Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.

Beitragvon Jupp64 Cologne » 02.03.2022, 17:39


Kurze Anmerkung zum 2. Gegentreffer :
Hätte Kraus die Situation (unmittelbar vor dem Freistoß) richtig eingeschätzt und nicht schon vom Kopf her abgeschaltet, wäre er vor dem Spieler von 1860 an den Ball gekommen.



Beitragvon FCK-Aussenstelle Zürich » 02.03.2022, 18:23


ExilDeiwl hat geschrieben:Da @Kohlmeyer ja die Einwechslung von Ciftci eher positiv bewertet, will ich mal horchen, ob hier noch jemand die Beobachtung gemacht hat, dass er ziemlich häufig den Ball zurück in Richtung IV oder Raab gespielt hat. Für meinen Geschmack zu häufig. Um ehrlich zu sein - mich hat es während des Spiels teilweise sogar ziemlcuh aufgeregt, weil ich dachte, dass er das in Situationen getan hat, wo vielleicht auch nach vorne was gegangen wäre. Und Disclaimer: nein, ich will ihm nicht die Schuld für die Niederlage in die Schuhe schieben.

ich denke, dass er den Auftrag bekommen hat den Ball erst einmal zu sichern, da er ja zuvor immer in kürzester Zeit weg war. Er und Hercher haben zwar die Hauptrollen bei dem 2:1, aber das war schon eine Verkettung von Fehlern. Bei Ciftci ist sehr schade, dass er eigentlich in jedes Spiel einen Bock einbaut und sich die gute Leistung von vorher immer etwas kaputt macht. Ich sehe ihn grundsätzlich gerne, bin aber immer etwas unruhig.



Beitragvon ExilDeiwl » 02.03.2022, 20:37


Danke für Deine Einschätzung! Ich dachte die ganze Zeit, dass wir nach vorne Druck machen müssen und in die Umschaltsituationen kommen müssen. Da hatte ich mir von Ciftci erhofft, dass er die einleiten könnte. Denn rein vom Fußballerischen her kann er das ja eigentlich. Wie gesagt, ich will ihm nicht den schwarzen Peter zuschieben. Vielleicht war das sinnbildlich für unsere zu starke Zurückhaltung…
Nein, es geht mir NICHT um Hurra-Fußball!

🇺🇦 STOP WAR! FUCK PUTIN! 🇺🇦



Beitragvon TreuDemFCK » 03.03.2022, 08:56


Ich glaube Cifti ist in einer echt schwierigen Situation, und die Leistung die er trotzdem noch bringt - obwohl vielleicht nicht optimal - ist beeindruckend. Er wollte vor der Saison weg. Hat zum Anfang der Saison nicht gespielt, wurde als Ritter-Ersatz ins kalte Wasser geworfen, war bärenstark, hat sich verletzt. Dann lange kaum gespielt bzw Einsätze auf Positionen die ihm nicht so liegen. Gegen Mannheim auf neuer Position unser bester Mann - danach gegen Verl auf der Bank. Kommt rein, spielt eine noch neuere Position (rechts), spielt wieder stark. Gegen 60 schon wieder auf der Bank.

Ich will damit gar nicht sagen dass Antwerpen was falsch macht. Er soll die aufstellen die er fürs nächste Spiel am besten hält, nicht die die im letzten Spiel am besten waren.

Aber mental muss das schwer sein für Ciftci. Und dass er dann versucht über sichere Pässe Sicherheit zu bekommen und zu geben, dabei gleichzeitig robust in die Zweikämpfe geht, das versteh ich irgendwie. Ist in diesem Spiel aber eventuell einfach komplett den Umständen geschuldet gewesen und es ist schwer das wem übel zu nehmen.



Beitragvon Thomas » 03.03.2022, 11:19


Update: Die xG-Grafiken sind eingetroffen. Dafür einfach fünf Beiträge hochscrollen oder direkt hier klicken. :)
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon MarcoReichGott » 03.03.2022, 13:15


Es zeigen ja fast mehr Pfeile nach hinten als nach vorne. Eine völlige taktische Bankroterklärung des FCK. 1860 hat die Schwächen des FCk Systems, die ich hier immer wieder und wieder angesprochen habe, bis ins kleinste offen gelegt und uns auseinander genommen.

Dieses Spiel mit spielschwachen Innenverteidigern in einer 3er Kette und 2 Stürmern ist ohnehin nur dann aufrechtzuerhalten, wenn man im unterbesetzten Mittelfeld individuell überlegen ist bzw. körperlich so stark dagegen halten kann, dass man zweite Bälle gewinnt. Beides war aber gegen 1860 nicht der Fall.

Dazu kommt, dass Titz und Magdeburg auch unseres tiefstehendes 5-3-2 geknackt hat und andere Mannschaften kopieren das nun Es wird vielmehr als früher versucht den Ball vor unserem 16er zu halten und dort entweder zum Abschluss zu kommen oder einen Innenverteidiger aus der Kette rauszuziehen



Beitragvon Schulbu_1900 » 03.03.2022, 14:11


Raab wurde grundsätzlich von allen oft angespielt, aber das war mehr dem hohen Pressing von 60 geschuldet, so kam es mir vor. Ich empfand Ciftci offensiv diesmal gefährlicher als Ritter, er war aber auch etwas übermotiviert. Auf jeden Fall macht er es stark, ich bin da bei TreuDemFck.
Das unser System geknackt wurde, kann man so sehen, ja. Dann müssen wir jetzt Klinge und Ciftci vorziehen, wenn Mike ausfällt. Und wenn Boyd fit wird hat man da ja auch noch mehr Wucht für vorne.



Beitragvon Kohlmeyer » 06.03.2022, 15:48


Hier kommt unsere Taktik-Nachlese zur Partie in Osnabrück, viel Spaß damit :teufel2: :

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Foto: Imago Images

Taktik-Nachlese zum Spiel VfL-FCK
DBB-Analyse: Mettbrötchen, Glück und ein genialer Moment

Ja, es war ein Duselsieg des 1. FC Kaiserslautern. Oder: Drei Punkte mit Hilfe des Glücks, das die haben, die in der Tabelle oben stehen. Doch so ganz ohne eigenes Zutun lässt sich auch nicht gewinnen, schon gar nicht gegen den VfL Osnabrück.

Rational begründen lässt es sich wahrscheinlich nicht, aber: Spiele gegen Magdeburg scheinen im Saisonverlauf des FCK stets Wendepunkte darzustellen. In der Rückrunde der vergangenen Spielzeit kam es nach einem deprimierenden 0:1 beim FCM zu einer taktischen sowie geistig-moralischen Erneuerung, die den Lautrern am Ende noch den Klassenverbleib sicherte, nach zwischenzeitlich sieben Punkten Rückstand auf den ersten Nicht-Abstiegsrang. In der Vorrunde markierte abermals ein 0:1 gegen das Team von Christian Titz den Tiefpunkt eines schwachen Rundenstarts mit vier Niederlagen in den ersten sieben Spielen. Was FCK-Coach Marco Antwerpen erneut zum Anlass nahm, alles umzukrempeln. Es folgten 19 Partien mit nur einer Niederlage, was die Roten Teufel bis auf Tabellenrang zwei führte.

Vor nicht einmal vier Wochen schenkten die Magdeburger der besten Defensive der Liga nach fünf Zu-null-Spielen im eigenen Stadion dann gleich zwei Stück ein und jagten die Männer in Rot über weite Strecken der zweiten Halbzeit heftig vor sich her. Seither scheint der FCK, der es in den Wochen zuvor so gut verstanden hatte, auch bei gegnerischem Ballbesitz die Spielkontrolle zu bewahren, öfter vom Gegner beherrscht zu werden, als es für einen Aufstiegskandidaten angezeigt sein sollte. Und zunehmend auf sein Glück angewiesen zu sein.

Wieder optisch unterlegen: Ist der Antwerpen-Code geknackt?

Wie erinnern uns: Auch am folgenden Spieltag in Mannheim waren die Pfälzer optisch unterlegen. In der ersten Hälfte gegen Verl zeigten sie sich vom Mut des Tabellen-18. zu forschem Offensivspiel erstaunlich beeindruckt, trotz eines 2:1-Siegs am Ende. In der nächsten Partie hatten sie dem scharfen Angriffspressing der Münchner Löwen nicht viel entgegenzusetzen und mussten sich am Ende mit 1:2 "verdient" geschlagen geben. Gestern nun gab es zwar einen 1:0-Sieg in Osnabrück, allerdings nach einer zweiten Halbzeit, die zeitweise wie eine Wiederholung des München-Spiels aussah. Mit dem Unterschied, dass die unglücklichen Niedersachsen zweimal nur Aluminium trafen statt ins Tor.

Steht der FCK also nur noch oben, weil er auf einer Glückswelle reitet? Wirkt er nach seiner langen Erfolgsserie nun deswegen so unterlegen, weil seine Stärken und Schwächen "ausgeguckt" sind? Haben sich die Gegner nun auf Antwerpens Fußball eingestellt, so dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis das Glück aufgebraucht ist und die Ergebniskrise beginnt?

Nicht unbedingt. Lautern über die defensiv anfälligere linke Seite zu knacken, sie früh zu pressen und im Zehnerraum zu bespielen, das haben auch die Gegner vor Magdeburg schon versucht, etwa Berlin bei seinem Gastspiel auf dem Betzenberg. Die Mannschaften, auf die der FCK zuletzt traf, konnten es allerdings besser als andere zuvor.

Kleiner Exkurs: Was die jüngsten FCK-Gegner besonders gut können

Beim Scrollen durch die Datenbänke des Anbieters "wyscout" zeigt sich: Magdeburg, Mannheim, Verl und Osnabrück sind die vier Teams der Liga, die den ballführenden Gegner früher angreifen als alle anderen. 1860 München kommt im Saisondurchschnitt zwar nicht auf deren "Passes per defensive Action"- (PPDA)-Werte, aber dass die Löwen am vergangenen Dienstagabend ein 1a-Pressingspiel aufzogen, kann wohl jeder bestätigen, der die Partie gesehen hat.

Magdeburg und Osnabrück stellen zudem die Mannschaften, deren Spiel generell auch das am stärksten ballbesitzorientierte der Liga ist. Und Magdeburg, Verl, Osnabrück und Mannheim gehören zu den "Top Five" in Sachen und Dribblings und Zweikämpfen.

Will sagen: Der FCK sah gegen diese Gegner nicht schlecht aus, weil diese ihren Stil gezielt auf dessen spezifische Schwächen ausgerichtet hatten - vielmehr versuchen die, immer so zu spielen. Außerdem muss man selbst, wenn man einen Gegner augenscheinlich beherrscht, das Leder erst mal ins Tor kriegen, frag nach in Mannheim. Und Glück gehört nun einmal auch zum Spiel. Sogar die dominanten und unbestritten "verdienten" Sieger von München benötigten für ihre beiden Treffer einen abgefälschten Torschuss und einen Stellungsfehler des Gegners nach einem ruhenden Ball.

Davon abgesehen war der FCK in keiner Partie über 90 Minuten unterlegen. Gegen Magdeburg waren die Lautrer in der ersten Halbzeit auch spielerisch ebenbürtig, gegen Verl in der zweiten sogar dominant. In München stehen immerhin 15 starke Anfangsminuten zu Buche, in Osnabrück mindestens 25. Wie diese zustande kamen?

In Osnabrück wieder im 3-4-3-System - ohne Wunderlich und Götze

Marco Antwerpen hatte wieder einmal überrascht. Mike Wunderlich, das war bekannt, fehlte wegen der fünften Gelben Karte. Wohl jeder hätte darauf gesetzt, dass Felix Götze nun mehr denn je gebraucht würde, um für spielerische Linie zu sorgen. Aber: Götze saß zunächst auf der Bank. Für ihn und Wunderlich rückten René Klingenburg und Hikmet Ciftci in die Startelf, zudem kehrte Philipp Hercher erwartungsgemäß auf seinen Stammplatz zurück.

Warum? Antwerpen schickte seine Allzweckwaffe "Klinge" ins Sturmzentrum. Für die dadurch entstehende 3-4-3-Formation erschien ihm Ciftci möglicherweise als der geeignetere Sechser neben Marlon Ritter. Interessant: Vor vier Wochen in Zwickau hatte der Coach ebenfalls mit einer 3-4-3-Anordnung begonnen. Und die hatte eigentlich gar nicht mal so gut funktioniert, bis Terrence Boyd kurz vor der Pause dann doch den Führungstreffer markierte und es am Ende sogar 2:0 stand.

Diesmal aber ging die Rechnung auf. Die Osnabrücker, die gerne gepflegt von hinten heraus spielen, wurden durch die früh attackierende Dreierreihe um den "Aggressive Leader" Klingenburg schwer ausgebremst. Der FCK eroberte viele Bälle noch in Gegners Hälfte, auch wenn es zu nicht mehr als "Tor-Annäherungen" kam, unter anderem nach einem starken Flankenlauf Herchers.

Die Frage war nur: Wie lange würden die Betze-Buben ein solches Angriffspressing durchhalten? Irgendwann lässt da doch die Konzentration nach…

Mitte der ersten Hälfte kommt der VfL auf, der FCK hält bis zu Pause mit

Nach 24 Minuten war es soweit. Nach einer Ecke von Aaron Opuku - mit bislang neun Assists übrigens der drittbeste Vorlagengeber der Liga - brauchte es eine Glanztat Matheo Raabs, um den Rückstand zu verhindern.

Wir erinnern uns: Schon am Dienstagabend hatte ein ruhender Ball die Niederlage in München herbeigeführt. Und der erste Lattentreffer der Osnabrücker in Hälfte zwei folgte ebenfalls nach einer Ecke. So ein bisschen droht die beste Defensive der Liga ihre Souveränität nach ruhenden Bällen zu verlieren.

Diese erste Torgelegenheit wurde für die Gastgeber zum Hallo-Wach-Moment, denn von nun an kamen sie zunehmend besser ins Spiel. Bis zur Pause gaben die Roten Teufel aber noch einigermaßen Kontra. Redondo und Hercher meldeten sich, ebenfalls nach ruhenden Bällen, mit ordentlichen Abschlussversuchen.

Hälfte zwei: Das Spiel kippt endgültig - und "Klinge" muss raus

Nach der Pause schien das Spiel vollends zugunsten der Osnabrücker zu kippen. Hatte VfL-Trainer Daniel Scherning seinen Jungs etwa nochmal Ausschnitte des FCK-Spiels in München gezeigt? Die Niedersachsen setzten nun genau da an, wo auch die Sechzger die Roten Teufel gepackt hatten. Eroberten sich die Bälle schon früh im Mittelfeldzentrum, besetzten den Spielfläche vor dem gegnerischen Sechzehner, suchten immer wieder Abschlüsse im Rückraum.

Antwerpen reagierte, brachte nach einer knappen Stunde Götze für Ciftci, wohl, um wieder mehr Zugriff in der Zentrale zu bekommen. Viel fruchtete das nicht, und nur zehn Minuten später kam es zu einem viel härteren, weil ungewollten Einschnitt: Klingenburg blieb nach einem Zusammenprall liegen, musste raus. Und während seine Teamkollegen den Schock noch verarbeiteten, vollzog sich eine dieser wundersamen Geschichten, wie sie nur der Fußball schreibt: Für Klingenburg aufs Feld kam - Terrence Boyd. Der am Freitag doch eigentlich zuhause geblieben war.

Dann kam der Mann, der seine Kraft aus einem Mettbrötchen schöpfte

Aber: Boyd hatte sich am Samstagmorgen überraschend doch noch freigetestet, sich anschließend von Sportchef Thomas Hengen nach Niedersachsen karren lassen und unterwegs zur Stärkung zwei Tassen Kaffee und ein Mettbrötchen zu sich genommen.

Und wie muss diese Geschichte nun ausgehen, so sie denn ein Happy End haben soll?

Richtig: Boyd war neun Minuten auf dem Platz, als Hendrick Zuck mit einem fantastisch getimten langen Ball Daniel Hanslik auf die Reise schickte. Der schlug eine Traumflanke mit links. Am langen Eck stand Boyd frei - der war zuvor in der eigenen Hälfte übrigens noch am Lautrer Ballgewinn beteiligt. Und netzte.

Anschließend griff Osnabrück an, durchaus auch strukturiert, traf auch nochmals die Latte, aber die Roten Teufel warfen sich mit viel Leidenschaft in die Bälle - für "Klinge", wie sie später unisono erklärten. Redondo hatte sogar noch das 2:0 auf dem Fuß. Aufgelegt hatte ihm die Chance Ritter, der Sechser, der sich bei einer gegnerischen Ecke wieder mal an der Mittellinie postiert hatte, um auf den Konter zu lauern.

Nach zwölf Minuten Nachspielzeit - Klingenburgs lange Behandlung hatte diese notwendig gemacht - hatte Osnabrück dann verloren. Unglücklich. Der FCK hatte gewonnen. Nicht nur glücklich. Aber eben auch.

Die xG-Timeline: "Unverdienter" Sieg, aber damit lässt sich leben

Die xG-Timeline weist den FCK folgerichtig auch als "unverdienten" Sieger aus. Muss man halt so akzeptieren. So richtig vorbeigezogen, was die "expected Goals" angeht, ist der VfL aber erst mit der letzten Tor-Aktion des Spiels, als der eingewechselte Oliver Wähling aus spitzem Winkel vor Raabs Kasten nochmal frei zum Schuss kam.

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Die Positions- und Passgrafik der Antwerpen-Elf: Nein, das ist nicht das Bild, das ein "verdienter" Sieger abgeben sollte. In Wunderlichs voll- und Götzes teilzeitiger Abwesenheit war übrigens der linke Außenbahnspieler Zuck der wichtigste Aufbauspieler. Denn aus dem Zentrum lief nun einmal nichts.

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Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik der Osnabrücker. Ja, so spielt man Fußball. Heißt aber trotzdem nicht, dass man gewinnt, wie wir gesehen haben.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2021/22: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon MarcoReichGott » 06.03.2022, 20:31


Im Prinzip haben wir ein typisches Antwerpen Spiel der Vergangenheit gesehen. Wir versuchen hoch zu pressen, wobei das nicht bedeutet dass wir offensiv angreifen, sondern vielmehr muss man es als offensives verteidigen bezeichnen.

Was heißt das? Während 1860 mit der gesamten Mannschaft konsequent aufgerückt ist, versuchen wir immer noch beim Pressing hinten stabil und recht tief zu stehen. Wir haben das vorne defintiv nicht schlecht gemacht in den ersten 30 Minuten, aber letztlich bekommst du so halt auch bei Ballgewinn trotzdem nicht genug Spieler in die gefährlichen Zonen rein. Da jetzt Redondo, Hanslik und Klingenburg auch nicht für starke 1 vs 1 Situationen bekannt sind, bleibt unterm Strich einfach extreme Tor ungefährlichkeit.

Und wie auch in der Vergangenheit bekommen wir das Spiel nicht 90 Minuten auf den Platz, sondern verlieren irgendwann den Zugriff. Sich bei den- XGoals auf die letzten Chancen zu beziehen, halte ich da auch für wenig sinnvoll. Vor dem Boyd Tor war das halt doch eine sehr eindeutige Sache schon und Osnabrück war dem Sieg hier deutlich näher als wir.


Diesesmal haben wir es nur geschafft zweimal super zu kontern von denen einmal der Ball eben reinging. Hervorheben sollte man übrigns auch, dass es Boyd ist, der vor dem 1:0 den entscheidenden Zweikampfin der eigenen Hälfte gewinnt und dann den ganzenWeg nach vorne durchgegangen ist.

Und hinten hatten wir natürlich das Glück, dass Raab und Aluminium uns gerettet haben.

Fazit: In meinen Augen hat Antwerpen eigentlich die richtigen Schlüsse gezogen, in dem er mit Klingenburg und Ciftci den Gegner früher stören wollte. Aber es ist halt wie auch in der Vergangenheit alles recht halbherzig und wenig mutig ausgespielt und irgendwann fehlt uns dann Kraft und Konzentration um das durchzuhalten. Und wie auch in der Vergangheit verlieren wir hier völlig die Spielkontrolle. Der Sieg war sicherlich nicht verdient, aber die drei Punkte nehmen wir gerne. Abgesehen von evtl. Dortmund II haben wir nun nämlich eigentlich alle Gegner weg, die individuell gegen uns mithalten können.

Solange wir nicht die Nerven verlieren, dürften wir daher nun wieder dazu übergehen uns gegen Abstiegskandidaten die Null hinten zu ermauern und vorne einen reinzuwürgen.



Beitragvon Mittelmosel-Teufel » 06.03.2022, 21:01


Wie immer vorzügliche Taktikanalyse. Herzlichen Dank!!

Die expected goals hätte ich eindeutiger für Osnabrück erwartet. Aber klar, wir hatten nicht viele, aber dafür zwei richtig dicke Chancen (Boyd und Redondo) in Halbzeit 2. Aber ich bin gerdae etwas verunsichert: nach dem 1:0 gibt es noch zwei weitere richtig große Ausschläge in der xG-Timeline. Klar, eins davon ist Redondos Großchance, aber der andere? Wer kann mir da auf die Sprünge helfen?

Wichiger Hinweis auch von @ MarcoReichGott. Das ist mir auch schon öfter aufgefallen, dass selbst dann, wenn wir unser Offensivpressing spielen, nicht die ganze Mannschaft hoch aufrückt. Neben dem, was @ MarcoReichGott schon angesprochen hat, dass wir dann bei Ballgewinn trotzdem selten Überzahl hergestellt bekommt, weil die nicht vorne pressenden Spieler nicht schnell genug aufgerückt sind, hat das zudem den Nachteil, dass der Gegner, wenn er die erste Pressinglinie überspielt hat, viel Platz zwischen unseren Linien zur Verfügung hat...allerdings wäre ein komplett hohes Stehen der gesamten Mannschaft für unsere Abwehrspieler sicher nicht ideal, weil sie halt nunmal nicht zu den schnellsten gehören und ihre Stärken bei tieferem Stehen sicher besser entfalten können (insbes. Kraus und Winkler)



Beitragvon reklov » 07.03.2022, 07:00


@Mittelmosel-Teufel: Boyd hatte nach seinem Siegtreffer noch eine gute Chance auf ein zweites Tor.



Beitragvon Kohlmeyer » 13.03.2022, 14:14


Hier kommt unsere Taktik-Nachlese zum Heimsieg über Havelse. Die xG-Grafiken folgen vermutlich morgen:

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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-Havelse
DBB-Analyse: Das Glück heißt Raab, der Winner Hercher

Den TSV Havelse 3:0 geschlagen, während Braunschweig verliert. Auf Relegationsrang 3 sind es nun schon vier Punkte Vorsprung. Also alles bestens beim 1. FC Kaiserslautern? Wenn da nicht diese erste Viertelstunde gewesen wäre ...

Jetzt also wissen wir es genau: Es ist kein Glück, das dem FCK seit ein paar Partien immer wieder zuteilzuwerden scheint. Sondern er hat lediglich einen Bomben-Torhüter in seinen Reihen, Matheo Raab nämlich. Das hat Trainer Marco Antwerpen nach dem 3:0-Sieg gegen Havelse festgestellt. Aber: Das Ergebnis erscheint doch so klar - weshalb muss der Coach auf eine starken Torwartleistung verweisen, um es zu erklären?

Weil notorische Skeptiker wohl auf die erste Viertelstunde dieser Partie zeigen werden, in der es in der Tat schlimmer hätte kommen können für die Roten Teufel. Verzeichnete der Tabellenletzte in dieser Phase doch gleich zwei gute Einschussmöglichkeiten, ehe die Pfälzer durch Terrence Boyd in Führung gingen. Durch einen Treffer, dem ein Handspiel Philipp Herchers vorausging, das Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich übersah.

Sauerei, Sauerei, hört man es da insbesondere aus Richtungen schallen, in denen Mannheimer und Saarbrücker vermutet werden.

Trotz Hercher-Hand: FCK immer noch am stärksten benachteiligt

Daher sei gleich mal vorausgeschickt: Im Fehlentscheidungs-Ranking, das "liga3-online.de" anhand der Spieltagsanalysen von Ex-Bundesliga-Referee Babak Rafati erstellt, steht der FCK nach wie vor als die Mannschaft da, die öfter als alle anderen benachteiligt wurde. Im Vergleich der Teams, die am meisten von Fehlentscheidungen profitierten, belegt er lediglich einen Mittelfeldplatz und wird sich auch durch diesen falschen Pfiff nicht entscheidend nach vorne schieben. Ja, derartige Rankings sind sicher nicht immer perfekt, aber sie sind zumindest ein Anhaltspunkt.

Zum Spiel: Ja, Havelse begann stark. Rüdiger Ziehl, der Pfälzer auf der Trainerbank des TSV, hatte seine Hausaufgaben gemacht und überraschte mit einer 3-4-3-Formation, die an die erinnerte, mit der 1860 München Lautern bei seinem 2:1-Sieg vor knapp zwei Wochen schlecht aussehen ließ.

Die beiden Einschussgelegenheiten resultierten allerdings aus zwei individuellen Patzern, die sich einer leistete, der er es normalerweise besser kann. Erst zog Alex Winkler im Zweikampf gegen Fynn Lakenmacher den Kürzeren. Der drang daraufhin von rechts in den Strafraum ein und passte flach in den Rückraum. Kevin Kraus warf sich in den Schuss von Linksfuß Nils Piwernetz. Kurz darauf wehrte Winkler eine Linksflanke von Lakenmacher unsauber ab. Leonardo Gubinelli kam ans Leder, aber nicht am glänzend reagierenden Raab vorbei.

Erst ein Standard führt auf die Siegerstraße - na und?

Dass ein Team nach eher mauem Beginn einen Standard braucht und nutzt, um auf die Siegerstraße zu steuern - das kommt gerade in der 3. Liga wahrlich öfter vor. So auch an diesem Samstagmittag. Und anschließend lief’s ja bei den Männern in Rot. Weil sie sich den Luxus erlaubten, als führende Mannschaft von hinten heraus zu spielen und die Räume nach vorne nutzten - das ist ebenfalls nichts, wofür man sich in dieser Klasse entschuldigen muss, auch nicht als Tabellenzweiter gegen den Letzten.

Zugegeben: Unterm Strich sah das in der ersten Halbzeit noch nicht so gut aus wie später in der zweiten. Der FCK hatte gegen den Ball wieder auf eine 3-4-3-Formation gesetzt, phasenweise aber auch mit. In dieser kamen vor allem die beiden nominellen Flügelstürmer Daniel Hanslik und Mike Wunderlich nicht richtig ins Spiel. Gerade der 35-jährige Wunderlich ist nun mal keiner, der sich mit Pässen über den linken Flügel jagen lässt.

Dafür gelangen dem Oldie mit seinem feinen rechten Fuß präzise Flankenwechsel, wenn er auf der linken Seite angespielt wurde. Und mit zunehmender Spieldauer orientierte er sich wieder in die Spielfeldmitte, wo er am besten aufgehoben ist. Ab der zweiten Hälfte agierte der FCK dann endgültig wieder im 3-5-2, mit Hanslik und Boyd als bewegliche Doppelspitze, später mit Muhammed Kiprit.

Herchers Lauflust und Wunderlichs Genialität - unwiderstehlich

Generell brillierte einmal mehr die rechte Seite, erneut mit einem überragenden Philipp Hercher, eingesetzt von Boyd, Wunderlich oder Marlon Ritter. Das 2:0 in der 53. Minute bot dann die perfekte Symbiose aus Herchers Lauflust und Wunderlichs Genialität. Hercher zog nach Zuspiel von Ritter von rechts in die Mitte, spielte Wunderlich in der Zehnerposition an. Der zögerte, bis Hercher links an ihm vorbeigewieselt war und schob ihm dann kurz, aber exakt getimt den Ball in den Lauf. Hercher schloss mit links ab - 2:0. Ein paar Minuten später brachte Wunderlich von der Strafraumgrenze mit einem ebenso trocken-kurzen, aber nicht minder tödlichen Pass den eingewechselten Kiprit in Position. Der aber scheiterte am starken TSV-Keeper Norman Quindt.

Nur bei eigenen Schussversuchen machte Wunderlich diesmal eine weniger gute Figur. Besonders schade war das nach Boris Tomiaks Gewaltmarsch über drei Viertel des Feldes, nachdem er sich selbst in der eigenen Hälfte das Leder erobert hatte und erst am gegnerischen Sechzehner auf den Teamkollegen ablegte. Wunderlichs Geschoss flog jedoch in die Wolken.

Hercher fand ebenfalls noch einmal Spaß am Gehen langer Wege. In der 73. Minute sprintete er infolge eines Ballgewinns nach einer gegnerischen Ecke auf und davon, ließ sich auch vom Ex-Lautrer Florian Riedel nicht stoppen und flankte flach auf den mitgelaufenen Ritter, der sich wieder einmal aus seiner Sechser-Position nach vorne gestohlen hatte. 3:0. Was noch lange nicht die letzte vielversprechende Umschaltsituation war, die der FCK einleitete.

Sessa als Startelf-Überraschung: Gut, aber er kann’s besser

Bleibt noch zu nachzutragen: Als überraschende Personalie, wie sie fast schon typisch ist für Antwerpen, präsentierte der Coach diesmal Nicolas Sessa in der Startelf, zum ersten Mal seit dem Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden im November. In der Vierer-Mittelfeldreihe bot der Feintechniker eine ordentliche Partie, aber nach wie vor noch lange nicht das, was seinem Talent entspricht. Zu was er fähig ist, ließ er nur einmal Mitte der ersten Hälfte aufblitzen, als er das Leder über die geordnet gestaffelten Reihen der Gäste auf Boyd chippte, der aus spitzem Winkel abzog, aber an Quindt scheiterte.

Mit Felix Götze für Sessa ab der 60. Minute lief das FCK-Spiel dann doch noch einen Tick direkter nach vorne. Überhaupt schöpfte Antwerpen sein Auswechselkontigent voll aus, brachte neben Kiprit und Götze auch noch Hikmet Ciftci, Kenny Redondo und Dominik Schad, die demonstrierten, dass der Kader zum Saisonfinale auch in der Breite gut aufgestellt ist.

Nicht zu vergessen: Antwerpens Lob für Raab war durchaus angebracht, trotz des klaren 3:0-Sieges. Nicht nur, dass der Keeper den frühen Rückstand verhinderte. Beim Stande von 2:0 brachte er die Gäste um den Anschlusstreffer, als Piwernetz frei vor ihm auftauchte, den Ball aber wieder nicht an ihm vorbei brachte. Zu diesem Zeitpunkt sah es zwar schon lange nicht mehr so aus, als ob die Gäste das Spiel noch einmal drehen könnten. Aber man weiß ja nie - gerade in der 3. Liga.

Ergänzung, 14.03.: Die xG-Grafiken: Zweitbester Ballbesitzwert der Saison - aber was heißt das schon?

Auch die xG-Timeline zeigt: Trotz der holprigen Anfangsviertelstunde und des regelwidrigen Treffers. Es war ein klarer, "verdienter" Sieg des FCK.

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Ebenso bestätigt die Positions- und Passgrafik die eindeutige Dominanz der Roten Teufel. Der Ball lief gut, auch die Zentrale mit Sessa und Ritter war präsent im Spiel, nur an Hanslik lief’s ein wenig vorbei.

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Dazu ergänzend noch ein paar Zahlen von Datenanbieter "wyscout": Der FCK verzeichnete in diesem Spiel einen Ballbesitzanteil von 64,35 Prozent. Das ist ungewöhnlich viel für die Lautrer, denn im Saisondurchschnitt kommen sie lediglich auf 48,42 Prozent und damit den niedrigsten Wert aller Topteams der 3. Liga. Doch hohe Ballbesitzwerte sind nur bedingt erfolgversprechend. '

Beispiel gefällig? Mehr Ballbesitz als gegen Havelse hatte der FCK erst ein einziges Mal in dieser Saison: am 2. Spieltag beim SV Meppen, da waren es 65,65 Prozent. Und die Partie endete wie? Richtig: 1:0 für Meppen.

Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik der Havelser: ein schön geordnetes 4-5-1.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2021/22: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon FORZA85 » 14.03.2022, 11:56


Du hast es passend geäußert, das Glück heißt kurzfristig Raab.
Mittelfristig gesehen war es vereinsschädigend die Entscheidung ihn zur Nr.1 zu machen, ihn aber nicht direkt mit einem Vertrag auszustatten.
Dafür werden Verantwortliche gut bezahlt, um vorausschauend zu arbeiten.

Ich empfand das Spiel von Sessa als sehr gut. Er hat dem Spiel Struktur gegeben und war immer anspielbar. Er war der Fixpunkt.

Das Spiel von Wunderlich war schlecht, von Herrscher und Boyd überragend.
Kicker gibt Herrscher nur eine 2. Kein Verständnis dafür..
Das Spiel von Ritter war „eher“ gut. Da waren leider einige ungewohnte Fehler dabei.



Beitragvon Gerrit1993 » 14.03.2022, 12:34


Update: Die xG-Grafiken sind da! Ihr findet sie zwei Beiträge weiter oben in unserer Analyse oder direkt hier. :)



Beitragvon lauterster » 14.03.2022, 15:23


Wieso 4 Punkte auf Rang drei? Braunschweig hat doch noch ein Nachholspiel.



Beitragvon FORZA85 » 14.03.2022, 16:07


Das passt schon, das ist Stand der Dinge.
Lautern konnte in seinem Nachholspiel auch keine Punkte mitnehmen.
Das Spiel muss BS erstmal gewinnen..



Beitragvon Kohlmeyer » 20.03.2022, 20:15


Hier kommt unsere DBB-Analyse zum gestrigen Auswärtsspiel in Freiburg:

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Foto: Imago Images

Taktik-Nachlese zum Spiel SCF-FCK
Die DBB-Analyse: Zwei Gesichter, keine Tore


Der 1. FC Kaiserslautern hätte die Rekordkulisse an Auswärtsfahrern gerne mehr beschert als mit dem 0:0 beim SC Freiburg II. Leider verschenkte das Team die erste Hälfte. Dass es dann doch noch hätte klappen können, lag an zwei Wechseln zur Pause.

Es lässt sich nicht mehr länger leugnen: Sieht man mal von dem souveränen 3:0 gegen den Tabellenletzten Havelse vor Wochenfrist ab, präsentiert sich der FCK seit Wochen schon im Lauf eines Spiels stets als Team mit mindestens zwei Gesichtern. Insbesondere gegen Gegner, die sich auf schnelles, präzises Kombinationsspiel verstehen, ließen den Immer-noch-Tabellenzweiten über weite Strecken hinterm Ball herlaufen.

Dass auch die Zweite Mannschaft des SC Freiburg dazu in der Lage war, überrascht eigentlich nicht weiter. Eher schon, dass die Elf von Trainer Thomas Stamm wie aus einem Guss spielte, obwohl kurzfristig auch die Stammkräfte Vincent Vermeij und Yannick Engelhardt in die Erste Mannschaft hochgezogen worden waren. Talent Noah Weißhaupt drückt schon seit einigen Wochen die Bank bei Christian Streich. Und auf den linken Flügelmann Daniels Ontuzans verzichtete Stamm freiwillig, brachte dafür den Südkoreaner Ji-Han Lee, der erst seinen vierten Einsatz in dieser Saison absolvierte. Sich aber einfügte, als wäre er immer dabei. Erstaunlich, wie breit der Talente-Stall der Freiburger aufgestellt ist und wie gut er dennoch miteinander harmoniert.

Freilaufen, freilaufen, freilaufen: Die jungen Freiburger zeigen, wie's geht

Und was das Fußballspielen angeht, scheinen sie bei den ganz Großen abzuschauen. Wie sie sich auf kurzen, schnellen Wegen freilaufen und dem ballführenden Teamkollegen immer wieder Anspielstationen bieten - davon hätte die erfahrene Lautrer Mannschaft von der jüngsten der Liga in der ersten Hälfte noch was lernen können. Immer wieder landete der erste Freiburger Aufbaupass direkt im Mittelfeldzentrum, wo Patrick Kammerbauer und Julius Tauriainen ihn entweder auf die Flügel weiterleiteten oder im Zehnerraum selbst den Abschluss suchten.

Dass der 1,78 Meter große Mittelstürmer Lars Kehl und der 1,75 Meter große Tauriainen gegen die 1,90 Meter-Hünen in der FCK-Dreierkette zu Kopfballchancen kamen, passt da ins Bild: Zu diesen Gelegenheiten kamen sie nämlich nicht dank ungewöhnlicher Sprungkraft, sondern durch gedankenschnelles, quirliges Frei- und Einlaufen.

FCK in Hälfte eins: Zu viele große Abstände, zu viele schlechte Pässe

Und die Roten Teufel? Hatten dem 45 Minuten lang nicht viel entgegenzusetzen. Eine gute Gelegenheit, als Kenny Redondo sich einen Rückpass von Kenneth Schmidt erläuft und sich in Schussposition bringen kann, den Ball aber knapp am Tor vorbeischlenzt. Ist natürlich auch eine Möglichkeit, gegen solche talentierten Jungspunde zu spielen: Einfach mal abwarten, bis sie Fehler machen. Nach Aufstiegsaspirant sieht das allerdings nicht aus.

Abgesehen davon, dass es das Zentrum nicht dicht bekam, weil die vorderste und hinterste Reihe zu weit auseinander waren, fand das Mittelfeld-Trio Marlon Ritter, Felix Götze und Mike Wunderlich auch nicht zu seiner gewohnten Spielstärke. So viele vertikale Pässe, die in gegnerischen Beinen landen, waren von den Dreien schon lange nicht mehr zu sehen.

Zugute halten muss man den Männern in Rot in Hälfte eins lediglich den Eifer, mit dem sie nach Ballverlusten den Rückwärtsgang einlegten und ihre defensive Ordnung wiederherstellten. Von daher nämlich ist das 0:0 zur Pause eben auch nicht nur Dusel. Das Spiel mochte den Freiburgern gehört haben, der Strafraum des FCK aber blieb, von den beiden Kopfballgelegenheiten mal abgesehen, dennoch weitgehend geräumt.

Pause: Antwerpen hält keine Kabinenpredigt, sondern macht aufmerksam

In der Pause waren dann wieder mal Marco Antwerpens Fähigkeiten im In-Game-Coaching gefragt. Und tatsächlich: Er schaffte es auch diesmal, die Weichen neu zu stellen. Wobei er das Klischee von der "Kabinenpredigt" nicht gerne hört: "Laut wird es bei uns eigentlich nie, wir haben nur auf einige Dinge hingewiesen", formulierte er ins Mikro von "Magenta Sport". Ob man diese Darstellung glauben mag, bleibt jedem selbst überlassen.

Offenbar verstehen Antwerpens Jungs seine Töne jedenfalls, egal ob laut oder leise. Denn aufs Feld zurück kehrte ein FCK, der wie komplett ausgewechselt wirkte, obwohl er sich nur auf zwei Positionen verändert hatte. Antwerpen brachte Hikmet Ciftci und Daniel Hanslik für Götze und Redondo. Dass diese beiden in den kommenden Minuten auch die ersten Einschussmöglichkeiten für ihr Team verzeichneten, ist da eigentlich nur eine bezeichnende Fußnote.

Entscheidend war viel mehr, dass die Roten Teufel nun entschlossen und geschlossen aufrückten. In der vordersten Reihe, wie schon vor Wochenfrist gegen Havelse, attackierten nun drei Mann - Wunderlich positionierte sich auf einer Höhe mit Boyd und Hanslik.

Hälfte zwei: Feldüberlegen, aber auch nicht wirklich zwingend

Ciftcis Rückraumgeschoss in der 56. Minute war denn auch Resultat beherzten Angriffspressings. SCF-Keeper Noah Atubolu wurde quasi an der Torauslinie bedrängt, so dass ihm nur eine Befreiungsschlag über 20 Meter gelang, den sich Hercher schnappte und auf Ciftci auflegte, der aber verzog mit seinem starken linken Fuß nur knapp.

Wichtiger als Ciftcis Tor-Annäherungen - er zog nach einer Ecke später auch noch einen zu kurz abgewehrten Ball aus dem Rückraum ab, der aber abgeblockt wurde - waren fürs FCK-Spiel aber seine Kampfeinsätze im Mittelfeld, die die Dominanz der Freiburger Techniker in dieser Zone brachen.

Und Hansliks Torschuss aus halblinker Position zwei Minuten später erfolgte nach einem typischen Wunderlich-Moment, von denen es in Hälfte eins viel zu wenige - eigentlich gar keine - zu sehen gab. Er leitete einen Befreiungsschlag Alex Winklers aus der linken Verteidigerposition volley und weit in den Lauf Hansliks weiter, dessen Schuss Atubolu aber parierte.

Unterm Strich war der FCK dann in der zweiten Hälfte die deutlich feldüberlegenere Mannschaft. Wobei sich, wie in den ersten 45 Minuten mit Freiburger Dominanz, im gegnerischen Strafraum selbst nicht allzu viel abspielte.

Klingenburg kehrt zurück - und sorgt ums Haar für ein Mords-Hallo

Ein Mords-Hallo hätte es freilich gegeben, hätte René Klingenburg nach seiner Einwechslung in der 77. Minute für Wunderlich quasi mit seinem ersten Ballkontakt getroffen. Zuck spielte ihn sechs Meter vor Tor an, er traf den Ball auch, aber ein Abwehrbein leider ebenso. Das wäre ein Comeback nach Maß gewesen: Vor zwei Wochen, beim 1:0-Auswärtssieg gegen Osnabrück, war Klingenburg mit einer übel aussehenden Kopfverletzung vom Platz getragen worden.

Überhaupt die Auswechslungen: Antwerpen schöpfte auch diesmal wieder sein komplettes Kontingent aus. Für Hercher kam Dominik Schad, für Boyd Muhammad Kiprit. Das zeigte erneut, wie breit der Kader zum nun anstehenden Liga-Schlussspurt aufgestellt ist. Das Freiburg-Spiel zeigte aber auch, wie sehr dieser breite Kader benötigt wird. Die Wende zum Besseren kam diesmal mit den Wechseln in der Halbzeit. Ciftci und Hanslik haben sich mit ihrer Leistung sicher auch als auch Startelfkandidaten für die nächste Partie aufgedrängt. Wenn der Kampf um die Plätze nun auch dafür sorgen könnte, wenn in den nächsten Spielen bereits von der ersten Minuten mit voller Konzentration zu Werke gegangen wird - das wäre schön.

Die xG-Plots: Wunderlich und Zuck nicht unter den besten Passgebern

Die xG-Timeline bestätigt es noch einmal. Ein Endergebnis von 0.67 : 0.86 bedeutet: Es mag ja ein munteres Spiel gewesen sein, aber in den Strafräumen geschah nicht so viel Erregendes. Nach "expected Goals" liegt der FCK sogar leicht vorne.

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Die Positions- und Passgrafik: Hier bräuchte es diesmal wohl eine für die erste und eine für die zweite Halbzeit. Da Sander Ijtsma immer nur die ersten 70 Minuten eines Spiels visualisiert, gibt diese vorwiegend die erste Hälfte wieder. Und sieht aus FCK-Sicht entsprechend trostlos auf. Nur die rechte Seite erscheint mal wieder aktiv. Zuck und Wunderlich befinden sich beide nicht unter den besten Passspielern - das ist selten. Gegen Duisburg muss Zuck übrigens wegen seiner Fünften Gelben Karten aussetzen. Vielleicht kommt die Pause ja mal ganz gelegen.

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Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik der Freiburger: Man muss es neidlos anerkennen, dieses 3-4-3 sieht einfach viel besser aus. Doch auch hier gilt: Das Schaubild zeichnet überwiegend die gelungene erste Hälfte des SCF nach.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

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Beitragvon Schulbu_1900 » 21.03.2022, 16:44


Freilaufen, freilaufen und nochmal freilaufen. Wieder mal trefflich analysiert. Die 2 Gesichter unserer Mannschaft kann man tatsächlich nur mit "einfach mal abwarten" erklären. So isses einfach.
Elf Freunde müsst Ihr sein

"Putin du A.....loch !!"
🇺🇦 🇺🇦 🇺🇦



Beitragvon Glotterteufel » 22.03.2022, 20:15


Die Bemerkung zu Raab kann ich nur unterschreiben.
Wie kann man einem Talent die Chance geben, sich zur Schau zu stellen, um als „Belohnung“ ihn ablösefrei ziehen zu lassen. Das ist nicht erste Mal, dass uns das passiert.
Es hätte mindestens eine Vereinbarung getroffen werden müssen, dass ab einer bestimmten Anzahl an Einsätzen der Vertrag sich verlängert. Das würde ich mit jedem Talent vereinbaren, dem die Chance gegeben wird, sich zu beweisen.

Raab traue ich eine große Karriere zu. In Freiburg sah ich ihn mal aus der Nähe. Da wirkte er auf mich eher schmächtig. Das hat mich überrascht. Definitiv kein Gerry. Falls wir aufsteigen, geht ein Teil des Erfolgs sicherlich ihm.



Beitragvon Kohlmeyer » 03.04.2022, 17:00


Hier kommt unsere DBB-Analyse zu einem Heimspiel, das wirklich Spaß gemacht hat:

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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-MSV
Die DBB-Analyse: Ein Nachmittag für die Geschichte(n)


5:1 gegen den MSV Duisburg. Da wurde den Fans des 1. FC Kaiserslautern selbst bei Minusgraden und Schneetreiben warm ums Herz. Am Ende fügten sich Personalwechsel, Stil- und Formationsanpassungen zu einem fast perfekten Ganzen.

Was an bemerkenswerten Zahlen, Daten und Fakten bescherte dieses Ergebnis denn nun eigentlich genau? Dass es der höchste Heimsieg in der nunmehr vierjährigen Drittliga-Geschichte des FCK, dürfte auch Anhängern mit weniger starkem Gedächtnis dämmern - das 6:0 gegen Havelse in der Vorrunde schossen die Lautrer bekanntlich auswärts in Hannover heraus. Und der höchste Heimsieg egal in welcher Liga war es seit? Seit dem 27. November 2010. Damals schlugen die Roten Teufel in der Bundesliga den FC Schalke 04 mit 5:0. Daran erinnert sich nicht nur Manuel Neuer bis heute.

Und wann hat die letzten Male ein Spieler im FCK-Dress auf dem Betzenberg drei Tore in einer Partie geschossen? In der Bundesliga gelang dieses Kunststück Halil Altintop in der Abstiegssaison 2005/06 gleich dreimal: Beim 5:3 gegen den MSV Duisburg, beim 3:3 gegen Borussia Dortmund und beim 3:2 gegen den VfL Wolfsburg. Zwei Jahre zuvor hieß einer der letzten Dreifach-Torschützen im Oberhaus Miroslav Klose - beim 4:2 gegen Hertha BSC in der Saison 2003/04. In der 2. Bundesliga schaffte es ein gewisser Osayamen Osawe nach seinem Ausflug nach Paris gegen den VfL Bochum 2016/17 sowie eine Saison später Sebastian Andersson gegen die SpVgg Fürth (jeweils 3:0).

Boyd: Mittelstürmer-Tore wie aus dem Lehrbuch

Damit hat sich Terrence Boyd nicht einmal drei Monate nach seinem Wechsel zum FCK bereits in namhafte Gesellschaft begeben. Und da heute und morgen in allen Nachbetrachtungen Loblieder auf ihn und seinen Dreierpack angestimmt werden, halten wir unseres kurz und knackig und stellen es gleich voran: Ja, einen Strafraumstürmer von dieser Qualität hatte der FCK schon lange nicht mehr.

Lehrbuchmäßig vor allem seine Bewegungabläufe vor dem 1:0 und vor dem 5:0. Vor dem 1:0 geht er konsequent auf den kurzen Pfosten und erreicht Philipp Herchers Hereingabe im entscheidenden Moment vor den in unmittelbarer Nähe postierten, danach entsprechend verduzt schauenden Gegenspielern. Den Abschlusstreffer markiert er in Gerd-Müller-Manier aus der Drehung, wobei er dem Ball gerade so viel Fahrt gibt, dass er entspannt ins lange Eck rollen kann.

Als Sahnehäubchen zwei Reminiszenzen an die Fußball-Geschichte

Dazu durften die 28.105 Zuschauer - nochmal fürs Protokoll: Wir bewegen uns hier in der 3. Liga - zwei Szenen erleben, die Erinnerungen an zwei ganz große Momente der Fußball-Geschichte weckten. In der 11. Minute versuchte sich Marlon Ritter an einer Neuauflage des Skorpion-Kicks, mit dem Fritz Walter 1956 in Aue sein legendäres Jahrhundert-Tor erzielte. Ritter scheiterte knapp, aber ehrenwert. Und in der 86. Minute glückte Duisburgs Kolja Pusch eine Doublette des nicht minder legendären Lothar-Emmerich-Treffers bei der WM-Partie 1966 gegen Spanien - wobei der fast schon unmögliche spitze Winkel bei "Emmas" Kunstschuss halt noch einen Tick spitzer war.

Damit genug der Schwärmerei - und zu den nüchtern-analytischen Betrachtungen. FCK-Trainer Marco Antwerpen hatte seine Startelf gegenüber der vorangegangen Partie auf drei Positionen geändert. Notwendig geworden waren nur zwei: Für den gesperrten Hendrick Zuck durfte der 20-jährige Neal Gibs erstmals in dieser Saison von Beginn an ran. Und für Kenny Redondo, den in der Ländespielpause muskuläre Probleme geplagt hatte, startete Daniel Hanslik.

Ciftci für Götze bedeutet: Aggressivität statt Feinmotorik

Feinmotoriker Felix Götze dagegen musste auf der Bank Platz nehmen, weil der Trainer den aggressiven Hikmet Ciftci vorzog. Dieser Wechsel wirkte sich am stilprägendsten aus, denn Ciftci gab dem FCK-Spiel genau das, was ihm in der zahnlosen ersten Hälfte in Freiburg gefehlt hatte: Biss nämlich. Ciftci eroberte immer wieder Bälle im hinteren Mittelfeld. Die anschließenden Umschaltsituationen von der Sechser-Position leitete er vielleicht nicht ganz so filigran an wie Marlon Ritter, der diesmal ein wenig weiter vorne agieren durfte. Insgesamt aber sorgte er für deutliches Plus an Effizienz, das auch im Rest des Saisonfinales entscheidend werden könnte.

Ein wenig an der Grundordnung gemodelt hatte der Coach ebenfalls. Wenn der FCK gegen den Ball mit drei Mann in vorderster Linie attackierte, nahm Mike Wunderlich diesmal nicht die linke, sondern die zentrale Position ein, Boyd und Hanslik drängten nach außen. Das wirkte sich nur selten nachhaltig aus, dann nämlich, wenn Wunderlich, mit 35 Lenzen nicht mehr der Schnellste, in der Mitte hätte durchstarten müssen. Dafür brillierte der Routinier umso mit smarten Bällen aus dem Zehner-Raum - oder pendelte elegant in die Halbpositionen.

Die Schokoladenseite: Vier von fünf Treffern über rechts

So bereitete er Ritters Fritz-Walter-Gedächtniseinlage im schönen Zusammenspiel mit diesem vor. Und er legte Ritter den Treffer zum 3:0 auf, mit feinem Pass von der rechten Seite in den Rückraum. Zuvor hatte sich Wunderlich höchstselbst den Ball erobert, indem er einen unsauberen Ball von MSV-Keeper Leo Weinkauf erlief, den wiederum der emsige Hanslik unter Druck gesetzt hatte. Es lässt sich herauslesen: Da griff ein Rädchen ins andere.

Apropos rechte Seite: Über die Schokoladenseite des FCK wurden diesmal vier der fünf Treffer eingeleitet. Für die ersten beiden Vorbereitungen zeichnete einmal mehr der angestammte Flügelmann Hercher verantwortlich. Besonders effektvoll war sein Einsatz vor dem zweiten Treffer, als er sich einen zweiten Ball nach einer Wunderlich-Freistoßflanke sicherte, danach auf dem Weg in den Strafraum und an die Grundlinie gleich zwei Duisburger zu Slalomstangen degradierte. Boyds Drehschuss wiederum zum 5:0 bereitete Hanslik über die rechte Seite vor.

Gibs mit starken Startelf-Debüt: Gerne wieder

Lediglich bei Alex Winklers Kopfballtreffer zum 4:0 kam der Ball von der anderen Seite - nach einer Ecke von Wunderlich. Und bei allem Lob für die rechten Flügel darf der Startelfdebütant gegenüber nicht vergessen werden. Auch Neal Gibs gab dem FCK-Spiel eine ungewohnte Prägung, denn im Gegensatz zu Aufbauspieler Zuck nutzt der gebürtige Landstuhler die linke Außenbahn lieber zum Marschieren. Dabei behauptete er gekonnt den Ball und fügte sich auch ohne Probleme ins Passspiel ein.

Kurz: Da ist einer herangereift, den Antwerpen im Saisonfinale gerne wieder bringen kann. Allerdings bevorzugt Gibs den Ball den rechten Fuß und neigt daher dazu, in die Mitte zu drängen, wenn er links spielt. Als Außenbahnspieler dürfte seine Zukunft wohl eher auf der anderen Seite liegen.

So fügten sich Einzelleistungen, Personalwechsel, Formations- und Stilanpassungen zu einem nahezu perfekten Fußballnachmittag. Entscheidend aber war am Ende die konzentrierte Leistung über 90 Minuten, die in den letzten Wochen vermisst worden war.

90 Minuten volle Pulle: Drei typische Szenen

Dazu ein paar Schilderungen exemplarischer Szenen.

Ende der ersten Hälfte ergrätscht sich Ciftci im Angriffsdrittel den Ball, der daraufhin auf Wunderlich zurollt. Ciftci erkennt jedoch sofort, dass ein Abseitspfiff folgen wird, wenn Wunderlich diesen annimmt, also setzt er selbst hinter dem Leder her - und erwischt es gerade noch an der Seitenauslinie. Wunderlich, der die Situation ebenfalls sofort erfasst hatte, hatte ihm Platz gemacht.

Beim Stand von 5:0 verliert Gibs in Nähe der Mittellinie den Ball, doch Hanslik jagt sofort hinter dem Leder her, als wäre ihm mit Vertragsauflösung gedroht worden, wenn er es nicht direkt wieder zurückholt. Was ihm, innerhalb von handgestoppten vier Sekunden, auch gelingt. Und dann nochmal Wunderlich, wie er sich trotz des klaren Spielstands geradezu verzweifelt bemüht, sich auch noch selbst in die Torschützenliste einzutragen - und er sich sichtbar ärgert, weil es ihm nicht gelingen will.

Das ist die Art von Ehrgeiz, mit dem sich der direkter Aufstiegsplatz verteidigen lassen müsste. Was da noch schiefgehen kann? Ganz einfach: Dass der FCK am Ende von dem Glück verlassen wird, das die Braunschweiger an diesem Samstagnachmittag hatten - bei ihrem späten Siegtreffer gegen den Tabellenletzten Havelse.

Ergänzung, 04.04.: Die xG-Grafiken: Ciftci, der Dreh- und Angelpunkt

Die Timeline der expected Goals präsentiert sich wie erwartet klar zugunsten den FCK. Leider lässt sich anhand der Visualisierung nicht exakt beziffern, wie niedrig der xG-Wert für Kolja Puschs Torschuss ist. Lothar Emmerichs Treffer, bei dem der Winkel noch spitzer, wurde seinerzeit mit 0,02 bewertet, also mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von zwei Prozent. Die aber dennoch greifen können, wie die Spanier damals feststellen durften.

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Die Position- und Passgrafik: Ist der Spot, der Hikmet Ciftci darstellt, nicht eine wahre Pracht? Und in nahezu alle Richtungen gehen Pfeile von ihm weg - auch nach hinten. Der Rückpass wiederum ist nicht so Marlon Ritters Ding, wenn er auf dieser Position spielt.

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Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik der Duisburger. Schön auf dem Platz verteilt haben sie sich ja. Mit Niklas Stierlin und Marlon Frey standen übrigens auch zwei Ex-Lautrer als Zebras auf dem Platz. Frey ist erst vor kurzem zum zentralen Mann der Dreier-Abwehrkette umgeschult worden. Zuvor war er vornehmlich auf der Sechser-Position unterwegs, auch in der Saison 2016/17, als Lautern ihn von Bayer Leverkusen ausgeliehen hatte. Da wurde er dem Talent, das ihm nachgesagt worden war, nicht so ganz gerecht. Stierlin spielte in der Jugend auf dem Betze.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

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Beitragvon Sebastian » 04.04.2022, 06:21


Drei Tore gelangen Halil übrigens dreimal in der Abstiegssaison - nämlich auch beim 5:3 gegen: den MSV Duisburg!
Bunt ist das Dasein und granatenstark!



Beitragvon Thomas » 04.04.2022, 10:11


@Sebastian:
Stimmt natürlich, danke für den nun auch im Artikel ergänzten Hinweis. :daumen:

Und: Die xG-Grafiken sind jetzt ergänzt, siehe zwei Beiträge obendrüber oder direkt hier.
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon krassimier » 04.04.2022, 14:33


Sollten der FCK nächste Saison in der 2. Liga spielen würde Hanslik ein noch wichtigerer Spieler als er es in dieser Saison ist. Einen Stürmer, der sich nicht für Abwehrarbeit zu schade ist und verlorene Bälle hinterher ackert, wäre im (voraussichtlichem) Abstiegskampf Gold wert!
Beziehungsstauts: [_] vergeben [_] Single [_] verliebt [_]verwitwet [x]1.FC Kaiserslautern



Beitragvon Kohlmeyer » 10.04.2022, 18:50


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Foto: Imago Images

Taktik-Nachlese zum Spiel FWK-FCK
DBB-Analyse: Das Alter sorgt für Reife - und Würze


Der 1. FC Kaiserslautern nährt mit dem 2:1-Sieg bei den Würzburger Kickers weiter seine Aufstiegsträume. Möglich gemacht haben ihn zwei überragende Oldies. Allerdings setzte die Partie auch ein paar deutliche Warnzeichen in Richtung Saisonfinale.

Bei den Auswärtsauftritten in den vergangenen Wochen wurde immer mal der Vorwurf laut, der FCK würde zu zurückhaltend in seine Partien starten. Diesmal wollte es die Elf von Marco Antwerpen forscher angehen, das ließ sie ihre 4.000 mitgereisten Fans schon nach zwei Minuten spüren: Nach einem Rückpass auf Kickers-Keeper Hendrik Bonmann wurde dieser sofort von Mike Wunderlich angelaufen. Den Passweg zu Lars Dietz versperrte Daniel Hanslik, so dass Bonmann nur das Abspiel zu Fanol Pededaj an der rechten Außenlinie blieb. Den attackierte direkt Hendrick Zuck. Und beim Versuch, den Ball weiter an der Seite entlang zu spielen, schnappte sich Marlon Ritter das Leder. Der spielte Terrence Boyd an. Dieser setzte den rechts startenden Philipp Hercher ein, der flankte flach in die Mitte, Boyd verpasste knapp.

Drei Minuten später: Würzburg versuchte abermals, über die rechte Abwehrseite aufzubauen, diesmal mit einem Pass ins Zentrum, doch Hikmet Ciftci eroberte die Kugel abermals noch vor der Mittellinie. Abspiel auf Zuck, Steilpass auf Boyd, der verpasste wieder nur knapp.

Da lachte das rote Teufelsherz. So geht Angriffspressing. Die Startelf hatte Antwerpen nach dem 5:1 gegen den MSV Duisburg vor zwei Wochen übrigens nur auf einer Position geändert: Der nach seiner Gelb-Sperre zurückkehrte Hendrick Zuck ersetzte Neal Gibs. Und wie gegen die Zebras agierte Wunderlich wieder zentral auf der Zehn. Die Spitzen Boyd und Daniel Hanslik positionierten sich nebeneinander und boten sich auf der gesamten Spielfeldbreite an. Das sah zunächst mal richtig gut aus, dieses 3-4-1-2.

Achtung, Tempodribbler: Die beste Abwehr bekommt Probleme

Nach acht Minuten jedoch das erste Warnzeichen. Den Würzburgern gelingt gegen die erneut hoch aufgerückten Lautrer ein Ballgewinn tief in der eigenen Hälfte. David Kopacz startet auf der rechten Seite durch, hat jede Menge Platz vor sich - und wird von Alex Winkler gelegt, der gegen den schnellen Deutsch-Polen einfach nicht hinterherkommt. Wofür er völlig zurecht Gelb sieht. Es ist übrigens seine vierte in dieser Saison und noch nicht die fünfte, wie in manchen Statistiken fälschlicherweise angegeben - den betreffenden Karton in Freiburg hatte in der 71. Minute Boris Tomiak gesehen und nicht Winkler.

Wir erinnern uns: Was waren noch einmal die Punkte, an denen Marco Antwerpen nach der großen Zäsur am 7. Spieltag ansetzte, als der FCK in Magdeburg bereits das vierte Auswärtsspiel verloren hatte? Richtig: Seither ließ er seine Elf nur noch in kurzen Spielphasen hoch aufrücken. Weil sich gezeigt hatte, dass seine Jungs in der Dreier-Abwehrkette, insbesondere Kevin Kraus und Winkler, oft nicht schnell genug sind, wenn sie zu weit vorn stehen und der Gegner mit weiten Pässen über sie hinweg schnelle Stürmer einsetzt.

Forsches Angriffspressing hat eben auch seine Tücken.

Und in den Folgeminuten zeigte sich: Der FCK mag seit der großen Zäsur nur noch zwei Partien verloren haben und auf dem Papier die beste Abwehr der Liga stellen. Aber wenn schnelle Gegenspieler bei schnellen Kontern lange Wege gehen dürfen, ist sie nach wie vor in Verlegenheit zu bringen. Zumal die Kickers mit Robert Herrmann auch auf der linken Seite einen Tempodribbler im Team haben, der es draufhat.

Nach 30 Minuten ist klar: Jetzt fällt bald ein Tor - aber für wen?

Es entwickelte sich ein Spiel, in dem zwar auch die stark kombinierende Lautrer Offensive immer wieder ihre Szenen hatte, in dem aber auch die Gastgeber mehrfach für einen Treffer gut waren. Durch besagten Herrmann, aber auch durch Dennis Waidner, der FCK-Keeper Matheo Raab prüfte. Der leistete sich obendrein zwei riskante Abklatscher. Die wohl den grausligen Witterungsverhältnissen und einem entsprechend glitschigen Ball geschuldet waren.

Nach knapp einer halben Stunde dürfte jedem im Stadion und am Bildschirm klar gewesen sein: Dieses Spiel steht nicht mehr lange 0:0. Doch wer wird den ersten Treffer erzielen? Und was wird dann geschehen?

Zwei Minuten später war Frage Eins beantwortet. Es war der Tabellenzweite aus Kaiserslautern, der das 1:0 markierte. Da ließe sich jetzt wieder mal über das Glück schwadronieren, das nun einmal die haben, die oben stehen, oder auch über "individuelle Qualität". Wir drücken es plastischer aus: Es war der Erfolg des Personals, das seine Bälle präziser zu spielen versteht.

Ausgangspunkt war wieder ein Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte. Diesmal hatten es die Würzburger an der linken Außenlinie entlang versucht. Das Leder landet bei Wunderlich, der passt auf Zuck, der vertikal auf Boyd, dem vor Würzburgs Strafraum ein Querpass an vier Gegnern vorbei gelingt. Der Empfänger heißt Wunderlich, der nimmt millimetergenau Maß und trifft.

Kraus köpft ans Alu: Fast eine Doublette des Siegtors von Osnabrück

Den Rest der ersten Hälfte hatten die Gäste im Sack, hätten sogar noch eins drauf setzen können. Doch Kraus köpfte aus drei Metern nur an den Pfosten. Wie es dazu kam, dass ausgerechnet der zentrale Innenverteidiger, der normalerweise am weitesten hinten postiert ist, so weit vorne auftauchte?

Kraus war vor einer Freistoßflanke Zucks in den gegnerischen Strafraum aufgerückt. Und auch nach dessen Kopfball-Abwehr dort geblieben, weil er sah, dass Wunderlich sich direkt den zweiten Ball gesichert hatte. Marlon Ritter setzte dann mit einem exzellenten Diagonalpass Hanslik am linken Flügel ein, und der flankte genauso präzise auf den langen Pfosten, wie er es unlängst in Osnabrück tat, als der kurz zuvor eingewechselte Boyd den Siegtreffer markierte. Es wäre die perfekte Doublette gewesen.

Hälfte zwei: Würzburg drückt, FCK wackelt, Freistoß hilft

Nach der Pause drängten die Würzburger. Die Lautrer stellten sich tiefer und versuchten ihr Glück mit langen vertikalen Pässen. Dabei wirkten sie längst nicht so souverän wie sonst. Dass die eingespielte Abwehrformation gesprengt wurde, weil der etwas kränkelnde rechte Innenverteidiger Tomiak raus musste und durch Julian Niehues ersetzt wurde, darf da nur bedingt als Entschuldigung gelten.

Doch was unterscheidet die Top_Teams der Liga von den Kellerkindern? Richtig: Dass sie es mit Standardsituationen richten, wenn spielerisch nichts mehr läuft.

58. Minute: Freistoß für Lautern aus dem linken Halbfeld. Wunderlich flankt, Boyd hält den Kopf dran - drin. Keine Frage: Die Ü30-Fraktion hat dem FCK-Spiel diesmal nicht nur die nötige Reife gegeben, sondern auch die Würze.

Der Gegentreffer: Die Kickers spielen für einen Moment Barca

Anschließend plätscherte das Spiel nur noch vor sich hin. Weshalb es seine Jungs in der 85. Minute unnötigerweise nochmal spannend machten, war nach dem Schlusspfiff auch Marco Antwerpen ein Rätsel: Ein Treffer, der so durch die Spielfeldmitte vorbereitet wird, der dürfte eigentlich niemals fallen. In der Tat stand die Dreierkette dicht, auch die Sechser waren ordentlich postiert.

Doch manchmal lohnt es sich einfach nicht, zu lange zu grübeln. Da muss man einfach nur anerkennen, dass Kopacz, Marvin Pourié und dem eingewechselten Saliou Sané eine Hochgeschwindigkeitskombination geglückt war, die auch Vergleiche mit den ganz Großen nicht zu scheuen braucht: Der Treffer zum 1:1, den Ferran Torres für den FC Barcelona am vergangenen Donnerstag im Frankfurter Waldstadion markiere, wurde auf fast die gleiche Weise herausgespielt.

Drum sollte dieses Gegentor nicht allzu nachdenklich stimmen. Vielmehr sollten die ersten 30 Minuten dieses Spiels fürs Saisonfinale im Hinterkopf bleiben. Lauterns Offensivabteilung mag im Angriffsdrittel so viel zaubern, wie sie will - bei schnellen Kontern ist diese Dreier-Abwehr anfällig, auch wenn sie sich als die beste der Liga ausweisen kann. Und: Glücklicherweise fällt Tomiak nicht länger aus, wie Coach Antwerpen nach dem Spiel gleich mal entwarnen durfte.

Die Statistiken: Würzburg hatte die qualitativ besseren Chancen

Unsere Grafiken haben wir diesmal bei "Wyscout" besorgt, weil Sander Ijtsma sich zu lange Zeit ließ. Der FCK tritt darin in Blau auf, das ist fürwahr ungewohnt.

Der Blick auf die xG-Timeline lässt den FCK-Sieg glücklicher erscheinen, als er "in echt" aussah. In der Aufrechnung der qualitativ bewerteten Torchancen steht es am Ende 2.6 : 1.57 für Würzburg. Was unter anderem daran liegt, dass die Treffer-Wahrscheinlichkeiten bei beiden Lautrer Torerfolgen nicht sonderlich hoch bewertet werden. Aus 18 Metern zwischen so vielen Abwehrbeinen hindurch treffen nun mal nicht viele - außer Mike Wunderlich. Und aus Terrence Boyds Position nach Wunderlichs Freistoß köpfen offenbar auch nicht viele ins Netz. Außer Boyd halt.

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Interessant ist auch die Visualisierung der Passgenauigkeit in beiden Teams im Laufe des Spiels. Da ist deutlich zu erkennen, wann der FCK seine starke Phase hatte. Und dass er, als er den zweiten Treffer markierte, im Grunde ganz schön von der Rolle war. Aber genau deswegen sind Standardsituationen ja so wichtig. Sie können einem Spiel von einer Sekunde auf die andere eine neue Wendung geben.

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Kommen wir zu den Positions- und Passgrafiken. Der FCK hatte laut "Wyscout" ingesamt nur 34,66 Prozent Ballbesitz. Aber auch das haben wir schon gelernt: Ein hoher Ballbesitzwert allein garantiert noch keinen Erfolg. Entscheidend ist, in welcher Zone des Spielfelds guter Fußball gespielt wird. Und da fällt auf: In den vorderen Reihen zirkulierte der Ball bei den Roten Teufeln recht gut.

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Zum Vergleich die Positions- und Passgrafik der Würzburger. Was soll man sagen: Wie eine Mannschaft, die nunmehr zehn Punkte Abstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz aufweist, haben sie wahrlich nicht gespielt. Der Ball lief wirklich gut, das Positionsspiel stimmte ebenfalls. Nächstes Wochenende müssen die Kickers übrigens bei Eintracht Braunschweig antreten, Lauterns großem Rivalen um den zweiten Aufstiegsplatz. Marco Antwerpen wünschte seinem Kollegen Ralf Santelli schonmal viel Erfolg dafür. Wenn die Franken da mit dem gleichen Engagement zur Sache gehen, haben sie vielleicht mehr Glück. Was dann auch ein großes Glück für den FCK wäre.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

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Beitragvon Oktober1973 » 10.04.2022, 20:23


Wie immer Danke an @Kohlmeyer für die besonnene Aufbereitung und Schlüsse zu den Daten. Besonders die Erkenntnis, dass Würzburg den Ball intensiv hat zirkulieren lassen und eine kompakte "Dreiecksvermaschung" zeigt, die wir selbst so gegen Duisburg hatten. Die Durchschlagskraft hatte aufgrund des mangelnden Aufenthaltes im letzten Drittel gottseidank gefehlt. In der Druckphase kurz vor Schluss hätte das für uns schief gehen können. Hier hat, und davon bin ich überzeugt, der sensationelle Auswärtsupport mit dafür gesorgt, dass sich immer wieder ein verzweifeltes Bein oder Kopf von uns dazwischen gestellt hat.
Was mir schon im Spiel auffiel: Marlon Ritter hatte fast keine entscheidenden Aktionen. So gut er gegen Duisburg war, so "aus dem Spiel" genommen kam er mir Freitagabend vor. Gegen Duisburg hatte er im Spiel eine ganze Anzahl von "no look" Pässen gespielt, dass mir das Herz aufging. Die Grafik oben zeigt, dass er kaum eingebunden war. Da hoffe ich auf eine Explosion von ihm gegen Saarbrücken.




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