Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - SV Sandhausen 3:0

Noch keine Startelf, aber viele Mutmacher

Noch keine Startelf, aber viele Mutmacher

Foto: Imago Images

3:0 gegen Zweitligist Sandhausen. Und das eine Woche vor dem Saisonstart gegen Zweitligist Regensburg, der die vergangene Spielzeit punktgleich mit Sandhausen abschloss. Das macht Mut. Dennoch: An ein paar Stellschrauben muss der 1. FC Kaiserslautern noch drehen. Die Analyse einer Generalprobe.

Generalprobe - da lässt der Trainer normalerweise doch die Elf starten, mit der er auch zur Pflichtspielpremiere plant. Auch wenn er das auf Nachfrage nicht zugibt, sondern darauf verweist, dass die Trainingsleistungen der kommenden Woche noch zur ein oder anderen Änderung führen können. Oder?

Nicht bei Boris Schommers, nicht nach dieser Saisonvorbereitung, die, wie so vieles in diesem Jahr, anders ablief als alle bisherigen. Die Startelf fürs DFB-Pokalspiel gegen Jahn Regensburg zu finden, mit dem der FCK am Sonntag, 13. September, um 15:30 Uhr in die offizielle Spielzeit startet, sei heute nicht das Hauptthema gewesen, erklärte der Cheftrainer hinterher. "Ich wollte einigen Spielern nochmal Gelegenheit geben, sich zu zeigen." An erster Stelle stand dabei Janik Bachmann, der sich beim vorangegangenen Testspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden (0:1) beim Aufwärmen verletzt hatte.

Fingerzeige auf die Startelf für Regensburg? Kaum

Bachmann zählte neben Avdo Spahic, Kevin Kraus, Carlo Sickinger und Adam Hlousek zu den FCK-Spielern, die 90 Minuten durchspielen durften. Ein Fingerzeig, das diese Fünf gegen Regensburg bereits gesetzt sind? Kaum. Alex Winkler, den Schommers nicht einsetzte, weil der Neuzugang unter der Woche geheiratet und zwei Tage frei bekommen hatte, wird wohl für Kraus in die Startelf rutschen. Und dass Schommers mit Marius Kleinsorge und Tim Rieder auf der Bank beginnt, ist ebenfalls nicht sehr wahrscheinlich - jedenfalls nicht nach dem, was die beiden in der zweiten Hälfte gegen Sandhausen zeigten.

Überhaupt stand in der Startelf zu dieser Generalprobe mit Hlousek nur ein Neuzugang. Doch Neue werden gebraucht, um dem Spiel nach vorne Schwung zu verleihen, das war in den ersten 45 Minuten deutlich zu sehen. Eine von Hikmet Ciftci überraschenderweise flach in den Strafraum gespielte Freistoßflanke auf Bachmann markierte so ziemlich die einzige Einschussmöglichkeit für den FCK.

Skarlatidis in der Pick-Rolle: Noch ausbaufähig

Das Schommers-Team präsentierte sich diesmal wieder mit einer variablen Dreier-Reihe in der Offensive, nachdem es am Dienstag, im Test gegen Wehen, noch ein flaches 4-4-2 bevorzugte. Wie man diese Anordnung eigentlich nennen soll - 4-3-3, 4-3-1-2 oder 4-4-2 mit Raute? "Das bleibt euch überlassen", erklärt Boris Schommers auf Anfrage. "Ich nenne das ein variables Offensivsystem."

In der Rolle des zentralen Offensiven, der sich immer wieder aus dem Zentrum hinausbewegt, um seinen Nebenleuten den Weg in die Mitte freizumachen, versuchte sich gegen Sandhausen eine Stunde lang Simon Skarlatidis.

Fazit: Es war noch lange nicht das, was Florian Pick in der vergangenen Rückrunde aus dieser Rolle machte, und auch nicht das, was ein Simon Skarlatidis daraus machen könnte. Der 29-Jährige, der nach diversen Verletzungen ein unglückliches erstes Jahr in der Pfalz erlebte, muss da noch hineinwachsen. Die Anlagen dafür bringt er auf jeden Fall mit.

Belebende Elemente: Kleinsorge, der Pfeil, und Rieder, das Alphamännchen

Gegen Sandhausen wurde Skarlatidis in der letzten halbe Stunde von Manfred Starke abgelöst - und der hatte einen genialen Moment: In der 80. Minute setzt er mit einem Diagonalpass Kleinsorge ein, der prompt zum 3:0 vollstreckt.

Überhaupt Kleinsorge: Er war zur Pause für den abermals blassen Lucas Röser gekommen - und verlieh dem FCK-Spiel das Tempo, das bis dahin gefehlt hatte. Und Tim Rieder, den allein schon seine Körpersprache als Alphamännchen ausweist, sorgte für mehr Präsenz im zentralen Mittelfeld.

Mit den beiden auf dem Platz begann der FCK, den eine Klasse höher spielenden Gegner zunehmend in die eigene Hälfte zu drängen, auch wenn zunächst nicht mehr als eine etwas halbgare Kopfballchance durch Skarlatidis nach einer Flanke von Hikmet Ciftci zu verzeichnen war.

Der Führungstreffer: Schön für Sickinger, schade für Huth

In der 58. Minute aber ist es soweit. Kapitän Carlo Sickinger markiert einen direkten Freistoßtreffer, wie er heutzutage am Betzenberg nur selten zu sehen ist.

Allerdings: Noch schöner wär’s gewesen, die Sandhäuser hätten an der Strafraumgrenze nicht gefoult und Ciftcis vertikaler Steckpass auf den durchstartenden Elias Huth wäre durchgekommen. Huth hätte sicher enorm Selbstvertrauen getankt, hätte er mal einen Treffer aus einer echten Mittelstürmerposition erzielen dürfen. So bleibt der Rückkehrer, der vergangene Saison für den FSV Zwickau immerhin 14-mal traf, in der Vorbereitung ohne Erfolgserlebnis -und es ist ihm leider nicht mehr zu attestieren als ein undankbares "Er hat sich bemüht".

Pourié: Auch einer für die Pick-Rolle

Huth wurde nach einer Stunde durch Marvin Pourié ersetzt, der sich beweglich und mit guter Ballbehauptung präsentierte - ob die Leihgabe aus Karlsruhe allerdings schon in acht Tagen bei den für einen Startelfeinsatz geforderten "100 Prozent" ist, muss sich noch weisen. Wenn man den vor Selbstbewusstsein strotzenden 29-Jährigen fragt, ist das natürlich keine Frage, vielleicht schon für den Pokal gegen Regensburg, aber spätestens danach in der Liga gegen Dresden. Pourié jedenfalls wäre auch ein Kandidat für die einstige Pick-Rolle des zentralen Offensiven.

Aufschlussreich auch, wie das 2:0 in der 79. Minute fällt: Sickinger schlägt aus der letzten Linie einen weiten Pass auf die linke Seite, wo der ebenfalls eingewechselte Hendrick Zuck startet und geistesgegenwärtig in die Mitte spielt, so dass Kleinsorge nur noch einschieben muss.

Halt so ein typischer Zuck-Pass: Gescheit, gut getimt und präzise - und dennoch sieht er so unscheinbar aus, dass ihn niemand als "genial" bezeichnen würde. Obendrein zeigt die Szene: Sickinger dürfte in dieser Saison zunächst als Innenverteidiger auflaufen. Ganz hinten einen spielstarken Mann für den ersten Pass zu haben, tut dem FCK-Spiel einfach gut.

Fazit: Defensive stark, am Offensivtriangel muss noch gefeilt werden

Zumal es auch an seiner Defensivleistung nichts auszusetzen gibt. Wie auch generell das Spiel gegen den Ball gut funktionierte: Der Zweitligist kam erst in der 89. Minute zu einer wirklich guten Einschusschance. Bemerkenswert dabei: Der FCK behielt diesmal seine 4-3-3-Anordnung auch bei gegnerischem Ballbesitz bei. In der vergangenen Rückrunde stand er meistens erst stabil, wenn er auf 4-4-2 umstellte.

Insgesamt also ein wirklich Mut machender letzter Test vor der Pflichtspielpremiere im DFB-Pokal gegen Regensburg. Die exakte Besetzung seines Offensivtriangels wird Boris Schommers bis dahin allerdings noch einiges Kopfzerbrechen bereiten.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Ergebnismeldung | Generalprobe geglückt: 3:0 gegen Sandhausen (Der Betze Brennt)
- Stimmen zum Spiel | Schommers:"Das gibt Schub und Selbstvertrauen" (Der Betze Brennt)

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