Ich hoffe das ist der richtige Thread hier und poste mal ein Interview der Hamburger Morgen Post mit Georgiens National Trainer Klaus Toppmöllervom 04.10.2006
Das für FCK-Fans relevante habe ich mal fett gemacht
»Ich wohne in der Jugendherberge«
JENS FRIESENDORFF
Klaus Toppmöller war von Oktober 2003 bis Oktober 2004 Trainer des Hamburger SV. Jetzt kehrt "Toppi" als georgischer Nationaltrainer in den Norden zurück. Am Sonnabend (20 Uhr, live ZDF) tritt er mit Georgien in Rostock gegen den Weltmeister der Herzen an. Die MOPO traf sich mit dem 55-Jährigen zum Gespräch.
MOPO: Gibts noch Kleine im Fußball?
Toppmöller: Ja, natürlich, das drückt doch ein 13:0 Deutschlands in San Marino aus.
MOPO: Kennen Sie Georgiens aktuelle Weltranglistenposition?
Toppmöller: Wir sind 94., glaube ich. Als ich angefangen habe, standen wir auf Platz 116. Ich habe damals gesagt, wenn ich aufhöre, dann will ich, dass wir zu den besten 50 zählen. Wir müssen als Team noch sehr viel lernen.
MOPO: Was vor allem?
Toppmöller: Taktik, Teamgeist, Kampf und dass nicht immer jeder sein eigenes Süppchen kocht.
MOPO: Toppi ist also der Klinsi Georgiens - Ihre Arbeit dreht sich vor allem um Motivation?
Toppmöller: Tatsächlich haben wir im Sommer in Georgien eine Aktion mit TV-Spots, Städtepostern und Anzeigen gestartet. Der Slogan, den ich da verbreite, heißt: Wir sind ein Team! Wir haben schon viel erreicht. Es gibt einen neuen Sponsor, ein neues Stadion, und im ganzen Land werden überall neue Kunstrasenplätze gebaut.
MOPO: Was wird von Ihnen erwartet?
Toppmöller: Georgien hatte mit Boskamp einen holländischen Trainer und mit Giresse einen Franzosen, jetzt wollen sie von den Deutschen lernen. Deutschland ist Vorbild Nummer 1.
MOPO: Was sollen sich Ihre Spieler am Sonnabend in Rostock denn von den Vorbildern abgucken?
Toppmöller: Wir wollen von der deutschen Mentalität lernen, aber auch taktische Dinge abgucken. Einige glauben bei uns immer noch, dass Fußball nur aus langen Bällen in die Spitze besteht und die Mittelfeldspieler bekommen dabei eine Halsstarre.
MOPO: Wo drückt der Schuh am meisten?
Toppmöller: Eigentlich habe ich keinen richtigen Torwart. Meine beiden Jungs sind dem Ruf des Geldes nach Russland gefolgt und jetzt sitzen sie dort auf der Bank.
MOPO: Man hört, dass der Staatspräsident Sie nach der Vertragsunterschrift sofort empfangen hat. Wohnen Sie jetzt auch schon im Gästehaus der Regierung?
Toppmöller: Nein, aber den großen Empfang gab es wirklich. Das war mir aber alles fast schon zu viel. Wenn ich in Georgien bin, dann wohne ich immer in unserem Trainingsquartier in Tiflis. Auf den Trainingsplatz können sie allerdings niemanden lassen, so schlecht ist der. Aber er wird jetzt erneuert. Ich wohne dort auf dem Gelände. Das müssen Sie sich wie eine gute Jugendherberge vorstellen. Es gibt drei Frauen, die für uns kochen und sauber machen. Ich komme mir immer vor wie früher bei den ersten Reisen mit den Auswahlmannschaften des Kreises.
MOPO: Hört sich nach Nationalteam-Romantik an.
Toppmöller: Ein bisschen. Die Stars wie Kaladze vom AC Mailand haben natürlich in Top-Hotels gewohnt, aber sie wissen alle, wo sie herkommen. Zuletzt habe ich über 30 Mann eine Woche nicht aus dem Gelände rausgelassen. Zum Glück sind die Spieler leicht zu führen, da kommt keiner auf dumme Gedanken. Da trinkt auch keiner einen Tropfen Alkohol, was man Georgiern und Russen ja immer nachsagt. Die trinken alle immer nur ihren Tee.
MOPO: Hat die WM in Deutschland Ihren Status verändert?
Toppmöller: Wie gesagt, Deutschland war schon immer die Nummer 1 für die Georgier. Als ich im Juni in Georgien war, habe ich eine Menge Fans in Deutschland-Trikots gesehen. Ich finde auch, dass Deutschland den Titel verdient gehabt hätte.
MOPO: Man hat das Gefühl, dass Sie sich sehr wohl fühlen?
Toppmöller: Ja, das stimmt. Man wollte meinen Vertrag schon vorzeitig um zwei Jahre verlängern, doch ich habe jetzt erst mal vor, die ersten zwei Jahre vollzumachen. Allerdings kann ich mir gut vorstellen weiterzumachen.
MOPO: Ein Job in der Bundesliga scheint für Sie weit weg zu sein. Haben Sie noch Kontakt nach Hamburg? Und wann werden Sie endlich Trainer bei Ihrem 1. FC Kaiserslautern?
Toppmöller: Letzteres kann ich ausschließen. Ich möchte als Rentner in der Pfalz meine Ruhe haben und nicht immer auf Menschen treffen, die sagen: "Ist das nicht der, der mit unserem FCK abgestiegen ist?" Die Kontakte nach Hamburg werden immer weniger. Aber noch spielen da ja einige Jungs, an denen wir damals dran waren. Atouba zum Beispiel.
MOPO: Was ist Ihr Wunschergebnis für Sonnabend?
Toppmöller: Wir wollen gewinnen, aber dafür müsste alles perfekt laufen. Ich bin gespannt, was passiert, wenn Mertesacker & Co. auf unsere spielstarken Stürmer treffen. Alles ist möglich, aber ich wäre schon froh, wenn wir uns Respekt erarbeiteten. Und 0:13 verlieren wir ganz sicher nicht.
Ressort: sport
Quelle: http://archiv.mopo.de/archiv/2006/20061 ... berge.html
