Vorbericht: Bayern München - 1. FC Kaiserslautern

Gestern die Sensation - morgen die Geschichtsbücher!

Gestern die Sensation - morgen die Geschichtsbücher!


Halbfinale im DFB-Pokal: Auf der einen Seite der beste Verein der Welt. Und auf der anderen Seite die Bayern. Warum der FCK nicht ohne Hoffnung in das Duell mit dem Titelverteidiger gehen sollte und welche Parallelen Mut machen können, weiß DBB-Autor grumbeerstambes.

Wenn der 1. FC Kaiserslautern für das Pokal-Halbfinale am Mittwoch beim FC Bayern nach einem Vorbild sucht, muss er nur auf die Insel schauen. Im letztjährigen Endspiel des FA-Cups stand Wigan Athletic als späterer Absteiger aus der Premier League der hochfavorisierten Scheichtruppe von Manchester City gegenüber. ManCity, bekannt als der Inbegriff des modernen, durch Investoren und stinkreiche Geldgeber finanzierten Fußballs. Wigan war praktisch chancenlos. In der Liga standen zuvor zwei Niederlagen für die „Latics“ zu Buche. Im Finale gelang ihnen jedoch die Sensation: Nach großem Kampf schoss Ben Watson in der letzten Minute der regulären Spielzeit das 1:0 für den Absteiger. Genauso wie der FCK 1996. Dieses Jahr schaffte es Wigan wieder weit im britischen Pokal, spielte im Viertelfinale wieder gegen City, schaffte wieder die Sensation und besiegte die Himmelblauen mit 2:1. Im Halbfinale war dieses Mal jedoch Schluss. Im Elfmeterschießen musste sich das Team des deutschen Trainers und früheren FCK-Stürmers Uwe Rösler in Wembley dem Favoriten FC Arsenal geschlagen geben. Dennoch zeigt dieses Beispiel, dass auch für einen (gefühlten) Zweitligisten einiges zu holen ist. Der Pokal hat eben auch auf der Insel seine eigenen Gesetze.

Niemand weiß, was in Bayern-Starcoach Pep Guardiola vorging, als er das Ergebnis der Auslosung zum Pokal-Halbfinale erfuhr. Sehr wahrscheinlich dachte er aber an eines der emotionalsten Spiele seiner Karriere. An die Partie damals auf dem Betzenberg, als der FC Barcelona zum Rückspiel der zweiten Runde der neugeschaffenen Champions League nach Kaiserslautern kam. Jeder FCK-Fan kennt die Geschichte. Pep auch. „Mit deutschen Mannschaften habe ich meine Erfahrungen. Ich denke an Kaiserslautern. Man denkt, man hat sie im Griff. Aber sie können immer wieder zuschlagen“, sagte er vor einigen Jahren.

Im Vergleich zu vor 22 Jahren hat sich viel getan. Zumindest beim FCK. Vom Europapokal-Team zum Zweitligisten, vom Schrecken der Bundesliga zur Duseltruppe im Aufstiegskampf des Unterhauses. Und dennoch kommt dieser „alte FCK“ immer mal wieder zum Vorschein. Man denke an dieses Kampfspiel im Viertelfinale im Leverkusen, in dem sich kein Spieler auch nur für einen Meter zu schade war. Man denke an dieses vollkommen verrückte Match letzten Freitag auf St. Pauli, wo der FCK in der „allerneunzigsten Minute“ das Ding noch gewinnt. Ein bisschen so wie früher. Und auch am Mittwoch, wenn ganz Fußball-Deutschland im Fernsehen zusieht, wollen die Elf auf dem Platz einmal mehr zeigen, dass sie einem der Großen Paroli bieten können. Und wenn nicht jetzt, wann dann? Immerhin sind die Bayern national seit drei Spielen ohne Sieg, haben die letzten beiden gar verloren. Der Motor stottert. Und der FCK ist seit sieben Spielen ungeschlagen. Etwas weit hergeholt? Ja, vielleicht. Aber die Roten Teufel haben doch schon ganz andere Schlachten gegen die Bayern geschlagen. Man erinnere sich an dieses legendäre 7:4, nachdem es nach knapp 60 Minuten noch 1:4 aus Sicht der Pfälzer stand. Oder, wenn man nicht ganz so weit in die Vergangenheit schauen möchte, an dieses 2:0 im August 2010 zu Hause auf dem Betze. Lakic traf damals gegen die Bayern, er weiß wie‘s geht.

8.000 Fans aus der Pfalz und ganz Deutschland werden da sein, um die Arena Fröttmaning einmal mehr, und mehr denn je, zu einem Heimspielort für die Roten Teufel zu machen - und zur Hölle für die Millionentruppe des FC Hollywood. Das Gästekontingent - binnen weniger Stunden vergriffen. Würden diese 8.000 Verrückten an einem Mittwochabend nach München fahren, wenn nicht irgendwo, ganz tief in ihnen drin, nicht doch ein klitzekleiner Funke Hoffnung wäre, dass an besagtem Abend nicht dieses eine Spiel unter Hundert gegen die Bayern ist, in welchem man nicht ausscheidet? Es mag vielleicht momentan nicht ganz so stimmen zwischen den Fans und der Mannschaft. Aber an diesem einen Abend steht nur eines im Mittelpunkt: Vollgas. Auf dem Platz, auf den Tribünen. Und zwar nicht nur bis zur neunzigsten, sondern vielleicht sogar bis zur allerneunzigsten Minute. Plus X.

Vor dem Leverkusen-Spiel waren wir auch krasser Außenseiter. Aber wir schafften die Sensation, zeigten, dass es eben doch möglich ist, die ganz Großen des deutschen Fußballs ins Wanken zu bringen. Vor dem Spiel treffen sich die Lautern-Fans ab 12:00 Uhr auf dem Münchner Viktualienmarkt (siehe ältere Meldungen auf „Der Betze brennt“). Die Ultras haben zum Pokalfight extra Schals angefertigt, die zum Preis von 10,- Euro auch später noch auf dem Busparkplatz vor der Arena erhältlich sein werden. Gefeiert werden soll in München das Europapokal Warm Up. Denn so weit ist es gar nicht mehr bis dahin. Noch ein Sieg bis nach Berlin, (vielleicht) noch ein Sieg bis nach Europa! Gestern die Sensation, morgen die Geschichtsbücher! Let’s go, Betze!

Daten und Fakten

Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)

Voraussichtliche Aufstellungen

Bayern München: Neuer (Raeder) - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Schweinsteiger, Kroos - Robben, Müller, Ribery - Mandzukic

Bank: Raeder, Rafinha, Martinez, Götze, van Buyten, Höjbjerg, Pizarro

Es fehlen: Shaqiri (Muskelfaserriss), Thiago Alcantara (Innenbandanriss), Starke (Ellenbogenverletzung), Contento, Badstuber (beide Reha)

1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Orban, Torrejon, Löwe - Matmour, Karl, Jenssen, Ring (Lakic) - Zoller, Idrissou

Bank: Müller, Heintz, Zimmer, Alushi, Fortounis, Lakic, Occean

Es fehlen: Gaus (Meniskusläsion), Zellner (Reha), Simunek (nicht nominiert)

- Ca. 45-60 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: grumbeerstambes

Kommentare 344 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken