Spielbericht: FC St. Pauli - 1. FC Kaiserslautern 2:3

Einfach mal wieder ein Spiel gewonnen

Einfach mal wieder ein Spiel gewonnen


Die 97. Minute brachte die Glückseligkeit: Als sich nach einer turbulenten Schlussphase jeder so langsam mit dem Unentschieden abfand, knallte Ruben Jenssen noch einen letzten Ball auf das gegnerische Tor. Vom Auswärtssieg des 1. FC Kaiserslautern beim FC St. Pauli berichtet DBB-Autor Toco.

- Fotogalerie | Fanfotos FC St. Pauli - 1. FC Kaiserslautern
- Fotogalerie | Spielszenen FC St. Pauli - 1. FC Kaiserslautern

Ja, es ist noch lange nicht alles gut. Ja, das mit dem Aufstieg hat der Betze nicht mehr in eigener Hand. Ja, da ist noch das leise Gefühl, das Ergebnis (die Saison) hätte mit einem besseren Abschluss vor dem Tor auch erfolgreich ausfallen können und müssen. Aber verdammt noch mal! Die Roten Teufel haben ein Spiel gedreht. In Unterzahl. In der allerneunzigsten Minute war der Sieg perfekt. Und das ganze gelang auf fremden Platz.

Der Gästeblock im Millerntor-Stadion tickte aus, als Ruben Jenssen den letzten Angriff des Spiels erfolgreich abschloss. Eine dritte Bierdusche ergoss sich und wer eben noch grollend in der Nähe des Ausgangs stand, umarmte plötzlich freudetaumelnd fremde Menschen unten am Zaun zum Spielfeld. Ginge es im Fußball aus Gründen nicht um Tabellenplätze, um Auf- oder Abstieg, ginge es im Fußball nur um einen Moment - dann ginge es um genau das hier.

Drei Viertel des Millerntorstadions sind schon adäquat umgebaut. Doch die Gästetribüne lockt weiterhin, je nach Wetter, als staubiges Loch oder matschige Sumpflandschaft. Am Freitagabend gab es für die 2.500 Fans der Roten Teufel zur Abwechslung die Staub-Version. Das Stadion war ausverkauft. Das sogenannte St.-Pauli-Modell war endlich Geschichte und der FCK-Block geschmückt mit Zaunfahnen, Doppelhaltern und Fahnen. Ole Rot-Weiß. Der FC St. Pauli kämpfte um seine Aufstiegshoffnung und erwartete seinen Angstgegner: Die Region. Wir wiederum erwarteten ein Echo auf dem Platz. 29 Spieltage zwischen Ekstase und Ernüchterung in den Knochen und noch immer die ums verrecken nicht enden wollende leise Hoffnung auf den Aufstieg. Die Mannschaft glaubt noch immer dran. Wieso, fragten sich die Fans, sah man das zuletzt nicht auf dem Platz?!

Coach Kosta Runjaic brachte Srdjan Lakic für Kostas Fortounis und Jean Zimmer debütierte in der Startelf für den gesperrten Florian Dick. Zwei Maßnahmen, die sich lohnen sollten. Aber zunächst setzte es in der 15. Minute das fast schon obligatorische Gegentor. Zuvor kassierte unsere Nummer 1 eine gelbe Karte und erhielt im Anschluss gellende Pfeifkonzerte bei jedem Ballkontakt obendrauf. Scheinbar war den Anhängern von St. Pauli nicht klar, durch welche Schule Tobi Sippel gegangen ist. Eine leise Erinnerung an unseren Betze brach sich Bahn. Die Roten Teufel hatten nach Verhoeks Führungstreffer auf dem Papier noch 75 Minuten Zeit zur Korrektur.

Auf der Tribüne setzten die Männer in Rot ihre Unterstützung fort und auch die Mannschaft - ganz in Weiß - fing sich einigermaßen schnell und erhöhte den Druck auf die Heimmannschaft. In der 31. Minute endete dann endlich die Torflaute des Ex-Käpitens Srdjan L. Per Freistoß glich er aus und das sogenannte Tollhaus verschob sich in Richtung Gästeblock. Der Anhang des FCK wie im Rausch. Die Mannschaft folgte knapp dahinter. Doch eine Halbzeitpause nahm etwas Druck aus dem Kessel. Der ehemals eiserne und nun teuflische Karl netzte in der 61. Minute mit einem Dreckstor ein. Unruhe im Strafraum vor dem Block der Heimfans, für den Lautrer Anhang schwer zu erkennen, wuchtet Nummer 37 den Ball ins Netz. 2:1 für Lautern. Spiel gedreht. Doch unsere Mannschaft zieht sich nicht zurück und setzt nach. Leider blieb ein zählbarer Erfolg aus und so kam es - leider inzwischen wenig überraschend - in der 89. Minute zum 2:2 Ausgleich durch Kringe.

Aber St. Pauli nutzte ein Unentschieden ebenso wenig wie dem dem 1. FCK. Das Millerntor peitschte nun auch im Gästeblock hörbar das eigene Team voran. Pauli drückte, Lautern buchte einen Schwimmkurs. Willi Orban fing einen Ball mit der Hand ab. Die 91. Minute - der Schiri prognostizierte zuvor fünf Minuten Nachspielzeit - und „Williii“ krümmte sich vor Schmerzen auf dem Boden. Auf dem Weg ins Seitenaus kassierte er Gelb-Rot. Lautern 10 - St. Pauli 11. Die Kiezkicker drückten noch mehr. Es war kein „Roaaaar“, der durch die ausgebauten Tribünen hallte, aber die Heimfans waren nicht weit davon entfernt. Es fehlte der Führungstreffer für St. Pauli, und die Mannschaft von Trainer Roland Vrabec sucht vermutlich heute noch danach. Kaiserslautern hielt dagegen. Was Karim Matmour verwehrt blieb, war Ruben Jenssen vergönnt. In der 90+7. Minute - ältere Fußballfreunde rund um den Betzenberg nennen es die allerneunzigste Minute - landet der Ball im Tor von St. Pauli. Die Aufstiegshoffnung in Hamburg: dahin. Die Ekstase bei den Roten Teufeln: Sowas von da.

Noch vier Endspiele Richtung Aufstieg und als kleines Schmankerl nun die Bazis in München vor der Brust. Mit den Worten einer Hamburger Band: Let there be Rock!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

Kommentare 197 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken