Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.

Beitragvon Ingo » 04.06.2020, 19:00


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Reportage: Geisterspiel in Kaiserslautern
Wenn der Betze spielt und keiner darf hin


Geisterspiele sind Mist. Aber wie war das jetzt tatsächlich beim ersten Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern ohne Zuschauer? Wir haben uns am Stadion, in der Stadt und bei den Fanclubs einen Eindruck verschafft.

Unter normalen Umständen würde man sich fragen, was da wohl los ist im Inneren der Tribünen des Fritz-Walter-Stadions. Aber was ist schon normal in diesen Corona-Zeiten? Sicher nicht, dass der 1. FC Kaiserslautern erst Anfang Juni seinen 29. Spieltag austrägt - und das auch noch komplett ohne Zuschauer. 

Gespenstische Atmosphäre im Stadion und außerhalb

Die auch auf dem Stadionvorplatz zu vernehmenden Rufe kommen somit vornehmlich von den 22 Kickern auf dem Rasen, die sich im Traditionsduell der Lautrer mit den befreundeten Löwen von 1860 München um Punkte in der 3. Liga streiten. Vereinzelt gerufen wird sicher auch von den Trainerbänken. In jedem Fall aber stets aus den Reihen der gerade einmal 210 Personen, die sich gemäß DFB-Hygienekonzept überhaupt im Stadion aufhalten dürfen.

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Menschenleere, wo sich sonst Tausende tummeln; Foto: Eibner-Pressefoto/Neis/Pool

Derart trist ist die Situation jedoch nicht nur auf den Tribünen des Stadions, sondern auch außerhalb. Der Betze spielt, das Flutlicht leuchtet, aber kaum eine Menschenseele ist weit und breit zu sehen. Eine einsame Spaziergängerin läuft zu Beginn der zweiten Halbzeit die Straße hinter der Südtribüne entlang. Alle paar Meter steht ein Ordner in seiner typisch gelben Weste. Auf dem Weg die Malzstraße hinunter hängt eine FCK-Fahne aus dem Fenster. Sonst nichts. Gespenstisch.

"Unheimliche Auflagen": Kneipen kämpfen mit Corona-Einschränkungen

"Es ist kein Vergleich. Keine Emotionen, keine Stimmung", sagt Evelyn Deininger vom Fan-Treff "Zum 12. Mann" und fühlt sich nicht nur bei den TV-Bildern, sondern auch bei der Atmosphäre in der Kneipe eher an ein Testspiel erinnert. Der bekannte Treffpunkt am Lautrer Hauptbahnhof hat natürlich auch zum zweiten Geisterspiel der Roten Teufel geöffnet, wobei von einem ansatzweise normalen Betrieb keine Rede sein kann.

"Wir haben unheimliche Auflagen. Aktuell können wir nur 14 Sitzplätze anbieten, stehen, beispielsweise am Tresen, darf gar keiner", erklärt Evelyn Deininger. Auch Freiplätze bringen den Zwölfter-Mann-Betreibern zumindest beim Fußball nichts, da man draußen auf dem Vorplatz das Spiel nicht sehen kann. "Beim ersten Geisterspiel am Samstag in Magdeburg war ein bisschen was los, aber bei Heimspielen fällt uns das Geschäft vor und vor allem nach Spielende fast komplett weg." Zumindest eine leichte Verbesserung erhofft sich der Fan-Treff von den für kommenden Mittwoch angekündigten Lockerungen der Corona-Auflagen.

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Auch am Bahnhofsplatz: Keine FCK-Fans in Sicht

Ähnlich klingt es bei Ugur Omurca von der "Sportsbar 55". Mit 32 Innen- und acht Außenplätzen steht dem Gastronom momentan nicht einmal die Hälfte seiner üblichen Anzahl an Sitzplätzen zur Verfügung. Die, so Omurca, seien bei den Spielen der Roten Teufel aber zumindest ausgebucht. "Ich musste heute auch wieder Leute wegschicken, weil wir keinen Platz mehr haben." Mit den FCK-(Geister)-Spielen sei nach der Bundesliga zum Glück ein zweiter wichtiger Umsatzbringer am Wochenende zurück. "Was nach wie vor wegbricht, ist allerdings der abendliche Barbetrieb", klagt Ugur Omurca, ehe er sich um die ersten eintrudelnden Betze-Fans kümmern muss.

Gefahr größerer Fan-Ansammlungen nur ein Hirngespinst

Außerhalb der Sportsbar in der Fußgängerzone oder in der Eisenbahnstraße auf dem Weg in Richtung Stadion bekommt man rund eineinhalb Stunden vor Anpfiff von einem anstehenden FCK-Spiel gar nichts mit. Normaler Abendbetrieb in einer Einkaufsstraße, wo sonst die Anhänger in Scharen Richtung Betzenberg marschieren würden. Weiter vorne kurz vor Durchquerung der Eisenbahnunterführung bietet sich das gleiche Bild. Beim beliebten Fan-Treffpunkt "Betzebud" sind die Rollläden unten. Der Hauptbahnhof spuckt immer mal wieder Ankömmlinge aus, insgesamt ist der Vorplatz aber fast vollständig verwaist.

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Keine Fans, kein Verkauf: Die Betzebud hat geschlossen

Die vor wenigen Wochen von vermeintlichen Experten prophezeite Gefahr großer Fan-Ansammlungen entpuppt sich also auch in Lautern wie erwartet als bloßes Hirngespinst. "Wir haben keinerlei Meldungen", bestätigt die Polizei kurz vor Spielende diese Eindrücke, die sich auch mit den Erwartungen des FCK-Fanbeauftragten Alexander Krist decken.

Das organisierte Fan-Umfeld habe ja auch den Wunsch geäußert, den Geisterspielen selbst im Stadion keine künstliche Aufwertung zukommen zu lassen, so Krist. "Aus diesem Grund haben wir uns bewusst dazu entschieden, auf jegliche Stilmittel der Fankultur oder sonstige optische und akustische Aufwertung dieser Geisterspiele zu verzichten." 

Im Fanclub und im Netz: Zumindest ein Hauch gemeinsames FCK-Erlebnis

Unabhängig davon und im kleineren Kreis gibt es natürlich trotzdem Aktionen, die zumindest einen Hauch des gemeinsamen FCK-Erlebnisses ermöglichen sollen. So wie beim Fanclub  [url=https://www.facebook.com/westkurve80.waldsee/"  target="_blank]"Westkurve 80"[/url]
aus dem vorderpfälzischen Waldsee, wo dank eigenem Clubgelände und unter Einhaltung der Abstandsregeln am Mittwoch ein Schauen des Betze-Spiels in der Gruppe möglich ist. Im Fritz-Walter-Stadion durften sie außerdem ein Banner anbringen - das einzige im gesamten Stadion - auf dem sie um ihr verstorbenes Mitglied Knittel trauern: "You’ll never walk alone".

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Kleines Public Viewing beim FCK-Fanclub in Waldsee; Foto: Westkurve80

FCK-YouTuber Matze de Behler organisiert derweil einen Livestream auf seinem Kanal 
"Matzes Daily Madness", wo er zusammen mit seiner Frau Bella über das Spiel und via Chatfunktion eingehende Fragen diskutiert. Am Mittwoch sind während der Begegnung mit den Löwen meist etwa 350 Zuschauer mit dabei.

Andere FCK-Fans posten ihre gekauften Geistertickets in den Sozialen Netzwerken und tauschen sich aus als wären sie tatsächlich auf dem Betze mit dabei. "Viele freuen sich, endlich mit ihrer Gruppe, ihrem Fanclub wieder zusammen zu sein - wenn auch nur virtuell", berichtet der auch auf Twitter aktive Oliver Lambrecht von der "Berliner Bagaasch".

Das echte Stadionerlebnis kann das natürlich alles nicht ersetzen. Kein kollektives Mitfiebern in der Kurve, keine Stimmung, kein Support. Nur der bloße Kick auf dem Rasen. Geisterspiele sind einfach ein großer Mist. Man kann nur versuchen, das Beste daraus zu machen. Denn sie werden uns wohl noch einige Monate lang erhalten bleiben.

Wie hast Du das erste Geisterheimspiel der Roten Teufel verbracht und was sind Deine Pläne für die nächsten Partien? Teile Deine Gefühlslage mit anderen FCK-Fans im Diskussionsforum von Der Betze brennt.

Quelle: Der Betze brennt / Autor: Ingo



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