Spielbericht: Union Berlin - 1. FC Kaiserslautern 2:2

Pakt mit dem Teufelle

Pakt mit dem Teufelle


Geführt, zurückgelegen, Elfmeter verschossen und doch noch den Ausgleich erzielt. Den mitgereisten Fans des 1. FC Kaiserslautern wurde im Auswärtsspiel bei Union Berlin einiges geboten. DBB-Autor Toco blickt auf einen gar nicht langweiligen Sommerkick zurück.

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Sonntag, 13:30 Uhr an der Alten Försterei: Während bei tropischen Temperaturen um die 30 Grad zahlreiche Sonnenbrillen die müden Augen der FCK-Fans verstecken, knallen vier Flutlichtmasten die Scheinwerfer auf das Spielfeld. Das muss man nicht verstehen, sollte man aber auch besser nicht hinterfragen - das Fernsehen will es so. Die Sicht für etwa 1.800 Teufelsanbeterinnen und Teufelsanbeter unter den 20.149 zahlenden Gästen aufs Spielfeld ist jedenfalls prächtig.

Nur wenig anders nach dem Pokal

Jean Zimmer kehrt nach der Pokal-Rotation auf seinen Stammplatz in der Viererkette zurück, Sascha Mockenhaupt wechselt wieder hinaus auf die – immerhin – schattige Bank. Auf der anderen Seite gibt es ein Wiedersehen mit dem alten Bekannten: Fabian Schönheim. Bei der verheerenden Pokalpleite der Eisernen in Köln war der ehemalige Rote Teufel nicht im Kader. Von Beginn an spielt Union im eigenen Stadion im Wiedergutmachungs-Modus, was die elf Betzebuben zunächst in Bedrängnis bringt. Doch mit Fortschreiten der Partie gewinnt die Mannschaft aus Kaiserslautern an Sicherheit und übernimmt die Kontrolle. In der 16. Minute scheitert Alexander Ring im Stile von zu Recht schnell vergessenen Ex-Stürmern frei vor dem Tor, aber das sollte nur eine von zahlreichen Chancen sein. In der 22. Minute kann sich Zimmer nicht so recht zwischen Pass und Torschuss entscheiden und lässt den Führungstreffer aus. Gleich danach hebelt dann aber Daniel Halfar mit einem feinen Lupfer die Abwehr der Unioner aus und Ruben Jenssen netzt überlegt an Daniel Haas vorbei zur 1:0-Führung der Roten Teufel. Zuvor war die Stimmung im Gästeblock schon gut, doch nun kehrte die Unbeschwertheit zurück, nachdem das vorhergehende Heimspiel und auch die spielerische Leistung im Pokal noch für Ernüchterung gesorgt hatten. Leider versäumte es der 1. FC Kaiserslautern, die Dominanz mit weiteren Toren zu untermauern.

Nach der Halbzeitpause kommen die Eisernen etwas frischer, schneller und druckvoller aus der Kabine. Zwar haben die Roten Teufel mehrfach die Gelegenheit, die Führung auszubauen, allerdings ohne zwingenden Erfolg. Obwohl Keeper Haas die Bälle oft erst im Nachfassen sichern kann, fehlt das Glück beim Nachsetzen oder der erfolgreich abgeschlossene Konter. Im Gegenzug tauchen die Roten aus Köpenick immer häufiger vor dem Kasten von Marius Müller auf. Auch in dieser Saison beherrscht die Mannschaft von Kosta Runjaic offenbar das aus der Hand geben von Spielen. Der glücklose Ring weicht für Neuzugang Antonio Colak und während dieser gerade noch seinen Platz sucht, nutzt Maximilian Thiel eine Unaufmerksamkeit in der Abwehr, lässt Jean Zimmer einfach stehen und gleicht für die Hausherren aus. Die von vielen sehnlich erwartete kalte Dusche schlägt sich nur im Spielstand nieder. Bobby Wood, den einige auch gerne als Neuzugang auf dem Betzenberg gesehen hätten, erhöht fünf Minuten später auf 2:1.

Deville rettet die Roten Teufel

Während der zuvor fast verstummte Anhang der Eisernen jetzt umso ausgelassener feiert, was schon beeindruckend rüberkommt, macht sich nun doch wieder Ernüchterung im Gästeblock breit. Die Schals gehen nach oben und einige Lautern-Fans singen trotzig die dritte Strophe der Vereinshymne: „Läuft im Spiel mal nichts zusammen...“ In ihrem Trotz sind die Fans nicht alleine. Die Roten Teufel scheinen sich nur kurz zu schütteln und drängen ihrerseits wieder Richtung Heimblock und in Tornähe von Union Berlin. Colak nimmt in der 79. Minute ein elfmeterreifes Einsteigen im Strafraum dankend an und Schiedsrichter Robert Kempter, der kleinlich pfiff und schnell auch eine Karte zur Hand hatte (am Ende sind es zwölf gelbe Karten, eine Woche zuvor waren es gar drei Rote bei Reutlingen-Karlsruhe), leistet seinen Beitrag zum Elfmeter für Kaiserslautern. Im DFB-Pokal funktionierte es noch hervorragend, doch an diesem Tag scheitert Kacper Przybylko vom Punkt mit einem halbherzigen und auch für unsichere Torhüter dankbaren Schuss. Noch mehr Aufwind für die Eisernen und Frust bei den Lautrern. Doch kurz vor Schluss geht „Coach Kosta“ einen Pakt mit dem Teufel ein und bringt Maurice Deville (hatte jemals ein FCK-Spieler einen passenderen Nachnamen?) für Torschütze Jenssen. In der 87. Minute bedient Kapitän Chris Löwe per schöner Freistoßflanke den U23-Stürmer aus Luxemburg, der mit seinem ersten Ballkontakt, völlig alleingelassen von den Berlinern, per Kopf den wichtigen Ausgleichstreffer erzielt. Na also, da geht doch noch was!?

In den letzten Minuten gibt es noch Chancen auf beiden Seiten, aber letztlich bleibt es bei der Punkteteilung. Es bleibt abzuwarten, ob hier tatsächlich zwei wichtige Punkte verschenkt wurden, und diese Unsicherheit führt auch nur zu höflichem Applaus der Fans zum Abschied von der Mannschaft. In aller Ruhe werden die Fahnen eingeholt und das Material verstaut, und noch bevor sich der Gästeblock restlos leert, fallen erste Regentropfen auf den heißen Beton.

Mein Spieler des Spiels: Marius Müller, chancenlos bei den zwei Gegentreffern und lautstarker, gestenreicher Antreiber seiner Mannschaft nach vorne. Das Lob und die persönlichen Erfolge der letzten Spiele scheinen ihm gut zu tun.

Was sonst noch auffiel: Die Sitzplätze für Gästefans bei Union Berlin befinden sich nun auf der Haupttribüne. Vielleicht ein Eigentor, wenn es auf Fantrennung ankommt. So oder so ein teures Vergnügen für die Sektion Sitzplatz.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

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