Im Blickpunkt: Fernehgelder in der 2. Bundesliga

TV-Gelder: Warum der FCK am wenigsten kassiert

TV-Gelder: Warum der FCK am wenigsten kassiert


Exakt 7.652.666 Euro streicht der 1. FC Kaiserslautern in dieser Saison an TV-Geldern ein. So wenig wie kein anderer Zweitligist. Zufrieden darf er dennoch sein. Warum? DBB-Autor Eric Scherer hat mal genauer hingeschaut.

Vorweg erst mal: In der 3. Liga hätte der FCK in dieser Saison nur 880.000 Euro aus dem Fernsehgelder-Topf des DFB erhalten - so viel wie alle anderen Wettbewerber auch. Ausnahme: Die Zweitvertretungen von Bundesligisten, denn die bekommen gar nichts. Als Dachorganisation verteilt der DFB die Einnahmen aus seiner TV-Vermarktung nämlich paritätisch. 2018/2019, in der ersten Drittliga-Saison des FCK, gab’s noch rund 1,2 Millionen Euro für jeden, doch seit Corona zahlen Magenta Sport und Co. weniger.

Die DFL als Rechteverwalter der Bundesliga und 2. Bundesliga schüttet dagegen Fernsehgelder schon seit der Saison 1999/2000 nicht mehr nach dem Gleichheitsprinzip, sondern nach komplexen Verteilungsschlüsseln aus. Nach denen bekommen die Vereine, die in den vergangenen Jahren vorne platziert waren, mehr als die auf den hinteren Rängen. Topteams böten ja den attraktiveren Fußball und müssten die Stars refinanzieren, wegen denen die Leute dann einschalteten, also hätten sie auch Anspruch auf größere Anteile - so ungefähr lautet die Argumentation. Mit der sich - wen wundert’s - die Vereine durchsetzten, die schon damals zu den finanzstärksten gehörten, an der Spitze natürlich der FC Bayern.

Was einen wesentlichen Teil dazu beitrug, dass die Schere zwischen arm und reich im deutschen Fußball in den vergangenen beiden Jahrzehnten immer weiter auseinanderklaffte. Der Volksmund veranschaulicht das Prinzip, nach dem hier verteilt wird, gerne mit dem Bild vom Teufel, der sich stets auf dem größten Haufen entleert.

Vor fünf Jahren erhielt der FCK noch knapp elf Millionen Euro

Als der FCK 2017/18 sein letztes Jahr in der Zweiten Liga bestritt, kassierte er für diese Saison noch 10.950.000 Euro an Fernsehgeldern. Nur 24 der insgesamt 36 Erst- und Zweitligaklubs strichen höhere Summen ein. Damals waren die TV-Einnahmen auf insgesamt vier Töpfe verteilt. Die dickste Säule trug die Aufschrift "Bestand" und enthielt allein 70 Prozent des Gesamtvolumen. Zu ihrer Ausschüttung wurde die Fünf-Jahres-Wertung herangezogen, die die Platzierungen der jüngsten Vergangenheit im Verhältnis 5:4:3:2:1 gewichtete. Für den aktuellen Saisonabschluss gab es also fünf Mal so viel wie für den vor fünf Jahren. Obwohl gerade abgestiegen, stand der FCK in diesem Ranking dennoch noch einigermaßen gut da, weil er 2013, 2014 und 2015 in der 2. Bundesliga dritte und vierte Tabellenplätze belegt hatte.

Aus einer weiteren Säule, die die "sportliche Nachhaltigkeit" würdigte, wurde sogar Geld anhand einer 20-Jahres-Wertung ausgeschüttet. Dadurch machten sich die schon länger zurückliegenden Bundesliga-Jahre der Pfälzer nochmal bezahlt, sogar die Deutsche Meisterschaft von 1998. Allerdings befanden sich in diesem Topf nur fünf Prozent des Gesamtvolumens. Nur zwei Prozent davon beanspruchte die Säule "Nachwuchs", die den Einsatz von U23-Spielern in den Profiteams belohnte. 23 Prozent der Gesamtsumme waren in der Säule "Wettbewerb" deponiert, die ähnlich gestaffelt ausgeschüttet wurde wie die Säule "Bestand".

Seit 2021/22 gibt’s Sockelbeträge für alle - und das ist gut so

Seit der Saison 2021/22 gilt ein neuer Verteilungsschlüssel. Er wurde nach Protesten von vier "kleinen" Erst- und zehn Zweitligisten durchgesetzt, die auf mehr Gerechtigkeit drängten. So richtig durchsetzen gegen die Großen vermochten sie sich nicht, aber: Immerhin 53 Prozent der Einnahmen der nationalen TV-Vermarktung werden nun nach dem Gleichheitsprinzip ausgeschüttet. Für diese Saison ist der Sockelbetrag in der Bundesliga für alle mit 25.833.333 Euro festgeschrieben. Die Zweitligisten erhalten unisono 7.173.889 Euro.

Aus der internationalen Vermarktung der TV-Rechte erhalten alle Zweitligisten pauschal 460.000 Euro. Bei den Bundesligisten dagegen kommt ein Drei-Säulen-Modell zum Tragen. Der Anteil aus dem Gleichverteilungstopf liegt für jeden Klub bei 3,86 Millionen Euro.

Aus Fünf-Jahres-Wertungen fließt nichts mehr nach Lautern

Im nationalen Verteilungsschlüssel werden nur noch 42 Prozent des Gesamtvolumens anhand von Fünf-Jahres-Wertungen ausgeschüttet. Da gibt es jetzt zwei verschiedene Rankings. Eines, das wie gehabt die Platzierung jedes einzelnen Klubs in den vergangenen Jahren bewertet. Und ein etwas undurchsichtiges, das alle 36 Vereine gemeinsam einbezieht.

Dem FCK können beide Rankings egal sein, denn da er in den vergangenen vier Jahren nur in der 3. Liga spielte, erhält aus diesen Töpfen gar nichts. Arminia Bielefeld dagegen, die in den vergangenen beiden Jahren Bundesliga spielten, schöpft aus diesen Töpfen über 11,5 Millionen Euro, was die Ostwestfalen zum Spitzenreiter im TV-Gelder-Ranking der Zweiten Liga macht.

Darüber hinaus existiert auch noch eine Zehn-Jahres-Wertung, die allerdings nur 0,5 Prozent des Gesamtvolumens beansprucht. Aus diesem Topf erhalten die Lautrer 18.777 Euro.
Hier die komplette Aufstellung, wie sie bei fernsehgelder.de zu finden ist:

2022-07-19-tv-gelder-tabelle

Nicht auf dieser Liste aufgeführt ist die Säule "Nachwuchs", die jedoch weiterhin besteht. Aus ihr werden drei Prozent der TV-Gelder ausgeschüttet. Und nur zwei Prozent fließen aus der neu geschaffenen Säule "Interesse".

Diese berücksichtigt die Attraktivität der Klubs, allerdings nicht anhand der im Grunde unbewiesenen Behauptung, die "Großen" müssten schließlich die Stars finanzieren, die die Einschaltquoten bringen. Dieses Ranking entsteht auf Basis einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Allensbach. In dieser geben 23.000 deutschsprachige Fußballfans an, welche Vereine sie sich am liebsten anschauen. Das Geld aus diesem Topf wird allerdings erst am Ende der Spielzeit ausgezahlt.

Fazit: Der FCK schöpft heuer zwar weniger Rahm aus dem TV-Topf als in seiner letzten Zweitligasaison vor fünf Jahren, profitiert aber dennoch von einem insgesamt gerechteren Verteilungsschlüssel. Würden nach wie vor 70 Prozent des Gesamtvolumens nach der damals gültigen Fünf-Jahres-Wertung verteilt, wäre es deutlich weniger.

Schon bald steht die nächste Verhandlungsrunde an

Diese Verteilungsschlüssel gelten übrigens vier Jahre. Das heißt: Der nächste muss für die Saison 2025/26 ausgehandelt werden. FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen ist gut beraten, sich auf die Seite der Widerspenstigen zu stellen, die dem Diktat der "Großen" hoffentlich weiterhin die Stirn bieten. Warum nicht das Prinzip vom Teufel und den großen Haufen umdrehen - und die "Kleinen" proportional sogar mehr verdienen lassen als die "Großen"?

Zumal die Großkopferten sich ihren finanziellen Vorsprung vor den ärmeren Klub ja auch künftig allein schon durch die TV-Einnahmen aus den internationalen Wettbewerben sichern werden, in denen sie vertreten sind. Der FC Bayern etwa muss die Champions League nicht einmal gewinnen, um allein aus diesem Wettbewerb pro Saison 150 Millionen Euro an Fernsehgeld einzustreichen - was ungefähr dem jährlichen Gesamtumsatz eines durchschnittlichen Erstligaklubs entspricht, der nicht international spielt.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer

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