Interview mit Aufsichtsratskandidatin Charlotte Basaric-Steinhübl

„Kleine Dinge können positive Veränderungen bewirken“

„Kleine Dinge können positive Veränderungen bewirken“


Mit Charlotte Steinhübl-Basaric präsentiert sich heute eine weitere Neubewerberin für den FCK-Aufsichtsrat und die einzige Frau im Kandidatenkreis den Lesern von „Der Betze brennt“. Die gebürtige Südpfälzerin hat schon viele Ehrenämter beim FCK bekleidet und ist aktuell unter anderem stellvertretende Vorsitzende des Satzungsausschusses.

Der Betze brennt: Im Sommer gab es einige grundlegende Veränderungen beim FCK: Neuer Sportdirektor, neue Spieler, neues Konzept. Wieso sollte aus Ihrer Sicht auch im Aufsichtsrat der Reset-Knopf gedrückt werden, Charlotte Basaric-Steinhübl?

Charlotte Basaric-Steinhübl (40): Grundsätzlich sollte man immer sämtliche Bereiche durchleuchten, um Defizite aufzudecken und kontinuierlich besser zu werden. Sportlich gibt es nun ein neues, erfolgversprechendes Konzept, das Hoffnung macht. Auch in anderen Bereichen gibt es Verbesserungspotential. Beispielsweise hat die Identifikation der Fans mit dem Verein abgenommen. Dies liegt zum einen an Mannschaft und Spielweise der letzten Jahre, aber auch an anderen, oftmals kleinen Dingen, die sich jedoch summieren. Während ein Fan seinem Verein die Treue hält, wird sich ein Sponsor bei Unstimmigkeiten oder schlechter Außendarstellung schnell einen anderen Vertragspartner suchen. Diesen Entwicklungen entgegen zu steuern, dafür ist der Vorstand verantwortlich. Der Aufsichtsrat sollte sich kritisch und konstruktiv damit auseinandersetzen und eingreifen, wenn er der Meinung ist, dass sich Dinge „in die falsche Richtung“ bewegen. Durch eine neue Zusammensetzung des Aufsichtsrats können Sichtweisen von außen in den Verein kommen, die man von innen heraus oft nicht mehr wahrnimmt.

Der Betze brennt: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor, zunächst beruflich und privat.

Basaric-Steinhübl: Schon in den 1990er Jahren habe ich mich bei den Spielen auf dem Betze auch immer für die Dinge im Umfeld interessiert, z.B. das Sponsoring, das damals noch in den Kinderschuhen steckte. Daher habe ich BWL mit dem Schwerpunkt Sportmanagement studiert und 2003 mit der Diplomarbeit zum Thema „Vermarktung des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Kaiserslautern“ abgeschlossen. Danach war ich unter anderem bei der BG Karlsruhe (1. Basketball-Bundesliga), im Organisationskomitee der FIFA WM 2006 in der DFB-Zentrale, als Geschäftsführerin Frauenfußball beim Hamburger SV und bei der BANF Werbung Nürnberg im Bereich Sponsoring beschäftigt. Zum Thema „privat“: Ich wurde in der Südpfalz geboren und bin dort aufgewachsen, bin „frisch“ verheiratet und im Januar erwarten wir unser erstes Kind, auf das wir uns sehr freuen. Daher trete ich aktuell beruflich etwas kürzer - glücklicherweise verstehen mein Mann und meine Familie meinen „FCK-Virus“, so dass Spiele und ehrenamtliche Tätigkeiten weiter möglich sein werden.

Der Betze brennt: Seit wann fühlen Sie sich mit den Roten Teufeln verbunden und wie haben Sie sich in der großen FCK-Familie bisher eingebracht?

Basaric-Steinhübl: Mein erstes Spiel habe ich mit meinem Vater im Mai 1989 in der Ostkurve erlebt. Bei der Niederlage gegen den KSC hatte ich das ganze Spiel die Westkurve im Auge - da wollte ich hin! 1990/91 hatte ich dann auch direkt die erste von vielen Dauerkarten im „berüchtigten“ Block 8. Von 1995 bis 2003 habe ich bei den Heimspielen ehrenamtlich geholfen, zwei Jahre im Ordnungsdienst, danach beim Stadionradio und bei den FCK-Amateuren. 1998 konnte ich die Meisterschaft „hautnah“ neben der Mannschaftsbank miterleben - unvergesslich! Nach jobbedingten Umzügen wohne ich seit 2008 wieder „in Reichweite“, habe seither kaum ein Heimspiel verpasst und fahre so oft wie möglich auswärts. Seit den Anfängen der Museumsinitiative 2009 bin ich dort aktiv und es ist schön zu sehen, wie aus der „Idee Museum“ und den ersten gesammelten Dingen mittlerweile eine Ausstellung und eine Vision für eine Langzeitausstellung geworden ist. Außerdem bin ich seit Frühjahr 2013 stellvertretende Vorsitzende im Satzungsausschuss.

Der Betze brennt: Wie bewerten Sie die aktuelle Amtsperiode des Aufsichtsrates, also die letzten drei Jahre - welche Erfolge kann die Vereinsführung in dieser Zeit vorweisen?

Basaric-Steinhübl: Wie bereits erwähnt bin ich sehr froh, dass nun der „Konzeptwechsel“ stattgefunden hat. Man merkt, dass die Mannschaft wieder ein Team ist, in dem jeder füreinander kämpft. Es macht wieder Spaß, sich Spiele des FCK anzusehen. Die Integration des eigenen Nachwuchses in den Profikader funktioniert reibungslos und erhöht dadurch die Identifikation der Fans mit den Spielern. Der geplante Rückkauf des Nachwuchsleistungszentrums ist ein wichtiger Schritt, um das neue Konzept langfristig erfolgreich durchzuführen.

Der Betze brennt: Und was lief aus Ihrer Sicht weniger gut? Wo sehen sie Verbesserungspotential?

Basaric-Steinhübl: Abgesehen vom sportlichen Bereich, in dem offensichtlich Dinge schief gelaufen sind, bin ich der Meinung, dass es oftmals vermeintlich „kleine Dinge“ sind, die viel kaputt machen oder aber auch sehr positive Veränderungen bewirken können. Wenn man beispielsweise das Saisonziel „Aufstieg“ ausgibt, schürt man damit eine Erwartungshaltung, die man danach den Fans nicht zum Vorwurf machen sollte. Der ehrliche Umgang miteinander, gegenseitiger Respekt, Kritiker nicht „mundtot“ machen, sondern ernsthaft anhören, ob sie vielleicht mit einer konstruktiven Kritik auch recht haben könnten, transparente Kommunikation… Das sind Dinge, die aus meiner Sicht immens wichtig für den Verein sind, für die Identifikation, für Spieler, Sponsoren, die Außendarstellung – einfach alles. Hier gibt es aus meiner Sicht ein großes Potential, den Verein weiter nach vorne zu bringen – ohne dass es zusätzliches Geld kostet!

Der Betze brennt: Sie haben es gerade angedeutet: Verbesserungspotential besteht sicher auch in der konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Vereinsführung und engagierten Mitgliedern. Als stellvertretende Vorsitzende des Satzungsausschusses, in den Sie die Vereinsmitglieder mit überwältigender Mehrheit gewählt haben, erfahren Sie das in regelmäßigen Abständen. Wo hakt es hier und welche Lösungsansätze sehen Sie?

Basaric-Steinhübl: Aus meiner Sicht haben wir im Satzungsausschuss die letzten eineinhalb Jahre eine sehr gute Arbeit geleistet. Wir haben die komplette Satzung durchgearbeitet und konstruktiv diskutiert. Bei fast allen Punkten sind wir auf einen gemeinsamen Nenner gekommen. Bei unterschiedlichen Meinungen innerhalb des Ausschusses werden den Vereinsmitgliedern alle Varianten präsentiert – das ist nicht schlimm, schließlich entscheiden diese und woher soll der Satzungsausschuss wissen, welche Meinung das einzelne Mitglied hat? So kann sich jedes Mitglied sein eigenes Bild machen und danach eine Entscheidung treffen. Schade finde ich, dass über die Arbeit nicht transparent berichtet wurde. Man hätte die daran interessierten Mitglieder mehr einbinden können, beispielsweise durch ein Rederecht in den Sitzungen oder Diskussionsrunden. Die Satzung geht schließlich alle Mitglieder etwas an und sollte nicht von einigen wenigen, sondern von der Mehrheit der Mitglieder entschieden werden. Daher bin ich hier für Offenheit und Transparenz und dafür, sich Zeit zu nehmen, damit jedes Mitglied sich seine eigene Meinung bilden kann.

Der Betze brennt: Sie sind – wie schon erwähnt – außerdem im entstehenden FCK-Museum sowie im Mitgliederbündnis „Perspektive FCK“ aktiv, können also insbesondere im ehrenamtlichen Bereich des Vereins viel Erfahrung vorweisen. Was motiviert Sie nun konkret zu diesem nächsten Schritt, der Kandidatur für den Aufsichtsrat?

Basaric-Steinhübl: Oft hört man „von Tradition kann man nichts kaufen“. Jedes Produkt benötigt aber ein Alleinstellungsmerkmal, damit es nicht in der Masse untergeht – was kann es denn besseres geben, als unsere Alleinstellungsmerkmale, die überall bekannt sind? Sind es nicht unsere Tradition, Werte wie Zusammenhalt, Ehrlichkeit oder Treue, Spieler wie Wuttke, Briegel oder Hotic, die uns ausmachen? Die Tradition ist keine Garantie für Erfolge und sichert keine Spielberechtigung für die erste Liga. Sie ist aber die Grundlage für alles, was den FCK ausmacht. Wenn man dies ernsthaft lebt – dann wird man darüber auch Sponsoren gewinnen können, die genau diesen Imagetransfer suchen und die Identifikation der Fans wird wieder steigen. Auf meinem Wunschzettel für die nächsten drei Jahre steht daher beispielsweise die Entwicklung eines Leitbildes, das nicht von oben herab diktiert werden darf, sondern das von allen Beteiligten gemeinsam erarbeitet wird und dann auch von allen gelebt werden muss. Solche grundlegenden Dinge möchte ich zum Wohle unseres FCK mit voranbringen.

Der Betze brennt: Vielen Mitgliedern fällt es schwer, die Arbeit der einzelnen Aufsichtsräte zu bewerten, weil über die Diskussionen und über unterschiedliche Sichtweisen in dem Gremium wenig veröffentlicht wird. Nicht zuletzt daraus resultiert auch der immer wieder zu hörende Vorwurf, dass der Aufsichtsrat nur die Wünsche des Vorstands „abnicke“ anstatt zu „kontrollieren“. Wie könnte man über die Tätigkeit des Aufsichtrates mehr Transparenz schaffen und was spricht möglicherweise dagegen?

Basaric-Steinhübl: Die Sitzungen des Aufsichtsrats sind vertraulich, schließlich sollen interne Dinge auch im Verein bleiben. Allerdings gibt es sicherlich auch Infos, die man der Öffentlichkeit zugänglich machen könnte. Ich könnte mir beispielsweise eine „Mitgliederfragestunde“ vor den Aufsichtsratssitzungen oder an Spieltagen vorstellen, so dass Mitglieder Fragen stellen können – was dort beantwortet werden kann, muss der Aufsichtsrat natürlich vorher festlegen. Vielleicht wäre auch ein interner Mitgliederbereich auf der Homepage sinnvoll, so dass man sicherstellen kann, dass nur Vereinsmitglieder bestimmte Informationen erhalten. Auch über eine Veröffentlichung von Abstimmungsergebnissen in anonymisierter Form kann man nachdenken. Es gibt hier sicherlich Möglichkeiten, die Arbeit etwas transparenter und „näher an den Mitgliedern“ zu gestalten, ohne dass vertrauliche Dinge an die Öffentlichkeit gelangen.

Der Betze brennt: Vor einem halben Jahr hat der amtierende Aufsichtsrat den Vertrag mit dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz sehr frühzeitig verlängert. Wie bewerten Sie diesen Schritt aus ihrer Sicht als Neubewerber, hätte man dafür nicht besser die nun anstehende Neuwahl des Aufsichtsrates abwarten sollen?

Basaric-Steinhübl: Aus meiner Sicht eine sehr unglückliche Entscheidung. Selbst wenn man den Vertrag für die Einstellung eines Sportdirektors ändern musste, sehe ich keinen Grund, warum man ihn vorzeitig verlängert hat. Der Vertrag mit Stefan Kuntz lief im Sommer noch eineinhalb Jahre und die Begründung, dass sich der Aufsichtsrat „unter Zeitdruck“ gefühlt hatte ist für mich nicht nachvollziehbar. Auch die Aussage, dass man Spieler ohne die Vertragsverlängerung von Stefan Kuntz eventuell nicht hätte verpflichten können, halte ich für nicht schlüssig. Unabhängig von der Person, um die es geht, wäre es sicher angemessener gewesen, einem etwaigen neuen Aufsichtsrat diesen Schritt zu überlassen, anstatt ihn vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Der Betze brennt: Alle paar Jahre wieder im Gespräch ist auch eine Ausgliederung und es ist davon auszugehen, dass dieses Thema die nächste Amtsperiode des Aufsichtsrates entscheidend mitprägen wird. Auch bei vielen anderen Vereinen wird emotional darüber debattiert: Der Hamburger SV wurde ausgegliedert, beim SC Freiburg wurde dieser Schritt fast einstimmig abgelehnt, der VfB Stuttgart plant eine Entscheidung im nächsten Jahr. Bezogen auf den FCK gefragt: Sind Sie für oder gegen eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung?

Basaric-Steinhübl: Ich habe mich mit dem Thema Ausgliederung und den Folgen für den Verein intensiv beschäftigt, gerade auch durch die aktuelle Ausgliederung beim HSV. Dort ist die Fan- und Mitgliederszene durch die Ausgliederung komplett gespalten, auch bei anderen (ehemaligen) Vereinen kann man dies beobachten. Der 1. FC Kaiserslautern e. V. ist ein Traditionsverein, der von seinen Fans, seinen Mitgliedern und deren Identifikation lebt. Wie oben angesprochen, hat die Identifikation bei vielen schon gelitten und mit einer Ausgliederung könnte sich diese Entwicklung noch verschlimmern. Solange es keine rechtlichen Vorgaben gibt, die eine Ausgliederung unumgänglich machen, bin ich daher klar gegen eine Ausgliederung und für den eingetragenen Verein, bei dem die Mitglieder ein Teil des Ganzen sind.

Der Betze brennt: Die Abteilung Fußball, welcher der allergrößte Teil der Vereinsmitglieder angehört, liegt seit einigen Jahren brach und existiert rein formal betrachtet gar nicht mehr. Wie beurteilen Sie persönlich die vorgeschlagene Lösung für diese Problemstellung, eine Abteilung „Fans und fördernde Mitglieder“ nach dem Vorbild von Klubs wie Borussia Dortmund oder Eintracht Frankfurt zu gründen, um den betroffenen FCK-Mitgliedern wieder eine echte Heimat innerhalb ihres Vereins zu geben und um auch die Abteilungen neben dem Fußball besser zu unterstützen?

Basaric-Steinhübl: Die über 16.000 Fans, die Mitglied im Verein sind, obwohl sie selbst nicht „aktiv“ Sport ausüben, benötigen auf jeden Fall ein „Zuhause“ innerhalb des Vereins. In einer eigenen Abteilung kann man das immense Potential, das diese Mitglieder mitbringen, bündeln. Ein Beispiel: Die Idee, eine Replik der Meisterschale zu organisieren, kam beim Auswärtsspiel in Braunschweig auf. Danach haben Fans aus den verschiedensten „Ecken“ gemeinsam daran gearbeitet, dass dieser Wunsch Wirklichkeit wird. Die Verkaufsaktion mit den Meisterschaftspins wurde gemeinsam von der „Perspektive FCK“, Ultragruppen, einzelnen Fans und Helfern der Museumsinitiative durchgeführt und war ein voller Erfolg. Heute ist die Schale das Highlight in der Ausstellung – und man kann daran sehen, wie erfolgreich ehrenamtliche Arbeit sein kann. Allerdings war die Aktion für Einzelne ein immenser Aufwand und sehr viel Arbeit, die man besser hätte verteilen können, wenn man die Strukturen einer Abteilung gehabt hätte.

Der Betze brennt: Abschließend und mit Ihren eigenen Worten zusammengefasst: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen ihre Stimme geben?

Basaric-Steinhübl: Ich bin seit über 25 Jahren Fan und habe durch meine ehrenamtlichen Tätigkeiten Einblicke in die Vereinsstrukturen. Durch mein Studium und meine beruflichen Stationen bei anderen Vereinen, Verbänden und Organisationen bringe ich vielfältige Erfahrungen aus der Sportbranche mit. Mein Wunsch für den FCK ist es, dass wieder eine größere Transparenz und mehr Nähe erreicht werden. Werte wie „Zusammengehörigkeit“ oder „Ehrlichkeit“ dürfen keine Schlagworte sein, sondern müssen im ganzen Verein gelebt werden – nur dann kann man diese auch glaubwürdig nach außen kommunizieren. Tradition, Ehrenamtlichkeit und Professionalisierung schließen sich nicht aus, sondern können für uns einen wichtigen Erfolgsfaktor darstellen. Die Verfolgung solcher Ziele liegt beim Vorstand, als Aufsichtsrat möchte ich aber mit darauf achten, dass die Weichen in die richtige Richtung gestellt werden.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Übersicht: Alle Infos und Artikel zur Jahreshauptversammlung 2014
- Steinhübl: „Die Schale soll ein Ansporn für die Zukunft sein“ (vom 02.04.2013)

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