Rezension: Buch „Mensch Thines“

Geschichten von einem Vollblut-Pfälzer

Geschichten von einem Vollblut-Pfälzer


Über Ex-FCK-Präsident Norbert Thines ist vermutlich schon fast jedes Wort gesagt, geschrieben und erzählt worden. Trotzdem lohnt sich ein Blick in das von Michael Dittrich, Barbara Herbach und Gabi Saler geschriebene Buch „Mensch Thines“.

Großen Persönlichkeiten widmet man ein Buch und erzählt ihr Leben nach. In der Politik tauchen jeden Tag gefühlt 50 Biografien auf. Und alle erzählen eine ganz besondere Geschichte. Im Fußball macht man es ähnlich, vor allem weil sich mit bekannten Sportlern und Funktionären viele Emotionen und Erinnerungen verbinden. Das Buch „Mensch Thines“ ist jedoch keine klassische Biografie, die das Leben eines Pfälzer Idols nacherzählt.

Neben einem umfassenden Anhang ist es in zwei große Abschnitte untergliedert: Zum einen widmet es sich Thines‘ Schaffen beim 1. FC Kaiserslautern, zum anderen steht sein Engagement für die Stadt und andere Institutionen im Mittelpunkt. „Schwer, sein Leben zu gliedern, weil er von Haus aus alles macht“, heißt es im Prolog.

Insofern ist das Buch viel eher die Würdigung des Wirkens von Thines. Und die 160 Seiten halten vieles bereit: Sie stellen Thines' soziales Engagement als Kernpunkt seines Handelns dar. Immer und überall handelt er unter dem Aspekt der Menschlichkeit. Sei es bei der Initiative „alt-arm-allein“, für die er sich in Kaiserslautern einsetzt oder natürlich in seiner Funktion beim FCK, zum Beispiel als er Hilfskonvois nach Osteuropa organisiert hat oder sich für seine „Jungs“ einsetzt. Dass er nicht immer der sanfte Streichel-Hannes ist, sondern auch mal schnoddrig auf den Putz hat – es macht Thines nur sympathischer, falls überhaupt möglich.

Der Autor Michael Dittrich verfolgte und begleitete als Journalist Thines' Leben und würzt bekannte Anekdoten mit zahlreichen kleinen, weniger öffentlichen und persönlichen Details. Oft schreibt er von „wir“ oder aus der „Ich-Perspektive.“

Erzählungen verkommen zu keiner reinen Plauderstunde

So sind es packende Geschichten, die das Lebens Thines‘ begleiten. Wie ein Krimi liest sich das Kapitel zum aus der DDR geflüchteten Fußballspieler Lutz Eigendorf, der kurz nach einem Testspiel des Ost-Berliner Klubs BFC Dynamo wieder auf der Geschäftsstelle in Kaiserslautern auftaucht und um Unterschlupf bittet. Während die Stasi mit Autos die Stadt durchkämmt, versteckt Thines den DDR-Auswahlspieler in einer Pension. Dass Eigendorf mit „einem Koffer voll Geld“ später zu Eintracht Frankfurt gelockt werden soll, ist einer der kleinen Randaspekte, die der Leser erfährt.

Dass die Erzählungen nicht zu einer reinen Plauderstunde verkommen, liegt an Autor Dittrich, der neben den eigenen Worten immer wieder auch weitere Perspektiven einbringt und andere Personen zu Themen befragt. So entsteht Kapitel für Kapitel eine eigene Geschichte, die nicht unbedingt eng mit jedem Gedankengang Thines‘ verknüpft ist, aber eben doch von ihm maßgeblich geprägt wurde. Zudem würzen seine kleine Zitate und Anmerkungen das Lesevergnügen.

Allerdings: Das Fehlen eines stringenten roten Fadens macht es schwer, das Buch wie einen Roman zu lesen. Wer jedoch immer mal wieder ein Kapitel und damit eine in sich geschlossene Geschichte rund um Norbert Thines lesen möchte oder einfach ein bisschen in der Vergangenheit schwelgen will, der landet mit „Mensch Thines“ einen Volltreffer.

Thines verknüpft Gegensätze

Stets im Mittelpunkt dieser Erzählungen: Nie handelt Thines nur zum eigenen Wohl, immer ist es die Gemeinschaft, die er im Blick hat. Und er setzt sich leidenschaftlich für das ein, was vor seiner Haustür passiert. Der Vollblut-Pfälzer packt an. Kaiserslautern liebt er ebenso wie die Menschen und den Fußballverein.

Dabei merkt man als Leser, wie sehr Thines all das miteinander verknüpft und scheinbare Gegensätze annähert oder überwinden kann. Es wird erzählt, wie er den SPD-Politiker Kurt Beck zu einer Veranstaltung der katholischen Arbeiterbewegung einlädt. Man erfährt, wie groß Thines‘ Wertschätzung für Hans-Peter Briegel ist und war („Er ist für mich das zweite FCK-Denkmal nach Fritz Walter“), aber welch große Sympathie er auch für Stefan Kuntz übrig hat. Wo sich die Fanlager in den vergangenen Monaten entzweiten, vereint Thines einfach.

Und vielleicht ist die größte Lehre, die man aus dem Buch „Mensch Thines“ mitnehmen kann: Befindlichkeiten sollten keine große Rolle spielen. Wer sich für etwas einsetzt und sich dabei seine menschliche Seite bewahrt, der bewirkt Gutes. Für den FCK, aber auch abseits des Sports.

“Mensch Thines: Ein Leben rund um den Betzenberg“ ist im Werkstatt Verlag erschienen und zum Preis von 16,90 Euro u.a. bei Amazon, im Buchhandel und im FCK-Fanshop erhältlich.

Gewinnspiel

Der Betze brennt verlost zusammen mit dem Werkstatt Verlag drei Exemplare von „Mensch Thines“. Zur Teilnahme ist unter dem nachfolgenden Link diese Gewinnspielfrage zu beantworten: Welche besondere Aktion dachten sich FCK-Fans anlässlich der Meisterschaft 1991 für Norbert Thines in Kaiserslautern aus?

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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