Diskussionen zu fanpolitischen Themen, wie z.B. von ProFans oder dem B.A.F.F.

Beitragvon nobody_cares » 02.12.2015, 12:43


Faszination Fankurve, 02.12.2015 hat geschrieben:Auf der heutigen Innenministerkonferenz soll es erneut einen Vorstoß der Innenministern geben, der eine Reduzierung des Gästekontingents in deutschen Stadien vorsieht. Faszination Fankurve hat eine Petition gestartet, die deutlich macht, dass Gästefans weiter 10 % der Tickets erhalten sollten.

Die reisefreudigen Gästefans haben einen erheblichen Anteil an der guten Atmosphäre, die in den deutschen Stadien herrscht. Deutschland wird in vielen Ländern um die Stimmung in den Gästeblöcken und die Reisefreudigkeit der deutschen Fußballfans beneidet. Die Attraktivität der 1. Bundesliga, der 2. Bundesliga und der 3. Liga im In- und Ausland hängt auch von der dort herrschenden Stimmung ab, für die größtenteils die Fans in den Fankurven verantwortlich sind. Spieltag für Spieltag reisen zum Beispiel Fans aus England nach Deutschland, um hierzulande die Stadionatmosphäre zu genießen. Die Auswärtsfahrt gehört mindestens seit Start der Bundesliga im Jahr 1964 zu einem Samstag in Deutschland dazu.

Laut des Vorstoßes, der auf Initiative von Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger zurückgehen soll, sei das Ziel einer Reduzierung des Gästekontingents eine Entlastung der Polizei. Doch das ist ein Trugschluss. Fußballspiele mit reduziertem Gästekontingent haben in der Vergangenheit gezeigt, dass die Polizei mit neuen Herausforderungen konfrontiert wird, die teilweise sogar zu mehr Einsatzstunden führten. So demonstrierten zahlreiche Preußen Münster Fans in Osnabrück oder auch Hannover 96 Fans in Braunschweig gegen Einschränkungen der Reisefreiheit und die Reduzierung von Gästekontingenten. Neben den am gleichen Tag stattfindenden Derbys musste die zuständige Polizei Kundgebungen und Demonstrationen sichern, was nicht zu einer Entlastung der Beamten geführt haben dürfte. In anderen Fällen, zum Beispiel bei Union Berlin gegen Eintracht Frankfurt, TSG Hoffenheim gegen den 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt gegen Dynamo Dresden, führte die Sperrung des Gästeblocks dazu, dass die Gästefans sich mit Tickets für die Bereiche besorgten, die eigentlich den Heimfans vorbehalten sind. Dadurch war die Trennung zwischen Heim- und Gästefans nicht mehr zu gewährleisten. Wer die Kontingente für Gästefans reduziert, muss damit rechnen, dass Gästefans vermehrt auch in anderen Stadionbereichen auftauchen, was zu Sicherheitsproblemen und/oder höheren Einsatzzahlen bei der Polizei führen könnte.

NRW-Innenminister Jäger hat zu Beginn der Saison 2014/2015 gezeigt, wie Einsatzzeiten der Polizei beim Fußball effektiv reduziert werden können. Bei Nicht-Risikospielen wurden deutlich weniger Polizeibeamte eingesetzt. Trotzdem kam, vorausgesetzt dass keine Fehler bei der Einschätzung eines Spiels gemacht wurden, zu keinen nennenswerten Vorfällen. Mittlerweile ist von diesem Projekt beim Stadionbesuch nichts mehr zu spüren. Statt einer Reduzierung des Gästekontingents sollte der Fokus wieder auf Entscheidungen gelegt werden, die wirklich zu einer Reduzierung der Einsatzstunden der Polizeibeamten führen und die Fankultur in Deutschland nicht einschränken!

Deshalb:
Hände weg vom Gästekontingent! Für den Erhalt der 10 Prozent Regel in den Stadien!
(Faszination Fankurve, 02.12.2015)

​Hier geht es zu der Petition auf Openpetition.de.


Quelle:
http://www.faszination-fankurve.de/inde ... &bild_nr=1



Beitragvon nobody_cares » 02.12.2015, 12:45


Direkt noch ergänzend zu dem Thema, die Meinung der Gewerkschaft der Polizei (GdP):

Faszination Fankurve, 02.12.2015 hat geschrieben:Polizeigewerkschaft gegen reduzierte Gästekontingente

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat zu dem Vorschlag von Nordrhein-Westfalens Innenminster Jäger, der heute in Koblenz diskutiert werden soll, Stellung bezogen. Durch diesen Vorstoß sollen Polizisten entlastet werden. Die GdP lehnt eine Reduzierung der Ticketkontingente für Gästefans aber ab.

Der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Arnold Plickert sagte: „Es kann nicht sein, dass Fußballanhänger pauschal für die Personaleinsparungen bei der Polizei bestraft werden. So kann man den wenigen Gewalttätern bei Fußballspielen nicht Herr werden.“

Ziel der heutigen Diskussion ist laut Polizeigewerkschaft, den Kartenverkauf auch bei solchen Spielen einzuschränken, die erfahrungsgemäß friedlich verlaufen, wenn nicht genügend Einsatzkräfte zur Verfügung stehen. „Das wäre eine Bankrotterklärung der Sicherheitspolitik. Um die Gewalt rund um den Fußball nachhaltig bekämpfen zu können, muss die Polizei intensiver die Gewaltszene aufklären. Wir wollen die Täter gerichtsfest überführen, statt friedliche Fans vom Fußball auszuschließen“, sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Plickert, der auch Vorsitzender des GdP-Landesbezirks Nordrhein-Westfalen ist.
[...]
(Faszination Fankurve, 02.12.2015)


Quelle: http://www.faszination-fankurve.de/inde ... &bild_nr=1



Beitragvon nobody_cares » 03.12.2015, 16:20


Faszination Fankurve, 03.12.2015 hat geschrieben:10.000 Fußballfans für Erhalt der 10 % Regel

Faszination Fankurve hat gestern eine Online-Petition mit dem Motto „Hände weg vom Gästekontingent! Für den Erhalt der 10 Prozent Regel in den deutschen Stadien!“ gestartet, um zu verdeutlichen, dass auswärtsfahrende Fußballfans gegen die Reduzierung von Gästekontingenten sind.

Auf Vorschlag von Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger soll auf der Innenministerkonferenz in Koblenz auch über die Reduzierung von Gästekontingenten in deutschen Stadien bei sogenannten Risiko, aber auch bei Nicht-Risiko-Spielen gesprochen werden. Aktuell erhalten Gästefans bei Spielen in der Regel zehn Prozent aller verfügbaren Tickets. Die wollen manche offensichtlich ändern. Die Gewerkschaft der Polizei kündigte gestern an, den Vorstoß von NRW-Innenminister Jäger ebenfalls abzulehnen. Auch der Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV, Dietmar Beiersdorfer, positionierte sich heute gegen weniger Tickets für Gästefans: "Eine Reduzierung der Gästekartenkontingente ist keine Alternative", heißt es im Interview mit Beiersdorfer auf HSV.de.

Die von Faszination-Fankurve.de gestartete Petition, die sich an Bundesinnenminister Thomas de Maizière, die Innenminister der Länder, DFB, DFL und die Profivereine richtet, wurde innerhalb von einem Tag von 10.000 Fußballfans in Deutschland unterschrieben. Darin fordern Fußballfans zehn Prozent der verfügbaren Tickets für Gästefans, bei Derby und bei sogenannten Nicht-Risiko-Spielen. Die hohe Anzahl der Unterschriften von Fans aus allen Teilen der Republik verdeutlicht, dass die Fans durch die Ideen mancher Innenminister die Fankultur in den Stadion in Gefahr sehen. TuS Koblenz Ultras trugen den Protest heute vor dem Konferenzort auf die Straße. (Faszination Fankurve, 03.12.2015)

(Quelle: http://www.faszination-fankurve.de/inde ... &bild_nr=1 )

Und hier gleich noch der Bericht über den Protest der Ultras aus Koblenz bei der IMK:

Faszination Fankurve, 03.12.2015 hat geschrieben:Ultras protestierten bei Innenministerkonferenz

In der Rhein-Mosel-Halle in Koblenz beginnt heute die Innenministerkonferenz (IMK), bei der es auch um die Reduzierung von Ticketkontingenten für Gästefans bei sogenannten Nicht-Risikospielen gehen soll. Das Inferno Koblenz protestierte vor Ort gegen die Einführung neuer einschränkender Maßnahmen.

„Paris nicht instrumentalisieren“, „Reisefreiheit für Fußballfans“, „Treat us right! Für eine freie Fankultur“, „Freiheit stirbt mit Sicherheit“, und „Fans! No Terrorists“ war auf Plakaten der Ultras von TuS Koblenz rund um den Austragungsort der Innenministerkonferenz zu lesen. Das Inferno bedauert, dass die Plakate mittlerweile wieder von der Polizei entfernt wurden.

Faszination Fankurve startete gestern eine Online-Petition, die sich gegen eine Reduzierung des Gästekontingents in deutschen Stadien ausspricht. Etwa 9.000 Fans haben die an den Bundesinnenminister Thomas de Maizière, die Innenminister der Länder, DFB, DFL und die Profivereine gerichtete Online Petition bisher unterschrieben. (Faszination Fankurve, 03.12.2015)

(Quelle: http://www.faszination-fankurve.de/inde ... &bild_nr=1 )

Stellungsnahme Inferno Koblenz 2003 hat geschrieben:
Zur Innenministerkonferenz in Koblenz

Derzeit findet in Koblenz eine Konferenz der Innenminister statt. Medienberichten zufolge soll dort der Vorschlag eingebracht werden, Möglichkeiten zu schaffen, die Kartenkontingente für Gästefans (noch weiter) zu verringen. Wir erinnern uns: Diese Möglichkeit wurde im Rahmen des DFL-”Sicherheitskonzeptes” bereits am 12.12.2012 beschlossen. Seinerzeit beteuerte man, diese Regelung würde als ultima ratio nur bei gewissen Risikospielen genutzt werden. Viele Fans befürchteten bereits damals, dies könne Einfallstor für weitere Einschränkungen der Freiheit von Fußballfans in Deutschland werden.

Scheinbar halten gewisse Entscheidungsträger die aktuelle gesamtgesellschaftliche Sicherheitsdiskussion für den perfekten Zeitpunkt, die Möglicheit der Gästekartenreduzierung weiter zu zementieren und ihr langsam, aber sicher von der Ausnahme zur Regel zu verhelfen.

Warum wir uns nun äußern?

Da die Konferenz in unserer Stadt tagt, können wir nicht anders, als auch auf diesem Wege unseren Standpunkt deutlich zu machen, zumal wir heute versucht haben, unseren Protest direkt vor Ort an die Teilnehmer der Konferenz zu adressieren, was uns zum Teil gelang.

So konnten wir am Konferenzort und in der näheren Umgebung einige Spruchbänder anbringen, die jedoch leider mittlerweile durch die Polizei entfernt wurden. Wäre ja auch noch schöner, berechtigte Kritik einfach mal zuzulassen.

Um diesen Protest nicht im gewissermaßen luftleeren Raum rund um den Veranstaltungsort, die “Rhein-Mosel-Halle”, verpuffen zu lassen, hoffen wir, hier gerade auch die Menschen erreichen zu können, die in die Thematik bislang nicht involviert waren, um so den ein oder anderen Denkanstoß zu liefern.

Diese Menschen werden sich zunächst die Frage stellen, warum in den Zeiten eines Spannungsfeldes zwischen Sicherheitsdiskurs, Terrorismus und möglichen Militärauslandseinsätzen ausgerechnet Fußball thematisiert werden sollte. Diese Frage müssen wir uns gefallen lassen und wollen sie beantworten. Auch wenn uns als Fans eines Fünftligisten o.g. Maßnahmen auf den ersten Blick kaum treffen, hat der Blick über den Tellerrand noch nie geschadet.

Gerade wenn in Medienlandschaft und Politik einhellig vorgegeben wird, darin übereinzustimmen, dass uns die jüngsten Ereignisse in Paris nicht dazu verleiten sollten, die Freiheitlichkeit unseres Gemeinwesens und unserer Kultur wegen Leuten zu opfern, die eben das bezwecken, genau dann muss sich der Blick auch auf das vermeintlich Unwichtige richten. Denn genau dort wird zuerst an den Stellschrauben gedreht, die man nach oben genannter Prämisse doch gar nicht erst anfassen sollte.

…ist ein bekannter Ausspruch, den auch wir nun im Rahmen der Konferenz via Spruchband geäußert haben. Auf den ersten Blick möglicherweise naiv anmutend beschreibt er treffend diese Falle, in die die Politik aktuell tappt. Völlige Sicherheit ist eine Illusion. Darum wehret den Anfängen!

Auch könnte man nun einwenden, die angedachte Möglichkeit zur Reduzierung von Gästekartenkontingenten stünde in keinem Zusammenhang mit der Sicherheitsdebatte, die die Anschläge in Paris in Gang gesetzt haben. Das wäre in unseren Augen pure Heuchelei.

Zu Recht hagelte Kritik auf diejenigen ein, die die Anschläge zum willkommenen Anlass nahmen, sie im Rahmen der Flüchtlingsdebatte für ihre politischen Ziele zu missbrauchen. Die zum Teil selben Kritiker, die diese Äußerungen richtigerweise als zynisch und widerwärtig bezeichnet haben, finden es nicht zynisch und widerwärtig, den Moment zu nutzen, um im großen Rundumschlag die Rechte von Fußballfans zu beschneiden. Weil: Sicherheit und so.

Bitte erspart uns Eure heuchlerischen Beteuerungen, das eine hätte mit dem anderen nichts zu tun. Es ist offensichtlich, dass Leute, deren Thema und Einnahmequelle “Sicherheit” ist, es gerade jetzt als günstige Situation empfinden, ihre Phantasien in die Tat umzusetzen.

Die Nordwestkurve Frankfurt hat vor einigen Tagen überzeugend skizziert, wie die Pariser Geschehnisse am darauffolgenden Bundesligawochenende das Verhalten deutscher Behörden beeinflusst haben: Fünf von neun auswärtsfahrenden Fanszenen der Bundesliga wurde in Teilen und aus den unterschiedlichsten (stellenweise lächerlichen) Gründen die Begleitung ihrer Mannschaft unmöglich gemacht. Ohne eine Ferndiagnose der genauen Einzelfälle zu wagen, liegt doch eines nahe:

Im Schatten von Paris hinterfragt – verständlicherweise – niemand das Vorgehen gegen Fußballfans, obwohl auch das Anschauen eines Fußballspiels Ausdruck einer offenen und freiheitlichen Kultur ist, die man doch angeblich vor Terror schützen möchte. Aber genau andersherum scheint in den Augen der Sicherheitsfanatiker in den deutschen Behörden ein Schuh daraus zu werden: Geplant war in Paris auch ein Anschlag auf die Zuschauer eines Fußballspiels, also zwingt man anreisende Gästefans in der Bundesliga schon auf dem Hinweg wegen Lappalien zur Heimfahrt und nutzt die Gelegenheit, um die Reduzierung von Gästekartenkontingenten salonfähig zu machen.

Auch wenn es schwerfällt, hierbei sachlich zu bleiben, so machen wir uns doch ein paar Dinge klar: Kein Terrorist der Welt, der ein Fußballstadion ins Visier nimmt, wird sich von einem reduzierten Gästekartenkontingent abhalten lassen. Er wird sich eine Karte für die Heimseite kaufen.

Vielmehr schafft man weitere Probleme: Wie die Vergangenheit gezeigt hat, werden gerade die Fans größerer Vereine ihre Mannschaft auswärts begleiten, auch wenn sie keine Aussicht auf Gästekarten haben und sich stattdessen in Bereiche außerhalb der jeweiligen Gästeblöcke begeben.

Zudem wäre die Umsetzung o.g. Ideen, die auf dem Treffen der Innenminister diskutiert werden sollen, ein Dammbruch: Wird die eine Maßnahme aufgrund vermeintlicher Oppurtunität im Zusammenhang mit der Sicherheitsdebatte durchgewunken, folgt die nächste umso leichter. Die Sicherheitsbehörden würden immer weniger hinterfragt, da ein Opfer auf dem Altar der Sicherheit zunehmend leichter fallen und zunehmend weniger hinterfragt werden wird. Wer schützt uns dann noch vor Willkür, wer überwacht noch die Wächter?

Dass dies keine reine Illusion ist, zeigt wiederum der Blick nach Frankreich. Dort ist es unter den Eindrücken der jüngsten Terroranschläge sämtlichen Fußballfans für einige Zeit prinzipell untersagt worden, ihre Mannschaft zu Auswärtspielen zu begleiten.

Da die Menschen in Frankreich nun zum wiederholten Male Zielscheibe islamistischer Terroranschläge geworden sind, zuletzt sogar ohne Ansehung ihrer Rolle, Weltanschauung und Einstellung, scheinen solche Maßnahmen noch eher nachvollziehbar. Sinnvoll sind sie aus unserer Sicht – wie gesagt – dadurch aber noch lange nicht.

Lassen wir nicht zu, dass einer offenen Gesellschaft innewohnende Freiheiten, zu denen auch lapidare Dinge wie der Besuch von Fußballspielen zählen, nach und nach von Leuten beschnitten werden, die nur darauf gewarten haben, eine Situation wie die aktuelle auszunutzen.

Selbst Menschen, die den Aktivitäten von Fußballfans grundsätzlich kritisch gegenüberstehen, sollten zwischen dieser Kritik und der Bewertung heuchlerischer Politikervorhaben unterscheiden können.

P.S.: Obwohl viel über die Sinnhaftigkeit solcher Petitionen diskutiert werden kann, möchten wir noch ausdrücklich auf folgende hinweisen:

https://www.openpetition.de/petition/on ... en-stadien

(Quelle: http://www.infernokoblenz.net/archiv/sa ... blenz.html )




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