
Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Holstein Kiel 3:1
Zwischen Anspannung und purer Freude
Der 1. FC Kaiserslautern schickt das nächste Signal im Abstiegskampf und schlägt Holstein Kiel mit 3:1. Am Ende kannte der Jubel auf den Rängen und dem Rasen fast keine Grenzen.
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Noch keine Minute war im Spiel zwischen Kaiserslautern und Kiel gespielt, da setzten die Roten Teufel ein erstes Zeichen: Die Platzwahl gewannen zwar die Störche, die sich zu einem Seitentausch entschieden und den FCK damit zunächst auf die Westkurve zuspielen ließen. Doch die Lautrer Mannschaft räumte ihren Platz nur kurzzeitig und marschierte nach dem obligatorischen Kreis mit allen elf Mann in die gegnerische Hälfte, die Hände wild gestikulierend in Richtung des eigenen Anhangs, das Publikum aufpeitschend und die enthusiastische Antwort der Fans mit zurück nehmend. Den verdutzten Gästen blieb für kurze Zeit nur die Zuschauerrolle. Daran sollte sich auch nach dem Anpfiff erst einmal nichts ändern.
Der FCK überrannte den Aufsteiger förmlich und brachte den Betze nach nicht einmal 120 Sekunden zum beben. Osayamen Osawe passte von der Grundlinie zu Brandon Borrello, der vorbei am schon resignierenden Kenneth Kronholm zum 1:0 einschob. Die fünfte FCK-Führung in den vergangenen sechs Spielen! Kurz darauf war Lukas Spalvis enteilt, sein Schuss kullerte auf das leere Tor zu, wurde von der lauernden Westkurve diesmal nicht ins Tor geschrien, sondern angesogen - aber im letzten Moment schlug ein Storchen-Bein die Kugel weg.
Marius Müller hält den FCK im Rennen
Die Lautrer kamen zu weiteren Möglichkeiten, gepusht vom Großteil der offiziell 20.664 Zuschauer im Stadion. Ordentliche 700 hatten auf der Gegenseite den undankbaren 600-Kilometer-Trip von Kiel in die Pfalz an einem Freitag auf sich genommen, vermochten aber nur selten wirklich akustische Signale zu setzen. In der 13. Minute ging immerhin ein kleiner Aufschrei von der Osttribüne aus: Leon Guwara hatte einen Strafstoß verschuldet. Die zaghafte Kieler Vorfreude wurde von einem tausendkehligen Jubelschrei gekontert. Marius Müller betrieb mit seiner Parade Wiedergutmachung für seinen Platzverweis vor zwei Wochen gegen Düsseldorf und hielt den FCK im Rennen.
Danach hätten die Pfälzer noch einmal das 2:0 erzielen können, belohnten sich aber für viel Elan und Schwung nicht. Und so schlichen sich nach 25 Minuten Nachlässigkeiten ein. Die Gäste witterten ihre Chance, Kingsley Schindler traf den Pfosten, dann erzielte David Kinsombi nach einer Ecke das 1:1. Da war sie wieder, die lähmende Anspannung, gewachsen aus Angst und Unsicherheit beim Betze-Anhang. Auf den Rängen entlud sie sich in einzelnen Pfiffen, andere feuerten ihre Mannschaft umso leidenschaftlicher an, geflüchtet in Rufe und Gesänge. Und wieder andere schauten sich das Geschehen nur stumm an, die Augen starr auf das viereckige Grün geheftet.
Christoph Moritz löst die Anspannung beim Anhang
Dann wagte mal wieder Osawe einen seiner schnellen Vorstöße. Sogleich eilten zwei Gegenspieler herbei, um den Engländer zu stoppen. Das gelang ihnen auch, diesmal allerdings regelwidrig im Strafraum. Schiedsrichter Guido Winkmann zeigte auf den Punkt, das aber zunächst so lässig, dass sich die Kunde von der erneuten Chance zur Führung auf der wogenden Westkurve erst mit einigen Augenblicken Verzögerung verbreitete. Christoph Moritz wusste, was zu tun war und schob zum 2:1 ein (45.). Tosender Jubel umgab den Spielerkreis, der sich im Strafraum in den Armen lag, hinter ihm die feiernde Kurve. Symbolträchtig: ihr und wir!
Mit einem guten Gefühl ging es in die Halbzeit. Kraft und Wärme tanken, ehe es zurück bei eisigen Temperaturen auf die Ränge und für die Mannschaft auf den Platz ging. Wieder erwischte der FCK einen Blitzstart, zum dritten Mal in einer Halbzeit unter Michael Frontzeck. Phillipp Mwene flankte von rechts, Osawe schoss den Ball im Nachschuss über die Linie. Eine Zwei-Tore-Führung, den schmelzenden Rückstand auf den Relegationsplatz im Kopf. Der FCK ist wieder da, dachten sich viele und es dauerte nicht lange, ehe diese Losung laut gebrüllt durch's Fritz-Walter-Stadion schallte.
Am Ende packt die Westkurve die Taschentücher aus
Beinahe hätten die Lautrer das Ergebnis ausbauen und die Stimmung wohl noch weiter in ekstatische Höhen getrieben. Doch auch so machte sich, je näher der Schlusspfiff rückte, viel, viel Erleichterung und Freude breit. Als Kiel auch die letzten Torannäherungen nicht zu Ende spielte, als ob der Aufsteiger aus Respekt vor der Westkurve zurückwich, da packten die Fans nach langer, langer Zeit mal wieder die weißen Taschentücher aus. Gemessen an Tabellensituation und Gegner vielleicht etwas übertrieben - doch wer will nach dieser bislang so enttäuschenden Saison die positiven Emotionen wirklich bremsen?
Das dachten sich auch die FCK-Fans, stimmten als Untermalung bis zum Schlusspfiff ein "Oh wie ist das schön" an und verabschiedeten die Mannschaft, auf die trotzdem noch viel Arbeit in den kommenden Wochen wartet, mit doppelter Laola.
Quelle: Der Betze brennt

Stimmen zum Spiel
Immer noch Letzter, aber: Die Zuversicht steigt
Der 1. FC Kaiserslautern hat gegen Holstein Kiel den zweiten Sieg in Folge eingefahren. Obwohl damit die Hoffnungen auf den Klassenerhalt wachsen, will sich das Team von Michael Frontzeck nicht mit der Tabellensituation befassen - dennoch steigt die Zuversicht im rot-weißen Lager.
Mit einem 3:1-Sieg haben die Roten Teufel am Freitagabend ein weiteres Lebenszeichen im Abstiegskampf der 2. Bundesliga gesendet. Auch wenn der Relegationsplatz damit wieder ein Stückchen näher rückte, wollte die Mannschaft keine Rechenspiele anstellen. "Ich sage das ganz ehrlich: Wir haben die letzten drei Monate den Blick darauf vermieden und das ändert sich auch jetzt nicht", betonte Marius Müller. Lukas Spalvis ergänzte: "Wir wissen, dass wir immer noch Letzter sind. Jetzt haben wir aber im nächsten Spiel die Möglichkeit, endlich heranzukommen."
Spalvis: "Man will die Leute belohnen"
Diese Chance haben sich die Pfälzer durch eine engagierte Leistung gegen den Aufsteiger aus Kiel erarbeitet - und damit auch das Publikum im Fritz-Walter-Stadion in Jubelstimmung versetzt, das gegen Ende ein lautes "Oh wie ist das schön" anstimmte. "Es freut mich auch für die Zuschauer, es war eine außerordentliche Stimmung nach dem Spiel. Das nehmen wir natürlich mit in die Woche", sagte Cheftrainer Michael Frontzeck nach seinem Heim-Debüt. Müller hatten die Fans sogar "eine Gänsehaut" beschert, "obwohl ich in dieser Schüssel schon vor dreimal so vielen Leuten gespielt habe", fügte der 24-Jährige an. "Man will die Leute, die hier kommen und mit uns reisen belohnen", erklärte auch Spalvis.
Anfang: "Osawe war der überragende Mann"
Das war dem Leihstürmer von Sporting Lissabon und seinen Teamkollegen gelungen. Schon nach zwei Minuten hatte Brandon Borrello von Osayamen Osawe das 1:0 aufgelegt bekommen. Der Engländer bekam auch kurz vor der Pause einen Scorerpunkt, da er den Elfmeter zum 2:1 herausgeholt hatte. Spätestens mit seinem Treffer zum 3:1 kürte er sich im zweiten Durchgang zum Mann des Tages. "Er war heute der beste Spieler auf dem Platz. In der Halbzeit habe ich ihm gesagt, dass er sich mit einem Tor belohnen soll", freute sich Spalvis mit seinem Stürmerkollegen. Auch Gäste-Trainer Markus Anfang musste die starke Leistung von Osawe anerkennen: "Osawe war der überragende Mann auf den Platz. Wir konnten ihn heute einfach nicht verteidigen."
Altintop: "Da müssen wir wieder hinkommen"
Auf den FCK wartet nun in der kommenden Woche das nächste Heimspiel: Dann gastiert der SV Sandhausen auf dem Betzenberg, gegen den die Roten Teufel den dritten Sieg in Folge einfahren wollen - erneut unter Flutlicht im heimischen Stadion. "Ich habe den Jungs vor dem Spiel gesagt: Zu meiner Zeit hatten die Gegner Angst vor einem Flutlichtspiel auf dem Betze. Da müssen wir wieder hinkommen", kündigte Neuzugang Halil Altintop an.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 11.02.2018:
Kein Platz für Frusttrinker
Auch knapp zwei Stunden nach dem Abpfiff feierten in der Halle unter der Südtribüne des Fritz-Walter-Stadions noch ziemlich viele Menschen. Wer in den vergangenen acht Monaten nach Heimspielen des 1. FC Kaiserslautern den Heimweg antrat, sah dort schnell meist nur noch ein paar Frusttrinker. Und wer in diesen unseligen Monaten der steigenden Hoffnungslosigkeit weiter Richtung Stadt gegangen war, fand auch hinter der Westkurve, dort, wo die ganz harten Fans des FCK stehen, sehr schnell nach den Spielen verwaiste und geschlossene Buden vor.
Am Freitag aber war alles ganz anders. Statt Frust herrschte dank dieses umjubelten 3:1-Sieges gegen Holstein Kiel plötzlich wieder Hoffnung. "Der FCK ist wieder da", riefen die rund 20 000 Fans stolz und sangen sogar selig: "Oh wie ist das schön". Dabei ist der FCK noch immer Tabellenletzter - aber statt zehn Punkten Rückstand auf Relegationsplatz 16 wie noch vor zehn Tagen, sind es seit Freitag nur noch vier. Hinter der Westkurve diskutierten ein paar Anhänger schon mögliche Relegationsspiele gegen den verhassten Rivalen Karlsruher SC, der in Liga 3 im Kampf um den Relegationsplatz mitmischt. "Das wäre der Knaller", meinte einer. Ein anderer sagte: "Ach was, wir brauchen keine Relegation: Wir schaffen es auch so." (…)
Quelle und kompletter Text: Süddeutsche Zeitung
Ergänzung, 11.02.2018:
Das unwerwartete Comeback von Osayamen Osawe
Ein Tor geschossen, eins vorbereitet und einen Elfmeter herausgeholt - Osayamen Osawe avancierte gegen Holstein Kiel zum Matchwinner und schenkte dem 1. FC Kaiserslautern neue Hoffnung.
Es war wie eine Auferstehung, eine Wiedergeburt, der Beginn eines zweiten Fußballerlebens. Osayamen Osawe war bei den FCK-Fans längst abgeschrieben, hatte ein Stolpererimage. Aber gegen Holstein Kiel war er der entscheidende Mann auf dem Platz, vor dem Holstein Kiel kapitulierte: "Wir haben es nicht geschafft, einen Spieler zu verteidigen, und der hat das Spiel entschieden", ärgerte sich Kiels Trainer Markus Anfang.
Osawe überlief die Kieler Abwehr schon in den Anfangsminuten mehrfach, legte Brandon Borello das 1:0 perfekt auf und entfachte beim 1. FC Kaiserslautern frühe Euphorie. Und Osawe freute sich, wieder ein wichtiger Teil der Roten Teufel zu sein: "Die ganze Mannschaft steht zu mir, der neue Trainer gibt mir Selbstvertrauen, hat mich jetzt zweimal durchspielen lassen, ich fühle mich gut." (…)
Quelle und kompletter Text: SWR
Ergänzung, 11.02.2018:

Torjubel nach dem Siegtreffer von Fürth gegen Dresden; Foto: Imago
Die Lage der Liga
Turbulenter Abstiegskampf: FCK holt weiter auf
Nichts geht über eigene Siege: Obwohl die Konkurrenten im Abstiegskampf am Sonntag teilweise punkten konnten, hat der 1. FC Kaiserslautern seinen Rückstand auf's rettende Ufer innerhalb von nur einer Woche halbiert.
Die kriselnde SpVgg Fürth konnte am Sonntag mit 1:0 gegen Dynamo Dresden gewinnen (Torschütze: Lukas Gugganig) und kletterte dadurch mit nun 23 Punkten auf Relegationsplatz 16. Auch Dresden bleibt mit 26 Punkten noch in der Abstiegszone, ebenso wie Eintracht Braunschweig (ebenfalls 26 Punkte, Tabellenplatz 12) nach einem 0:0 beim SV Sandhausen. Im dritten Sonntagsspiel spielte auch Erzgebirge Aue 0:0 gegen den FC Ingolstadt. Aue verhinderte durch diesen Punktgewinn ein Abrutschen auf den Relegationsplatz: Mit 24 Punkten stehen die "Schachter" auf Rang 15, dahinter rangiert Fürth mit wie erwähnt 23 Punkten.
Die Ergebnisse der Sonntagsspiele auf einen Blick:
SpVgg Fürth - Dynamo Dresden 1:0
Erzgebirge Aue - FC Ingolstadt 0:0
SV Sandhausen - Eintracht Braunschweig 0:0
Der FCK holt auf: Fünf Punkte Rückstand auf Platz 16, sechs auf Platz 15

Der 1. FC Kaiserslautern hat mit 18 Zählern auf dem letzten Tabellenplatz zwar immer noch einen beachtlichen Rückstand von nunmehr fünf Punkten auf den Relegationsplatz - aber die Roten Teufel haben bekanntlich auch noch ein Spiel nachzuholen und zuletzt mit zwei Siegen in Folge ein doppeltes Signal an die Konkurrenten gesendet. Vor zwei Wochen betrug der Rückstand des FCK noch zehn Punkte, dieser wurde nun halbiert.
Bereits am Freitag hatte - parallel zum FCK-Heimsieg gegen Kiel - Darmstadt 98 trotz eigener Führung mit 1:2 gegen den VfL Bochum verloren. Während sich Bochum (26 Punkte, Platz 14) damit lediglich ein wenig Luft verschaffen konnte, rutschte der Lautrer Nachholspielgegner aus Darmstadt auf den vorletzten Tabellenplatz ab.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
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