Kummt Senf druff

Am Puls des FCK

Am Puls des FCK


Ich nähere mich von einer Anhöhe einem Marktplatz und habe deswegen eine gute Übersicht. An dem zentralen Ort tummeln sich Tausende - eine beeindruckende Menschenmenge. Sie wirkt homogen. Aber nur auf den ersten Blick. Beim genaueren Hinschauen sieht man zwei große Gruppen. Dazu auffällig viele Einzelne, die den Platz betreten, etwas in die Menge sagen und sofort wieder das Weite suchen. Nicht zu übersehen und zu überhören sind auch die „Lautsprecher“, was durchaus wörtlich zu verstehen ist: denn diese Besucher tragen Megaphone in der Hand, in die sie fortwährend brüllen. Sie verlassen den Platz nicht. Leicht zu übersehen ist darüber hinaus ein Haufen, der sich in eine geheime Ecke zurückgezogen hat - dieses Kollektiv scheint den Platz sehr gut zu kennen und will offensichtlich unter sich sein.

Ich mische mich unter die Leute. Die beiden großen Gruppen sind wie schwarz und weiß, wie Feuer und Wasser. Hier werden nur noch Extrempositionen vertreten. Kommunikation ist zwischen den Gruppen nicht mehr möglich. Das Wort „Kommunikation“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen“. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Durch Kommunikation können sogar Hindernisse überwunden werden, die sich allein nicht bewältigen lassen.


An Kommunikation ist auch das „Durchgangspersonal“ nicht interessiert. Es sendet nur und misst dabei seinen Botschaften außerordentlich hohe Bedeutung bei. Das Verhalten dieser Spezies des Marktplatzes ist voll auf der Höhe der Zeit - es erinnert an das „Was gibt’s Neues (von Dir)?“ bei Twitter und „Schreib etwas“ bei Facebook. Ganz anders die „Megaphon-Männer“: Sie scheinen etwas in die Köpfe der Besucher pflanzen zu wollen. Auf Widerworte reagieren sie äußerst gereizt.

Im „Geheimbund“ schwärmt man derweil von den guten Zeiten - als die Kommunikation auf dem Platz noch nicht so gestört war. Man ist schon sehr lange dabei und verklärt dabei auch gerne mal die Vergangenheit. Etwas gegen die aktuelle, unbefriedigende Lage tun, möchte man aber doch nicht. Es fehlt die Kraft, die Hoffnung. Lieber verabschiedet man sich ganz. Im Stillen.

Das Erstaunlichste an diesem Marktplatz ist, dass alle Anwesenden etwas gemeinsam haben: Sie tragen alle die FCK-Farben, mal mehr, mal weniger verdeckt. Auf dem Schild des Marktplatzes steht: „Der Betze brennt“.

Ich bin ein Kind dieses Forums. Und mir liegt sehr viel daran. Denn es ist eines der kostbarsten Güter, die dieser Verein hat. Es ist das Herz des FCK. Man kann an seinem Pulsschlag hören, wie es um den Gesundheitszustand des Clubs bestellt ist. Natürlich gab es hier schon immer Extreme: Wut, Gemotze, Jubel, Euphorie, Schwarzmalen, Weichzeichnerei. Und ein wenig Anarchie. Ein Spiegelbild des Betze eben, mit all seinen Emotionen. Aber noch was machte DBB zu etwas Besonderem: Der Respekt im Umgang miteinander, auch mit den Protagonisten, den Spielern und Verantwortlichen. Nicht zufällig ist es Fritz Walter gewidmet. Und noch etwas zeichnete das Forum immer aus: Die Neugierde auf fremde Meinungen und andere Perspektiven.

Schaut euch bitte mal die unten verlinkten Threads an, aus dem Jahr 2008. Sie stammen aus der Woche vor dem Endspiel gegen Köln. Also wahrscheinlich die härtesten, intensivsten sieben Tage, die ein jeder von uns in seinem Fan-Leben mitgemacht hat.

- Vorab-Diskussion: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Köln
- Rote Teufel 2:2 in Jena

Trotz des Drucks von außen, der größer nicht sein konnte, gab es hier eine erfrischende Kommunikation. Wir hatten ein riesiges Hindernis vor uns, das wir allein gar nicht bewältigen konnten. Aber wir teilten unser Leid, machten es so ertragbar und wir heckten einen Plan aus. Egal, wie dunkel der Tunnel war, einer hatte immer ein Licht dabei. Aber dieser Eine wurde auch bemerkt, gehört.

Die neuen Regeln fürs Diskussionsforum, die mit dem DBB-Relaunch eingeführt wurden, sind vor allem ein Signal: an die Qualität, an die Relevanz, an die Umgangsweisen, an den Durchblick. Aber wenn sich jeder darauf besinnt, wofür „Der Betze Brennt“ steht und welchen Wert es hat; wenn sich jeder nicht immer so furchtbar wichtig nimmt - dann brauchen wir irgendwann auch keine Ignorier-Listen oder Zeichenbegrenzungen mehr.

Lasst uns nicht nur um unseren wunderbaren Verein kämpfen, sondern auch um diesen fantastischen Marktplatz!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky

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