Hall of Game: FCK - Real Madrid 5:0 (1981/82)

Das Debakel der "Königlichen"

Das Debakel der "Königlichen"

Foto: Imago Images

An einem frühlingshaften Abend im März 1982 erlebte der Betzenberg, der stimmungsmäßig längst zur Legende unter Deutschlands Fußballstadien geworden war, eines seiner unglaublichsten Spiele. Zu Gast im Viertelfinal-Rückspiel des UEFA-Cup-Wettbewerbs waren die „Königlichen“ von Real Madrid mit ihrem deutschen Legionär Uli Stielike. Doch diese Partie hatte ein Vorspiel: Zwei Wochen zuvor hatten sich die Spanier von ihrer übelsten Seite gezeigt und getreten, was das Zeug hielt. In der Konsequenz mussten FCK-Idol Hans-Peter Briegel und Mittelstürmer Friedhelm Funkel in dieser Partie schwer angeschlagen vorzeitig den Platz verlassen. Doch der FCK verkürzte den scheinbar aussichtslosen 0:3-Rückstand kurz vor Schluss noch per Elfmeter auf 1:3, was für das Rückspiel in der Pfalz noch alle Chancen offen hielt.

Rechtzeitig zu diesem Rückspiel waren Briegel und Funkel dann wieder fit, zudem präsentierte sich die zuvor lange verletzte Torwart-Ikone Ronnie Hellström mittlerweile wieder in Bestform. Was der FCK dann in diesem Rückspiel zustande brachte, gehört in die Geschichte der allergrößten Spiele, die es jemals in Deutschland zu bewundern gab. Die Stimmung war aufgrund der Vorkommnisse des Hinspiels nicht nur - wie auf dem Betze üblich - fanatisch, sondern geradezu feindselig den Spaniern gegenüber. 34.000 FCK-Fans machten den 500 spanischen Schlachtenbummlern und deren Mannschaft schon vor dem Anpfiff im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle heiß und kreierten unter anderem den neuen Song „Zieht den Spaniern die Badehosen aus“.

Und die Roten Teufel gaben vom Anpfiff an Vollgas! Bereits nach einer Viertelstunde hatte Friedhelm Funkel zwei Mal getroffen, wodurch der FCK schon frühzeitig die nächste Runde vor Augen hatte. Die Spanier verstanden die Welt nicht mehr, wurden regelrecht überrollt und verloren mehr und mehr die Nerven. Sie traten gegen alles, was sich bewegte, was selten genug der Ball war, und dezimierten sich dadurch frühzeitig. Bereits vor der Pause schickte der hervorragende Schiedsrichter Palotai aus Ungarn zwei Madrilenen vom Platz, zunächst in der 34. Minute San Jose und sechs Minuten später den englischen Mittelstürmer Laurie Cunningham, der dem davoneilenden Werner Melzer kurzerhand in den Allerwertesten trat.

Zur Pause waren die „Königlichen“ mit dem 0:2 noch bestens bedient, aber nach der Pause machte der FCK seinem geschockten Gegner nun endgültig den Garaus. Hannes Bongartz (50.) verlud per Übersteiger die gegnerische Abwehr und schlenzte den Ball zum 3:0 ins lange Eck, Norbert Eilenfeldt erhöhte wenig später sogar auf 4:0. Nun verlor Madrids Pineda die Nerven - er holzte mit einem langen Anlauf den auf Linksaußen wirbelnden Beppo Hofeditz an der Eckfahne einfach um und musste ebenfalls vorzeitig vom Platz. Doch die verbliebenen acht Real-Stars bäumten sich noch einmal auf und bekamen wenig später einen Elfmeter zugesprochen. Aber sie hatten ihre Rechnung ohne den schwedischen Nationalkeeper Ronnie Hellström gemacht, der den Elfmeter abwehren konnte. Der Jubel der FCK-Fans nahm Orkanstärke an und „Ronnie-Sprechchöre“ aus tausenden Kehlen waren die Folge.

Schließlich machte Reiner Geye (73.) noch das 5:0 für den FCK und damit war die Sensation perfekt. Real Madrid, deren Bester noch der Deutsche Stielike war, schlich entnervt vom Platz, der Betzenberg erlebte eine seiner schönsten Siegesfeiern.

Der weit gereiste Trainer von Real, Vujadin Boskov, bekannte nach dem Spiel, dass er eine solche Atmosphäre wie in Kaiserslautern noch in keinem Fußballstadion der Welt erlebt hatte - ein Urteil, welches er über acht Jahre später als Trainer von Sampdoria Genua noch einmal wiederholen sollte. Seine hoch bezahlten Stars hatten sich auch wegen des fanatischen Lautrer Publikums schnell den Schneid abkaufen lassen und mussten schmachvoll die Heimreise in die spanische Hauptstadt antreten. Und der Betzenberg war nun auch in Südeuropa bestens bekannt.

Folgende Spieler haben sich ihren Platz in der „Hall of Game“ mehr als verdient:
Hellström, Wolf, Briegel, Dusek, Brehme, Melzer, Bongartz, Geye, Eilenfeldt (83. Brummer), F. Funkel (75. Eigendorf), Hofeditz

- Statistik zum Spiel 1. FC Kaiserslautern - Real Madrid 5:0 (1981/82)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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