Kummt Senf druff

Keine Panik, bitte!

Keine Panik, bitte!


Zwei Spieltage ist die neue Zweitligasaison nun alt. Und wo steht der neu formierte 1. FC Kaiserslautern? Auf einem Abstiegsplatz! Da bekommen manche Fans der Roten Teufel langsam wieder kalte Füße, doch bei näherer Betrachtung sieht die Sache schon wieder etwas anders aus. Was ist bisher passiert? Der FCK stellt laut einer kürzlichen Analyse des Fachmagazins „Kicker“ die jüngste Mannschaft im Profigeschäft. Diese neue, junge Mannschaft praktiziert den vom neuen Trainer Kjetil Rekdal prognostizierten Offensivstil.

Die ganze Formation ist wesentlich offensiver und aggressiver ausgelegt als es in den letzten Jahren der Fall war. Das mögen die Fans. Doch auf der anderen Seite spielen diese Jungs auch naiv. Sie machen Fehler. Können eine verdiente Führung gegen einen Aufstiegskandidaten wie Borussia Mönchengladbach kurz vor Schluß keine zwei Minuten verteidigen und verschenken somit leichtfertig zwei Punkte. Mit Glück und durch das selbstlose Handeln des Verteidigers Alexander Bugera, der dafür sogar einen Platzverweis plus zwei Spiele Sperre in Kauf nahm, rettete man wenigstens noch einen Punkt in diesem Spiel. Dann das Spiel beim „Tabellenführer“ TSV 1860 München. Man spielt sehr stark in Halbzeit eins, führt wiederum verdient mit 1:0. Und am Ende verliert man trotzdem mit 1:3. Verursacht wiederum durch schwere Konzentrationsfehler im Deckungsverband. Beim 1:1 patzt der 21-jährige Keeper Florian Fromlowitz, wobei die Frage erlaubt sein darf, warum kein Verteidiger auch nur in der Nähe des Löwen-Torschützen Greg Berhalter stand? Beim 1:2 verschläft der 20-jährige Fabian Schönheim die Situation. Er war für den gesperrten Bugera in die Mannschaft gerückt. Dann der Feldverweis gegen Patrice Bernier. Und beim 1:3 hat Moussa Ouattara noch Glück, für seine Notbremse nur Gelb statt ebenfalls Rot gesehen zu haben. Der Elfmeter war trotzdem drin. So weit, so schlecht?

Nun, Aufwand und Ertrag stehen zweifellos bisher in keinem vernünftigen Verhältnis. Vier Punkte müssten eigentlich auf dem Konto stehen, gerade mal einer ist es geworden. Trotzdem ist dies kein Grund zur Panik. Denn die Mannschaft lebt. Sie ackert, rennt, attackiert frühzeitig und sucht den Weg nach vorne. Wie lange hat der FCK-Anhang danach gelechzt? Natürlich muss man nun lernen, und zwar besser früher als später, auch mal einen Sieg über die Runden zu bringen. Solche Aussetzer in der Defensive werden eben auch in der zweiten Liga bitter bestraft. Wobei auch noch zahlreiche Gegner kommen werden, die keine so starke Offensive wie die Sechzger aufbieten können.

Trotzdem haben die Diskussionen natürlich schon wieder begonnen: Ist die Taktik in Ordnung, stellt der Trainer auch richtig auf und ist er überhaupt der richtige Coach? Für mich ist das nicht wirklich nachvollziehbar. Schon gar nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Die Torwartdiskussion kommt natürlich an erster Stelle, wobei man auch hier fair sein sollte. Der Gegentreffer gegen Gladbach war ein Abwehr- und keinesfalls ein Torwartfehler. Beim Ausgleich in München patzte Fromlowitz sicherlich heftig, verhinderte andererseits aber auch weitere Gegentore durch sein mutiges, offensives Torwartspiel. Der routiniertere und ruhigere Jürgen Macho hat genau hier seine Schwächen, traut sich höchst ungern von seiner Torlinie weg - was von Trainer Rekdal auch als einer der Hauptgründe für den Torwartwechsel genannt wurde. Auf der Linie wäre Macho vermutlich auch beim Ausgleichstreffer in München stehen geblieben und hätte Berhalters Kopfball aufgrund der Abstimmungsschwierigkeiten in der Abwehr dann auch aus dem Netz holen können. Also bitte noch etwas Schonzeit für Fromlowitz!

Welche Alternativen gibt es generell zum eingeschlagenen Kurs? Wenn man ehrlich ist, kaum eine. Denn durch beispiellose Verschwendungssucht in den späten 90er Jahren des alten Jahrtausends und den frühen Jahren des neuen Jahrtausends ist die Kasse der Lautrer leer. Wer in den diversen Fan-Foren ständig neue Spieler fordert, kann ja gerne sein Sparschwein schlachten und dem Verein noch einen oder zwei gute Spieler zuführen bis zum Schließen der Transferliste am 31. August. Dagegen hätte wohl niemand etwas, aber da das Thema nicht viel hergibt, muß man dem Trainer, aber auch der jungen Truppe einfach etwas Zeit geben.

Trotzdem sollten die Jungs nun natürlich mal gegen Fürth für den ersten Dreier sorgen. Denn noch ist nicht sehr viel passiert. Wie ich es an dieser Stelle schon öfters vermutet hatte in den letzten Monaten, ist die Konkurrenz bei weitem nicht so stark wie viele es befürchtet hatten. Siehe die Auftritte am Wochenende der vermeintlichen drei Topteams aus Gladbach, Köln und Mainz. Und warum soll man von vorneherein eine ambitionierte Saisonzielsetzung aufgeben? Der Aufstieg 2008 ist kein Muss, darf nicht automatisch erwartet werden, ausgeschlossen ist er deswegen aber noch lange nicht. Und selbst wenn er nicht gelingen sollte, dann hätte man wenigstens von der Altersstruktur her wieder eine Mannschaft, die eine wirkliche Zukunft hat. Zumal die Jungen dann von der Erfahrung her ein Jahr weiter wären. Der FCK hatte zwar in seiner Nachkriegsgeschichte nie einen schlechteren Tabellenplatz inne als den momentanen, aber zumindest die Grundausrichtung auf dem Spielfeld stimmt mal wieder. Nämlich nach vorne. Dass man das überhaupt erwähnen muss, ist das eigentlich Ungewöhnliche. Denn so kannte man den FCK früher immer.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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