Kummt Senf druff

Kein Platz mehr für den Kollektiv-Trainer

Kein Platz mehr für den Kollektiv-Trainer


Konrad Fünfstück muss den 1. FC Kaiserslautern verlassen. Die Verantwortlichen des Pfälzer Traditionsklubs haben dem 35-Jährigen einen Neuanfang nicht mehr zugetraut. Eine zwar bittere, aber richtige Entscheidung, findet DBB-Autor paulgeht.

Irgendwann Mitte der Rückrunde ahnte man bereits, dass es für Konrad Fünfstück am Ende ganz schön eng werden könnte. Der FCK schlitterte gerade durch die englische Woche, hatte dem TSV 1860 München den ersten Auswärtssieg der Saison geschenkt und sollte nun schon wenige Tage später beim euphorisierten 1. FC Nürnberg gastieren. Doch auch die Partie in Franken – Baustein der Horrorserie von fünf Pleiten in Folge – ging 1:2 verloren. Und Fünfstück geriet in Erklärungsnot.

Was man ihm damals jedoch nicht vorwerfen konnte und was ihn als Trainer auszeichnete: Nie übte er Kritik an seinen Spielern in der Öffentlichkeit. Er stellte sich vor seine „Jungs“, von denen er keinen einzigen selbst verpflichtet hatte, und betonte immer wieder, dass die Mannschaft gemeinsam verliere und gewinne. Höflich und freundlich, loyal und geradlinig – menschlich ist Fünfstück nichts vorzuwerfen. Für die Arbeit eines Trainers sind das aber leider keine stichhaltigen Argumente auf Dauer, auch wenn sie natürlich ein Teil seiner Arbeitsweise waren.

Der Rückhalt in der Mannschaft und im Umfeld schwand

Vielleicht hätte es beim FCK in dieser Saison sowieso mehr einen harten Hund benötigt. Denn so offen und nett Fünfstück mit seinen Spielern umging, offenbar dankten es ihm nicht alle gleich. Immer wieder war zu vernehmen, dass der junge Coach keinen großen Rückhalt im Team genoss. Entsprechend bitter die kleine Randanekdote vom vorletzten Auswärtsspiel in Frankfurt, als Fünfstück in kleiner Runde die Gerüchte zwar nicht beim Namen nannte, aber nach dem 4:1-Sieg erklärte, wie gut es tue, dass ihm „nach dem Spiel die Jungs auch mal auf den Rücken klopfen“ und ihn loben.

Ironie, dass ausgerechnet er von Beginn an immer Zusammenhalt und das Kollektiv betont und eingefordert hatte, damit aber nicht belohnt wurde. Symbolisch nahm er Stefan Kuntz, der ihn zu seinem Profi-Trainerdebüt verhalf, nach seinem ersten Sieg in Bochum mit in den Spielerkreis. Mehrmals erklärte Fünfstück, wie wichtig die Fans seien und welche Verantwortung man ihnen gegenüber habe. Worte, die nach den Runjaic-Verwerfungen zu Saisonbeginn gut ankamen.

Doch auch auf Rängen waren längst nicht mehr alle von dem jungen Coach überzeugt, den anfangs noch viele für eine gute Wahl hielten. Erst recht, als seine Idee von Fußball Mitte der Rückrunde an ihre Grenzen stieß. Dabei hatte Fünfstück zu Beginn noch die richtigen Schalter umgelegt: Er hatte erkannt, dass die limitierte Mannschaft mit den taktischen Ansätzen Kosta Runjaic‘ überfordert war und pflegte fortan in der Defensive das Prinzip des einfachen „Ball-Löschens“.

Das funktionierte auch gut, doch den bestehenden Problemen des Teams in der Vorwärtsbewegung konnte er, trotz schnell angelegtem Konterspiel, das aber nur selten zur Geltung kam, kaum Abhilfe verschaffen. Den Roten Teufeln fehlte es an Stabilität und an Konstanz. Zudem war eine klare Handschrift des Trainers auch nach der Winterpause nicht erkennbar. Verstärkungen, die er sich erhofft hatte, bekam er unter Verweis auf die finanzielle Situation nicht. Stefan Kuntz hatte Fünfstück zwar neue Spieler im Winter versprochen, nahm dann aber selbst seinen Hut. Dumm gelaufen für den Trainer, könnte man salopp feststellen.

Der letzte Mann von Kuntz – am Ende ziemlich allein

Fünfstück vermied es, zu den Vorgängen im Umfeld Stellung zu nehmen, erlaubte sich höchstens einen Verweis auf die Unruhe, die auch seine Mannschaft beeinflusse. Als Alibi wollte er das Rumoren rund um den Führungswechsel nicht gelten lassen. Als aber die Ergebnisse ausblieben, wurde es ihm fast schon zwangsläufig so interpretiert.

Ziemlich alleine musste er sich deshalb vorgekommen sein, als im Frühjahr 2016 so ziemlich die komplette Führungsriege um ihn herum weggebrochen war. Das Wort „Neuanfang“ geisterte von nun an um den Betzenberg und irgendwie war es, trotz ordentlicher Ergebnisse zum Saisonausklang, klar, dass dieser auch vor ihm nicht Halt machen würde. Und irgendwie zu Recht.

Kein Platz für Fünfstück in dem Kollektiv, das er immer betonte

Denn sowohl die emotionale, als auch die sportliche Schiene sprachen am Ende nicht mehr für den gebürtigen Bayreuther. Die Hoffnung auf Besserung, aber auch die klare Kante fehlten ihm. Man habe die vergangene Saison analysiert, erklärte Sportdirektor Uwe Stöver am Freitag und fügte an: „Am Ende sind wir gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass es im Sinne des Vereins am besten ist, einen Neuanfang zu vollziehen, um die nötige Aufbruchstimmung zu erzeugen.“ Der Zeitpunkt der Entlassung – kein Schnellschuss nach Saisonende, kein Zögern bis in den Juni hinein – ist dabei ein weiteres Signal.

„Es gilt, nach vorne zu schauen und die Saison 2016/17 intensiv zu planen“, ergänzte der 49-Jährige Sportdirektor. Diese Planung findet nun ohne Fünfstück statt und doch hätte man sich und ihm gewünscht, dass er einen neuen Platz beim FCK findet. Die U23 krankt seit seinem Abgang und stagniert in ihrer Entwicklung. Womöglich war eine Rückkehr zur zweiten Mannschaft für den sympathischen Coach aber ausgeschlossen, weil mit Manfred Paula die Leitung des NLZ in der Zwischenzeit neu besetzt wurde.

So bleibt bei allem Verständnis auch ein bisschen Traurigkeit, dass für den Kollektiv-Menschen Fünfstück in jener Gemeinschaft, die er immer beschwor, kein Platz mehr blieb.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- FCK bestätigt Trennung von Konrad Fünfstück (Pressemeldung FCK, 20.05.2016)
- Konrad Fünfstück - der Kollektiv-Mensch (Der Betze brennt, 13.10.2015)

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