Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.

Beitragvon woinem77 » 11.11.2024, 16:38


Danke für die Analyse. Wie immer klasse.
Zu Ritter: Ich bin ein grosser Fan von ihm. Auf der anderen Seite hat man die letzten 4 Spiele ohne ihn in der Startformation nicht verloren.
Mir hat das Szenario dass er für die letzten 30+ Minute frisch kommt eigentlich ganz gut gefallen.
Die Frage ist natürlich, wen lässt man dafür raus.
Yokota (ist derzeit sicherlich gesetzt), Hanslik, Kaloc?
Tatsache ist dass die 3 die Top Kilometerfresser sind und eben auch sehr viel zur defensiven Stabilität beitragen. Auf der anderen Seite ist Ritter eben jemand der im Vergleich zu Hanslik oder Kaloc mit einer Einzelaktion oder sonst einem Geniestreich das Spiel entscheiden kann.
Mein Punkt is aber dass wenn man mit Laufintensität und stabilerer Defensivarbeit starten will, eher das aktuelle Setup wählt. Zumal gerader Yokota, Kaloc und auch Hanslik sehr viele Zweikämpfe für sich entscheiden.
Grundsätzlich aber positiv solche "Probleme" zu haben.



Beitragvon Miggeblädsch » 11.11.2024, 17:26


Kohlmeyer hat geschrieben:Tja, Ritter. Ob er konkret in diesem Spiel gefehlt hat, ist müßig zu diskutieren. In der Spielanlage eher nicht. Allenfalls unter dem individuellen Gesichtspunkt - er kann halt immer mal was Überraschendes machen, was andere nicht machen, beziehungsweise können.

Die Frage stellt sich für mich eher generell, wie es mit ihm an der Seite von Yokota weitergeht...


... ist für mich völlig klar:

Ritter zentral, Yokota rechts, Opoku links und Ache vorne drin.

Ich nenne es "Waffe" :wink:
Jetzt geht's los :teufel2:



Beitragvon Sagida » 12.11.2024, 12:06


@miggeblätsch
genau so sehe ich es auch.
Kaloc und Sirch dahinter. Beide können auch einen. feinen Pass spielen.
in der Innenverteidigung Heuer und Boris. Außenverteidiger egal. Die nehmen sich, finde ich, nicht viel. Wobei Toure gerade bei Standards auch stark ist, sowohl offensiv, als auch defensiv.
Ich stelle fest, dass wenn man versucht die elf besten aufzustellen, dies nicht ganz einfach ist und das ist gut so :wink:
Fang niemals an aufzuhören,
Hör niemals auf anzufangen



Beitragvon Kohlmeyer » 25.11.2024, 18:10


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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-BTSV
Die DBB-Analyse: Spielfreudig und verwirrend variabel


Es gibt ihn also noch: Den entspannten Fußball-Nachmittag "uffem Betze" mit ei­nem sou­ve­rän herausgespielten, ungefährdeten Sieg des FCK. Okay, zwei Ärgernisse müs­sen zum 3:2 gegen Braunschweig auch notiert werden, die aber sind schnell verraucht.

Einmal war da diese Elfmeter-Entscheidung in der 45. Minute. Auch nach mehrfachem Betrachten ist nicht zu erkennen: Was hat Schiedsrichter Max Burda da so eindeutig foulartiges gesehen, das ihn nicht einmal den VAR anrufen ließ? Das Zlatan Ibrahimovic-Lookalike Rayan Philippe jedenfalls durfte daraufhin den 2:1-Anschlusstreffer für die Seinen markieren. Groß verunsichern konnte dieser die Lautrer aber nicht, denn noch in der Nachspielzeit der ersten Hälfte erzielte Daniel Hanslik das dritte Tor für sein Team.

Zweites kleines Ärgernis war der Bock, den sich FCK-Keeper Julian Krahl in der 96. Minute leistete, und der Philippe seinen zweiten Treffer für die Blaugelben ermöglichte. Da aber waren nur noch zwei Minuten zu überstehen, so dass keine große Unruhe mehr aufkam. Der späte Einschlag lässt lediglich das Endergebnis lediglich knapper aussehen, als es eigentlich angezeigt wäre.

Denn unterm Strich steht ein fast makelloser Heimerfolg des 1. FC Kaiserslautern, der auch unter dem Gesichtspunkt "fußballerische Weiterentwicklung" ein paar neue Einsichten bereithält. Wie erwartet nämlich präsentierte sich Eintracht Braunschweig als Gegner, der im besten Sinne "bespielt" werden wollte. Und den Roten Teufeln gelang es, zwei der drei Treffer sowie zwei Top-Chancen aus dem Spiel heraus einzuleiten. Das ist zweifellos ein Fortschritt gegenüber Spielen wie gegen Regensburg (0:0) und Magdeburg (2:2), in denen ebenfalls tiefstehende Kontrahenten begegnet werden musste.

Drei Treffer: Mal mehr, mal weniger Stationen

Dabei waren Tor-Aktionen gar nicht mal unbedingt Resultat exzessiven "Ballbesitzfußballs". Bei Treffer Nummer 1 braucht es exakt vier Stationen, bis es schnackelt. Filip Kaloc unterbricht einen Braunschweiger Ballbesitz, passt auf Florian Kleinhansl. Der schlägt einen langen Ball auf Ragnar Ache. Der Mittelstürmer setzt sich mit dem Rücken zum Tor im Zweikampf durch, setzt den durchgestarteten Kaloc ein, der aus halblinker Position den Ball mit links ins kurze Eck jagt.

Bei Treffer Nummer 2 sind die Pfälzer tatsächlich mal länger am Ball. Beginnend mit einem Kurzpass von Krahl sind es zunächst vier Stationen, ehe wiederum Kleinhansl Langholz vor den gegnerischen Strafraum schlägt, das die Gäste per Kopf, aber zu kurz abwehren. Den zweiten Ball schnappt sich Hanslik, der nach rechts auf Daisuke Yokota flankt. Anschließend folgen zehn Ballkontakte, bis Ache auf Vorlage von Hanslik den Ball über die Torlinie drückt. Insgesamt zieht sich die Aktion über eine Minute und fünf Sekunden hin.

Bei Treffer Nummer 3 geht's dafür umso schneller. Frank Ronstadt schleudert einen Einwurf an der rechten Seitenlinie entlang auf Daniel Hanslik - und der erledigt den Rest allein: Setzt sich im Zweikampf durch, marschiert den rechten Flügel entlang, biegt Richtung Strafraum ab und netzt ein.

Ache scheitert wieder am Alu - und am Keeper

Nach dem 1:0 gab's wieder einmal einen Alu-Treffer von Ache zu bestaunen. Nach insgesamt sechs Kontakten tief in der eigenen Hälfte riskierte Luca Sirch einen langen Außenristpass auf Ache, der das Laufduell gegen Ermin Bicakcic gewinnt und das Leder an den langen Pfosten zirkelt. Die Aktion kann man allerdings nicht loben, ohne zu tadeln, wie sich Braunschweigs Kapitän da überlaufen lässt: "Eisen-Ermin" hatte einen gebrauchten Tag erwischt und wurde zur Pause ausgewechselt.

Die Top-Chance, die die Gastgeber nach 55 Minuten herausspielte, wies wiederum ein eher klassisches Muster auf. Ronstadt spielt einen Rückpass auf Krahl, der's in der zweiten Hälfte öfter mal mit weiten Bällen versuchte. Diesen hier verlängert Ache mit dem Kopf auf Hanslik. Der startet durch, passt vor dem Sechzehner auf den mitgelaufenen Ache und der scheitert aus halblinker Position an Eintracht-Keeper Marko Johansson.

So viele Tor-Aktionen, die nicht durch einen ruhenden Ball eingeleitet wurden, hatte man in dieser Saison noch in keinem Spiel gesehen. Doch das war nicht das einzige, was es positiv festzuhalten gibt.

Aremu und Kaloc: Zwei, die immer stärker werden

Herausgestrichen werden müssen die ansteigenden Formkurven zweier Akteure, die im FCK-Spiel dieser Saison bislang eher verhalten agierten. Zum einen Afeez Aremu, der sich zusehends mehr zutraut, etwa auch öfter vertikale Zuspiele ins Angriffsdrittel. Von zehn Versuchen dieser Art kamen laut "Wyscout" neun an. Insgesamt lag die Passquote des Sechsers bei 84 Prozent. Dazu acht Balleroberungen, davon sechs in der gegnerischen Hälfte - stark.

Zum anderen natürlich Filip Kaloc, der nun endgültig im Anfang-Fußball angekommen zu sein scheint. Der Tscheche zeigte seine bislang beste Saisonleistung, und das nicht nur wegen seines Tores. Das aber gab ihm womöglich den Rest an Selbstvertrauen zurück, der ihm in den ersten Wochen abhanden gekommen war.

Generell hatte sich der FCK-Coach bei der Besetzung seiner Startelf wieder für die kompakt Einheit entschieden, die sich zuletzt profiliert hat. Und damit auf das Plus an individueller Qualität verzichtet, das ihm durchaus auch zur Verfügung gestanden hätte. Kenny Redondo und Marlon Ritter kamen erst nach 78 Minuten ins Spiel, Aaron Opoku blieb komplett auf der Bank.

Nur Touré kam neu ins Team

Die einzige personelle Änderung gegenüber den vorangegangen Partien gegen Magdeburg und in Nürnberg (0:0) hatte sich gezwungenermaßen ergeben. Boris Tomiak fehlte gelbgesperrt, für ihn rückte Almamy Touré in der Startelf. Der präsentierte sich einmal mehr als spielstarker Abwehrspieler, wies hinterher mit 89 Prozent Passquote sogar einen minimal besseren Wert auf als seine Nebenleute Luca Sirch (88 Prozent) und Jan Elvedi (86 Prozent). Und zeigte, dass er auch er sich auf Anfangs taktische Variationen versteht. Diesmal nämlich war es weniger Sirch, sondern Touré, der sich öfter mal nach vorne schob, um neben Aremu der hinteren Reihe eine Anspielstation zu bieten.

Oder, um Kleinhansl abzusichern, damit der auf der linken Seite Breite herstellen konnte. So, wie es Yokota auf der rechten tat. Sofern es diesen nicht in die Mitte zog, um sich aus der Zehner-Position heraus in tödlichen Pässe zu üben. Etwa vor dem 2:0. Überhaupt war der Auftritt des Japaners wieder sehenswert. Nur bei seinen diversen Abschlussversuchen sah er diesmal, gelinde gesagt, unglücklich aus.

Und: Was hat Anfang da eigentlich spielen lassen

Was aber auch zu der Frage führt: Was hat der FCK da überhaupt gespielt? Fassen wir mal zusammen: Der "Kicker" sah ein 3-4-3, "Transfermarkt.de" ein 3-4-1-2. So haben auch wir auf Der Betze brennt es für unsere Statistik erfasst. Die "Wyscout"-Analysten entdeckten dagegen ein Chargieren zwischen einem 3-1-4-2, einem 3-4-2-1 und, am Ende, einem 5-4-1. Die Taktiktafel von "Sofascore" illustriert ein 3-5-2, wobei, nicht unclever, die fünf Mittelfeldspieler auf einer Höhe dargestellt sind. Der Trainer wird sich köstlich amüsieren, wenn er das alles liest. Was er vermutlich aber nicht tut.

Werten wir diese Verwirrung als Zeichen dafür, dass Anfangs Konzept, auch während des Spiels so variabel wie möglich zu sein, einfach immer besser aufgeht. Einigermaßen sicher sagen lässt sich, dass hinten diesmal die meiste Zeit eher eine Dreier- als eine Viererkette stand. Und dass vorne meistens Yokota den Rechtsaußen gab, während die Besetzung links permanent wechselte.

Schöne Aussicht: Platz 9 mit Blick zum Gipfel

Oft kam da Kleinhansl entlang gewieselt, der ebenfalls sein bislang bestes Spiel im FCK-Dress machte. Kaloc tauchte ebenfalls mal links auf. Hanslik sowieso, der kurzzeitig aber auch mal mit Mittelstürmer Ache tauschte. Wobei Hanslik vor seinem 3:1 als Rechtsaußen unterwegs war. Und damit lassen wir es nun gut sein.

Viel schöner ist es doch festzuhalten. Der FCK ist nun nach 13 Spieltagen mit 20 Punkten Tabellen-9., hat aber nur zwei Zähler Abstand auf Rang 3 und drei auf Rang 2. Das eröffnet alle Perspektiven nach oben, lässt aber kaum Raum für Übermut. Dafür sind's nach unten schon neun Punkte auf Relegationsrang 16. Das schafft Sicherheit für den Fall, dass mal wieder zwei, drei Spiele hintereinander daneben gehen, was in dieser Liga schnell geschehen ist.

Will sagen: Eine gute Ausgangsposition, um den Rest der Saison auf sich zukommen zu lassen.

Luca Sirch auf den Spuren Marcel Halstenbergs

Zu den Grafiken. Mit Philippes zweitem Treffer kurz vor Anpfiff zieht Braunschweig in der xG-Timeline von "Wyscout" sogar an Lautern vorbei. Bei näherem Hinsehen wird aber klar: Das kommt nur durch die beiden Riesenausschläge zustande, die dieser und der Elfmetertreffer verursachen. Das merkte in der Pressekonferenz auch Markus Anfang an, der nach anderen Spielen zwar gerne mal auf die expected Goals verwiesen hatte, das Quasi-Unentschieden an diesem Tag aber nicht so recht gelten lassen wollte. Das schönere Treppchen hat jedenfalls ganz klar der FCK gebaut, zwischen der 20. und der 60. Minute.

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Die Positions- und Passgrafik: Illustriert eigentlich, was wir bereits geschildert haben. Ein Rechtsaußen (Yokota, Nr. 41), aber kein Linksaußen.

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Zum Vergleich die Passmap der Braunschweiger. Philippe (9) allein auf weiter Flur, von Polter (17) erhielt er kaum Unterstützung. Auf jeden Fall ein Gewinn für die Eintracht: Mittelfeld-Schaltzentralen Sven Köhler (27).

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Statt der Duell-Übersicht heute mal wieder ein Überblick über die Passkombination (wie immer: anklicken zum vergrößern). Entwickelt sich Sirch langsam zu Lauterns Marcel Halstenberg? Na ja, der Hannoveraner spielt schon einige Aufbaupässe mehr. Sirch passt eher zu seinen Nebenleuten Touré und Elvedi. Aber sein Außenristpass auf Ache war erste Sahne.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon fuxx1980 » 26.11.2024, 05:17


In welcher Fußball-Regel steht eigentlich geschrieben, dass eine Formation 90 Minuten lang durchgezogen werden muss?



Beitragvon M1SA » 26.11.2024, 09:45


Wieder eine Top-Analyse. Danke!

Ich finde Braunschweig stand gar nicht so tief wie ich es erwartet habe. Den Bus haben sie auf jeden Fall nicht geparkt. Spiel hat sich ja hauptsächlich im Mittelfeld abgespielt. Was aber hauptsächlich daran lag, dass wir nicht so hoch standen um nicht in die Konterfalle von denen zu laufen. (Meinung)

Hanslik aus meiner Sicht wieder TOP! Tut unserem Spiel echt gut. Und Yokota? Der spielt nächste Saison erste Liga...
Das 3:2 unnötig wie ein Kropf... Ansonsten hat mir das Defensivverhalten sehr gut gefallen.

Bis Weihnachten sind's noch drei Spiele
Schalke: Wird ein Spiel auf Augenhöhe auf den Rängen und aufm Feld, die sind aber unter Druck.
Wer zur Hölle terminiert so ein Spiel auf Freitag abend? (Penner)
KSC: Wird verdammt schwer, aber Zuhause mit ordentlich Stimmung, wer weiß
D98: Ebenfalls schwer
Wäre schön unterm Weihnachtsbaum 27 Punkte und ne positive Torbilanz zu bekommen. 25 auch ok, sind dann zwar "nur" ein paar Woll-Socken, aber die halten auch warm ^^ :teufel2: Und wenn's am Ende eben doch nur 20 sind, wäre es auch ok.

Gefällt mir wirklich gut was Anfang und seine Truppe da treiben. Bleibt nur abzuwarten ob das dann so konstant auch in der Rückrunde weitergeht. Es bleibt spannend.

Und nochmal ein fettes Danke an die tollen Analysen von DBB. Sie sind eine Wahre Freude.
:schal: :schild:



Beitragvon Kohlmeyer » 30.11.2024, 11:30


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Taktik-Nachlese zum Spiel S04-FCK
Die DBB-Analyse: Beeindruckend, aber zu hoch


3:0 auf Schalke. Der Lauf der Lautrer hält an. Aber bedeutet der klare Sieg auch eine wei­te­re Leistungssteigerung? Einiges klappt tatsächlich immer besser, anderes gar nicht mal so. Und ein bisschen Glück hat es auch diesmal gebraucht.

Nur eine der jüngsten neun Partien verloren, und das auch nur 0:1 in Elversberg. Sechs Spiele in Folge ungeschlagen. 14 von 18 möglichen Punkten geholt. Und abermals drei Tore in einem Spiel erzielt, diesmal sogar auswärts. Der 1. FC Kaiserslautern ist die Mannschaft der Stunde. Oder?

Da in Momenten wie diesen in einem Umfeld wie diesem schnell Blütenträume sprießen und dabei leicht ein bestimmtes Wort mit "A" fällt, wollen wir an dieser Stelle erstmal zurückrudern. Dieses 3:0 gegen Schalke 04 ist im gleichen Maße zu hoch, wie das 3:2 gegen Braunschweig vor Wochenfrist unnötig knapp ausfiel. Ein oder sogar zwei Quäntchen Glück brauchte es auch in dieser Partie, aber das braucht, wie wir schon mal festgestellt haben, mittlerweile jeder, der in dieser Liga gewinnen will. Daniel Hansliks 2:0 beispielsweise fiel nur, weil sein Schuss noch abgefälscht wurde.

Von diesem minutenlang währenden VAR-Gedöns um den zunächst gegebenen und dann wieder zurückgezogenen Elfmeter für den Gegner fangen wir besser gar nicht erst an. Sondern stellen fest nur: Wäre in dieser 71. Minute das 1:3 gefallen, wäre es wohl nochmal ganz schön stressig geworden für die Betze-Buben.

Endlich mal drei Treffer aus dem Spiel heraus

Erfreulich zu notieren ist auf jeden Fall. Erstmals haben die Roten Teufel drei Treffer in einem Spiel erzielt, ohne dass einem davon ein ruhender Ball vorausging. Nicht mal ein Einwurf, so wie vor Hansliks 3:1 vergangene Woche gegen Braunschweig. Nicht, dass das ehrenrührig wäre - aber es belegt die spielerische Weiterentwicklung, die unter Markus Anfang angestrebt wird und weiter voranschreitet.

Wobei die Entstehungsgeschichten zu den Treffern recht unterschiedlich sind.

Das 1:0 ist Resultat eines Aufbauspiels, das so allerdings gegen einen Kontrahenten, der weniger pomadig agiert und löchrig gestaffelt ist, kaum vonstatten gehen könnte. Die Gäste erledigen das fast schon joggend.

Boris Tomiak passt in der eigenen Hälfte auf Filip Kaloc an der linken Außenlinie. Der trabt ein paar Meter, spielt Hanslik an, der ungefähr 40 Meter vorm Schalker Tor im linken Halbraum vollkommen freisteht. Der timt in aller Ruhe seinen tiefen Pass auf Kaloc, der links startet, dabei aber keinesfalls auf Topspeed hochschalten muss. Kaloc guckt, was sich in der Mitte so tut, flankt halbhoch auf den einlaufenden Ragnar Ache - und der vollstreckt.

Das 2:0: Sirch energisch, Hanslik aus der Drehung

Beim 2:0 schnappt sich Luca Sirch im Mittelkreis einen zu kurz abgewehrten Kopfball nach einem langen Ball, der eigentlich Hanslik erreichen sollte. Sirch bricht auf die rechte Seite aus, marschiert ein paar Meter, flankt flach auf den in Strafraumhöhe lauernden Hanslik. Der zieht aus der Drehung ab - und hat, wie schon erwähnt, ein wenig Glück, dass der Ball für Schalke-Keeper Justin Herkeeren unglücklich abgefälscht wird.

Randnotiz: Sirch agierte zu diesem Zeitpunkt bereits als Mann vor der Abwehr. Er war nach der Pause für Afeez Aremu, der bereits Gelb gesehen hatte, auf diese Position gerückt. Anfang wollte mit dieser Auswechslung eine erneute Gelb-Rote Karte wie Mitte August in Ingolstadt (gegen Jan Gyamerah) verhindern, denn auf Schalke pfiff mit Robin Braun der selbe strenge Schiedsrichter wie damals im Pokal. Für Aremu war Almamy Touré gekommen. Der hatte die linke Innenverteidiger-Position in der Dreierkette übernommen. Tomiak wiederum war in die Mitte gerückt.

Ein Wechsel, der gerade in diesem Moment Früchte trug. Denn auch wenn Aremu nach über einem Jahr Anlaufzeit nun endlich im Team angekommen ist, seinen nunmehr sechsten Startelf-Einsatz in Folge hatte und auch solide abliefert - so ein energisches Umschalten auf Offensive, wie Sirch es in dieser Szene zeigte, ist von dem eher defensiv denkenden Nigerianer nicht unbedingt zu erwarten.

Das 3:0: Ein Fest für Guardiolistas

Das 3:0 schließlich war ein Fest für alle Freunde des sogenannten Ballbesitzfußballs. Flottes Passspiel durch eine gestaffelt stehende Abwehr hindurch. Zelebriert als "Dreiecksspiel" im Sinne der spanischen Fußballlehre. Daisuke Yokota hält den Ball vor der Mittellinie am Fuß, steckt ihn durch die Mitte auf den zentral vor dem Strafraum postierten Kaloc. Der passt direkt nach rechts zu Hanslik. Der wiederum schiebt das Leder in den Laufweg des durchlaufenden Yokota. Der Japaner nimmt's mit, dringt in die Box ein, lässt Innenverteidiger Tomas Kalas alt aussehen und trifft mit links ins Netz.

Also drei Treffer aus dem Spiel heraus. Verlernt haben die Roten Teufel die ruhenden Bälle allerdings nicht. In der ersten Hälfte verzeichneten sie zwei gute Tor-Aktionen nach Ecken. Eine Kopfballchance für Hanslik nach einem direkt zurückgeholten zweiten Ball. Und ein Volley von Ache, das mittig aufs Tor kam und Herkeeren traf.

Die Besten nach Noten: Hanslik und Sirch

Beide Ecken hatte Luca Sirch getreten. Der entwickelt sich auch in dieser Disziplin zum Spezialisten, nachdem die etatmäßigen Experten Marlon Ritter, Erik Wekesser und Philipp Klement nur noch von der Bank oder gar nicht mehr ins Spiel kommen.

Ãœberhaupt Sirch: Starke Leistung abermals. Staubte nicht umsonst bei den Datenanbietern von "Sofascore" die zweitbeste Bewertung ab. Notenbester ist, ebenfalls schon zum wiederholten Male, Daniel Hanslik. Beim ersten Treffer den Vorlagengeber ins Spiel gebracht, den zweiten Treffer selbst erzielt, den dritten vorgelegt - was soll man da noch mehr sagen.

Es wären also sogar noch mehr als drei Tore drin gewesen. Schließlich war da auch noch Florian Kleinhansls 20-Meter-Geschoss aus halblinker Position, nach schönem Flankenlauf von Yokota, der mit viel Überblick in den Rückraum passte. Der Ball strich nur haarscharf am Tor vorbei und wurde von Heerkeren noch, womöglich entscheidend, mit den Fingerspitzen touchiert.

Aber: Es war auch diesmal nicht alles gut

Sind wir jetzt doch wieder zu euphorisch geworden? Dann sei auch das gesagt: Das angestrebte überlegte Aufbauspiel gegen aufrückende Gegner bescherte wie schon in den Partien zuvor einige frühe Ballverluste und dementsprechende Herzinfarkt-Momente. Da hätte gut und gerne was schiefgehen können.

Und manchmal genügt dem Gegner ein viel zu simpler langer Ball, um sich in Schussposition zu bringen. So wie in der 29. Minute.

Erst sorgten erst die drei gut anlaufenden Offensivkräfte der Roten Teufel dafür, dass die Schalker Abwehrspieler inklusive Keeper keinen vernünftigen Aufbaupass riskieren konnten. Sichtlich ratlos drosch dann einer von ihnen das Leder nach vorne. Dieses verlängerte Jannik Bachmann mit dem Kopf - und brachte direkt Kenan Karaman ins Spiel. Der drang halbrechts in den Strafraum ein und wurde von Jan Elvedi gerade noch so gestoppt. Auch das hätte schiefgehen können.

Dichtes Zentrum, aber offene Flügel

Auffallend auch, dass die Schalker Schienenspieler Taylan Bulut und Derry Murkin in der ersten Hälfte viel über die Flügel inszenieren durften. Was sich, natürlich, auch zwangsläufig aus der Lautrer Defensivstrategie ergab, vor allem im Zentrum dicht zu stehen. Was über die beinahe komplette Spielzeit zwar gut gelang. Aber irgendwo musste ein Schalker dann halt mal freistehen - auf der Seite eben.

Sorgen bereitet natürlich das frühe Ausscheiden von Ragnar Ache, der nach 44 Minuten verletzt vom Platz humpelte. Ein längerer Ausfall des Torjägers, der zuvor seinen neunten Saisontreffer erzielte, wäre natürlich ein schwerer Schlag, der den gegenwärtigen Lauf der Pfälzer ins Schlingern bringen könnte. Ob es aber so kommt, ist noch völlig offen, es gibt noch keine genaue Diagnose.

Und: Bereits in der zweiten Hälfte dieses Spiels deutete sich an, wie sich selbst einem solchen Hammer begegnen ließe. Mit der offensiven Variabilität nämlich, die die Anfang-Elf ohnehin zusehends stärker kultiviert.

Für Ache kam nämlich nicht Jannik Mause, der den Mittelstürmer hätte 1:1 ersetzen können. Sondern Kenny Redondo, der von nun an überall zu finden war. Durchaus auch mal in vorderster Linie, um in der für ihn typischen Weise ballführende Schalker Abwehrspieler zu terrorisieren. Er war aber auch mal halbrechter Achter und linker Verteidiger. Hier mal seine bei "Sofascore" entnommene Heatmap:

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Und weil wir gerade dabei sind, hier die Heatmap von Hanslik:

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Der war ohne Frage Stürmer, aber auf der gesamten Breite des Spielfelds unterwegs. Auch rechts, wo eigentlich Yokota zuhause ist. Apropos:

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Der Japaner also bevorzugte durchaus den rechten Flügel, schlängelte aber ebenso im Zehnerraum herum.

Vielleicht werden wir künftig häufiger auf Heatmaps zurückgreifen, um das Anfang-Spiel zu veranschaulichen. Über die volle Spielzeit fest auf einer Position bleibt eigentlich kaum noch einer. Aber es sind immer alle Positionen besetzt. So jedenfalls sieht des Trainers Plan es vor. Und gegenwärtig scheint immer mehr so zu funktionieren, wie des Trainers Plan es vorsieht.

Jetzt aber steht erstmal wieder ein Topspiel auf dem Betzenberg an: Gegen den Karlsruher SC am kommenden Samstag. Da wird auf jeden Fall Kaloc ersetzt werden müssen, der auf Schalke seine fünfte Gelbe Karte sah. Den Kilometerfresser in seiner aktuellen Form zu ersetzen - mit 12,2 zurückgelegten Kilometern war auch diesmal wieder laufstärkster Lautrer -, wird nicht leicht. Auch wenn der Kader augenscheinlich ein paar starke Alternativen anbietet, allen voran Marlon Ritter, der auch diesmal wieder nur 20 Einsatzzeit bekam.

Die xGoals: Bachmanns Chance wird überbewertet

Zu unseren üblichen Grafiken. Die xG-Timeline sieht mit 2,05 : 1,89 Schalke leicht vorne. Die Opta-Datennutzer wie "bundeliga.de" sehen eher ein 1,82 : 2,09 zugunsten Lauterns. Auf jeden Fall überbewertet haben beide wohl die Torchance Bachmanns kurz vor der Pause.

Julian Krahl klatscht ihm eine flache Hereingabe von Bulut zwar direkt in die Beine, was die Computer-Software als riesige Einschusschance erkennen mag. Wer die Szene aber "live" gesehen hat, dürfte erkannt haben: Das geht alles viel zu schnell, als dass Bachmann den Ball unter Kontrolle bringen und abschließen könnte.

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Die Positions- und Passgrafik des FCK: Angesichts der Variabilität im Lautrer Spiel wird diese insbesondere im vorderen Bereich immer weniger aussagekräftig, da sich die Computer-Software so eine Art Durchschnittsposition errechnet, ehe sie ihren Spot setzt. Gut zu sehen ist, wie weit vorne Yokota (Nr. 41) positioniert und wie gut er im Spiel war. Sein Spot wird allerdings vom eingewechselten Richmond Tachie (29) überdeckt.

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Die Passmap der Schalker: Ja, sie haben den Ball nicht schlecht laufen lassen, und sie wurden ohne Frage auch unter Wert geschlagen, aber das Abwehrverhalten insbesondere bei den Gegentreffern ließ sich eben nicht wieder gutmachen.

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Die Passkombinationen im Einzelnen: Da darf jeder für sich ein bisschen schmökern. Wieder auffallend: Sirch hatte erneut die meisten Ballkontakte.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon Kohlmeyer » 08.12.2024, 13:45


Oooh, wie ist das schön ... hier kommt unsere Analyse zum Derbysieg! :teufel2:

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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-KSC
Die DBB-Analyse: Der Tag der Nachrücker


3:1 gegen den Karlsruher SC. Der 1. FC Kaiserslautern marschiert weiter. Musste diesmal sogar drei Leistungsträger ersetzen. Demonstrierte aber eindrucksvoll, dass sein Kader mittlerweile auch qualitativ breiter aufgestellt ist als der seines Gegners.

Es wird einfach immer besser. Der nächste Heimsieg. Mit nur ganz wenigen Momenten, in denen es, wie es so schön heißt, "auch andersrum hätte laufen können". Aber die lassen sich angesichts des ausgeglichenen Leistungsniveaus in dieser Liga kaum vermeiden. Unterm Strich jedenfalls eine absolut überzeugende Leistung. Dieses 3:1 wurde sogar noch einen Tick souveräner herausgespielt als das 3:2 im vorangegangenen Heimspiel gegen Braunschweig.

Und das, obwohl Markus Anfang gegenüber den Vorwochen gleich drei Änderungen in der Startelf vornehmen musste, die das Mannschaftsgetriebe leicht hätten ins Ruckeln bringen können. Nach dem verletzten Ragnar Ache und dem gelbgesperrten Filip Kaloc fiel auch der kurzfristig erkrankte Daniel Hanslik aus. Dennoch lief das Lautrer Spiel so geschmiert wie zuletzt. Und das ist die eigentliche Überraschung dieser Partie.

Yokota zum Zungeschnalzen, aber der Clou war Sirch

Der Trainer wollte hinterher keinen seiner Jungs herausheben, verwies zurecht auf die starke Kollektivleistung. Dennoch durfte wieder mal von Daisuke Yokota geschwärmt werden. Ebenfalls verständlich. Zum Zungeschnalzen, wie sich der Japaner auch diesmal in engen Räumen behauptete, sich aber ebenso wirkungsvoll als Konterspieler in Szene setzte. Seinen größten Coup aber landete Anfang mit Luca Sirch. Den zog er aus der zentralen Innenverteidiger-Position ins Mittelfeld vor. Er sollte Kaloc ersetzen.

Das passte nicht nur von der Optik her optimal, da beide ungefähr der gleichen Baugruppe angehören. Sirch kopierte die Bewegungsabläufe, die der Tscheche zuletzt eingeschliffen hatte, direkt eins zu eins. War mal halblinker Achter, dann wieder Linksaußen. Schob sich mal vor den linken Schienenspieler Florian Kleinhansl, machte ihm aber auch Platz, wenn dieser sich als Empfänger eines langen Diagonalballs anbieten wollte.

Sirchs Torvorbereitung zum 2:0, als er den kurz zuvor eingewechselten Kenny Redondo mit einer perfekt getimten flachen Linksflanke bediente, ähnelte sogar ein bisschen dem Treffer, den Kaloc vergangene Woche für Ragnar Ache zum 1:0 auf Schalke vorbereitete.

Tomiak vom Punkt: Längst eine Bank

Sirch war noch an weiteren Tor-Aktionen beteiligt. Er schlug aus dem rechten Halbfeld die Flanke auf den in den Strafraum einlaufenden Jannik Mause, den der junge Enes Zengin zu körperbetont stoppte, was Schiedsrichter Robert Hartmann mit einem Elfmeterpfiff quittierte. Dass Boris Tomiak anschließend verwandelte, ist im Grunde kaum noch der Rede wert, angesichts der Selbstverständlichkeit, mit der Lauterns Abwehrchef Strafstöße ins Netz schiebt. In dieser Saison war's bereits der dritte.

Außerdem brachte Sirch in der ersten Hälfte auch nochmal Marlon Ritter mit einem schnell ausgeführten Freistoß in eine gute Schussposition vorm Sechzehner. Dazu 86 Prozent Passpräzision und bis zu seiner Auswechslung in der 83. Minute 9,9 zurückgelegte Kilometer. Hätte er die volle Spielzeit absolviert, wäre er sicher auf Kaloc-gerechte 11,0 gekommen. Bei den Sofascore-Analysten hat Lauterns Nummer 31 übrigens die Bestnote abgestaubt. Für uns folgerichtig. Die FCK-Fans auf Der Betze brennt sehen das genauso und geben ihm im Durchschnitt eine 1,7. Von der "Rheinpfalz" gibt es eine 1,5 und auch beim "Kicker" dürfte Sirch ganz vorne dabei sein.

Hier mal die bei "Sofascore" entnommene Heatmap Sirchs, die mit der Kalocs aus dem Schalke-Spiel fast identisch ist.

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Hätte Anfang den Move mit Sirch auch gewagt, wenn Hanslik nicht kurzfristig ausgefallen wäre? In dem Fall hätte man eher Ritter in der Kaloc-Rolle vermutet ... Ist doch müßig, darüber nachzudenken. Was sich aber feststellen lässt: Durch diese Änderung durfte Ritter in einer offensiveren Rolle in die Startelf zurückkehren - als Halbstürmer neben Yokota hinter der Keilspitze Mause. Und wie sich zeigte, haben MR7 und Yokota als dynamisches Duo hohen Unterhaltungswert. Der sicher noch ausbaufähig ist. Doch auch andere Offensivspieler drängen gegenwärtig in die erste Reihe.

Mause, Touré, Redondo: Drei, die ihre Chance nutzen

Aches Ausfalls bot Jannik Mause die Gelegenheit, sich als zentraler Stürmer zu beweisen. Er mühte sich, holte auch den Elfmeter raus, der zum 1:0 führte. Dass er im Kopfballspiel nicht Aches Klasse hat, war in zwei Szenen zu sehen, überrascht aber nicht. Man wird noch abwarten müssen, wie sich der einstige Torschützenkönig der 3. Liga mit zunehmender Spielpraxis eine Etage höher behauptet.

Durch Sirchs Rollenwechsel rückte Almamy Touré in die Innenverteidigung. Er übernahm die linke Seite, Tomiak agierte aus dem Zentrum heraus. Auch das bewährte sich. Touré war's, der mit starker Balleroberung am Sechzehner, guter Ballbehauptung und einem schnellen Zuspiel auf Sirch das 2:0 einleitete.

Das, wie schon, erwähnt, Kenny Redondo erzielte. Grade mal drei Minuten nach seiner Einwechslung. Mit ihm war Jannis Heuer gekommen. Der traf nur zwei Minuten später zum 3:0. Bugsierte eine mit links von rechts getretene Freistoßflanke Kleinhansls über die Torlinie. Unterm Strich war's also der Tag der Nachrücker.

Breiter Kader mit Qualität kommt nicht von ungefähr

Oder: Der Erfolg eines gegenüber dem Gegner auch qualitativ breiter aufgestellten Kaders. Nach der kraftraubenden Pokalpartie gegen Augsburg vergangene Woche hatte KSC-Christian Eichner nur zwei Änderungen in seiner Startelf vorgenommen, und beide waren aus der Not heraus geboren. Dzenis Burnic musste eine Gelb-Sperre absitzen, Innenverteidiger Marcel Beifus hatte sich beim Warmmachen verletzt. Bambasé Conté und Enes Zengin vermochten beide nicht adäquat zu ersetzen. Dazu holte Eichner nach 67 Minuten mit Ex-Lautrer Nicolai Rapp und Leon Jensen seine Schaltzentrale vom Platz. Mit Robin Heußer und Lilian Egloff kamen zwei, die bislang noch kaum Spielzeit hatten in dieser Saison.

Da war der FCK besser dran. Jetzt zahle sich aus, dass "wir in der Sommervorbereitung jedem Spieler die gleiche Spielzeit gegeben haben", erklärte Markus Anfang hinterher, weshalb es kein Zufall sei, dass sich sein Kader nun auch qualitativ breit aufgestellt präsentiert. Darüberhinaus hatte auch schon jeder Kaderspieler nach dem 9. Spieltag Einsatzminuten in Pflichtspielen gesammelt. Natürlich: Die zahlreichen Wechsel wurden nicht immer freiwillig vorgenommen, die meisten waren durch Verletzungsausfälle bedingt. Aber: Die Nachrücker haben ihre Chance mit einer solchen Begeisterung genutzt, dass dem Trainer nun ein echtes Luxusproblem entstanden ist.

Das Abseitstor: VAR-Gedöns war unnötig

Der Fairness halber seien auch die besagten Momente erwähnt, die dem Spiel eine andere Richtung hätten geben können. Noch vor dem 1:0 in der 10. Minute versemmelte KSC-Torjäger Budu Zivzivadze eine gute Einschussmöglichkeit aus halblinker Position. Da hatte die Hintermannschaft des FCK nach zwei abgeblockten Schussversuchen den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekommen.

In der Viertelstunde nach der Pause kamen die Karlsruher stark auf, hatten zwei gute Gelegenheiten zum Ausgleich. Einmal rauschte eine Linksflanke von David Herold an Freund und Feind vorbei durch den FCK-Fünfer, einmal bekam der aufgerückte Innenverteidiger Marcel Franke eine Freistoßflanke von Marvin Wanitzek in aussichtsreicher Position nicht unter Kontrolle. Kein Ruhmesblatt für die Betze-Abwehr war auch Wanitzeks spätes Freistoßtor zum 1:3. Hatten die Roten tatsächlich gedacht, die drei Weißen, die sich in ihre Mauer schmuggelten, blieben stehen, wenn ihr Mitspieler schießt?

Mehr Aufmerksamkeit, als er verdiente, erfuhr ein Abseitstreffer von Zivzivadze kurz vor der Pause. Da wurde das Stadionpublikum mal wieder minutenlang gequält, ehe der VAR den Treffer, den Schiri Hartmann bereits gegeben hatte, kassierte. Und hinterher werden die Karlsruher Fans den Kölner Keller einmal mehr verflucht haben und Lautrer Anhänger zu der Überzeugung gelangt sein, dass so ein Video-Schiedsrichter ja vielleicht doch sein Gutes hat.

Die Wahrheit ist: Wenn man sich die Szene auf Ballhöhe von der Seite anschaut, ist das Abseits eigentlich ziemlich offensichtlich. Da stand außer Zivzivadze sogar noch ein zweiter Karlsruher drin. Das hätte der zuständige Schiedsrichter-Assistent gleich sehen müssen - und das VAR-Gedöns, das nur unnötig Emotionen schürte, wäre allen erspart geblieben.

Ritter und Yokota - ein Duo, das Spaß macht

Zu den Grafiken: Der FCK siegt auch im xG-Vergleich locker. Wobei aber schon auch deutlich wird: Die Möglichkeit für den KSC, in Führung zu gehen, war nicht von schlechten Eltern.

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Die Positions- und Passgrafik des FCK: Sieht das nicht wunderschön aus? Interessant, wie weit vorn die Spots von Sirch (Nr. 31) und Yokota (41) positioniert sind. Schade: Mauses Spot (18) verdeckt die Passlinie zwischen Ritter (7) und Yokota.

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Zum Vergleich die Passmap des KSC: Ziemlich linkslastig, aus dem Zentrum heraus kam nicht viel. Vielleicht war das der Grund, weswegen Eichner Jensen (6) und Rapp (17) gleichzeitig herausnahm.

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Zum Abschluss ein Überblick über die Passkombinationen. Er erlaubt, sich das Zusammenspiel zwischen Yokota und Ritter genauer anzusehen. "MR7" spielte den Japaner doppelt so oft an wie umgekehrt. Was gut so ist - schließlich agierte Yokota meist vor ihm.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

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Beitragvon Gerd » 10.12.2024, 00:20


Erster!
... und das nach 10h.
Wow, das wird den Spieltagsberichten nicht gerecht.
Wie immer sehr aufschlussreich, Eric.

Das Pärchen MR7 und Yokota hatte ich nicht so auf dem Schirm. MR7 hatte schon bessere Tage, bin aber froh, dass er wieder 90min aufm Platz war.

Meine Güte Sirch: wenn Hanslik ein polivalenter Spieler ist, wie kann man Sirch dann noch betiteln? ultravalent?? Fehlt nur noch Mittelstürmer und Torwart, dann hat er alles gespielt.

Ein bisschen im Schatten aber sehr erwähnenswert finde ich die Leistungssteigerungen von Aremu und Ronstadt. Aremu putzt gut was weg und bekommt den gewonnenen Ball oft gut weitergespielt und Ronstadt hat den starken Herold in Schach gehalten. Hat mich sehr für KPR11 gefreut, dass er das 2:0 richtig sehr souverän gemacht hat. Hoffe, dass wir mit ihm wieder rechnen können.

Insgesamt eine sehr konzentrierte Leistung aller; kann sich noch jemand an die verschlafenen Halbzeiten vor einem Jahr erinnern ?



Beitragvon Schulbu_1900 » 10.12.2024, 08:51


Zweiter!
@Gerd, ich bin da völlig bei Dir was die Aussagen zum Spiel, als auch das Lob an Eric angeht. :daumen:

Es ist immer wieder ein Genuss hier reinzulesen.
Wohl hat sich das Forum mehr auf den Spielagsthread konzentriert, da wurde es, naja... lassen wir das.

In der Tat, die Ausfälle die wir kompensieren mussten wurden wirklich herausragend gelöst, bei einem guten Gegner, das darf man auch nicht vergessen.
Es macht wirklich Spaß gerade den FCK spielen zu sehen :teufel2:
Ich bin da aufgewachsen, da rutscht man automatisch rein, wenn man die Stimmung mitbekommt, weil es was großes ist, das ist Tradition.....jetzt bin ich irgendwo anders...
M.Klose Nov.24

"Putin du A.....loch !!"
🇺🇦 🇺🇦 🇺🇦



Beitragvon ExilDeiwl » 10.12.2024, 20:48


Dritter! Man bemerke, dass zum S04 Spiel überhaupt keine Reaktionen auf @Kohlmeiers Taktikanalyse kamen. Das liegt in meinen Augen sicherlich nicht an der Qualität dieser Taktiknachlese - oder eben gerade doch. Die Auswertungen sind immer sehr gut und da es derzeit auch sehr gut für unseren FCK läuft, gibt es auch weniger am Spiel des FCK, womit man sich kritisch auseinandersetzen müsste. Ergo herrscht hier weitestgehend Ruhe, so wie es insgesamt doch deutlich ruhiger auf DBB ist (wenngleich sich an anderer Stelle durchaus das eine oder andere Scharmützel vermeintlich guter FCK-Fans „gegen“ vermeintlich schlechte FCK-Fans gegeben wird (und ja ich überspitze hier in der Formulierung gute Fans vs, schlechte Fans - bitte nicht zu wörtlich nehmen, wir haben alle den FCK im Herzen und im Sinn).

Abschließend bedanke ich mich also gerne wieder einmal bei @Kohlmeier für seine Ausführungen, die so manchen „gefühlten Eindruck“ recht neutral und unterfüttert mit Zahlen objektiviert - oder eben auch widerlegt. Eine echte Perle, die man in anderen Fanforen (und auch so manchem Sport-Teil von Tageszeitungen und anderen Medien) vergebens suchen dürfte. :daumen:
#keindeutbesser

🇺🇦 STOP WAR! FUCK PUTIN! 🇺🇦



Beitragvon Kohlmeyer » 15.12.2024, 12:00


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Taktik-Nachlese zum Spiel SVD-FCK
Die DBB-Analyse: Fehler in allen Teilen


Kaum präzises Passspiel nach vorne, schlechte Kontersicherung, Stellungsfehler und schwaches Zweikampfverhalten: Beim 1:5 in Darmstadt machten die Roten Teufel nichts richtig. Auch das, was sie eigentlich besser können.

Sagen wir es mal so: Das war nicht der 1. FC Kaiserslautern, der sich an diesem Samstagabend am Böllenfalltor präsentierte, das war Fiat. Auch wenn dieser, zugegeben, maue Wortwitz nur Schelmen verständlich ist, die das Kürzel des italienischen Blechkarossenbauers mit "Fehler in allen Teilen" aufzulösen pflegen. Der Vergleich trifft's aber: Es gab so ziemlich nichts, was die Roten Teufel beim Auftritt gegen Darmstadt 98 richtig machten.

Eine Erkenntnis, aus der lebensbejahende Naturelle aber auch Trost schöpfen dürfen. Denn die Pfälzer mögen zwar alles falsch gemacht haben, haben diese Saison bekanntlich aber schon wesentlich überzeugender gespielt. Sie haben also kaum was falsch gemacht, von dem sie nicht schon gezeigt haben, dass sie es besser können. Insofern darf man hoffen, dass sie sich bis zum Jahresabschluss gegen den 1. FC Köln kommenden Sonntag wieder berappeln.

Wollen wir diesen Mist nun allen Ernstes Treffer für Treffer durchgehen? Müssen wir leider, sonst wären wir ja kein Analyse-Blog. Also Augen zu und durch.

Was man alles falsch machen kann: Taugt fast als Lehrvideo

Gegentreffer Nummer 1: Nach einem weiten Abschlag von Julian Krahl sichern sich die Lilien den Ball. Anschließend nehmen sie sich über eine Minute Zeit, den Abschluss vorzubereiten. Ebenso viel Zeit hat der Lautrer Abwehrverbund, sich zu organisieren. Das ist ja das Schreckliche: Eigentlich stehen ja auch alle tief positioniert. Die Gastgeber schlagen erst einen langen Diagonalball nach rechts, kommen dort nicht weiter, lassen das Leder daher wieder hintenrum auf die linke Seite laufen. Luca Sirch und Frank Ronstadt sind sogar mal kurz dran und haben die Chance, nachhaltig zu klären oder sogar umzuschalten, verlieren das Leder aber wieder. Rechtsverteidiger Sergio Lopez flankt diagonal aus dem rechten Halbfeld, Killian Corredor läuft ein, Frank Ronstadt nicht mit, und der Franzose köpfelt butterweich neben den langen Pfosten.

Gegentreffer Nummer 2: Einen gar nicht mal so inspiriert getretenen langen Freistoßball von Aleksandar Vukotic sichern die Blauen gar nicht mal so gut, Sirch hätte die Chance zu klären, verliert den Ball aber wieder. Corredor passt flach von links vor den Sechzehner, Fraser Hornby darf sich drehen, wie er will, und abziehen.

Gegentreffer Nummer 3: Der FCK verliert den Ball am rechten Flügel in der Vorwärtsbewegung, Ronstadt zieht im Zweikampf den Kürzeren, wieder dürfen die Gastgeber das Spielgerät auf ihre rechte Seite tragen. Philipp Förster schlägt den tiefen Ball auf den für Lopez eingewechselten Marco Thiede,. Der flankt auf den vollkommen freistehenden Hornby. Der legt mit der Brust auf den nicht minder freistehenden Corredor ab. Der schießt, Krahl hält nicht fest, Luca Marseiler staubt ab.

Und dann dürfen’s auch noch zwei Konter sein

Gegentreffer Nummer 4: Ach ja, schnell umschalten könnten die Lilien auch. Heuer versucht's mit einem langen flachen Ball in die Spitze, Vukotic fängt ab, zwei Darmstädter Ballkontakte, toller tiefer Ball von Andreas Müller in die halblinke Spur. Marseiler startet durch, legt quer auf Hornby, der vollstreckt.

Gegentreffer Nummer 5: Zum bösen Ende tanzt Corredor nochmal Almamy Toure und Heuer aus und netzt mit dem rechten Außenrist. Der eingewechselte Afeez Aremu mochte auch nicht mehr eingreifen. Und zuvor durften die Gastgeber das Runde wieder mal durch alle Räume von der linken auf die rechte Seite treiben.

Gegentreffer trotz formierter Abwehrreihen. Gegentreffer nach Kontern aufgrund schlechter Staffelung. Gegentreffer nach schlechtem Stellungsspiel. Gegentreffer nach schwachem Zweikampfverhalten. Und beim dritten Gegentreffer hat auch Krahl mal ordentlich gepatzt. Was soll man dazu noch sagen?

Coach Markus Anfang sprach hinterher von der bislang schlechtesten Saisonleistung seines Teams. Äh, ja, so kann man es sagen.

Darmstadt hätte sogar noch zwei, drei Treffer mehr markieren können. Der Schwede Isac Lidberg stand schon nach wenigen Minuten allein vor Krahl, der aber geistesgegenwärtig mit dem Fuß abwehrte. Kurz darauf musste Lidberg verletzt raus.

FCK offensiv: Klappte weder kurz noch lang

Und was war mit Lauterns Spiel nach vorne? Das war über etwa 75 Minuten ebenfalls zum Vergessen. Versuche, sich nach vorne zu kombinieren, endeten vor allem in Hälfte eins schon weit vorm Strafraum der Lilien. Selbst ansonsten passsichere Spieler wie Daisuke Yokota leisteten sich ungewohnt viele Fehlpässe. Ein paar Mal versuchte man sich an langen Zuspielen in die Spitze. Aber um diese festzumachen, ist Daniel Hanslik nicht der geeignete Stürmer, da fehlte Ragnar Ache, dessen Ausfall die Anfang-Elf zuletzt so geschickt kompensierte, dann doch.

Ebenso fand das dynamische Duo Yokota/Marlon Ritter zu keinem harmonischen Miteinander. Da wird man weiter abwarten müssen, wie sich das Zusammenspiel der beiden Kreativen entwickelt. Vergangene Woche, nach dem 3:1-Sieg gegen Karlsruher SC, bezeichneten wir es noch als "ausbaufähig". Freundlich ausgedrückt, lässt sich nach dieser Partie sagen: Das bleibt es auch weiterhin.

Von Ritter hätte man sich gewünscht, dass er sich bei Ballbesitz öfter links anbietet, so, wie Yokota es immer wieder auf der rechten Seite tut, ehe er den Weg in die Mitte geht. Vor allem, als nach der Pause Tomiak nach vorn auf die Sechs rückte, und sich die Formation wohl in ein 4-1-2-3 verschieben sollte, hätte man sich einen Linksaußen gewünscht. So wurde dessen Raum wechselweise von Filip Kaloc oder dem aufrückenden Florian Kleinhansl besetzt. Keine wirklich wirkungsvolle Option, wenn man einem Rückstand hinterherrennt. Und Aaron Opoku kam später für Yokota, beackerte daher eher die rechte Seite.

Hoffnung machte nur die Viertelstunde nach der Pause

Dass sie mehr drauf haben, zeigten die Betze-Buben lediglich in der Viertelstunde nach der Pause. Da rückten sie endlich mal auf, hatten vorübergehend 56 Prozent Ballbesitz, wiesen 82 Prozent Passpräzision aus gewannen mehr Zweikämpfe als der Gegner. Mit Marseilers Abstauber zum 3:0 in der 62. Minute endete die Herrlichkeit allerdings. Hätte Ronstadt zuvor die bis dato größte FCK-Chance genutzt, als er auf Ritters überlegtes Zuspiel im Strafraum halbrechts zum Schuss kam ... Ja, schon klar, hätte, wenn und aber - alles Gelaber.

Die Szene ist aber auch insofern erwähnenswert, weil ihre Entstehungsgeschichte demonstrierte, wie es an einem guten Tag hätte laufen können. Da war der Ball über drei, vier Stationen durch enge Räume gepasst worden, und eingeleitet hatte die Aktion ein vorbildliches Vorwärtsverteidigen Tourès, der den Ball schon an der Mittellinie eroberte. Dergleichen aber war nur dieses Mal zu sehen. Drum darf nach diesem Kick in den Phrasen-Almanach gegriffen und die Floskel "gebrauchter Tag" herausgezogen werden. Und weil wir gerade dabei sind, noch eine nervige Binsenweisheit aus dem Katzengoldschatz: Lieber einmal 1:5 verlieren als fünfmal 0:1.

Zum Schluss, auch wenn es fast unmöglich erscheint, doch noch was Erfreuliches. Hansliks Treffer zum zwischenzeitlichen 1:4 war nicht nur Ergebniskosmetik. Der eingewechselte Leon Robinson zeichnete sich dabei erstmals als Vorlagengeber im Profiteam des FCK aus. Es war sein insgesamt sechster Liga-Einsatz als Einwechselspieler. So nah an der Ersten Mannschaft war seit einer gefühlten Ewigkeit Jahren kein U21-Zögling mehr. Wäre schön, ihn demnächst mal von Beginn an auflaufen zu sehen.

Tomiak und Kaloc mit mieser Zweikampfbilanz

Zu den Grafiken. Die xG-Timeline spricht für sich. Kein weiterer Kommentar.

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Die Postions- und Passgrafik des FCK: Sieht besser aus, als der Lautrer Auftritt "in echt" war. Wie oben schon erwähnt: Unter den Einwechselspielern hätte man sich einen Linksaußen gewünscht. Andererseits: Nach dem 0:3 hätte auch der nicht mehr viel reißen können.

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Zum Vergleich die Passmaß des SVD: Da tat sich weiter vorne einfach mehr.

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Und zum Schluss wieder mal die Überkreuztabelle der geführten Duelle. Da fällt insbesondere auf, wie unterlegen der FCK in der Schaltzentrale war, insbesondere bei den Werten von Tomiak und Kaloc.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

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Beitragvon Schulbu_1900 » 16.12.2024, 08:25


@Eric, man kann auch sagen Fahren immer am Tage, Nachts sind die Werkstätten zu...
Was für einen Stiefel unsere Jungs letztlich geritten haben, bleibt deren Geheimnis. Mit Lidberg hat es schon angefangen, alter Schwede. Den konnte man schon nicht halten. Irgendwann war dann die Moral weg.
Kann passieren, wenn Du kein Land siehst.
Gegen Kölle würde ich hinten wieder zentral mit Sirch anfangen, Tomiak und Elvedi daneben. Afeez und Kaloc davor, das hat doch bisher am besten ausgesehen.
Ich bin da aufgewachsen, da rutscht man automatisch rein, wenn man die Stimmung mitbekommt, weil es was großes ist, das ist Tradition.....jetzt bin ich irgendwo anders...
M.Klose Nov.24

"Putin du A.....loch !!"
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Beitragvon Ke07111978 » 16.12.2024, 10:56


Markus Anfang:

"Ich muss ehrlicherweise sagen: Heute brauchen wir nicht über Taktik oder sonstiges zu reden, sondern heute müssen wir ganz klar über die Bereitschaft, die Einstellung und die Herangehensweise an das Spiel sprechen"^

Das finde ich etwas kurz gegriffen. Wir hatten exakt die gleiche taktische Grundausrichtung wie in den letzten Spielen / die ganze Saison. Wir hatten nur einen sehr spielstarken Gegner gegen uns, der sich quasi aus jeder Pressing Situation befreit hat. Dazu kommt noch, dass wir mit Ritter einen Spieler haben, der sicherlich viele Stärken hat, aber nicht das Offensiv Pressing. Darmstadt hatte dadurch immer wieder die Möglichkeit in seelenruhe unsere hochstehende Abwehrreihe zu überspielen (und da ist es völlig egal, ob das ne Vierer- oder Fünferkette ist und ob da nun Sierch hinten spielt oder Ameru auf der Sechs (was die zweite Halbzeit dann ja auch gezeigt hat). Wir sind in dieser taktischen Grundausrichtung darauf angewiesen, dass wir vorne genügend Druck auf den Gegener zu bekommen - ansonsten hat der einfaches Spiel. Das war auch schon in Hannover und streckenweise gegen Hertha so. Und das wird uns zwar seltener, aber immer wieder passieren.

Eine Möglichkeit darauf zu reagieren ist tiefes Stehen, den "Bus parken" und damit dem Gegner eben diese Räume nicht zu bieten. Markus Anfang hat sich entschieden, das nicht zu tun, sondern in HZ 2 nochmal offensiv zu werden - und ist damit, wie auch gegen Berlin, ganz bewusst das Risiko gegangen, noch 2-3 Hütten mehr zu kassieren, Statt ein 0:2 zu „verwalten“.

Ist mir grundsätzlich sympathisch und unterstütze ich voll und ganz. Allerdings kann man genau aus diesem Grund sehr wohl über Taktik reden. Hätten wir gespielt wie Preusen Münster vor zwei Wochen, wäre das Ergebnis niemals so hoch ausgefallen, die Chance zu gewinnen wäre aber auch deutlich geringer gewesen.



Beitragvon diago » 16.12.2024, 15:13


Ich denke was Anfang damit sagen möchte ist dass die Taktik egal ist wenn in Sachen Einsatzbereitschaft, Lauffreudigkeit, Aggressivität und Herangehensweise so viel fehlt wie am Samstag. Und das stimmt auch. Wenn nach Chipbällen hinter die Kette weder Tomiak, Heuer oder Toure mit ihren Gegenspielern mitlaufen und kein Druck auf den Gegenspieler ausgeübt werden kann wie zB beim 2:0, dann gewinnst du kein Spiel in dieser Liga, und wahrscheinlich auch nicht gegen Drittligisten. Das sind Basics die gefehlt haben. Und zwar nicht über kurze Phasen des Spiels wie ich zu Beginn gehofft habe, sondern über 3/4 der gesamten Spieldauer.
Natürlich kann man darüber diskutieren ob man hätte früher draufgehen sollen oder den Fokus auf die Kompaktheit in der Defensive legt. Aber ohne funktionierende Grundbasics verlierst du unabhängig von der Taktik Spiele.
Ich gestehe der Mannschaft diese Leistung auch zu, es gibt Tage da läuft nichts, aus welchen Gründen auch immer. Aber man muss daraus seine Lehren ziehen und vor allem die Sinne schärfen. Mit halber Kraft holt man nichts. Die Gefahr die besteht ist, dass Darmstadt sehr eindrucksvoll gezeigt hat wie man uns offensiv aus dem Spiel nimmt und uns defensiv knacken kann. Als Trainer von Köln würde ich probieren das nachzuahmen, die Spieler dazu haben sie. Wir müssen es nun hinbekommen hier die Oberhand zu behalten und Zugriff aufs Spiel zu bekommen. Gegen Darmstadt hat das nur eine knappe Viertelstunde funktioniert.



Beitragvon Ke07111978 » 17.12.2024, 13:15


Ganz so schwarz weis sehe es eben nicht. Die taktische Grundformation, die wir jetzt haben, potenziert einige Dinge im Guten wie im Schlechten. Wenn man in einer defensiv kompakteren Grundordnung stehst, wie beispielsweise unter Schuster, dann ist die Gefahr, dass man "auseinanderfällt" weil einige Spieler einen schlechten Tag erwischen oder ihrem Gegenspieler schlicht individuell unterlegen sind, weil dieser besser ist, einfach geringer. Die Chip- oder Schnittstellenbälle sind nicht wirklich ein Problem der Abwehr, sondern eher ein Problem der vorderen Reihen, die keinen Zugriff bekamen bzw. einfach überspielt wurden. Dafür kann es wiederum zwei Gründe geben: eine schlechte eigene Leistung oder schlicht Qualität beim Gegner. Ist der Ball erstmal gespielt und du läufst hinter dem Gegner her, ist es eigentlich schon zu spät. Wobei ich absolut dabei bin, dass z.B. Tomiak sicherlich eines der schlechtesten Spiele gemacht hat, seit er bei uns ist.

Wie auch immer, im Kern: und darum ging es mir, hat die Höhe der Niederlage sehr wohl etwas auch etwas mit der taktischen Ausrichtung zu tun und dem Versuch, bis zum Schluss selbst offensiv zu werden. Diese Marschrichtung, die ich sehr begrüße, ist Markus Anfang bei anderen Stationen eben schon zum Verhängnis geworden. Und ich bin da ein Freund klarer und offener Kommunikation, dann baut sich da nix auf, was einem später auf die Füße fällt.



Beitragvon Standfußballer » 20.12.2024, 18:12


...und für alle die die den Wink in der Überschrift übersehen haben: FIAT (Fehler In Allen Teilen) oder wie es Otto Waalkes so schön formuliert hat: Si Si Si Si Si Si Si Si NO ! :D



Beitragvon Kohlmeyer » 23.12.2024, 16:19


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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-Köln
Die DBB-Analyse: Zu viele Körnchen im Räderwerk


Der 1. FC Kaiserslautern muss sich zum Jahresausklang einem starken Gegner und den Tücken seiner Spielanlage beugen. Trotz des überragenden Luca Sirch arbeitet er zu wenig Torchancen heraus, um die 0:1-Niederlage gegen den 1. FC Köln abzuwenden.

"Wir hatten die Kontrolle." Ja, da hat Markus Anfang Recht. Und an der "Bereitschaft" hat es ebenfalls nicht gefehlt, wie der linke Außenbahnspieler Erik Wekesser am Ende feststellte. Wirklich schlecht ausgesehen hat das Spiel der Roten Teufel auch nicht. Sie bewahrten trotz des Rückstands, der seit der 33. Minute Bestand hatte, die Ruhe, bauten mit Bedacht auf, erst ganz am Ende durften es auch mal paar ungezielte lange Bälle in den Strafraum sein. Und die beiden Torchancen, die FCK-Trainer Anfang anführte, um zu belegen, dass wenigstens ein Remis verdient gewesen wäre, waren wirklich gut und auch gut herausgespielt.

Andererseits: Damit waren die vielversprechenden Tor-Aktionen des FCK schon aufgezählt. Sieht man mal von ein paar Strafraumwühlereien ab, die sich vor allem gegen Ende nach diversen Ecken zutrugen - da kann so ein Ball natürlich auch mal vor einen einschussbereiten Fuß fallen. Ansonsten aber bewirkten 64 Prozent Ballbesitz und immerhin 85 Prozent Passquote nicht viel. Nach xGoals hätten die Lautrer sogar noch viel höher verlieren können. 0,82 : 2,12 erwartbare Tore errechnete die Opta-Software zugunsten der Gäste, 0,34 : 1,32 das Programm von Wyscout.

Ist "Ballbesitzfußball" doch nicht das Wahre?

Der SV Darmstadt, der den FCK vergangene Woche mit 5:1 abklatschte, verlor übrigens parallel bei Kellerkind Regensburg 1:2. Hatte dabei 56 Prozent Ballbesitz. Es war der zweite Dämpfer in einer seit Wochen währenden Erfolgsserie. Den ersten hatte den Lilien mit Preußen Münster ein anderer Aufsteiger Anfang Dezember verpasst, als sie ihnen am "Bölle" ein 0:0 abtrotzten, und das mit nur 35 Prozent Ballbesitz.

Also belegt das Jahresabschlussspiel am Betze einmal mehr, dass "Ballbesitzfußball" eben doch nicht das Wahre ist, um in der Zweiten Liga zum Erfolg zu kommen?

So einfach ist es dann doch nicht. Es ist nur so, dass bei dieser Spielanlage vielmehr Rädchen ineinander greifen müssen als beim sogenannten "Umschaltspiel", das zwischen Ballgewinn und Abschluss nur drei, vier Stationen vorsieht. Und es braucht nur ein paar Sandkörner, um so ein sensibles Räderwerk ins Ruckeln zu bringen. Ein paar Ungenauigkeiten im Passspiel nach vorne, ein paar Unkonzentriertheiten in der Defensivarbeit, und schon steht hinter viel Aufwand wenig Ertrag.

Offener Schlagabtausch in der ersten halben Stunde

Ebenso klar muss gesagt werden: Aufs Konterspiel aus einer tiefstehenden Abwehr heraus verlegte sich der "Effzeh" erst nach seinem Führungstreffer. Bis zur 33. Minute ging's munter hin und her, war's ein Klassespiel von beiden Seiten. Und in dieser Phase ergab sich auch die erste der beiden Lautrer Topchancen: Ein Flankenwechsel des überragenden Luca Sirch landet bei Daisuke Yokota auf der rechten Seite. Der passt sich mit dem rechten Außenbahnspieler Jan Gyamerah was zurecht, bis er ihn mit einem genialen Chip halbrechts in den Strafraum schickt. Gyamerah liftet das Leder dann an FC-Keeper Marvin Schwäbe, aber auch am Tor vorbei. So geschehen in Minute 15.

Eine Szene, die in zweifacher Hinsicht Symbolcharakter hat. Einmal weist sie auf eines der besagten Zahnrädchen hin, die beim FCK an diesem Sonntag nicht so recht griffen. Es lief zu viel, eigentlich alles, über die rechte Seite. Diese Wyscout-Visualisierung macht es deutlich:

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74 Prozent aller Offensiv-Aktionen über rechts, 26 Prozent über links, null durch die Mitte, das ist ganz schöne Unwucht.

Und den Ball halbrechts in den Strafraum auf einen einlaufenden Mitspieler durchstecken - dieses Spielzug wenden auch die Kölner eine knappe Viertelstunde später an. Und das gleich zweimal hintereinander. Beim ersten Mal scheitert FC-Stürmer Damion Downs an FCK-Keeper Julian Krahl, der gedankenschnell mit dem Fuß abwehrt. Beim anderen Mal flankt Linton Maina aufs lange Eck - und Dejan Ljubicic köpft ein.

Der Unterschied zur Gyamerah-Aktion: Beide Male haben sich die Lautrer nach indirekten Freistößen übertölpeln lassen. Schläfrigkeiten, die auch Coach Anfang hinterher monierte. Fast schon tragisch, dass es ausgerechnet Yokota war, der Maina laufen ließ. Denn der Japaner war in dieser Partie nicht nur wie schon so oft Dreh- und Angelpunkt der Pfälzer Offensive, er brillierte auch mehrfach mit Rettungstaten in der Defensive. Nur eben in dieser Szene nicht.

Die Kader-Ressourcen sind eben doch nicht unendlich

Ebenso häuften sich bei seinen Offensiv-Aktionen diesmal die Aussetzer. Die nun anstehende Pause wird ihm gutttun, ebenso einigen anderen FCK-Akteuren. Boris Tomiak, diesmal im zentralen Mittelfeld neben Afeez Aremu aufgeboten, präsentierte sich gegenüber seinem Auftritt beim 1:5 gegen Darmstadt zwar deutlich verbessert, seine gewohnte Dynamik aber erreichte er nicht mehr. Dass Anfang nicht ihn, sondern Aremu nach 63 Minuten auswechselte, um mit Tobias Raschl einen offensiv stärkeren Mittelfeldakteur zu bringen, war vielleicht nicht die beste Entscheidung. Aremu hatte bis dato passsicherer und zweikampfstärker agiert.

Überhaupt: Hatten wir nach dem 3:1 gegen Karlsruher SC vor knapp zwei Wochen noch die Nachrücker im Kader gelobt, die immer wieder ausfallende Stammkräfte ersetzen, offenbarte diese Partie, dass diese Ressourcen halt nicht endlos nachwachsen. Nach Ragnar Ache steht bekanntlich nun auch wieder Kenny Redondo auf der Verletztenliste, der gegen den KSC noch belebendes Element und Torschütze war. Diesmal hatte der Trainer nur Aaron Opoku als Offensiv-Ass im Ärmel. Der kam auch und machte seine Sache gut, fiel etwa mit zwei kernigen Fernschüssen auf - aber in der Schlussphase hätte man sich noch einen zusätzlichen Brecher gewünscht. Marlon Ritter ersetzte in der 78. Minute Jan Gyamerah, vermochte aber keine Akzente mehr zu setzen.

Fazit: Gegen Köln gerät man besser nicht in Rückstand

Der einzige, den zum Jahresausklang die Kräfte in keiner Sekunde zu verlassen schienen, war Luca Sirch. Einmal mehr Lauterns Bester. Zweikampfstarker Abwehrchef, Antreiber, präziser Passgeber. In der 58. Minute sorgte er mit einem klasse Steckpass auf Jannik Mause für die zweite Großchance im Spiel der Roten Teufel. Der Stürmer vermochte sie jedoch nicht zu verwerten.

Ansonsten ließ der FC, für den sein Trainer nun auch hierzulande den österreichischen Begriff "Winterkönig" einführte, nicht viel zu, wie schon gesagt. Auffallend: Von ihren jüngsten sieben Spielen haben die Geißböcke nun fünf 1:0 gewonnen. So dass am Ende dieses Spiel nicht die Diskussion stehen sollte, ob "Ballbesitzfußball" nun gut oder schlecht ist, sondern die eher banale Erkenntnis: Gegen diesen 1. FC Köln sollte man besser nicht in Rückstand geraten.

Zu den Grafiken. Die xG-Timeline bestätigt, was wir oben bereits ausgeführt haben.

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Die Postions- und Passgrafik des FCK: Verdeutlicht die Rollen der Dreh- und Angelpunkte Sirch (Nr. 31) und Yokota (41). Der eine überragte, dem anderen gelang nicht alles.

Die Passmap des 1. FC Köln:

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Ja, da sind die Linien dünner. Aber wie viele davon laufen allein zur Sturmspitze Maina (37)? Daniel Hanslik und Jannik Mause konnten nur davon träumen, derart ins Spiel einbezogen zu werden.

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Und zum Schluss wieder mal die Übersicht über die Passkombinationen. In erster Linie zu Ehren Luca Sirchs, um zu zeigen, welch überragende Rolle er mittlerweile spielt.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Ãœbersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon Allesfahrer » 24.12.2024, 10:41


Lieber Eric,

auch ich möchte mich für die tollen Analysen zum Abschluss dieses Kalenderjahres bedanken. Sie sind wirklich gut geschrieben und sehr aufschlussreich. :daumen:
Oft wird meine Wahrnehmung aus dem Stadion bestätigt, noch öfter kommen jedoch neue Statistiken und Belege dazu, die ich so nicht erwartet hätte. :lol:

Deshalb nochmal vielen Dank für deine Bemühungen, sie sind eine schöne Abwechslung zu den üblichen Spieltagsberichten. Ich freue mich auch im neuen Jahr wieder darauf, diese lesen zu dürfen. Bis dahin, besinnliche Weihnachtsfeiertage. :teufel2:
"Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben." - Fritz Walter




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