Interview mit Aufsichtsratskandidat Carsten Krick

"Man sollte den gleichen Fehler nicht zweimal machen"

"Man sollte den gleichen Fehler nicht zweimal machen"


Carsten Krick ist mit 34 Jahren der jüngste Kandidat für den Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern. Er möchte mithelfen, die Außendarstellung des Vereins zu verbessern, und sieht sowohl sportlich als auch wirtschaftlich viel Verbesserungsbedarf.

Der Betze brennt: Carsten Krick, die Roten Teufel stecken weiter in der sportlichen Krise - was ist in den vergangenen 14 Monaten schiefgelaufen beim 1. FC Kaiserslautern?

Carsten Krick (34): Man ist wieder mit einem angeschlagenen Trainer in die neue Saison gestartet und hat die abgeschlossene Saison 2019/20 falsch oder gar nicht im Detail durchleuchtet. Trotz schlechter Ergebnisse in der Saisonvorbereitung und trotz sehr dürftiger Auftritte im Verbandspokal nahm man das Wort "Spitzenmannschaft" in den Mund. Wenn man dann sieht, wie es in Wirklichkeit aussieht, tut das nicht nur uns Fans weh, sondern so etwas belastet auch die Spieler.

Zusätzlich gab es wöchentlich neue Horrormeldungen in den Medien. Die Causa Wilhelm ist sicher jedem bekannt. Dass sich diese Unstimmigkeiten und Streitigkeiten negativ auf das Arbeitsklima auswirken, dürfte jedem klar sein. Für mich auch ein noch Punkt, der erschwerend hinzu kommt, ist, dass seit einem Jahr so gut wie keine Fans im Stadion sind. Nicht das wir vorher Heimstärke mit Fans bewiesen hätten, aber ein leeres großes Stadion nimmt uns auch hier fast jedem Heimvorteil.

Der Betze brennt: Sie treten als neuer Bewerber für den FCK-Aufsichtsrat an. Stellen Sie sich den Vereinsmitgliedern daher doch bitte zunächst kurz vor: Welche beruflichen Qualifikationen bringen Sie mit, was muss man privat von Ihnen wissen, welchen Bezug haben sie zum FCK?

Krick: Ich bin 34 Jahre alt, wohne in Ludwigshafen und arbeite in einem Dentallabor. Darüber hinaus besitze ich eine abgeschlossene Ausbildung zum Altenpfleger. Mein erstes FCK-Spiel war 1996 gegen Fortuna Köln und seitdem gehe ich regelmäßig ins Stadion. Privat bin ich leidenschaftlicher Sportfan und verfolge auch die ortsansässigen Eulen Ludwigshafen in der Handball-Bundesliga. Durch Freunde, die dort tätig sind, habe ich auch hier einen Einblick in das Marketing und die Vereinsstrukturen der Eulen.

Meine größte Leidenschaft ist die Trainer- und Schiedsrichtertätigkeit. Ich bin seit zirka 18 Jahren Schiedsrichter im SWFV und seit 15 Jahren Trainer. Ich habe in mehreren Vereinen der Region im Vorstand Aufgaben übernommen und war auch als Schriftführer und Kassenwart tätig. Meine lehrreichste Zeit erlebte ich beim FC Speyer 09. Die Strukturen des Vereins in der Jugendarbeit betrifft sind hervorragend. "Anpfiff ins Leben" hat dort ein Leistungszentrum und ich habe in meiner vierjährigen Zeit als Trainer dort wertvolle Einblicke in die Abläufe erhalten können.

"Die Außendarstellung des Vereins muss massiv verbessert werden"

Der Betze brennt: Sie sind 34 Jahre alt und damit der jüngste Kandidat der diesjährigen Wahl. Können Sie darauf einen zusätzlichen Grund ableiten, weshalb man Sie wählen sollte, oder ist das Alter in einem Gremium wie dem Aufsichtsrat völlig egal?

Krick: Das Alter sollte keine Rolle spielen. Hier sollte es wie im Fußball sein. Es gibt nur gute und schlechte Spieler, egal welchen Alters. Junge, dynamische Leute tun unserem Verein aber sicherlich gut, da sie einen ganz anderen Blick auf die aktuellen Dinge der Welt und des Vereins wiedergeben können.

Der Betze brennt: Bei der Wahl geht es um eine bevorstehende Amtszeit von knapp drei Jahren. Was sind die größten Baustellen in diesem Zeitraum und was hat in ihrer "To-do-Liste" die höchste Priorität? Wie lautet Ihr persönlicher Drei-Jahres-Plan für den FCK?

Krick: Kurz gesagt: Außendarstellung verbessern, Kontinuität im sportlichen Bereich, Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit Sponsoren und Investoren.

In meiner To-Do-Liste sollten nur Dinge stehen, die ich auch selbst mit beeinflussen kann. Da ist für mich als allererstes, die Außendarstellung des Vereins massiv zu ändern und zu verbessern. Es macht mich traurig, dass sich mittlerweile viele Menschen von unserem tollen Verein abgewendet habe. Die Außendarstellung der letzten Monate und Jahre hat denke ich tiefe Spuren bei jedem von uns hinterlassen, dem der FCK etwas wert ist und am Herzen liegt.

Des Weiteren ist es selbstverständlich nötig, kleinere Brötchen zu backen. Wir gehen fast jede Drittliga-Saison mit einem Top-Etat an, liegen aber nach zehn spielen meilenweit in der Tabelle zurück. Wir reden jede Saison vom Aufstieg und manche sogar von der ersten Liga. Ich möchte hier erwähnen, dass Hansa Rostock bereits seit 2013 in dieser Liga festhängt und in dieser Zeit fast nie um den Aufstieg gespielt hat. Natürlich muss das Ziel sein, aus dieser Liga nach oben rauszukommen. Aber nur durch große Reden schwingen und sich selbst auf den Favoritenthron zu setzen, werden wir das nicht erreichen, das muss jedem klar sein. Der FCK war immer erfolgreich, wenn er der Underdog war. Sportliche Kontinuität kann allerdings nur bedeuten, dass man sich selbst gegebene Ziele nicht meilenweit verfehlt. Ich denke, wenn wir am Ende dieser Saison auf Platz 4 bis 5 landen würden, wäre das so etwas wie ein gutes Fundament. Die Realität heißt jedoch erstmal Abstiegskampf.

"Der FCK muss endlich von seinem hohen Ross runter"

Der Betze brennt: Sie benennen die Außendarstellung des Vereins als eine der größten Baustellen des Vereins. Dazu sagen Sie in Ihrer Bewerbung, sie möchten die "Kommunikation und den Kontakt zur Basis des Vereins wieder intensivieren und wiederherstellen" und die "Werte des Vereins mit Leben füllen." Wie wollen Sie das konkret umsetzen, welche Maßnahmen schweben Ihnen vor?

Krick: Der FCK muss endlich von seinem hohen Ross runter, bevor es uns selbst abwirft und zu Tode trampelt. Wir spielen in der 3. Liga, denken jedes Jahr tiefer geht es nicht und werden dann eines Besseren belehrt. Der FCK muss wieder greifbar werden. "Die da oben" klingt immer wie eine Beleidigung und ist negativ behaftet. Die da oben sollten aber endlich lernen, Fehler einzugestehen, die gemacht wurden und die auch in Zukunft passieren werden. Aus Fehlern kann man viel lernen. Rückgrat und Geradlinigkeit sind für mich Werte, die ich ebenfalls wieder zum Leben erwecken will. Ich habe kein Problem damit, Fehler einzugestehen. Man sollte den gleichen Fehler nur nicht zwei Mal machen. Viele Vorgänger und Menschen, die einen Posten im Verein hatten, erzählten immer von Transparenz, Ehrlichkeit und den Werten Fritz Walters. Im Gegenzug wird dann zum Beispiel ein Stadionfest abgesagt, was seit Jahren ein tolles Event war.

Ich sehe auch das Thema Charity beim FCK als verbesserungswürdig an um unsere Außendarstellung in der gesamten Region und in Deutschland zu verbessern. Hier habe ich einige Ideen in meiner Schublade, wie zum Beispiel ein "Spiel der Herzen" oder Spielerpatenschaften in Kinderkrankenhäusern.

Der Betze brennt: Sport und Finanzen, das sind immer wieder die entscheidenden Themen beim FCK. Während der Einfluss auf den fußballerischen Erfolg im Aufsichtsrat nur begrenzt ist, sind die wirtschaftlichen Planungen umso präsenter: Beispielsweise beim Thema Investoren, welche Schritte würden Sie hier als nächste in Angriff nehmen wollen?

Krick: Zuallererst muss man auch dem aktuellen Aufsichtsrat danken, dass wir heute überhaupt über die Zusammenarbeit mit Investoren reden können. Das ist alles Neuland für unseren Verein. Wir hatten ja immer "nur" Sponsoren und keiner hat hier wirklich investiert, um Rendite zu bekommen. Ich denke, die bisherigen Aufsichtsräte haben hier eine gute Basis gelegt. Man muss allerdings offen sein für weitere Geldgeber. Hier muss das Thema Sperrminorität auf den Tisch. Das Thema Öffnung der Fan-Säule schwebt zudem seit der Ausgliederung Jahr für Jahr über unseren Köpfen. Hier muss es klare Informationen geben, ob diese Möglichkeit der Fan-Säule weiterhin machbar ist, oder ob man nur die Fans vertröstet, weil man damals falsch entschieden hat. Das gehört für mich zur Transparenz.

"Ich bin einer von der Basis, aber nicht Vertreter aller Fans"

Der Betze brennt: Aus früheren Kommentaren in den sozialen Netzwerken waren Sie als jemand bekannt, dem auch mal - verbal - etwas der Kragen platzen kann. Nun muss man fairerweise festhalten, dass diese Internetbeiträge inzwischen "verjährt" sind. Dennoch kommt es gerade im Aufsichtsrat ja auch auf Teamfähigkeit und manchmal Kompromissbereitschaft an, deshalb die daran anschließende Frage: Wie haben Sie die ständigen Querelen innerhalb der FCK-Gremien in den letzten Jahren erlebt? Und wie würden Sie sich selbst heute in dieser Hinsicht beschreiben: Wären Sie im Aufsichtsrat eher der vermittelnde Diplomat oder derjenige, der dazwischen haut, wenn es nicht rund läuft?

Krick: Zuallererst möchte ich sagen, dass ich allen Leuten immer mit Respekt und Anstand gegenübertrete. Diskussionen, teils auch hitzig, gehören bei uns in Kaiserslautern dazu. Wir sind nicht in Sinsheim und wollen uns mit Watte und rosaroten Wölkchen bewerfen. Als Trainer bin ich auch schon vom Platz geflogen. Wichtig ist, dass man sich danach die Hand gibt und alles vergessen ist. Solange alles im Rahmen bleibt und es immer um die Sache geht, habe ich nichts gegen Emotionen. Man darf bei allen hitzigen Debatten jedoch nie vergessen, dass auch ein Mensch mit Gefühlen dahintersteckt.

Der Aufsichtsrat ist ein Team und muss auch so auftreten. Die Zeit für Alleingänge sollte vorbei sein. Ich bin immer kommunikativ und fair. Man muss aber auch den Mut haben, Dinge knallhart anzusprechen, die falsch oder aus dem Ruder laufen. Hier steht der FCK an erster Stelle und wenn ich sehe, dass sich etwas kontraproduktiv für den FCK auswirkt, dann bin ich der Erste, der den Mut hat, dies intern auch anzusprechen.

Der Betze brennt: Abschließend möchten wir Sie gerne um ein Plädoyer in eigener Sache bitten: Wie würden Sie Ihre Kandidatur zusammenfassen und weshalb sollten die FCK-Mitglieder Ihnen am 26. Februar ihre Stimme geben?

Krick: Ich bin einer von der Basis. Mir fehlt seit Jahren der pragmatische Blick im Verein und im Gremium. Ich bin neutral, trete nur für mich und den FCK an. Ich gehöre nicht zu aktiven Fanszene und bin auch in keinem Fanclub. Ich möchte hier auch sagen, dass ich mich nicht als Vertreter aller Fans sehe. Zu verschieden sind hier die Meinungen, die wir alle akzeptieren sollten.

Für mich heißt Aufsichtsrat beim FCK auch, Flagge zu zeigen und vor Ort da zu sein, wenn es brennt. Der FCK kann mich 24 Stunden am Tag erreichen und anrufen. Wenn nötig, bin ich in 30 Minuten über die A6 am Stadion. Wir brauchen auch wieder Leute, die nicht erst ein Flugticket aus Berlin oder Hamburg buchen, um vor Ort zu sein. Auch Mitglieder und Fans können mich jederzeit kontaktieren.

Ich freue mich über jede Stimme und möchte auch meine Mitstreiter bitten, nach abgeschlossener Wahl die gewählten Aufsichtsräte voll und ganz zu unterstützen. Eitelkeiten sind fehl am Platze. Es geht hier nur um den FCK und eine bessere Zukunft für unseren tollen Verein.

Der Betze brennt: Besten Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei den Wahlen!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes, Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 26. Februar 2021

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