Kummt Senf druff

Wo steht der deutsche Fußball international?

Wo steht der deutsche Fußball international?

Foto: Stadionwelt

Wieder einmal geht europaweit eine Fußball-Saison zu Ende. Zeit, um ein Fazit über den Stand des deutschen Fußballs im internationalen Vergleich zu ziehen. Die Nationalmannschaft konnte ihren bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land im Jahr 2006 errungenen Status festigen, wenn nicht sogar ausbauen. Die Truppe von Bundestrainer Joachim Löw spielt zumeist einen formidablen Offensivfußball, wirkt charakterlich sehr gefestigt und dürfte in ihrer derzeitigen Form einer der heißesten Anwärter auf den Europameistertitel 2008 sein. Die Qualifikation für dieses Turnier ist ohnehin nur noch Formsache, bereits in der kommenden Woche nach den Heimspielen gegen San Marino und die Slowakei dürften die ohnehin nur noch geringen Restzweifel an dieser Qualifikation endgültig beseitigt sein. Andere Hochkaräter wie etwa England, Spanien, der Titelverteidiger Griechenland und selbst Weltmeister Italien tun sich da wesentlich schwerer.

Ist die Nationalelf also momentan wirklich das Aushängeschild des deutschen Fußballs, so muss der Vereinsfußball differenzierter betrachtet werden. Auf den ersten Blick waren die Halbfinalteilnahme von Werder Bremen im UEFA-Cup sowie die Viertelfinalteilnahmen des FC Bayern München in der Champions League und von Bayer Leverkusen im UEFA-Cup keine grottenschlechte Ausbeute. Schaut man sich aber einmal die UEFA-Fünfjahreswertung an, dann sieht die Sache schon anders aus. Nur mit Ach und Krach rettete die Bundesliga ihren 5. Platz hinter Spanien, England, Italien und Frankreich ins Ziel und verteidigte damit zwei feste CL-Teilnehmer und einen dritten Teilnehmer für die dortigen Qualifikationsspiele. Das kann sich aber schon in der kommenden Runde sehr schnell ändern, denn Länder wie Portugal, Rumänien, Holland und Russland werden mit Beginn der neuen Saison punktemäßig ganz nah heranrücken bzw. wie im Falle Rumänien die Bundesliga sogar schon überholen. Hier wird in der neuen Saison viel davon abhängen, wie sich die Bundesligaklubs in den europäischen Wettbewerben schlagen, sonst ist ein weiterer CL-Platz weg. Und das trotz einer weiterhin boomenden Bundesliga mit Rekord-Zuschauerzahlen, denn mittlerweile hängen auch die anderen Topligen vom Zuschauerzuspruch zum Teil weit hinter der deutschen Eliteliga zurück. Kamen fast 40.000 Besucher pro Begegnung zu den Bundesligaspielen, schauten in England rund 34.000 Leute im Schnitt zu, im skandalerschütterten Italien, in der Weltmeisterliga also, hingegen keine 20.000 Zuschauer mehr pro Begegnung.

Natürlich muss man bedenken, dass in diesen Ländern die TV-Rechte den dortigen Klubs höhere Einnahmen bringen als unseren Spitzenklubs, dass zudem häufig milliardenschwere Mäzene Unsummen in den Fußball pumpen, um ihre Eitelkeit zu befriedigen, manchmal vielleicht auch, um eine entsprechende Rendite zu erzielen - dennoch muss es ja nicht gottgegeben sein, dass die europäischen Vereins-Titel automatisch an solche Vereine wie zuletzt den AC Mailand verteilt werden. Immerhin hat vor nicht allzu langer Zeit noch der Underdog FC Porto die Champions League gewonnen und hat der FC Sevilla, der finanziell bei weitem nicht an Real Madrid oder den FC Barcelona heranreicht, zweimal in Folge den UEFA-Cup gewonnen. Vielleicht sollten sich deutsche Teams einmal an solchen Mannschaften mit vergleichsweise bescheidenen Budgets orientieren anstatt ständig über die höheren Einnahmen anderer vermeintlicher Spitzenteams zu lamentieren?

Beispiele, wie man mit geringeren Mitteln dennoch erfolgreich sein kann, gibt es auch in der zuschauermäßig boomenden zweiten Liga. Siehe den Karlsruher SC in der abgelaufenen Saison. Immerhin belegen im Vergleich der zweiten Ligen mit dem 1. FC Köln, dem TSV 1860 München und dem 1. FC Kaiserslautern drei deutsche Vereine die Spitzenplätze unter den vier zuschauerträchtigsten Vereinen europaweit - nur der SSC Neapel ist in diese Phalanx eingebrochen. Und von oben kommt nun Borussia Mönchengladbach hinzu, deren Fanpotenzial erwarten lässt, dass man sich dort in der nächsten Runde ebenfalls einen vorderen Platz erarbeiten kann.

Also, das Unterhaus boomt auch in Deutschland, wenn auch zu erwarten ist, dass der ein oder andere dieser Zuschauerriesen ab dem Sommer 2008 wieder erstklassig spielen wird. Diese schönen Zahlen in erster und zweiter Liga dürfen aber die Verantwortlichen keineswegs dazu verleiten, die Hände in den Schoß zu legen und zu denken, dass schon alles von alleine weiterläuft. Zumal sich zuletzt die Berichte von Ausschreitungen rund um Fußballspiele einerseits und teilweise unverhältnismäßige Einsätze der Ordnungshüter andererseits wieder häuften. Es gibt also in den verschiedensten Bereichen noch viel zu tun, auch wenn erfreulicherweise mittlerweile fast flächendeckend in Deutschland umgedacht und die Nachwuchsförderung sehr nach vorne gebracht wurde.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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