Der 1. FC Kaiserslautern muss seinen aufgeblähten Kader gleichzeitig reduzieren, optimieren und leistungsmäßig maximieren. Wir geben einen Überblick zum Stand des Personals am Beginn der Sommerpause.
Der FCK hat die Zweitliga-Saison 2024/25 auf dem siebten Tabellenplatz abgeschlossen und damit seinen kontinuierlichen Aufwärtstrend seit Thomas Hengens Amtsantritt am 1. März 2021 (damals: gerade überstandene Insolvenz und Abstiegsplatz in Liga 3) fortgesetzt. Von daher ist die gerade bei relativ vielen Fans um sich greifende Unzufriedenheit nicht verständlich. Aber das wird sich erfahrungsgemäß auch wieder legen, je näher der Start der neuen Saison rückt. Klar ist schon jetzt: Der FCK will sich weiter verbessern, das heißt nächstes Jahr ist ein Platz im oberen Drittel und damit fast automatisch der Kampf um den Aufstieg das Ziel. "Wir haben die Saison jetzt als Siebter beendet. Da wollen wir nicht bleiben, sondern wir wollen besser werden", bestätigt Geschäftsführer Hengen. Das nötige Geld dafür ist vorhanden: In der TV-Geld-Tabelle klettert der FCK das nächste Stück nach oben, die Zuschauereinnahmen sind weiterhin sensationell, durch die Verkäufe von Ragnar Ache und weiteren Spielern kommt eine mittlere bis hohe einstellige Millionensumme rein, und in der Hinterhand haben die Verantwortlichen immer noch eine bereits genehmigte Kapitalerhöhung von bis zu sieben Millionen Euro. Der 1. FC Kaiserslautern ist finanziell so gut aufgestellt wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr.
Daraus muss Hengen in den kommenden Wochen gemeinsam mit dem neuen Sportdirektor Marcel Klos und Trainer Torsten Lieberknecht etwas machen. Lieberknecht ist froh über die Eindrücke, die er in seinen bisher vier Spielen gewinnen konnte, ehe nun auch für ihn die Mission Aufstieg so richtig beginnt: "Wir haben gesagt, wir machen diese Spiele fertig und danach setzen wir uns zusammen und beleuchten alles: Den Kader, den ganzen Hintergrund - und dann gehen wir in die Planung rein. Ein Thema ist das Vereiteln von Gegentoren. Außerdem benötigen wir in der Innenverteidigung und im Spielaufbau einen Linksfuß. Wenn du nur mit Rechtsfüßern spielst, dauert es immer mal zu lange, bis der Ball durchgespielt ist. Unser Kader ist auch massiv mit 25 Spielern, wofür es natürlich auch Gründe gab. Auch da müssen wir gucken, wie alles dann rund wird. Es gibt genügend Themen, die wir angehen müssen. Und dann geht es in eine neue Saison hinein, und wer mich kennt, der weiß, dass ich immer sehr ambitioniert in meine Saisons reingehe."
Wie ist der Stand der Dinge im Betze-Kader vor dem Beginn der heißen Transferwochen? Hier kommt unser erster DBB-Überblick mit Namen, Noten und Prognosen:
Tor: Solide bis gut aufgestellt
Julian Krahl (DBB-Notenschnitt der Saison 2024/25: 2,6) hat erst vor einem Jahr seinen Vertrag verlängert und wird als bislang unangefochtener Stammtorwart im Normalfall bleiben.
Hinter Krahl stehen mit dem ein weiteres Jahr von Frankfurt ausgeliehenen Simon Simoni (DBB-Note: 2,8), der in der Rückrunde zwei solide Einsätze hatte, Avdo Spahic und dem leider erstmal verletzten Nachwuchstalent Fabian Heck . Mit dem 17-jährigen Enis Kamga drängt außerdem schon ein weiterer Junioren-Nationalspieler hoch.
Fazit und Prognose: Auf der Torwart-Position besteht kein Handlungsbedarf, wenn überhaupt ändert sich was auf den Herausforderer-Positionen.
Abwehr: Die große Baustelle
Letzte Saison 64 Gegentore, diese Saison 55. Trotz der kleinen Verbesserung bleibt die Defensive, die wie Thomas Hengen richtigerweise betont "schon vorne im Sturm beginnt", die größte Baustelle des FCK. "Du musst zwischen 30 und 40 Gegentoren reinkommen. Dann hast Du eine reele Chance, oben mitzuspielen", beziffert der Geschäftsführer sein ambitioniertes Ziel.
Dabei weiterhin helfen sollen als Innenverteidiger Jan Elvedi (DBB-Note: 3,2) und Jannis Heuer (DBB-Note: 3,2), die sich aufgrund zu schwankender Leistungen aber auf Konkurrenz in Form von Neuzugängen einstellen müssen. Ob es dann für Heuer und/oder Elvedi noch zum Stammplatz reicht, wird auf dem (Trainings-)Platz entschieden.
Shootingstar Luca Sirch (DBB-Note: 2,6) wird den FCK nach Informationen von Der Betze brennt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verlassen. Der letztjährige Viertliga-Spieler und beste Defensivakteur der abgelaufenen Saison hat mehr als eine handvoll Anfragen von höherklassigen Vereinen. Dem FCK winkt dementsprechend aber auch eine gute Ablöse, was ja auch eines der erklärten Vereinsziele ist: Spieler weiterentwickeln und mit Gewinn verkaufen. Trotzdem wird Sirch neben Ragnar Ache die größte Lücke dieses Sommers reißen.
Alle anderen Abwehrspieler werden kämpfen müssen, um bleiben zu dürfen, sofern sie überhaupt noch einen Vertrag haben. Die Arbeitspapiere von Almamy Touré (DBB-Note: 3,6), Maxi Bauer (DBB-Note: 3,3) und Hendrick Zuck enden. Der zu oft verletzte Touré wird einen größeren Platz im Gehaltsgefüge freimachen, Urgestein Zuck könnte nach seinem zweiten Kreuzbandriss anderweitig im Verein eingebunden werden. Der als Boris-Tomiak-Nachfolger geholte Bauer flog unter Lieberknecht aus dem Kader und geht zurück nach Augsburg.
Problematisch sind aber vor allem die Außenverteidiger-Positionen: Auch der Vertrag von Jean Zimmer (DBB-Note: 3,2) läuft aus. Ob der Fanliebling eine Verlängerung bekommt, ist noch nicht geklärt. Zuletzt stand er jedenfalls wieder öfter auf dem Platz und könnte mindestens ein wertvoller Backup bleiben. Frank Ronstadt (DBB-Note: 3,7), Jan Gyamerah (DBB-Note: 3,4), Erik Wekesser (DBB-Note: 4,0) und Florian Kleinhansl (DBB-Note: 3,2) haben noch gültige Verträge, konnten aber allesamt (noch) nicht überzeugen. Ihnen würde der FCK bei einem Wechselwunsch wohl keine Steine in den Weg legen. In Aussicht ist bei diesen vieren aber noch nichts. Einzig Linksverteidiger Mika Haas (DBB-Note: 3,3) hat seinen Kaderplatz für nächste Saison schon sicher. Trainer Lieberknecht hält große Stücke auf den 19 Jahre alten Lautrer, der nach ersten Einwechslungen in Richtung Stammplatz aufgebaut werden soll, aber auch noch Entwicklungszeit benötigt.
Als Neuzugang für die Innenverteidigung steht angeblich schon Maxwell Gyamfi von Drittligist VfL Osnabrück fest, was allerdings noch nicht offiziell bestätigt ist. Der 25-jährige 1,90-Meter-Mann kann jedoch nur der Anfang sein und der FCK wird für eine stabile Abwehr auch noch in höhere Regale greifen.
Fazit und Prognose: Sowohl in der Innen- als auch bei der Außenverteidigung wird sich einiges tun. Und das ist auch nötig. Innen braucht es beispielsweise einen Linksfuß mit Ballgefühl, außen mehr Schnelligkeit und Zweikampfstärke. Mindestens drei bis vier Spieler mit Stammplatz-Potential sollen her.
Mittelfeld: Was wird aus Kaloc?
Marlon Ritter (DBB-Note: 3,1) bleibt und wird auch nächste Saison eine wichtige Rolle inne haben. Der Kapitän ist, wenn er Bock hat und fit ist, ein Unterschiedsspieler, hat aber auch mit Formschwankungen zu kämpfen. Große Stücke hält Torsten Lieberknecht auch auf Filip Kaloc (DBB-Note: 3,4), den er gerne zum Führungsspieler aufbauen möchte und der schon von Friedhelm Funkel als "Betze-Spieler" geadelt wurde. Der Tscheche hat jedoch noch keinen hochdotierten Vertrag und liebäugelt mit einem Wechsel zu einem höherklassigen Klub. Hier könnte der FCK eine weitere ordentliche Ablösesumme generieren. Besser wäre aber, wenn die Verantwortlichen sich mit Kaloc zusammensetzen und ihn von einer Vertragsverlängerung samt fairer Gehaltsanpassung überzeugen.
Keine Zukunft beim FCK haben Tim Breithaupt (DBB-Note: 3,4), der nach Augsburg zurückkehrt, und Philipp Klement (DBB-Note: 3,6). Der 32-jährige Spielmacher könnte sich zwar einen Verbleib vorstellen und Lieberknecht hält eigentlich viel von ihm. Aber dafür müsste Klement große Abstriche beim Gehalt machen. Überzeugen konnte er in seinen drei FCK-Jahren nur am Anfang kurz.
Eine unerwartete neue Chance könnte sich für Afeez Aremu (DBB-Note: 2,9) auftun und vielleicht auch für Tobias Raschl (DBB-Note: 3,7). Beide haben sich bei Lieberknecht nochmal ins Blickfeld geschoben, werden von Hengen und Klos aber kein sehr gutes Zeugnis für die letzten zwei Jahre ausgestellt bekommen. Sowohl Aremu als auch Raschl sondierten zudem schon selbst den Markt und liebäugelten im Winter mit einem Wechsel. Tendenz: offen, aber falls sich eine Gelegenheit auftut, sind auch Aremu und Raschl potentielle Abgänge.
Sicher unter Vertrag steht Leon Robinson (DBB-Note: 3,2), der mit 23 Jahren noch als Nachwuchstalent gilt und sich diese Saison als robuster Backup für verschiedene defensive Rollen erwies.
Als bevorstehender ablösefreier Neuzugang wurde schon Fabian Kunze von Hannover 96 medial verkündet. Die offizielle Bestätigung dürfte in den kommenden Tagen folgen. Die 26-jährige 1,93-Meter-Kante könnte als Nachfolger von Boris Tomiak und Julian Niehues gesehen werden, er kann im defensiven Mittelfeldzentrum, aber bei Not am Mann auch als Innenverteidiger spielen.
Fazit und Prognose: Auch im Mittelfeld wird sich natürlich noch einiges tun, aber nicht so viel wie in Abwehr und Sturm. Wichtig wäre der Verbleib von Filip Kaloc.
Angriff: Die Ache-Millionen müssen richtig eingesetzt werden
Mit Ragnar Ache (DBB-Note: 2,8) verlässt der beste Spieler der letzten zwei Jahre den FCK. Er wird für eine festgeschriebene Ablösesumme von nach DBB-Informationen rund 4,5 Millionen Euro wechseln, vermutlich in die Bundesliga. Seine 34 Zweitliga-Tore zwischen 2023 und 2025 reißen ein riesiges Loch in die Lautrer Offensive. Aber auch hier gilt: Spieler zu verkaufen ist eines der erklärten Vereinsziele, egal ob man das gut oder schlecht findet, und Ache ist in dieser Hinsicht einer der größten Erfolge der letzten zehn Jahre. Den 26-Jährigen adäquat zu ersetzen, wird die wichtigste Aufgabe für Klos und Hengen. Aber es ist möglich. Die Verletzungsanfälligkeit und die spielerische Abhängigkeit von der "Ein-Mann-Büffelherde" wird man beim FCK jedenfalls nicht vermissen, so schmerzlich der Verlust des besten Stürmers auch ist.
Hinter Ache tut sich ein großes Loch auf, mit zwei (bis drei) Ausnahmen: Daniel Hanslik (DBB-Note: 3,2), diese Saison mit 19 Torbeteiligungen in der Form seines Lebens, und Kenny Redondo (DBB-Note: 3,4) haben gültige Verträge und können auch nächste Saison wertvolle Vorarbeiter für den Ache-Nachfolger sein. Mit fünf Jahren auf dem Betze sind Hanslik und Redondo zudem neben Marlon Ritter die dienstältesten FCK-Spieler und als Mitglieder des Mannschaftsrates auch wichtig für das gesamte Gefüge.
Der dritte im Bunde ist Daisuke Yokota (DBB-Note: 2,9). "Wir führen Gespräche", sagt Geschäftsführer Hengen über den von KAA Gent ausgeliehenen Publikumsliebling, der nach dem letzten Heimspiel mit dem wehmütigen Griff aufs Trikot-Wappen sein Herz für den FCK signalisierte. Leider konnte der Dribbelkünstler in der Rückrunde nicht an seine spektakuläre Form aus der Vorrunde anknüpfen. Eine erneute Ausleihe von Gent nach Lautern ist wohl unwahrscheinlich, aber sollte noch nicht ausgeschlossen werden.
Die restliche Offensive macht eher Sorgen als Hoffnung: Aaron Opoku (DBB-Note: 3,6) verlässt den FCK nach drei Jahren mit Höhen und Tiefen ablösefrei. Grant Ranos (DBB-Note: 4,3) geht nach enttäuschender Rückrunden-Ausleihe zurück nach Mönchengladbach. Faride Alidou (DBB-Note: 3,9) steht noch länger unter Vertrag, machte sich zuletzt aber zum Buhmann bei den Fans und müsste von Grund auf neu herangeführt werden. Sollte der Winter-Neuzugang weggeschickt werden, ginge das wahrscheinlich nicht ohne Abfindung. Inklusive der gezahlten Ablöse würde das ein Minusgeschäft von mehr als einer Million Euro bedeuten.
Und dann sind da noch die drei seit Winter verliehenen Offensivspieler: Dickson Abiama hat bei 1860 München solide Leistungen gezeigt, der Drittligist würde ihn gerne behalten - dem sollte nicht viel im Wege stehen. Jannik Mause dagegen geriet auch bei der SpVgg Fürth am Ende aufs Abstellgleis. Der letztjährige Drittliga-Torschützenkönig hat beim FCK keine Zukunft und wie es scheint auch nicht den nötigen Ehrgeiz, aber noch einen laufenden Vertrag. Eine erneute Ausleihe oder auch hier die Zahlung einer Abfindung wären die Möglichkeiten. Von den drei Leihspielern am ehesten die Aussicht auf ein Comeback hat Richmond Tachie, der als Einziger auch beim FCK schonmal gute Leistungen gezeigt hat. Der eine zeitlang kongeniale Partner von Ragnar Ache stand bei Eintracht Braunschweig in jedem Spiel auf dem Feld und muss nun erstmal noch die Relegation gegen den 1. FC Saarbrücken absolvieren. Danach wird man weitersehen.
Fazit und Prognose: Ragnar Ache zu ersetzen wird eine Herkulesaufgabe, ist mit Geld und Verstand aber möglich. Hierbei sollten sich die Fans aber ins Gedächtnis rufen, dass auch Ache vor zwei Jahren nur als Sieben-Tore-Stürmer aus Fürth auf den Betze kam. Also bitte keine Luftschlösser bauen. Sorgen bereitet aber auch die restliche Offensive, wo momentan noch zu viele Kaderplätze mit zu wenig Leistungsnachweis blockiert sind.
Ausblick: Mehr Chance als Risiko
Wie eingangs schon erwähnt, steht dem FCK genug Geld zur Verfügung, um eine schlagkräftige Mannschaft für die Saison 2025/26 aufzubauen. Die Ablösesummen von Ragnar Ache, Luca Sirch und eventuell Filip Kaloc sowie die eingesparten Gehälter von Almamy Touré, Philipp Klement und vielleicht Jean Zimmer müssen klug reinvestiert werden. Sportdirektor Marcel Klos muss neue Juwelen wie einst Sirch und Kaloc finden, vielleicht auch zusätzliche Führungsspieler wie damals einen Mike Wunderlich. Er muss einen Mindestens-15-Tore-Stürmer als Nachfolger von Ache an Land ziehen. Und er muss mit neuem Personal die Abwehr dicht machen, um Torsten Lieberknecht die von Thomas Hengen als Ziel genannte Reduzierung der Gegentore um rund 30 Prozent zu ermöglichen.
Manch ein Fan macht sich Sorgen aufgrund des bevorstehenden "großen Umbruchs", der aber eigentlich auch nicht größer ist als in jedem anderen Jahr. Die erst seit wenigen Wochen im Amt stehenden Trainer Lieberknecht und Sportdirektor Klos dürften hingegen irgendwie auch froh sein, diesen Gestaltungsspielraum zu bekommen. Deshalb kann man es auch einfach positiv sehen: Die anstehenden Veränderungen im Kader sind ambitioniert, bieten dank des finanziellen Spielraums aber mehr Chancen als Risiken. Mit einer cleveren Kaderplanung ist die angestrebte Verbesserung in der kommenden Saison - sprich: oberes Tabellendrittel - kein utopisches Ziel.
Abschließend in eigener Sache: Natürlich gibt es wie immer auch reichlich Gerüchte über Spieler, die (angeblich oder tatsächlich) zum FCK wechseln sollen. Diese findet ihr ebenso wie alle Meldungen zu den Vertragsangelegenheiten der amtierenden FCK-Spieler in unseren Rubriken "Transfer-Ticker", "Transfergerüchte" und im zugehörigen "Unterforum: Transfergerüchte"
In welchen Mannschaftsteilen siehst Du dringenden Handlungsbedarf? Welcher Spieler sollte unbedingt gehalten werden? Und wer lieber nicht? Diskutiere in unserem Forum mit anderen FCK-Fans sachlich und konstruktiv über Deine Ideen zur Kaderplanung zur Saison 2025/26.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes
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