für diesen aber wurde Zolinski zurückgezogen. Denn der Wechsel sollte nicht das Team neu ausrichten, sondern einem Platzverweis Ritters vorbeugen. Der hatte von Schiedsrichter Michael Bacher bereits Gelb gesehen und eine finale Verwarnungsansprache erhalten.

56. Minute: Der FCK zeigt nochmal, wie es hätte gehen können

Die Männer in Rot rückten zwar nun ein wenig höher auf, kurz vorm Erfolg standen sie aber nur einmal: In Minute 56, als der - hört, hört - aufgerückte Innenverteidiger Kevin Kraus im gegnerischen Strafraum auf Boyd ablegte, dieser aber an FCM-Keeper Dominik Reimann scheiterte. Eingeleitet hatte die Szene ein Einwurf Nicolai Rapps. Darauf hatte der Gegner zwei Angriffsversuche abgewehrt, der Ball aber war in den Reihen der Roten Teufel geblieben. Weil sie geschlossen nachgerückt waren. Die Flanke aus dem Halbfeld, die Boyd beinahe verwertet hätte, hatte Zolinski geschlagen.

Mit dem mutigeren Aufrücken der Gäste schlug aber auch die Stunde der "Micky Mäuse" - so nennt Christian Titz sein zum Teil nur halbhoch gewachsenes Personal, das dafür aber über enormen Speed verfügt. Und tatsächlich: Gegen Atik und den zur Pause für Ceka eingewechselten Tatsuya Ito sahen Lauterns Abwehrhünen bisweilen aus wie Kater Karlo, der vierschrötige Gegenspieler der Disney-Figur.

Der flinke Ito besorgte nach 65 Minuten die Vorentscheidung. Atik hatte ihm das Leder mit der Hacke durch den FCK-Abwehrriegel vorgelegt.

Nach 70 Minuten krempelt Schuster um - Opoku ragt heraus

Zu Ehrenrettung der Schuster-Jungen muss gesagt werden: Aufgegeben haben sie sich auch da noch nicht. Zumal jetzt auch ihr Trainer reagierte und die Mannschaft radikal umkrempelte. Für Boyd, Zolinski und Rapp kamen mit Nicolas de Préville, Aaron Opoku und Philipp Hercher gleich drei Offensivkräfte, und die ordneten sich nun in einem 4-2-3-1 an. Und machten endlich Druck über die Flügel. Vor allem Opoku überragte in dieser Schlussviertelstunde.

Er bestätigte aber auch, was er schon vor Wochenfrist beim 3:1 im Heimspiel gegen Fürth angedeutet hatte: Auf der linken Seite ist er einfach stärker. In der Nachspielzeit legte er Hercher die beste Lautrer Einschusschance des ganzen Spiels auf. Wieder parierte Reimann. Sie hätte aber auch nicht mehr mehr bringen können als den Anschlusstreffer.

Nach der Partie gegen Fürth hatte Schuster Selbstkritik geübt: Er sei auf sich selbst sauer, weil er erst so spät sein System umgestellte. Diesmal unterließ der Trainer dergleichen, sprach stattdessen von einem verdienten Sieg der spielstarken Magdeburger und attestierte seinem Team ein "ordentliches Auswärtsspiel". So dass von seiner Seite die Frage unbeantwortet blieb: Hätte er die Flügelspieler früher, vielleicht sogar von Anfang an bringen müssen?

Es fehlte nicht an Enden, aber an Ecken

Wie immer, sind solche Fragen hinterher müßig zu diskutieren. Eine offensivere Spielanlage hätte den Magdeburger Micky Mäusen noch früher noch mehr Räume eröffnet. Dass die Dreier-/Fünfkette ein probates Mittel sein konnte, hat sich zumindest phasenweise bestätigt. Und da Schuster nur sehr ungern auf Zehner Klement verzichtet, sofern dieser hundertprozentig fit ist, wäre in einer Formation mit zwei offensiven Flügeln im Grunde nur ein 4-2-1-3 oder ein 4-2-3-1 denkbar. Ein nachhaltig erfolgreiches 3-4-3 mit Raute, das gab's zuletzt beim seligen Johan Cruyff im Barcelona der 1990er Jahre. Und der hätte damit, auf einem Berg im Pfälzer Wald, zumindest einmal ums Haar sein Waterloo erlebt, aber das ist Schnee von gestern.

Die Lösung wäre wohl gewesen, in der gewählten Formation situativ, aber öfter und entschlossener aufzurücken. Um so vor allem mehr ruhende Bälle im gegnerischen Angriffsdrittel heraufzubeschwören. Wir erinnern uns: Beim 4:4 im Hinspiel erzielte der FCK einen Treffer nach einem Eckball, einen anderen nach einem Freistoß. In dieser Partie verzeichnete er über die gesamte Spieldauer nur zwei Ecken.

Zahlen erklären nicht alles - auch die Laufleistung nicht

Und das sagen die Statisten und Grafiken sonst so? Die xG-Timeline bestätigt. Richtig aktiv Richtung gegnerisches Tor wurde der FCK erst so ab Minute 75. Die Titz-Elf FCM dagegen versprühte über die gesamte Spielzeit Torgefahr.

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Die Positions- und Passgrafik. Eigentlich eine durchaus lebendige Passkommunikation. Wenn auch viel durch die Mitte. Und Ritter hing ziemlich in der Luft.

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Und noch interessante Information für alle, die der Gesamtlaufleistung gerne viel Bedeutung beimessen. Dies war eines der wenigen Spiele bislang, in der die Roten Teufel ihren Gegner in dieser Rubrik überflügelten. Sie rannten 115,1 Kilometer, die Magdeburger nur 114,4 Kilometer. Und dennoch verloren sie dieses Spiel so klar wie noch keines zuvor. Und verzeichneten auch nicht mehr Tor-Aktionen und mehr Abschlüsse innerhalb des Strafraums, nicht einmal mehr Ecken. Obwohl sie dies alles ansonsten fast immer haben. Auch wenn der Gegner immer mehr Ballbesitz hat.

Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik des 1. FC Magdeburg. Dass Atiks Spot in der Mitte auftaucht, dürfte daran liegen, dass er ständig die Seiten wechselte. Worauf sich die Software dann eine Art Mittel errechnete und den Spot im Zentrum setzte.

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Und last but not least die beliebte Übersicht über die geführten Duelle. Zeigt, wie schwer Lawrence Boyd das Leben machte. Aber auch die respektable Zweikampfbilanz Durms.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2022/23: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon Kohlmeyer » 11.03.2023, 16:15


Was soll man zu diesem speziellen Spiel sagen? Wir versuchen uns mal an einer Einordnung:

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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-SVS
Die DBB-Analyse: Video killed the Betzenberg-Roar


Vom Sturm gepeitscht, von Viren geplagt, vom VAR genervt. Kaum Torszenen, aber vier Treffer. Wohl kein anderes Saisonspiel des 1. FC Kaiserslautern lässt sich so schwer einordnen wie das 2:2 gegen den SV Sandhausen.

Als etwa dreißig Minuten vor Spielbeginn die Mannschaftsausstellungen bekannt wurden, machte sich zunächst Erleichterung unter den fast 40.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion breit. Na, da hatte sich doch noch eine wettbewerbsfähige Mannschaft zusammengefunden, nachdem Dirk Schuster unter der Woche von - größtenteils infektbedingten - Ausfällen im zweistelligen Bereich gekündet hatte.

Wer genauer hinsah, erkannte jedoch: Philipp Klement, Aaron Opoku, Nicolai Rapp fehlten, dazu Nicolas de Préville, dessen Startelf-Debüt zumindest angedeutet worden war. Und Kenny Redondo saß nur auf Bank, offenbar, weil er nach seiner Oberschenkelblessur noch nicht hundertprozentig wieder hergestellt war. Alles technisch starke Spieler, die bestens zu gebrauchen gewesen wären gegen einen Gegner, der vorm eigenen Tor nicht viele Räume bieten würde. Zudem musste Stammkeeper Andreas Luthe passen, er wurde von Avdo Spahic ersetzt.

Zimmer rechts vorne, Hercher links, und dann die kalte Dusche

Nach dem Anpfiff offenbarten sich schnell weitere Suboptimalitäten. Der Ausfälle auf den Flügeln wegen übernahm Jean Zimmer in Schusters 4-2-3-1-Formation rechts die offensive Position vor Erik Durm. Die ist für ihn zwar nicht ungewohnt, aber besser geeignet gegen Gegner, die lange Wege nach vorne ermöglichen. Philipp Hercher rückte daher nach links - seine Schokoladenseite ist die andere. Innenverteidiger Boris Tomiak wurde wieder auf die Sechser-Position vorgezogen, weil auch Julian Niehues wegen fünf Gelber Karten ausfiel.

Dennoch versuchte der FCK, vom Start weg die Kontrolle zu übernehmen. Wurde aber schon nach acht Minuten kalt abgeduscht. Tomas Oral hatte in seinem dritten Pflichtspiel als SVS-Trainer erstmals seine Startelf verändert und zum ersten Mal einen zweiten Stürmer aufgeboten. Und eben dieser Ahmed Kutucu markierte den Führungstreffer für die Gäste.

Erst setzte er sich gegen den Hendrick Zuck durch, dann schob er sich an Robin Bormuth vorbei, um sich in Schussposition zu bringen, und das alles durch die Spielfeldmitte. Und auch sein Abschluss sah nicht unbedingt unhaltbar aus. Sofern die beteiligten Roten Teufel nicht unter schweren Grippeknochen litten, wird Trainer Schuster bei der Nachbesprechung dieser Szene wohl ein bisschen was mitzuteilen haben.

Die Mentalitätsmonster zaudern - bis Durm die Latte trifft

Danach war zunächst nicht viel zu sehen von den Mentalitätsmonstern, als die sich die Lautrer in dieser Spielzeit schon öfter profiliert hatten. Viel Ballzirkulieren in der hinteren Reihe, aber kein Druckpass, der die Sandhäuser Defensivordnung in Bewegung brachte. Aggressives Pressing? Fehlanzeige. Fiel den Betze-Buben wirklich nichts ein? Oder wollten sie sich nicht aus der Ruhe bringen lassen? Oder wollten sie nur ihre Kräfte mit so viel Bedacht wie möglich einteilen, weil die körperliche Schwächung infolge der Infektionswelle nicht mehr zuließ? Gerade der letzte Punkt sollte in der Gesamtbeurteilung des Spiels nicht unterschlagen werden und wurde vom Trainer auch im Nachgang indirekt bestätigt.

Ein Tritt von Kevin Kraus gegen Alexander Esswein im FCK-Strafraum rief ein erstes Mal den VAR auf den Plan. Kein Elfmeter.

Nach einer halben Stunde kam die Betze-Offensive endlich besser ins Rollen. Aufgeweckt hatte sie ein abgefälschter Durm-Schuss, der an der Latte landete. Vier Minten später dann das 1:1. Eine Ritter-Ecke wird zu kurz abgewehrt, Zuck retourniert in die Tormitte, SVS-Schlussmann Patrick Drewes fegt die Flanke nicht konsequent genug aus dem Fünf-Meter-Raum, Tomiak vollstreckt.

Der berühmte Betzenberg-Roar erstickt jedoch. Schiri Max Burda lässt sich geschlagene fünf Minuten Zeit für die Video-Überprüfung. Und fällt danach eine Entscheidung, die SVS-Coach Oral dennoch für falsch hält und zu der FCK-Trainer Schuster zumindest einräumt, dass sie auch andersrum hätten fallen können. Treffer zählt.

Kurz vor der Pause hätte eine mit scharfem Schnitt zum Tor getretene Zuck-Ecke die Gastgeber beinahe noch in Führung gebracht. Diesmal aber kann Drewes den Ball über die Latte lenken. Anschließend sorgt der Schiedsrichter noch für eine kuriose Szene, als er genau in dem Moment abpfeift, in dem eine letzte Flanke vom FCK in den Sandhäuser Strafraum segelt. Dann geht es bei Nieselregen und eisigem Wind zum wärmenden Pausentee.

Hälfte zwei: Nerven- und Stellungskrieg, bis der VAR Elfer pfeift

Die zweite Hälfte gestaltete sich überwiegend als Nerven- und Stellungskrieg. Über weite Strecken beanspruchten zwanzig Feldspieler nur etwa ein Viertel die Fläche des gesamten Spielfeldes, und die befand sich vor und hinter den Mittellinie. Keiner wollte mal eine öffnende Spielverlagerung gelingen. Nur zu Beginn bot sich Zimmer mal Raum zum Marschieren. Seine flache Flanke musste allerdings erst abgefälscht werden, ehe sie bei Terrence Boyd landete. Dessen 17-Meter-Schuss stellte Drewes aber nicht wirklich vor Probleme.

Oral nahm einen Dreifach-Wechsel vor, Schuster konterte mit einem Doppelwechsel, Redondo und Tyger Lobinger kamen für Boyd und Hercher. Erkennbare Effekte? Überschaubar.

Und dann doch die FCK-Führung. Wieder Ecke, Kraus köpft, die Lautrer schreien - der eingewechselte Hamadi Al Ghaddioui soll den Ball mit der Hand gespielt haben. Das Spiel läuft zunächst weiter, dann schreitet Schiri Burda abermals zum Videostudium. Elfmeter. Der etatmäßige Schütze Klement ist krank, vor dem Spiel wurden Ritter, Zuck und Kraus als Ersatzkandidaten festgelegt. Kraus schnappt sich den Ball und trifft. Die Mentalitätsmonster haben wieder mal ein Spiel gedreht. Weniger mitreißend diesmal, aber sie sind halt auch grippegeplagt. Oder?

Spiel gedreht? Von wegen. Ausgleich nach Ecke.

Nö. Diesmal doch nicht. Wieder vier Minuten später. Ecke Sandhausen. Die Gäste stellen mit allen großgewachsenen Spielern die kurze Ecke und den gegnerischen Keeper zu. Der Trick ist nicht neu, hat sich aber schon oft bewährt. Der Ball segelt mit viel Schnitt über alle hinweg aufs lange Eck, der eingewechselte Franck Evina hält den Kopf hin, Spahic und Co. können den Ball erst hinter der Torlinie klären. Da braucht sogar der VAR ausnahmsweise mal nur ein paar Sekunden, um das zu erkennen.

2:2 gegen einen Abstiegskandidaten, damit war kaum einer im Stadion glücklich. Aber man sollte die besonderen Umstände dieses Spiels berücksichtigen, und es in der Gesamtbewertung dieser Saison einfach außen vor lassen. Und den abstiegsbedrohten Nachbarn aus Sandhausen den Punkt einfach gönnen. Tomas Oral stellte hinterher nicht ganz zu Unrecht fest, dass die meisten 50:50-Entscheidungen gegen sein Team fielen.

Ärgerlich bleibt allerdings, dass es dem FCK nicht gelang, eine aus einem 0:1 gedrehte 2:1-Führung nicht noch eine Viertelstunde über die Zeit zu bringen. Und dann den Ausgleich auch noch durch eine Ecke zu kassieren. Denn gerade die vermögen Kraus und Co. gemeinhin recht gut zu verteidigen.

Lautern mit Ballbesitz-Rekord? Das sehen nicht alle so

Beim Betrachten der Analysedaten verschiedener Anbieter fallen diesmal ein paar Abweichungen auf. "Bundesliga.de" hat 49 Prozent Ballbesitz des FCK gemessen. Der "Kicker" kündet von 57 Prozent, das wäre ein Rekordwert für Lautrer Verhältnisse. Die Analysten von "Wyscout" - ein ehemaliger FCK-Sportdirektor bezeichnete diese gerne mal scherzhaft als "betrunkene Italiener" - liegen mit 52 Prozent ungefähr in der Mitte.

Die xG-Timeline von "11tegen11" sieht klare Vorteile für die Betze-Buben, aber nur, weil beide Treffer aus Gelegenheiten mit hohem xG-Faktor resultierten. Davon abgesehen, spielte sich vor Gegners Tor kaum was ab.

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Die Positions- und Passgrafik: Sieht eigentlich ordentlich aus, zeigt aber auch, dass Hercher bei seinem so lange herbeigesehnten Startelf-Comeback die Bindung zu seinen Kollegen im Zentrum fehlte.

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Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik des SVS. Weiße Spots auf weißem Hintergrund sind nicht wirklich gut zu sehen, mit ein wenig Phantasie lassen sie sich aber nachvollziehen. Im SVS-Spiel fällt eine gewisse Rechtslastigkeit auf.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

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- Saison-Ãœbersicht 2022/23: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon Höllensturm » 12.03.2023, 19:31


Bei aller Wertschätzung für Dirk Schuster, muss es eigentlich sein, dass er bei jeder Pressekonferenz den Gegner stark redet. Selbst wenn der Tabellenletzte antritt
hat man das Gefühl, dass da eine Mannschaft kommt, die mit Weltmeistern gespickt ist. Finde ich persönlich nicht gut und es stört mich "brutal". Er baut doch den Gegner regelrecht auf, oder bin ich da total auf dem falschen Gleis?



Beitragvon MarcoReichGott » 12.03.2023, 19:51


Hab jetzt bislang nicht den Eindruck, dass die Mannschaften gegen uns besonders gut oder besonders motiviert spielen würden. Da hatten wir in Vergangenheit schon arrogantere Ansätze, wo man dann tatsächlich das Gefühl hatte der Gegner findet noch ein paar Extra-Motivations Körner.

Wie es bei unserer eigenen Mannschaft ankommt, ist wohl eher die Frage wie dort intern kommuniziert wird als was auf den PKs gelabert wird.



Beitragvon Lautern-Fahne » 12.03.2023, 21:49


Höllensturm hat geschrieben:Bei aller Wertschätzung für Dirk Schuster, muss es eigentlich sein, dass er bei jeder Pressekonferenz den Gegner stark redet. Selbst wenn der Tabellenletzte antritt
hat man das Gefühl, dass da eine Mannschaft kommt, die mit Weltmeistern gespickt ist. Finde ich persönlich nicht gut und es stört mich "brutal". Er baut doch den Gegner regelrecht auf, oder bin ich da total auf dem falschen Gleis?


https://m.youtube.com/watch?v=ZkO4ddObVh0

Minute 4:50- Es ist Program bei unserem Trainer, dass er dem Gegner die Favoritenrolle zuSCHUSTERt. Hatte Schuster laut Weinzierl wohl auch schon in Lehrgängen so gemacht. Mich störte es auch.

Aber es gehört zur psychologischen Mannschaftsführung. Warum sollen wir uns die "Favoritenrolle" aufzwingen? Klappt es, waren wir bestenfalls erfolgreich. Klappt es nicht ist der Trainer ein arroganter Idiot und hätte lieber die Klappe gehalten. Ein Kumpel der Trainer ist meinte auch, dass es das dümmstmögliche ist, irgendwelche Ziele und Kampfansagen ("machen die platt und steigen auf!") rauszuposaunen. Setzt die Truppe nur öffentlich unter Druck und lässt sie verkrampfen. Beim Schuster hört man besser zu, wenn er über die eigenen Spieler spricht. Da ist er bisher sehr offen.
"Für mich ist Schönheit, dem Gegner nicht zu geben was er will."

"Es gibt Leute die sagen, kreative Spieler seien von Abwehraufgaben zu entlasten. Wer dies behauptet, kennt den Fußball nicht. Alle elf müssen zu jeder Zeit genau wissen, was sie zu tun haben"

José Mourinho



Beitragvon Kohlmeyer » 19.03.2023, 21:40


Hier kommt unsere taktische Nachlese zum Auswärtsspiel am Böllenfalltor:

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Taktik-Nachlese zum Spiel SVD-FCK
Die DBB-Analyse: Pech und Patzer spielen Doppelpass


35 Minuten lang machte der 1. FC Kaiserslautern vieles besser als in seinen jüngsten Auswärtsauftritten. Doch Pech und Patzer brachten ihn in Rückstand, und dann ging nichts mehr gegen ein Darmstadt 98, das einfach aggressiver war.

"Wir wollten Fußball spielen", formulierte FCK-Coach Dirk Schuster hinterher, mit welchem Anspruch sein Team am Böllenfalltor starten wollte. Das signalisierte durchaus auch die Grundordnung, in der er sich zum Anpfiff formierte. Mit Kenny Redondo und Aaron Opoku liefen endlich wieder zwei offensive Flügelstürmer auf, auf die hatte Schuster auswärts zuletzt verzichtet. Und nicht nur das: Die beiden positionierten sich bei Ballbesitz sogar ganz vorne an der Abseitslinie. Mittelfeldspieler Marlon Ritter bildete keine Doppelsechs mit Nicolai Rapp, sondern schob sich neben den offensiveren Philipp Klement. Somit ergab sich ein 4-1-2-3. So offensiv hatte sich Lautern in dieser Saison noch nie präsentiert. Allerdings: Nur auf dem Papier.

Die drei Stürmer, das zeigte sich schnell, bewegten sich gegen den Ball in Gegners Hälfte zwar schon auf die drei Abwehrspieler der Lilien zu, als "Pressing" ließ sich das jedoch nicht ernsthaft bezeichnen. Das Trio wollte offenbar nur zu frühen Abspielen verleiten, die Balleroberung war weiter tief im Feld geplant.

Dafür deutete Opoku schon zwei Minuten an, wie gut den Roten Teufeln belebtes Flügelspiel tut: Er vernaschte auf der rechten Seite Emir Karic und versuchte flach auf Terrence Boyd zu flanken, was jedoch misslang.

Immer gut anspielbar: Lieberknechts Offensiv-Triangel

Und was hatte sich Lilien-Züchter Torsten Lieberknecht einfallen lassen? Der hatte wegen den drohenden Ausfällen von Fabian Schnellhardt und Mathias Honsak bis zuletzt an seiner Startelf-Besetzung knoddeln müssen, und gab dann zuerst mal Rätsel auf. Filip Stojilkovic, Phillip Tietz und Braydon Manu starteten gemeinsam. Zwei Mittelstürmer und einer, der gern auch mal über außen kommt, wie sollte das zusammenpassen?

Nach ein paar Minuten war zu erkennen: Das Offensivtriangel überließ die Seiten den beiden Schienenspielern Karic und dem zurückgekehrten Matthias Bader. Selbst kamen die Drei ihren Mitspielern im Zentrum immer wieder entgegen, vor allem in den Halbräumen vor dem Sechzehner. Tietz bewegte sich vornehmlich auf der Zehn, rotierte aber oft mit den beiden anderen. Große Toraktionen entstanden trotz dieses Verwirrspiels in den ersten dreißig Minuten allerdings nicht. Der Ball zappelte zwar einmal im Lautrer Netz, doch da hatte Schiedsrichter Sven Jablonski bereits abgepfiffen. Manu hatte zuvor gefoult.

Toller Spielzug von Lautern - Es sollte leider der einzige bleiben

Fürs einzige fußballerische Highlight im ersten Drittel sorgten die Roten Teufel. Ausgangspunkt war ein Einwurf von Hendrick Zuck in der eigenen Hälfte, bei dem die weit aufgerückten Darmstädter konzentriert die Räume zustellten. Aber Boris Tomiak, Rapp, Klement, Boyd, Ritter und wieder Zuck und Klement kombinierten sich ebenso schnell wie präzise durch die Enge. Am Ende kam Klement am linken Flügel frei zum Flanken, und der in der Mitte eingelaufene Ritter setzte den anschließenden Kopfball knapp am Tor vorbei. Großartiger Spielzug. Der auf diesem Niveau aber die einzige des FCK in der gesamten Partie blieb.

Mit der Szene war auch Klement endlich im Spiel, mit dem Schuster zu Beginn gar nicht zufrieden war. Schon früh schickte er daher Daniel Hanslik zum Warmlaufen, "um Druck aufzubauen", wie der Coach später erzählte. Hanslik musste dann doch 84 Minuten warten, bis er Klement ersetzen durfte. Als schon nach 20 Minuten Kenny Redondo verletzt raus musste, kam Ben Zolinski. Einer, der als Flügelspieler nicht den Speed Redondos hat, sondern seine Aufgaben eher mit gutem taktischem Verständnis löst.

Der Einwurf: Die allzeit unterschätzte Standardsituation

Ebenfalls bezeichnend für den weiteren Spielverlauf: Die Szene wurde von einem Einwurf eingeleitet. Eine Standardsituation, denen Statistik-Nerds eher wenig Aufmerksamkeit widmen. Wie wichtig sie für ein Spiel sein können, zeigten die nächsten beiden Szenen.

35. Minute: Darmstadts Marvin Mehlem versucht einen Seitenwechsel auf Karic, Jean Zimmer klärt zum Einwurf. Bei diesem versäumen die Lautrer eine durchaus mögliche Balleroberung, verursachen stattdessen eine Ecke. Und die führt zum Führungstreffer der Gastgeber. Und von denen hat Darmstadt in dieser Saison schon neun verwandelt. Diesmal führt Fabian Holland aus, Stojilkovic köpft - Zuck gegen die Schulter, und von der hebt sich der Ball ins Netz. Pech und Patzer gesellen sich eben gern. Besonders ärgerlich: Der FCK hatte vor Wochenfrist beim 2:2 gegen Sandhausen den späten Ausgleichstreffer nach einer Ecke kassiert. Das wächst sich langsam zur Schwäche aus.

43. Minute: Einwurf Zuck, Klement lässt prallen, doch Zuck lässt sich anschließend von Bader den Ball abnehmen. Tietz schlägt ihn diagonal in die Spitze auf Stojilkovic - könnte man Traumpass nennen, aber Kevin Kraus steht zu weit vom Mann weg und verschätzt sich wohl auch. Stojilkovic nimmt das Leder perfekt an, marschiert auf Andreas Luthe zu. Hat Glück, dass er nach einem ersten, gescheiterten Schussversuch am Ball bleibt und vollstreckt. Pech und Patzer ... aber sagten wir ja schon.

Die "Comebacker der Liga"? Machten nach sieben Minuten Feierabend

Schade, denn zwischen den beiden Gegentreffern hatten die Gäste durchaus mal angedeutet, weshalb man sie bis vor kurzem "die Comebacker der Liga" nannte. Ritter demonstrierte, dass sich der Ball durchaus auch in Gegners Hälfte gewinnen lässt, doch Lilien-Keeper ließ sich von seinem Aufsetzer nicht überraschen. Und ein Hinterhaltsgeschoss von Rapp nach einer Klement-Ecke wäre von Kraus ums Haar ins Netz abgelenkt worden, wäre Schuhen nicht erneut auf dem Posten gewesen.

In der zweiten Hälfe war gar nichts mehr zu sehen von Lautrer Comeback-Qualitäten. Es ging aber auch so ziemlich alles schief, was schiefgehen kann. Erst brachte Schuster Nicolas de Préville für Boyd, um den Gegner bewusst mit einem "vollkommen anderen Stürmertyp" in Verlegenheit zu bringen, wie er später erklärte. Der Franzose deutete mit einem irren Move an der Strafraumgrenze auch mal an, was für ein Monster in ihm schlummert. Doch in der 63. Minute musste er schon wieder raus - Rückenbeschwerden. Für ihn kam Tyger Lobinger. Ein Stürmer, der Platz vor sich braucht - bei 0:2-Rückstand findet er den eher nicht.

Die Schlussphase: Ballbesitz, aber keine Durchschlagskraft

Als dann auch noch Zuck vom Feld ging, fehlte der Gäste-Elf fortan einer, der von der linke Seite mit dem linken Fuß Flanken ins Zentrum schaufelt. Nachfolger Erik Durm zog als Rechtsfuß lieber in die Mitte. So stand in der Schlussphase eine FCK-Elf auf dem Feld, die sich zwar irgendwie mühte, aber kaum Durchschlagskraft hatte, trotz eines für Lautrer Verhältnisse astronomischen Ballbesitzanteils von 64 Prozent. Die einzige Torannäherung verzeichnete Lobinger, nach einem - da haben wir es wieder - Einwurf von Rapp.

Die Konterchancen aufzuzählen, die der SV Darmstadt in der Zwischenzeit hätte verwandeln können - unter anderem traf der eingewechselte Fabio Torsiello den Innenpfosten -, ersparen wir uns lieber. Dass am Ende unterm Strich ein verdienter Sieg der Gastgeber stand, mochte ohnehin niemand bezweifeln.

Trotz aller Ausfälle: Entschieden haben die Zweikämpfe

Und auch wenn die verletzungsbedingten Ausfälle ihren Anteil daran hatten, dass der FCK in Hälfte zwei nicht mehr auf Touren kam - verloren haben die Lautrer, weil ihnen der Gegner den Schneid in den Zweikämpfen abkaufte, die er einige Male auch grenzwertig führte. Der Blick auf die Zweikampfquoten über 90 Minuten (Quelle: Wyscout) spricht Bände:

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Noch ein Beleg gefällig? Die Überkeuztabelle der geführten Duelle. Besonders Zimmers Bilanz ist für einen Verteidiger alarmierend.

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Die xG-Timeline bedarf unter diesen Umständen keiner weiteren Kommentierung. Außer vielleicht der Anmerkung, dass Ritters Kopfballchance erstaunlich gering bewertet wird. Unverständlich, aber geschenkt.

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Nicht minder selbsterklärend ist die Positions- und Passgrafik der Betze-Buben. Boyd war vom Spiel weitgehend abgekoppelt.. Ein Lichtblick immerhin: wie präsent Opoku im Spiel war. Der im übrigen ein Argument für sich darstellt, auch künftig wieder auf forciertes Flügelspiel zu setzen, auch auswärts.

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Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik der Darmstädter. So sieht das funktionierende 3-4-1-2 eines Tabellenführers aus.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

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Beitragvon woinem77 » 20.03.2023, 10:50


Danke für die wie immer gute Aufarbeitung. Die beiden Aktionen von Zuck (der bisher eine sehr starke Saison spielt) habe ich anders gesehen: Beim ersten Tor wird er nicht an die Schulter angeköpft sondern oben auf den Kopf. Beim zweiten Tor "lässt er sich nicht den Ball abnehmen" - sondern entscheidet sich statt für den sicheren Ball für einen riskanten Aussenrist Pass. Rapp hat mir übrigens gut gefallen - wenn ich Eure Zweikampfstatistik richtig lese, bestätigt die auch eindeutig wie stark er war.



Beitragvon Kohlmeyer » 20.03.2023, 11:16


Na ja, das ist jetzt aber arg in den Krümeln gesucht. Ob das jetzt der Hinterkopf, das Genick oder die Schulter war, who cares. Und er den Ball verliert er nun mal an Bader...



Beitragvon woinem77 » 20.03.2023, 11:57


@Kohlmeyer: Jo stimmt! Beim ersten Punkt auf jeden Fall. Beim zweiten sehe ich es etwas anders ob man in einem Zweikampf den Ball verliert, oder ob man einen Pass nach hinten spielen kann, und sich dann für nen Aussenrist Pass entscheidet. Aber nochmal: Tut der wie immer sehr guten und detaillierten Analyse kein Abbruch - Danke! Vor allem die Zweikampfstatistik und die 2. Hälfte dort ist sehr interessant.




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