Diskussionen zu fanpolitischen Themen, wie z.B. von ProFans oder dem B.A.F.F.

Beitragvon connavar » 05.09.2006, 14:08


FUSSBALL-FANS IM ABSEITS
Straftat U-Bahn-Fahren


Von René Martens und Matthias Greulich

"Fußball-Fans sind keine Verbrecher" - dieser Satz war bei vielen Demonstrationen vor der WM in Deutschland auf Transparenten zu lesen. Friedliche Anhänger wollten damit gegen staatliche Repressionen protestieren. Ohne Erfolg, wie eine dreiteilige RUND-Serie zeigt.


Ob Politiker, Wirtschaftsvertreter oder Journalist: Die Namhaften unter ihnen haben nach dem Ende der WM gern den Wunsch verbreitet, sie möge doch bitte noch lange weitergehen. Zumindest, was die Stimmung in der Bevölkerung betrifft. Es gibt Fußballfans, für die ist die WM tatsächlich noch lange nicht vorbei. Ihre Stimmung hat sich seit dem Ende des Events nicht geändert. Das gilt zum Beispiel für Matthias Hübner (Name geändert; die Red.), Anhänger des TSV 1860 München. Gegen einen Bescheid der Verwaltungsbehörde München hat er Widerspruch eingelegt, und die Sache hat zu tun mit Unannehmlichkeiten, die ihm während der WM widerfahren sind.

Hübner gehörte zu den rund 20 Münchner Fußball-Anhängern, die während der WM Meldeauflagen zu erfüllen hatten. Jeden Tag mussten sie sich zweimal auf ihrer Polizeidienststelle einfinden - 33 WM-Tage lang, ob Spiele stattfanden oder nicht. Hübner, 26 Jahre alt, ist nicht vorbestraft, aber die Polizei hat einmal im Zusammenhang mit Fußball seine Personalien aufgenommen.

Eine der Begründungen für die Meldepflicht: Man habe ihn an einem Tag, als sich Hooligans des FC Bayern München und des 1. FC Nürnberg in der Münchener Innenstadt prügelten, mit einer Überwachungskamera gefilmt - zwar etliche U-Bahnstationen vom Geschehen entfernt, aber das tat nichts zur Sache. Die Tatsache, dass Hübner Fan der Münchener Löwen ist, auch nicht.

Hübner studiert an der Technischen Universität (TU) München. Sein Ziel: Diplomingenieur. Er steht kurz vor dem Abschluss. Das Geld ist knapp, seine Freundin ist schwanger. Mit finanzieller Unterstützung seines Vaters will Hübner die Sache durchziehen, auch wenn er dazu vor dem Verwaltungsgericht klagen müsste. "Wenn ich mich jetzt nicht wehre, komme ich da vielleicht nie wieder raus." In zwei Jahren, während der EM, "habe ich vielleicht einen guten Job". Da wolle er es "nicht riskieren, meinen Kollegen erklären zu müssen, dass ich mich während der EM zweimal täglich bei der Polizei melden muss, obwohl ich noch nie etwas verbrochen habe. Ich weiß nicht, ob das in der Firma jeder versteht."

Der angehende Ingenieur hat noch in einer zweiten Sache Widerspruch eingelegt. Denn die Stadt München will 1000 Euro von ihm, weil er der Meldepflicht kurzzeitig nicht nachkommen konnte - er befand sich im Ausland, auf einer Uni-Exkursion in Belgien. Da er eine entsprechende Bescheinigung zu spät abgab, wird er zur Kasse gebeten. Einen Spezi von ihm, ein 19-jähriger Azubi, hat es noch schlimmer getroffen: Der ist wegen eines nicht rechtzeitig beigebrachten Attests mit 5500 Euro dabei. Der Münchner Rechtsanwalt Marco Noli, der die beiden Löwen-Anhänger und weitere Meldepflichtige vertritt, spricht von "schikanösen Methoden, die in hohem Maß die Grundrechte verletzen".

St.-Pauli-Anhänger: "Polizei hat Fanszene als Testballon benutzt"

Diesen Vorwurf weist Andreas Ruch, Sprecher des Polizeipräsidiums München, zurück: "Unsere szenekundigen Beamten haben gemeinsam mit unserer WM-Einsatzabteilung diese Leute festgelegt. Dass einer unbescholten war, das kann ich mir nicht vorstellen. Das wäre ja ein starkes Stück, wenn wir jemanden mit Gewalt in Verbindung brächten, und es wäre völlig aus der Luft gegriffen." Den Klagen betroffener Fans vor dem Verwaltungsgericht sehe man " gelassen entgegen". Ihm sei "kein Fall bekannt, in dem ein Gericht Meldeauflagen für rechtswidrig erklärt hätte", sagte Ruch. Die Meldepflicht-Maßnahme habe sich "bewährt". Die Münchener Polizei wendet sie schon seit längerem nicht nur im Zusammenhang mit Fußball-Ereignissen an, sondern auch bei Großdemonstrationen.

Solche Methoden gehören für engagierte Anhänger seit Jahren zum Alltag.

...

Quelle: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0, ... 15,00.html

Mod-Edit: Vorschautext ergänzt.



Beitragvon Mathias » 05.09.2006, 17:04


boah, sowas macht mich echt sauer :x :x :x
Wird Zeit, daß mal was passiert in unserem ach so tollen freien Staat!

Ja, wir sind FREIE Menschen. Nur merke ich davon seit 5 Jahren immer weniger. Immer mehr Kontrollen. Egal wo man sich bewegt. Kann doch nicht mehr angehen sowas :x :x :x
Weil Depressionen echt scheiße sind, schau Dir das Video an. (Quelle: br.de)
Kümmert Euch um Eure Freunde!



Beitragvon Thomas » 08.09.2006, 18:19


Hier der zweite und der dritte Teil der Serie:

http://www.spiegel.de/sport/fussball/0, ... 85,00.html (Teil 2: Strip vor Staatsdienern)

http://www.spiegel.de/sport/fussball/0, ... 57,00.html (Teil 3: Freiheit für die Kurven)
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon connavar » 08.09.2006, 21:02





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