Kummt Senf druff

Quo vadis, Bundesliga?

Ein Thema, das in den letzten Wochen zunehmend diskutiert wird, ist das dramatische Abrutschen unseres Bundesliga-Fußballs im internationalen Vergleich. Nachzulesen im aktuellen UEFA-Fünfjahres-Ranking, wo die Bundesliga zwar noch auf Platz 5 rangiert, mittlerweile aber stark vor allem von der portugiesischen und rumänischen (!) Liga bedrängt wird. Überholen diese beiden Landesverbände in dieser Saison noch die Bundesliga, und es sieht stark danach aus, verlieren wir einen weiteren Champions-League-Platz ab 2008. Man stelle sich das mal vor: Drei Teams aus Bukarest spielen in der „Königsklasse“, während nur der deutsche Meister direkt qualifiziert ist und der Vize gerade mal noch in die Qualikation darf. Eigentlich unfaßbar und blamabel!

Inzwischen wird das Thema zumindest einmal öffentlich diskutiert. Rummenigge und Beckenbauer versuchten, die Bundesliga-Klubs entsprechend aufzurütteln, der „Kicker“ schrieb letzte Woche ausführlich darüber, genauso wie der „Doppelpaß“ im DSF am Sonntag darüber diskutierte. Es ist noch gar nicht so lange her, da war die Bundesliga tatsächlich die Nummer 1 in Europa, Platz 3 hielt man auch noch jahrelang, nun droht der Absturz auf Platz 7 oder 8. Und das trotz des Zuschauerbooms in Deutschlands Eliteliga. Stümperhaftes Rumgegurke über Jahre gegen zweit- und drittklassige Konkurrenz brachte die Bundesliga in diese Lage.

In der laufenden Saison gibt es keine nennenswerte Besserung- siehe Schalke, Hamburg und Berlin mit ihren miserablen sportlichen Bilanzen und auch Leverkusen oder Frankfurt sind nur unteres Mittelmaß. Dass Teams wie Bremen oder Bayern sich gut verkauft haben bisher, reicht da nicht mehr aus. Selbst Beckenbauer weiß nicht, woran es liegt. Ich meine, die immer noch vorhandene Arroganz deutscher Teams gegenüber angeblich zweitklassigen Gegnern muss endlich raus aus den Köpfen.

Außerdem muss dringend anders, individueller und vielleicht auch intensiver trainiert werden. Wobei das Ganze natürlich schon im Jugendbereich anfängt. Der Unterschied in der Schnelligkeit zwischen Champions-League- und Bundesliga-Fußball wird von Fachleuten mittlerweile auf mindestens 15 bis 20 Prozent geschätzt. Dort muss also angesetzt werden. Jürgen Klinsmann und Jogi Löw hatten das frühzeitig erkannt, bei der Nationalelf konnte man es entsprechend kompensieren. Aus der Bundesliga gab es aber laut DFB-Chefscout Urs Siegenthaler nach der WM 2006 keine einzige Anfrage über diese Methoden und Ansätze im Einzelnen. Stattdessen stolpert die Mehrzahl der Bundesligaclubs lieber weiter hilflos durch Europa. Eine aktuelle Umfrage unter Fans des FC Barcelona ergab, dass man sich den FC Bayern als Achtelfinalgegner in der Champions League wünscht. Man hat also nicht einmal mehr vor den hierzulande noch hochgelobten Bayern mehr Respekt.

Da hilft dann auch kein Jammern mehr über die sicherlich besseren finanziellen Möglichkeiten in England, Italien oder Spanien. Dass Dinamo oder Steaua Bukarest bessere Möglichkeiten haben sollen als die deutschen Spitzenteams, kann ja wohl niemand ernsthaft behaupten. Immerhin erlöst die Bundesliga alleine rund 420 Millionen Euro im Jahr aus den Fernsehverträgen, die gesamte rumänische Liga aber mal gerade 1 Million. Somit müsste man zumindest in der Lage sein, einen vierten oder fünften Rang im internationalen Ranking zu halten.

Im Übrigen haben auch in den Topligen in England, Italien oder Spanien nicht alle Vereine diese Top-Finanzausstattung. So gewann im Mai 2006 beispielsweise der FC Sevilla den UEFA-Cup, dessen Jahresetat bei 50 Millionen Euro liegt, während Mönchengladbach mit einem Etat von 60 Millionen gerade mal wieder Folterfußball am laufenden Band bietet und im Bundesliga-Abstiegskampf steckt. Zu behaupten, dass man im Ausland einfach besser dopt, das geht mir hier zu weit, zumal dieses leidige Thema ja gerade erst einmal andiskutiert wird. Hoffen wir, dass es sich auch wieder von alleine erledigt.

Und hoffen wir, dass angesichts des größten Desasters des deutschen Vereins-Fußballs auf internationaler Ebene seit Jahrzehnten nun endlich ein Umdenken in den meisten Vereinen einzieht. Denn mich als Fan des deutschen Fußballs ärgert dieser schleichende Verfall ungemein. Fast überall in Europa wird man ja nur noch ausgelacht.

Meine Hoffnung für 2007: Werder gewinnt wenigstens den UEFA-Cup!

Was hat das alles mit dem 1. FC Kaiserslautern zu tun? Momentan gar nichts. Aber ich gebe die Hoffnung auf ein internationales Comeback des FCK in ein paar Jahren nicht auf. Und dann wäre es anhand des dann aktuellen UEFA-Rankings schon interessant, ob man sich z. B. über Platz 4, 5 oder 6 noch für den UEFA-Cup qualifizieren könnte.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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