Hier kann geplaudert und auch mal "ein Beitrag mehr" geschrieben werden.

Beitragvon bjarneG » 27.11.2021, 22:23


Klassiker angerührt heute mittag. Hab ich schon eeewig nicht mehr gemacht, am 22.06.2019 zuletzt, sagt mein Handy. Das werde ich definitiv in 2022 ändern. Geiles Rezept :wink: , das kann man 3-4 mal im Jahr machen :daumen:

3 EL Erdnussöl im Wok erhitzen, 3 EL gehackter Knoblauch und 2 EL gehackter Ingwer dazu (allein dafür liebe ich dieses Rezept. Das Geheimnis einer guten, geschmacklich runden Mahlzeit ist doch das richtige Verhältnis der Zutaten und Gewürze zueinander. 2, 3 Scheiben Ingwer und echt 3 Knoblauchzehen ? Ist ja alles unterschiedlich groß. Pas de Problem hier: Esslöffel, das ist eine Maßeinheit, mit der ich und jeder andere blutige Kochamateur was anfangen kann. 3 EL Knoblauch, 2 EL Ingwer. Und das Schalotten/Lauchzwiebel-Verhältnis dazu ungefähr 5:3). Anbraten, dann ca. naja, 2 Mittagessen, sagen wir 380 gr Schweinefilet, in ca 1 cm Streifen geschnitten und mit 3 EL Speisestärke "mariniert" dazu, unter ständigem Rühren (das sind keine Bratkartoffeln, die mal ruhen müssen) einigermaßen gleichmässig anbraten, 5 Minuten vielleicht, dann 4 mittelgroße Schalotten (nicht zu klein gehackt) und 3-4 Lauchzwiebeln in Ringen dazu + 2 Chilischoten (1,5 davon entkernt, schlag ich mal vor, je nach dem wie scharf die Gribbl sinn), eine kleine gelbe Paprika, eine kleine rote Paprika, eine kleine Zucchini, alle in dünne Streifen geschnitten dazu, jetzt fett hoch mit der Temperatur und 2 Minuten Feuer frei, dann ablöschen (buchstäblich, es sollte durchaus zischen) mit 8 EL dunkler Sojasosse und 1 Tasse Wasser, 3 TL Zucker, nochmal gut durchrühren und dann hands-off, bis es einmal aufkocht. Wenns gut blubbert, Herd aus, bissl weißer Pfeffer, bissl schwarzer Pfeffer, 4 EL Sesamöl, eine gute Handvoll Cashewkerne, ruhig bisschen in der Hand zerrieben. Das wars. Jetzt erstmals Probieren und wenn noch was zum Abrunden fehlt, auf die 4 Grundgewürze, die wir bisher verwendet haben, beschränken: Erndnussöl, Sesamöl, Sojasosse und Schärfe, sprich Chili (Flocken aus der Mühle oder Reste vom Frischen) zum Abschmecken.

Dazu eigentlich chinesische Weizennudeln, ich mach meistens Spaghetti. Reis passt logischerweise auch. Und wenn ich grad da hab, würde ein Karöttchen das ganze perfekt abrunden.

Ich bevorzuge diese Variante, aber natürlich funktioniert das auch mit Rindfleisch, Huhn etc.

@SEAN: Ich hab das Rezept schon mal, once upon in a galaxy, far far away, gepostet und Du hast mich nach Alternativen bzgl. Erdnussöl gefragt, wegen Allergie der Gattin: Sonnenblumenöl. Bzgl. Sesam immer noch nicht schlauer. Schon lange nichts mehr gelesen von Dir, btw. Ich hoffe, es geht Dir gut - Grüsse :prost: :winken:



Beitragvon grasnarbe » 28.11.2021, 10:40


Es ist mal wieder soweit: mit diesem Sonntag beginnt im regelmäßigen Turnus das neue Kirchenjahr. Der Meister aller Meister schrieb diese Kantate für den 1. Advent zum 2.Dezember des Jahres 1731.

J. S. Bach : Schwingt freudig euch empor..BWV 36
Die Roten Teufel vom Betzenberg



Beitragvon bjarneG » 28.11.2021, 18:13


Die wahrscheinlich am besten investiertesten 67,50 € meines Lebens: zumindest Musikmässig:

https://m.youtube.com/watch?v=ox9972Ef0R0



Beitragvon Kilmister » 28.11.2021, 19:34


Und nochmals zu: Jeffrey Lee Pierce von The Gun Club - es gibt 3 großartige Tribute-Alben, hier nun etwas vom dritten ->
https://www.youtube.com/watch?v=ZQKkFClMDkI

***

https://www.youtube.com/watch?v=iKkLuIVLwAM -
ich hab kein Disney+, aber dafür...den muss man schon sehen, gell?
Don't forget them: they were Motörhead. And they played Rock'n'Roll!
https://www.youtube.com/watch?v=ODKAdOjx83Q



Beitragvon scheiss fc köln » 29.11.2021, 16:20


santigold performing "disparate youth" live on @kcrw: https://www.youtube.com/watch?v=3tUBVU73ziM

Empfehlung meinerseits... @kcrw!

sehr, sehr gut!

ben howard: depth over distance: https://www.youtube.com/watch?v=phktiVZqUbQ



Beitragvon grasnarbe » 29.11.2021, 18:09


Die Roten Teufel vom Betzenberg



Beitragvon grasnarbe » 29.11.2021, 19:52


Kinners wie die Zeit vergeht... :nachdenklich:
Heute vor 20 Jahren hat sein Corpus aufgegeben, seine Musik aber und die Erinnerungen an ihn werden ein Leben lang bleiben.

George Harrison : All Things Must Pass..3LPs 1970
Die Roten Teufel vom Betzenberg



Beitragvon Studebaker » 30.11.2021, 23:26


@grasnarbe: ein Tag zu spät, ich will keine Ausrede bringen.
Aber was ist schon ein Tag für einen, der unsterblich ist:

Long, Long, Long (2018 Mix)
https://www.youtube.com/watch?v=yp5elOxcT34

The Traveling Wilburys - End Of The Line (Official Video)
https://www.youtube.com/watch?v=UMVjToYOjbM
Hell ain`t a bad place to be



Beitragvon Studebaker » 01.12.2021, 20:56


Sehenswerte Doku über den "Man in Black":

The Gift: The Journey of Johnny Cash (Dokumentarfilm)
https://www.youtube.com/watch?v=5cMVNtmbwyo
.
Hell ain`t a bad place to be



Beitragvon Fragile X Factor » 02.12.2021, 12:29


Ich bin echt froh, dass es auf yt doch einige sehenswerte Livemitschnitte gibt, da man ja auf absehbare Zeit keine Konzerte besuchen kann. Ja, ist ein schwacher Trost, aber immerhin ein Trost.

Ein sehenswertes Konzert:
Garbage - live 2005 Köln Palladium (full Concert)
https://www.youtube.com/watch?v=rYJ1jNnGUu0
"Are you gonna bark all day, little doggie, or are you gonna bite " (Mr. Blonde)

"The biggest thing for me is just to get out on that field. Just to do that will be incredible" (Jonah Lomu)
https://www.youtube.com/watch?v=SWT5I-oAVjY



Beitragvon Kilmister » 02.12.2021, 17:26


Studebaker hat geschrieben:Sehenswerte Doku über den "Man in Black":

The Gift: The Journey of Johnny Cash (Dokumentarfilm)
https://www.youtube.com/watch?v=5cMVNtmbwyo
.

:applaus:


https://www.youtube.com/watch?v=8AHCfZTRGiI

Dazu:
Was mir gefällt
Orpheus' letzter Song: Johnny Cash singt "Hurt" und Mark Romanek macht einen Film dazu

VON MARTIN KUSEJ

Es ist immer beunruhigend, wenn Musik mit ihrer Negation operiert - der Nicht-Musik, dem Nicht-Ton. [...] [E]ine Botschaft im Innehalten, im Verweigern, im Enden, im Nichts. Gerade ist eine Lawine zum Stillstand gekommen und eine atemberaubende Tonlosigkeit bricht herein. Das ist das Gefühl am Ende des Videos. Johnny Cash schließt seine Augen und dann sein Klavier, streicht mit seinen alten Fingern über den Deckel, ultimativ - dieselbe Geste machte meine Großmutter kurz vor ihrem Tod immer wieder an Tischkanten, Stoffdecken, Plastiktüten. Etwas schließt sich für immer und es ist gut so. Man streicht es glatt, man streichelt es, Stille. Ahnung von der Ewigkeit. Kurz vorher hatten dieselben Hände noch eruptive Akkorde aus dem Instrument geschlagen, als wollten sie mit jedem Ton ein Bild hervorbringen, eine Geschichte einfangen, das Leben weitertreiben und doch festhalten.

Das Video liefert diese Bilder auch, und sie sind so schnell und so gewaltig, dass man ihnen kaum zu folgen vermag. Auffliegende Vögel, das schmerzverzerrte Gesicht Jesu, eine Lokomotive in voller Fahrt, Augenzwinkern, die schöne, lächelnde, junge Frau in Schwarz-Weiß, der Sänger vor seinem jubelnden Publikum, Sonnenuntergang, ein Wohnmobil auf der Straße, ein Kreuz über einem Tor aus Eisen, Cash am Mikrophon, wieder ein Hammer, der ans Kreuz schlägt, eine Taube über einem Fluss, die alten Finger hämmernd auf den Klaviertasten, Cowboys, Western, Lachen, Lokomotive, Gitterstäbe, (auf jeden Beat ein Bild) - rasend schnell jetzt - Klavier, Gesichter, jung mit Gitarre, Abblende, dann der alte singende Mann... er schließt die Augen und verstummt.
Jetzt ist wirklich alles noch einmal zu sehen, im Unsichtbaren, an den geschlossenen Augen, ein ganzes Leben. Zerrissen, exzentrisch, peinlich, ausschweifend, süchtig, haltlos, dunkel. Einer, der dorthin, in die Dunkelheit des Todes, in die Hölle geht, um mit seiner Gitarre, seiner Stimme, einem Lied nach der Erlösung zu suchen. Seine letzten Worte sind einfach: "If I could start again/ A million miles away/ I would keep myself/ I would find a way." Cash kann das sagen, Cash darf das singen, denn sein Gesicht ist häßlich, zerfressen, gezeichnet, seine Hände zittern, wenn sie Rotwein über den Tisch verschütten, als wollte er damit sein bisheriges Leben wegspülen, wie ein reißender Fluss ein altes Haus zerstört.

Ich mochte Johnny Cash nie wirklich leiden. Zuviel Country-Sound, zuviel Fransen an den Ärmeln, zuviel Amerika. Doch nun, mit diesem Lied, in diesem Video, erscheint er groß, gefasst, prophetisch, pathetisch. Es raubt mir den Atem, und ich kann nicht sagen, dass dies nur auf gute Art und Weise geschieht. Tod, Ruhm, Liebe, Vergänglichkeit, Schmerz, Ruin, Zerstörung, - das sind die Ingredienzen für einen luziden und schonungslosen Abgesang auf die menschliche Seele, ihre Abgründe, und ihre Sehnsüchte.
Johnny Cash irrlichtert zwischen den alten polaroid-gefärbten Aufnahmen aus seiner Jugend und der morbiden Inszenierung dieses letzten Songs herum. Hurt ist ein Lied der Industrial Band "Nine Inch Nails", Cash macht es ganz zu dem seinen, das Lied über die Wahrheit des Schmerzes wird zur Klammer seines Verstummens, seines Todes, und er wird als Künstler zum Schmerzensmann, zu einer Art Erlöser. Zu einem, der nichts weniger versucht, als stellvertretend für uns das Leid der Welt auf sich zu nehmen.

Das mag antiquiert klingen, aber ich finde das gut. Hurt ruft tiefe Emotionen hervor und zeigt eindrücklich, was Kunst sein soll. Das ist insofern erstaunlich, als es sich dezidiert um ein Genre aus der Pop-Kultur handelt. Mark Romaneks profunde und akribische Inszenierung der Vanitas im Pop-Video macht es paradoxerweise zu einem unvergänglichen Stück Kunst. Ich erinnere mich an Andreas Gryphius, auch ein großer Pop-Künstler im Barock, der über Schönheit und Verfall folgendes schreibt: "Was sind wir Menschen doch? ein Wohnhauß grimmer Schmertzen. Ein Ball des falschen Gluecks/ ein Irrlicht dieser Zeit. Ein Schauplatz herber Angst/ besetzt mit scarffem Leid/ (...) Gleich wie ein eitel Traum leicht aus der Acht hinfaellt/ Und wie ein Strom verfleust/ den keine Macht aufhaelt/ So muss auch unser Nahm/ Lob/ Ehr und Ruhm verschwinden/ was itzund Athem holt/ muß mit der Luft entflihn/ Was nach uns kommen wird/ wird uns das Grab nachzihn/ Was sag ich? wir vergehn wie Rauch von starcken Winden."

Gleich in den ersten Einstellungen zu Hurt erleben wir Johnny Cash wie in einem Museum der Vergänglichkeit. Schwarz gekleidet, mit der schwarzen Gitarre, sitzt er inmitten von Vasen und Bronzefiguren, Obstschalen, an den Wänden dunkle Holzpaneele, eine Uhr, ausgestopfte Vögel, Urnen, irgendwo eine reichgedeckte Tafel. Romanek hat die typischen Vanitas-Symbole sublim in sein Video eingearbeitet - erst nach oftmaliger Betrachtung kann man die Genauigkeit der scheinbar absichtlosen und nebensächlichen Details erkennen. Mit klassischen Mitteln der Filmmontage entsteht eine so extrem starke Bild-Komposition, die doch nichts anderes tut, als den letzten Gesang des Orpheus in ein großartiges und beunruhigendes Bild zu setzen. " I hurt myself today/ To see if I still feel/ I focus on the pain/ The only thing thats real/ The needle tears a hole/ The old familiar sting/ Try to kill it all away/ But I remember everything" - wir haben ziemlich viel über Johnny Cash gehört in den letzten Wochen, aber nirgends kann man die Dimension seiner Kunst besser verstehen als in diesem letzten Video.

Obwohl es nur ein simples Lied zu einer Gitarre zeigt, vorgetragen von einem sterbenden alten Mann, hat es die Kraft und das Charisma einer großen Oper. Die Todesnähe des Protagonisten, seine große Liebe zu der Frau im Hintergrund, sein unglaubliches Leben und sein Wissen um das Fegefeuer der Vergänglichkeit ermöglichte es ihm, als seine Karriere definitiv zu Ende schien, mit den "American Recordings" eine fulminante Wiederauferstehung. Angeblich war es ganz am Beginn seiner Karriere der Satz vom allerletzten Song, den man sterbend im Straßengraben noch singen sollte, der ihn zu dem berühmten und reichen Pop-Star machte, der er bis in die Achtziger und Neunziger des letzten Jahrhunderts bleiben sollte. Am Ende, kurz vor seinem Tod 2003, hat er es noch einmal wissen wollen und eines dieser allerletzten großartigen Lieder gesungen, die Gott innehalten lassen und einem das Gefühl geben, etwas Außergewöhnliches zu erleben. Nämlich einen kurzen Blick in die eigene Seele gewährt zu bekommen.
"You are someone else/ I am still right here."
Frankfurter Rundschau, 11.3.2006
Don't forget them: they were Motörhead. And they played Rock'n'Roll!
https://www.youtube.com/watch?v=ODKAdOjx83Q



Beitragvon shaka v.d.heide » 03.12.2021, 12:30


Tach
in die Musikrunde

Zum Vergleich
NIN
Hurt
https://m.youtube.com/watch?v=6oGqIfnIAEA

Wenn ich an NIN denke kommt mir automatisch
"The Crow" in den Sinn.
Der Soundtrack zum Film.
https://m.youtube.com/watch?v=sDHqywS6u ... OM&index=4

@bjarne
Letzte Woche lief auf SWR die anderthalbstündige Doku "Eat that question-Frank Zappa in his own words".
Habe ca.30 min. davon gesehen.
Ich geh ja davon aus dass du die schon kennst,wollte dich aber dran erinnern dass die höchstwahrscheinlich noch in der Mediathek abrufbar ist.
Obwohl
:nachdenklich:
Die hast du bestimmt auf DVD.
:lol:



Beitragvon scheiss fc köln » 03.12.2021, 14:30


Fragile X Factor hat geschrieben:
Ein sehenswertes Konzert:
Garbage - live 2005 Köln Palladium (full Concert)
https://www.youtube.com/watch?v=rYJ1jNnGUu0


Hab mich damals sofort in die Shirley verliebt. Bin noch immer bisschen verschossen. :love:



Beitragvon grasnarbe » 03.12.2021, 16:07


Ruhe in Frieden "Windhund" !

Johannes Brahms : Ein deutsches Requiem
Die Roten Teufel vom Betzenberg



Beitragvon bjarneG » 03.12.2021, 18:23


shaka v.d.heide hat geschrieben:Tach
in die Musikrunde

Zum Vergleich
NIN
Hurt
https://m.youtube.com/watch?v=6oGqIfnIAEA

Wenn ich an NIN denke kommt mir automatisch
"The Crow" in den Sinn.
Der Soundtrack zum Film.
https://m.youtube.com/watch?v=sDHqywS6u ... OM&index=4

@bjarne
Letzte Woche lief auf SWR die anderthalbstündige Doku "Eat that question-Frank Zappa in his own words".
Habe ca.30 min. davon gesehen.
Ich geh ja davon aus dass du die schon kennst,wollte dich aber dran erinnern dass die höchstwahrscheinlich noch in der Mediathek abrufbar ist.
Obwohl
:nachdenklich:
Die hast du bestimmt auf DVD.
:lol:


@Shaki-san: Thx & beste Grüße. :daumen: :winken: Sollte man meinen, aber tatsächlich nicht auf DVD. Aber natürlich schon mehrmals gesehen, dieses Jahr auch schon auf arte (? oder 3sat ??; egal).

Die ist relativ spät rausgekommen, als ich schon in der Phase war - wieviel DVD's "müssen" es denn jetzt wirklich sein, als ich mich im Lauf der Jahre in den höheren Hunderten...

Aber die ist ohne Zweifel geil, wer Musik liebt und sie noch nicht gesehen hat, sollte, nein: Muss sich das einmal ansehen- und hören.

Der Meister. :verbeug:



Beitragvon bjarneG » 03.12.2021, 20:54


Kilmister hat geschrieben:
Studebaker hat geschrieben:Sehenswerte Doku über den "Man in Black":

The Gift: The Journey of Johnny Cash (Dokumentarfilm)
https://www.youtube.com/watch?v=5cMVNtmbwyo
.

:applaus:


https://www.youtube.com/watch?v=8AHCfZTRGiI

Dazu:
Was mir gefällt
Orpheus' letzter Song: Johnny Cash singt "Hurt" und Mark Romanek macht einen Film dazu

VON MARTIN KUSEJ

Es ist immer beunruhigend, wenn Musik mit ihrer Negation operiert - der Nicht-Musik, dem Nicht-Ton. [...] [E]ine Botschaft im Innehalten, im Verweigern, im Enden, im Nichts. Gerade ist eine Lawine zum Stillstand gekommen und eine atemberaubende Tonlosigkeit bricht herein. Das ist das Gefühl am Ende des Videos. Johnny Cash schließt seine Augen und dann sein Klavier, streicht mit seinen alten Fingern über den Deckel, ultimativ - dieselbe Geste machte meine Großmutter kurz vor ihrem Tod immer wieder an Tischkanten, Stoffdecken, Plastiktüten. Etwas schließt sich für immer und es ist gut so. Man streicht es glatt, man streichelt es, Stille. Ahnung von der Ewigkeit. Kurz vorher hatten dieselben Hände noch eruptive Akkorde aus dem Instrument geschlagen, als wollten sie mit jedem Ton ein Bild hervorbringen, eine Geschichte einfangen, das Leben weitertreiben und doch festhalten.

Das Video liefert diese Bilder auch, und sie sind so schnell und so gewaltig, dass man ihnen kaum zu folgen vermag. Auffliegende Vögel, das schmerzverzerrte Gesicht Jesu, eine Lokomotive in voller Fahrt, Augenzwinkern, die schöne, lächelnde, junge Frau in Schwarz-Weiß, der Sänger vor seinem jubelnden Publikum, Sonnenuntergang, ein Wohnmobil auf der Straße, ein Kreuz über einem Tor aus Eisen, Cash am Mikrophon, wieder ein Hammer, der ans Kreuz schlägt, eine Taube über einem Fluss, die alten Finger hämmernd auf den Klaviertasten, Cowboys, Western, Lachen, Lokomotive, Gitterstäbe, (auf jeden Beat ein Bild) - rasend schnell jetzt - Klavier, Gesichter, jung mit Gitarre, Abblende, dann der alte singende Mann... er schließt die Augen und verstummt.
Jetzt ist wirklich alles noch einmal zu sehen, im Unsichtbaren, an den geschlossenen Augen, ein ganzes Leben. Zerrissen, exzentrisch, peinlich, ausschweifend, süchtig, haltlos, dunkel. Einer, der dorthin, in die Dunkelheit des Todes, in die Hölle geht, um mit seiner Gitarre, seiner Stimme, einem Lied nach der Erlösung zu suchen. Seine letzten Worte sind einfach: "If I could start again/ A million miles away/ I would keep myself/ I would find a way." Cash kann das sagen, Cash darf das singen, denn sein Gesicht ist häßlich, zerfressen, gezeichnet, seine Hände zittern, wenn sie Rotwein über den Tisch verschütten, als wollte er damit sein bisheriges Leben wegspülen, wie ein reißender Fluss ein altes Haus zerstört.

Ich mochte Johnny Cash nie wirklich leiden. Zuviel Country-Sound, zuviel Fransen an den Ärmeln, zuviel Amerika. Doch nun, mit diesem Lied, in diesem Video, erscheint er groß, gefasst, prophetisch, pathetisch. Es raubt mir den Atem, und ich kann nicht sagen, dass dies nur auf gute Art und Weise geschieht. Tod, Ruhm, Liebe, Vergänglichkeit, Schmerz, Ruin, Zerstörung, - das sind die Ingredienzen für einen luziden und schonungslosen Abgesang auf die menschliche Seele, ihre Abgründe, und ihre Sehnsüchte.
Johnny Cash irrlichtert zwischen den alten polaroid-gefärbten Aufnahmen aus seiner Jugend und der morbiden Inszenierung dieses letzten Songs herum. Hurt ist ein Lied der Industrial Band "Nine Inch Nails", Cash macht es ganz zu dem seinen, das Lied über die Wahrheit des Schmerzes wird zur Klammer seines Verstummens, seines Todes, und er wird als Künstler zum Schmerzensmann, zu einer Art Erlöser. Zu einem, der nichts weniger versucht, als stellvertretend für uns das Leid der Welt auf sich zu nehmen.

Das mag antiquiert klingen, aber ich finde das gut. Hurt ruft tiefe Emotionen hervor und zeigt eindrücklich, was Kunst sein soll. Das ist insofern erstaunlich, als es sich dezidiert um ein Genre aus der Pop-Kultur handelt. Mark Romaneks profunde und akribische Inszenierung der Vanitas im Pop-Video macht es paradoxerweise zu einem unvergänglichen Stück Kunst. Ich erinnere mich an Andreas Gryphius, auch ein großer Pop-Künstler im Barock, der über Schönheit und Verfall folgendes schreibt: "Was sind wir Menschen doch? ein Wohnhauß grimmer Schmertzen. Ein Ball des falschen Gluecks/ ein Irrlicht dieser Zeit. Ein Schauplatz herber Angst/ besetzt mit scarffem Leid/ (...) Gleich wie ein eitel Traum leicht aus der Acht hinfaellt/ Und wie ein Strom verfleust/ den keine Macht aufhaelt/ So muss auch unser Nahm/ Lob/ Ehr und Ruhm verschwinden/ was itzund Athem holt/ muß mit der Luft entflihn/ Was nach uns kommen wird/ wird uns das Grab nachzihn/ Was sag ich? wir vergehn wie Rauch von starcken Winden."

Gleich in den ersten Einstellungen zu Hurt erleben wir Johnny Cash wie in einem Museum der Vergänglichkeit. Schwarz gekleidet, mit der schwarzen Gitarre, sitzt er inmitten von Vasen und Bronzefiguren, Obstschalen, an den Wänden dunkle Holzpaneele, eine Uhr, ausgestopfte Vögel, Urnen, irgendwo eine reichgedeckte Tafel. Romanek hat die typischen Vanitas-Symbole sublim in sein Video eingearbeitet - erst nach oftmaliger Betrachtung kann man die Genauigkeit der scheinbar absichtlosen und nebensächlichen Details erkennen. Mit klassischen Mitteln der Filmmontage entsteht eine so extrem starke Bild-Komposition, die doch nichts anderes tut, als den letzten Gesang des Orpheus in ein großartiges und beunruhigendes Bild zu setzen. " I hurt myself today/ To see if I still feel/ I focus on the pain/ The only thing thats real/ The needle tears a hole/ The old familiar sting/ Try to kill it all away/ But I remember everything" - wir haben ziemlich viel über Johnny Cash gehört in den letzten Wochen, aber nirgends kann man die Dimension seiner Kunst besser verstehen als in diesem letzten Video.

Obwohl es nur ein simples Lied zu einer Gitarre zeigt, vorgetragen von einem sterbenden alten Mann, hat es die Kraft und das Charisma einer großen Oper. Die Todesnähe des Protagonisten, seine große Liebe zu der Frau im Hintergrund, sein unglaubliches Leben und sein Wissen um das Fegefeuer der Vergänglichkeit ermöglichte es ihm, als seine Karriere definitiv zu Ende schien, mit den "American Recordings" eine fulminante Wiederauferstehung. Angeblich war es ganz am Beginn seiner Karriere der Satz vom allerletzten Song, den man sterbend im Straßengraben noch singen sollte, der ihn zu dem berühmten und reichen Pop-Star machte, der er bis in die Achtziger und Neunziger des letzten Jahrhunderts bleiben sollte. Am Ende, kurz vor seinem Tod 2003, hat er es noch einmal wissen wollen und eines dieser allerletzten großartigen Lieder gesungen, die Gott innehalten lassen und einem das Gefühl geben, etwas Außergewöhnliches zu erleben. Nämlich einen kurzen Blick in die eigene Seele gewährt zu bekommen.
"You are someone else/ I am still right here."
Frankfurter Rundschau, 11.3.2006


Wow. Auf den Spuren von Grandmaster G (rasnarbe) hier unterwegs @Lem :daumen: . Damit werd ich mich garantiert noch näher befassen. Meine ersten Erinnerungen sind Ring of Fire & die (Ihr kennt sie alle) Columbo-Folge.

American Recordings 1994 war das erste Album, dass ich mir von Ihm gekauft hab...

https://m.youtube.com/watch?v=tl4OO73ec-M

https://m.youtube.com/watch?v=nhXbt4yIoGU

https://m.youtube.com/watch?v=C0knlDtr5Cc

https://m.youtube.com/watch?v=F69_Qb2ItBI

https://m.youtube.com/watch?v=W1vACkYddHI

https://m.youtube.com/watch?v=Hb9F2DT8iEQ

https://m.youtube.com/watch?v=AeZRYhLDLeU

Gigant..



Beitragvon bjarneG » 04.12.2021, 01:50


Was der Meister und der Bruce, sein Bruder, der Tom & Malcom hier so zwischen Minute 16.30 und 20.30. ...bläst mich buchstäblich seit 30+ Jahren jedesmal wieder weg. Heute so wie beim ersten Mal. Okay, nicht wie beim Ersten, aber wie Zweiten Mal. Can't beat the first, the very first time... :love:

https://m.youtube.com/watch?v=dIh0cgDr-W4



Beitragvon bjarneG » 04.12.2021, 18:24


Wenns läuft, dann läufts. De Betze, geil :daumen: Die Mighty Reds, flying, geil :daumen: Big Div auf den Spuren von Big Shot Rob (Origi/Horry). Ich liebe Fußball. Meistens. Manchmal.

Heute gab's lecker Saumaache mit Gebreedlde unn Sauerkraut, morche gääbds lecker Schweinebäcksche mit Gääleriewe, e Rieslingseesl, Spätzle (oder genauer gesagt Knöpfle). Lecker Feldsaläädl unn de Reschd vum Riesling dezu abgepetzt... ich hab ein starkes Wochenende. War ne Scheisswoche, aber das gehört halt auch dazu. Umso besser schmeckt es jetzt und morgen. Also das Leben mein ich jetzt. Das auf dem Teller schmeckt auch, das gehört dazu.

Und die 10 Arbeitstage 2021 krieg ich auch noch rum. Davon einmal um 12 und einmal um 11 Uhr mit einem kollegialen "Machts gut, Ihr Trottel" abhauen :lol: 8-) :wink:

Grüsse @all :schal: :prost: :winken:



Beitragvon Studebaker » 04.12.2021, 22:08


Jetzt: True Grit, ZDF neo :daumen:
........................................
Hell ain`t a bad place to be



Beitragvon bjarneG » 04.12.2021, 22:24


Studebaker hat geschrieben:Jetzt: True Grit, ZDF neo :daumen:
........................................



Den hab ich glatt übersehen vor lauter Bommes & 007. I'm in :daumen:



Beitragvon grasnarbe » 04.12.2021, 23:16


Rock History :D
Vor genau 50 Jahren, am 4.Dezember 1971, brach während des Konzerts von Frank Zappa mit seinen Mothers of Invention beim Montreux Jazz Festival ein Feuer aus. Der ganze Gebäudekomplex mitsamt des Mothers-Equipments brannte ab.
In einem Nebengebäude des Casinos wohnten Deep Purple, die mit dem mobilen Tonstudio der Rolling Stones ihr neues Album aufnehmen wollten. Nach dem Brand musste die Band erstmal tagelang geeignete neue Räumlichkeiten für ihr Tonstudio suchen, schließlich wurde das Montreux Grand Hotel gemietet, ein Teil davon als Aufnahmestudio hergerichtet + dort der größte Teil der Platte Machine Head aufgenommen. Der ganze Trubel dieser Ereignisse inspirierte die Band zu ihrem Klassiker Smoke On The Water.

Smoke on the Water

Smoke on the Water - live
Die Roten Teufel vom Betzenberg



Beitragvon Devil's Answer » 05.12.2021, 10:44


Kaum zu glauben, dass das schon 50 Jahre zurück liegt.

Einen Tag später hat sie gerade mal ihren 5. Geburtstag gefeiert. Heute wird sie 55.

PATRICIA KAAS

Mademoiselle chante le blues

und mein ewiges, absolutes Lieblingsstück von ihr

Ceux Qui N'ont Rien
Oooooh, Baby, Baby, it's a wild world



Beitragvon Kilmister » 05.12.2021, 11:09


@bjarneG: freut mich, dass dir der Artikel gefällt - ich finde, besser kann man über Musik nicht schreiben.
Und noch was wird dir gefallen: der Mann veröffentlicht Kochrezepte -
https://www.martinkusej.de/persoenliches.html

Zwei Legenden zusammen: https://www.youtube.com/watch?v=KSluIrqj4IU

@Zappa People: ich hab jetzt endlich Eat that question gesehen! Dass er ein alles in allem trotz seiner Popularität (at least outside the U.S.) noch völlig unterbewertetes musikalisches Genie war, wusste sogar ich schon vorher, but, Jesus - he was one smart motherfucker! Allein sein Kommentar zu den Ho-Ho-Ho-Chi-Minh-Studenten in Berlin - seiner Zeit weit voraus.
Kein Wunder, dass er auch ein Mentor für Jello Biafra war (https://wiki.killuglyradio.com/wiki/Jello_Biafra).
Ein Song und Auftritt (seid milde - mein erster Zappa Post!), der Biafra gefallen dürfte:
https://www.youtube.com/watch?v=tdtGo2Ib9oI

Schönen 2. Advent!
Don't forget them: they were Motörhead. And they played Rock'n'Roll!
https://www.youtube.com/watch?v=ODKAdOjx83Q



Beitragvon scheiss fc köln » 06.12.2021, 14:59


glaube, der war noch nie hier. a shame...

franky goes to hollwood - the power of love: https://www.youtube.com/watch?v=WtdRv6GT9Zg

o.s.t full metal jacket: mickey mouse march: https://www.youtube.com/watch?v=PmILOL55xP0



Beitragvon Schlossberg » 06.12.2021, 19:20


grasnarbe hat geschrieben:Ruhe in Frieden "Windhund" !

Johannes Brahms : Ein deutsches Requiem


Da schließe ich mich an, mit dem zweiten Satz der Eroica, Marcia funebre.




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