Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.

Beitragvon Gerrit1993 » 27.10.2021, 11:42


Die xG-Grafiken zum Spiel in Duisburg sind eingetroffen, wer Interesse hat, einfach etwas nach oben scrollen in die Taktik-Nachlese, oder hier klicken :wink: .



Beitragvon Bergerbetze » 27.10.2021, 12:05


Die gesamte 3. Liga hatte zuletzt bei dieser Variante von "Schlag den Raab" mitgefiebert. Das Eigentor an sich sollte in der Aufarbeitung mit dem Team jedoch schnell abgehakt werden.


Tja, frei nach dem Post-1.WK-Spruch "im Felde unbesiegt"... ist Raab ja immer noch vom Gegner unüberwunden (seitdem diese Serie begonnen hat)... dahingehend war es ja fast schon "gut", dass es ein ET war ;)

Nachdem jetzt 2 Stammspieler ausfallen... gilt es an der aktuellen "2. Reihe" zu zeigen, dass sie in die erste Mannschaft gehören.

Ich tippe mal Zimmer für Götze... und Kiprit für Hanslik.
:nachdenklich:



Beitragvon MarcoReichGott » 27.10.2021, 13:40


Meiner Meinung nach spiegelt sich in der Passmap das wieder, was ich schon vor Wochen im STT prognostiziert hatte: Die Gegner stellen sich auf unser Spielsystme immer besser ein. Ein großer Teil unseres Spielaufbaus erfolgte in den letzten Wochen über Zuck und Hercher. Die kann man auf Außen aber recht einfach zustellen.

Wir brauchen mit der 3er Kette entweder mehr spielstärke in der IV oder aber einer außer der Raute muss zusätzlich zu Ritter stärker abkippen und Zuck dann schneller aufrücken.

So oder so wäre Götze hier der entscheidende Spieler gewesen. Stattdessen hat der sich - wie in der Map auch zu sehen ist - sehr oft auf dem rechten Flügel aufgerieben.



Beitragvon Kohlmeyer » 01.11.2021, 18:10


Hier kommt unsere Taktik-Nachlese zum Spiel gegen Würzburg, xG-Grafiken folgen morgen:

Bild

Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-FWK
Die DBB-Analyse: Noch nicht reif für die Spitze


Fritz-Walter-Geburtstag, Fritz-Walter-Trikots, Fritz-Walter-Wetter - den Geist seiner Ikone zu sehr heraufzubeschwören, tut dem aktuellen FCK-Team vielleicht gar nicht so gut. Am Ende zählt eben doch nur das Ergebnis, und das lautet gegen Würzburg 0:2.

Wir haben es vor Wochen schon mal geschrieben: Den Nachweis, ein Top-Team der 3. Liga zu sein, hat der 1. FC Kaiserslautern erst erbracht, wenn er gezeigt hat, dass er auch einmal einen Rückstand wegstecken, ein Spiel drehen oder zumindest egalisieren kann. Insofern ist es irgendwo folgerichtig, dass der vor der Partie gegen die Würzburger Kickers mögliche Sprung auf Rang 4 diesmal noch nicht klappte. Denn diesmal lief es genau andersrum als in den fünf Spielen zuvor: Nach einer Anfangsphase, die beiden Seiten ihre Möglichkeiten eröffnete, waren es nicht die Lautrer, sondern ihre Gegner, die den ersten Treffer erzielten. Und die rund 20 Minuten, in denen sie anschließend den Faden verloren, vermochten die Roten Teufel in den anschließenden, wesentlich besseren 45 Minuten nicht wieder gutzumachen. Nicht zuletzt deswegen, weil dem ersten Treffer noch ein zweiter gefolgt war.

Dass am Ende schlicht und ergreifend auch Pech im Spiel war, ist unbestritten. Dass Schiedsrichter Lars Erbst ebenfalls eine beträchtliche Mitschuld an der ersten Heimniederlage unter FCK-Trainer Marco Antwerpen trägt, ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen, wobei man die drei besonders strittigen Szenen differenzieren muss: Dennis Waidners vermeintliches "Handspiel" - es war Oberarm, fast schon Schulter - bei Mike Wunderlichs Kopfball-Vorlage nach 35 Minuten muss nicht gepfiffen werden. Kevin Kraus’ Sturz zwei Minuten danach hingegen ist ein klarer Strafstoß, der Gegenspieler macht ihm einen klassischen "Gehfehler", wie Kraus selbst es anschließend benannte. Noch deutlicher auch auf den Fernsehbildern sichtbar ist der Trikotzupfer, mit dem René Klingenburg gebremst wird, ehe er den Drehschuss des eingewechselten Muhammed Kiprit nach 60 Minuten über die Linie drücken kann. Auch da hätte es Elfmeter geben müssen. Also zwei nicht gegebene Strafstöße, die man freilich - auch davon weiß man beim FCK ein Lied zu singen - erstmal über die Linie hätte bringen müssen. Aber wer weiß, wie dieses Spiel mit Videobeweis ausgegangen wäre?!

Würzburg hatte die besseren Kopfballspieler

Unabhängig davon aber zeigte die Partie auf, dass es immer noch Mannschaften in der 3. Liga gibt, die Lautern in der Luft überlegen sind. Die Würzburger erzielten nicht nur ihren Führungstreffer per Kopf - nach einer Ecke von David Kopacz, die auf der Stirn von Tobias Graulich landete. Kurz zuvor hatte FCK-Keeper Matheo Raab eine riesige Kopfball-Chance von Marvin Pourié vereitelt, der sich gegen Kraus durchsetzte.
Zugegeben: Mitte der zweiten Hälfte hätte Alex Winkler für den FCK ums Haar eine Ecke von Hendrick Zuck verwandelt, da aber parierte Kickers-Keeper Hendrik Bonmann stark auf der Linie. Ansonsten aber sorgten Ecken und Freistoßflanken diesmal längst nicht für die Gefahr, die sie während der kurzen Siegesserie jüngst heraufbeschworen hatten - weil Graulich und Co. stets den Schädel eher am Flugball hatten.

Dafür servierten Wunderlich und Marlon Ritter starke Flanken aus dem Spiel heraus. Sie fanden auch die Köpfe von Klingenburg und Philipp Hercher , landeten aber nicht im Netz. Weil sie schwerer zu nehmen waren, als es aussah? Oder war’s unzureichende Kopfballtechnik? Oder doch einfach nur ein gebrauchter Tag? Fragen für den Stammtisch.

Mit Hanslik fehlte der vorderste Mann fürs Pressing

Ebenso war in Hälfte eins zu erkennen, dass das zuletzt praktizierte Pressingspiel nicht so funktionierte wie in den Partien zuvor. Ursächlich dafür waren wohl die Wechsel, die der Coach in der Startelf vornehmen musste. Für den verletzten Mittelfeldspieler Felix Götze und den gesperrten Mittelstürmer Daniel Hanslik rückten Nicolas Sessa und Jean Zimmer ins Team. Also kein "gelernter" Stürmer. Was aber gar nicht mal so sehr überraschte. Erstaunlicher war viel mehr: Nicht Zimmer kam über den Part im halbrechten Mittelfeld, den er schon öfter ausgefüllt hat, sondern Sessa, der wiederum einige Erfahrung als pendelnde Spitze aufweist. Stattdessen agierte Zimmer vorne neben Klingenburg.

Was die Idee dahinter gewesen sein könnte? Vermutlich vertraute der Trainer auf Zimmers Aggressivität - und darauf, dass sie dem Lautrer Pressing die entsprechende Schärfe geben würde. Doch genau das klappte nicht.

Zum einen, weil die Kickers ihre Hausaufgaben gemacht hatten und darauf achteten, sich nicht auf die Seiten dirigieren und dann zu Ballverlusten verleiten zu lassen. Meist gelang es ihnen, das Leder schon frühzeitig aus den Zonen zu passen, in denen die Roten Teufel zuletzt die meisten Balleroberungen erzielt hatten. Was auch deswegen glückte, weil die Innenverteidiger anspielbar blieben. Die Passwege zu diesen hatte zuletzt Hanslik zugestellt. Der fehlte. Nicht als Torjäger, sondern als vorderster Mann beim Pressing.

Die linke Abwehrseite bekam Kopacz nicht in den Griff

Darüber hinaus offenbarte sich die linke Abwehrseite als die Achillesferse des FCK-Spiels. Der ungemein schnelle, aber auch physisch starke David Kopacz bereitete über den rechten Flügel Pouriés Kopfball-Chance und anschließend dessen Treffer zum 2:0 vor. Und ums Haar hätte er noch vor der Pause das 3:0 gemacht. Raab entschärfte das Geschoss gerade noch so unter Zuhilfenahme des Torpfostens.

Hatte Kopacz einfach nur eine Sahnetag oder sind Winkler und Zuck generell nicht schnell genug, um einen Flügelspieler mit solchen Fähigkeiten im Zaum zu halten? Auch diese Frage wird noch beantwortet werden müssen, ehe sich sagen lässt, ob dieses Team in dieser Saison doch noch Ansprüche für "weiter oben" anmelden darf. Zur Verteidigung der beiden muss aber noch angemerkt werden: An der Szene, die in Kopaczs Pfostentreffer endet, tragen sie keine Schuld. Da waren sie in Sachen Offensiv-Standard vorne im Einsatz, Ritter stand beim anschließenden Gegenstoß allein gegen drei Würzburger.

Derby ohne Kraus: Bleibt’s dann bei der Rückkehr zur Viererkette

Zum Saar-Pfalz-Derby gegen Saarbrücken wird der Trainer wohl erneut umstellen müssen. Kevin Kraus, zuletzt Mittelmann der Dreierkette, musste noch vor der Pause wegen Knieproblemen raus. Dass er bis Samstag zurückkehrt, ist fraglich.

Gegen Würzburg brachte Antwerpen Dominik Schad für Kraus und stellte auf Viererkette um. In Hälfte zwei formierte sich die Elf dann zu einem 4-1-4-1 mit Kiprit als Sturmspitze. Engagement und Spielanlage in diesen 45 Minuten stimmten dabei im Großen und Ganzen, weil Wunderlich und Ritter in der Zentrale die Ruhe bewahrten und immer wieder die Außenbahnen ins Spiel einbezogen. Nur das Ergebnis am Ende passte nicht.

Ob der Trainer auch in Saarbrücken in dieser Grundordnung beginnt? Vor knapp sieben Wochen hat eben diese Umstellung von Vierer- auf Dreierkette mit den Schienenspielern Hercher und Zuck die Mannschaft regelrecht aufblühen lassen - sollte sie tatsächlich jetzt schon wieder rückgängig gemacht werden? Gegen Würzburg machte sich jedenfalls zusammen mit Außenverteidiger Schad auch Innenverteidiger Max Hippe warm, ehe der Trainer dann bei der Einwechslung eben eine Entscheidung treffen musste. In Stein gemeißelt zu sein scheint die Rückkehr zur Viererkette somit aber noch nicht.

Schon der zweite xG-Sieg, der keiner war ...

Die Timeline der "expected Goals" zeigt: Wieder ein Spiel, das Lautern nach qualitativ bewerteten Torchancen eigentlich hätte klar gewinnen müssen. Nach dem 1:1 in Duisburg nun schon das zweite hintereinander, und diesmal gibt's dafür nicht mal einen Punkt. Das soll und muss noch kein Alarmzeichen sein, aber: Wenn sich dies noch öfter wiederholt, ist es eben nicht mehr nur Pech, sondern ein Problem.

Bild

Die Positions- und Passgrafik bestätigt ebenfalls: Hanslik fehlte. Und das nicht nur als vorderster Pressing-Spieler, denn darüber gibt diese Visualisierung keinen Aufschluss. Sondern als vordere Anspielstation. Hercher soweit vorne wie noch nie. Dass die linke Seite die passfreudigere ist, ist dagegen nichts Neues.

Bild

Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik der Würzburger: schön breit aufgestellt. Wie man sieht, braucht es gar nicht so viel Passspiel im vorderen Bereich, um erfolgreich zu sein. So richtig gerne miteinander scheinen nur Pourié und Kopacz zu spielen.

Bild

Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2021/22: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon ExilDeiwl » 01.11.2021, 21:39


Kohlmeyer hat geschrieben:Kevin Kraus’ Sturz zwei Minuten danach hingegen ist ein klarer Strafstoß, der Gegenspieler macht ihm einen klassischen "Gehfehler", wie Kraus selbst es anschließend benannte.


Weil ich im Nachbarthread schon die gleiche Frage gestellt habe und Du hier von einem klaren Strafstoß sprichst: ich konnte bei der nochmaligen Sichtung dieser Szene in den Fernsehbildern keinen klaren Kontakt zwischen Kraus und dem Würzburger Spieler erkennen. Wo soll der genau stattgefunden haben? Ich kann es beim besten Willen einfach nicht sehen. Wenn ich mir das anschaue,,dann sehe ich dass zunächst der Würzburger ins Straucheln gerät und zwei Meter weiter dann Kraus, der irgendwie noch den unerreichbaren Ball erreichen will, was natürlich da schon nicht mehr klappt. Die Kameraperspektive ist da leider so ungünstig, dass ich maximal erahnen könnte, dass Kraus‘ linker Fuß evtl. dem Würzburger auf dessen linken Fuß steigt, aber das löst die Perspektive leider alles andere als klar auf. Vielleicht kannst Du mir beschreiben, wo der Kontakt zu erkennen ist?
Nein, es geht mir NICHT um Hurra-Fußball!

🇺🇦 STOP WAR! FUCK PUTIN! 🇺🇦



Beitragvon Thomas » 01.11.2021, 22:05


@ExilDeiwl:
Ich mische mich mal ein. ;) Wie Du richtig schreibst, können die Fernsehkameras in der 3. Liga manchmal nicht alle strittigen Szenen hundertprozentig auflösen, auch weil es dort weniger Kameras gibt als in der Bundesliga - zuletzt etwa beim nicht gegebenen Winkler-Tor gegen Freiburg. Wir haben uns die Elfmeterszenen auch redaktionsintern nochmal angeschaut, natürlich über die Fernsehbilder, aber auch mit mehreren Personen live von verschiedenen Plätzen im Stadion, dazu auch noch die Bewegungsabläufe sowie auch die Aussagen der direkt im Strafraum involvierten Spieler. Kraus selbst benannte es als "klassischen Gehfehler", den er vom Gegenspieler bekommen hat, was den Ablauf denke ich am einleuchtendsten beschreibt. Also für mich ist es ein klarer Elfmeter.
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon ExilDeiwl » 02.11.2021, 06:45


Danke, @Thomas! Aber dann bestätigt mich das zumindest soweit, dass in den TV-Bilder das nicht eindeutig zu sehen ist. Kann schon sein, dass das aus anderer Perspektive besser zu erkennen war. Deswegen war es für mich nicht so klar. Aber gut. :wink:
Nein, es geht mir NICHT um Hurra-Fußball!

🇺🇦 STOP WAR! FUCK PUTIN! 🇺🇦



Beitragvon Kohlmeyer » 02.11.2021, 08:50


Wenn du dir im SWR Zusammenschnitt nur die Wiederholung anschaust, die mit der Hintertorkamera gefilmt ist, siehst du in der Tat nichts.

Du musst dir die erste Einstellung anschauen, vom Moment an, wo Zuck den Freistoßball schlägt. Da siehst du schon, dass Kraus was mitbekommt, als er einläuft, was ihn allerdings erst sehr verzögert zu Fall bringt. Und, na ja, ein bisschen fällt er auch zu sehr gewollt.

Gruß,
Kohlmeyer



Beitragvon Thomas » 02.11.2021, 13:11


Nachtrag: Die xG-Grafiken zum Würzburg-Spiel sind eingetroffen und sie zeigen wieder ein interessantes Bild. Einfach drei Beiträge hochscrollen oder hier klicken. :)
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon BetzeBodega » 03.11.2021, 15:53


Danke mal wieder für die Analyse. Mir macht die xG-Statistik insoweit Hoffnung, als ich hoffe, dass es dann eben auch mal mit Glück oder Pech zu tun hat, ein solches Spiel zu gewinnen, dass es aber an sich von der Spielanlage her stimmt. Auf die Vielzahl der Spiele gesehen müssten wir dann ja auch wieder irgendwann anfangen zu gewinnen. Am besten am Wochenende in Saarbrücken!
"Kritisiert mir den nicht so viel, das ist ein guter Mann"



Beitragvon Kohlmeyer » 08.11.2021, 11:30


Hier kommt unsere Taktik-Nachlese inklusive xG-Grafiken zum famosen Derbysieg:

Bild

Taktik-Nachlese zum Spiel FCS-FCK
DBB-Analyse? Raabs Geste sagt doch alles


Betze, lass dich umarmen: Der 1. FC Kaiserslautern gewinnt erneut das Derby gegen den 1. FC Saarbrücken. Dabei triumphieren die Pfälzer dank einer anspruchsvolleren Spielanlage - und der stärkeren Egos.

Hier werden nun über tausend Worte zu lesen sein, um FCK-Anhängern den 2:0-Erfolg ihres Klubs in diesem Saar-Pfalz-Derby zu erläutern. Ob es die wirklich braucht? FCK-Keeper Matheo Raab drückte am Samstagnachmittag mit einer einzigen Geste aus, wie sich die Fanseele jetzt fühlen darf.

78. Minute: Der eingewechselte Saarbrücker Julian Günther-Schmidt kommt etwa acht Meter vorm Tor und aus halbrechter Position zum Schuss, doch Raab reagiert glänzend. Der Abpraller fällt Antonio Grimaldi vor die Füße. Der zieht ab - doch Raab pariert abermals großartig. Der FCK-Block heult vor Glück und Begeisterung, der des FCS vor Verzweiflung.

Und Raab? Steht auf, breitet die Arme zur Seite aus wie Jesus am Kreuz und macht mit breiter Brust ein paar Schritte nach vorn. Wer auf Pathos steht, könnte dieses Auftreten "messianisch" nennen. Wer mehr mit Comicheftchen aufgewachsen ist als mit dem Neuen Testament, dem fallen eher ein paar Gedankenblasen ein, die sich nun über den Kopf des Keepers setzen ließen: "Welt, lass dich umarmen!" Oder, in Richtung des Gegners: "Seht her! Ihr könnt machen, was Ihr wollt, hier kommt keiner vorbei!"

"Hätte, hätte, Fahrradkette ..." geschenkt

Unschlagbar blieb der Raab bis zum Schlusspfiff. Auch wenn seine Vorderleute den Gastgebern anschließend noch zwei Kopfball-Chancen gestatteten, wie sie sie in den über 75 Minuten zuvor nicht zugelassen hatten: Grimaldi nach Linksflanke und Kapitän Manuel Zeitz nach einer Ecke. Somit bot diese 78. Minute den Saarbrückern die einzige Gelegenheit, in ihren Nachbetrachtungen wenigstens Trost im Konjunktiv zu finden: "Hätten wir da getroffen, hätte das Spiel vielleicht nochmal kippen können." Hätte, hätte ... geschenkt.

Denn darüber hinaus dürfte den Blau-Schwarzen kaum etwas einfallen, um ihre 0:2-Niederlage als vermeidbar darzustellen. Die Roten Teufel nämlich hatten die Partie im Ludwigspark von Beginn an unter Kontrolle. Dabei glückte ihnen weiß Gott nicht alles, doch folgten sie augenscheinlich einer Spielidee. Die Saarbrücker hingegen sollten sich schon mal fragen, ob es außer "dagegen halten", "bei Ballgewinn schnell umschalten" und "den Ball irgendwie zu Grimaldi schaffen" nicht vielleicht noch ein paar Vorgaben mehr gebraucht hätte, um dieses Derby zu gewinnen.

Mit Kiprit für Klingenburg verschiebt sich Offensivformation

Schon kurz nach dem Anpfiff hatten Boris Tomiak und Muhammed Kiprit demonstriert, wie ein gut getimter Vertikalpass und ein rechtzeitiges Starten an der Abseitslinie, selbst einen formierten Defensivverbund aushebeln können. Kiprit erreichte den Ball an der Grundlinie, passte fein in den Rückraum, wo sich jedoch kein Abnehmer fand. Leider waren solchen präzisen Aktionen in der ersten halben Stunde nicht öfter zu sehen.

Typisch aber: Sie war über die rechte Seite vorbereitet worden. Wie eigentlich alles, was in dieser Partie Erfolg versprechen sollte. So auch die erste Kopfballchance durch Hendrick Zuck in der 30. Minute: Rechtsflanke von Philipp Hercher.

Kiprit war übrigens sehr kurzfristig für René Klingenburg in die Startelf gerückt, der sich beim Warmmachen verletzt hatte. Der Vollblutstürmer interpretierte seine Rolle anders als Klingenburg, der zuletzt hinter der beweglichen Sturmspitze Daniel Hanslik positioniert war und von dort den Weg in die Spitze suchte. Kiprit agierte eher auf gleicher Höhe mit seinem Partner, der öfter nach links auswich, während er die rechte Seite bevorzugte.

Dreier- oder Viererkette? Beim Führungstor war’s egal

Der linke Schienenspieler Zuck indes stand auch diesmal tiefer als sein freudvoll marschierendes Gegenüber Hercher auf der Gegenseite. Den wiederum sicherte Boris Tomiak ab, so dass sich Marco Antwerpens vor Wochen ausgetüfteltes 3-1-4-1-1 hin und wieder in ein einfacher gestricktes 4-4-2 verschob.

Was für den Führungstreffer freilich unerheblich war. Denn der fiel - wie schön - abermals nach einer Standardsituation. Zucks aus dem vorderen Drittel angesäbelter Freistoßball drehte sich an Freund und Feind vorbei an den Pfosten, den Abpraller stieß Tomiak mit Köpfchen über die Torlinie. Schon der dritte Treffer des 23-jährigen Innenverteidigers, der vergangene Saison noch in der Regionalliga West kickte. Zudem steht er defensiv solide und spielt exakte erste Pässe ... Langsam wird’s gefährlich, ihn zu sehr zu feiern, denn das könnte die Späher mit den dicken Scheckbüchern auf den Plan rufen.

Auch nach dem 1:0 gilt: Der Ball muss weg vom Tor

Ebenfalls erfreulich: Nach dem 1:0 zog sich der FCK nicht zurück, sondern hielt den Ball weiter konzentriert vom Tor weg, drängte sogar noch ein Stück weiter nach vorne als in der 0:0-Phase. Der FCS kam so einfach nicht ins Spiel. Zu meckern gibt’s eigentlich da nur, dass Hercher und Kiprit ihre schön eingeleiteten Läufe mit Flanken abschlossen, die zu nah auf FCS-Keeper Daniel Batz geschlagen waren.

Gleiches gilt auch für Mike Wunderlichs Flankenlauf kurz nach Wiederbeginn. Besonders hervorgehoben muss der energische Sprint des Oldies dennoch: Anscheinend hat er auf DBB öfter gelesen, dass er mit seinen 35 Jahren nicht mehr der Schnellste wäre - drum wollte er mal zeigen, dass er es doch noch draufhat.

All die eben genannten Aktionen liefen übrigens über die - man ahnt’s schon - rechte Seite.

Danach galt es einen kurzen Schreckmoment zu überstehen - der aber klar machte, wie schnell selbst eine so gut kontrollierte Partie wie diese plötzlich wieder egalisiert sein kann. Kevin Kraus leistete sich nach einer Linksflanke eine Kerze im Strafraum, die den aufrückenden FCS-Rechtsverteidiger Dominik Ernst ins Spiel brachte. Raab fischte seine Flanke jedoch ab. Ohne jetzt in den Hätte-Wenn-und-Aber-Modus zu verfallen: Mit solchen Patzern hat sich Lautern schon öfter verdiente Führungen versaut.

Redondos 2:0: Einer von vielen "Rechts"-Fällen

Hansliks Einschusschance kurz darauf - freistehend, im Strafraum auf halblinker Position, gab dem Spiel gleich wieder die aus FCK-Sicht korrekte Richtung. In Szene gesetzt hatte den Stürmer Wunderlich, der ein Abstoß von Batz hinter der Mittellinie volley retournierte. So etwas sieht man auch nicht oft.

Dem gerade eingewechselten Kenny Redondo blieb es dann vorbehalten, die Vorentscheidung zu besorgen: Kurzentschlossen schmetterte er den Ball ins Netz, den er kurz zuvor als flache Flanke in die Mitte spielen wollte, der aber zu ihm zurück abgewehrt worden war.

Müssen wir noch erwähnen, über welche Seite der Linksfuß zuvor seinen Flankenlauf vorgetragen hatte? Wohl kaum.

Am Ende zehn Minuten zittern: Lag’s am Dreifach-Wechsel?

Dass sich Lautern in den finalen zehn Minuten dann doch zu sehr in die eigene Hälfte drängen ließ, war vielleicht gar nicht mal unbedingt einer spät erwachten Angriffswucht der Gastgeber geschuldet. Möglicherweise aber hatte auch der Dreifach-Wechsel, den Marco Antwerpen in der 82. Minute vornahm, dem Spiel ein wenig die Ordnung genommen.

Obwohl jeder für sich gesehen durchaus Sinn machte: Für Kiprit kam Dominik Schad, der wohl mit Tempoläufen für Entlastung sorgen sollte. Für Kapitän Jean Zimmer kam Nicolas Sessa, der, wenn er mal am Ball ist, diesen mehrere Minuten allein halten kann. Und für Marlon Ritter kam Max Hippe, der mit seinen 1,94 Metern Körpergröße helfen sollte, die Lufthoheit im eigenen Strafraum zu bewahren. Passte eigentlich alles - und ergab dennoch kein stimmiges Ganzes mehr.

Das aber soll nicht mehr als eine Randnotiz bleiben: Am Ende durfte der FCK als Derbysieger mit der breiten Brust vom Platz gehen, die Matheo Raab in der 78. Minute so eindrucksvoll präsentiert hatte.

Die xG-Grafiken: Diesmal trügerisch, allerdings nur auf den ersten Blick

Die Timeline der "expected Goals" bietet diesmal leider einiges an Futter für alle, die diese Art der Fußball-Betrachtung für unsinnigen Nerdkram halten. Nach qualitativ bewerteten Torchancen hätte der FCS also gewinnen müssen - lächerlich. In der Tat müssen auch wir zugeben: Weshalb Redondos Einschusschance bei seinem Treffer nicht höher bewertet worden ist, verstehen wir schlicht und ergreifend nicht.

Auch Hansliks Torchance weist nur einen geringen xG-Wert auf. Aber, mal Hand aufs Herz: War dessen Einschussposition wirklich so gut? Halblinke Position, vielleicht 14 Meter zum Tor, und im Moment des Schusses - und nur dieses Bild bewertet die Software - hat Batz bereits gut den Winkel verkürzt. Da liegt der Computer vielleicht doch nicht so falsch.

Die Saarbrücker Doppelchance dagegen wird mit einem xG-Wert von rund 0.75 bedacht, ihr also eine Trefferwahrscheinlichkeit von 75 Prozent eingeräumt, damit hat sie in etwa die Qualität eines Elfmeters. Das kommt aber doch hin, oder?

Und das maue FCK-Gesamtergebnis von 0.65 xG ist vielleicht dadurch zu erklären, was wir weiter oben bereits beschrieben haben. Etliche gut eingeleitete Flügelangriffe endeten mit Flanken, die viel zu nah auf Keeper Batz geschlagen waren.

Die Saarbrücker sind gut beraten, sich diese Timeline nur bis zur 78. Minute anzusehen. Da wird nur allzu deutlich, was sie in diesem Derby bis dato zuwege gebracht hatten: So gut wie nichts nämlich.

Bild

Die Positions- und Passgrafik bestätigt die oben geschilderten Eindrücke: Die mit Kirprit für Klingenburg verschobene Offensivanordnung einschließlich Hansliks Linksdrall, ebenso das Mittelding zwischen Dreier- und Viererkette. Interessant: Die linke Seite wirkt hier insgesamt spielfreudiger, das die guten Angriffe allesamt über die rechte liefen, kommt hier nicht zum Ausdruck.

Bild

Die Positions- und Passgrafik der Saarbrücker: Zwischen dem hochgelobten Linksverteidiger Galle und seinem offensiven Vordermann Gouras fehlt die Bindung. Außerdem macht sie die "Alles auf Grimaldi" deutlich. Keeper Batz ist der Spieler mit den "Most Build up Passes". Noch Fragen?

Bild

Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2021/22: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon BetzeBodega » 08.11.2021, 13:15


Danke für die Analyse. :)
ich muss wirkilch sagen, ich hätte never ever mit so einer xG-Grafik gerechnet, auch die Position von Zimmer in der Passgrafik finde ich spannend, hätte ihn gefühlt zentraler bzw. mehr auf Höhe von Wunderlich oder sogar tiefer als Wunderlich erwartet. In der Grafik wirkt er fast, als hätte er eine dritte Spitze neben Kiprit und Hanslik gegeben. Aber da sieht man mal, wie man sich irren kann, wenn man das Spiel nur unbefangen verfolgt...
"Kritisiert mir den nicht so viel, das ist ein guter Mann"



Beitragvon ExilDeiwl » 08.11.2021, 14:00


Kohlmeyer hat geschrieben:Hier werden nun über tausend Worte zu lesen sein, um FCK-Anhängern den 2:0-Erfolg ihres Klubs in diesem Saar-Pfalz-Derby zu erläutern. Ob es die wirklich braucht? FCK-Keeper Matheo Raab drückte am Samstagnachmittag mit einer einzigen Geste aus, wie sich die Fanseele jetzt fühlen darf.


Hier hätte ich demnach eigentlich aufhören können, weiterzulesen. Eigentlich. Wirklich nur eigentlich. Aber ich bin ja nicht blöd! :lol: Ich hab den kompletten Beitrag gelesen - und vor allem: genossen! Der ging runter wie Öl! Das will man sich als FCK Fan doch nicht entgehen lassen!

Nur an einer Stelle musste ich kurz anhalten - und gedanklich widersprechen:

Kohlmeyer hat geschrieben: Die Saarbrücker sind gut beraten, sich diese Timeline nur bis zur 78. Minute anzusehen.


Nö. Die sollen sich die Timeline ruhig bis zum Schluss anschauen. Sollen denken, dass sie eigentlich hätten gewinnen müssen, weil sie ja mehr expected goals hatten. Denn erstens werden die sich dann vielleicht noch einmal mehr ärgern und zweitens: sollen sie doch ihre Fehlschlüsse daraus ziehen. Kann uns doch nur recht sein. :love: Okay, ich gebe zu, dass das jetzt vielleicht ein wenig gehässig ist. Aber tut mir leid - es steigert eben auch ein klitzekleines Bißchen meine Genugtuung. Ja, ich weiß, das bräuchte es nicht. Aber… doch, braucht‘s. :D

Was ich aus dem Spiel mitnehme: Vor dem Spiel hab ich @Miggeblädsch gefragt, ob Antwerpen auf Klingenburg in der Offensive verzichten würde - @Migge hatte ihn auf die 6 gestellt, statt vorne in den Sturm.
Tja, und dann fällt Klingenburg kurzfristig aus. Und was dann? Ist unser Offensivspiel dadurch zum Erliegen gekommen? Hatten wir deswegen eine Torflaute? Nope. War vielleicht nicht jeder Pass und jede Flanke wie aus dem Lehrbuch. Aber die hätte ja auchnnicjt Klingenburg gespielt. Meine Lehre daraus ist: wenn Antwerpen auf Klungenburg verzichten muss wie am Samstag, dann geht selbst dann die Welt nicht unter, wenn das kurzfristig passiert. Wir haben trotzdem unseren Weg gefunden, Tore zu schießen und das Spiel zu gewinnen.

Und was ich noch mitnehme: Redondo kann Tore schießen. Bei dem Schuss hat man gemerkt, wie sehr er den im Kasten unterbringen wollte. Und das als Joker. Somdarf er gerne weitermachen.
Nein, es geht mir NICHT um Hurra-Fußball!

🇺🇦 STOP WAR! FUCK PUTIN! 🇺🇦



Beitragvon MarcoReichGott » 08.11.2021, 14:18


Für mich spiegelt der XG Plot genauz das wider, was ich auch gesehen habe. Wir hatten Saarbrücken bis zur Schlussphase völlig im Griff, haben uns meistens in deren Hälfte festgesetzt und Saarbrücken hatte quasi keine Torchancen.

Im Gegenzug hatten wir aber auch keine großen Chancen, kaum eine Szene haben wir mal vernünftig zu Ende gespielt. Viel zu viele schlechte Bälle und seltsame Laufwege im letzten Drittel., Als nicht in Kaiserslautern geborener Fan fehlt mir da eh der Derby Bezug und ich hab mich vorm Bildschirm zwischendurch massiv gelangweiligt. Eine 2:0 Führung nach einem Standard und einen Abpraller nach einem schlecht ausgespielten Angriff waren daher für das Spiel folgerichtig. Das Tor durch Rendondo hat in der Schussituation dann natürlich eine höhere Wahrscheinlichkeit, durch den Abpraller wird das Chaos dort schlichtweg nicht richtig eingefangen.

Ab der 75 Minute haben wir aber bedingt durch die Wechsel geglichen Spielzugriff verloren. Saarbrücken war im Dauerangriff und wir standen defensiv richtig, richtig schlecht. Teilweise rannten da 5-6 Spieler auf einer Linie bei uns herum, während davor keiner richtig angegriffen hat. Was auch bei 4 Innenveritediger auf dem Platz irgendwie kein großes Wunder ist. Selbst mit 2 Tore Vorsprung ist mein Puls da ordentlich hochgegangen. Saarbrücken hatte die Chancen und Raab hat uns vor einer üblen Schlussrunde bewahrt.

Entspricht gilt weiterhin: Die erste Elf kann im aktuellen Spiele dominieren, aber ohne immer Offensiv zu brillieren. Aber dahinter fehlt es nicht nur an QUalität, sondern Antwerpen auch an nem Plan, was er mit den restlichen Kaderspielern eigentlich spielen lassen will...



Beitragvon since93 » 08.11.2021, 14:37


Die grafische Darstellung der Schlussminuten unterstreicht auch nochmal die Leistung unseres Torhüters!



Beitragvon Oktober1973 » 08.11.2021, 16:08


@MarcoReichGott Wie immer für mich punktgenaue und richtige Einschätzung, jenseits von Euphorie und Depression je nach Endergebnis.
Es gibt noch einiges an Arbeit. Mein Ziel lautet selbstverständlich Aufstieg, teils als Fan und Mitglied. Andererseits aus der finanziellen Notwendigkeit, damit auch etwas finanzielle Freiheit erreicht werden kann.
Was mir gefällt, ist das Momentum eines Derbysieges nach der verdaddelten Chance in Duisburg und dem Rücksetzer gegen Würzburg.
Wenn wir das, was Du ansprichst, verbessern, habe ich echte Hoffnung, dass wir vorne dabeibleiben und im Frühjahr dann eventuell den Deckel draufmachen können.
Sicher muss man von Spiel zu Spiel denken. Dann haben wir halt 23 Endspiele, in denen alle das höchste Maß an Engagement und Bereitschaft mitbringen müssen, um dann auch das nötige Quäntchen Glück zu haben.
Es gibt ein paar Masstäbe in der engen Liga. Gegen die gilt es zu gewinnen. Saarbrücken hat am Samstag wenig angeboten, wenn wir auch prinzipiell stabiler aufgetreten sind.
Eine Entwicklung ist sichtbar.
Wir haben in den letzten 8 Spielen nur 1 mal verloren und einen Schnitt von 2,12 Punkten. Als Fussballer will man sich solch einen Lauf nicht so einfach nehmen lassen.
Das ist mein positiver Ansatz.
Hoffe, dass die Pause uns nicht aus dem Tritt bringt. Wiesbaden mit neuem Trainer wird dann wieder nicht einfach. Die Spieler des jetzigen Kaders sollten sich bewusst sein Legendenstatuspotential in sich zu tragen, wenn wir aus dieser verdammten Liga rauskommen.



Beitragvon rocketsven » 08.11.2021, 20:31


Das Spiel war für den neutralen Zuschauer wahrscheinlich wirklich kein Highlight. Die Saarbrücker waren tatsächlich erschreckend einfallslos. Unsere Dreierkette konnte die hohen Bälle relativ leicht verteidigen. Erst als sich Grimaldi in der Schlussphase die Bälle weiter hinten abgeholt hat, gab es strukturierte Angriffsbemühungen. Gouras, der ja auch bei dem ein oder anderen Zweitligisten auf dem Zettel stehen soll, konnten wir 90 Minuten aus dem Spiel nehmen.

Dadurch das Kiprit und Hanslik mehr oder der weniger auf der gleichen Höhe unterwegs waren, hat irgendwie die Verbindung zum Mittelfeld gefehlt. Die Torchancen waren deutlich schlechter als in den letzten Spielen.

Zimmer kommt mir bei der Bewertung etwas zu schlecht weg. Klar, die Erwartungen sind höher, aber wie abgezockt Zimmer die Fouls zieht, ist schon stark.

Der Dreierwechsel war aus meiner Sicht überhaupt nicht nötig. Man bringt zwar gleichzeitig drei frische Jungs, aber geht das Risiko ein, dass man kurzzeitig den Zugriff verliert. Außerdem nimmt man sich die Möglichkeit vielleicht wichtige Sekunden von der Uhr zu nehmen.



Beitragvon Kohlmeyer » 09.11.2021, 09:18


Wie eigentlich immer: Ich finds gut, dass in diesem Thread immer kritisch UND sachlich diskutiert wird, aber an der Stelle muss ich mal einhaken – und mal fragen, wie sich einige hier "guten" Fußball in der Dritten Liga eigentlich vorstellen.

Ich denke, wenn man in so einem Derby über 75 Minuten lang vor der eigenen Kiste nichts zulässt und den Gegner sogar noch weiter vom Tor weghalten kann, nachdem er in Rückstand geraten ist und kommen muss, ist das durchaus schon "gut" gespielt.

Natürlich können notorische Kritikaster einwenden, das lag nicht daran, dass der FCK so stark war und der FCS so schwach, aber mit dem Argument kann im Grunde nach jedem gewonnenen Spiel kommen.

Welcher Drittligist fällt denn regelmäßig mit brillanten Offensivaktionen aus dem Spiel heraus auf, die KEINE Konter sind? Ich gucke jetzt im vierten Jahr Dritte Liga. Ziemlich oft "schönen" Fußball haben meines Erachtens die Hachinger gespielt, aber die sind letztes Jahr abgestiegen. Vergangene Saison haben auch die Sechziger zeitweise technisch höherwertigen Fußball geboten, aber da läufts heuer auch nicht mehr rund.

Und: Es mit Standardsituationen richten zu können, wenn aus dem Spiel heraus nichts wirklich gelingen will - ein paar Ansätze waren beim FCK in Saarbrücken durchaus zu verzeichnen –, ist keine Verlegenheitslösung, sondern ein Erfolgsfaktor, der in der Dritten Liga wesentlich über oben und unten entscheidet.

Und wenn so ein Freistoß erst nach einem "Abpraller" reingemacht wird, ist das auch nicht nur Dusel. Immerhin war der Freistoß so gut getreten, dass der Gegner ihn nicht sauber klären konnte. Natürlich gehört auch ein Quäntchen Glück dazu, dass der Ball anschließend dem richtigen Mann auf den Fuß fällt. Oder gegen den Kopf. Aber das braucht eben auch im Fußball.

Deswegen ist eminent wichtig, dass beim FCK in dieser Saison auf dieser Schiene wieder was geht. Wenn der Gegner 99 Prozent aller Freistoßflugbälle klären kann – und dann auch noch selbst ein Standardtor macht – , wird ein Spiel auch immer mal in die Binsen gehen, wie zuletzt gegen Würzburg.

Wer "guten" Fußball sehen will, der auch emotional anspricht, dem empfehle ich die Champions League-Spiele von Ajax Amsterdam, da gibt's noch richtige Flügelstürmer zu sehen, die schnell und geil dribbeln können und toll eingesetzt werden. Die Spiele in der niederländischen Liga dagegen weniger, denn da wird Ajax zu wenig gefordert.

Gruß,
Kohlmeyer



Beitragvon Miggeblädsch » 09.11.2021, 09:27


Oktober1973 hat geschrieben:...Mein Ziel lautet selbstverständlich Aufstieg, teils als Fan und Mitglied. ...


Selbstverständlich! Vor allem aus Sicht der Buchhaltung kann es nur dieses Ziel geben :prost:
Jetzt geht's los :teufel2:



Beitragvon MarcoReichGott » 09.11.2021, 10:17


Der Fußball ist wie er ist in Liga 3. Ich kann nicht behaupten, dass es mich begeistert wenn gefühlt minutenlang keine 3 Pässe am Stück rankommen. Das heißt aber nicht, dass ich fordere, dass wir nun geplegtes Kurzpassspiel spielen. Das funktioniert einfach nicht in Liga 3. Die Spieler haben zu viele technische Probleme, der Rasen gleicht oftmals mehr nem Acker.

Genau deswegen gehöre ich ja zu den Leuten, die "Die Null muss stehen" gefordert habe als sich so manch anderer über die wildenden 3:3 Spiele letzte Siason gefreut hat.


Mir ging es mehr darum, dass mich der XG Plot eben nicht verwundert hat. So sieht das eben oft in Liga 3 aus, wenn eine Mannschaft so klar deminiert wie das bei uns der Fall war. Der Gegner kommt zu gar keinem Abschluss, aber die dominierende Mannschaft produziert eben auch nicht eine Großchance nach der anderen.



Beitragvon Oktober1973 » 09.11.2021, 12:00


@Eric, da muss ich @MarcoReichGott zur Seite springen. Vorneweg glaube ich nicht, dass diejenigen, die hier in sehr überschaubarer Anzahl geschrieben haben, Deine Analysen, die ich immer sehr schätze, noch die Vorgehensweise der Mannschaft oder des Trainers in Abrede stellen wollen.
Was haben wir uns nach den Passgraphiken und den xG Plots gesehnt, als es die eine Zeitlang nicht gab.
Und notorische Kritikaster ( übrigens erheiternder Begriff ) sind an dieser Stelle eher nicht zu finden.
Wir sind uns sicher einig hier, in der 3. Liga keine fussballästhetischen Ansprüche zu hegen.
Der mahnende Zeigefinger ist jedoch sicher legitim.
Matteo hat uns gefühlt Minimum 5 mal im Spiel gehalten, und ja, dann kann es tatsächlich mal andersherum ausgehen. Hoffentlich nicht zu oft. Wahrscheinlich macht unser Trainer im daily buisiness nichts Anderes.
Wo ich absolut dabei bin, ist es diese Tendenzen in der positiven Darstellung zu verstärken.
Nach Spielen wie in Duisburg und gegen Würzburg ging es m.E. nur darum, die verbesserungswürdigen Dinge nicht vom Schirm zu verlieren.
Wenn wir unter dem Radar ins Ziel fliegen, ist es mir jedoch genauso Recht.
Also bitte weiter so mit Deinen Spielanalysen wie bisher. :daumen: :beer:



Beitragvon Ke07111978 » 09.11.2021, 13:24


Das Spiel gegen Saarbrücken hat deutlich gezeigt was wir können, aber auch was wir nicht können. Antwerpen hat spätestens mit dem Spiel in Berlin gesehen, dass das teilweise starke Offensivpressing (und somit das "schöne" Spiel was Eric anspricht) nicht umzusetzen ist. Das hat diverse Gründe, liegt im wesentlichen aber an der Kaderzusammenstellung. Das nun gefundene System bringt die Stärken der vorhanden Truppe am besten zur Geltung - deutlich wird allerdings auch, dass viele Spieler aus den ersten 11-14 nicht wirklich zu kompensieren sind. Ich nehme jetzt mal den 5 Spieltag mit Winkler auf der 6, Senger in der IV und Schad und Hercher in der Vierkette, danach ganz ähnlich gegen Zwickau mit Klingenburg und Sessa auf der 6. Die Aufstellungen waren aufgrund der Verletzten, teilweise aus der Not heraus geboren.

Aktuell (ab dem 8 Spieltag) sehen wir mit Ritter auf der 6 und Kraus und Winkler in der IV einen stabilen zentralen Defensivblock. Man hat durch die 5er Kette einen Defensiven mehr und mit Ritter eine enorme Spielintelligenz auf der Sechs. Zudem ist Ritter gefühlt 20% schneller als letzte Saison. Das hilft dabei unglaublich stabil zu stehen - langt aber nicht zwangsläufig immer, um gegen tiefstehende Gegner auch ein Offensivfeuerwerk abzufackeln. Eben typischer Drittligafußball. Völlig OK. Das entscheidende Puzzelteil dabei ist m.E. Ritter auf der 6. Der hat auch gegen Saarbrücken mind. 3 Konter im Ansatz unterbunden / zugelaufen. Kommen dann Götze und Wunderlich dazu ist das schon sehr sehr spielstark im Mittelfeld. Fehlt einer, flacht es direkt ab. Spannend wird die Aufstellung gegen Wehen - ich würde tippen, das Zimmer ggf. wieder auf der Bank sitzt. Als 8er hat da Götze meines Erachtens die Nase vorn.

Meines Erachtens wird es für die weitere Saison entscheidend sein, dass sich da keiner zu lange verletzt - sonst habe wir nen Leistungsabfall.

Stehle
Huth
Morabet
Senger
Niehues

dazu Hotopp, Gibs und Bakhat, da haben sich doch einige, die für die Erste vorgesehen waren in der Oberliga festgespielt.

Übersetzt heißt das, wir haben durch den Kreuzbandriss von Röser aktuell 2 Stürmer, 8 Mittelfeldspieler und 7 Verteiger. Inklusive Torwart also nen 18er Kader (inkl. Cifiti der ja quasi nicht mehr spielt und Winkler, der eigentlich weg sollte). Außerdem hast du mit Redondo und Kleinsorge Spieler, deren Position (Flügelstürmer) so quasi nicht wirklich im System ist. Das ist dünn und ich würde mir wünschen, dass man hier im Winter nachbessert, aber ggf. auch den ein oder anderen Spieler abgibt / verleiht, um die Unwucht aus dem Kader zu nehmen.

Ansonsten machen das die Trainer meiner Meinung nach gerade sehr sehr gut und ich hoffe der ein oder andere mit kurzem Finger im Verein ist nun etwas überzeugter :wink: .



Beitragvon TreuDemFCK » 09.11.2021, 14:35


Hier wurde jetzt ja von einigen - auch von Ken - die Abkehr vom starken Offensivpressing als Schlüssel angesprochen.

Ich hab im Würzburgspiel den Eindruck gehabt dass wir das wieder deutlich häufiger drin hatten als in den Spielen vorher und jetzt auch nachher. Fand ich im Moment auch naheliegend: Zuhause Druck auf einen wackeligen Gegner machen.

Aber hier im Bericht wurde das nicht wirklich angesprochen. Hab ich das falsch erkannt? Oder haben wir gegen Würzburg (auch und insbesondere in Person von Zimmer) mehr gepresst als die Spiele vorher, aber ohne dadurch mehr Zugriff zu bekommen?



Beitragvon Kohlmeyer » 09.11.2021, 17:13


Was das Würzburg-Spiel angeht, musst du bedenken: Wir liegen ab der 23. Minute hinten. Klar müssen wir da irgendwann anfangen, früher zu attackieren. Außerdem stellt der Trainer nach Kraus´ verletzungsbedingter Auswechslung auf Viererkette um. Dieses Spiel lief also in mehrerlei Hinsicht anders als die übrigen in der erfolgreichen Phase seit dem Magdeburg-Spiel - und der damit verbundenen Neuordnung.

Für mich persönlich war gegen Würzburg auch das Fehlen von Hanslik relevant, der gegen den Ball gut anzulaufen versteht. Ich vermute, dass Antwerpen Zimmer deswegen so weit vorn brachte, weil er dachte, der sei der geeignete Mann, es Hanslik gleichzutun. Hat meiner Meinung aber nicht geklappt, und das nicht nur wegen des Endergebnisses.

Bei SWR-Sport hat Zuck unlängst ja auch bestätigt, dass man sich nach dem Magdeburg-Spiel zusammengesetzt hat und entschied, künftig weniger hoch zu pressen. Was meiner Meinung nach nichts damit zu tun, ob und wie man dadurch "schöner" spielen zu kann, sondern damit, dass Kraus und Winkler nicht gerade die Schnellsten und "hoch stehen" böse nach hinten losgehen kann.

Ansonsten gehe ich mit Ken absolut konform - außer, dass ich "Offensivpressing" nicht mit "schön spielen" gleichsetzen würde.

Gruß,
Kohlmeyer



Beitragvon Kohlmeyer » 21.11.2021, 16:13


Hier kommt unsere Taktik-Nachlese zum Heimsieg über Wehen:

Bild

Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-SVWW
Die DBB-Analyse: Noch ein Sieg, der Signale setzen kann

Ja, dieses 1:0 gegen den SV Wehen Wiesbaden hat gezeigt, dass der Kader des 1. FC Kaiserslautern doch breit genug aufgestellt ist, um Ausfälle zu kompensieren. Aber noch einiges mehr macht Hoffnung für den weiteren Saisonverlauf. Und Laune.

Nach dem peinlichen Aus im Verbandspokal gegen den Oberligisten TuS Mechtersheim lautete die herrschende Expertenmeinung noch: Der zweite Anzug dieses Aufgebots passt nicht. Nach diesem Samstag darf dieses Urteil revidiert werden, wie auch unser Spielbericht schon deutlich machte. Weil sich etliche Spieler sowohl mit Corona als auch anderen Erkältungsviren angesteckt hatten, hatte Coach Marco Antwerpen seine Startelf gegenüber dem 2:0-Derbysieg beim 1. FC Saarbrücken gleich auf fünf Positionen umstellen müssen. Dennoch präsentierte sich seine Mannschaft vom Anpfiff weg als Einheit, die sich insbesondere beim Verschieben gegen den Ball den Zusatz "geschlossen" verdiente.

Und: Die Betze-Buben attackierten sogar erstaunlich weit vorne. Als wollten sie Publikum und Gegner erst gar nicht den Eindruck vermitteln, sie wären durch die vielen Ausfälle gehemmt. Von den Spielern, deren Einsatz vor der Partie als "fraglich" bezeichnet wurde, hatte immerhin Hendrick Zuck noch den Sprung in die Startelf geschafft, der auch die Kapitänsbinde für den ausgefallenen Jean Zimmer überstreifte. Für die ebenfalls angeschlagenen Felix Götze und Neal Gibs hatte es immerhin noch zu einem Platz auf der Bank gereicht.

Redondo, der Nachrücker: In der Form mehr als ein Klingenburg-Ersatz

Einer, der in die Startelf nachgerückt war und der nach dem Mechtersheim-Desaster ganz schlechte Kritiken bekommen hatte, avancierte in den folgenden 90 Minuten sogar zum überragenden Akteur: Kenny Redondo. Er musste auf der Position des verletzten René Klingenburg ran und bildete die zweite Spitze hinter dem beweglichen Stürmer Daniel Hanslik. Denn den klassischen offensiven Flügelspieler, der Redondo von Haus aus ist, gibt es ja nicht mehr in dem von Antwerpen ausbaldowerten Formationshybriden, der sich am besten als 3-1-4-1-1 darstellen lässt.

Aus der mittleren Position heraus startete Redondo immer wieder auf die Halbpositionen oder ganz auf die Flügel durch, um sich vertikale Zuspiele seiner Mitspieler zu erlaufen. Das immer wieder, mit so hohem Tempo und so gut getimt, dass der Trainer die Qual der Wahl haben wird, wenn sich Klingenburg aus dem Krankenstand zurückmeldet. Ein Redondo in dieser Form lässt sich kaum auf die Bank zurücksetzen.

Zwei Torszenen mit Beispielcharakter

Zwei Mal bot sich dem Deutsch-Spanier die Chance, seine starke Leistung mit einem eigenen Treffer zu krönen. Einmal kurz vor der Pause, als er den besten FCK-Angriff der ersten Hälfte abschloss: Starker Antritt des rechten Innenverteidigers Boris Tomiak durch die Mitte, vertikaler Pass auf Redondo, der auf Hanslik abgab, der sah den halbrechts einlaufenden Marlon Ritter, der flankte direkt in die Strafraummitte - und Redondo flog nur knapp am Ball vorbei. Das ist der Fußball, der 17.080 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion Laune macht.

Das zweite Mal schob Redondo in der 73. Minute den Ball nach einem seiner Sprints sogar über die Linie. Doch da ging leider die Fahne des Schiedsrichter-Assistenten hoch, und das wohl auch zurecht, wenn auch ganz, ganz knapp.

Die zwei geschilderten Szenen veranschaulichen ein Muster, das in diesem Spiel öfter zu erkennen war: Ein ordentlich getimtes Zuspiel aus der Tiefe, Redondo - und, nicht minder wichtig, Hanslik.

Hanslik: Die Spitze, die ihre Mitspieler glänzen lässt

Der zentrale Stürmer hatte ebenfalls selbst zwei Gelegenheiten, Tore zu machen: eine schon nach zwei Minuten, als er eine Wunderlich-Ecke mit dem Kopf am langen Pfosten vorbei bugsierte. Und einmal nach 65 Minuten, als er mit dem Kopf in eine Linksflanke Redondos flog, diese aber nicht richtig erwischte. Als Vorbereiter profiliert hatten sich Dominik Schad als Balleroberer und Schlepper sowie Mike Wunderlich als vertikaler Passgeber.

Einmal mehr glänzte Hanslik somit nicht als Torjäger, sondern als Bälle-Verarbeiter in vorderster Linie, der seine Mitspieler klug und präzise in Szene setzte. So war er Bestandteil nahezu aller Offensivaktionen - und folgerichtig Ausgangspunkt der spielentscheidenden Szene: Hanslik schickte den gerade eingewechselten Felix Götze in die Tiefe, der kam noch vor dem Strafraum ins Stolpern, aber erst innerhalb zu Fall. Referee Nico Fuchs pfiff Elfmeter.

Dabei muss konstatiert werden: Der FCK war diesmal Nutznießer einer fragwürdigen Schiedsrichterentscheidung, ist in dieser Saison aber auch schon mehrmals benachteiligt worden. Und es war keine Schwalbe, denn Götze hatte seinen Hinfaller nicht simuliert. Kein Grund also, in Sack und Asche zu gehen.

Ritter verwandelte den Elfer dann zum Treffer des Tages. Mit "Verlade"-Technik, die ihrer Risiken und Nebenwirkungen wegen FCK-Freunden mit schwachen Nerven und/oder schwachem Herzen absolut nicht zu empfehlen ist, vor allem nicht wegen des Stop-Motion-Effektes unmittelbar vorm Schuss.

Doch wie lauten nochmal die drei Worte, mit der sich ein Elfmeterschütze wohl ewiglich rechtfertigen kann? "Egal, Hauptsache, drin!"

Götze für Sessa: Der Wechsel, der die Entscheidung bringt

Doch auch das ist festzuhalten - und ein positives Signal für den weiteren Verlauf der Runde: Trotz Ausfällen fast in Mannschaftsstärke, trotz fünf Änderungen, die er bereits in der Startelf vornehmen musste, war Antwerpen immer noch ein Wechsel möglich, der einen deutlichen Schub nach vorne brachte: Mit Felix Götze für Nicolas Sessa bekam das Lautrer Spiel geradezu schlagartig nochmal mehr Zug zum Tor.

Denn so schön Sessa den Ball auch zu streicheln vermag - er hatte einfach zu viele Offensivaktionen verschleppt oder verzögert. Und die anderen Startelf-Nachrücker? Avdo Spahic bestätigte, was schon vor dem Spiel alle gedacht hatten: Um ihn als Ersatz für den bislang überragenden Keeper Matheo Raab musste man sich die wenigsten Sorgen machen. Er zeigte eine souveräne Leistung. Max Hippe? In seinem Startelf-Debüt als zentraler Innenverteidiger für Kevin Kraus präsentierte er sich geradezu als dessen Double: Nichts Spektakuläres, aber ordentlich als ordnende Hand hinter dem zentralen Aufbauspieler Marlon Ritter. Dominik Schad? Im Spiel nach vorne noch längst nicht wieder so stark wie vor seiner Verletzung vergangene Saison, auch nicht so effektiv wie Philipp Hercher jüngst, aber auf jeden Fall gilt für ihn: Mission erfüllt.

Ackern bis zum Führungstor: So lange wie noch nie

Was ebenfalls Mut für die nächste Zukunft macht: Erstmals in dieser Saison musste bis tief in die zweite Hälfte geackert werden, um einen Führungstreffer zu erzielen. Bei allen vorangegangen sechs Siegen sowie in den beiden Remis-Partien gegen Zwickau und Duisburg gelang das erste Tor, das Kopf und Beine leichter macht, noch in der ersten Hälfte. Das Team kann Kraft und Konzentration also auch ohne Erfolgserlebnis über längere Zeit hochhalten. Ein gutes Zeichen.

Wobei freilich nicht vergessen werden darf: Wehen verzeichnete über 90 Minuten zwar nicht sehr viele Torchancen, sodass die FCK-Hintermannschaft nicht von ungefähr mit bislang nur elf Gegentreffern die beste der Liga bleibt. Aber zumindest in der ersten Hälfte waren die qualitativ besseren Einschussgelegenheiten auf ihrer Seite: durch Gustaf Nilsson und Dennis Kempe, beide Male nach Freistoß-Flugbällen.

Was Beleg ist für die Leistungsdichte der 3. Liga, in der er es auch künftig keine Selbstläufer geben wird. Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig ist es, bei Standardsituationen nichts zuzulassen und diese stattdessen selbst zu nutzen.

Ergänzung, 22.11.2021: xG-Timeline: Ohne den Elfer wäre der SVWW sogar leicht vorne

Sander Ijtsmas xG-Plots bestätigen, was wir oben bereits beschrieben haben. Das Endergebnis von 1.30 : 0.64 belegt: Über 90 Minuten hat sich in den Strafräumen nicht viel abgespielt. Und hätten die Wiesbadener nach elf Minuten ihre Kopfballchance verwertet, hätte das Spiel durchaus auch so laufen können wie die Heimpartie zuvor gegen die Würzburger Kickers (0:2). Auch, weil Goppel sich auf der rechten Seite vor allem in der ersten Hälfte ähnlich gut durchsetzte wie Kopacz im Würzburg-Spiel. Ohne Ritters Elfmeter, der in der xG-Timeline ein Sprung von rund 0.75 Punkten bewirkt, würden die Gäste sogar ein leichtes Plus nach qualitativ bewerteten Chancen verzeichnen.

Bild

Die Positions- und Passgrafik der Roten Teufel zeigt, dass die Elf auf dem Feld tatsächlich in etwa positioniert war wie auf dem Papier geplant. Die fast durchweg gleich großen Spots belegen: Alle Spieler waren einbezogener, auf der linken Seite wurde wie immer etwas intensiver gepasst, allerdings fiel der Unterschied zum rechten Flügel schon wesentlicher krasser aus. Redondo stand bei der Ballannahme im Durchschnitt sogar ein wenig höher als Hanslik.

Bild

Auch die Positions- und Passgrafik von Wehen spiegelt eine sehr homogen auftretende Truppe wider. Gut strukturiertes 4-2-3-1 und eine ebenfalls gut übers Feld fließende Passkommunikation.

Bild

Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2021/22: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage




Zurück zu Neues vom Betzenberg

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: kalusto und 144 Gäste