Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - SC Freiburg 0:2

Ratlosigkeit am Betzenberg

Ratlosigkeit am Betzenberg


Die 0:2-Niederlage der Roten Teufel gegen Freiburg hat mehr Fragen als Antworten hinterlassen. Wie wird es weitergehen? Ist die Rückkehr ins Aufstiegsrennen noch möglich oder droht gar eine Saison im Abstiegskampf? Auf dem Betze herrscht erstmal Ratlosigkeit.

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Was soll ich schreiben? Der Nachbericht zum Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen den SC Freiburg war schon vorher nicht sehr gefragt im Redaktionsteam von Der Betze brennt und blieb letzten Endes an mir hängen. Nun sitze ich vor einem leeren Bildschirm und weiß nicht, was ich dazu noch sagen soll. Ich bin ratlos – und teile mir dieses Gefühl mit vielen anderen auf dem Betzenberg ...

Ratlosigkeit auf dem Platz: „Kein System, keinen Plan“, sah Sky-Kommentator Klaus Veltmann im Spiel der Roten Teufel. Tatsächlich war der FCK dem SCF auch statistisch in fast allen Belangen unterlegen und konnte sich beim Schiedsrichter bedanken, dass es nach „einer mageren ersten Halbzeit“ (Kommentator Alex Klich von FCK-TV) nicht schon mit einem Rückstand in die Pause ging. Die Innenverteidiger Tim Heubach und Stipe Vucur hatten einen schwachen Tag erwischt. Daniel Halfar zeigte sich gewohnt aktiv, aber auch mehrfach frustriert, einmal abwinkend und zu seinen Mitspielern gestikulierend. Alexander Ring, auf dem Papier eigentlich ein Führungsspieler und Leistungsträger: grottenschlecht. Neuzugang Marcus Piossek bemüht, aber blass, Kacper Przybylko ebenfalls glücklos. Marius Müller präsentierte sich nach seinen Patzern in Heidenheim wieder in guter Tagesform. Die Entscheidung für den SCF durch die Tore von Amir Abrashi (72.) und Nils Petersen (87.) konnte jedoch auch der zum wiederholten Male beste Lautrer im FCK-Tor nicht verhindern. Die Roten Teufel hatten offensiv keine Ideen zu bieten und gerieten defensiv immer wieder unter Druck, wenn Freiburg mal das Tempo anzog. Die Laufwege bei Kontersituationen stimmten nicht, die Fehlpassquote war viel zu hoch.

Ratlosigkeit auf den Tribünen: 32.834 Zuschauer sorgten nach dem Disput beim letzten Heimspiel für eine relativ gute Kulisse. Mehr als „Kulisse“ blieben die Fans während der 90 Minuten aber auch nicht, spornte das Geschehen auf dem Rasen doch nicht gerade zu Höchstleistungen auf den Rängen an. Umso interessanter waren die Reaktionen nach dem Spiel zu beobachten: Viele Zuschauer hatten das Fritz-Walter-Stadion schon verlassen, der verbliebene Rest empfing die sich wieder stellende Mannschaft mit einem kurzen Pfeifkonzert in der Westkurve. Gleichzeitig wurden aber auch einige FCK-Schals aufmunternd in die Höhe gereckt und applaudiert. Erstmals waren außerdem „Trainer raus“-Rufe, kurz darauf auch „Vorstand raus“ zu hören. Während der live übertragenen Pressekonferenz kam es später in der Nordtribüne zu vergleichbarem Frustabbau. Viele FCK-Fans haben schlichtweg die Schnauze voll, aber ebenfalls viele sind noch anderer Meinung – in den hochkochenden Emotionen kam es an mehreren Stellen im Stadion sogar zu kleineren Handgreiflichkeiten untereinander.

Ratlosigkeit bei den Verantwortlichen: „Wir brauchen Zeit“, warb Sportdirektor Markus Schupp nach dem Spiel um Geduld und verwies auf den wieder großen Umbruch mit 12 Neuzugängen und 14 Abgängen in diesem Sommer. Damit hat er recht – und liegt doch nicht richtig. Denn quasi alle Klubs in der 2. Bundesliga mussten in diesem Sommer einen großen Umbruch verkraften, etwa die letzten drei Gegner des FCK: Freiburg (13 Neuzugänge, 14 Abgänge), Heidenheim (11, 10) und Paderborn (13, 14). „Der Umbruch braucht Zeit, die der FCK-Trainer nicht hat“, stellte Sportchef Horst Konzok schon vor einer Woche in der Rheinpfalz fest. Zweifellos hat Runjaic momentan den Schwarzen Peter, und doch kann der Trainer nicht der Alleinschuldige an der Misere sein. Die nicht nur vom Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Rombach, seines Zeichens ranghöchster Funktionär des FCK, vor einem Jahr proklamierte „neue Philosophie“ scheint heute jedenfalls weiter weg als je zuvor: „Lieber zwei Jahre aufbauen und dann aufsteigen.“

... was soll ich also noch sagen, was nicht schon gesagt wäre? Fakt ist: Der FCK hat mit nur 8 Punkten aus 6 Spielen den Anschluss an die Aufstiegsplätze verloren und eine Saison unter ferner liefen scheint eher realistisch als pessimistisch. Oder, um erneut ein Zitat aus der Rheinpfalz aufzugreifen: Auf dem Betzenberg droht ein „stürmischer Herbst“.

Was sonst noch auffiel: Ganz anders als der FCK präsentierten sich die Freiburger: Das Team von Christian Streich spielte planvoll, clever, aggressiv und erzielte im richtigen Moment die verdienten Tore. Unterstützt wurden sie von rund 2.000 mitgereisten Fans – so viele wie schon lange nicht mehr – die durchgehend für gute Stimmung sorgten.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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