Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.

Beitragvon Wil Hegermeister » 10.05.2021, 12:53


Hi Kohlmeyer,

ich vermisse die so aussagekräftigen xG-Werte und die Positions- und Passgrafiken.
Gibt es ne Aussicht, wann und ob wir wieder in den Genuss kommen werden?

VG
Hegermeister
Wir denken nur noch von Grätsche zu Grätsche!



Beitragvon Kohlmeyer » 10.05.2021, 14:32


Lieber Hegermeister,

ich fürchte, die xG-Grafiken von Sander Ijtsma wird es nicht mehr geben.

Er hat sich auf meine Nachfragen in den vergangenen Wochen immer wieder mal gemeldet. Am Anfang sah es noch aus, als hätte er nur ein vorübergehendes Problem, mittlerweile hat er aber eingeräumt, dass er ratlos ist. Er kann die Basisdaten, die er zum Erstellen seiner Grafiken braucht, nicht mehr zu einem für ihn erschwinglichen Preis beziehen.

Sein gut zahlender Großkunde, der ihm das ermöglicht hat, so dass er zusätzlich schlecht zahlende Nerds wie mich bedienen konnte, ist ihm wohl von der Fahne gegangen. Er sagt zwar, er bemühe sich um alternative Anbieter, aber gerade für die Deutsche Dritte Liga wird er die wohl eher nicht finden.

Wir werden schauen, dass wir mit den Jungs von Createfootball für die kommende Saison ein Paket schnüren können, das gegebenenfalls auch xG- und Passgrafiken einschließt. Aber auch die haben schon durchblicken lassen, dass das von der Preisgestaltung nicht so einfach wird.

Es scheint sich langsam zu bewahrheiten, was Christof Biermann bereits in seinem Buch "Die neue Fußball-Matrix" prophezeit hat: Brauchbare Analysedaten werden mit der Zeit immer teurer werden, bis sie sich irgendwann nur noch die reichen Klubs leisten können.

Sorry,
Kohlmeyer



Beitragvon Wil Hegermeister » 10.05.2021, 19:20


Das ist wirklich verdammt schade!

Aber an der Stelle will ich erstmal Danke sagen, dass du uns bis hierher mit dem Nerd-Stoff versorgt hast.
Wenn sich andere Optionen auftuen, dann ist das umso erfreulicher.
Bis dahin müssen wir uns dann halt wieder mit den subjektiven Blicken Vieler und dem anschließenden Austausch selbst genügen. :p
Wir denken nur noch von Grätsche zu Grätsche!



Beitragvon Olamaschafubago » 11.05.2021, 04:10


Das ist in der Tat schade, ich fand gerade die Passgrafiken immer sehr bereichernd. Aber da solche Daten richtig ausgewertet ein wertvoller Baustein der Spielvorbereitung sein können und im Profifußball ja auch an jeder Ecke optimiert wird, war klar, dass der Preis irgendwann unerschwinglich wird.

Mit der Spielanalyse gehe ich größtenteils konform, nur Sickinger als Innenverteidiger - damit kann ich mich nicht anfreunden. Gerade bei Standards ist er mir im Zweikampfverhalten zu unsicher. Er sollte lieber noch jemanden hinter sich haben. Bei seinem Lauf vor dem 3:1 wird er auch Null von Uerdingen bedrängt. Trotzdem insgesamt ein ordentliches Spiel gemacht.

Hercher als quasi halbrechter-Stürmer-auf-Abruf für unser Offensivspiel momentan unverzichtbar, läuft schnell in die richtigen Räume und dann kommen oft präzise Flanken und Zuspiele. Gerade in Kombination mit Zimmer als Rechtsaußen ein Garant für den Aufschwung der letzten Wochen. Das muss von den Verantwortlichen einfach in der nächsten Saison zusammengehalten werden.



Beitragvon JG » 11.05.2021, 07:51


Sehr interessant, vielen Dank dafür. :daumen:
Meine bescheidene Meinung:
Das 1860 Spiel, sowie die zweite HZ gg Uerdingen haben gezeigt dass diese Mannschaft keine 4er Kette kann. Defensiv schwimmen sie, sobald der Gegner presst. Und bei eigenem Ballbesitz fehlt ein Spieler im Mf, auch sind die offensiven Aussen dann nicht besetzt.
Dem Trainer, den man seit Jahren der Unzulänglichkeiten auch endlich als solch einen bezeichnen kann, ist nicht hoch genug anzurechnen dass er dies schnell gemerkt hat, und auf 3er (5er)-Kette umgestellt hat.

Nun stellt sich die Frage welches System MA für die Zukunft sich so vorstellt?!
Dementsprechend müssen dann Er und Hengen im Sommer das künftige Team zusammen stellen.
Meines Erachtens wäre es am einfachsten mit dem sich bewährenden 3-4-3 weiter zu machen. Man sieht dass sich die Spieler wohl fühlen, Laufwege gut funktionieren. Gerade bei Hercher und Zimmer funktioniert dass schon erschreckend gut. Man sollte sehen solch eine Flügelzange auch auf Links zu adaptieren. Eventuell mit Zuck und Kleinsorge wären sogar schon zwei Spieler vorhanden.

Es braucht zwingend einen schnellen und kopfballstarken IV, besser noch zwei. Die momentan vorhandenen IV haben nicht die Klasse für höhere Ansprüche als den Drittligaverbleib, sorry.

Avdo Spahic, auf der Linie stark, hat in puncto Strafraumbeherrschung und Technik Probleme. Auch hier sollte genau hingeschaut werden.

Zuletzt bräuchte es noch einen schnellen und kopfballstarken Angreifer.

Die regionalen Investoren sollten, insofern ihr Invest irgendwann mal rentabel werden soll, alles daran setzen die finanziellen Voraussetzungen zu schaffen um die Leihspieler an den FCK zu binden. Allen voran Zimmer, Pourie und Götze. Dazu Ouahim, Hanslik und Senger.

Kandidaten zum Verkauf, bzw. Verträge nicht verlängern bei Ritter, Hlousek, Gözutuk, Winkler, Morabet, Chiftci. Auch eventuell Bakhat, Redondo, Skarlatidis, Huth.
Kader muss kleiner und dadurch qualitativ hochwertiger sein.

Wird sehr interessant was in der Sommerpause passiert, auch weil ich seit langer Zeit das Gefühl habe, dass mittlerweile mit Antwerpen und Hengen tatsächlich Profis die sportlichen Geschicke planen und leiten.

Nun aber erst noch die nötigen Punkte zum Klassenerhalt sichern. :teufel2:



Beitragvon Kohlmeyer » 16.05.2021, 13:30


Hier kommt unsere Taktik-Analyse zum gestrigen Auf-und-Ab-Spiel::

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Foto: Daniel Krämer

Taktik-Nachlese zum Spiel Köln-FCK
Die DBB-Analyse: Der größte Fehlerteufel war der Schiri


Am Ende guten Kampf, davor viel Krampf, aber durchgehend Kurzweil bot das 3:3 des 1. FC Kaiserslautern bei Viktoria Köln. Und vielleicht auch manchen Fingerzeig für die Zukunft.

Ja, Timmy Thiele hat zwei Tore gemacht, und, ja, das führt in den Foren wieder zu Kommentaren in der Art: "Warum haben die Deppen den zu Saisonbeginn gehen lassen?" Okay, kann man fragen, man kann aber auch mal drüber nachdenken: Wie oft hat man Thiele im FCK-Dress in Einschusspositionen gesehen wie denen, aus denen er am Samstag in Köln getroffen hat? Und wie oft hat er dabei nicht getroffen? Und das in Phasen, in denen ein Tor für Lautern spielentscheidend sein konnte?

Das Interessante an Thieles Tor-Aktionen gestern war nicht, dass er getroffen hat, sondern, wie er getroffen hat: Gleich zwei Mal überlupfte er den Keeper eiskalt, beim zweiten Mal geradezu spektakulär. Dergleichen hat man in seiner FCK-Zeit nie gesehen. Da hat sich einer mit bereits 29 Jahren nochmal ein Stück weiterentwickelt. Oder aber: Er hat sich oder jemand hat ihm nochmal richtig was beigebracht. Oder, er hat sich in Köln das Selbstbewusstsein aneignen dürfen, das es für solcherart Coolness braucht und das ihm in Kaiserslautern nicht gegeben war.

Natürlich: Angesichts dieser beiden Treffer darf aus FCK-Sicht nicht der Schütze gefeiert werden. Eingeleitet wurden sie durch zwei haarsträubende Abwehrböcke zweier Innenverteidiger, an denen es nichts schönzureden gibt. Den ersten fabrizierte Kevin Kraus, den zweiten Tim Rieder. Es waren nicht die ersten individuellen Fehler dieser Saison, die zu Gegentreffern führten, aber so krass und unmittelbar hintereinander nach nicht einmal 20 Minuten Spielzeit, so kurz vor Rundenende und vor Öffnung des Sommertransferfensters - das lässt sich auch als Wink mit dem Zaunpfahl interpretieren.

Schwächelnde Innenverteidiger, doch keiner redet mehr von Winkler

In dieser Hintermannschaft muss sich etwas tun. Zumal sich mit dem Trainerwechsel von Jeff Saibene zu Marco Antwerpen auch einige Verschiebungen in der Kaderhierarchie ergeben haben, auf die es ebenfalls zu reagieren gilt. Innenverteidiger Alex Winkler etwa, vergangenen Sommer geholt, als Stammkraft und Führungsspieler eingeplant und unter Saibene auch als solcher im Einsatz, verzeichnet seit seiner Gelb-Rot-Sperre vor sechs Spieltagen keine einzige Einsatzminute mehr, obwohl Tim Rieder fast ebenso lange schon in der Form schwächelt. Da scheint einer beim neuen Trainer gar nicht mehr angesagt zu sein.

Bei den Defensivspielern Felix Götze und Marvin Senger wiederum dürfte der Verbleib am Betzenberg fraglich sein, da sie nur geliehen sind. Der nunmehr 34-jährige André Hainault, ohnehin seit Monaten verletzt, wird seinen Status als Standby-Profi wohl auch nicht mehr aufrechthalten können. Somit ist im Abwehrbereich nicht nur Handlung notwendig, sondern auch entsprechend Spielraum gegeben.

Die Dreierkette: Auch ohne Götze ein Zukunftsmodell

Apropos Götze: Der kehrte in Köln wieder in seine Position als zentraler Mann in einer Dreierkette zurück. Und spätestens nach dem 1:3-Rückstand, den Kai Klefisch bereits in der 32. Minute herstellte, war er zum ständigen Auspendeln nach vorne gezwungen, um das Spiel seiner Mannschaft anzutreiben. So richtig an Fahrt auf nahm dieses allerdings erst in der 72. Minute, als Elias Huth den zweiten Lautrer Treffer markierte.

Apropos Dreierkette: Antwerpens Umstellung auf diese Formation ist in den vergangenen Tagen oft gelobt worden. Sie wird seit dem 32. Spieltag, seit der Partie gegen den 1. FC Saarbrücken, regelmäßig angewandt, in der zweiten Hälfte phasenweise auch mal wieder aufgehoben. Das einzige Spiel, in dem der Trainer von Beginn an wieder auf Viererkette umstellte, war das gegen 1860 München - das einzige, das der FCK seither verlor und dies recht brutal mit 0:3. Ansonsten wurde dreimal gewonnen, zweimal remis gespielt.

Das sind augenscheinlich starke Argumente für diese Variante. Doch ob sie die Grundordnung der Zukunft ist, gegebenenfalls auch ohne den zentralen Baustein Götze?

Schlechte verteidigte Flügel - vier Mann hinten stehen enger

Am Samstag jedenfalls offenbarten sich Schwächen in der Flügelverteidigung. Das mag zum einen daran gelegen haben, dass auf der linken Außenbahn mit Kenny Redondo ein Linksfuß agierte, der normalerweise eher offensiv unterwegs ist. Er war für den gesperrten Hendrick Zuck in die Startelf gerückt. Der als Linksverteidiger erfahrenere Adam Hlousek gehört offenbar ebenfalls zu denen, die in Antwerpens Kaderranking nach hinten gerückt sind.

Doch auf der rechten Abwehrseite ließ sich das Traumpaar Philipp Hercher/Jean Zimmer, so viel Freude es in der Vorwärtsbewegung auch macht, ebenfalls ein paar Mal durch tiefe Pässe düpieren. Mit hinten vier Mann auf einer Linie lassen sich die Flügel nun einmal besser schließen.

Vorne lässt Hanslik jubeln und Huth hoffen

Im Offensivspiel sind einmal mehr zwei Tore von Daniel Hanslik zu notieren, der sein Trefferkonto nun auf sieben hochgeschraubt hat. Sechs davon schoss Hanslik auf der Saison-Zielgeraden was ihn neben Götze zum wichtigsten Faktor macht, der den FCK nach zeitweise sieben Punkten Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz doch noch einmal über den Strich hob. Leider ist auch Hanslik nur geliehen und jedes Tor von ihm ist ein Argument gegen eine weitere Saison in Liga drei.

Am Betzenberg weiter unter Vertrag steht dagegen Elias Huth, der gestern ebenfalls getroffen hat. Solche Treffer machen Selbstvertrauen, und auch mit seinen nun 24 Jahren ist Huth noch zu weiteren Entwicklungssprüngen fähig - siehe Thiele. Da darf also noch gehofft werden.

Distanzschüsse und Tore via zweite Bälle: Bitte mehr davon

Ebenfalls erfreulich: Hanslik erzielte den Lautrer Führungstreffer mit einem Schuss von außerhalb des Strafraums, solche hat man in dieser Saison selten gesehen. In Hälfte zwei schloss auch der eingewechselte Nicolas Sessa zweimal richtig gefährlich aus der Distanz ab, einmal sogar per direktem Freistoß - das hat schon seit Jahren Seltenheitswert beim FCK. Und das 3:3 fiel über einen "zweiten Ball" nach einer zunächst abgewehrten Ecke, so ist beispielsweise schon Kraus’ eminent wichtiger 2:1-Führungstreffer gegen Halle gefallen. Bitte gerne mehr. Von allem.

Und sonst? So kritikwürdig das Abwehrverhalten in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit war - der schlechteste Mann auf dem Platz war einmal mehr der Schiedsrichter. Zum wiederholten Mal in dieser Saison. Und der FCK ist bei weitem nicht die einzige Mannschaft, die sich ständig über falsche oder ausbleibende Elfmeterpfiffe und vieles mehr beklagt.

Ob die Einführung des Video-Assistenten in der 3. Liga Abhilfe schaffen könnte, wie es FCK-Stadionsprecher Horst Schömbs gerade in einem Facebook-Post anregte? Die höheren Klassen sind mit dem "VAR" auch nicht immer glücklich, wie Woche für Woche zu erleben ist.

Schwache Pfeifen: Geht doch den Schiris mal an den Geldbeutel

Im Zusammenhang mit der Diskussion um die Altersgrenze für Schiris, die gerade durch das drohende Ausscheiden des Fifa-Referees Manuel Gräfe entbrannt ist, sollte der DFB vielleicht mal drüber nachdenken, ob er nicht den Kreis der qualifizierten Pfeifenmänner im Profi-Bereich insgesamt erweitert. Das Hinaufsetzen der Altersgrenze böte dadurch ja eine Möglichkeit.

Dadurch könnten Schiedsrichtern nach Leistungen, wie sie Florian Lechner in Köln geboten hat, bis zum nächsten Einsatz längere Denkpausen gewährt werden. Was sie auch um ihre Honorare brächte, selbst wenn diese in der dritten Spielklasse mit 750 Euro pro Partie eher bescheiden ausfallen. Ein Bundesliga-Schiri wird mit 5.000 Euro pro Spiel honoriert, dazu darf er sich über 60.000 bis 70.000 Euro Jahresgrundgehalt freuen.

Gerade im durchkapitalisierten Profifußball gilt es schon lange als gesicherte Erkenntnis: Am besten trifft man die Akteure am Geldbeutel. Auch die Schiris sollten davon nicht ausgenommen werden. Nur Leistung soll sich lohnen.

Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2020/21: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon MarcoReichGott » 16.05.2021, 14:23


Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit den "Analysen" hier in letzter Zeit sehr wenig anfangen kann. Während ich unter den Vorgängertrainern jede Woche den Posts hier entgegen gefiebert habe, geben sie mir inzwischen keinen Mehrhwert mehr.

Das fängt schon mit so Sachen an wie dem Fehler von Kraus. Hanslik(?) bringt Kraus absolut in Bedrängnis, der nimmt den Ball natürlich schlecht an, hat aber auch gleich 2 Leute dann auf den Füßen stehen und die einzige Anspielstation hinten rum ist auch zugestellt. Natürlich war das ein individueller Fehler, aber es war eben mannschaftlich auch nicht wirklich gut gemacht.

Zimmer und Hercher lassen sich durch tiefe Pässe düpieren? Und das in einer 3er Kette? Überraschung, wer hätte damit gerechnet, dass in einer 3er kette die tiefe Bälle auf die Außenbahnen eine Schwachstelle sind. Gerade eben WEIL man die Außenbahnen nicht konsequent doppelt, bietet sich hier eben ein Ansatzpunkt für Angreifer. Das ist jetzt wirklich auch 08/15 Basic Theorie.

Auch kein Wort darüber, warum wir zwischen der 15 und 60 Minute wieder einmal fast völlig den Zugriff aufs Spiel wieder verloren haben. Dafür Ausführungen zum Thema "Leistung muss sich lohnen" über Schiedrichter.

Ich hab irgendwie das Gefühl, dass seit Antwerpen da ist hier in der Taktikanalyse Welpenschutz gegeben wird. Die fehlende Tiefe der Artikel hängt sicherlich auch damit zu tun, dass die Daten zu den Spielen ja fehlen und damit natürlich eine Diskussionsgrundlage wegbricht. Aber inzwischen empfinde ich das einfach nicht mehr als Taktik-Analyse, sondern vielmehr als 3. Spielbericht.

Wenn dis Datenlage auch weiterhin so schlecht sind, würde ich vielleicht anregen das Format hier zu überdenken. Und anstatt jedes Spiel einzeln zu analysieren vielleicht doch versuchen alle paar Wochen eher eine grundlegende Analyse der taktischen Entwicklung durchzuführen.



Beitragvon Kohlmeyer » 23.05.2021, 12:46


Hier kommt unsere Taktik-Analyse zum Saisonabschluss gegen Verl:

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Foto: Neis / Eibner

Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-SCV
DBB-Analyse: Kellerkinder sollten zaubern, nicht zaudern

Ein Unentschieden zum Saisonabschluss, was auch sonst. Der 1. FC Kaiserslautern bestätigt mit dem 1:1 gegen den SC Verl die gute Heimbilanz seines Trainers. Und noch einige Zahlen mehr, die für Marco Antwerpen sprechen.

Zum Saisonfinale das 19. Unentschieden. Und ausnahmsweise mal eines, über das FCK-Fans sich kaum ärgern müssen. Zum einen natürlich, weil der Klassenverbleib bereits eingetütet war und auch mit einem Sieg nichts mehr nach oben gegangen wäre. Zum anderen aber auch, weil dieses 1:1 insgesamt leistungsrecht ist, das Spiel nett anzuschauen war und der Treffer für den Gegner, wie zuvor viel zu oft, nicht in der Schlussminute fiel. Es war vielmehr der FCK, der einen Rückstand aufholte, das ist immer besser fürs Gemüt.

Und: Das Remis rettet Marco Antwerpens Heimbilanz. In insgesamt sieben Partien nahm er im Fritz-Walter-Stadion nun auf der Bank der Gastgebers Platz. Keine davon hat er verloren, dafür fünf gewonnen. Bis der Mythos der "Festung Betzenberg" wieder hergestellt ist, wird es wohl noch ein paar Siege brauchen, doch ein Anfang ist immerhin gemacht.

Zimmer gibt den Zidane: Knapp vorbei ist auch daneben

Das Spiel selbst kann wegen seines Freundschaftsspielcharakters diesmal ein bisschen schneller durchgehechelt werden. Beim FCK kristallisierte sich recht schnell eine 4-3-3-Formation heraus, bei der in der Spitze viel rotiert wurde. Marlon Ritter, für den wegen "nicht sportlicher Gründe" kurzfristig aus dem Kader verbannten Marvin Pourié in die Startelf gerückt, orientierte sich häufiger auf die rechte Seite, die bekanntlich mit Jean Zimmer und Philipp Hercher bereits gut besetzt ist. Kein Wunder daher, dass die Roten Teufel in der ersten Hälfte nahezu alle Angriffe über diese Seite vortrugen.

Einige davon sahen auch richtig gut aus, allerdings missglückte permanent das letzte Zuspiel in die Mitte. Zimmer war sogar einmal ganz nahe an einem Traumtor dran, als er sich á la Zinedine Zidane in Gegners Strafraum freikreiselte, den Abschluss aber nicht ganz so weltklasse hinbekam.

FCK über rechts, SC über links: Auf der Südtribüne müsste man sitzen

Und da auch die spielstarken Verler ihre Offensivaktionen am liebsten über links vortrugen, wärs schön gewesen, bei diesem Spiel auf der Südtribüne sitzen zu dürfen, doch das verhindert Corona nach wie vor. FCK-Torhüter Matheo Raab durfte sich in seinem zweiten Saisoneinsatz gleich zwei Mal auszeichnen, wobei er sich vor der zweiten Aktion mit einem haarsträubenden Fehlpass selbst in die Bredouille gebracht hatte.

Felix Götzes verletzungsbedingtes Ausscheiden nach 42 Minuten war einerseits schade, andererseits korrigierte sie die Unwucht im Lautrer Spiel. Denn für Götze kam Elias Huth, der fortan Mittelstürmer spielte, Daniel Hanslik übernahm wieder seinen bewährten Part als einpendelnder Linksaußen, Ritter wich zunächst auf die Götze-Position ins Mittelfeld zurück und wurde in der Pause gegen Tim Rieder ausgetauscht. Damit war der Rechtsdrall beseitigt, dem FCK-Spiel aber auch einiges an Inspiration genommen.

Sessa fliegt - und Lautern reagiert erstmal ganz cool

Nach 59 Minuten gab's dann doch mal Grund, sich zu ärgern. Nicolas Sessa sah nach einem Allerweltsfoul die zweite Gelbe Karte. Die erste hatte er kassiert, als er die Gäste am schnellen Ausführen eines Freistoßes hinderte - es hat schon zwingendere Platzverweise gegeben. Der hier ist vor allem deshalb ärgerlich, weil nun zum Start der kommenden Saison am 23. Juli gleich einer der Spieler gesperrt ist, auf die man sich am meisten freut.

Für den FCK wars der achte Platzverweis in dieser Runde. Wie cool die Mannschaft das Spiel in Unterzahl mittlerweile annimmt, zeigte sich direkt danach. Sessa war kaum geflogen, da arbeiteten sich seine Mitspieler ihre bis dato beste Torchancen heraus. Die erste legte Hendrick Zuck Huth auf, die zweite drosch der Linksverteidiger dann selbst aufs Tor. Was ebenfalls zeigt: Auch Lauterns linke Seite war nun gut im Spiel.

Treffer und Ausgleich kurz hintereinander - und das war’s

Den ersten Treffer durfte dann aber doch der SC Verl schießen. Wobei der Aufsteiger zeigte, wie gut er sich durch die berüchtigte "Zone 14" zu kombinieren versteht, den Zehnerraum vor der Abwehr, aus dem im Fußball die meisten Treffer eingeleitet werden. Kasim Rabihic vollstreckte, nachdem Mael Corboz wunderschön freigespielt worden war und Raab nur zu Mitte abwehren konnte.

Den Ausgleich besorgten kurz darauf zwei eingewechselte Spieler. Anas Bakhat bereitete mit einem energischem Lauf in die Spitze vor, der erblondete Kenny Redondo vollstreckte. Somit hat sich Bakhat diese Saison, die für das Talent insgesamt unbefriedigend verlief, wenigstens noch mit einem Assist versüßt. Die nächste Spielzeit kann nur besser werden, aber für wen in diesem Team gilt das nicht?

Saibene und Antwerpen im Vergleich: Der Zauderer und der Zauberer

Mit diesem Spiel steht Marco Antwerpens Bilanz nach 16 Spielen als FCK-Trainer nun bei 22 Punkten und 27:24 Toren. Das sind 1,37 Zähler im Schnitt, und im Mittel 1,69:1,5 Tore. Zum Vergleich: Vorgänger Jeff Saibene holte in 20 Partien 21 Punkte mit 20:24 Treffern - ein Punkteschnitt von 1,05 bei 1:1,2 Treffern. In einer "Antwerpen-Tabelle", die nur die Spieltage mit diesem Coach berücksichtigt, schließt Lautern auf Rang 9 ab, in einer "Saibene-Tabelle" auf Abstiegsrang 17.

Das Zahlenspiel bestätigt Antwerpen nicht nur als Retter vor dem Sturz in die Regionalliga, es widerlegt auch die Auffassung, dass verunsicherte Mannschaften, die im Tabellenkeller stehen, aus zurückgezogener Position agieren sollten, um Fehler zu minimieren - so, wie Saibene es anordnete. Zwar kassierte der FCK mit seiner verhaltenen Spielweise in der Tat weniger Gegentreffer, doch die Zahl der Torerfolge, die sich unter Antwerpen deutlich erhöhten, wiegen diese mehr als auf. Höher stehen und mit zumindest phasenweise mutigem Angriffspressing Ballgewinne erzwingen - so geht Fußball heute, auch im Tabellenkeller. Zumal der Antwerpen-FCK das Gros seiner Gegentreffer auch nicht nach Ballverlusten weit vorne kassierte. Man denke nur an die Last-Minute-Gegentore nach ruhenden Bällen wie gegen Rostock, Duisburg oder Zwickau.

Antwerpens Saisonabschluss ist ähnlich gut wie der von Schommers

Betrachtet man nur die Bilanz im großen Zehn-Spiele-Finale nach der jüngsten Länderspielpause, in der FCK noch mit sieben Punkten Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz vor sich hin verzweifelte, sieht Antwerpens Bilanz noch stolzer aus: Vier Siege, fünf Remis, nur eine Niederlage.

Das liest sich ähnlich vielversprechend wie der Saisonabschluss vor einem Jahr, als Boris Schommers in den elf Spielen nach der Corona-Pause 17 Punkte holte und die Lautrer zur viertbesten Mannschaft dieses Abschnitts machte. Wie schnell sich jedoch die Hoffnungen, die damit geweckt waren, wieder zerstört hatten, ist hinreichend bekannt.

Und macht vorsichtig, was Prognosen für die weitere Zukunft angeht. Auf jeden Fall hätte Antwerpen mit seiner Art, Fußball zu denken, besser als Schommers-Nachfolger gepasst als Jeff Saibene. Was freilich nur eine hypothetische Überlegung sein kann, denn faktisch wäre seine Verpflichtung zu diesem Zeitpunkt nicht möglich gewesen: Antwerpen unterschrieb just an dem Tag, an dem Schommers entlassen wurde, in Würzburg.

Antwerpens erste Transferideen haben Maßstäbe gesetzt

Die Frage ist nun: Erreicht Antwerpen mit seiner emotionalen Art, mit der er bisweilen auch mal übers Ziel hinausschießt, die Mannschaft über einen längeren Zeitraum, als Schommers dies gelungen ist? Das lässt sich kaum vorhersagen.

Konkret festhalten lässt sich dagegen: Mit den ersten beiden Transfers, die zweifelsfrei auf ihn zurückzugehen, traf Antwerpen bereits zwei Mal voll ins Schwarze. Marvin Senger erwies sich als gute, Felix Götze als mega-gute Verstärkung. Das berechtigt durchaus zu Hoffnungen. Es braucht jetzt aber auch gute Transferideen angesichts der vielen offenen Fragen, die sich im Kader nun stellen.

- Saison-Ãœbersicht 2020/21: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage

Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2020/21: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon MarcoReichGott » 23.05.2021, 15:33


Kohlmeyer hat geschrieben:Betrachtet man nur die Bilanz im großen Zehn-Spiele-Finale nach der jüngsten Länderspielpause, in der FCK noch mit sieben Punkten Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz vor sich hin verzweifelte, sieht Antwerpens Bilanz noch stolzer aus: Vier Siege, fünf Remis, nur eine Niederlage.


Saibene kam in der Hinrunde in diesen 10 Spielen auf folgende Bilanz:

3 Siege, 5 Remis, 2 Niederlagen

Dafür, dass Antwerpen zu diesen Zeitpunkt Verstärkungen in Form von Götze, Zimmer, Ouahim und Sessa hatte (Ob Senger für Bachmann uns gestärkt oder geschwächt hat sei mal dahingestellt) finde ich es schon merkwürdig, wenn man Saibene in diesem Kontext als "Zauderer" und Antwerpen als "Zauberer" bezeichnet.

Ich selbst habe in der Hinrunde ja oft genug unser schwaches Zentrm angesprochen, wo uns einfach Verbindungsspieler zwischen der defensive und der offensive gefehlt haben und der Spielaufbau fast zwingend über die Außen laufen musste. In der Rückrunde konnten wir diesen Nachteil durch die Verpflichtung von Götze und Ouahim in einen klaren Vorteil umwandeln.

Bevor Götze länger als 15 Minuten eingesetzt werden konnte war Antwerpen übrigens nach 7 Spielen bei 6 Punkten. Da schien es mit den Zauberkünsten jetzt auch noch nicht so weit herzusein.

Man muss sich da jetzt also auch nix vormachen. Antwerpen hat den Klassenerhalt nicht herbeigezaubert, sondern wir haben uns den in der Rückrunde erkauft.

Antwerpen hatte in der Rückrunde eine Offensivreihe zusammen wie man sie in der 3. Liga nicht allzu oft vorfindet: Götze, Zimmer, Ritter, Ouahim, Sessa, Redondo, Pourie - das sind alles Spieler, die entweder schon in der 3. Liga absolute Top Leistungen gezeigt hatten oder gleich in Liga 1 oder 2 gespielt und dort auch mithalten konnten.

Laut anderer Internetmedien hat das übrigens dazu geführt, dass wir nach Dresden den 2. teuersten Kader der Liga hatten - 3 mal so hoch wie unsere Konkurrenz aus Lübeck.

Ich will damit überhaupt nicht Antwerpens Arbeit krisieren. Mit Sicherheit war es bei uns bei dem ganzen Chaos auch viel wichtiger die Mannschaft intakt zu halten, bzw. intakt zu bekommen, anstatt hier als Taktikfuchs zu überzeugen.

Für mich ist das 1:3 gegen Köln letzte WOche aber absolut exemplarisch für den Antwerpen-Fußball dieser Saison. Unser Innenverteidiger Rieder rennt beim Stand von 1:2 auf der 10er Position herum. 6-7 Spieler stehen aufgereit um den gegnerischen Strafraum herum und er hat nur 2 Optinen hintenrum bzw. horizontal das Spiel zu verlagern. "Brechstange" nannte man sowas früher. Gegen Mannschaften, denen man individuell überlegen ist, hat das funkitoiert zumindest ein Unentschieden zu retten, aber taktisch überzeugend war das nun wirklich nicht.

In welche Richtung wird das nächste Saison gehen? Antwerpen hat nun eine Vorbereitung Zeit um seine Fußballidee (die sich drastisch von der Schommers und Saibenes Unterscheidet) einzustudieren. Auf der anderen Seite ist es unwahrscheinlich, dass wir nächste Saison eine qualitativ so starke Mannschaft haben werden wie in der Rückrunde.

Und da wir gerade Statistiken ja mögen, hier mal die Punkteschnitte unserer letzten Trainer in ihrer ersten Saison:

Frontzeck (2. Liga): 1,53
Hildmann (3. Liga): 1,43
Schommers (3. Liga): 1,53
Antwerpen (3. Liga): 1,38

Vielleicht schafft es ja Antwerpen den umgekehrten weg zu gehen: Schlecht gestartet, aber in der 2. Saison dann aufgedreht und nicht nachgelassen. Zu wünschen wäre es uns allen.



Beitragvon ExilDeiwl » 23.05.2021, 16:28


Einerseits hast Du ja durchaus Recht damit, dass wir unseren Kader in der Winterpause nochmal deutlich verbessern konnten. Trotzdem sind Saibene und Antwerpen zwei grundverschiedene Trainer. Saibene hat selten einen mutigen Fußball nach vorne spielen lassen und richtig ist auch, dass im Mittelfeld ein Verbindungsspieler fehlte. Ich konnte Jett aber auch nicht wahrnehmen, dass Saibene einen solchen Spieler entwickeln konnte. Ich werfe ihm das nicht vor. Aber neben der vollkommen unterschiedlichen Spielanlage der beiden Trainer sehe ich noch einen wesentlichen Punkt: die Verpflichtungen von Götze und Senger gehen auf Antwerpens Kappe und damit hat er ein feines Näschen bewiesen. Und weiterhin muss man letztlich auch feststellen, dass Antwerpen deutlich mutiger und konsequenter wechselt, als wir das bei Saibene je gesehen haben.

Wie gesagt, ich will Saibene nicht schlecht reden, ich mochte ihn durchaus leiden. Aber Antwerpen passt in meinen Augen deutlich besser zu uns und ist in letzter Konsequenz erfolgreicher gewesen. Dass da noch nicht alles das Gelbe vom Ei ist, ist m.E. klar. Für die kommende Saison hängt es in meinen Augen daran, wie groß der Umbruch im Kader sein wird, und ob man sich punktuell verstärken kann. Wenn das nicht gewährleistet ist, wird auch ein Marco Antwerpen es schwer haben, sich wenigstens im oberen Mittelfeld der Tabelle einzunisten...
Nein, es geht mir NICHT um Hurra-Fußball!

🇺🇦 STOP WAR! FUCK PUTIN! 🇺🇦



Beitragvon MarcoReichGott » 23.05.2021, 17:18


ExilDeiwl hat geschrieben:Trotzdem sind Saibene und Antwerpen zwei grundverschiedene Trainer. Saibene hat selten einen mutigen Fußball nach vorne spielen lassen [..]


Ich schau doch auch deutlich lieber Antwerpen-Fußball als Saibene-Fußball zu (und das obwohl Runjaic immer noch nachtrauer^^). Wer lieber bei nem 0:0 einschläft als nen 1:3 Rückstand noch zum 3:3 aufzuholen, der kann den Fußball jetzt auch nicht wirklich lieben. Und ich halte diesen Punkt auch wirklich für relevant, siehe Runjaic: Nicht nur kommen bei einer attraktiven Spielweise mehr Fans ins Stadion und erhöhen die Einnahmen, sondern der Trainer hat auch die Chance Durststrecken besser durchzustehen. Saibene wäre mir seiner unattraktiven Spielweise und seinen ruhigen Worten auf der PK bei jeder kleineren Krise direkt nahe am Aus gewesen.

Unter Antwerpen spielen wir in Meppen, Magdeburg und Co taktisch einen einzigen Rotz zusammen, aber der lässt die Spieler um Mitternach bis zum Blut kotzen laufen, schimpft aufn Schiri und er wird dafür geliebt.

Aber es ändert halt nix daran, dass die Gesamtausbeute eben recht dürftig war unter Antwerpen. Und ich bin heilfroh, dass Antwerpen hier auch direkt den FInger in die Wunde gelegt hat. Die Defensive steht gerade nicht so wie sie es soll. Und damit ist nicht Rieders individueller Fehler weit in der gegnerischen Hälfte gemeint (der eigentlich grioße Fehler war übrigens nichtmals der Fehlplass an sich, sondern dass er vorher den Zeitpunkt zum abspielen einfach verpasst. Ein Sinnbild, weshalb in der Hinrunde mit ihm auf der 6 unser offensivspiel so schwach war), der dazu führt, dass wir ein Gegentor bekommen, sondern wir spielen defensiv im Verbund einfach insgesamt schlecht. Gegen Verl hat man das auch wieder schön gesehen wie die Hintermannschaft dauernd versucht hat nachzujustieren, weil man bei Angriffsbeginn noch überhaupt nicht richtig stand.

Weder Saibene noch Antwerpen hatten eine Chance hier eine Mannschaft aufzubauen. Die 1,5 WOchen Winterpause kann man wohl kaum als Vorbereitung bei Saibene zählen und beide Trainer waren mit der Kaderzusammenstellung so auch nicht zufrieden. Und solange das nicht passiert ist, will ich auch keinen der Trainer wirklich bewertet wollen. Mit Sicherheit kann man sagen, dass Antwerpen und Saibene unterschiedliche Spielstile haben. Offensivpressing trifft hier auf tiefstehende Abwehrreihen.

Aber Saibenes Punkteschnitt einschließlich Spiele gegen Dresden oder Wiesbaden mit Antwerpens Spielen gegen schwächere Gegner mit den neuen Spielern Zimmer, Ouahim, Götze und Sessa zu vergleichen, halte ich für ziemlich unsinnig.

Antwerpen hat den Klassenerhalt gepackt, nicht mit einer Galavorstellung wie Titz, der Magdeburg mit 30 Punkten in 16 Spielen auf Platz 11 geführt hat, aber zumindest noch am vorletzten Spieltag, sodass uns ein dramatisches Endspiel erspart geblieben ist. Das war keine Selbstverständlichkeit, die Mannschaft hätte auch im Abstiegskampf auseinanderbrechen können, aber ein Punkteschnitt von 1,38 ist jetzt auch irgendwie mit dieser Mannschaft nicht das Werk eines Zauberer, sondern einfach nur vernünftig solide Arbeit.



Beitragvon scheiss fc köln » 23.05.2021, 17:58


Eigenartige Analyse. Egal. Manchmal glaube ich, ich habe andere Spiele gesehen. Irgendwie finde ich es auch merkwürdig/fast albern, wenn "wir" hier im Nachhinein zerlegt werden. Das war alles totaler Mist. 38 Spieltage!



Beitragvon Kohlmeyer » 24.05.2021, 11:46


Och, komm.

Wer zerlegt hier denn wen? Ist doch alles nur Spiel. Dass alles 38 Spieltage "totaler Mist" war, hat doch keiner gesagt.

Fassen wir nochmal zusammen: "MarcoReichGott" findet's reichlich übertrieben, dass ich MA in einer Zwischenüberschrift als "Zauberer" bezeichnet habe. Kann ich verstehen. Ich bin dem Reiz des Kalauers "Zauberer-Zauderer" erlegen. Kann man blöd finden.

Ist aber auch nur eine Zwischenüberschrift. Um was geht es eigentlich in der Sache?

Ich habe geschrieben, dass MA den besseren Punkteschnitt erzielte, weil er die Mannschaft weiter nach vorne schob, mutiger und aggressiver spielen ließ. Die mehr geschossenen Tore machten dabei das Mehr an Gegentoren mehr als wett. Das lässt sich durch Zahlen belegen. Problem damit?

MarcoReichGott sagt, JS hätte gegen die gleichen Gegner auch nicht so viel schlechter gepunktet und noch nicht die Spieler zur Verfügung gehabt, die MA zur Verfügung hatte. Das ist ebenfalls richtig, aber was soll das bedeuten? Hätte man JS nach dem Wiesbaden-Spiel nicht entlassen sollen - und darauf vertrauen, dass er in den letzten zehn Spielen noch besser punktet, weil er jetzt die besseren Spieler zur Verfügung hatte?

Ja, der eigentlich entscheidende Faktor im FCK-Spiel war Felix Götze. Dessen sehr spezielle Rolle im FCK-Spiel hat ihm aber MA verpasst, und ihn überhaupt zu holen, war ebenfalls MA's Idee. Mit JS hätte es keinen Götze gegeben und auch keine Wechselspielchen zwischen Vierer- und Dreierkette.

Ja, Christian Titz hat in etwa dem gleichen Zeitraum mehr aus Magdeburg herausgeholt als MA aus dem FCK - übrigens auch, in dem er nicht auf kellerkindertypischen Mauerfußball setzte, sondern ebenfalls mutig nach vorne verteidigen ließ. Ist er deswegen auch längerfristig der bessere Trainer? Weiß ich noch nicht. Kann sein. Ma gucken.

Ich jedenfalls bedanke mich bei allen Lesern für das Interesse an meinen Beiträgen an den vergangenen 38 Spieltagen – auch bei denen, die meine Analysen bisweilen "eigenartig" fanden.

Die Klickzahlen zeigen, dass Fußballfans durchaus bereit sind, auch mal längere Aufsätze über ein Spiel zu lesen und sich differenzierter damit auseinandersetzen. Damit ist so mancher Besserwisser in so mancher Redaktionsstube widerlegt, der glaubt, mehr als "kurz und knackig" wäre einem Fußballfan nicht zuzumuten.

Mal sehen, wie wir das nächste Saison fortführen können. Datenbasiertes Betrachten von Spielen ist in der Dritten Liga immer schwerer zu gewährleisten, wir werden uns aber was einfallen lassen.

Gruß,
Kohlmeyer



Beitragvon MarcoReichGott » 24.05.2021, 17:23


Ich hab ja meine Kritik an den Analysen der letzten Wochen ja auch gepostet, genauso wie ich auch völlig verstehe, dass durch den Wegfall der Daten es einfach schwieriger ist Taktikanalysen durchzuführen. Bestimmte Muster fallen einem im Spiel nicht immer direkt auf, sondern erst in den Spieldaten zeigt sich durch Wiederholungen hier ein bestimmtes Muster. Andere Punkte hingegen fand ich die letzten Wochen auch so auffällig - Schlüsselszenen wie der die Gegentore gegen Köln hätten meiner Meinung nach durchaus eine intensivere Szenenanalyse nötig gehabt. Und da hätte ich mir eben einen stärkeren Fokus drauf gewünscht anstatt auf Schiedrichter Kritik oder Punktestatistiken, die man durchaus unterschiedliche interpretieren kann.

Nichtdestotrotz möchte ich so auch nicht mit zu viel Kritik hier abschließen, sondern mich nochmal ganz herzlich bei Kohlmeyer für diesen Taktik-Beitrag hier bedanken. Die haben DBB definitiv bereichert und die Diskussionen hier mir auch viel Spaß bereitet. Auch das Format die Analysen in einem Thread zu behalten, hat sich meiner Meinung nach bewährt. So hatte ich immer (auch dank der Übersicht auf Seite 1) alles auf einen Blick, wenn ich mir vergangene Analysen noch einmal angucken wollte. Daher bitte meine Kritikpunkte nicht als "Alles ist scheiße" interpretieren, sondern eher als Wünsche verbunden mit der Hoffnung, dass wir das Format nächste Saison wieder sehen können.




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